Initiativ-Bewerbungen

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Initiativ-Bewerbungen

Jungs und Mädls, bei allem Gebashe und Getöne, wollen wir doch mal sachlich bleiben!

Ich kann aus Erfahrung nur folgendes berichten:
- Initiativbewerbungen haben sich für mich bisher immer gelohnt. Ich habe aber auch manchmal nur an Erfahrung hinzugewonnen.
- Ob sich jemand bei einem großen oder kleinen Sender (ohne Connections) bewirbt, kann ein unterschiedliches Ergebnis zur Folge haben.
- Größere Sender sind nicht automatisch "besser", sie arbeiten in der Regel allerdings professioneller. Man muss damit umgehen können, dass ggf. ein anderes Klima als bei kleineren Sendern herrscht.
- Platzhirsche sind nicht immer arrogant, es gibt aber auch Platzhirsche, bei denen das Personal Schlange steht und man nur eine(r) von vielen ist ("Wir haben da noch X Leute in der Pipeline, falls das hier nicht klappt")
- Öffentlich-rechtliche Sender schimpfen grundsätzlich auf die Privaten und umgekehrt. Man sollte das wissen und beherzigen.
- Auch kleinere Unternehmen können ein Sprungbrett sein, man muss sich aber bewusst sein, dass die Arbeitsbedingungen bei einem größeren Sender nicht unbedingt besser sind (Mehr Geld = mehr Leistung!)
- Gelegentlich antworten größere Sender oder Marktführer gar nicht erst auf Initiativbewerbungen. Kleinere tun dies nach meiner Erfahrung eher. Trotzdem kann man ggf. nach der Arbeit bei einem kleineren Sender später bei einem größeren einsteigen (Wettbewerbsverbote bitte unbedingt beachten!)

Ich hoffe, etwas zur Diskussion beigetragen zu haben.
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

und das in einem Thread, in dem jemand gerne Tipps hätte - sehr gefährlich!

Sorry, aber ich will keine Tipps, sondern wollte erfahren wie die Stimmung heutzutage ist. That's all!
Ich suche nicht, bin aber neugierig.

Gruss
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Hallo!

Ich fühle mich etwas falsch verstanden! Es ist natürlich nicht so, daß ich aus diesem Grund in Tränen ausbreche und in die Nervenklinik muß, aber etwas Ordnung kann wirklich nicht schaden.

Der Reihe nach...


@Zwerg
Haben wir vielleicht mal beim gleichen Sender gearbeitet?

Nein, sicher (und bei näherer Betrachtung "leider") nicht. Aber du als Historiker weißt doch: Geschichte wiederholt sich.

Insofern wird es dich sicher nicht weiter überraschen, wenn sich die alten "Privatsender-Geschichten" aus Hamburg, Berlin und München irgendwie alle gleichen. ;)

Wirklich hochmotivierte - ja nennen wir sie einfach - "Praktikanten der ersten Stunde", haben sich für "ihren Sender" den Arsch aufgerissen (weil es ja gerade nach dem Sendestart besonders auf "Elan" ankommt - mangelde Erfahrung wurde mitunter durch "Eifer" kompensiert), wurden wenige Monate später einfach "deaktiviert", weil meinetwegen der "Chefredakteur" mit der Zeit gemerkt hat, daß ihm seine anvertrauten "Zöglinge" langsam über den Kopf gewachsen sind - schlauer waren als er, ihm gefährlich werden konnten. Wenn die Redakteure mehr wissen als der Chef, dann ist das natürlich nicht gut...

Wenn ich beispielsweise aus Mannheim stamme, kann ich in Leipzig auf Dauer nicht den großen Chefredakteur mimen. Das geht einfach nicht gut, bringt nur böses Blut im Sender. Ich kenne weder die Geschichte der Stadt (hier geht es auch um "kleine Geschichten", die nicht unbedingt in Wikipedia stehen), noch komme ich mit der Mentalität klar. Ich als Sachse kann doch auch nicht nach Köln zum WDR gehen und sagen: "2012 übertragen wir den Karneval nicht live. Wir schicken zwei Kamerateams hin. Die sollen "was" - drei Minuten - für die Abendschau" drehen. Das muß reichen..."

Auuuu. Die "Kölner" würden mir nicht nur meine Zipfelmütze... - ihr wisst schon.



Und damit komme ich auf den Punkt: Der Spruch "Wir sind von hier!" sollte echt gelebt werden. Oder glaubt irgendein Wessi-Möchtegern-Berater oder sonst ein Motherfucker hier im Forum, daß die Brüder und Schwestern im Osten das Gelaber abgefuckter Spezis (und Moderatoren) aus dem Westen wirklich nötig haben, um im Osten "gutes" Radio machen zu können? Nicht doch!


Die Ossis in meinem Alter haben garantiert mehr Stunden vor dem "Westradio" verbracht", als so manch Hörer aus dem eigentlichen Sendegebiet zu dieser Zeit. Ausnahmen bestätigen die Regel - keine Frage. Ich freue mich ja auch immer wieder, wenn Leute wie "grün" oder "Plattenschrank" die unbekanntesten Titel im Quiz erkennen. Aber genau an diesem Punkt gibt es eine Schnittmenge: Die beiden gehen mir nicht auf den Sack, begegnen mir in Augenhöhe, und beweisen mir damit, daß sie praktisch auf der gleichen Wellenlänge schwimmen wie ich! Ich - und all die anderen "Musik-Freaks" hier im Forum sind nicht allein!

Kurz zusammengefasst: Die (Privat)sender in den fünf neueren Bundesländern bräuchten eigentlich keine Chefs oder sonstige (Aus)Hilfe aus dem Westen. Die "Selbstreinigungskräfte" würden dann auch noch den letzten "DDR-Stallgeruch" aus dem Funkhaus treiben. Ossis in meinem Alter haben den "Sound" von AFN, BFBS und natürlich RIAS2 "im Blut". Okay - wir reden jetzt von "Popwellen"- Mainstream. Wenn ich mich aber hier im Forum umschaue, dann finde ich durchaus Leute, die problemlos einen Sender aus dem Boden stampfen könnten, der "westlicher" als "RIAS 2" klingt, aber auch beispielsweiße Info-Elemente und die bekannten Spezialsendungen von DT-64 in diesem Programm vereinigt.

Leider fehlt (nicht nur mir) das Geld.

Mal abgesehen von der bundesweiten Lizenz auf UKW (ja auch ich glaube, daß man momentan nur auf UKW Geld verdienen kann) - 25 Mio sollten im ersten Jahr schon vorhanden sein. Mmm. Hab ich nicht, kann ich auch nicht auftreiben. Scheiße! Tut mir leid Jungz und Mädelz.

So schnell zerplatzen Träume. Aber das kennt ihr ja schon. Träume dieser Art habt ihr mit Sicherheit schon oft geträumt... Für wenige Stunden war euer "Traumsender" sogar "On Air"... ;)




chapri schrieb:

Und bei einer Bewerbung geht es auf gar keinen Fall um Schleimspuren, sondern um TRIFTIGE Gruende, warum man sich gerade fuer DIESE Station bewirbt. Das verhindert gleichzeitig, dass man sich "dummstellen" muss, weil man einen grundsaetzlich positiven Bezug zum Programminhalt hat.


Darauf möchte ich gern versuchen zu antworten. Zuvor möchte ich aber noch die Gedanken von dea einfügen, damit sie nicht unter den Tisch fallen:


Angesichts solcher Forderungen [Hochschulstudium etc.] ist ja wohl klar, wie eine Initiativ-Bewerbung aussehen muss, um den Personalverantwortlichen zu überzeugen. Die sollte dann schon was von Guttenberg'schen Trümpfen haben. Lassen wir das.



Ich wiederhole nochmal den wichtigsten Satz:


"Bei einer Bewerbung geht es auf gar keinen Fall um Schleimspuren, sondern um TRIFTIGE Gruende, warum man sich gerade fuer DIESE Station bewirbt."



Dieser Satz von chapri stand ja nun schon vor ein paar Tagen hier im Forum. Ich hatte also eigentlich genug Zeit, mir "triftige Gründe" einfallen zu lassen. Und natürlich habe ich auch versucht, mich in die Lage eines PD zu versetzen, der meine Ergüsse als Bewerber letztendlich in der Hand hält.


Ich habe wirklich viele "Szenarien" durchgepielt. In der Rolle des "PD" bin ich bisher immer zu dem Schluß gekommen, daß mir der/die Bewerber(in) etwas "vorspielt". Damit hat das Bewerber verloren. Sorry, das ist so.


Machen wir es doch mal konkret:


Was wollt ihr dem PD eures "Wunsch-Arbeitgeber-Senders" denn "einzigartiges" erzählen? Ihr findet die Musikauswahl des Senders toll, könnt den Sender gar nicht wieder abschalten? Hört auf, jeder PD weiß damit, daß ihr euch zu sehr mit der Rotation beschäftigt habt und sie Scheiße findet. Das ist ja auch kein Wunder, denn der PD kennt sein Programm und weiß ja selbst, daß Lady X meinetwegen aller vier Stunden läuft. Der PD weiß also damit, daß du in verarschen willst. Ende der Vorstellung.


Soll man dem PD besser ehrlich sagen, daß man die Musik-Rotataion des Sender als nicht besonders gelungen erachtet? Das ist natürlich ganz böse - aber wenigstens ehrlich. Möglicherweise bist du nicht der Erste, der ihm das sagt. Vielleicht hilfts, da er deine Ehrlichkeit schätzt, hoch anrechnet - auch wenn ihr privat nicht den selben Musikgeschmack habt. Es geht an dieser Stelle aber auch um Loyalität: Ich vertraue dem PD, der PD vertraut mir. PUNKT!

"Messerstecher" gibts in seinem Umfeld jedenfalls schon genug, natürlich besonders in gehobenen Positionen. Die warten nur auf eine kleine (Führungs)Schwäche.


Dem PD die private Meinung sagen sollte man aber nur machen, wenn man sich für die Musikredaktion bewerben will und eigentlich nix zu verlieren hat, weil man als DJ genug Muggen hat. Deine Chancen stehen schlecht, denn mit deiner Neueinstellung würde er ja indirekt zugeben, daß die Musikredaktion des Senders bisher nicht seinen Erwartungen entsprach. Und die "Musikredaktion" weiß damit - falls dich der PD einstellt, daß seitens der Geschäftsleitung "scharf geschossen" wird. Hier geht es also in Kürze auch um Arbeitsplätze. Die werden dich als Neuling mobben...

Es geht also durchaus hart zur Sache. Und dabei ging es noch nicht einmal um eine Bewerbung als "(Prime-Time)Moderator"...!!!



MAXX merke auch noch etwas an:

Und Zwerg#8 liegt leider auch völlig daneben und scheint offenbar zu glauben, dass er "zu schlau" ist fürs Privatradio. Glaubst du wirklich, dass John Ment, Wolfgang Leikermoser oder Thomas Koschwitz dumme Leute sind? Warum sitzt DU da nicht, wenn du sagst, dass du Claims aufsagen kannst?


Ich bin nicht "zu schlau" fürs Privatradio. Ich habe nur meine eigenen Erfahrungen gemacht und auch hier aus und von Erfahrungsberichten im Forum gelernt. Schmimm ist, daß sich diese "Personalpolitik" (wenn man dieses Wort mal gebrauchen will) seit über 15 Jahren quer durchs Land zieht. Man könnte auch wie in Amerika "Hire & Fire" sagen. Und weil das so ist, muß sich der private Rundfunk in DE nicht wundern, wenn er in Studentenkreisen so ein schlechtes Image hat.


Und nein, John Ment, Wolfgang Leikermoser oder Thomas Koschwitz etc. sind nicht dumm. Die Drei haben als "Laberbacken" nur relativ wenig mit dem "wahren Leben" zu tun. Die machen ihre (natürlich vorbereiteten) Sendungen und gut. In diesem Zusammenhang: Es gibt auch andere Jobs beim Radio! Man sollte "Radio" also nicht nur auf "Moderator" reduzieren.


Ich habe mir auch schon oft die Frage gestellt, ob ich jahrelang jeden Morgen um Fünf "auf der Matte" stehen könnte. Dabei verdient man einen Haufen Geld, aber hat praktisch nix vom Leben. Und dann gehört da noch eine Riesenportion Disziplin dazu: Werktags spätestens um 22 Uhr ab ins Bett - um 03:00 klingelt der Wecker: keine spontanen Feten, (möglichst) nix saufen... Duschen, Kaffee und ab gehts: Spätestens eine Stunde vor Beginn der Sendung sollte man im Sender sein. (Das gilt nicht unbedingt für Robert Kratky... ;))



Zu deiner letzen Frage: Ich habe als DJ definitiv mehr Geld verdient, als als Moderator beim Privatradio. Das ist aber zugegebenermaßen auch schon über 10 Jahre her. Und ehrlich gesagt: Ich bin froh, den Abprung (noch) rechtzeitig geschafft zu haben! Und da ich lange genug DJ war, traust du mir hoffentlich zu, daß ich einen Claim auch heute noch ohne großartige Vorbereitung "aufsagen" kann... ;) Das klappt schon. Keine Bange.


vg Zwerg#8
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Na, Zwerh, da hast Du aber ausfuehrlichst geantwortet - merci!
Ich halte Initiativbewerbungen grundsaetzlich fuer sinnvoll, wenn sie sich von anderen abheben. Dazu muessen sie die Station nicht in den Himmel loben oder Uebereifer belegen. Gerade Du, Zwerg, koenntest Eindruck schinden, indem Du einen Punkt, in dem Du Dich auskennst, auch mal DEZENT kritisierst. Und Du weisst sicher, wie das geht, ohne jmd auf den "Schlips" (der im Studio eh verboten gehoert) zu treten. Z. B. die Tonqualitat an einer bestimmten Stelle etc. Dann weiss der Zustaendige: Du (ge)hoerst HIN!

Das Hauptproblem ist halt, dass die Stationen (ich vermeide den Begriff "Sender", denn die stehen nur in der Gegend 'rum) mit Bewerbungen ueberschwemmt werden. Die meisten werden zwar nicht gelesen, weil sie zuuu dumm aussehen. Da schimmert dann beispielsweise Profilierungsssucht oder Geldgier durch. Der Rest macht auch noch genug Arbeit, wird aber bei Ablehnung immer noch mit einer Antwort bedacht...

Der Verdienst ist ein spezielles Problem: je nach Station und eigener Qualifikation kann man froh sein, wenn ueberhaupt schon am Anfang Geld fliesst...

P. S.: Frueh aufstehen muessen Baecker auch
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Ich halte Initiativbewerbungen grundsaetzlich fuer sinnvoll, wenn sie sich von anderen abheben. Dazu muessen sie die Station nicht in den Himmel loben oder Uebereifer belegen.

Okay, definieren wir (nicht ganz Ernst gemeint) Ziel Nr. 1 einer Initiativbewerbung:

Ziel meiner Bewerbung (die direkt an den PD gerichtet ist, nicht an die "Personalabteilung" bei der sich jeder "Hirni" meldet) muß sein, die Person auf meine Seite zu ziehen, die die Post des PD vorsortiert bzw. aussiebt.

Normalerweise ist die zu "überwindende" Person eine Frau - die berühmte "Vorzimmerdame" des Chefs. Die mag (selbstverständlich?) gut aussehende Männer. "Blaue Augen" (Augenfarbe, nicht "Feilchen") machen sich daher auf dem Bewerbungsfoto immer gut. Aber auch "südländische" Typen (Eros Ramazotti & Co) haben gute Chancen. Ich mit meinen stahlblauen Augen habe also zumindest eine 50%ige Chance.

Und was ist mit weiblichen Bewerberinnen? Gute Frage. Die Physiologie meint, daß Frauen (hier unsere Vorzimmerdame) keine "Nebenbuhlerinnen" dulden, zumal wenn das "neue Weibchen" offensichtlich auch noch "hübscher" (und jünger) als sie selbst sind. Keine Chance.

Frauen sollten also den "offiziellen" Weg gehen - über die Personalabteilung. Dort sitzen (hoffentlich) einige Männer, die die Unterlagen in die Hand nehmen... Nichts versüßt den grauen Arbeits(all)tag mehr, als eine gut aussehende Kollegin. Die Chancen stehen also gut. ;)

Stimmt meine "Analyse"? Natürlich stimmt sie, auch wenn das offiziell niemand bestätigen wird. ;)


Gerade Du, Zwerg, koenntest Eindruck schinden, indem Du einen Punkt, in dem Du Dich auskennst, auch mal DEZENT kritisierst. Und Du weisst sicher, wie das geht, ohne jmd auf den "Schlips" (der im Studio eh verboten gehoert) zu treten. Z. B. die Tonqualitat an einer bestimmten Stelle etc. Dann weiss der Zustaendige: Du (ge)hoerst HIN!

Das klingt alles sehr schön, ist aber m.E. falsch. Der "Zuständige" sieht in mir sofort einen Feind, sobald ich nur den leisesten Hauch von Kritik anbringen würde. Der "Zuständige" mag niemanden, der (möglicherweise) mehr weiß als er selbst, denn das untergräbt letztendlich seine Autorität. Ja, evt. steht am Ende sogar seine "Position" auf dem Spiel. Er wird also keinerlei Kritik dulden.

Damit schließt sich der Kreis und ich bin wieder beim oben angesprochenen "dummstellen". Nur wer als "Kleiner" nie "aufmuckt" oder "aneckt" hat in dieser Branche überhaupt eine Chance für eine längere Verweildauer.



P. S.: Frueh aufstehen muessen Baecker auch
Selbstverständlich. Es besteht aber aber ein gewaltiger Unterschied zwischen einem "stinkig" gelaunten Bäcker, der meinetwegen seine 20 Brote im Ofen "zutextet", und einem Morgenmoderator, der das "halbe Land" möglichst "lockerflockig" aus den Betten holen soll.



PS: Es kann nie schaden, sich "allseitig" zu informieren. "Insight Frauen":

http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/-/id=1895042/nid=1895042/did=7956114/1ubdb9c/index.html


Grüßle Zwerg#8
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Erwischt. ;) Ich habe den Fehler auch gesehen - leider zu spät.

Ausrede gefällig? Bittesehr: Normalerweise schreibe ich fürs Hören. Beim Hören hätte sich der Fehler (Physiologie anstatt Psychologie) einfach "versendet"... *hüstel*


Weil ich hier gerade unterwegs bin und es weiter oben schon angesprochen habe - etwas zum Thema Mobbing.

Thesen:
Als "Neuer" in einem Team (das gilt allgemein, wir reden hier aber speziell vom Radio) bist du immer der "Eindringling".
Die "Alten" sehen in dir einen Konkurrenten, der ihnen über kurz oder lang (Ver)Sendezeit streitig macht. An dieser Stelle geht es also schon "um Geld".
Freundlichkeit kannst du also nicht erwarten. Hilfbereit ist man nur in dem Maße, damit du als Neuer das "Gruppenziel" nicht gefährdest. Denn der "Chef" schaut ja von oben zu. Und der mag es nunmal nicht, wenn seine "Schäfchen" nicht spuren... Das hindert aber niemanden daran, dir - wo es geht und nicht (weiter oder sofort) aufällt - Steine in den Weg zu legen.



Episode:

Ich komme schon gegen 21 Uhr ins Funkhaus, weil ich im Produktions-Studio noch ein paar Geräusche für meine Sendung (ab Mitternacht) "zusammenfahren" will. Genaugenommen wollte ich ein kleines "Hörspiel" machen - Text und Geräusche vorproduzieren, damit ich das Ganze dann in der Sendung einfach von Band abfahren kann. Alles war vorbereitet.

Der gerade tätige Moderator räumte das Studio auf (ja auch das gibt es!;)), weil irgendeine vorproduzierte Sendung lief und er nur für den Verkehrsservice ans Mikro mußte. Bei seinen Aufräumarbeiten schnitt er auch "Bandschnipsel" zusammen, die damals überall im Sender "rumlagen". Wir reden also von Magnetband. Für eine kurze Reportage (Sprache) reicht solch ein zusammengeschnittes Tape allemal aus. Man mußte natürlich auch als Privatsender sparen, denn Band ist teuer.

Ich frage ihn also, ob er etwas Band für mich hat. "Zwei Minuten reichen."

"Klar doch! Hier nimm..."

Ich gehe also mit dieser kleinen Spule ins Produktionsstudio und mixe meine Geräusche zusammen. Ich hatte noch eine knappe Stunde bis zur Sendung und mußte ja eigentlich nur noch meinen Text aufsprechen. Und dann habe ich einen folgenschweren Fehler gemacht: Ich habe eine Kaffeepause eingelegt - und daher das Studio verlassen. Meine "Spule" lag natürlich dort.

Als ich nach 15 Minuten zurückkam, traf mich der Schlag! Spule weg - Sendung im Arsch. Keine Chance, um das Ganze nochmal zu produzieren.

Der Moderator hatte in der Zwischenzeit aufgeräumt... Natürlich wollte er mich "ärgern" (mobben), denn er wußte ja, daß ich gerade in diesem Studio arbeite und wir die Einzigen im Funkhaus waren. Es hätte also völlig gereicht, wenn er ein "Brauchst Du das noch?" durch das Funkhaus gerufen hätte. Hat er aber nicht...


Mögliches Fazit, um beim Radio zu "überleben":

Mach niemals Fehler.
Lass niemanden an dich ran.
Sei arrogant.

Kurzum: Mime das totale Arschloch...


Mmm. Warum habe ich das dumme Gefühl, daß ich mit meiner - natürlich vollkommen an den Haaren herbeigezogenen - Einschätzung gar nicht so falsch liege?


vg Zwerg#8
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Weil die Wahrscheinlichkeit, dass einem solche oder ähnlich dumme Dinge einfach widerfahren, hoch ist. Zettel mit Anmods weg oder die Playliste war einfach irgendwie die falsche (damals noch auf Papier): "Hab' ich doch aber vorhin extra hierhin gelegt!". Flugblätter?

Wie überall gibt es zwar auch beim Radio Kollegen, die kein Problem damit haben, mit dir Hand in Hand zu arbeiten, aber eben auch die, die keinen Profilierungsversuch auslassen. Manche solcher Tritte ins Gesäß graben sich tief ein und so blöd, wie's kommen kann, denkt man als ehrliche Haut nicht.
Aber das stimmt ja alles gar nicht, wir haben ja nie einen Sender von innen gesehen... ;)
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Weil die Wahrscheinlichkeit, dass einem solche oder ähnlich dumme Dinge einfach widerfahren, hoch ist. Zettel mit Anmods weg oder die Playliste war einfach irgendwie die falsche (damals noch auf Papier): "Hab' ich doch aber vorhin extra hierhin gelegt!". Flugblätter?

Mobbing ist offenbar noch viel schlimmer (und subtiler), als ich bisher dachte.

dea, wir sollten unbedingt etwas positiver über die eigentlich "total abgefuckte Branche" berichten, damit junge Leute ihre "Initiativ-Bewerbungen" auch weiterhin abschicken - und als Praktikanten enden. Ich mache gern den Vorreiter und verspreche hiermit, daß ich Worte wie "Arsch" und "Arschloch" nur noch einmal pro Woche verwende - auch wenns schwerfällt. Auch das pöse F-Wort benutze ich fortan nur noch einmal pro Monat. Versprochen! (Guess und TW atmen gerade auf. ;))


Wie überall gibt es [...] auch beim Radio Kollegen, die kein Problem damit haben, mit dir Hand in Hand zu arbeiten.

Na bitte - geht doch! ;) So klingt das doch schon viel besser...

Nein, im Ernst. "Gute" Leute (auch im Sinne von "Mensch sein") gibt es überall. Beim Radio kommen "sie" aber etwas seltener vor.

Warum fällt mir gerade jetzt der Name "Frank Elstner" ein? Ich kenne diesen Mann ja eigentlich auch nur aus dem Fernsehen und ich kenne auch nur die alten RTL-Geschichten... Für mich ist er jedenfalls ein "Mensch". Und ich glaube, er war und ist ein guter "Chef".

Leute wie er sollten im Chefsessel sitzen!

Eine Stunde Talk mit Frank Elstner auf Bayern 3:
http://cdn-storage.br.de/mir-live/b..._1200_Stars--Hits_Frank-Elstner-Moderator.mp3

Hoffentlich funzt der total verfuckte Link. (Ja, das mußte nochmal sein! Ab sofort bin ich "artig".)

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Auch das pöse F-Wort benutze ich fortan nur noch einmal pro Monat.
Hoffentlich funzt der total verfuckte Link.
Für den Moment liest sich das eher wie Hot-Rotation. ;) Und ja, er funktioniert.

Davon abgesehen und trotz aller Sympathie: Frank Elstner ist Entertainer.
Und genau da liegt das Problem: Radio allgemein wirkt wie ein freundliches Medium. Die Hörer denken: "Man sind das coole Socken da!" und in so manchem formt sich der Wunsch, auch so zu sein. Das Ergebnis dessen kannst du in in wasweißich wievielen Webradios hören - der entsprechende Bereich hier in den Foren hat ja immer wieder mal Anlässe geliefert, sich dem Entsetzen hinzugeben.

Die Radio-Realität auf der Seite der Produzenten ist aber eben nunmal eine ganz andere. Wie in jedem anderem Beruf gibt es furchtbar finstere Schattenseiten, die der Allgemeinheit aber zwingend verborgen bleiben müssen. Ich habe noch heute die Karrikatur vor Augen, die im Studio auf dem Dokumentenhalter thronte: Ein Gesicht mit großen Klammern in den Wangen, die übertrieben sichtbar das Gesicht zu einem Grinsen verzogen und dazu in großen Lettern "Der Zwang gut drauf zu sein!" Das gehört zum Geschäft, auch wenn man bei geschlossenem Mikrofon mit Muffelgusche im Studio hockt, weil der heftige Wind aus der Redaktion selbst bei geschlossener Studiotür für Zug sorgt. Und das ist keine Ausnahme.

Ein - auch und vor allem menschlich - geschätzter Kollege, dessen berufliche Laufbahn auch über bereichsführende Positionen führte, hat mir gegenüber mal selbstkritisch angemerkt, dass sich allzu kollegiale Arbeitsweisen auf Grund des herrschenden Drucks schlicht und einfach gar nicht machen lassen. Da stehen fachliche und soziale Kompetenz schneller in Opposition als einem selbst lieb ist.
Dass die jeweils Ausführenden das als Gängelei empfinden, liegt in der Natur der Sache und wird dadurch verschärft, dass Radio ein reines Termingeschäft ist. Da alles sekundengenau geplant ist und die Hörer mehrheitslich weder subtil noch offenkundig Fehler tolerieren, gibt es keinen Spielraum á la "Das kann ich auch nachher noch machen!". Nein, kannst du nicht, nicht einmal aufs Pinkolatorium kannst du einfach so gehen, wenn es drauf ankommt.

Mag sich der Newbie bewerben, wenn er glaubt, das sei alles easy. In aller Regel kommt er um ein reines Praktikum ohnehin nicht herum und in dem in jeder Hinsicht groben Sieb muss er erstmal hängen bleiben.
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Einspruch in Sachen Zwergen und Frauen!
Das Schoene an Bewerbungs-Emails ist: Man kann, sollte und wird sie direkt an den PD richten - und im Gegensatz zur Briefpost macht er diese zumeist noch selber auf!
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

Das Schoene an Bewerbungs-Emails ist: Man kann, sollte und wird sie direkt an den PD richten - und im Gegensatz zur Briefpost macht er diese zumeist noch selber auf!
Das ist schon richtig, allerdings geht die Mail dann weiter an die Sekretärin, dann folgt die Re-Mail mit der Bitte um Zusendung eines aktuellen Airchecks.
Das war's für den potentiellen neuen Morning-Anchor.

Initiativ-Bewerbung: ja, wenn ich bereits als Volo oder Prakti tätig war oder bin und mir sicher bin, dass die Radiobranche meine Zukunft sein soll und ich über den Tellerrand des bisherigen Senders hinaus blicken möchte.

Ansonsten sei jedem Initiativbewerber vorher ans Herz gelegt:
Neue und vor allem offene Arbeitsstellen im Radiomarkt sind kaum vorhanden, trotz großer Fluktuation. Der Radiokuchen ist bereits verteilt worden und offene Stellen werden zu allererst mit Vitamin B(eziehung) wieder neu besetzt.

2Stain, der während seiner Radiozeit im letzten und im neuen Jahrtausend täglich 3 - 5 Initiativbewerbungen gelesen und bearbeitet hat und festgestellt hat, dass ein persönliches Gespräch mehr sagt, als 1000 geschriebene Worte, die manchmal den Anspruch an die Orthografie und Grammatik nicht erfüllen.
 
AW: Initiativ-Bewerbungen

ZUr Diskussion um "Menschlichkeit" und "Herzlichkeit" in der Stressbranche Radio: Einem Kollegen mit guter Kinderstube würde es auch in der stressigsten Situation nicht einfallen, zum rotzigen A...loch zu werden. Es gibt immer die herzlichen, freundlichen, hilfsbereiten und mit Emapthie und menschlicher Wärme ausgestatten Kollegen und Kolleginnen, selbst im letzten Saftladen. Aber es scheint auch wahr, dass das Metier Radio, so wie es heute konstituiert ist, sehr viel mehr die rotzigen A...löcher anlockt und nach oben schwemmt!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben