MABB - geplante Frequenz-Rochade in Berlin?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Hm, woher weißt du das? Ich habe bisher keine Angabe von Gründen gelesen.

Die gute Frequenz an Paradiso zu vergeben, halte ich für Verschwendung knapper Ressourcen. Und offensichtlich kann ja jetzt auch in Berlin jeder Sender unabhängig von Vorgaben und Versprechungen ausstrahlen, was er will. Für eine neue Lizenz reicht es, ein verbessertes Programmkonzept in Aussicht zu stellen. Da spielen dann schlechte Erfahrungen vergangener Jahre anscheinend keine Rolle mehr. Gäbe es von Paradiso zukünfrig auf 106 MHz bedeutende christliche Inhalte, womöglich gar außerhalb von absoluten Randsendezeiten, würde mich das sehr sehr überraschen.
 
Es ist ja nun nicht so, dass die anspruchsvollen Anbieter (jetzt RFI, zuvor BBC) gezwungen wurden, auf schlechtere Frequenzen zu gehen. Im Gegenteil: Der Anstoss kam ja eben von denen....Kosten sparen.
 
Ebenso wie der BBC World Service muss auch RFI seine Ausgaben drosseln. Das deutschsprachige Programm wurde ja schon vor zwei Jahren eingestellt (damit verstößt RFI angeblich auch gegen die Lizenzbestimmungen hier in Berlin, die ein deutschsprachiges Programm vorsehen) und die UKW-Frequenz in Sachsen wurde auch schon vor einigen Jahren aufgegeben, weil man die Kosten alleine nicht tragen konnte (man teilte sich die Frequenz mit der BBC). Eine tatsächliche Bestätigung, dass RFI aus Kostengründen die Frequenz wechselt, konnte ich jetzt allerdings auch nicht finden, allerdings lesen sich weder Zeitungsartikel noch die MABB-Bekanntgaben so, dass RFI die Frequenz auf Druck der mabb räumen musste, insofern würde ich davon ausgehen, dass man sie freiwillig aufgegeben hat.

http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/radionews_20111120.html
 
Kann gut sein. Und letztendlich ist's wohl auch egal, da das Ergebnis das gleiche ist: RFI geht nicht mehr in meiner Küche... Auffällig allerdings, wie kurz die Mitteilung der MABB bisher ausfällt. Beim BBC-Wechsel wurde explizit auf die Freiwilligkeit hingewiesen. Bei der Entscheidung bezgl. 98,2 MHz wurde eine ausführliche Begründung veröffentlicht. Die Vergabe der 97,2 MHz wurde ebenfalls schlüssig erklärt. Bei der 106,0 ist das bisher alles nicht der Fall. Aber vielleicht wird's ja noch nachgeliefert...

Sparen muss ja übrigens auch Radio Paradiso. Zumindest wurden die "Defizite der journalistischen Qualität" im Vergabeverfahren um die 98,2 MHz mit "den wirtschaftlichen Verhältnissen" begründet. Zudem wurde damals angegeben, dass explizite kirchliche Inhalte zu Reichweitenverlusten führen würden und daher möglichst vermieden würden. Wie soll das also in der Zukunft funktionieren? Bekommt Paradiso die zusätzlichen Inhalte und die zusätzlichen Mitarbeiter irgendwo zum Nulltarif? Kann Paradiso trotz sinkender Reichweite mehr Geld ausgeben? Oder hat die MABB einen Sender lizenziert, den die Umsetzung seiner Versprechen wirtschaftlich überfordern wird (bzw. würde)?
 
Es werden nicht zuletzt die Gesellschafter gewesen sein, die die MABB noch einmal umgestimmt haben. Immerhin haben die ja Matthias Gülzow mit Bernd Merz noch einen Co-Geschäftsführer im letzten Jahr zur Seite gestellt. Man kann nur hoffen, dass Radio Paradiso für die 106,0 nur eine verkürzte Lizenzdauer von zwei Jahren erhalten wird und sich erst wieder als ernsthafter Prorgammveranstalter beweisen muss, so wie das 2007 bei Kiss FM der Fall war, als der Sender der MABB versichern musste, den Jugendschutz ernstzunehmen und auf sexistische, vulgäre und gewaltverherrlichende Äußerungen im Programm zu verzichten. Warum man auf eine ähnliche Lösung nicht auch bei Radio Paradiso kam, ist mir ein Rätsel – dann hätte man sich jedenfalls das Gerichtsverfahren und die Frequenzrochaden sparen können.

Woher nun auf einmal die finanziellen Mittel kommen, um einen größeren Wortanteil und niedrigere Hörerzahlen zu stemmen, bleibt das Geheimnis der Gesellschafter... Wirklich rosig kann es bei Radio Paradiso eigentlich nicht aussehen, wenn man bedenkt, dass das Projekt "Radiohaus Berlin" mehr oder weniger gescheitert ist, nachdem das insolvente Jazzradio aus der Villa gezogen und JAM FM zur RTL Radiovermarktung gewechselt ist.
 
Woher nun auf einmal die finanziellen Mittel kommen, um einen größeren Wortanteil und niedrigere Hörerzahlen zu stemmen, bleibt das Geheimnis der Gesellschafter...

Vielleicht haben sie bei der evangelischen Kirche ja nun tatsächlich mal begriffen, daß so ein Projekt eben nicht rein werbefinanziert zu betreiben ist und man da ganz einfach mal ein bißchen Geld in die Hand nehmen muß?

Als ich dieser Tage nach etwas ganz anderem suchte, kam mir übrigens unter, daß Paradiso ja schonmal pleite war. Was natürlich die Frage aufwirft, ob sie es jetzt begriffen haben oder etwa doch immer noch nicht begreifen wollen, weil es nicht der reinen Leere entsprechen würde. http://radioszene.de/spion10.htm

Das eigentliche Ärgernis ist für mich hier das komplett intransparente Gemauschel der Behörde. Das ganze Ausschreibungsverfahren war eine bananenrepublikanische Farce, deren Ergebnis von vornherein feststand, wie hier unter dem 20. Januar hinreichend dokumentiert. Ich staune über die diesbezügliche Naivität eines vor wenigen Tagen erschienenen Zeitungsartikels. Glaubte wirklich jemand, die MABB würde RFI auf die jetzige Frequenz von Radio B2 wechseln lassen, wenn da nicht schon alles klar gewesen wäre?


... JAM FM zur RTL Radiovermarktung gewechselt ist.

Von wo senden die jetzt eigentlich?
 
Radio Paradiso hat nach meiner Meinung nach keine Sendeberechtigung, dieser Sender sollte mal die Frequenz frei lassen, für ein Sender der wirklich eine Bereicherung für Berlin.
 
Und das Frequenzchaos geht weiter. Die mir immer noch nicht verständliche Vergabe der 106,0 an Radio Paradiso schafft nun noch mehr Unsicherheit. Inzwischen sind zwei Frequenzen durch den Rechtsstreit blockiert und einen Anbieter – sunshine live – scheint die MABB inzwischen dauerhaft vergrätzt zu haben. Radio Paradiso hat sich mit der Doppelfrequenz inzwischen eine beqeume Position erstritten, aus der heraus man nun sogar Zugeständnisse an die MABB und die Wettbewerber machen kann. Eigentlich ungeheuerlich, aber durch das Verschulden der MABB nun möglich.

Was meines Wissens bisher noch nicht öffentlich bekannt war: Radio B2 hat auch gegen das Auswahlverfahren für die 106,0 geklagt. Warum, darüber lässt sich nur spekulieren – ich nehme aber mal an, dass man befürchtet hat, dass Radio Paradiso die 98,2 nicht rechtzeitig aufgibt (so ist es ja nun auch gekommen). Die 98,2 neu auszuschreiben, bevor der Rechtsstreit mit Paradiso geklärt ist, war schon ein Fehler. Und nun auch noch eine neue Frequenz an Paradiso zu vergeben, statt den Sender auf der 98,2 mit neuem Konzept zu belassen (wenn überhaupt) und dem "Musterschüler" Radio B2 die 106,0 zu überlassen, ein noch größerer.

Im Berliner Radiofrequenz-Streit hat der christliche Sender Radio Paradiso einen weiteren Teilerfolg erzielt. Paradiso dürfe nach einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg vorläufig weiter auf der Berliner UKW-Frequenz 98,2 MHz senden, sagte Gerichtssprecherin Christiane Scheerhorn am Montag dem epd. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) sei mit dem Versuch gescheitert, die Vergabe der Frequenz an den Konkurrenten Radio B2 ab dem 1. Juli gerichtlich durchzusetzen. (AZ: OVG 11 S 29.12)

Die MABB hatte beim Oberverwaltungsgericht beantragt, eine einstweilige Anordnung des Berliner Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2010 abzuändern. Die Medienaufsichtsbehörde hatte damals einen zu geringen Wortanteil beim christlichen Radiosender gerügt und dessen Frequenz an Radio B2 vergeben. Paradiso klagte jedoch erfolgreich beim Verwaltungsgericht gegen diese Entscheidung und sendet seitdem auf Grundlage der einstweiligen Anordnung weiter auf 98,2 MHz.

Im Februar 2012 trat eine neue Situation ein, weil die MABB die Berliner Frequenz 106,0 MHz mit Wirkung zum 1. Juli an Radio Paradiso vergab. Der Sender habe sich mit einem verbesserten Programmkonzept beworben, das die Stärkung des christlichen Anteils und eine personelle Verstärkung vorsehe, hieß es zur Begründung. Aufgrund dieser neuen Sachlage stellte die MABB beim Oberverwaltungsgericht den Antrag, die Zuteilung der Frequenz 98,2 MHz an Radio B2 zum 1. Juli vollziehen zu können.

Hiergegen wehrte sich Radio Paradiso, weil die Wettbewerber Radio B2 und Radio Paloma Klage gegen das Auswahlverfahren zur Frequenz 106,0 MHz eingereicht haben. Der christliche Sender argumentierte, wegen der eingetretenen Rechtsunsicherheit müsse er seine alte Frequenz 98,2 MHz zunächst behalten können. Zugleich bot Paradiso an, dass die neu zugeteilte Frequenz 106,0 MHz befristet von einem Wettbewerber genutzt werden könne. Daher habe das Oberverwaltungsgericht den Antrag der MABB abgelehnt, sagte Gerichtssprecherin Scheerhorn.

MABB-Sprecherin Susanne Grams sagte dem epd, der Medienrat der Aufsichtsbehörde werde sich am 11. Juni mit der neuen Situation befassen. Unabhängig davon gehe der juristische Streit um die Auswahlentscheidung aus dem Jahr 2010 weiter. Die MABB hat beim Oberverwaltungsgericht beantragt, die Berufung gegen das erstinstanzliche Paradiso-Urteil zuzulassen. Wann hierüber entschieden wird, steht nach Angaben des Gerichts noch nicht fest.
 
Radio Paradiso siegt im Streit um UKW-Frequenz 98,2
Das Verwaltungsgericht Berlin hatte mit Urteil vom 11. November 2010 die Entscheidung der Medienanstalt, die bisher von Radio Paradiso genutzten Frequenzen im Rahmen einer gemeinsamen Neuausschreibung dem Sender Oldiestar zuzuteilen, als beurteilungsfehlerhaft aufgehoben. Das Oberverwaltungsgericht Berlin hat nunmehr mit Beschluss vom 20. Juni 2012 den Antrag der Medienanstalt Berlin-Brandenburg auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil abgelehnt, so dass dieses jetzt rechtskräftig geworden ist.
http://radiowoche.de/meldungen/1/11...iso-siegt-im-streit-um-ukw-frequenz-98-2-mhz/
http://www.morgenpost.de/berlin-akt...so-siegt-vor-Gericht-gegen-Medienanstalt.html
 
Na dann lösen wir die Medienanstalten doch am besten gleich ganz auf und überlassen die Frequenzzuteilungen künftig den Gerichten. :wall:
 
Diese Meldung ist heute gekommen:

Radio Paradiso siegt vor Gericht gegen Medienanstalt = Berlin (dpa/bb) - Im Streit um seine Sendelizenz hat sich das christliche Radio Paradiso auch in letzter Instanz gegen die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) durchgesetzt. Bei der Vergabe der Frequenz von Radio Paradiso an den damaligen Sender Oldiestar (heute Radio B2) seien der MABB beachtliche Fehler unterlaufen, teilte das Oberverwaltungsgericht Berlin am Montag mit. Es bestätigte damit eine Entscheidung aus erster Instanz. (Az.: OVG 11 N 82.10) Das Verwaltungsgericht Berlin hatte im Jahr 2010 den Beschluss der Medienwächter, die Paradiso-Frequenz an Oldiestar zu übertragen, nach einer Klage des christlichen Senders für rechtswidrig erklärt. Dagegen war die MABB in Berufung gegangen. Bei dem Streit ging es um die Frage, ob Radio Paradiso zur medialen Programmvielfalt in der Region beiträgt. Der von evangelischen Kirchen unterstützte Sender sowie Radio B2 dürfen auf ihren bisherigen Frequenzen vorerst weiter Programm ausstrahlen. Über die Neuvergabe müsse nun der Medienrat entscheiden, sagte eine MABB-Sprecherin.

... dann klagen demnächst alle unterlegenen Bewerber vor Gericht und verzögern damit jegliche Frequenzvergaben, prima.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben