Interview-Mikrofone

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kimchi

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Hallo liebes Forum,

ich bin recht neu beim Radio, werde jetzt aber häufiger für den Rundfunk produzieren und möchte mir dazu ein Mikrofon anschaffen.

Ich führe häufig längere Interviews über 30 min bis zu mehreren Stunden und suche dafür ein Mikrofon, das ich meinem Gesprächspartner nicht ständig unter die Nase halten muss, sondern dass ich einfach auf den Tisch stellen kann, ein entspanntes Gespräch führen kann und hinterher Sendefähiges Material habe.

Da ich wirklich keinen Überblick habe, meine Frage an euch, was ihr empfehlen würdet und ob ein externes Mikrofon für diese Anwendung überhaupt einen Vorteil gegenüber den internen Mikrofonen des Zoom H4n bieten kann.

Ich freue mich auf eure Antworten!
 
Vermutlich wird es kein Mikrofon geben, welches allen denkbaren Interview-Aufnahmesituationen gerecht wird. Solche Termine können drinnen oder draußen sein, mit viel oder wenig Hintergrundgeräuschen. Zumindest scheint festzustehen, dass es sich um fest terminierte und vorbereitete Interviews handelt, bei denen der Gesprächspartner genug Zeit hat. Somit würde ich auf jeden Fall eine Lösung wählen, bei der man das Mikrofon auf einen Tisch stellen kann. Wie viel Geld möchtest Du denn ausgeben? Auf den ersten Blick würde ich mal sagen: Schau Dir das K6-Modulsystem von Sennheiser an. Da könnte man mit einem ME 64 (Niere) beginnen und wenn Du merkst, dass Du auch mal eine Kugel oder ein Richtrohr benutzen möchtest, schaffst Du die entsprechenden Module an.

Ich persönlich würde dem Interviewpartner ein Neumann BCM 104 auf den Tisch stellen, aber auch nur, weil ich eins übrig habe. Da könnte man genauso ein Gefell M 930 nehmen, aber beide sind natürlich erheblich teurer als das Modulsystem. Dafür hättest Du aber auch eine perfekte Qualität.

Achte auf jeden Fall auf die Akustik der jeweiligen Räume. Kleine Räume sind eher problematisch als große. Und kontrolliere immer mit einem Kopfhörer, zumindest am Anfang einer Aufnahme. Dann kannst Du auch den Besprechungsabstand am besten beurteilen und wählen.

Matthias
 
Danke für deine schnelle Antwort Matthias,

also worum es mir geht sind tatsächlich terminierte Interviews in ruhigen Räumen. Für alles andere nutze ich ein Reportagemikrofon. Aber gerade bei diesen längeren Interviews stört es mich eben, wenn ich ständig jemandem ein Mikrofon vor die Nase halten muss. Ebenso störend fände ich es aber auch, wenn ich ein Mikrofon hinstelle und mein Gesprächspartner sich nicht mehr richtig bewegen kann, weil er ins Mikro sprechen muss.

Also meine Vorstellung ist: Wir sitzen da, unterhalten uns ganz entspannt und merken gar nicht, dass das ganze aufgezeichnet wird. Bisher habe ich hauptsächlich Print gemacht, und da kann man eben einfach den Recorder auf den Tisch legen.

Ich brauche keine Studioqualität, nicht die Gespräche, sondern nur O-Töne gesendet werden. Dennoch sollte die Qualität fürs Radio natürlich stimmen.

Ich habe jetzt ein bisschen mit dem Zoom-Recorder experimentiert und finde die Qualität eigentlich ganz ansprechend. In 25 cm Abstand zum Sprecher fallen Kopfbewegungen kaum auf. Der Raumklang ist natürlich das Hauptproblem.

Ich frage mich also, ob ich diese Situation mit einem externen Mikrofon noch optimieren kann oder ob ich sowieso nicht soweit über den Sound der eingebauten Mikros hinauskomme.

Das Neumann liegt eigentlich weit über meinen Budget-Vorstellungen, aber das ließe sich sicher auch verwenden, wenn ich mal selbst sprechen würde, so könnte ich mich ggf. doch hinreißen lassen.
Weißt du wie es mit Abstand zum Sprecher ist?

Sicher ist für meine Zwecke ein Kondensatormikrofon besser als ein dynamisches, richtig? Aber ist nicht eine Kugel einer Niere vorzuziehen hinsichtlich der Empfindlichkeit gegenüber Bewegungen und Raumklang?

Und noch eine Frage: Wie ist es mit Ansteckmikrofonen. Fürs Fernsehen scheint das ja gut genug zu sein für Interviews, istbes fürs Radio völlig unbrauchbar oder nur ungebräuchlich?

Und generell mal die Frage: Kann man effektiv etwas gegen den lästigen Raumklang tun?

Ich würde mich über eine Antwort freuen!
 
Tja, die Akustik eines Raumes ist nun mal das zentrale Thema, wenn dort eine Tonaufnahme passieren soll. Größtes Problem ist übrigens nicht die Halligkeit größerer Räume, sondern eher die Topfigkeit kleinerer Räume. Daher ist da die von mir ansonsten sehr geschätzte Kugel eher ungünstig. Du musst in den Raum reingehen, ein paar Selbstgespräche führen und dann entscheiden, welches Mikrofon Du nimmst.

Generell ist die Klangqualität guter Kondensatormikrofone besser als die Qualität guter dynamischer Mikrofone, sie sind einfach detailreicher. Und liefern mehr Pegel an das Aufnahmegerät. Ansteckmikrofone sind im Hörfunkbereich total unüblich, klingen auch vergleichsweise "dünn". Teste doch mal ein Neumann TLM 102, das ist dort das Einsteiger-Großmembranmikrofon. Stelle es auf einen Tischfuß und mache ein paar Probeaufnahmen in einem durchschnittlichen Wohnzimmer. Ich kenne das Gerät selbst nicht, anhand der technischen Daten rauscht es mehr als ein TLM 103 oder ein BCM 104 oder ein Gefell M 930, aber vielleicht ist das nicht so praxisrelevant.

Es gibt übrigens Leute, die bauen sich ein paar Gobos, das sind akustische Trennelemente, die man bei Orchesteraufnahmen zum Teil zwischen die Instrumente stellt. Sowas kann man dann auch jemandem ins Wohnzimmer stellen, wenn man dort ein Interview aufnimmt.

Matthias
 
Aber gerade bei diesen längeren Interviews stört es mich eben, wenn ich ständig jemandem ein Mikrofon vor die Nase halten muss. Ebenso störend fände ich es aber auch, wenn ich ein Mikrofon hinstelle und mein Gesprächspartner sich nicht mehr richtig bewegen kann, weil er ins Mikro sprechen muss.

Also meine Vorstellung ist: Wir sitzen da, unterhalten uns ganz entspannt und merken gar nicht, dass das ganze aufgezeichnet wird.

Klassisches Unwohlsein für Anfänger im Medium. Ausbilder sagen da auch mal flapsig, dass Du entwender dieses Gefühl ablegst oder das Radiomachen bleiben lässt. Technik gehört nun mal dazu, beim Interview gehört das Mikro vor den Mund des Gesprächspartners und nicht auf's Stativ. Ist nun mal so. Vergiss das mit den Großmembranen, die nehmen ja noch mehr Raum auf. Wenn Du in der ARD an die Geräteausgabe kommst und sagst, Du willst für ein TLM 102 für ein Interview im Wohnzimmer, erklären die Dich für verrückt. Wenn überhaupt Kondensatormikros, dann Kleinkondensatoren. Die werden leider kaum noch eingesetzt, sind bei schlechten Raumverhältnissen aber eigentlich ganz gut. Für Reporter sind die aber auch eher unüblich. Ich denke, Du schießt damit mit Kanonen auf Spatzen, gerade wenn:

Ich brauche keine Studioqualität, nicht die Gespräche, sondern nur O-Töne gesendet werden. Dennoch sollte die Qualität fürs Radio natürlich stimmen

Da reicht eigentlich jedes gute Reportermikro, das Resultat werden hervorragende Töne sein und ein Reporter, der ein bisschen weniger mit der Technik fremdelt. (Und im schlimmsten Fall Muskelkater in Arm und Schulter.) ;)
 
...beim Interview gehört das Mikro vor den Mund des Gesprächspartners und nicht auf's Stativ... There ain't no other way. Der Muskelkater muß sein!
 
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