Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

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AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Ich denke auch, dass man wegkommen muss vom Formatradio. Viele Hörer sind tatsächlich toleranter als manche Radiomacher oder Berater glauben. Schlager, Oldies, Deutschpop/rock, Liedermacher, Pop-Schlager, Country, ruhige aktuelle Hits, "romanische" Musik, dass kann alles auf so einer Welle laufen. Hauptsache die Mischung stimmt und man wird nicht mit einem bestimmten Format malträtiert. Leider gibt es so ein Programm in Deutschland bisher noch nicht und wahrscheinlich traut sich da auch keiner ran.
 
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Ich bin 29 und meine Beliebtesten Stations sind, Radio Paloma - MDR1 RSA - MDR1 Sachsen - Bayern1 und nu sach ma einer wegen des alters, wems gefällt soll das hören was er mag, was ich total zum K. Finde, ist die neue NDR1 Welle Nord, wollen das bringen was bei NDR2 & Co. schon den ganzen Tag läuft, vor ein paar Jahren hörte ich da Abends immer die Hits & Oldies aber mittlerweile kommt da mehr Pop & Charts Mukke, unverantwortlich gegenüber den Schlagerfans bzw. älteren Leuten, was ich auch richtig Geil finde ist die HR4 Tanzparty Samstag Abends von 20 - 0 Uhr, das hat sonst kein Sender in dieser länge bzw. Zusammenstellung :)

Kann es sein, dass das ein Satz sein soll?
 
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@ Tweety:
Auch das von dir beschriebene ist (in meinen Augen) ein Format und würde dem entsprechen, was an anderem Orte als "Musik Ihres Lebens" bezeichnet wurde. - Nur glaube ich, falls die "Musik Ihres Lebens" einmal Wirklichkeit werden sollte, dass auch hier wichtige Bestandteile dieser Musik der Schere von Beratern, Redakteuren und ähnlichen selbst ernannten Zensoren zum Opfer fallen werden, wie es heute schon gang und gäbe ist.
 
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Auch das von dir beschriebene ist (in meinen Augen) ein Format und würde dem entsprechen, was an anderem Orte als "Musik Ihres Lebens" bezeichnet wurde.

Ok, wenn man das als Format bezeichnen wil, dann hast du recht.
 
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Kann es sein, dass das ein Satz sein soll?

@Manni: :D

Leute, was haben wir mal gelernt? Ein Satz sollte beim Sprechen nie länger als sieben Sekunden dauern. Stichwort: Kurzzeitgedächtnis

@mmaikilein: Deine Tastatur hat auch eine "Punkt-Taste". <- watch this ;) Ansonsten einfach mal unter der Schreibweise von Adjektiven, Verben und Substantiven in einer alten "Fibel" für angehende "ABC-Schützen" nachlesen... ;)


vg Zwerg#8
 
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Das ist eine Interpretin, die den deutschen Schlagerstationen angeblich "zu volkstümlich" ist. Und das nur, weil sie häufig in Schweizer Tracht auftritt. Aber tragen die hochgehypten Kastelruther Spatzen etwa keie Tracht?
 
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Das ist eine Interpretin, die den deutschen Schlagerstationen angeblich "zu volkstümlich" ist. Und das nur, weil sie häufig in Schweizer Tracht auftritt. Aber tragen die hochgehypten Kastelruther Spatzen etwa keie Tracht?

Laufen denn die Kastelruther Spatzen noch irgendwo auf UKW?

Und was die Tracht betrifft - wer Sänger in Tracht aus dem Radio verbannt dürfte auch kein HipHop, GangstaRap & Co. senden, denn die tiefhängenden Hosen und Bling-Bling-Anhängsel sind im Grunde genommen auch nichts anderes als eine Tracht - nur eben nicht aus dem alpenländischen Raum
 
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Zur Eingangsfrage: Auch "Jugendliche" (also unter Ü30) hören zu einem gewissen Prozentsatz deutsche Schlager und Schlagerpop.
@ricochet: #21 widerspreche ich auch, bin da mit counti d'accord.
Recht hast Du mit #31: Wenn nicht auf einer Schlagerwelle (wie hr4...), wo sonst? :rolleyes:

@tweety: Ja, die Toleranzgrenzen sind grösser als man manchmal ahnt.
Und mit "music of your life" kommt man der Sache recht nahe. Es ist ein Format, schon seit den eighties in den USA bekannt. Die Deutschen hinken wie so oft da hinterher...
Wobei wir beim nächsten Problem sind:
@ammerlaender: Verstehe, was Du meinst. ABER: Einer muss die Entscheidung treffen, was (und wann und wie oft) in ein solches Format passt. Wie wonst soll das funktionieren? Und das sind bestimmt nicht immer die "selbst ernannten" Zensoren, Berater, PDs und/oder Musikredakteure, sondern die, die die nötige Erfahrung dafür mitbringen.
Ausserdem ist einem solchen Format eine hohe Musikladung und der Grundsatz "je älter, desto weniger darf dieser Titel rotieren" bedingt. Ein Grundsatz, der gerade in DL sträflich vernachlässigt bzw. missachtet wird.
(Als Sender mache ich mich lächerlich, wenn ich 3x am Tag "Friday on my mind" von den Easybeats spiele... knappe 40 Jahre alt. Nur mal so als Beispiel)

Das Format gibt es (auf deutsch) in Ansätzen bereits, es wird noch gefeilt... wait and see.
 
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@exhörer. Alles, was aus Amiland kommt, ist gut. Was aus Österreich kommt, ist entweder rechts oder Volksmusik. Holländer spielen nur holländische Songs, und die Franzosen können es eh nicht.
Und ? Ein paar Leute blubbern den Mist der Bildzeitung nach, die anderen sind längst nicht so konservativ. Das Internetradio boomt in Deutschland, und das wird wohl auch an den Suppenhits liegen, die uns weiterhin auf UKW (Frequenzbereich der Alten) verfolgen. Was solls ......

Ich warte auf das erste Kofferradio, das 2 Knöpfe aufweist: OLD / YOUNG. Und welcher "alte" will schon alt sein.
Old = UKW YOUNG = Web
 
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Was wurde (auch meinerseits) nicht schon über den Discofox-Schlager gestänkert und genölt, solange er im Disco-Bereich fröhliche Urstände feiert ist dagegen nicht viel einzuwenden - wer's mag soll eben damit selig werden. Im Zuge der missglückten Programmverjüngung diverser Schlagerwellen wird der Discofox allerdings immer mehr zum Bestandteil des Durchschnittsschlagers. Selbst vor Weihnachtsliedern (!!) macht er neuerdings nicht mehr halt:

Nicole - Das Lichtermeer auf dem Weihnachtsmarkt

Wie schlecht muss es um diese Branche bestellt sein, dass derartiger Müll (ja ich bin mir der Tragweite des Begriffs voll bewusst) in so inflationärer Weise unter die Leute gebracht wird? Dieser computergenerierte Billigsound mit Einheitsrhytmus greift immer mehr um sich und macht aus dem einst so gefeierten Schlager minderwertige Elektronikgrütze mit morbidem Heimorgelcharme, die allenfalls da und dort noch ein paar gute Stimmen über Wasser halten.

Wenn Programmverjüngung darin besteht, das Niveau von Jahr zu Jahr herunterzufahren, werden auch die härtestgesottenen Stammhörer irgendwann die Nase voll haben. Die jüngeren Leute werden sich diese Musik bestimmt genausowenig antun wie die Mitte der Gesellschaft, die noch minimale Qualitätsansprüche stellt. Gegen derartige Auswüchse ist der volkstümliche Stimmungsschlager der 90er Jahre geradezu eine Offenbarung.
 
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Wie schlecht muss es um diese Branche bestellt sein, dass derartiger Müll (ja ich bin mir der Tragweite des Begriffs voll bewusst) in so inflationärer Weise unter die Leute gebracht wird? Dieser computergenerierte Billigsound mit Einheitsrhytmus greift immer mehr um sich und macht aus dem einst so gefeierten Schlager minderwertige Elektronikgrütze mit morbidem Heimorgelcharme, die allenfalls da und dort noch ein paar gute Stimmen über Wasser halten.
Da stimme ich Dir vollkommen zu.
Gerade heute ist mir bei der Archivpflege ein richtig schönes Stück über den Weg gelaufen - endlich mal kein Discofox, sondern noch ein guter alter Quickstep:

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt oder an einem Discofox-Überdruss, aber nach der Nummer ging es mir richtig gut, und ich hätte nicht übel Lust, sie mir in eine der Pop-Wellen hineinzuwünschen.
Einfach mal so. :)
 
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Da stimme ich Dir vollkommen zu.
Gerade heute ist mir bei der Archivpflege ein richtig schönes Stück über den Weg gelaufen - endlich mal kein Discofox, sondern noch ein guter alter Quickstep


Wie sagte SDR/SWR-Urgestein Günter Verdin so schön:


Der deutsche Schlager ist tot! Es lebe UDO JÜRGENS!

Der deutsche Schlager hat sein Renommee – wenn es denn je eines gab - an den Automaten verspielt: zum sterilen Takt der Rhythmusmaschine erzeugen Synthesizer synthetisch klingende Orchesterklänge, darüber eine helle (z.B. Helene Fischer) oder eine verruchte (z.B. Andrea Berg) Stimme und fertig ist die Instant-Ware. Musik von Hand gemacht – wie Reinhard May in seinem Lied träumt – wird aus Kostengründen immer seltener. Und dann ist da ein Mann wie Udo Jürgens: ein solitärer Künstler mit Charakter, unverbiegbar, sich gegen die Zwänge des Medien-Business sperrend, einer, der sich selbst ans Klavier setzt und sich zudem noch ein exzellentes temperamentvolles Orchester unter der Leitung von Pepe Lienhard leistet...

Original-Zitat Günter Verdin, gefunden auf seiner Homepage.


Der Mann muss es wissen, moderierte er doch lang genug für S4 und dessen Nachfolgesender SWR4. Naja, im wohlverdienten Ruhestand kann man ruhig mal ein offenes Wort wagen. Würde er noch für seinen alten Brötchengeber arbeiten, würden der ihn wohl wegen Geschäftsschädigung belangen...

P.S.: Am allermeisten ärgere ich mich über diese unseligen Gitarrenimitate in sogenannten Rock-Schlagern... Brrr! Mir tun nur die vielen begabten Musiker leid, die oftmals keine gut bezahlten Aufträge mehr kriegen, weil sich die Schlagergemeinde an diesen Software-Retortensound gewöhnt hat. Auch bei Konzerten läuft ja nur noch Playback oder ein einsames Keyboard macht die Begleitband.
 
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Also nochmal was generelles:

Die großen ÖR Schlagerwellen wie WDR4 und SWR4 versuchen ja seit längerem gezielt, ihr Programm zu verjüngen. ...
Gibt es eigentlich Stellungnahmen dieser großen Wellen, die diese kühne These belegen?

Nein, aber es ist deutlich zu hören, intern "beschlossen" und zudem logisch. Siehe die Analyse von rakete in #2.
Neben den "alterspezifischen" bisherigen Musikformaten entwickelt sich (derzeit) auch "music of your life" als generationenübergreifendes Format (ausdrücklich inkl. currents/Neuerscheinungen!). Das als Antwort auf die Frage von mannis fan:
Ist nicht ein Musikmix denkbar, bei dem sich Alt und Jung angesprochen fühlen?

Über eins sollte man sich auch im klaren sein: Mit KEINEM Musikformat erreicht man 70-100% der Zielgruppe. Und "music of your life" ist so angelegt, daß man aus jeder Altersschicht ein Segment "herausgebrochen" wird.

von countie: Sehr richtig. Behauptete ich gerade noch, dass konservativer Musikgeschmack nicht altersabhängig sei, setzen Towa und Heavy in Postings die Alterszuordnung wohl als gegeben voraus. Ich glaube, gerade in der altersmäßigen Festlegung der Zielgruppe liegt der Hase im Pfeffer. Sie aufzugeben und in den einzelnen Wellen besser "Gefühlswelten" zu bedienen halte ich für dringend nötig. So mancher Hörer um dreißig findet Elvis Klasse und mancher 60jähriger Marit Larsen oder Lady Gaga. Das geschätzte Durchschnittsalter eines Open-Air-Konzerts von Roland Kaiser in Dresden liegt bei 31

Sehr richtig. Und nun zum "deutschen Schlager" und den Verwerfungen, die hier ricochet aufwirft....

1.) Ist die deutsch(sprachig)e Musikszene im Moment so facetten- und umfangreich, daß man sie eigentlich nicht betrauern müsste. Sie reicht für mich von Peter Fox, Nena (wieder), Ich+Ich, Rosenstolz,Silbermond etcpp. bis Helene Fischer und Andrea Berg und mehr.
2.) Ich mag die Udo Jürgens-Sachen genau so gern (ausgenommen mal das zitierte "Tante Emma"...!) wie einst Manuela, später Marianne Rosenberg und Juliane Werding, und (heute!) eben auch Silbermond und Andrea Berg.
Herzrasen bekomme ich hingegen bei den typischen Ballermann-Hits der Marke Micky Krause und Konsorten, aber auch die haben ihre Fans. (Aber das ist mein Problem...). Auch die volkstümelnde Musik kann ich nicht so ab, aber auch das ist eben mein Problem.
3.) Nur gegen die Bewertung "handgemacht" und "künstlich generierte Musik" wehre ich mich energisch. Ausgemachter bornierter Quatsch, ricochet!
Ich habe da noch die Althoff-Klänge beim hr deutlich im Ohr, als es darum ging, wann eine Platte gut genug war, um ins Programm kommen zu "dürfen". Dieser Geschmacksterror hielt über Jahre, sogar Jahrzehnte an......... (!!!!).
Es sind die schrecklichsten Musikredakteure/Chefs, die man sich vorstellen kann, die nur nach dem Kriterium beurteilen, ob die Musik "handgemacht" ist. (Und dann selbst irgendwo den Darm einer Bassgitarre zupfen...).

ENTSCHEIDEND ist immer noch, wie (mir) der Titel GEFÄLLT. Ob er dabei mit zuklappenden Klodeckeln, einem aufgemotzten Synthesizer oder mit Gurken & Bananenblättern aufgenommen wurde, ist vollkommen schnurz.

Wenn ich nach ricochets Definition vorgehe, würden wir ab morgen einen erhöhten Anteil von volkstümelnden Schlagerpop auf unseren Wellen haben: Da ja "hausgemacht". Was ein Irrsinn!
Manche Leute wissen nicht wovon sie reden, sorry. :rolleyes:
 
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@radiovictoria: Gut, dass ich heute Nachtschicht habe und noch kurz was anhängen darf. Wenn eine ganze Musikrichtung aus angeblichem Geldmangel nur noch auf elektronische Soundarrangements zurückgreift, läuft was ganz verkehrt. Vergleich doch mal eine gezupfte oder geschlagene Gitarre mit einem Software-Imitat, da sträuben sich einem die Nackenhaare. Es ist ein großer Unterschied, ob ich New-Age-Musik, Techno oder Elektropop fabriziere (also vorsätzlich mit elektronischer Klangerzeugung arbeite) bzw. Synthie-Effekte in ansonsten manuell produzierte Musik einfließen lasse oder eine Musikgattung kaputtspare, indem ich echte Instrumente nur noch nachahme. Das ist die Crux und ich hoffe, du verstehst was ich meine.

Der zeitgenössische Schlager ist so erfolglos, weil er qualitativ so abgewirtschaftet hat - daran ändern auch ein paar Verkaufskanaller an der Ballermann-Front nichts. Steigt das Produktionsniveau, dann wird auch die Akzeptanz der Schlagerwellen wieder zunehmen.
 
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Als ich neulich mal wieder meine Verwandschaft im Seniorenwohnheim besucht habe klang aus jedem Zimmer und auch Essraum nur ein Sender: NDR 1 Hamburg Welle 90,3. ;)

Ich bin zwar nicht beim Radio, verleihe jedoch beruflich auch Musik-CDs. Bei 10.000 CD wird wirklich einiges abgedeckt. Was die Leute leihen und was man hier in NRW im Radio hört steht dem beinah diamentral entgegen. Manchmal sieht man das sogar auf den Hitlisten. Udo Lindenberg und PUR werfe ich mal so in den Raum; die füllen große Hallen und verkaufen recht viel. Im WDR, und nicht nur dort, fallen die durchs Rost.

Was mich persönlich an den Schlagerwellen abstösst ist, das meist nur die lyrisch seichten Sachen gespielt werden. Meine Jugend prägte (leider :cool:) die neue deutsche Welle: deutsche Texte sind mir somit wichtig. Selbst heute höre ich gerne die Barden Konstantin Wecker und Reinhard May - ja, der ja mehr als das eine Lied "Über den Wolken" geschrieben. Auch der leider viel zu früh verstorbene Hans Hartz oder Achim Reichel wird gern hervorgekramt. Selbst EAVs "Der Tod" oder Ambros "Es lebe der Zentralfriedhof" wurden bei mir zu Evergreens. Es endet dann bei Bodo Wartke und Reinald Grebe - die finden dann wenigstens im Fernsehen mal ein Publikum. Im Radio "Fehlanzeige" - die Leute würden ja denken und zuhören müssen - wer will das schon. Dafür bräuchte man ja ein Handbuch: http://www.youtube.com/watch?v=1VTUp_nxxkA

Fazit: kein Problem mit deutsch von früher bis heute, aber ein Problem mit der Auswahl - selbst Volksmusik kann schon so klingen (LaBrassBanda) http://www.youtube.com/watch?v=1IZmYsMiznw


P.S.: Zum obigen CD-Bestand - Karnevalsmusik geht das ganze Jahr!:wow:
 
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Der momentane Weg der Radiosender, ganze Musikrichtungen faktisch auf den Index zu setzen und als Ausgleich die abgenudeltsden Oldies der letzten 40 Jahre zu spielen, ist jedenfalls nur dazu geeignet, die Hörer von den Radiogeräten zu vergraulen und zu iPod, youtube & co. zu bringen.

Sehr richtig erkannt. Aber daß die Hörer vom Radio zum iPod übergehen dürfte durchaus auch einigen Interessengruppen sehr recht sein, z.B. der Musikindustrie, denn iPod-Hörer sind sofort Kunden - Radiohörer erst, wenn ihnen ein Lied so gut gefallen hat, daß sie es kaufen.

Nur immer die gleichen Songs der letzten 40 Jahre "und von heute" zu senden mag den Sendern zwar eine "corporate identity" verschaffen, die laut Marketingtheorie für die Hörerzahlen etwas bringt.

Aber man muß auch mal sehen, wie diese Hörerzahlen zustande kommen. Sind es nicht die gleichen Marktforschungsinstitute, die die MA durchführen, die ebenfalls bei genervten oder gelangweilten Umfrageteilnehmern mit Festnetzanschluss per Telefonumfrage Songs testen?

Im Extremfall könnte diese Machtfülle der Marktforscher durchaus dazu ausreichen, um einen Sender zu demontieren, indem sie z.B. sagen würden, "Metal Machine Music" von Lou Reed würde gut testen, und wenn der Sender es dann spielt, diesem dann auch gleich gute MA-Werte attestieren. Der Realitätscheck käme dann erst von den letzten verbliebenen Hörern, die sich beschweren oder von Werbepartnern die sich genervt abwenden.

"Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast" lautet ein altes Sprichwort. Sind die Sender also wirklich derart fest im Würgegriff der Marktforscher (und dadurch manipulierbar)?

Aber nun zurück zum Thema: Solange deutschsprachige Texte nicht zu schnulzig sind ("Gefühle haben Schweigepflicht", "Ein Stern der deinen Namen trägt"), wären sie durchaus willkommen im Radio. Aber selbst sehr bekannte Klassiker der Fanta 4 oder die melodiösen Songs der Gruppe Echt aus den 90ern schrecken die bisherigen Hörer der Schlagerwellen vermutlich genauso ab, wie jüngere Hörer die Musik von Andy Borg oder Andrea Berg oder G. G. Anderson.

So gesehen ist es doch irgendwie erstaunlich, daß das Crossover der Generationen bzw. der Zielgruppen in den 80ern noch funktioniert hat, als Nicki ("Wenn I Mit Dir Tanz"), Wolfgang Fierek ("Resi I Hol Di Mitm Traktor Ab"), Rainhard Fendrich ("Macho Macho") aber auch Engelbert ("Radio Dancing") auf den Popwellen (hier: Bayern 3) liefen neben Songs, die eindeutig nicht aus dem gleichen Klangspektrum kommen wie z.B. den Pet Shop Boys ("Always On My Mind"), Tanita Tikaram ("Twist in My Sobriety") oder Terence Trent D'Arby ("Sign Your Name").
Auf dem Lieblingssender meiner Oma, dem Bayern 1 der 80er war aber so ein Crossover auch damals schon undenkbar. Viel Englischer als Roger Whittaker wurde es da nicht. Warum sollte dies also heute eher auf einer Schlagerwelle als auf einer Popwelle möglich sein?
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Wie schlecht muss es um diese Branche bestellt sein, dass derartiger Müll (ja ich bin mir der Tragweite des Begriffs voll bewusst) in so inflationärer Weise unter die Leute gebracht wird? Dieser computergenerierte Billigsound mit Einheitsrhytmus greift immer mehr um sich und macht aus dem einst so gefeierten Schlager minderwertige Elektronikgrütze mit morbidem Heimorgelcharme, die allenfalls da und dort noch ein paar gute Stimmen über Wasser halten.

Der Grund ist ganz einfach: Der "klassische" (also melodie- statt rhythmusbetonte) Schlager ist ja aus den Medien, Radio wie TV, verbannt worden. Das bedeutet, daß eine solche Produktion, die möglicherweise sogar Arrangements mit natürlichen Instumenten besitzt und dadurch entsprechend teuer ist, vor vorherein praktisch keine Chance hat, verkauft zu werden.

Der einzige Ort, wo man "Schlager" (im weitesten Sinne) noch verkaufen kann, ist am Ballermann und in entsprechenden Discos. Und dort kann naturgemäß nur massiv rhythmusbetonte Ware laufen, diese muß aber gleichzeitig so billig wie möglich sein, um sich überhaupt zu rechnen.

Mit "Schlagern", also mit romantischen Liebesliedern hat dieses Gestampfe, mit dem man in Sekundenschnelle jeden romantischen Abend runierieren kann, nichts mehr zu tun, und eigentlich sollte man es der korrektheit halber auch gar nicht mehr unter "Schlager" einsortieren.
 
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Sehr richtig erkannt. Aber daß die Hörer vom Radio zum iPod übergehen dürfte durchaus auch einigen Interessengruppen sehr recht sein, z.B. der Musikindustrie, denn iPod-Hörer sind sofort Kunden - Radiohörer erst, wenn ihnen ein Lied so gut gefallen hat, daß sie es kaufen.

Die Frage ist nur, wie erfährt ein Nicht-Radiohörer von neuen Produktionen?
Eigentlich geht das nur noch über das Internet, und das ist dann wiederum ein Kanal, der kaum zu kontrollieren / beeinflussen ist, sowohl was die illegalen Downloads betrifft, als auch die weitestgehende Immunität gegenüber Werbung.

Nur immer die gleichen Songs der letzten 40 Jahre "und von heute" zu senden mag den Sendern zwar eine "corporate identity" verschaffen, die laut Marketingtheorie für die Hörerzahlen etwas bringt.

Eine "Corporate Identity" sollte aber etwas einzigartiges sein, nur das ist bei einem Oldie-Sender, in dem, übertrieben gesagt, nur die aktuellen 10 Oldie-Sampler vom Aldi rotieren, ganz sicher nicht der Fall.

Aber nun zurück zum Thema: Solange deutschsprachige Texte nicht zu schnulzig sind ("Gefühle haben Schweigepflicht", "Ein Stern der deinen Namen trägt"), wären sie durchaus willkommen im Radio.

Was spricht denn gegen schnulzige/romantische Texte? Bei jeder Oper ist das doch um Zehnerpotenzen extremer, und kein Mensch stört sich daran. Und bei englischsprachigen Titeln sind die Texte oft *richtig* grausam, trotzdem stört es niemanden.

So gesehen ist es doch irgendwie erstaunlich, daß das Crossover der Generationen bzw. der Zielgruppen in den 80ern noch funktioniert hat, als Nicki ("Wenn I Mit Dir Tanz"), Wolfgang Fierek ("Resi I Hol Di Mitm Traktor Ab"), Rainhard Fendrich ("Macho Macho") aber auch Engelbert ("Radio Dancing") auf den Popwellen (hier: Bayern 3) liefen neben Songs, die eindeutig nicht aus dem gleichen Klangspektrum kommen wie z.B. den Pet Shop Boys ("Always On My Mind"), Tanita Tikaram ("Twist in My Sobriety") oder Terence Trent D'Arby ("Sign Your Name").
Auf dem Lieblingssender meiner Oma, dem Bayern 1 der 80er war aber so ein Crossover auch damals schon undenkbar. Viel Englischer als Roger Whittaker wurde es da nicht. Warum sollte dies also heute eher auf einer Schlagerwelle als auf einer Popwelle möglich sein?

Aber genau diese breite Musikmischung lief Ende der 80er/Anfang der 90er sogar mit noch größerer Bandbreite, nämlich inklusive volkstümlichen Schlagern, extrem erfolgreich bei Arabella in München, ebenso bei vielen erfolgreichen südtiroler Radiostationen. Wieso das auf einmal nicht mehr funktionieren soll, sollte mal ein Radiomacher plausibel erklären. Ich wüßte jedenfalls keinen echten Grund dafür.
 
AW: Jüngere Hörer in Schlagerwellen? Wie?

Eine "Corporate Identity" sollte aber etwas einzigartiges sein, nur das ist bei einem Oldie-Sender, in dem, übertrieben gesagt, nur die aktuellen 10 Oldie-Sampler vom Aldi rotieren, ganz sicher nicht der Fall.

that's it, meine Rede... was kann und was muß man bei einer oldiesbased station an Erinnerungen herausholen und erzeugen, und gerade dadurch Hörerbindung herstellen... :rolleyes:
Hier in DL kämpfen einige mit den Betonköpfen, die das nicht begreifen wollen (und m.E. von der umfangreichen Musikmaterie auch keinerlei Ahnung haben... :rolleyes:).
 
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Eine Erinnerung an die gute alte Schlagerzeit:

Peter Petrel - Ich fahr' so gerne Rad

Juliane Werding - Wenn du denkst

Die Stimmung blieb damals gewiss nicht auf der Strecke und das Zuhören machte mitunter echt viel Spass. Die einzigen, die heute noch Wert auf angemessene Qualität legen, sind Veteranen wie Peter Kraus oder Udo Jürgens. Und selbst die ach so geschmähte volkstümliche Fraktion arbeitet immer noch überwiegend mit echten Instrumenten von der Trompete bis zur Elektrogitarre:

Marc Pircher - Du bist eine Sünde wert
 
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Eine "Corporate Identity" sollte aber etwas einzigartiges sein, nur das ist bei einem Oldie-Sender, in dem, übertrieben gesagt, nur die aktuellen 10 Oldie-Sampler vom Aldi rotieren, ganz sicher nicht der Fall.

Offenbar kommen diese Stationen damit durch, die von dir sehr pointiert formulierten Fakten quasi wegzuclaimen. Da macht dann der Claim die Corporate Identity, nicht die Musik.

Aber genau diese breite Musikmischung lief Ende der 80er/Anfang der 90er sogar mit noch größerer Bandbreite, nämlich inklusive volkstümlichen Schlagern, extrem erfolgreich bei Arabella in München, ebenso bei vielen erfolgreichen südtiroler Radiostationen. Wieso das auf einmal nicht mehr funktionieren soll, sollte mal ein Radiomacher plausibel erklären. Ich wüßte jedenfalls keinen echten Grund dafür.

Ich denke auch, daß Musikmixe mit großer stilistischer Bandbreite funktionieren können. Die Radioberater der 90er Jahre mit ihrem Dogma der "Durchhörbarkeit" haben allerdings nicht so gedacht und solche breiten stilistischen Spektren inzwischen erfolgreich abgeschafft, mit dem Ziel "Abschaltimpulse" zu vermeiden. Wenn ich in diesem Zusammenhang an den Thread über die "kastrierten Musiktitel" denke, muß ich aber sagen, daß sie damit leider auch die "Einschaltimpulse" beseitigt haben.
 
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