MA-"Ergebnisse" haben nichts mit der Realität zu tun

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Ich spinn mal eine Idee die mir durch den Kopf gegangen ist. Wie wäre es wenn jeder Sender in seiner Werbung jeden Tag ein Spot schalten würde, der die Hörer dazu auffordert für Ihren lieblingssender zb. auf "mediaanalyse.de" -nur einmal- abzustimmen. Der Hörer hinterlässt nach dem klick dann seine Daten samt Telefonnummer, welche dann von der MA angerufen wird um sicherzustellen, dass es die Person wirklich gibt und dass niemand mehrmals abgestimmt hat. Es muss auch sichergestellt werden, dass die Hörer die online gewählt haben, dass sie bei der normalen telefonischen MA befragung dann nicht mehr mit machen dürfen. Wenn das dann jeder Hörer macht, besteht doch die Möglichkeit ungefähr aufzubröseln welcher Sender wieviel Hörer hat? Oder habe ich bei der Idee irgendwas nicht bedacht?
 
Es wird - je nach Format - eine sehr unterschiedlich ausgeprägte Bereitschaft der Zielgruppen geben, sich diese Mühe zu machen. Aber ungenauer als die jetzige Erhebungsmethode ist es wahrscheinlich auch nicht. ^^
 
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Die RADIO MA ist eine Reichweiten Studie.

Es wäre schön, wenn zumindest die Reichweite sauber und nachvollziehbar herausgearbeitet würde. Aber das ist ja leider nicht der Fall und damit ist sie eigentlich eine Beliebigkeitsstudie, die nur dem Presse-Werberscharnier dient, von dem nicht zuletzt die Consulter profitieren. Denn egal wie die Ergebnisse aussehen, die Eigentümer der kommerziellen Sender profitieren immer von den Ergebnissen, egal wie sie aussehen und was ihnen nicht in den Kram passt wird erst gar nicht abgefragt.

Die Öffis müssen strampeln um an das ersehnte Geld zu kommen, die meisten verbiegen sich ja schon bis zur Unkenntlichkeit und tun schlicht alles um den Forderungen des Werbekartells (und das ist es in der Tat) Genüge zu tun.

Die Sender, egal ob öffentlich-rechtlich oder kommerziell, sind der MA immer hilflos ausgeliefert. Ein Wellenchef muss immer für das Ergebnis geradestehen egal wie es zustande kam und die Mitarbeiter werden stets in Mithaftung genommen. Bei großen Privatwellen hingegen geht das Risiko bei der MA durchzufallen gegen null, weil man in der "Zielgruppe" immer die Nase vorn hat, und das in dicken Lettern festzuschreiben ist die einzige wesentliche Funktion der MA.

Für alle anderen Sender dient die MA vor allem als Belohnungs- und Züchtigungsinstrument - gewisse Formate werden immer abgestraft und andere lässt man gnädigerweise dahinvegetieren (z.B. Burdas egoFM, die RBTZ-Seilschaft hängt ja auch mit drin).
 
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Ausnahmsweise stimme ich ricochet mal zu:
Es wäre schön, wenn zumindest die Reichweite sauber und nachvollziehbar herausgearbeitet würde. Aber das ist ja leider nicht der Fall und damit ist sie eigentlich eine Beliebigkeitsstudie, die nur dem Presse-Werberscharnier dient, von dem nicht zuletzt die Consulter profitieren. Denn egal wie die Ergebnisse aussehen, die Eigentümer der kommerziellen Sender profitieren immer von den Ergebnissen, egal wie sie aussehen und was ihnen nicht in den Kram passt wird erst gar nicht abgefragt.
In der MA geht es nicht um QuaLItät, sondern ausschließlich um QuaNtität.

Bei großen Privatwellen hingegen geht das Risiko bei der MA durchzufallen gegen null, weil man in der "Zielgruppe" immer die Nase vorn hat, und das in dicken Lettern festzuschreiben ist die einzige wesentliche Funktion der MA.
Klar, denn auf die Frage: "Kennen Sie Radio XYZ?" hin, der der dominierende Lokalsender im Umkreis ist mit "Nein!" zu antworten macht wohl so gut niemand. Zumindest nicht, wenn man schon einige Zeit in dessen Sendegebiet lebt und schon mal das eine oder andere Werbeplakat gesehen hat.

WENN müsste also schon die Fragestellung anders lauten:
"Welche Radiosender sind Ihnen bekannt?"
"Welche Radiosender hören Sie (wann (und wo))?"
etc..
 
Ich kenne die Methode der MA und weis dass diese nicht angreifbar ist.
Allerdings gibt es so Beispiele wie das Kulturradio in Berlin wo in der Sonntags Tagesreichweite massive Fehler drin sind die einfach nicht korrigiert werden. Da gab es einen hefigen Anstieg in der MA 2012 I auf 120.000 und dann in der MA 2012 II einen Rückgang auf 4.000.. Mittlerweile sind es wieder 60.000 ein plus von 1.500% und ein vielfaches als unter der Woche.

Diese Werte sind so offensichtlich falsch, Methode hin oder her.

Die Zahl der Festnetzanschlüsse in Deutschland ist mittlerweile auf 90% der HH gesunken. Vor 15 Jahren waren es noch 97%.. die MA bildet diese Realität aber nicht ab. Das die Radiosender Ihre Jahreswerbebudgets zum allergrößten Teil in den MA Erhebungszeiträumen verbraten ist leider Realität.
 
Die Methode der MA ist nicht angreifbar? Das ist aber eine exklusive Erkenntnis.

Wenn die MA eine reine Reichweitenstudie wäre, dann könnte ich sie auch verzichten, denn die Reichweite eines Senders kann ich selbstverständlich auch technisch definieren und benennen.
Die MA tarnt sich als objektive Hörermengenerfassungsstudie, leitet aus den (höchst zweifelhaften) Ergebnissen einen Qualitäts- und Sympathieanspruch ab und geht dann mit diesen völlig unzulässigen Sylogieschlüssen bei der Werbewirtschaft hausieren, um Spotsekunden zu aquirieren.
Legitim daran ist lediglich das stille Einvernehmen aller Beteiligten, dies so gelten zu lassen, weil man es
a.) gar nicht genauer wissen will, jedenfalls nicht öffentlich,
b.) es alle so machen, also auch alle den gleichen Irrtümern unterworfen sind, so dass direkt wieder eine Vergleichbarkeit daraus resultiert, und
c.) die Werbewirtschaft für sich mit dieser Form des Vergleichs zufrieden ist, da sie sich für Programminhalte noch weniger interessiert als die Programmverantwortlichen.

Es handelt sich um eine besondere Form des in die eigene Tasche Lügens, die dem Publikum an und für sich egal sein könnte, wenn sie nicht den einen großen Schaden anrichten würde, der da lautet: Sie belohnt inhaltlich gute Qualitäts-Programme nicht!
 
agma schrieb:
54 Publisher mit 195 Channels nehmen am Regelbetrieb seit Januar 2014 teil, weitere werden aufgenommen

Klingt nicht sehr erschöpfend. Weiß man auch schon welche "Publisher" das sein sollen? Ist das etwa wieder so eine Alibi-Netzstudie mit Anbietern, die sich freiwillig dem MA-Reglement und den Anforderungen des Presseradios unterworfen haben?
 
Ich denke mal dass damit die größeren Stationen wie RMN.net (mit popstop, schlagerparadies usw.) vielleicht auch king-fm und raute musik, oder wie der heißt. Kleine Stationen mit 0815 Headset, Chat und grauenvollem Dialekt (isch begrüße alle die wo im Chat sind) werden sicherlich nicht dabei sein. Tippe demnach eher auf die seriöseren Stationen, die sich dort angemeldet haben.
 
Was immer wieder fasziniert ist, wie Diskussionen dieser Art als jenes typische, verkorkste Geraune daherkommen, das immer dann dargeboten wird, wenn jemand sich nicht auf den Punkt äußern will.

Der ja wohl ist: Wer selbst alternativen oder sich vielmehr für alternativ haltenden Milieus nahesteht, neigt dazu, aus den Beobachtungen in seinem Bekanntenkreis heraus die MA-Zahlen für völlig unplausibel zu halten. Und übersieht dabei das kleine Detail, daß dieser Bekanntenkreis nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Bevölkerung ist.


Die meist grottenschlechten Presseerklärungen werden wohl nur in der Radioszene gelesen. Ich könnte mir vorstellen, in PR-Seminaren werden sie gern als Bad Case genutzt.

Was nur die Frage aufwirft, warum dieser Brauch immer weiter gepflegt und damit letztlich einer wirklichen Kommunikation Steine in den Weg gelegt werden (jedenfalls den Leuten, die diesen ganzen Quark nicht einfach als Realsatire abheften). Ich habe inzwischen den Eindruck, daß genau das auch beabsichtigt ist.

Mir sind noch Fälle bekannt, da sind die Mediaberater von Tageszeitungen mit einer Anti-Radio-Argumentation zum Kunden gegangen. Dumm nur, der Sender gehörte dem Verlag.

Naja, was wird der Verlag zuerst retten wollen: Die Zeitung oder den Radiosender?

Hörfunk ist eben ganz generell nur noch fünftes Rad am Wagen, da braucht man sich nichts vorzumachen.
 
Was immer wieder fasziniert ist, wie Diskussionen dieser Art als jenes typische, verkorkste Geraune daherkommen, das immer dann dargeboten wird, wenn jemand sich nicht auf den Punkt äußern will.

Der ja wohl ist: Wer selbst alternativen oder sich vielmehr für alternativ haltenden Milieus nahesteht, neigt dazu, aus den Beobachtungen in seinem Bekanntenkreis heraus die MA-Zahlen für völlig unplausibel zu halten. Und übersieht dabei das kleine Detail, daß dieser Bekanntenkreis nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Bevölkerung ist.

Der Grund ist ganz einfach, was nicht sein darf kann auch nicht sein. Ist ja auch irgendwie schade, die weit überwiegende Mehrheit hört diese "Hitdudler" und kaum jemand schaltet ernsthaft all diese offenen Kanäle, freie Radios, verquasten Kulturwellen und Webprojekte ein. Dahinter können doch nur dunkle Mächte, Kartelle , Geheimbünde und Gehirnwäsche stehen. Kommt mir vor wie aufm Kindergeburtstag, wenn es was zu futtern gibt. Links der Vollkornmöhrenkuchen aus Bioprodukten, Tofuburger, naturtrüben, Apfelsaft und rechts Schaumküsse (der Originalname ist PC-verboten), Pommes, Cola. Tja und diese korrumpierten Kinder futtern die rechte Tischseite leer.

Um bei den Beispielen zu bleiben, wie sehen drei Fast Food Restaurants: McDoof hat täglich 1000 Gäste, der King kommt auf 800 Gäste und beim frittierten Hähnchen sind es 650 Gäste. Danach gesagt werden: McDoof hat am meisten Gäste, ist das populärste Programm und scheint auch die beste Qualität zu haben, denn sonst hätte es ja nicht die meisten Gäste (wir setzen mal voraus alle haben ein gleich gute Lage). Nur, die Qualitätsaussage kann sich nur auf die beiden anderen Restaurants beziehen.

Im übrigen, reine Reichweite kann definitiv nichts über Qualität aussagen. Die Reichweite eines Hot AC-Senders kann nicht mit der eines Spartensenders wie Jazz verglichen werden. Spartensender haben einfach nicht das Reichweitenpotential. Hingegen sind Reichweitenvergleiche zwischen Spartensendern schon aussagefähig.

Wer meine Posts kennt, weiss das ich nun wirklich nicht bedingungslosen Hit-Radios das Wort rede. Nur weil mir die Ergebnisse nicht gefallen, kritisiere ich nicht die Methode und schon gar nicht mit hier teilweise wirklich irren Argumenten und Annahmen, die mit der tatsächlichen Erhebung wirklich nichts zu tun haben.

Naja, was wird der Verlag zuerst retten wollen: Die Zeitung oder den Radiosender?
Hörfunk ist eben ganz generell nur noch fünftes Rad am Wagen, da braucht man sich nichts vorzumachen.


Radio ist schon seit Jahrzehnten kein Major-Medium mehr, hat aber in Deutschland seit Jahren seine Marktanteile stabil halten können. In der sich rapide verändern Medienlandschaft ist das unterm Strich wirklich keine schlechte Leistung. Nur, die Märkte sind heute so, dass es sehr schnell abwärts gehen kann. Sender, die nach der Strategie "es ist ja immer noch gut gegangen" oder "Radio betrifft das nicht" arbeiten, können schnell in die Krise kommen.

Verkäufer die im Markt dummes Zeug erzählen sterben zwar nie aus, retten aber nicht Marktanteile und sichern Einnahmen. Ahnungslose Dampfplauderer und Claimaufsager haben auch ein zähes Leben. Ist wie im wirklichen Leben, schales Bier, lauwarmes Essen und ne missgelaunte Bedienung ist auch erstaunlich langlebig.
 
Radio ist schon seit Jahrzehnten kein Major-Medium mehr, hat aber in Deutschland seit Jahren seine Marktanteile stabil halten können. In der sich rapide verändern Medienlandschaft ist das unterm Strich wirklich keine schlechte Leistung.

Wenn man wie du berufsbedingt an die MA-Zahlen glauben muss wie andere an die Wiederkehr des Propheten ist man zu solchen Schlussfolgerungen genötigt. Ansonsten stimme ich dir zu: Kulturwellen und Bürgerradios mit nigerianischer Folklore und Indie-Experimenten stellen für die Hitdudler keine Konkurrenz dar. Wenn dem so wäre hätte man sie schon ausradiert.
 
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Hätten sie die Verkündigung einen Tag vorgezogen wär' der Schwachsinn noch als Faschingsscherz durchgegangen und keiner hätt' sich aufgeregt.
 
Naja, morgen ist Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit und der inneren Ruhe, Einkehr und Besinnung. Das sollten die Verantwortlichen der Sender dann auch tun, besonders dann, wenn die MA nicht nach ihrem Geschmack ausgefallen ist...
 
immer wieder das gleiche Spiel: Sender, die beim letzten Mal verloren haben sind diesmal die Gewinner und umgekehrt. Kann man diese Zahlen wirklich noch ernst nehmen?
 
Im ARD-Schlagerradiothread ging es gerade um Werbung und Kontakte. Um das dortige Thema nicht zu sprengen, antworte ich in diesem Thread.

Wie sollte ein ausschliesslich durch Werbeeinnahmen finanzierter Rundfunk auch sonst funktionieren? Die anspruchsvolleren Radiosender wie WDR 3 oder WDR 5 sind nicht ohne Grund werbefrei. Schliesslich geht es bei Werbefinanzierung um die breite Masse, die zuhören soll, möglichst auch die Werbeblöcke. Bei einer maximalen Hörerzahl von 300.000 - 500.000 über 14 Tage verteilt für ganz Nordrhein-Westfalen ist die Attraktivität für die Werbenden eher gering, auch wenn die Zuhörer vielleicht gebildeter und/oder wohlhabender sind als der sonstige Hörerdurchschnitt. Hinzu kommt, dass anspruchsvolle Programme mehr Geld kosten als Musikprogramme mit wenig Text. Wie also finanzieren ausschliesslich durch Werbeeinnahmen?

Schliesslich geht es bei Werbefinanzierung um die breite Masse, die zuhören soll, möglichst auch die Werbeblöcke.
Nein. Es gibt nicht nur Werbung für die Masse, sondern auch die für die Zielgruppe. Und die wäre bei den Anspruchsprogrammen gar nicht mal so unattraktiv. Die Radiowerbewirtschaft ist aber völlig auf den längst unrealistisch gewordenen Mammon MA-Zahlen-über-alles eingefahren.

@freiwild
Radio ist in Deutschland als schneller Reichweitenaufbauer in breiten Zielgruppen positioniert. Um Radio als Zielgruppenmedium zu positionieren bräuchte es flächendeckende (wenigstens Metropolen/Ballungsräume) Formatvielfalt. Die ist strukturbedingt kaum denkbar. Das es einige Foristen (ich durchaus auch) gern anders hätten ist ehrenwert aber wenig realistisch. Wenn ein Kunde Zielgruppen bewerben will hat er Online & Print. Diese bittere Erkenntnis mussten schon etliche kleine ZG-Radios lernen.

Ich kenne nun wirklich den Werbemarkt und seine Strukturen. Eine ZG-Format in 8 - 10 Ballungsräumen hätte eine Chance, aber wo sollen die Frequenzen herkommen und bitte jetzt nicht den Einwurf DAB+. Insofern würde auch ein Deutschpop/Schlagerformat funktionieren und sich refinanzieren können.

Das Problem ist doch, dass anspruchsvolle Programme mehr Geld benötigen als z.B. reine Chartprogramme. Die kleinere Klientel, die anspruchsvolle Programme konsumiert, generiert entsprechend niedrigere "Werbepreise", mit denen man das Programm nicht finanzieren kann. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass die Klientel Werbung grundsätzlich kritischer gegenübersteht als die Klientel, die Chartprogramme hört. Schließlich sind die Hörer durch werbefreie Radios wie WDR 3, WDR 5 oder SWR2 in dieser Hinsicht verwöhnt.

Das zweite Problem der MA (neben dem ersten, dass die MA-Zahlen als solche höchstwahrscheinlich weit von der Realität entfernt sind - das Ausgangsthema dieses Threads) ist, dass sie komplett auf den "Kontakt" (1 Mensch "hört" 1 Spot) als entscheidender Einheit für den TKP aufbaut, und diesen völlig isoliert betrachtet. Aber es macht doch wohl einen Unterschied, ob der Werbespot nur Teil des Hintergrundrauschens ist und gar nicht wahrgenommen wird, oder Teil eines gewusst gehörten Programms, und ob 50 Kontakte für "1 Mensch hört den Spot 50 mal" oder "50 Menschen hören den Spot einmal" stehen. Wenn man das berücksichtigen würde, würde man feststellen, dass TKPs in Einschaltprogrammen wesentlich wertvoller wären als die in den Flächenprogrammen. Daran hat die Werbewirtschaft aber kein Interesse, weil damit der TKP in ihren auf Dauerhören ausgelegten Programmen umgekehrt deutlich abgewertet werden müsste.
 
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Es gilt der alte Grundsatz: Sender, die in den Radioforen keiner mag, schneiden in der MA gut ab. Sender, die in den Radioforen jeder mag, sind erfolglos und oft nicht in der MA ausgewiesen. Die MA mag kein perfektes Instrument sein, um Hörerzahlen nachzuweisen, aber sie ist in jedme Fall besser als die Schweizer Radiouhr, die auch passive Radionutzung (etwa im Wartezimmer) mitwertet und somit ungenauer ist. Mit der MA IP haben wir nun erstmals eine Währung, die exakt die Radionutzung per Streamsessions darstellt. Und, oh Wunder: Genau die Sender, die in der MA vorn liegen, sind auch hier führend. Ansonsten ist es wie immer: Schneidet ein Sender gut ab, war es die Top-Leistung des PDs. Schneidet er schlecht ab, ist die Methodik der MA falsch.
 
Im ARD-Schlagerradiothread ging es gerade um Werbung und Kontakte. Um das dortige Thema nicht zu sprengen, antworte ich in diesem Thread.

Das zweite Problem der MA (neben dem ersten, dass die MA-Zahlen als solche höchstwahrscheinlich weit von der Realität entfernt sind - das Ausgangsthema dieses Threads) ist, dass sie komplett auf den "Kontakt" (1 Mensch "hört" 1 Spot) als entscheidender Einheit für den TKP aufbaut, und diesen völlig isoliert betrachtet. Aber es macht doch wohl einen Unterschied, ob der Werbespot nur Teil des Hintergrundrauschens ist und gar nicht wahrgenommen wird, oder Teil eines gewusst gehörten Programms, und ob 50 Kontakte für "1 Mensch hört den Spot 50 mal" oder "50 Menschen hören den Spot einmal" stehen. Wenn man das berücksichtigen würde, würde man feststellen, dass TKPs in Einschaltprogrammen wesentlich wertvoller wären als die in den Flächenprogrammen. Daran hat die Werbewirtschaft aber kein Interesse, weil damit der TKP in ihren auf Dauerhören ausgelegten Programmen umgekehrt deutlich abgewertet werden müsste.

Die MA-Ergebnisse sind nicht weit von der Realität entfernt. Nur einigen Foristen hier missfallen die Ergebnisse. Ein TKP bezieht sich immer auf den Kontakt mit einem Werbemittel, auf was denn sonst? Gerade die Thematik wie wird Radiowerbung aufgenommen (bewußt/unbewußt) ist auch international mehrmals untersucht worden. Das Ergebnis, die Abweichungen sind nicht wirklich signifikant. Ob Radiowerbung erinnert wird liegt an der Qualität der Spots. Analog dazu haben Verlage einmal beweisen wollen das Anzeigen in Kauftiteln besser wirken als in Gratistiteln, bzw. in Qualitätsmedien. Ist natürlich nicht der Fall.

Der TKP ist nichts anderes als ein relativer Preis und eine Kennziffer. Isoliert betrachtet sagt er nichts aus. Mediaplanung nur unter dem TKP-Aspekt ist suboptimal auch wenn es etliche eindimensionale Kunden gibt, die genau so planen. Ein Funkspot wirkt nie für sich betrachtet allein. Es ist immer die Summe, also die Kampagne, die Wirkung erzeugt. Ob bei einer Kampagne 109, 119 oder 120 Spots geschaltet werden, verändert kaum die Kampagnenwirkung. Viel wichtiger ist, wie hoch sind die Durchschnittskontakte, wie gleichmäßig ist die Kontaktverteilung in den Kontaktklassen, wie schnell wird die Reichweite aufgebaut und und und. Dafür gibt es Anzahl von Best Practise Regeln, aber etliche Verkaufsabteilungen sind da immer noch komplett ahnungslos und verscheuern nach dem Motto "Viel hilft Viel' Spots zum Discountpreis. Alles viele GFs und Marketingleiter kaum mehr als MA-Minimalwissen nach 30 Jahren Privatfunk haben ist eine traurige, aber leider wahre Tatsache. Nur, das ist nicht Schuld der MA. Wenn jemand nicht mit Karte und Kompass umgehen kann und sich in der Wildnis verläuft, ist es ja auch nicht die Schuld des Kompassherstellers und des Kartenmachers, oder biegst du links ab, wenn es das Navi ansagt, du aber dort einen Kanal siehst??

Hohe Preise lassen sich im Markt nur durchsetzen bei hoher Zielgruppenqualität bzw. bei kleinen (interessanten) aber schwer erreichbaren Zielgruppen oder wenn es ein knappes Angebot gibt. Verknappung gibt es seit zig Jahren nicht mehr. Natürlich wollen Kunden und Agenturen möglichst günstig einkaufen. Konditionsgespräche mit Mediaagenturen sind normal geworden. Entscheidend ist auch immer die Relevanz eines Senders, die absolute Reichweite bzw. die Zielgruppenabdeckung. Kleine Sender in einer unbedeutenden Region haben es bei nationalen Kunden mehr als schwer, wenn überhaupt werden sie via Kombi gebucht. Berlin (Hauptstadtbonus), Hamburg und München haben es als Millionenstädte etwas einfacher hier können auch Bonsai-Sender einmal auf nationale Etats hoffen.

Bei aller Sympathie für kleine Stationen und spezielle Formate, defakto sind sie alle zu klein und zu unbedeutend um ein relevante Werbeträger zu sein. Dazu kommen dann noch viele Unternehmen, die mit dem Format sympathisieren aber kein Geld in Radio stecken wollen oder können. Gerade auch so "progressive" Unternehmen sind da ganz konservativ oder haben schlichtweg nur einen mini Werbeetat. Schau mal in die taz, Anzeigen kannst du da auch nur mit der Lupe suchen.
 
Wenn man das berücksichtigen würde, würde man feststellen, dass TKPs in Einschaltprogrammen wesentlich wertvoller wären als die in den Flächenprogrammen. Daran hat die Werbewirtschaft aber kein Interesse, weil damit der TKP in ihren auf Dauerhören ausgelegten Programmen umgekehrt deutlich abgewertet werden müsste.
Eine Alternative wäre natürlich, eine bestimmte Fläche zu sponsern. Das würde allerdings bedeuten, dass die Werbung individuell auf einen Sender bzw. eine Sendung hin konzipiert werden müsste. Ob sich das letztendlich lohnen würde bleibt fraglich. Bei Fussballspielen (Konferenzschaltungen im Radio) oder bei TV-Shows klappt es, bei Radiosendungen mit wesentlich geringeren Einschaltzahlen fürchte ich, dass das nicht funktionieren würde. Zu dem müsste für jede Sendung ein Sponsor gefunden werden, was illusorisch wäre. Andernfalls müsste man zu nicht verkauften Zeiten Klangteppiche senden, um Kosten zu sparen. Dies wird ja öfters bei Internetradios gemacht, wenn sich niemand findet, der eine Sendung moderiert. Dann spielt man stundenlang Musik aus der Konserve.
 
Es gibt nicht nur Werbung für die Masse, sondern auch die für die Zielgruppe.

Musikprogramme genügen eigentlich nur in den seltensten Fällen höheren "Qualitätsansprüchen", aber selbstverständlich stimme ich dir zu wenn du behauptest, dass sich auch niveauvolle und inhaltlich relevante Formate hervorragend vermarkten ließen. "Adult Contemporary" ist in Deutschland ja nur deshalb zum einzig beachtenswertes Massenformat geworden, weil alle anderen Formate mit Massenpotential gewaltsam vom Werbemarkt ferngehalten werden um eine kleine Clique von Anbietern und deren teils stark ideologisch unterfütterte Interessen zu schützen. Da wundert man sich nicht dass unbekannte Umfrageunternehmen, die eigens für diesen Zweck gegründet wurden oder dem Geld hinterherlaufen, intransparente "Nutzeranalysen" anfertigen, die dem gesunden Menschenverstand Hohn sprechen, aber den konkreten Erwartungen eines dominanten Anbietergeflechts zu 100% entgegenkommen. Darum sind seriöse Umfrageinstitute, die einen Ruf zu verlieren haben, im Umfeld der deutschen Radiowerbung auch nicht anzutreffen.

In wievielen Fällen werden eigentlich noch MA-Tarife bezahlt? Mangels zielgruppenspezifischer Angebote und wegen der wachsenden Konkurrenz durch digitale Medien ist der Preis für eine Werbekampagne doch immer Verhandlungssache, um nicht zu sagen Gegenstand einer regelrechten Rabattschlacht. Immerhin muss das wenig attraktive und reichlich amorphe Gesamtpaket ja maximale Erlöse erzielen.
 
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