Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

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Ammerlaender

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Nachdem sich Herr Reiter vorgestern im gestreckten Galopp in die Rente(?) verabschiedet hat, wage ich es, inspiriert durch einen SPON-Artikel, einen neuen Faden über den MDR zu eröffnen.

In diesem (oben verlinkten) Beitrag ist unter anderem zu lesen:
Sämtliche Affären ihres Senders will Karola Wille möglichst schnell vom Tisch schaffen: "Ich will den angelaufenen Aufklärungsprozess mit Entschiedenheit vorantreiben", sagte die neue MDR-Intendantin am Mittwoch in Leipzig. Dies sei auch der erste Punkt ihre 100-Tage-Programms, erklärte sie am Mittwoch auf ihrer ersten Pressekonferenz im neuen Amt.
[...]
Die 52-Jährige sieht drei Herausforderungen für das dritte Jahrzehnt des MDR: Das krisengeschüttelte Haus müsse zur Ruhe kommen. Außerdem müssten die Strukturen überprüft und die junge Generation stärker ins Blickfeld gerückt werden. Das gesamte Angebot müsse weiterentwickelt werden, dazu gehörten auch "neue Verpackungen, neue Gesichter und eine neue Ansprechhaltung."
[...]
Die neue Intendantin betonte, sie wolle auch die Qualität des Programms in den Mittelpunkt stellen. "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus", erklärte sie. In den Zulieferungen für die ARD solle sich die Lebenswirklichkeit der neuen Länder mehr zeigen. Auch die Idee eines ARD-Jugendkanals müsse neu diskutiert werden.
[...]
Am Dienstag, ihrem ersten Tag als Intendantin, hatte sie sich von Kommunikationschef Dirk Thärichen getrennt. "Das ist nichts Ungewöhnliches", kommentierte Wille die Personalentscheidung. Auch der Leiter der Intendanz, Reinhard Krug, soll neue Aufgaben erhalten. Ein neuer Unternehmenssprecher und Hauptabteilungsleiter Kommunikation soll bis zum Jahresende gefunden werden.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Neuer Thread? Naja, vielleicht ganz angemessen.

Aus der Berichterstattung zur heutigen PK ist mir dieser Abschnitt auf DWDL aufgefallen
Sie sprach sich zugleich für einen "intensiven Diskussionsprozess über die Qualität des Programms" aus und kündigte an, ein klares öffentlich-rechtliches Profil für den MDR entwickeln zu wollen.
Das könnte man als Kritik am bisherigen Programm verstehen. Allerdings finde ich in den anderen berichten nichts dazu.

Ausnahmsweise empfehle ich übrigens einen Artikel aus der WELT, genauer gesagt ein Interview mit Frau Wille, in der sie sich zu Ihrer DDR-Vergangenheit und zu ihrer Verantwortung als bisheriger MDR-Justiziarin äußert.
[Welt Online:] Sie waren die oberste Juristin des Hauses – und stellvertretende Intendantin. Und wussten von nichts?

Wille: Ich bin damals nicht einbezogen worden. [...] Es galt das Intendantenprinzip: Der Intendant entscheidet allein, wem er seine Post gibt. [...] Ich wurde seinerzeit nicht eingeschaltet. Ich habe es in meiner Zeit als juristische Direktorin anders gehalten.

und

[Welt Online:] Sie waren Mitglied der SED [...] Wie stehen heute zu diesem Teil Ihrer Biografie?

Wille: Ich war von den Idealen überzeugt, ich bin so erzogen worden. Ich bin mit 18 Jahren aus Überzeugung in die Partei eingetreten, nicht aus Karrieregründen. Ich wollte mich für Gerechtigkeit einsetzen und deshalb Juristin werden. Während des Studiums bin ich nachdenklich geworden. Aber ich habe nicht zu den Mutigen gehört, die gesagt haben: „Ich trete aus der Partei aus.“ In der Wendezeit habe ich dann einen anderen Weg eingeschlagen. Ich habe mich am Runden Tisch für Pressefreiheit eingesetzt, die Aufbruchstimmung dort erlebt.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Es ist dem MDR von Herzen zu wünschen, dass er aus dem Kumpelmatsch und Korruptionssumpf endlich herauskommt und in ihm - trotz des Fehlstarts von Frau Wille - bald wieder frischer, wohlriechender Wind weht.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

K. Wille ist dafür die falsche Frau. Einer wie H. Mehdorn hätte den Stall ausmisten müssen!

Thärichen ist doch nur ein Bauernopfer wie damals die drei stasibelasteten Moderatoren, dutzende weitere arbeiten weiter für das Haus.

Die Frage ist vielmehr, wie es kommen konnte, daß ein Thärichen überhaupt angestellt wurde bei der öff.-rechtlichen Anstalt! Wir erinnern uns, warum er die Leipziger Olympiabewerbung verlassen musste. Hatte etwas mit einem gewissen Regiment eines gewissen Feliks zu tun...
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Einer wie H. Mehdorn hätte den Stall ausmisten müssen!
Dann würde aber, ähnlich dem Bahnfahrer, für den Hörer noch weniger herum kommen, da alles, was keinen Gewinn bringt, entsorgt werden und folglich die Daseinsberechtigung des MDR noch mehr gegen Null tendieren würde.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

""Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus",
Diesem starken Satz will ich Taten folgen sehen...freilich vor allem in Bezug auf das TV-Programm, das mit dieser Speerspitze wohl auch vornehmlich gemeint war.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

nein, Ammerländer, ich denke, jemand von außen hätte dafür gesorgt, daß unnötige Strukturen verschlankt werden, daß nur ein Dreh-Team zum Termin geschickt wird und nicht vier, daß auch festangestellte Mitarbeiter für ihr Geld arbeiten müssten. Und das die mehr als 100 stasibelasteten Leute, die weiterbeschäftigt werden, das schicke Funkhaus putzen!

Das würde dem Gebührenzahler entgegen kommen.

Unter Wille geht es weiter mit der DDR im Kleinformat. Schon mal was von der Geschichte mit den drei Affen gehört?
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Schade,dass Udo schon nach 20 Jahren aufgehört hat.In einer Anstalt,in der es täglich bergab geht,war er doch als Intendant die ideale Besetzung.:)
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Tata: der erste Skandal unter Wille. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Herstellungsleiter May, der MDR läßt ihn vorerst nicht in die 9. Etage (Unterhaltung - fast alles DDR-Fernsehen). Mal schauen, was noch kommt. Uwe Müller von der Welt sollte mal wieder recherchieren...
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Könnte es sein, dass es sich um einen "Überläufer" handelt? - Sie will ja aufklären, sagte Frau Wille zumindest. Da wird sicherlich noch mehr kommen (müssen).
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

die FAZ lehnt sich hier aber ziemlich weit aus dem Fenster:

Aber noch sind nicht alle so verkalkt, so verstützstrumpft, so verblödet, dass sie außer Volksmusik nichts mehr hören [...] wollen

Wie schön doch das Leben im Elfenbeinturm ist...
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Gut recherchiert hat der Herr Jürgs aber auch nicht, denn

... benannt nach der einst beliebten Künstlerin des Volkes drüben, Helga Hahnemann („Ein Kessel Buntes“).

Ist wohl nicht ganz richtig, denn "Ein Kessel Buntes" hatte zu Zeiten des DDR-Fernsehens (ab 197?) keinen Stamm-Präsentator mehr; es wurde eingesetzt, wer einen Namen hatte, und das waren von Herrn Füchs und Frau Elster über eben Helga Hahnemann bis zu Heinz-Florian Oertel viele. - Helga Hahnemann war "Halgas Top(p) Musike" im Berliner Rundfunk und manchmal im Fernsehen bzw. diverse Personality Shows.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Fein beobachtet. Ist aber tatsächlich wohl sehr häufig so. Jede Organisation beginnt irgendwann, Leichen im Keller abzulegen und Dinge unter den Teppich zu kehren. Die Angestellten werden daraufhin zu "Wächtern" dieses Systems. Man erwartet stillschweigend von ihnen, daß sie diese Zustände decken bzw. zumindest so tun, als würden sie sie nicht wahrnehmen. Das steht freilich nirgendwo - in den selbstverfassten Agenden und Grundwerten steht oft was ganz anderes - aber es ist eine Art geheimes Abkommen. Ohne, daß jemals jemand etwas gesagt hätte.
Wer dagegen verstößt, ist sehr schnell sehr gut isoliert. Wird gemobbt und gemieden, bis er entweder resigniert geht oder gesundheitlich bedingt ausfällt. Das gilt für Staatssysteme genauso wie für Unternehmen - und offenbar auch für Rundfunkanstalten. Und so verwundert es nicht, daß man nur sehr selten unbeugsame, wachsame Menschen in Positionen findet, in denen sie das System ehrlich und gesund halten können.
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Hallo!

Ich will hier niemanden zu nahe treten, aber einige Sätze in diesem Interview von Frau Dr. jur. Wille mit der "Welt" laden geradezu zu einem Kommentar ein. Ich als Ossi weiß auch, von was ich rede.

http://www.welt.de/kultur/article13694484/Die-Vision-2017-der-neuen-MDR-Intendantin.html schrieb:
Welt Online: Lassen Sie uns über Ihre Vergangenheit sprechen: Sie waren Mitglied der SED und wurden deshalb im Vorfeld der Intendantenwahl hart kritisiert. Wie stehen heute zu diesem Teil Ihrer Biografie?

Wille: Ich war von den Idealen überzeugt, ich bin so erzogen worden. Ich bin mit 18 Jahren aus Überzeugung in die Partei eingetreten, nicht aus Karrieregründen. Ich wollte mich für Gerechtigkeit einsetzen und deshalb Juristin werden. Während des Studiums bin ich nachdenklich geworden. Aber ich habe nicht zu den Mutigen gehört, die gesagt haben: „Ich trete aus der Partei aus.“ In der Wendezeit habe ich dann einen anderen Weg eingeschlagen.


> Ich war von den Idealen überzeugt, ich bin so erzogen worden.

Das nehme ich Ihnen sogar ab, denn ganze Generationen wurden so erzogen. Das "sozialistische Menschenbild" ist in sehr vielen Köpfen drin. Ich habe da auch nix dagegen, ich würde mich daher auch problemlos am linken Rand der SPD verorten. Damit habe ich überhaupt kein Problem.

> Ich bin mit 18 Jahren aus Überzeugung in die Partei eingetreten, nicht aus Karrieregründen.

Diese Nummer nehme ich Ihnen nicht ab...


> Ich wollte mich für Gerechtigkeit einsetzen und deshalb Juristin werden.

Und was hat Vati dazu gesagt? Ich tippe mal auf:
"Kind, wir haben dir schon den Besuch der EOS ermöglicht, aber wenn du Rechtswissenschaften studieren willst, dann mußt du in die Partei!"


Sie können froh sein, daß Sie den "direkten Weg" zum Studium gehen konnten. Und dann auch noch - ich sag jetzt mal salopp - Jura. Um in dieser Richtung studieren zu können, mußte man einen "ganz sauberen" Lebenslauf haben... Fragen Sie beispielsweise mal Joachim Gauck. Der wollte in der DDR "nur" Journalist werden.

(Im Podcast von 4:30 bis 8:30)
http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/-/id=1895042/nid=1895042/did=7061426/1m5b8x1/index.html


Viel Spaß beim Ausmisten der Anstalt!
Zwerg#8
 
AW: Karola Wille: "Der MDR ist nicht nur ein Schunkelhaus"

Zwerg8, die wird nix ausmisten, sondern die DDR konservieren.
Mal unter uns Ossis (ich weiß auch,wovon ich rede): wer hat in den späten Achtzigern noch an das System geglaubt? Niemand in meinem (großstädtischen) Umfeld: wir sind in Berlin ins Operncafe gegangen und haben AFN und RIAS gehört. In Leipzig haben sie die Punkkapelle Wutanfall geliebt. Nur die ganz Systemtreuen, die in Wandlitz quasi im Intershop gewohnt haben, die lebten in der eigenen Welt. Niemand ist in den Achtzigern aus Überzeugung in die SED eingetreten, sondern nur um als Kader ein verbrecherisches System mitzutragen. Während Wille vom Uni-Riesen geschaut haben will(e), haben Demonstranten in Leipzig riskiert, in KZs zu kommen!!!
Nach dem Motto "Ich will die Welt gerechter machen" - für wie naiv hält die Wille ihre Mitmenschen? Wie nah am NS-System die DDR war, hat die Dokumentation über medizinische Versuche im sächsischen Frauenknast am 9. November gut verdeutlicht...
 
Wille richtet Stabsstelle zur Aufklärung von Affären ein

So nachzulesen in der Mitteldeutschen Zeitung:

Leipzig/dapd. Die neue Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Karola Wille, richtet eine Stabsstelle zur Aufklärung der Affären im Sender ein. Darüber habe die Intendantin am Montag den Verwaltungsrat des Senders informiert, teilte das Gremium in Leipzig mit. Grundlage sei der von einer Untersuchungskommission vorgelegte Bericht, der Versäumnisse und Probleme aus der Vergangenheit auflistet. Aufgabe der Stabsstelle werde auch die Verbesserung interner Kontrollsysteme sein...

Interessant auch, was sonst noch dem Verwaltungsrat mitgeteilt wurde:

Dem Prüfbericht zufolge sind beim MDR Produktionen auch ohne Aufträge oder schriftliche Verträge bezahlt worden. In dem Bericht, der der Nachrichtenagentur dapd vorliegt, heißt es, dass das Kontrollsystem der Anstalt versagt habe, es häufig keine sachgerechte und transparente Dokumentation von Geschäftsvorfällen gegeben habe.

Laut Bericht ist auch ein Angebotsschreiben über 227.240,03 Euro nicht mehr auffindbar.
[...]
Kritisch betrachtet die Untersuchungskommission rund um Ingmar Weitemeier auch das Finanzanlagevermögen des Senders. Dies habe zum 31. Dezember 2010 bei 599 Millionen Euro gelegen. Auf Wertpapiere entfielen 390 Millionen Euro oder 40 Prozent der Bilanzsumme. Ein Wertpapierportfolio in dieser Größenordnung sei für eine Rundfunkanstalt außergewöhnlich, stellen die Prüfer fest.

Offen blieben einige Fälle, die nach Angaben der Untersuchungskommission nochmals zu prüfen sind. Der Verdacht von Straftaten oder betriebsschädigenden Handlungen könne nicht ausgeschlossen werden...
Mir erschließt sich nicht, wie es der MDR-Führungsriege gelungen ist, von diesen Dingen nichts zu wissen. Saßen Reiter & Co. wirklich abgehoben auf irgendeiner Wolke über Leipzig? Kontrollmechanismen hat Herr Reiter wohl nicht für nötig erachtet oder waren für ihn ein Fremdwort.
Vor allem würde ich gerne einmal eine Stellungnahme des ehemaligen Indendanten lesen wollen. Er wird schon gewusst haben, warum er seine Amtszeit verkürzte. Nur kann es nicht sein, dass er seine Sprache wohl verloren hat.
 
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