Internetradio in Deutschland bald nicht mehr finanzierbar?

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Folgende Pressemitteilung von flyFM.de durfte ich eben lesen, nachdem ich meinen Streamserver.de Newsletter erhalten habe.

PRESSEMITTEILUNG 17. DEZEMBER 2004

Internetradio in Deutschland adè?

Schon bald könnten alle deutschen Internetradio Stationen den Sendebetrieb einstellen müssen. Verantwortlich dafür ist die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL). Eine Gebührenanhebung von rund 1400! Prozent sowie technisch nicht realisierbare Forderungen können ab dem ersten April 2005 für das Ende der Internetsender sorgen. Es soll beispielsweise die Einschränkung der Senderreichweite auf Deutschland reduziert werden, so dass Internetnutzer im Ausland das gesendete Programm nicht empfangen können. Verpflichtend wird laut des neuen Vertrages die Einreichung jedes gespielten Musiktitels in Verbindung mit Anzahl der Hörer und Hördauer sowie Titellänge. „Allein für diese Forderungen müssten wir zwei bis drei neue Fachkräfte, zum überprüfen und auswerten der Hörerzahlen, einstellen. Zudem würde die GVL mit dem Verbot, Titel häufiger als alle fünf Stunden zu wiederholen, in die Rundfunkfreiheit eingreifen.“, erläutert flyFM.de Programmchef David Schneider. Die Auswirkungen der neuen Verträge könnten erhebliche Folgen mit sich bringen. Dazu flyFM Rundfunk West Geschäftsführer Mark Fuchs: „Die neuen Preisstrukturen stehen in keiner Relation mit den möglichen Werbeeinnahmen. Kleinere nicht kommerzielle Stationen stehen damit vor dem wirtschaftlichen Aus. Auch wir müssten den Sendebetrieb aufgrund der nicht realisierbaren Forderungen einstellen.“

http://www.flyfm.de/presse/04-12-16.html

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Na herzlichen Glückwunsch. Das betrifft ja dann auch jeden Radiosender, der auch einen Webstream anbietet, wenn ich das recht verstehe.
 
AW: Internetradio in Deutschland bald nicht mehr finanzierbar?

Uuups. Aber naja ist ja gleich. Ich denke das solche Verordnungen es Neulingen auf dem Markt noch schwerer machen dürfte. Nicht nur im Internetbereich. Denn Neulinge die unkommerziell senden, haben meist nur die Möglichkeit, über Lokalfrequenzen oder im Timesharing zu senden. Also ist die Verbreitung über Internet eine Möglichkeit, eine breitere Masse an Hörern zu gewinnen. Diese wird den Neulingen nun wohl genommen, sehe ich das richtig?
 
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Wer hat Probleme mit dem Internet?

Diktatoren und .... die Musikindustrie!

Die Forderung, die Sendereichweite auf ein Land zu begrenzen erinnert an den Plan deutscher Politiker, pornografische Inhalte im Netz erst ab 22 Uhr zu erlauben.

Das Internet ist immer- und überall. Alle Geschäftsmodelle, die auf territoriale oder zeitliche Beschränkungen abzielen, werden scheitern, weil sie der Natur ihres Verbreitungsmediums widersprechen. Gerade werden ja diverse glücklose Musikdownloadplattformen geschlossen, deren Erschaffer das ignoriert hatten.
 
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Über das oben vorgestellte GVL "Modell" (um es wertungsfrei zu erwähnen) mag man vielleicht noch einmal nachdenken, wenn ein ernster Blick auf die Charakteristik eines Webradios erfolgt ist.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob sich Programmveranstalter und Hörer tatsächlich noch treffen. Meint: Da die allermeisten Webradios ein Musikprogramm, garniert mit so etwas wie Jingles und gelegentlicher Moderation anbieten, treten sie in Konkurrenz zu allem, was man mit dem iPod und ähnlichen Geräten als Hörer machen kann.

Mit DSL ausgestattet, werden wohl zunehmend Nutzer ihre Zeit verwenden, Musik komplett für das eigene Archiv (lies: iPod etc.) zu laden anstatt traditionelles Hörverhalten auf die Internetnutzung zu übertragen.

Webradio war in den vergangenen Jahren sicherlich eine technische und vielleicht sogar hier und dort inhaltliche Innovation. Nun aber ist die Internetverbindung so schnell, den individualisierten Musikkonsum in vollen Zügen auszuleben. Für Musikplattformen, die ohne zeitliche und territoriale Beschränkungen ihre Produkte anbieten, bricht eine interessante Zeit an, für Webradios endet sie dann wohl in 2005.

Zurück zur GVL. Mit einem solchen Modell nimmt sie lediglich die langfristige Entwicklung der Webradios vorweg, wird somit zum offiziellen Totengräber. Natürlich sehr tragisch, was die Veranstalter solcher Projekte betrifft und so mancher Hörer wird das alles nicht verstehen und zurecht als deutsche Abzocke und Engstirnigkeit interpretieren.

Doch praktisch: Wer erst einmal seinen digitalen "Walkman" resp. die Festplatte von Computer oder Laptop gefüttert hat, wird für musikdudelnde Webradios kaum mehr Begeisterung entwickeln. Ein fragwürdiges Geschäftsmodell, das von der GVL mit schwungvollem hoheitlichen Eingriff entsorgt wird.
 
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Da haben sich zwar die webdudelnden Kiddies zu Wort gemeldet, dessen Fehlen im Netz ich persönlich nicht als Verlust ansehen würde, aber die GVL-Regeleung ist quasi ein Verbot freier Software und freier Inhalte im Audiobereich.
Künstlerisch-kreative oder polititisch-alternative Inhalte in Audioform brauchen als Transportverpackung auch von der GVL geschütztes Material. Das wird bei der Gelegenheit also auch gleich alles mit kriminalisiert.
 
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Was mich jedoch vielmehr stört ist, dass Randgruppen, die einige Webradiostationen aufgrund von nach ihrem Geschmack entwickelten Programm, lieben gelernt haben, wieder mal miserabel behandelt werden. Ich weiß wirklich nicht, ob es irgendjemanden stört wenn 30 leute eine webradiostation toll finden. Ich weiß auch nicht ob es wirklich schlimm ist, wenn die ganze Welt hören kann wie Deutschland noch aussieht. Ich denke es geht vielmehr darum das Klientel der Großen zu begünstigen und die demokratischen Rechte der Einzelnen zu beschneiden.
 
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Da haben sich zwar die webdudelnden Kiddies zu Wort gemeldet, dessen Fehlen im Netz ich persönlich nicht als Verlust ansehen würde

Mein Gott bist du arrogant. Na hoffentlich hast du es bis zum Chefpraktikanten geschafft. Das da eine Chance für alle Nachwuchsmoderatoren wegfällt, die es ja zwangsläufig geben muss und unter denen es ja bestimmt auch wirkliche Talente gibt, das ist dir egal oder wie? Sorry, aber mich regt das tierisch auf. Manche hängen da viel Kosten und Zeit rein - für die wäre so ein Untergang eine Tragödie!
Please think about this...

stoffel_max
 
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Ich muss dazu auch sagen, daß ich in den "großen" Stationen viele Kollegen kenne, die bei einem OK oder Netzradio angefangen haben und jetzt gute Arbeit als Redakteur/Moderator leisten. Man sollte das respektieren - jeder fängt ja mal klein an. Finde diese GVL Regelung auch schwierig realisierbar - für mich ein Zeichen der Machtlosigkeit der Musikindustrie mit dem immernoch "neuen" Medium Internet umzugehen. Desweiteren finde ich eine Weitergabe der Daten an Dritte zur Verarbeitung datenschutzrechtlich sehr bedenklich.
 
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