Initiative gegen Radioverdummung

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Ich höre sehr sehr gerne abgedudelte Kommerzmucke!!! Aber bitte nicht immer dieselben hundert totresearchten Titel, bitte nicht mit denselben doofen Claims und einer Prise gefühlter Information dazwischen !!!
Schalt doch mal 'nen anderen Sender ein. Dann haste zumindest schon mal andere Claims. :D
 
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S2 und Grenzwelle haben recht. Stimulanz fürs Gehirn ist nicht nur ne Sache für Kultur- und Infowellen.

In diesem Sinne hat mich gestern Bayern 3 positiv überrascht. Am Vormittag konnten Hörer Fragen zur Musik stellen. Die Redaktion muss schon vorgearbeitet haben. Denn im Ergebnis liefen 3-5 minütige Kurzfeatures.
Ich fand die Infos sehr spannend und unterhaltsam.
 
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Steinberg schrieb:
Sachsenradio,
bei mir geht es noch, danke der Nachfrage.
UNd jetzt sag ich dir mal was:
Es gibt Leute, die wollen GUT unterhalten werden,
Ganz richtig - und weißt du was: ganz viele davon fühlen sich von Jump oder Sputnik gut unterhalten!!! Ist das so schwer zu begreifen?
Ich finde es unfair, wenn Menschen die eigene Niveauschwelle zum Maß aller Dinge machen, daß sie anderen die Intelligenz absprechen. Das gehört sich eigentlich nicht.
steinberg, gib es auf! du hast, meiner meinung nach, vollkommen recht. aber die selbsternannten radiokritiker werden es nie kapieren! schimpfen über sender, die sie ja angeblich nie hören und verallgemeinern ohne ende. sie sind letztendlich nicht repräsentativ für die masse der hörer, die die sogenannten "dudelsender" jeden tag einschalten und das mit großer freude. die sender, zumindest die lokalsender in münchen und nürnberg, verzeichneten bei der aktuellen fa nie dagewesene zuwächse - so schlecht können sie also nicht sein, oder? :D
 
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Jedenfalls macht Radiohoeren nicht dumm - in der BRD gilt immer noch die Unschuldsvermutung :p
Aber im Ueberblick-Quickinfo zu diesem Thread sieht man nur "Radioinitiative gegen ... " -
und das ist wieder mal typisch! Warum nicht eine "Radioinitiative fuer ... "??? :rolleyes:
 
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radiobayern schrieb:
schuld an der wirtschaftlichen lage in deutschland sind allerdings die spd-wähler....aber das gehört ja hier nicht her ;)
immer mehr erweckt sich in mir der eindruck, daß das thema dudelfunksender doch eher ein regional ansässiges problem ist. in münchen und in nürnberg kenne ich solche sender nicht.

Sitzt du auf den Ohren? Soll ich sie dir aufzählen?

Tschuldigung, hatte den ersten Satz überlesen - Du scheinst dich offensichtlich schon im fortgeschrittenen Stadium dessen zu befinden, was hier das Thema ist!! Tschuldigung, träum ruhig weiter.
 
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Warum nicht eine "Radioinitiative fuer ... "???

Die gab es erst kürzlich und zwar FÜR die Sendung 'Der Tag' auf hr1. Sie war sogar teilweise erfolgreich.

Nochmal zu dem Satz von Steinberg, der offenbar schon in den Teppich beißt:

Ich finde es unfair, wenn Menschen die eigene Niveauschwelle zum Maß aller Dinge machen, daß sie anderen die Intelligenz absprechen. Das gehört sich eigentlich nicht.

ICH finde es unfair, verblödende Programme aus öffentlichen Geldern in die Luft zu pusten und dieses niedrige Niveau zum Maß aller Dinge zu machen. DAS gehört sich genauso wenig! Auch der Unterhaltungsauftrag rechtfertigt das nicht! Unterhaltung ist mehr als das Abdudeln derselben 100 Musiktitel verpackt in Worthülsen!
 
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" für die masse der hörer, die die sogenannten "dudelsender" jeden tag einschalten und das mit großer freude"

Da träumst jetzt aber du... Das mit der "Freude" kann man mal dahingestellt sehen... Ich glaube eher, die große Masse schaltet mit völliger Gleichgültigkeit ein, hauptsache es kommt irgendwas zur Hintergrundberieselung, das nicht grad anstrengendes Wort oder Klassikgefiedel ist.

Und wieder der Schluß: was der Masse gefällt, kann nicht schlecht sein... Na bitte, wenn ihr meint...
 
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Grenzwelle schrieb:
Unterhaltung ist mehr als das Abdudeln derselben 100 Musiktitel verpackt in Worthülsen!

So, dann mal zwei einfache Fragen:

1. Wer stellt diese Regel auf? Woher kommt sie?
2. Wer macht das denn, wie du es beschreibst? Und dafür hätte ich gerne mal Belege!!


P.S.: meinem Teppich geht es gut, meinem Glauben an die vernunftbegabtheit der Menschne zu r Zeit weniger....
 
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Steinberg,

Du arbeitest doch im publizistischen Umfeld. Muss ich Dir wirklich erklären, was Unterhaltung alles sein kann?

Da fallen mir Comedy- und Quizsendungen ein, genauso wie Kolumnen, etc... Sowas hat es alles mal im Alltags(dudel)Radio gegeben und gibt es heute noch, sogar in Deutschland. Von den öffentlich-rechtlichen erwarte ich, die Quadratur des Kreises wenigstens zu versuchen und Qualität gegen Quote zu setzen.

Beispielsweise halte ich EinsLive für ein Programm mit ausgewogenem Anspruch an Unterhaltung und Journalismus. Für hr-XXL und hr1 galt das auch, bis vor kurzem wenigstens. Die BBC will wieder mehr auf Qualiät setzen wie wir gehört haben und hat ohnehin schon mehrere Qualitätswellen MIT Unterhaltung.
 
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Steinberg schrieb:
So, dann mal zwei einfache Fragen:

1. Wer stellt diese Regel auf? Woher kommt sie?

Die Entwicklung des Mediums "Radio" untermauert sie. In den seligen 80ern konnte man sich auch vom Radio unterhalten lassen, ohne daß sich die Titel permanent wiederholt hatten - geschweige denn, daß ein "Programm" ausschließlich aus Musik und Claims bestand..

Steinberg schrieb:
2. Wer macht das denn, wie du es beschreibst? Und dafür hätte ich gerne mal Belege!!

Die Belege kannst Du haben: Gönne Dir einfach mal einen Tag die "Ergüsse" des Programms "Antenne 1" aus Stuttgart.
Falls Du das bereits getan hast kannst Du sicher die Frage nach den "Reizen" eines solchen IQ=0 Dudlers beantworten. Von Gewinnspielchen mal abgesehen.
 
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Achso, die Belege sollten für die Negativsicht und sicher auch ARD-Programme gebracht werden.

1. Bei hr3 und you.fm wird auf jedem Mod-Platz geclaimt und das richtig heftig.

2. Beide Programme haben im Prinzip einen großen Musikpool, penetrieren einen aber mit weit weniger als 100 Titeln und Interpreten, die am Tag mehrmals laufen. Pro Sendestunde gibt es vielleicht zwei, drei 'Exoten' und selbst die sind abgedudelt.
 
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Wissenschaftliche Untersuchungen der TU Leipzig, Prof. M. Timmermann, Kremalogisches Institut haben nachgewiesen, dass 73% aller Lustmörder in den letzten 14 Tagen regelmässig Radio gehört haben. Stolze 53% haben 45 Minuten vor ihrer Tat sogar noch Radio gehört.

Die Schlußfolgerung: Weniger Radio - weniger Lustmorde - oder?
 
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zumindest die lokalsender in münchen und nürnberg, verzeichneten bei der aktuellen fa nie dagewesene zuwächse - so schlecht können sie also nicht sein, oder?
Da muss ich Dir aber mal absolut zustimmen! ;)
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Ja, wenn die FA das sagt, wer will dagegen etwas sagen? Toll! Ganz große Klasse! Ich verbeuge mich in tiefer Anerkennung vor der FA.
 
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Leutz, das kann doch wohl nicht sein! So 'ne Steilvorlage und niemalnd verwandelt. Statt dessen das übliche Beharken mit den abgesdroschenen alten Standpunkten.

Es geht doch letztendlich was irgendwelche statistische Hörer wollen oder was Geld bringt. Letlich wird doch in jeder Firma doch nur das umgesetzt was der Chef will. Ist im öffentlichen Dienst auch nicht anders. Also egal ob Öffi oder Privater: Warum Dudelfunk? Wer ist Schuld? Nicht die CDU-Wähler, klar. Die sind viel zu dumm um irgend etwas Schuld zu sein ;).

Warum also wird hierzulande die Qualität genau um den Tick weiter runtergeschraubt, der Radio so unerträglich macht? Warum ist das in anderen Ländern oft nicht so? Warum klingen alle Sender mehr oder weniger gleich (bis auf ein paar Ausnahmen)? Wer bestimmt das? Wo steht das geschrieben? Warum wagt niemand quer zu denken? Warum wagt ihr nicht mal den plumpen Versuch zu unterminieren eine Werbethread mit einem provokanten Titel zu platzieren indem ihr einfach "on topic" weiter diskutiert?

Oder sollte es tatsächlich so sein: Im Radio arbeiten nur die welche ihr Hirn an der Garderobe abgegeben haben?

Jetzt aber...
 
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Quer denken? So ist es richtig, so muss es sein. Dem Research klagend trotzen? Die Klagemauer ist belegt. Sich ihm gläubig unterwerfen? Ein Leben an der Sicherheitsnadel. Da bin ich Fan von. Dem Mainstream frönen? Wessen Schnapsidee war es denn, hierher zu gehen und dem weichgespülten Elend ins Auge zu sehen! Der individualisierten Gesellschaft das Massenglück entgegenhalten? Es gibt definitiv keine Logik im menschlichen Verhalten. Radio für alle machen? Ich geh meine eigenen Wege. Den Glauben ans seligmachende Radio aufgeben? Hör auf zu jammern, keiner kann jammern so edel wie du. Es blutet vom Himmel, es tropft in euer Bier, Jesus war ein Playboy verglichen mit dir. Radio aus und ein Keks den Erkennern.
 
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Radio aus ist für mich keine Lösung. Dafür liebe ich dieses Medium zu sehr, weil ich weiß, was es für positive Gefühle erzeugen kann, wenn es mich anspricht.
Ich möchte nicht als Teil einer Quote behandelt werden, ich möchte geistreich unterhalten werden. Dass mag altbacken klingen, aber ich weiß, daß ich mit diesem Wunsch nicht allein dastehe.

Der folgende Artikel stammt aus der aktuellen ZEIT:
Ausgehört

Hören Sie mal!

Die Musik ist so vielfältig wie nie. Aber wir kennen sie kaum noch. Schuld daran hat vor allem das Radio

Von Ulrich Stock

Noch nie in der Geschichte gab es so viel Musik wie heute: live, im Radio, auf Tonträgern, schlummernd in Archiven. Die schiere Menge nimmt täglich zu, auch die Vielfalt wird immer größer. Noch nie hatten Hörer solche Auswahl wie heute: Der Trichter des Grammofons hat sich nach hundert Jahren in ein Füllhorn verwandelt.

Schon gibt es pro Stunde Lebenszeit mehr als zwei Stunden musikalischer Neuerscheinungen. Das alles zu hören ist nicht möglich, aber ja auch nicht nötig. Die Zeitgenossen können schwelgen – welch paradiesischer Zustand!

Heute können uns die Kings Of Convenience aus Norwegen mit ihren herzerwärmenden Folk-Balladen den Abend versüßen. Oder sollen wir MadLib oder Clouddead hören, HipHop in entschlackter, aufgerauter, durchtrainierter Form? Oder wie ist es mit jener alten Nico-Platte: Chelsea Girl – gibt es brüchigere Melancholie? Oder Nik Bärtsch aus der Schweiz mit seinen Ritual Grooves: die repetitiv klingen wie elektronische Musik, aber alles ist auf richtigen Instrumenten handgemacht, jeder Loop gespielt. Oder wie wär’s mit Instrumental-Rock von Billy Mahonie?

Manch ein Leser wird hier verwirrt einhaken: Wie, was? – Er hat die meisten Namen nie gehört, geschweige denn die Musik.

Das ist in der Tat ein Phänomen: Dem Mehr an Musik steht ein Weniger an Leuten gegenüber, die sie kennen. Und der traurige Grund dafür ist rasch benannt: Weder die Musikindustrie noch das Radio noch die Fachpresse bemühen sich hinreichend um Vermittlung. Selbst für viele erfahrene Hörer kommt der neue heiße Tipp nach wie vor vom guten Freund. Wir leben in einer Informationsgesellschaft, aber die musikalische Ästhetik vermittelt sich immer noch von Mund zu Mund, von Ohr zu Ohr.

Die CD-Industrie ist nur am Absatz ihrer Megastars interessiert. Lässt der nach, wie in den vergangenen Jahren geschehen, beginnt ein Geheul nach Art der Dinosaurier kurz vor der Extinktion.

Was ist so schlimm daran, wenn die ganz Großen 20 Prozent weniger CDs verkaufen? Reich sind sie ohnehin, arbeiten müssten sie nicht mehr. Erfolg sei ihnen gegönnt; er wäre allerdings auch jenen vielen anderen Musikern zu wünschen, die im bestehenden System kaum eine Chance haben.

Schuld hat vor allem das Radio: Zwar hat sich die Zahl der Sender in Deutschland seit der Privatisierung vervielfacht, doch hat dies hauptsächlich zur Verödung des Gesendeten geführt. Die Einschaltquote als Einfaltquote, der Rundfunk als Dummfunk, der das simple Gelüst nach Repetition konsensfähiger Fetzer befriedigt, zum Hörer aber nichts anderes mehr transportiert als das ihm schon Bekannte.

Das Niveau des deutschen Rundfunks ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Ödeldödel dominiert die meisten Frequenzen. Abwechslung bieten bundesweit nur Deutschlandfunk und DeutschlandRadio, allerdings hält gepflegter Konservatismus diese Stationen davon ab, sich neuen Musiken zu öffnen. Jazz und Neue Musik bekommt man zu hören; jenseits davon wird’s dünn.

Wenn ein – einst ruhmreicher – Sender wie Radio Bremen einer leidenschaftlichen Musikjournalistin wie Pinky Rose die allerletzte Sendezeit streicht, dann ist etwas grundfaul im System.

Apropos – nach Systemveränderung in Deutschland wird ja letzthin viel gerufen. Die Appelle kommen von höchster Stelle, vom Kanzler, vom Köhler, vom Bundesverband der Deutschen Industrie; neues Denken, neue Ideen, andere Ansätze werden angemahnt. Bloß wie soll ein Volk auf neue Ideen kommen, wenn ihm von früh bis spät auf allen Kanälen die immergleiche Soße entgegenschwappt?

Für neue Gedanken braucht es neue Impulse. Mal etwas hören, was man nie gehört hat. Mal einem Gedanken folgen, den man nie gedacht hat. Der einzige positive Impuls, der von den meisten Sendern ausgeht, ist der Wunsch auszuschalten.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Klaus Walter beim Hessischen Rundfunk, der seit Jahrzehnten für andere Musiken wirbt. Gudrun Gut in Berlin mit ihrem Ocean Club. Oder der Zündfunk des Bayerischen Rundfunks in München. Da gibt es noch Redakteure, die sich für das, was sie senden, interessieren und junge Hörer dafür zu begeistern wissen. Ein Phänomen wie die Weilheimer Szene mit ihren diversen Bands (The Notwist, Console, Lali Puna, Tied & Tickled Trio) wäre ohne das Feedback des regionalen Senders so nicht denkbar. Nicht nur direkt, indem das Radio den Künstlern aus der Provinz Auftrittsmöglichkeiten verschaffte, auch indirekt: indem es sie durch die Ausstrahlung interessanter Musik auf die Spur setzte.

Es müsste die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender beschämen, dass selbst Senderchen wie Radio Flora in Hannover oder FSK in Hamburg, die von Amateuren betrieben werden, ein abwechslungsreicheres Musikprogramm bieten als sie, die sich von ihren Hörern oder Werbekunden teuer bezahlen lassen.

Leider sind die Wortbeiträge solcher Alternativsender oft unanhörbar, weil anarchistisch-irrelevant oder verschwörungstheoretisch fehlgeleitet. So war es für die FSK-Hörer in Hamburg ein Segen, als Innensenator Schill entlassen wurde, galten während seiner Amtszeit die meisten Sendungen doch ihm, dem zweitbösesten Mann des Westens, gleich nach George W. Bush.

Die kommerziellen Sender sind auf andere Art verrückt. Die Hörerschaft gilt ihnen als qua Musik zu formende Zielgruppe für die Werbespots. Zusammengestellt wird die Titelfolge von Computern, die nach einprogrammierten Kriterien automatisch auswählen – und nachts, wenn noch die Möglichkeit bestünde, wenigstens ein paar unruhige Geister anspruchsvoll zu unterhalten, laufen vorproduzierte Sendeschleifen. Das quotenoptimierte Funkhaus: menschenleer und seelenlos.

Genug der Klage – welche Alternativen gibt es? Wer einen Computer mit DSL-Anschluss hat, braucht keine deutschen Musiksender mehr. Er tippt zum Beispiel www.radio365.com ein und kann aus einem riesigen Angebot von Netzradios wählen. Da gibt es eine Suchfunktion, die es erlaubt, den Namen eines Musikers einzugeben, und alle Sender werden aufgelistet, die Musik von ihm spielen. Erstaunlicherweise funktioniert dies auch mit sehr unbekannten Künstlern, sodass etliche Stationen angezeigt werden, die Musik nicht nur des Gesuchten, sondern auch von ähnlich unbekannten Leuten im Programm haben, was den musikalischen Horizont enorm erweitert.

Der größte Nachteil des Internet-Radios ist neben seiner mangelnden Verfügbarkeit (nicht im Auto zu empfangen und nicht mitzuschneiden) die noch nicht optimale Tonqualität. Aber wenn sich dies einmal ändert – und es wird besser von Monat zu Monat –, wird es keine Frage sein, wo sich die intelligenten, wachen, neugierigen Hörer einfinden werden: beim NDR gewiss nicht mehr.

Das Elend des deutschen Radios ist eine Katastrophe vor allem für die Menschen auf dem Land. Großstädter sind aufs Radio nicht angewiesen, sie haben andere Möglichkeiten, sich mit neuen Klängen zu versorgen. Sie gehen abends in die Kneipe. Ob’s in Hamburg das Yoko Mono, die Astra-Stube oder die Lottabar ist oder in München das Excess oder in Berlin die 8mm Bar oder die Astrobar oder in Bremen der Urlaub Couch Club, jeden Abend legen DJs Schallplatten auf: der unterschiedlichsten Art. Hier geht’s nicht ums Tanzen, sondern ums Hören, und wie sehr die Leute zuhören, merkt jeder DJ, weil er jeden Abend mehrmals gefragt wird, was er (oder sie) denn da eben gespielt habe.

Da gibt es einen Abend lang nur Johnny Cash, einen anderen nur Coverversionen bekannter Songs, oder es gibt musikalisches Querfeldein von Sechziger-Jahre-Hippietum bis 2004er Elektronika. Dass noch kein großer Sender auf die Idee gekommen ist, so einen Live Set zu später Stunde zu übertragen oder so einen DJ ins Studio zu holen, ist ein Beleg mehr für abgrundtiefe Einfallslosigkeit.
 
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Wieder so ein abgehobener Intellektueller, der sich selbst produzieren und seinen verdrehten Musikgeschmack wiederfinden will. Wann begreifen diese Leute endlich, daß Grundversorgung durch die Öffis in erster Linie bedeutet, den Privaten Konkurrenz zu machen? Schließlich ist ein Öffi-Dudelradio per se in jedem Fall besser und anspruchsvoller, als ein privates.

Im übrigen kann man ja wohl nicht verlangen, daß von den Gebühren, die in erster Linie von Leuten gezahlt werden, die weniger schlau und anspruchsvoll sind, als "Zeit"-Redakteure, elitäre Programme für kleinste Minderheiten gesendet werden. Die Mehrheit zahlt, also muß das Programm auch an dieser Mehrheit ausgerichtet sein.

Schlimm genug, daß von den Gebühren immer noch verkopfte Laberprogramme wie Deutschlandradio und Deutschlandfunk betrieben werden. Sollen doch Diejenigen, die meinen, solche Programme würden gebraucht, das unternehmerische Risiko auf sich nehmen und so einen Sender aufmachen.
 
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Mir erscheint an dem Artikel vor allem die Kritik am Deutschlandradio Berlin interessant. Wenn es so funktionieren würde, wie es soll, dann müßte es der Autor eigentlich ziemlich dufte finden.
 
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Im Vergleich zu DLF und dergleichen koennen wir doch jetzt erst mal ein Fass aufmachen und auf's Zeilengeld trinken. Die ZEIT verteilts an Labertaschen, der DLF eben nicht!
 
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Ergänzend zu dem Artikel aus der "ZEIT" noch ein Zitat von Hermann Rauhe, bis vor kurzem noch Präsident der Hamburger Musikhochschule:
Durch die Verbannung vermeintlicher Minderheitenmusik auf den Abend wird sie oft erst zur Minderheitenmusik (Self Fulfilling Prophecy).
Das Zitat stammt zwar schon aus dem Jahre 1986, hat aber meiner Meinung nach an Aktualität nichts eingebüßt. Orientierend an der heutigen Situation gerade in Sachsen muß man es noch drastischer formulieren, in etwa so:
Durch den völligen Verzicht auf vermeintliche Minderheitenmusik wird sie oft erst zur Minderheitenmusik.
Der Verweis auf MDR Figaro, ausgesprochen von Steffen Drenkelfuß, Pressereferent von Jump und Sputnik, ist absolut lächerlich. Die Kings Of Convenience, Ron Sexsmith oder auch die großartigen The Pearlfishers bekomme ich da nicht zu hören.
Daher ist die Initiative gegen Radioverdummung begrüßens- und unterstützenswert.
 
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Vieles der Kritik kann ich nachvollziehen, manches sehe ich genauso. Und doch kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass all diesen Initiativen und Bemühungen der Charme fröhlicher Leichtigkeit fehlt, der ihnen einiges erleichtern und vermutlich mehr Zustimmung bringen würde.
 
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Die berühmt-berüchtigte Verkopftheit halt. Das Problem, überzeugend rüberzubringen, was man denn nun will, ist da tatsächlich geradezu allgegenwärtig.

Zu der Minderheitenmusik, die bei Lichte besehen überhaupt keine ist: Ich hatte mal in einer hinsichtlich Tonträgern gutsortierten Einrichtung des Einzelhandels nach etwas gesucht, das mir im Hörrundfunk ausgesprochen gut gefallen hatte. Ich suchte zunächst vergeblich und sinnierte (schließlich bin ich kein professioneller Tonträgerkäufer, der mit der Leichtigkeit des Selbstverständlichen die neue [Interpret] erwirbt), und dann hatte ich es: Unter Independent mußte ich schauen, um das gewünschte zu finden. Na prima, da wird wohl inzwischen alles einsortiert, was nicht in der Playlist von Sendern mit Shania Twain Based AC enthalten ist oder wie?!
 
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