Lokalfunk in Schleswig-Holstein

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Warum interessiert es einen Anbieter wie R.SH ob werbefinanzierter Lokalfunk wirtschaftlich tragfähig ist oder nicht?
Die Lokalsender müssen selbst sehen, wie sie ihre Programme finanzieren. Wenn sie das nicht dauerhaft schaffen, gehen sie halt pleite.
In allen anderen Wirtschaftsbereichen ist doch genau das Gleiche der Fall.

Für eine Medienbörde sollte letztlich nur das Vielfaltskriterium ausschlaggebend sein, nicht die Frage, wie solide ein Finanzierungskonzept ist.
Eine zukunftsweisende Entscheidung wäre eine solche, die dem freien Wettbewerb Raum gibt.
Wettbewerb beinhaltet immer auch die Möglichkeit des wirtschaftlichen Scheiterns.
Der eigentlich Profiteur wäre jedoch in einem solchen Fall der Hörer, dem eine größere Angebotsvielfalt als bisher auf UKW zur Verfügung stünde.
 
Könnte freier Wettbewerb nicht auch bedeuten, dass Regiocast seine Programme - wegen wegfallender Lizenzauflagen - weiter verbilligt, also z.B. noch weniger Journalismus und gar keine regionalisierten Nachrichten mehr ausstrahlt, und dass wirtschaftlich unbedeutendere, dünn besiedelte Regionen des Landes von den "großen" Sendern nicht mehr versorgt werden? Wie groß wäre bei freiem Wettbewerb das UKW-Angebot auf Helgoland? :D
 
Als ich das Schreiben gelesen habe, konnte ich deren Angstschweiß regelrecht riechen. Die schießen ja aus allen Rohren. Verständlich! Es geht darum, Besitzstand zu wahren. Daher ist es erst einmal nicht verwerflich, die eigenen Positionen darzulegen. Wie aber die Regiocast hier die Adressaten wie dumme Schuljungen behandelt, ist schon ziemlich dreist. Grob gesagt lese ich aus dem Brief folgende Kernpunkte:

- "Lokalradio nimmt uns Hörer weg"
- "Lokalradio nimmt sich ein Stück vom Werbekuchen"
- "Lokalradio funktioniert nur dort, wo er subventioniert wird"
- "Lokalradio wird Regeln verletzen wie z.B. die Vermischung von Werbung und Inhalt"
- "Lokalradios werden insolvent gehen"
- "Lokalradios machen das ohnehin schon harte Radiogeschäft noch härter"

Kurz gesagt Jammern auf hohem Niveau gepaart mit spekulativen Horrorszenarien. Nur: Mit welchem Recht fordern Akteure in einem freien Markt, vom Staat protegiert zu werden? Wenn Wettbewerber sich ein Stück vom Kuchen holen, dann ist das so.

Im Übrigen sind das die gleichen "Argumente", die in NRW auch die Verleger immer wieder vorbeten. Wenn es von denen auch so ein Schreiben gibt, immer her damit.

Dann fang doch mal mal an damit.
Was für ein blödsinniger Vorschlag!
Wenn Du nach all den Jahren mal endlich mit einem vernünftigen Konzept aufwarten würdest, statt ein Motz-Niveau 3 cm unter der Stammtischkantenhöhe zu veranstalten, könnte man drüber nachdenken.
Ach so, Du wärst also auch bereit, gegen die Medienpolitik auf die Straße zu gehen, braucht aber erst von jemandem ein vernüftiges Konzept dafür?
 
Könnte freier Wettbewerb nicht auch bedeuten, dass Regiocast seine Programme - wegen wegfallender Lizenzauflagen - weiter verbilligt, also z.B. noch weniger Journalismus und gar keine regionalisierten Nachrichten mehr ausstrahlt, und dass wirtschaftlich unbedeutendere, dünn besiedelte Regionen des Landes von den "großen" Sendern nicht mehr versorgt werden?
Deinen Beiträgen nach zu urteilen, habe ich fast den Eindruck, als würdest Du hier die Interessen von R.SH vertreten.

Meiner Meinung nach sind Regionalnachrichten der Auftrag einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt und nicht eines Privatsenders.
Wir leisten uns in Deutschland den Luxus von 9 öffentlich-rechtlichen Anstalten und zwei nationalen Programmen, finanziert aus den Mitteln der Gebührenzahler und Werbung, und dann werden auch noch private Anbieter dazu verdonnert, Regional- und Lokalnachrichten zu bringen?
Für Zeitungsverlage wäre es sogar sinnvoll, wenn ein lokaler Privatsender lediglich Weltnachrichten ausstrahlt, um deren Auflage nicht zu gefährden: Wer erfahren möchte, was auf einer lokalen oder regionalen Ebene passiert, muss die entsprechende Zeitung erwerben oder in das werbefinanzierte Käseblatt schauen, bzw. sich anhand der Regionalnachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks informieren.
Dann würde endlich auch das Argument der Verleger, Lokalfunk gefährde die publizistische Vielfalt, entkräftet.

Außerdem möchte ich die Frage aufwerfen: Wozu muss es in der tiefsten Provinz unbedingt Privatfunk geben?
Wenn sich dort eine Ausstrahlung nicht rentiert, verzichtet man halt auf sie. Was ist daran so schlimm?
In vielen Ländern wird es genauso praktiziert, z.B. in Frankreich: In den ländlichen Gebieten empfängt man lediglich die Programme von Radio France; nur in den Städten gibt es Privatfunk und je größer ein Ballungsraum, desto voller ist das UKW-Band.
So einen Ansatz halte ich für richtig, denn er ist wirtschaftlich tragfähig.
Die Auffassung, es müsse unbedingt eine flächendeckende Versorgung mit mindestens einem privaten Hörfunkprogramm geben, ist mal wieder typisch deutsch und aus einer ökonomischen Perspektive heraus betrachtet Unsinn.
 
Kurz gesagt Jammern auf hohem Niveau gepaart mit spekulativen Horrorszenarien. Nur: Mit welchem Recht fordern Akteure in einem freien Markt, vom Staat protegiert zu werden? Wenn Wettbewerber sich ein Stück vom Kuchen holen, dann ist das so.

Im Übrigen sind das die gleichen "Argumente", die in NRW auch die Verleger immer wieder vorbeten. Wenn es von denen auch so ein Schreiben gibt, immer her damit.


Eigentlich ist es nur peinlich, die Mach3 beherrscht den Schleswig-Holsteinischen Radiowerbemarkt praktisch als Monopolist, denn es gibt nicht einmal ein regionales werbetragendes NDR-Angebot. Richtig, da ist eine Sendegruppe in einer 2 Mio.-Markt richtig gefährdet wenn es ein paar lokale Wettbewerber geben sollte. Gegen Anzeigenblätter oder Zeitungen hat man übrigens nichts, kein Wunder die Inhaber sind ja selbst Verleger. Die Kumpanei aus Verlegern, Gewerkschaften und der Politik haben diese regionalen Monopole ermöglicht. Anbieter, die versucht haben in Schleswig-Holstein sich zu etablieren, wurden platt gemacht oder man liess sie am langen Arm verhungern.

Gerade die Mach3 steht doch für ausgehöhlte Programme, schliesslich musste ja das gescheiterte 90elf finanziert werden. Wesentlich inhaltsleerer als ein Radio NORA kann ein Lokalsender nur mit ganz großen Mühen sein. Meinungsrelevantes Wortprogramm in der Mach3-Gruppe? In etwa so real wie Osterhasen oder Weihnachtsmänner.

RSH war einmal stilbildend, die ersten Werbekampagnen waren geradezu legendär. Eines haben die "Hose" und der "von Loh" richtig erkannt, wenn es echte Wettbewerber gebe, müsste sich die Mach3 ziemlich warm anziehen und die gemütlichen GF-Zeiten mit pünktlichem Feierabend und ausgedehnten Golf-Sessions wären Geschichte. Der Brief hat mehr als Geschmack. Da ist mir der verrückte Hape von Antenne Sylt doch wesentlich lieber, der ist wenigstens ehrlich und macht Radio mit Herzblut.
 
Da ist mir der verrückte Hape von Antenne Sylt doch wesentlich lieber, der ist wenigstens ehrlich und macht Radio mit Herzblut.
Nach dem, was ich bisher von Antenne Sylt gehört habe, ist das Programm spitze und die Hörerzahlen des Webstreams können sich ebenfalls sehen lassen: http://bit.ly/1dGxXcN :thumbsup:

Offenbar sind die auf der Basis einer Veranstaltungsfunklizenz on air: http://www.antenne-sylt.de/antenne-sylt-starten-in-die-4-sommersaison-auf-ukw-1064/

Wird Zeit, dass Antenne Sylt dauerhaft auf Sendung gehen kann!
 
Mir gefällt der Sender auch ganz gut. Inhaltlich nicht atemberaubend (Wetter, Veranstaltungtipps, Künstlerinterview, Gewinnspiel, knappe Lokalmeldungen), aber es gab mehr, als ich erwartet hatte. Musikalisch wars in der Nähe von Welle Nord und Radio Nora, aber auffallend "funky".
Deinen Beiträgen nach zu urteilen, habe ich fast den Eindruck, als würdest Du hier die Interessen von R.SH vertreten.
Der oben verlinkte Brief ist mir auch nicht sonderlich sympathisch, insbesondere an den Stellen, wo mit verallgemeinerten Unterstellungen gearbeitet wird oder wo die Verfasser etwas norddeutsche/hanseatische Bescheidenheit vermissen lassen. Aber ich finde auch nicht, dass von vornherein alle Aussagen darin absurder Blödsinn sind, nur weil das R.SH-Logo den Briefkopf ziert.

Außerdem möchte ich die Frage aufwerfen: Wozu muss es in der tiefsten Provinz unbedingt Privatfunk geben?
Wenn sich dort eine Ausstrahlung nicht rentiert, verzichtet man halt auf sie. Was ist daran so schlimm?
In vielen Ländern wird es genauso praktiziert, z.B. in Frankreich: In den ländlichen Gebieten empfängt man lediglich die Programme von Radio France;
...halte ich für ein Gerücht :) Außerdem gibt es in Frankreich allerorten Privatfunk auf der Langen Welle.
Und, tja, warum muss es in der tiefsten Provinz unbedingt Privatfunk geben? Warum muss es dort Kabelfernsehen geben? Warum Internet, womöglich noch schnelles? Warum fährt da das Postauto von Tür zu Tür, und warum gibt es da überhaupt gepflasterte Straßen? Das rentiert sich doch alles gar nicht und ist doch auch gar nicht lebensnotwendig!?
 
Meine Oma wohnt in Tönning. Wenn ich sie besuche, höre ich natürlich auch die Radiosender in Schleswig-Holstein.

Schaltet man Delta Radio an, hört man gefühlt jede Stunde die selben Beiträge. RSH kann man eigentlich auch nicht ertragen, wenn gerade keine Musik läuft. Beides klingt wie aus der Konserve.

Toll finde ich hingegen Westküste FM. Das muss eine Art Bürgerradio sein. Auch wenn die Moderatoren teilweise nuscheln oder etwas nicht so professionell machen, kommen sie 100%ig authentischer rüber. Von ihrer Musikauswahl ganz zu schweigen, denn die Leute spielen wirkliche Perlen und nicht den Einheitsbrei.

Deswegen würde ich an Stelle des Radiozentrum Kiels auch schwitzen!
 
Warum ( aus Sicht von R.SH / Regiocast ) werbefinanzierter Lokalfunk in Schleswig-Holstein nicht kommen darf. http://www.patrick-breyer.de/wp-con...zu-lokalem-Rundfunk-in-Schleswig-Holstein.pdf
Und das RSH-Papier verfehlt seine Wirkung offenbar nicht. Hier Auszüge der Rede des CDU-Abgeordneten Axel Bernstein im Schleswig-Holsteinschen Landtag (vollständiger Text).

Landtagsabgeordneter Axel Bernstein schrieb:
Wenn wir von privaten Sendern journalistische Qualität und damit substanzielle Beiträge zur Meinungsvielfalt erwarten, muss ein solcher Sender in der Lage sein, aus Werbeeinnahmen so viele Erträge zu erzielen, dass eine qualitative journalistische Arbeit finanzierbar ist.

Wenn nun privates Lokalradio gefordert wird, um die Meinungsvielfalt zu steigern, muss man auch die Frage beantworten, woher denn die Hoffnung gewonnen wird, dass lokale Sender entsprechende Einnahmen generieren können. Dafür spricht nämlich nicht viel, genau genommen gar nichts.

Lokale Sender in anderen Bundesländern, die eher eine städtische Struktur aufweisen und damit auch mehr Hörer erreichen können als wir, gehen finanziell regelmäßig am Stock.

Das Problem eines von Werbekunden abhängigen Gefälligkeitsfunks ist eine reale Gefahr, wie sie unlängst der NDR im Medienmagazin „ZAPP“ aufgezeigt hat.

Ebenso gewichtig ist aber auch die Gefahr, dass ein solches Experiment die bestehende Medienlandschaft ins Wanken bringen würde. Die bestehenden privaten Radiosender in Schleswig-Holstein finanzieren sich überwiegend aus Werbeeinnahmen , die aus dem Land stammen. Lokale Radios würden auf denselben Kundenkreis zurückgreifen müssen, der heute auch mit Ach und Krach die Tageszeitungen trägt.

Beide, Radio und Tageszeitung, haben Werbeeinnahmen in erheblichem Umfang an das Internet verloren. Die große Gefahr ist also, dass genau das Gegenteil dessen eintritt, was man angeblich will: Die Medienvielfalt wird geschwächt, anstatt sie zu stärken.

Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und stärken. Wir wollen, dass die Zeitungen und die privaten Radiosender im Lande das nötige Geld verdienen können, das man für Qualitätsjournalismus braucht. Wir lehnen Lokalradio nicht rundweg ab, aber zum jetzigen Zeitpunkt halten wir werbefinanziertes Lokalradio in unserem Land für nicht überlebensfähig. Es schadet der Medienlandschaft insgesamt.
 
Da hat sich Herr Bernstein mit seinen Argumenten ja richtig viel Mühe gemacht :D
 
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