Mal wieder was zu "das Internet ist die Zukunft des Radios"

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Michael Fuhr schrieb:
Ob sich DAB+ oder eine andere Technologie im Digitalbereich durchsetzen kann, oder ob der alte analoge UKW-Hörfunk auch in den kommenden zehn bis 20 Jahren den Ton angibt, sollen alleine der Markt und die Hörer entscheiden.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen diese Position einzuwenden, wenn in Deutschland lokale Multiplexe in Verbindung mit einer Plattformlizenzierung nach schweizerischem Vorbild möglich werden.
Das ganze natürlich bundeseinheitlich; - nicht schon wieder die selbe Kleinstaaterei wie bereits im UKW-Sektor und natürlich mit anderen Senderbetreibern als der überteuerten MB.

Vom Prinzip her ist ein freier Markt die beste Lösung, der muss dann aber auch wirklich frei sein, d.h. es sollte in punkto DAB+ kaum Hürden geben, weder im Hinblick auf die Lizenzierung, noch auf die Option, einen anderen Senderbetreiber als die MB an den Start zu bringen.
Auf den VPRT Hoffnungen zu setzen, halte ich für unrealistisch: Deren Programme sind dermaßen uninspiriert und langweilig, dass es m.E. utopisch erscheint, von dort innovative Impulse zu erwarten.
Vielmehr sind nun die Landesmedienanstalten gefordert, neue Wege zu gehen, die es mittelständischen Veranstaltern ermöglichen, via DAB+ ebenfalls einen Zugang zum Markt zu finden. Erste positive Signale gibt es bereits aus Ludwigshafen und aus Düsseldorf.

Gegen eine Abschaltung von UKW würde m.E. auch sprechen, dass dann der VPRT in Sachen DAB+ nicht eines Tages eine ähnlich dominante Stellung einnimmt, wie dies heute im UKW-Bereich der Fall ist. Solange die Platzhirsche der Auffassung sind, DAB+ rentiere sich nicht, besteht wenigstens die Chance echter Innovation. Sobald die anfangen, DAB+ als einzige Alternative zu UKW anzusehen, könnte es damit sehr rasch vorbei sein: Es glaubt sicher niemand ernsthaft, dass die großen Privatsender, wenn sie eigene Multiplexe in Betrieb nehmen, sich freiwillig irgendwelche Konkurrenten ins Boot holen.
 
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@ricochet
Die "findige Konkurrenz" von der Du sprichst, sehe ich nicht. Wen meinst Du damit?

Warte noch zwei, drei Jahre, dann darfst du den Scherbenhaufen bestaunen. Es ist kein Problem innerhalb kürzester Zeit ein Dutzend Musikstreams auf DAB aufzuschalten (einiges ist ja schon vorhanden, den VPRT bekümmert vor allem der DAB-Erfolg in Bayern).
 
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Warte noch zwei, drei Jahre, dann darfst du den Scherbenhaufen bestaunen. Es ist kein Problem innerhalb kürzester Zeit ein Dutzend Musikstreams auf DAB aufzuschalten (einiges ist ja schon vorhanden, den VPRT bekümmert vor allem der DAB-Erfolg in Bayern).

Eine nette Idee! Musikstreams! Das ist aber kein Radio.
Nächster Punkt: Wirtschaftlichkeit.

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Ich sagte doch schon dass Promo-Kanäle über DAB leicht gegenfinanzierbar sind sobald eine größere Nutzergruppe vorhanden ist. Einige wenige Großunternehmen oder Handelsketten, ja sogar Zusammenschlüsse mittelständischer Firmen könnten beinah exklusiv über die kostenlos zugängliche Plattform werben, ohne sich von den Zwängen des Printradios gängeln lassen oder irgendwelche halbseidenen Berater engagieren zu müssen. Was glaubst du wie schnell die Agenturen unter diesen Bedingungen ihr Geschäftsmodell anpassen würden?

Wenn man den Geschmack der Menschen einigermaßen trifft hat man immer loyale Hörer, wobei die überschaubare öffentlich-rechtliche Konkurrenz mit ihren Zusatzkanälen das DAB-Gesamtangebot sogar noch erheblich aufwertet.

Wer die Leute ins Internet lockt muss sich mit abertausenden Webstreams, Video- und Musikplattformen herumschlagen und wird gleich zu Beginn grandios untergehen, weil armselige, gleichformatierte Dudelsender im Netz nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Im Netz kann als Massendienstleister nur bestehen, wer den Großen das Wasser reichen kann und noch dazu Alleinstellungsmerkmale aufweist (Regionalität, relevante Wortbeiträge, "Special Interest" und zielgruppenorienterte Angebote, spezielle Musikstreams für den besonderen Geschmack...)

Oder glaubt ihr, dass sich irgend jemand ein UKW-Radio mit "Red-Button"-Funktion kauft, über das er nur VPRT-Kanäle hören kann, wenn er sich genausogut ein Internetradio mit UKW- oder DAB-Teil kaufen könnte, mit dem er auf alle Angebote unlimitierten Zugriff hat?
 
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Eine nette Idee! Musikstreams! Das ist aber kein Radio.
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Ach, und das was die deutschen Shitdudler an "Wortbeiträgen" so bieten, nämlich Claimen, Schwafeln und die ewig gleichen Titel ansagen, das ist Radio? Allein für solch eine an Dreistigkeit kaum zu überbietende Aussage in Anbetracht der Tatsachen gönne ich Euch den Untergang von ganzem Herzen! :)
 
Eine nette Idee! Musikstreams! Das ist aber kein Radio.
Sicherlich Ansichtssache. Es scheint auch einen Bedarf für reine Musikstreams ohne Wort zu geben. Mein Fall ist das nicht und ich bin ebenfalls der Meinung: Radio ist das nicht. Es hat nur den Übertragungsweg mit ihm gemein.

Irgendeine Bindung an den "Sender" könnte ich nicht aufbauen, dazu bedarf es Wort. Keine Stationvoice, sondern echtes. Lassen wir mal Wortradio mit Hörspiel, Feature etc. außen vor und beschränken uns auf "was mit Musik". Um eine Bindung aufzubauen, muss da jemand sein, der mich begrüßt und sich verabschiedet. Der mir erzählt, warum er jetzt dieses Stück spielt und danach jenes. Bei meiner bevorzugten Art an Musik ist das Mixen wichtig und da wird besser nicht drüber gesprochen. Trotzdem könnte ich keine Bindung zum diesem Radio aufbauen, wenn nicht wenigstens vor und nach dem Mix mal ein in einem Studio Anwesender etwas sagen würde. 1 x pro Stunde Minimum.
Und bei Einzeltracks: So wie Ecki Stieg das macht gefällt mir. Für viele klingt es aber vermutlich eher langweilig, weil er anders moderiert als die üblichen Chicken-on-speed. Aber er erzählt Geschichten zur Musik, und das auch mal ausführlicher.
 
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Ach, und das was die deutschen Shitdudler an "Wortbeiträgen" so bieten, nämlich Claimen, Schwafeln und die ewig gleichen Titel ansagen, das ist Radio? Allein für solch eine an Dreistigkeit kaum zu überbietende Aussage in Anbetracht der Tatsachen gönne ich Euch den Untergang von ganzem Herzen! :)
Das könnte von einem Intendanten eines öffentlich-rechtlichen Senders kommen, stelle ich einfach mal so fest. Schließlich hält man sich dort ganz gern für "was besseres", obwohl einfach nur dem Privatfunk nachgegeifert wird. Siehe die "Service-" oder "Hitwellen", wie beispielsweise die dritten Programme (alternativ 1Live, etc.).
 
Mich wundert immer nur, dass bei all den richtigen Analysen über den Zustand des Inhaltsradios hier dann das Heil in einem Technologiewechsel gesehen wird. Für mich sind das zwei Paar Stiefel.
Die UKW-Technolgie ist sicher durch digitale Techniken zu übertreffen. Aber sie ist nicht der eigentliche Makel, sie erfüllt ihre Aufgabe mehr als befriedigend. Deshalb tun sich verbesserte Technologien ja so schwer, weil das Vorhandene mehr als ausreichend ist.

Der Makel sind die grottigen Programme. Und die werden nicht besser, nur weil ein noch rauschfreierer Kanal in die Welt gesetzt wird.
 
Die Übertragungstechnik ist das eine. It's the content, stupid! Und da auf UKW für die überwiegende Zahl der Menschen heute nicht der gewünschte Content geboten wird, wandern sie zunehmend ab. Manche brauchen ein bissl länger dazu als andere, zum Glück für die sog. "etablierten Radiomacher". Aber wie das halt so ist mit Schwärmen: Die einen machen den Anfang, dann kommt der Rest. Und dann reiben sich die Anbieter schon bald die Augen, wenn sie nicht aufwachen und was entgegensetzen.
 
Der Fehler ist zu glauben, daß man unbedingt Radio per Internet unterwegs hören muß. Dem ist nicht so.
Sehr richtig, erstens ist das eine kostspielige Angelegenheit, vor allem, wenn man noch einen UKW-Empfänger im Smartphone hat, zweitens ist das vielerorts auch technisch gar nicht möglich oder eine absolute Zumutung.
 
@Radiocat
Überschätzt du da nicht ein wenig das Medium Radio? Die meisten wandern nicht ab, weil sie auf UKW keinen Content geboten bekommen den sie hören wollen? Die meisten wandern ab, weil ihnen Radio im Allgemeinen keinen Mehrwert mehr bietet. Und was das Webradio angeht, sind die Streams der Sender die ohnehin auf UKW dudeln, immer noch die meistgeklickten.
 
Klar, bis jeder Mitarbeiter das auch nur einmal ausprobiert hat sind schon Klickzahlen zustandegekommen, die reichen, um aus der Menge der Anbieter herauszuragen.
 
Nachschlag zum Thema mobiles Breitband.

Laut einer Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt die Bundesrepublik in diesem Bereich auf Platz 27 von 34 Nationen

Quelle: heise Newsticker

Wobei die OECD eine recht merkwürdige Vorstellung von Breitband hat, nämlich 256 kbit/s. Wenn da neben dem üblichen Traffic ein paar Nutzer versuchen ihre Radio-Apps zu starten ist absehbar, dass nicht mehr viel geht. Was die deutschen Mobilfunkanbieter dringend brauchen sind nicht zusätzliche Frequenzen, denn was man mit dem Frequenzspektrum schon heute machen kann, wenn man denn will, zeigen andere nur zu deutlich. Was die brauchen ist ein ein gewaltiger Tritt in den Hintern.
 
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256 kbit/s entspricht EDGE (2G). Und das ist so dermaßen verstopft und langsam, dass man praktisch kein Internet hat.

Für afrikanische Verhältnisse mag 2G ja super sein, bei uns ist schon 3G zu Stoßzeiten am Ende.
 
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Was die deutschen Mobilfunkanbieter dringend brauchen ... ist ein ein gewaltiger Tritt in den Hintern.

Ohne ordentliche Anschubfinanzierung von Seiten der öffentlichen Hand, die bisher nur gigantische Beträge für Mobilfunklizenzen kassiert hat ohne groß ins Breitband zu investieren, wird sich das noch ewig hinziehen. Denn der Netzausbau ist teuer und muss erst gegenfinanziert, also ohne staatlichen Zuschuss alleinig dem Internetnutzer aufgebürdet werden.

Eigentlich ist die Breitstellung einer zeitgemäßen Internet-Infrastruktur eine notwendige Voraussetzung für zeitgemäßes Wirtschaften und damit in erster Linie eine öffentliche Aufgabe, die mit ausreichend Förderungen einhergehen sollte.

Bisher wurden die Telekom-Unternehmen staatlicherseits nur geschröpft.
 
Eigentlich ist die Breitstellung einer zeitgemäßen Internet-Infrastruktur eine notwendige Voraussetzung für zeitgemäßes Wirtschaften und damit in erster Linie eine öffentliche Aufgabe, die mit ausreichend Förderungen einhergehen sollte.

Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren? Nein Danke.
 
Es ist wie beim Straßenbau oder bei der Stromversorgung - ohne öffentliche Fördermaßnahmen läut gar nix. Immerhin zahlen die Telekomunternehmen Steuern und haben schon Abermillionen Euro für Mobilfunklizenzen ausgegeben, die irgendwo im Staatshaushalt verschwanden.
 
Das sind schlicht Betriebsausgaben. Wenn sie die nicht tätigen wollen, sollen sie ihre Netze zum Verkauf anbieten, und Unternehmen ran lassen, die es wollen.
 
Dass flächendeckend schnelle Netze über die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts entscheiden und durch maßvolle Providerentgelte nicht refinanziert werden können ist allgemein bekannt.

Oder willst du für eine Flatrate monatlich 60 Euro hinlegen?
 
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