Jugendradio – sind die Hörer dumm?

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AW: Jugendradio - sind die Hörer dumm?

rausgucker schrieb:
@just a gigolo
Grundsätzlich: Ich möchte von dir bitte nicht als Klugscheißer bezeichnet werden!

Geschenkt. Wenn Du Dich nicht angesprochen fühlst, sei das gegönnt. Da ich niemanden persönlich adressiert habe, kann sich auch jeder ausgeschlossen fühlen.

Ich glaube Deine Ausführungen zur Jugend gerne, finde diese Betrachtung trotzdem einseitig. Abgesehen davon, dass Schulbildung nichts, aber auch gar nichts mit Musikgeschack zu tun hat. Sonst gäbe es auf Unipartys nicht so grauenhafte Musik.

Nicht wenige haben noch nie ein Buch gelesen, geschweige denn ein Theater oder Opernhaus von innen gesehen. (Theaterbesuche waren an meiner Schule ein Pflichtprogramm)

Kann sein, dass mancher nie ein Buch gelesen hat, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Das war aber auch schon immer so. Statistisch lässt sich das überhaupt nicht belegen, die Lesequote ist ziemlich konstant geblieben in den letzten Jahren. Und das obwohl den jungen Leuten heute weit mehr Unterhaltungsmangebote zur Verfügung stehen, als jeder anderen Generation vorher. Theaterbesuche waren auch an meiner Schule Pflicht. Pflicht ist ein gutes Stichwort, denn Spaß und Interesse hatten daran nur die wenigsten. Ich habe nach der Schule keinen Schritt mehr in ein Theater gesetzt und es hat mir nicht geschadet. Von der Oper mal ganz zu schweigen.

Es mangelt häufig an Grundkenntnissen der Mathematik und Physik - auch Rechtschreibung und Grammatik werden zugern als lästiges Relikt der Elterngeneration betrachtet. Von normalen mitteleuropäischen Umgangsformen will ich garnicht reden ...

Das liegt vielleicht auch daran, dass das, was in Mathematik und Physik gelehrt wird, in großen Teilen für den Alltag völlig irrelevant ist und das kein normaler Mensch nachvollziehen kann. Das ist subjektiv, aber auch nicht neu, dass die meisten wenig dafür übrig haben. Auch mit der Rechtschreibung standen viele schon immer auf Kriegsfuß und das hat sich durch das Chaos um die Neue Rechtschreibung Ja/Nein sicher nicht gebessert. Dass es mitunter an guten Umgangsformen mangelt, hängt wohl damit zusammen, dass viele diese einfach im Elternhaus nicht mehr erfahren. Das ist sehr traurig, hat aber mit der Vernachlässigung des Umgangs mit Kindern und Eltern allgemein in unserem Staat zu tun. Mehr Unterstützung für berufstätige Eltern = mehr Zeit für Kinder = besseres Benehmen.

Allgemein sind doch die Ansprüche an die Jugend kolossal gestiegen. Für wie viele Berufe brauchte man denn vor 25 Jahren Abitur und wie viele sind es heute? Seit wann muss man neben Schreiben, Lesen, Rechnen auch Computer beherrschen? Sind in den letzten Jahren die Schulen, Universitäten, Vereine etc. mit entsprechenden Mitteln ausgestattet worden, die gestiegenen Qualifikationsansprüche bedienen zu können? Bilden die Unternehmen, die jedes Jahr neue Rekordgewinne einfahren, mehr Jugendliche aus als früher? Werden Kinder heute von kleinauf mit 30 TV-Sendern und dem damit verbundenen Konsumterror konfrontiert? Ignoriert die Politik bis heute, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist und die zu uns kommenden Menschen nicht als Gastarbeiter auf Zeit betrachtet werden dürfen, wenn sie in unsere Gesellschaft integriert werden sollen? Hier sind einige Züge in den letzten Jahrzehnten abgefahren und die letzten, denen man die Konsequenzen dieser Entwicklung vorwerfen kann, sind die Jugendlichen von heute...
 
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Rösselmann schrieb:
Sieh Dir doch bitte mal die Charts in England und den USA an, wirf einen Blick auf die Playlisten der Sender in NL, UK, Frankreich etc., hör mal in amerikanische Programme rein und sag dann bitte selber: Wieviel Promille der musikalischen Vielfalt gibt der hiesige Rundfunk wieder?

Das war doch schon immer so, dass die Charts in England viel interessanter waren als in Deutschland. Dort hat Popmusik auch einen ganz anderen Stellenwert. Und trotzdem sind auch die ach so coolen Briten nicht davor gefeit, DJ Ötzi zu einem Platz 1 in ihren Charts zu verhelfen. Und wenn die große BBC in 60 Regionalsender unterteilt wäre, wie der ö-r Rundfunk bei uns, sähe die Radiokultur da weiß Gott auch anders aus. Insofern hilft dieser Vergleich nicht unbedingt. Die USA sind das andere Extrem, dort ist der Markt so atomisiert, dass selbst kleinste Nischen besetzt werden. Bei der Größe des Landes macht die Aufteilung in regionale Märkte (die wiederum riesige Gebiete abdecken) ja auch Sinn. Auch diese Verhältnisse sind nicht auf Deutschland übertragbar. Frankreich hat eine Musikquote und Holland... Also musikalisch kam da noch nichts brauchbares bei mir an, ehrlich gesagt. Niemand bestreitet, dass mehr Vielfalt guttut, aber realistisch betrachtet holen sich die Musikfans ihre Vielfalt doch längst woanders. Und die meisten anderen sind eh zufrieden mit dem, was da so über den Äther dudelt. Mein Geschmack ist es nicht, aber daraus mache ich keine Weltanschauung...
 
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Die Frage des Threads sollte nicht lauten, "Sind die Hörer dumm?", denn DIE Hörer in ihrer Gesamtzahl sind es, trotz der zahlreichen Dumpfbacken unter ihnen, gewiß nicht.

Fragt man stattdessen aber, "Halten die Macher von Jugendradios ihrer Hörer für dumm?" oder gar, "Werden die Hörer bei Jugendradios systematisch verblödet?", dann, so meine ich, müßte die Antwort nahezu uneingeschränkt "JA!!!" lauten. :rolleyes:
 
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Radiowaves hat mit seiner Interpretation zu youFM völlig recht. Absolute Zustimmung. Für mich hat der Sender schon in den ersten Wochen seine Existenzberechtigung verloren.
Kürzlich ein schönes Beispiel bei youFM auf der Homepage zur ARD-Themenwoche. Man wollte die Hörer zur Vorsorge von Krebs animieren. Damit das Ganze aber bloß nicht ernsthaft klingen soll, hat man sich Überschriften wie "Check your boobs, girls! Brust abtasten - so geht's:" oder "Check your balls, boys! Hoden abtasten - so geht's:" ausgedacht. Dies gibt dem Thema Krebs doch irgendwie noch eine coole Note, oder?
Ich finde gerade daran sieht man, dass Redakteure eines solchen Senders etwas den Sinn für die Realität verloren haben. Andere Radiosender haben die Themenwoche ordentlich aufbereitet (darunter auch Jugendwellen wie Fritz oder DasDing), youFM war auch bei einem solch wichtigen Thema nicht in der Lage etwas Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Anschauen könnt ihr euch diesen journalistisch äußerst hochwertigen Beitrag übrigens noch einmal hier.
Die Hörerzahlen von youFM bestätigen übrigens nicht die Vermutung, die Jugend würde nur die Top40 und BravoHits hören wollen. Das wesentlich intelligentere XXL hatte nämlich ähnliche Hörerzahlen. Aber diese Diskussion hatten wir ja schon einmal...
 
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Just-A-Gigolo schrieb:
Abgesehen davon, dass Schulbildung nichts, aber auch gar nichts mit Musikgeschack zu tun hat. Sonst gäbe es auf Unipartys nicht so grauenhafte Musik.
Und Studenten würden nicht Sputnik hören. Wobei: vielleicht hat Schulbildung ja generell nichts mit Geschmack zu tun. Meine Studentenzeit ist zwar erst etwa 10 Jahre her, aber mit solchen wollten wir damals nix zu tun haben - unabhängig vom bevorzugten Radiosender.
Just-A-Gigolo schrieb:
Ich habe nach der Schule keinen Schritt mehr in ein Theater gesetzt und es hat mir nicht geschadet. Von der Oper mal ganz zu schweigen.
Darf ich mich outen: ich auch nicht. Und außer den Klagen einiger "älterer", daß ich das schon noch mal bereuen werde, habe ich davon noch keinen Schaden weggetragen.
Just-A-Gigolo schrieb:
Das liegt vielleicht auch daran, dass das, was in Mathematik und Physik gelehrt wird, in großen Teilen für den Alltag völlig irrelevant ist und das kein normaler Mensch nachvollziehen kann. Das ist subjektiv, aber auch nicht neu, dass die meisten wenig dafür übrig haben.
Stimmt: besonders Physik wird gerne als erstes abgewählt. Einige Jahre später wollen sie dann Biologie oder Medizin studieren und werden plötzlich mit Physik konfrontiert. Wenn nicht einmal gymnasialer Schulstoff von weit vor der Abizeit (Reflexionsgesetz, Energieerhaltungssatz) bekannt ist, wird es da schnell sehr eng. Ich habe mehrmals als Beisitzer die Gelegenheit gehabt, Bio-Studentinnen völlig fertig und zitternd vor Angst in der Physik-Prüfung zu erleben - und da wurde eigentlich schon nur noch das erwartet, was neugierige Kinder bereits im Grundschulalter beim Spielen in der Natur selbst herausfinden können. Nur: welches Kind kann sich heute noch so glücklich schätzen, in der Natur zu spielen und Eltern zu haben, die nicht ihrerseits so belastet sind, daß sie jeglichen Anflug kindlicher Neugierde schon im Keim brutal ersticken?
Irrelevant ist ein Grundwissen auf diesen Gebieten kaum. Auch nicht bei Journalisten, die sich plötzlich als Heimarbeiter bei der Beitragserstellung mit Grundfragen von Elektronik herumschlagen müssen. Und wenn das Wissen nicht vorhanden ist, ist das auch keine Schande, solange man die Wege der Informationsbeschaffung kennt. Schaut euch Gelb an und seine Postings im Technikforum. Gelb ist definitiv kein ausgebildeter Elektroniker, aber er beißt sich durch. Respekt!
Just-A-Gigolo schrieb:
Dass es mitunter an guten Umgangsformen mangelt, hängt wohl damit zusammen, dass viele diese einfach im Elternhaus nicht mehr erfahren. Das ist sehr traurig, hat aber mit der Vernachlässigung des Umgangs mit Kindern und Eltern allgemein in unserem Staat zu tun. Mehr Unterstützung für berufstätige Eltern = mehr Zeit für Kinder = besseres Benehmen.
100% Zustimmung, was die Beschäftigung mit Kindern betrifft! Nur: es ist nicht unbedingt die Berufstätigkeit der Eltern, die hier Versäumnisse entstehen läßt. Auch, wenn z.B. ein Elternteil arbeitslos oder absichtlich zu Hause ist, heißt das noch nicht, daß Kinder optimal aufwachsen können. Auch, wenn einige jetzt gequält aufschreien - ein Stichwort sei dennoch gestattet: Mangel an Mütterlichkeit. Und das ist kein neues Problem, die Auswahl an Verdrängungsmechanismen ist heute nur größer.
Just-A-Gigolo schrieb:
Bilden die Unternehmen, die jedes Jahr neue Rekordgewinne einfahren, mehr Jugendliche aus als früher?
Nein - das Signal für große Teile der Jugend heißt bereits jetzt: keiner wird euch brauchen. Umso krasser fällt die Polarisierung aus in die, die sich durchsetzen wollen und in die, die es bereits von Anfang an aufgeben, überhaupt noch zu versuchen, dazugehören zu können. Und dann gibts auf Schulhöfen wieder was zu filmen für die Vorabendprogramme.
Just-A-Gigolo schrieb:
Werden Kinder heute von kleinauf mit 30 TV-Sendern und dem damit verbundenen Konsumterror konfrontiert?
Wenn die Eltern es zulassen, dann ja. Ich kenne genug junge Familien, in denen das ganz anders abläuft, in denen z.T. nicht einmal ein Fernseher existiert und das einzige vorhandene Radio vom Vater nur zur Bundesliga-Schlußkonferenz eingeschaltet wird.
Just-A-Gigolo schrieb:
Ignoriert die Politik bis heute, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist und die zu uns kommenden Menschen nicht als Gastarbeiter auf Zeit betrachtet werden dürfen, wenn sie in unsere Gesellschaft integriert werden sollen? Hier sind einige Züge in den letzten Jahrzehnten abgefahren und die letzten, denen man die Konsequenzen dieser Entwicklung vorwerfen kann, sind die Jugendlichen von heute...
Ich stimme Dir vollkommen zu, finde aber Deine Verbitterung (ja, ich habe meine ja auch) und den daraus erwachsenden Fatalismus als tragisch.

Ach so, es ging ja eigentlich ums Radio.
Just-A-Gigolo schrieb:
Es ist nicht Aufgabe eines Jugendsenders, den Geschmack jugendlicher Szeneheads rund um die Uhr zu bedienen, sondern ein Programm für eine jugendliche Zielgruppe im Allgemeinen zu machen. Da wir uns wohl einig sind, dass es DIE Jugend nicht gibt, wird man damit immer auf einem recht kleinen Nenner operieren, der aber einen Großteil der jungen Leute tatsächlich erreicht.
Einspruch! Was auf keinen Fall funktionieren kann - sowohl finanziell, aufgrund der Frequenzausstattung und, so vermute ich, auch nicht wegen der Wirkung auf die Zielgruppe - ist eine extreme Verspartung in sämtliche (wieviele?) Subkulturnischen. Die Spartenradios auf Satellit und im Kabel sind auch allesamt lieblose automatische Abspielstationen. Daß ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung mit nur wenigen Programmkonzepten zu erreichen ist, sehen wir am immergleichen Pop-Formatfunk auch in Deutschland. Es muß aber auch möglich sein (und es wäre sehr wohl möglich), für viele Subkulturen, Nischen und redaktionelles Wort ein gemeinsames Programm ohne elitäre Ansprechhaltung zu bieten. Stichpunkt: Jugendradio im nationalen Hörfunk. Die Erfahrung seit 1992 zeigt aber: es soll nicht möglich gemacht werden, warum auch immer. Im harmlosesten Fall und ohne Verschwörungstheorie schlicht und einfach, weil die Damen und Herren Entscheider fast allesamt stets jenseits der 60 sind (ungeprüfte Vermutung meinerseits).
 
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Es ist nicht Aufgabe eines Jugendsenders, den Geschmack jugendlicher Szeneheads rund um die Uhr zu bedienen, sondern ein Programm für eine jugendliche Zielgruppe im Allgemeinen zu machen.
Richtig! Kein Mensch redet von rund um die Uhr. Aber wieso ist zumindest der ÖR nicht in der Lage, wenigstens in den Abendstunden Spezialsendungen anzubieten, die zudem eine treuere und aufmerksamere Hörerschaft hätte, als es das Morgenprogramm je haben wird? Sowas nennt man Hörerbindung und die dürfte aufgrund der übergroßen Masse an Programmen heute wichtiger sein denn je. Und dann heißt die Zielgruppe 14-29. Heißt das alle Dumpfbacken von 14 - 29 oder heißt das alle von 14-29?
Es gab mal ein Jugendprogramm, dass das (fast) alles unter einen Hut brachte und dennoch erfolgreich war und die Jugend von vor 15 Jahren ist nicht sehr viel anders, als die von heute. Also kann mir niemand erzählen, dass das nicht funktionieren soll. Man muss es nur wollen. Aber dafür wäre dann ja wieder Aufwand von nöten, den einer bezahlen muss. Dass das bei Privatsendern aus Kostengründen nur schwer realisiserbar ist, ist zumindest verständlich, die Verflachung und damit auch geförderte Verdummung bei den ÖRs ist es nicht, denn da ist das Geld vorhanden.
Ansonsten spricht der hier schon oft zitierte, aber dennoch mehr als zutreffende Anhang hoffentlich für sich!
 
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Stichpunkt: Jugendradio im nationalen Hörfunk. Die Erfahrung seit 1992 zeigt aber: es soll nicht möglich gemacht werden, warum auch immer. Im harmlosesten Fall und ohne Verschwörungstheorie schlicht und einfach, weil die Damen und Herren Entscheider fast allesamt stets jenseits der 60 sind (ungeprüfte Vermutung meinerseits).

100%ige Zustimmung. Ein nationales Jugendradio könnte sich viel mehr Freiheiten erlauben und Nischen besetzen, die sich die ganzen jetzigen ö-r Programme nicht leisten können, weil sie von den Anstalten als Konkurrenz zu den Big FMs und Planet Radios dieser Welt aufgestellt wurden. Und das von fast JEDER Anstalt. Aber da tasten wir die heilige Föderalismus-Kuh an. Deshalb halte ich die Einrichtung einer solchen Station für unrealistisch...
 
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Ein nationales Jugendradio könnte sich viel mehr Freiheiten erlauben und Nischen besetzen, die sich die ganzen jetzigen ö-r Programme nicht leisten können, weil sie von den Anstalten als Konkurrenz zu den Big FMs und Planet Radios dieser Welt aufgestellt wurden.
Meiner Einschätzung nach geht es nicht um "sich leisten". Bei kommerziellen Programmen könnte man sagen, naja, die wirtschaftlichen Zwänge erfordern ein solches Programm, aber N JOY bspw. ist ja werbefrei, was der Sender auch nicht müde wird, immer wieder zu betonen. Selbst wenn du - was ich vermute - zieht das Argument "sich leisten" nicht, denn N JOY hat - zumindest in HH - einen winzigen Marktanteil, und youfm scheint ja auch Probleme zu haben, sich zu etablieren. Offensichtlich bedienen sie bereits eine Nische, was für die entsprechenden Sender eigentlich vollkommen unbefriedigend sein muss.
Da muss ich echt mal wieder lachen. Bin selber noch sehr Jung und höre gerne Blackmusic. Und wie um himmels willen erklärst du dir das "Blackmusic" deiner meinung nach Mukke für Dumme ist?
Vermutlich eine afrikanisch-amerikanische Verschwörung: Erst sorgen die Schwarzen mit ihrer Musik für den geistigen Verfall der restlichen Bevölkerung, um dann mit einem Handstreich die Weltherrschaft zu übernehmen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt auch mit drin, und Südfrucht verfügt offenbar über Insiderinformationen.
 
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Fragt man stattdessen aber, "Halten die Macher von Jugendradios ihrer Hörer für dumm?" oder gar, "Werden die Hörer bei Jugendradios systematisch verblödet?", dann, so meine ich, müßte die Antwort nahezu uneingeschränkt "JA!!!" lauten.

In Berlin wäre dies vor allem KISS FM, welcher sich von einen wirklich trendigen (Szene und DJ-Radio), respektvollen (GEGEN RASSISMUS EINGESETZT, DA MULTIKULTURELL ENGAGIERT!) und vor allem "geilen" Sender (Musikalisch wirklich für jeden was dabei...Auf so ein Format warte ich seitdem heute noch...)

Die Beste Zeit war seit Sendestart im Januar 1993- bis zum "Format-Umstellungs-Alptraum" im August 1998...Kommt mir nicht mit der These das der Sender seitdem an Quote und Erfolg zugelegt hat, das stimmt definitiv nicht, der "gute Ruf" war davor schon da, und wurde von der potenziellen heutigen Hörerschaft nur noch zunichte gemacht!

Seit August 1998 wurde dieser Sender leider zu einer Verblödungsmaschinerie für 12-17 Jährige Möchtegern-Pseudo-Gangsstars (Absichtlich so geschrieben!) umformatiert, das ich seitdem nur noch diese Meinung übrig habe :wall: :wall: :wall: ...Von den Moderationen ganz zu schweigen... :confused:

Radioinsider
 
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Ja und NRJ Sachsen hat jetzt mit dem Massenverblödungsprogramm weniger Hörer, als vor Jahren, als noch Qualität produziert wurde und Profis am Werk waren. Das Ding ist nur: Die Rendite wird heutzutage größer sein, als damals. Und das wird auf fast alle Privat(Jugend)radios zutreffen. Und das zählt nun mal im Kommerzgeschäft.
 
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Es fehlt einfach an einem alternativen Leitmedium wie VIVA ZWEI es gewesen war. Einzelne, auch tolle Inseln gibt es auch heute noch in Funk und Fernsehen, aber viele bemerkenswerte Musikgruppen findet man leider nur noch wenn man gezielt danach sucht.

Da sollte die ARD vielleicht ein bundesweites Mantelprogramm stricken, dass vielleicht im Sinne einer "ARD-Popnacht" dann von allen ARD-Jugendsendern jede Nacht übernommen wird. Damit hätte man auch trotz des Föderalismus was tolles bundesweites. Der Zündfunk könnte etwa zu einer bundesweiten Sendung mit mehreren Schwerpunkten ausgebaut werden. Hätte bestimmt keiner was dagegen.

Von den Jugendsendern big FM und DASDING fühle ich mich mit Populärmusik eigentlich gut versorgt. Ob die Jugend durch diese genannten Medien Schaden nimmt sei mal dahin gestellt. Einen gesunden Medienkonsum sollte man ja etwa im Elternhaus oder der Schule erlernt haben. Da könnte ja auch mal Input in die Kiddies fließen. Denn was derzeit der Mobilfunk und das Privatfernsehen so treiben, wäre ein Fach "Umgang mit Medien" bitter nötig.
 
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Klotzkopf schrieb:
Keiner. Außer NDR, WDR, SWR und MDR, die es für gewöhnlich vorziehen, ihr eigenes Süppchen zu kochen.

Dann muss denen mal einer in die Suppe spucken. Und wenn es die Hörer sind!
 
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seventeen schrieb:
Dann muss denen mal einer in die Suppe spucken. Und wenn es die Hörer sind!
Dass sie das nicht im Geringsten juckt, zeigt die Päckchenmischung Jump, die von Jahr zu Jahr weniger Konsumenten anlocken kann und dennoch fröhlich weiter dudelt.
 
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Just-A-Gigolo schrieb:
100%ige Zustimmung. Ein nationales Jugendradio könnte sich viel mehr Freiheiten erlauben und Nischen besetzen, die sich die ganzen jetzigen ö-r Programme nicht leisten können, weil sie von den Anstalten als Konkurrenz zu den Big FMs und Planet Radios dieser Welt aufgestellt wurden. Und das von fast JEDER Anstalt. Aber da tasten wir die heilige Föderalismus-Kuh an. Deshalb halte ich die Einrichtung einer solchen Station für unrealistisch...

Da muß ich Dir zustimmen. Den meisten Anstalten ist die Förderalismus Kuh immer noch am heiligsten und selbst wenn es ein paar Anstalten wären, die diese Idee aufgreifen, wird es garantiert eine Anstalt geben die "querschlägt" und diesen Plan nicht mitmacht.
 
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Den Plan bzw. die Idee gabs doch vor knapp 15 Jahren schonmal. Damals ist sie zerredet und kaputt gemacht worden.
 
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Die damalige Idee war allerdings, das unter der Flagge des Deutschlandradios segeln zu lassen. Vor Jahren hatte man sich dort übrigens ziemlich darum gesorgt, ein jüngeres Publikum für das Berliner Programm zu finden.
 
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Radiowaves schrieb:
Prima, ich übersetz das mal:
Wir wollen Euch nicht anstrengen, wir wollen nicht, daß ihr vielleicht geistig sogar etwas erhellt werden könntet oder Neugier/Bedürfnisse bei Euch geweckt werden. Eigentlich wollen wir, daß ihr uns gar nicht bewußt wahrnehmt. Wir sind dafür da, damit ihr weiterhin im Sumpf sitzen bleiben könnt. Das hat uns unser Intendant gesagt, und der wird dafür gute Gründe haben. Und daher melden wir nur das, was im Leben nicht wichtig ist.
Wir haben eine Zielgruppe, an der wir uns orientieren: die unteren Zehntausend. Damit die auch weiterhin die unteren zehntausend bleiben und vor allem: damit sie nicht merken, daß sie die unteren Zehntausend sind und sie niemand später brauchen wird - außer zum Grunzen und Quieken. Deshalb tun wir so, als könnten wir nur grunzen und quieken. Ach, übrigens: Studenten der Politikwissenschaften sind arrogante, abgedrehte Hirnwichser, die Euch später nur die Jobs wegnehmen. Meidet sie!
Ey, ihr widerlichen Nörgler! Ihrt kotzt uns an! Habt ihr es immer noch nicht gerafft? Ihr seid zu anspruchsvoll für uns! Wir wollen Euch nicht! Geht endlich weg und laßt uns machen! Nochmal im Klartext: dieses Programm ist für die ganz unten. Das wissen wir, das wollen wir. Daß ihr raus seid aus dem Hörfunk, das nehmen wir in Kauf. Anspruch und Restintelligenz sind unsere Feinde. Wer so etwas aufzuweisen hat, soll uns nicht hören!
Wer unser plattes Programm nicht ertragen mag, darf doch gerne nonstop-Nachrichten, Kaufhaus-Fahrstuhlmusik oder Klassik hören. Solche Klugscheißer und Besserwisser hören doch gar keine Rockmusik. Ihr könnt freilich das Radio auch komplett ausschalten, nur GEZ zahlen müßt ihr trotzdem, spätestens ab 2007, wenn ihr im Internet das holt, was wir Euch nicht mehr geben wollen.
Übrigens: wir sind gerade eifrig dabei, unsere Existenzberechtigung und damit uns selbst abzuschaffen. Bitte stört uns nicht dabei, sondern akzeptiert endlich, daß wir das so wollen. Und fragt bitte auch lieber nicht, warum wir das wollen.
Wir hoffen sehr, daß wir Euch nicht als zu intellektuell erscheinen, daß ihr strunzdumm seid und daß wir somit noch ein bißchen zusammen machen können...

Auch als öffentlich rechtlicher Jugendradio Macher habe ich mich gerade köstlich amüsiert!
 
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Richtig! Kein Mensch redet von rund um die Uhr. Aber wieso ist zumindest der ÖR nicht in der Lage, wenigstens in den Abendstunden Spezialsendungen anzubieten, die zudem eine treuere und aufmerksamere Hörerschaft hätte, als es das Morgenprogramm je haben wird?

Also die ÖR Jugendradios, die ich regelmäßig höre, YOU FM und DasDing, machen genau das: jeden Abend Musikspezialsendungen zu HipHop, zu Indierock, Reggae, Clubmusik, Chillout, Konzertmitschnitte. Immerhin...
 
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Mal von wenigen Ausnahmen abgesehen, die übrigens nur äußerst selten auf den Programmen laufen, welche sich Jugendsender nennen, sind Sendungen, in den nur Musikstücke anderer Stilrichtungen abgespult werden, in meinen Augen noch keine Spezialsendungen.
 
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Radiokult schrieb:
Mal von wenigen Ausnahmen abgesehen, die übrigens nur äußerst selten auf den Programmen laufen, welche sich Jugendsender nennen, sind Sendungen, in den nur Musikstücke anderer Stilrichtungen abgespult werden, in meinen Augen noch keine Spezialsendungen.
Nun, ich denke das Du erst dann eine solche Sendung als Spezialsendung ansiehst, wenn zumindest ein paar Hintergrundinfos zur gespielten Musik, durch einen halbwegs kompetenten Moderator vermittelt werden, oder? Ansonsten ist solch eine Sendung wohl nicht mehr, wie eine geringfügige Abweichung vom sonst üblichen Musikformat.
 
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Pssst, geheim ....!

Heute hat das Durchschnittsalter der Plattenkäufer die 40er-Grenze längst erreicht. Aber es heißt noch lange nicht, dass sie Teil der Jugend sind, wenn über 50-Jährige popkulturelle Diskurse führen und, um gleich in deren Sprache zu bleiben, die Codes aller 400 in Deutschland gezählten Jugendkulturen dechiffrieren können, wenn sie im »Mainstream der Minderheiten« schwimmen können, ohne die Orientierung zu verlieren, wenn sie am Tresen stehen und den DJ kennen und wissen, dass er auch für Spex fotografiert. Das hat auch etwas damit zu tun, dass die größte Reichweite unter Jugendlichen immer noch die Bravo hat und 98 Prozent von ihnen Spex nicht lesen.

Aus dem Zeit-Artikel "Für immer Disco" von Harriet Köhler
 
AW: Jugendradio - sind die Hörer dumm?

Sehr schöner und treffender Artikel. Nur: was tun, wenn man bereits die 30 überschritten hat, so wie ich vor 2 Jahren? Sich nen Ohrensessel kaufen, reinsetzen, Klassik hören und von früher[tm] erzählen? Eine ehemalige Lehrerin von mir hätte das sicher empfohlen. Für sie gab es kulturell nur Klassik. Wer keine Klassik hörte, war kein Kulturmensch. Und für sie war klar: "irgendwann findest auch du zur Klassik." Habe ich nicht, bis heute nicht. Daß ich nicht mehr zur Jugend gehöre, weiß ich. Daß ich aufgrund einiger erschwerender Umstände auch nicht dazugehört habe, als ich im passenden Alter war, weiß ich inzwischen auch - und das ist schmerzhaft genug.
Wie verschubladisieren wir sie also, die vom-Alter-her-nicht-mehr-Jugendlichen, deren Lebensrealität nicht im Konzertsaal, sondern zwischen Roskilde und Glastonbury, nicht beim literarischen Quartett, sondern vielleicht bei Blogger-Lesungen, dennoch nicht bei Jamba und Graffiti liegt? Die vielleicht schon Familien mit mehreren Kindern haben, aber trotzdem die Arctic Monkeys hören? Darf man das vielleicht gar nicht? ;)

Ich rufe hiermit einen Kreativwettbewerb aus: findet die Schublade! Oder denkt sie euch aus! Ich bin es langsam leid, immer von "Jugendfunk" zu schreiben, wenn ich etwas meine, das mit den Sputniks, N-Joys und YouFMs dieses Planets nichts zu tun hat.
 
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