MDR-Intendant Udo Reiter kündet vorzeitigen Abschied an

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neue Intendantin hin oder her, langsam beginne ich ernsthaft zu glauben, dass der MDR mit Maßnahmen unterhalb einer Abwicklung und Neugründung nicht mehr zu retten ist:

Nach Informationen des SPIEGEL haben Kontrolleure des Sächsischen Rechnungshofes offenbar entdeckt, dass der Sender fortwährend gegen seine eigenen Anlagegrundsätze verstoßen hat. Die Kanalspitze soll zudem einst den Bau von Sendergebäuden dubiosen Fonds überlassen haben, um die Immobilien anschließend zu teilweise überteuerten Mieten wieder zu übernehmen. Davon haben vor allem reiche Privatinvestoren profitiert.
 
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Sie hat zu DDR-Zeiten nicht nur existiert, sondern noch kurz vor der Wende roten Mist verbreitet. Und wer mit einem DDR-Militärstaatsanwalt verheiratet war, der war mit Sicherheit kein Regimegegner.

Und so eine soll den Sumpf aus Stasi, Korruption und miesem Programm trockenlegen? Eher moderiert Florian Silberscheißen auf MTV.


endlich mal einer, der den nagel auf den kopf trifft. im ostdeutschen "möchtegern-musterländle" liegt ja einiges im argen und da der landespolizeipräsident in sachsen ja auch durch VP-kaderschulen gegangen ist, wird, wenn man auch noch andere karrieren in ddr-deutschland anschaut, vieles klarer. die unheilige allianz der ehemaligen büttel der ddr-nomenklatura, gepaart mit 2. bis 3.klassigem westdeutschen,(meist, nach ostdeutschland verklapptes personal) rühren sich hier ein "kessel buntes". nur die ossis selbst wollen sowas oft nicht wahr haben und die wessis interessiert es nicht.im übrigen wird mir gerade bei dem laufenden mdr-programm schlecht. nichts hat sich geändert und wird sich ändern, denn im osten ist meist nur noch das schunkel-kollektiv übrigegeblieben, da die verzweifelte jugend eh die flucht in alle himmelsrichtungen ergriffen hat!!!!!!!!!!!!!
 
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Ihr habt Probleme. Mich beschäftigt viel mehr und immer noch, dass die damalige Volksarmee schwupps die Ideologie, die Uniform, das Mlitärgerät und den Fahneneid von einem Tag auf den anderen geändert hat. Und die wollen uns Westler jetzt verteidigen? Gegen wen oder was?
 
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Udo goldener Reiter:

Ab in den Osten zur Strafe,
kurz nach dem Mauerfall unseres Staats:
Steht eine Radiostation,
wie sie noch keiner gesehen hat.


Sie hat das Zahlungsvermoegen
saemtlicher Gebuehrenzahler der Stadt.
Gehn Dir die Hoerer durch,
wirst Du noch verrueckter gemacht.



Hey Hey Hey Ich war der Goldene Reiter
Hey Hey Hey Ich bin ein Kind dieser Stadt
Hey Hey Hey Ich war so hoch auf der Leiter
Doch dann fiel ich ab,
Ja dann fiel ich ab.



Auf meiner Fahrt in die Anstalt
hoerte ich noch einmal die Kommerzsender ab.
Sie brannten wie Feuer in meinen Ohren.
Ich fuehlte mich einsam und unendlich schlaff.



Hey Hey Hey Ich war der Goldene Reiter
Hey Hey Hey Ich bin ein Kind dieser Stadt
Hey Hey Hey Ich war so hoch auf der Leiter
Doch dann fiel ich ab,
Ja dann fiel ich ab.



Sendenotsignale,
lebensbedrohliche Sparprogramme.
Neue Rundfunkberater
bekaempfen die wirklichen Ursachen nie.



Hey Hey Hey Ich war der Goldene Reiter
Hey Hey Hey Ich bin ein Kind dieser Stadt
Hey Hey Hey Ich war so hoch auf der Leiter
Doch dann fiel ich ab,
Ja, dann fiel ich ab.
 
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Eine sehr schöne Zusammenfassung!
@MDR: Bitte nicht vergessen dies bei der Verabschiedung mit ein zubauen!

...und wo bleibt die audio-datei?!;)
 
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Ich bin nicht vom Fach, aber was ich gelesen habe, gingen ihre Zitate nicht über das hinaus, was damals "üblich" war, was man also so schrieb,
Das stimmt so nicht. Es ging nicht über das hinaus, was unbedingt nötig war, um in der DDR Karriere zu machen.

Karriere machen zu den Spielregeln des Systems ist heute legitim und war es damals auch, lässt man moralische Aspekte mal außen vor. Es ist aber dennoch unsäglich, dass so eine Person in unserer Gesellschaft ein öffentliches noch dazu gesellschaftlich und politisch hochrelevantes Amt bekleidet. Das ist tiefer und zum Himmel stinkender Morast.
 
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@Grenzwelle: Du sprichst mir aus der Seele!

Man kann nur hoffen, daß es am 23. bei der Wahl ähnlich gesehen wird und die Staatskanzlei in Dresden sich durchsetzen kann. Jemand, der unbelastet ist und von außen kommt - nur so eine Person kann den Stall ausmisten.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Wille jahrelang nichts mitbekommen hat. Mitgegangen, mitgehangen!

Hoffen wir auf einen schönen Artikel am Wochenende in Welt oder Spiegel, der Wille in letzte Minute verhindern hilft.

Könnte mir gut vorstellen, daß Bernd Hilder auch in dieser Frage investigativ recherchieren läßt.
 
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Auch, wenn ich mir damit jetzt wieder viele Freunde mache und vermutlich einen Realkontakt endgültig terminiere... mir egal, mir wird sowieso immer mehr klar, wo ich nicht hingehöre:

Liebe schon-zu-DDR-Zeiten-nur-physisch-anwesend-gewesenen-und-heute-gar-nicht-mehr-im-Osten-lebenden: lasst doch bitte die Ostdeutschen entscheiden, wen sie sich da auf diesen Posten setzen. Es ist doch weder eure Anstalt noch der Landstrich, in dem ihr gerne gelebt habt, also mischt euch nicht ein. Und ihr habt ja so tolle, politisch makellose und würdevolle öffentlich-rechtliche Programme wie hr1, hr3 oder YouFM, ihr müßt euch doch mit dem Ostfunk gar nicht abgeben.


Danke.


(Nein, ich erwarte mir von Frau Wille rein gar nichts für die Programme des MDR, es geht mir dabei um die grundsätzliche Art und Weise, wie solche Posten vergeben werden und - weitaus schlimmer - wie die Siegerjustiz nahtlos den Allmachtsanspruch der SED ersetzt hat.)
 
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Und hier, radiowaves, stimme ich Dir - zum ersten Mal - gerne und mit ganzem Herzen zu.
 
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In Thüringen hat Frau Wille wohl gepunktet, schreibt die Thüringer Allgemeine doch:
Die 52-jährige Kandidatin für den MDR-Intendantenposten stellte sich beinahe drei Stunden den Fragen der Thüringer Rundfunkratsmitglieder und erläuterte ihre Vorstellungen, wie die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Anstalt künftig zu erfolgen habe.

Für den Auftritt gab es nach Sitzungsende viel Lob von den Teilnehmern. Von "fundierten Ausführungen" war die Rede und auch davon, dass "die Bewerberin genau wusste, wovon sie redet". Die Gesprächsatmosphäre soll sehr angenehm gewesen sein.

Unter anderem habe Karola Wille angekündigt, künftig den MDR verstärkt im Team führen zu wollen, sagte ein Teilnehmer der Sitzung. Die Führungsstruktur des Hauses sei eines ihrer Themen gewesen.
[...]
Zum Abschluss der Beratung sei auch auf die Rolle der Aufsichtsgremien wie Rundfunkrat und Verwaltungsrat eingegangen worden, erzählte ein weiterer Teilnehmer. Karola Wille habe eine größere Transparenz der Entscheidungen zugesagt.
[...]
Bei der Aufklärung der jüngsten Affären im Mitteldeutschen Rundfunk ist sie aktiv gewesen. So soll die Initiative zur Suspendierung des Unterhaltungschefs, Udo Foht, nach dem Bekanntwerden der dubiosen Finanztransfers von ihr ausgegangen sein.
[...]
Am Sonntag wird sich nun Karola Wille dem Rundfunkrat stellen. Das Gremium trifft sich regulär in Friedrichroda zu einer Klausurtagung...
___________

... wie die Siegerjustiz nahtlos den Allmachtsanspruch der SED ersetzt hat.
Mein Reden schon seit Jahren. - Es haben sich nur die Vorzeichen geändert, sonst nicht viel.
Wobei es hier im Nordwesten auch nicht viel anders ist; nur die "Obrigkeitshörigkeit" ist ausgeprägter als im Osten, will sagen: Es wird noch weniger als im Osten hinterfragt und vieles als "von Gott gegeben" hingenommen. Konstruktive Kritik "an der Macht" (auf kommunaler Ebene) ist noch unerwünschter, als sie vor 25 Jahren im Osten war.
 
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Nun, die Siegerjustiz ist wenigstens der Versuch, eine Macht in einem System der Gewaltenteilung zu sein - unabdingbare Grundlage für einen Rechtsstaat. Darüber hat Frau Wille in ihren Aufsätzen in SED-Manier verächtlich schwadroniert, wohl wissend, dass die DDR-Justiz nur Erfüllungsgehilfe der SED war und man so kein Rechtssystem aufbauen kann, das diesen Namen verdient.

Siegerjustiz - ein schönes Wort. Sieger nämlich über ein System, das wirtschaftlich UND moralisch abgewirtschaftet hatte, dem die Bürger zu zehntausenden davongelaufen sind, während andere zehntausende für Veränderungen auf die Straße gingen (und eine Frau Wille weiterhin ihren Mist unter die Leute brachte).

Dass es keine Chance auf eine neue Republik gab und Deutschland heute auch alles andere als optimal ist, steht auf einem anderen Blatt. Man hat aber in diesem Land die Chance, auch mit eigenen Überzeugungen was zu werden, auch wenn es unbequem ist. Man endet damit aber nicht im Stasi-Knast.

Wer das alles, obwohl intelligent, über zwei Jahrzehnte später nicht halbwegs reflektieren kann, hat da wohl echt ein Problem. Aber das ist sicher symptomatisch für das ganze Land bzw. das mdr Sendegebiet. Man hängt irgendwo zwischen Resignation, Ostalgie und Klüngelei - das Programm ist entsprechend. Und nun hat man noch Wendehals per Excellence als Intendanten, passender kann es doch nicht sein.
 
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danke Grenzwelle - auch das unterschreibe ich gern!!!!!

Schöner Text gestern in der FAZ, der aus Artikeln von Wille aus 89 zitiert.

Während zu den Montagsdemonstrationen auf dem Leipziger Karl-Marx-Platz tausende protestierten, schaute Wille nach eigenen Angaben vom Hochhaus der Karl-Marx-Universität zu.

Wie kann so eine Systemtreue Intendantin einer ö-r. Anstalt werden???
 
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1.ich finde es immer wieder erschreckend, wie eindimensional ostdeutsche argumentieren und das oberste prinzip lautet offensichtlich: ihr kennt die region nicht, also haltet euch raus. eindeutiger schwachsinn! eine systemnahe frau(das ist wirklich absichtlich mehrdeutig) als heilsbringerin des mdr oder kleineres übel zu sehen, wäre fatal. natürlich wird gerade so eine frau hier in stellung gebracht, denn man will ja eigentlich nix ändern, dabei fährt der mdr definitiv in die falsche richtung. die ältere generation mit volksmusik einlullen zu wollen, ist ja wohl ein auslaufmodell, denn die nächsten 50-60jährigen haben noch punk im blut. ;)

2. die kräherei, daß man in westdeutschland noch viel schlimmer obrigkeitshörig sei, als in ostdeutschland, ist sowas von daneben, denn wenn mir hier etwas nicht passt, dann kann ich dafür öffentlichkeit schaffen. dafür gibt es medien, rechtsanwälte und die möglichkeit zu demonstrieren. sowas gab es in der scheiXX ostzone nicht. da gab es nur gleichgeschaltete medien, gleichgeschaltete anwälte und bei individuellen demos ging es mal gleich ganz fix nach bautzen. also mal nicht so herschwadronieren, daß früher alles genau so oder besser war, denn es gab und gibt viele zeitzeugen, die, aus wirklich geringstem anlass, und sei es nur, weil sie einen witz über ulbricht&co machten, ins GEFÄNGNIS wanderten-für JAHRE !!!!
 
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Wendehals per Excellence
Ich hab schon meine Zweifel, ob diese Kategorisierung gegenüber Frau Wille fair ist. Dafür gäbe es tausend bessere Beispiele, etwa einen gewissen Herrn Stanislaw Tillich, den Chef jenes Johannes Beermann, der den Bernd Hilder durchdrücken wollte.

Was wäre denn Eurer Meinung nach ein Verhalten von Frau Wille gewesen, das sie in Euren Augen nicht für ein öffentliches Amt in der Bundesrepublik disqualifiziert hätte? Eine Karriere als Mutter und Heimchen am Herd? Widerstandskämpferin in Bautzen und Hohenschönhausen? Besetzerin der deutschen Botschaft in Prag?
 
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Wer für seine Überzeugungen in Bautzen gesessen hatte, der setzt für seine Überzeugungen vielleicht auch ein Programm durch, das nicht unsäglich rückwärtsgewandt, altbacken, primitiv und privatfunkanbiedernd ist wie das des real existierenden mdr in weiten Teilen.
 
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Man hat aber in diesem Land die Chance, auch mit eigenen Überzeugungen was zu werden...
... unter der Voraussetzung, den Schleim aller Schnecken dieser Welt absondern zu können. - Nur gut, in meiner "Kaderakte" fett den Hinweis finden zu können, "keine sozialistische Persönlichkeit" (was immer das bedeutet haben mag) zu sein. Dieser Hinweis (zeitlich davor) war übrigens kein Grund, je ein Studium erst in Jena und dann einige Jahre später bei Humboldts zu beginnen und auch erfolgreich abzuschließen.
 
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@freiwild
Das der Auftritt des Fernsehballetts ein völliger Griff ins Klo war, ist sicher unbestritten. Die künstliche Aufregung verstehe ich trotzdem nicht so ganz. Wo war denn 1999 der Aufschrei der vermeintlichen Moralapostel, als der Mutantenstadl auf Gebührenzahlers Kosten heile Welt aus Peking sendete? Hat da irgendjemand protestiert? Wo war Mitte der 80er die böse Entrüstung als die ARD in Co-Produktion mit dem damaligen DDR-Fernsehen Katja Ebstein medienwirksam durch den Unrechtsstaat DDR tingeln ließ?
Bleibt doch mit eurem moralischen Gedöns mal auf dem Teppich.
Mich interessiert an der ganzen Geschichte nur eins: Wurde der Auftritt vom Veranstalter bezahlt oder vom Gebührenzahler? Ist ersteres der Fall, ist es eine reine Gewissensfrage der Akteure die vor Ort waren. Ist letzteres der Fall, gehört derjenige der das entschieden hat seines Amtes enthoben. Punkt. Aus. Ende.

Zur Wille:
Was nutzt es das neue Besen vermeintlich gut kehren, wenn der Boden dazu geradezu vermint ist mit Dreck von gestern und vorgestern, der in der Übermacht ist?
 
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Nun, die Siegerjustiz ist wenigstens der Versuch, eine Macht in einem System der Gewaltenteilung zu sein - unabdingbare Grundlage für einen Rechtsstaat.
Schönen Dank auch. Dieser Siegerjustiz verdanke ich das kulturelle Elend, das mich seit Jahren, beinahe seit 2 Jahrzehnten umgibt. Dieser Siegerjustiz verdanke ich die "Wertschätzung", nur als Konsument willkommen zu sein, als alles andere aber bitte schön in meinem Loch hocken zu dürfen. Dieser Siegerjustiz verdanke ich die Erfahrung, die ich mit DT64 gemacht habe, die ich später als Student mit antisozialen Umstrukturierungen im universitären Umfeld erleben durfte, und die Arroganz des Geldes, der ich mich heute tagtäglich ausgesetzt fühle, kommt auch von dort. Seit einigen Monaten weiß ich auch, daß inzwischen jegliche Kultur in diesem Lande, auch die, die man gemeinhin unter "Klassik" zusammenfaßt, durch die "Sieger" bedroht ist - konsequenterweise, da wir ein Staat sind, in Gesamtdeutschland. Kultur wirft ja keinen EBIT ab, also weg damit.

Es mag sein, daß es tatsächlich Menschen gibt, die zufrieden sind, wenn sie mehr Geld in der Tasche haben, als sie je für alles auch nur ansatzweise erdenkbare Materielle ausgeben können. Ich bin es nicht. Die Dinge, die mir wirklich jenseits der Grundversorgung mit Nahrung und Wohnung wichtig sind, lassen sich nicht kaufen. Das wäre kein Drama, wenn das System, das hier wütet, nicht in den vergangenen 20 Jahren dazu geführt hätte, daß das, was ich suche, faktisch ausgestorben ist.

Ich mußte heute einen Weg in der Stadt besorgen. Ich tus ungern, weils weh tut. Ich mußte durch die Massen an Konsumenten, die da rumrennen. Dieses ganze entfremdete, ferngesteuerte, permanent an seinen Handies spielende Lady-Gaga-Volk. Einen Tag allein im Wald ziehe ich diesem Anblick, der das heutige gesellschaftliche Ideal verkörpert, jederzeit vor.

Ich kann in dieser Gesellschaftsordnung nichts positives erkennen, sie hat zur völligen geistigen Degeneration geführt. Das Radio, um on-topic zu bleiben, spielt seit Jahren den Soundtrack dazu.

Siegerjustiz - ein schönes Wort. Sieger nämlich über ein System, das wirtschaftlich UND moralisch abgewirtschaftet hatte
Und das heutige hat ethisch dermaßen abgewirtschaftet, daß die Leute um mich herum reihenweise psychisch krank werden oder am Rande der Erschöpfung operieren. Die wenigen, denen echte Werte noch etwas bedeuten, haben sich komplett aus der Gesellschaft zurückgezogen, schotten sich ab, nur um überleben zu können. Ein feines System. Irgendwie für mich nicht wirklich erkennbar besser als das, das ich vorher erleben durfte. Zumindest nicht soviel besser, daß es zum alleinigen und allheilbringenden erklärbar wäre, zumindest nicht für mich.

Wenn ich mir die ganze verlogene Politiker-Brut anschauen, die Lobbyisten, die professionellen Lügner im Dienste des Kapitals - was ist daran besser, was ist daran wertvoll? Ist die Mehrheit der Ostdeutschen dafür wirklich 1989 auf die Straße gegangen? Ein kleiner Trost: dieses System ist auch dem Untergang geweiht. Bald. Über das "danach" will ich lieber nicht nachdenken, ich erwarte nichts besseres, sondern eher rohe Gewalt. Das einzige, was dieses System seit Jahren unbewußt heranzüchtet.

Dass es keine Chance auf eine neue Republik gab und Deutschland heute auch alles andere als optimal ist, steht auf einem anderen Blatt. Man hat aber in diesem Land die Chance, auch mit eigenen Überzeugungen was zu werden, auch wenn es unbequem ist. Man endet damit aber nicht im Stasi-Knast.
Das nicht, da gebe ich Dir Recht. Man endet einfach nur im kompletten Aus. Man kommt zuweilen bereits in einem naturwissenschaftlichen Beruf nicht weit, wenn man es ablehnt, die Realität zu verbiegen, bis sie der Führungskraft in den Kram paßt. Dann wird man kaltgestellt und rausgemobbt. Auch in diesen Strukturen geht es nur um Machterhalt und leider meist nicht um wichtigere Dinge. Wie es da wohl in den nicht-technischen Bereichen aussehen mag? Als aktuelles kleines Häppchen vielleicht dieses hier: Falsches Parteibuch - Regierung will obersten Regulierer austauschen. Gut, der fällt nicht hart, aber interessant ist es allemal.

Womit wir beim MDR wären. Ich erwarte oder erhoffe nichts von Frau Wille, gebe aber zu bedenken, daß die Anstalt bislang von einem Menschen ohne Verdacht einer DDR-Vergangenheit verantwortet wurde - mit bekanntem desaströsen Resultat. Auch auf niedrigerer Ebene hatte der MDR genug Westimporte (vgl. hier), und das Programm war von Anbeginn an an grauenvoll. Niles von Haken, der MDR-Life-Chef, kam z.B. von Radio Bremen. Ganz so einfach ist es also nicht: nimm nen nicht-Ossi und das geht dann schon gut. Mir ist es wichtiger, was Menschen jetzt tun, als das, was sie vor Jahrzehnten getan haben. Jetzt bin ich u.U. von den Folgen ihres Tuns betroffen. Anderswo haben Heerscharen von drüben nicht mehr gebrauchten SPD-Altlasten nach der Wende z.B. das System der speziellen Förderschulen für hochbegabte Schüler zerstört. Alle sollten gleich sein, also durfte es keine Spezialschulen mehr geben. Ein Freund von mir hat als Schulsprecher seinerzeit diese prägende Erfahrung machen müssen.


Da wäre ein anderer Gedanke u.U. vermutlich zielführender:

Grenzwelle schrieb:
Wer für seine Überzeugungen in Bautzen gesessen hatte, der setzt für seine Überzeugungen vielleicht auch ein Programm durch, das nicht unsäglich rückwärtsgewandt, altbacken, primitiv und privatfunkanbiedernd ist wie das des real existierenden mdr in weiten Teilen.
Da gehe ich sofort mit, wenn es sich bei demjenigen (hier fiktiven) Opfer des DDR-Systems um einen ethisch stabilen Menschen handeln würde, den die Leidenszeit nicht zum blinden Krieger gemacht hat. Mir kommt da spontan jemand vom Schlage Václav Havel in den Sinn. Und ich kann mich nicht erinnern, daß Menschen dieses Kalibers im Osten nach 1990 noch irgendwas zu melden gehabt hätten. Der MDR als solcher dürfte dann auch restlos frei von ihnen gewesen sein, falls nicht, wären sie alsbald resigniert gegangen. Wie überall in der ex-DDR, so daß das heute bekannte entintellektualisierte, Bildungsbürger-freie, dumpfe, debile System alsbald stabil stand.

Ja, dieses Gedankenspiel hat was. Was hätte anders laufen können, hätten solche Menschen 1990 im Osten das Ruder übernehmen können. Nicht nur im Rundfunk. Aber eben auch da. Radio Brandenburg war ein Zufluchtsort für solche Menschen. Bis es durch Radio Eins ersetzt wurde.
 
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@Radiokult

Natürlich ist China eine feste Parteiendiktatur, was uns aber nicht davon abhält, mit dem Land demnächst Handel im Wert von 200 Mrd. Euro/Jahr zu betreiben. Auch schwere Waffen schicken wir dahin (OK, die schicken wir ja auch nach Saudi-Arabien, das erst dieses Frühjahr in Bahrain einen Volksaufstand niedergeschossen hat, oder nach Israel, wo die Gefahr, dass sie dort nur rumstehen und einstauben, auch recht gering ist). Und keine Ahnung, welche Funktionen dem Computer, auf dem ich diesen Text gerade schreibe, noch verblieben, würde man alle Bauteile, die aus China stammen, weglassen, sie gingen wohl kaum über die einer Glühbirne hinaus. Sich dann ausgerechnet über den Export des Musikantenstadl aufzuregen (oder meinetwegen über die olympischen Spiele) ist dann schon ziemlich scheinheilig.

Nichtsdestotrotz ist die Qualität der Zustände in Peking oder in der DDR in den Achtzigerjahren sicherlich nicht mit den Zuständen in Kadyrows (bzw. Putins) Tschetschenien im Jahre 2011 zu vergleichen. Da wird nicht nur gefoltert und gemordet um Geständnisse oder Informationen zu erpressen, sondern auch etwa zur Abendunterhaltung des Tyrannen. Und die Leute dort leben zum Gutteil noch in Ruinen, aber zum 35. Geburtstag des Diktatur-Praktikanten gibt der Staat ne große Sause. Und wenn dazu das MDR-Fernsehballett auftritt, ist das eine Sauerei, und eine ganz andere Qualität. Und es ist tausendmal egal, ob das Ballett rechtlich in eine GmbH ausgelagert wurde, das Ding heißt MDR-Fernsehballett, es gehört dem MDR, es tritt vorwiegend auf zu Veranstaltungen des MDR, es wird wahrgenommen als Abteilung des MDR. Da kann man sich m.E. nicht rausreden und sagen, das sei eine private Entscheidung gewesen, das müsse jeder selbst wissen. Wenn Vanessa Mae, oder Jean-Claude van Damme oder Hilary Swank meinen, sich von Blutgeld alimentieren lassen zu müssen, ist das deren Entscheidung, die man auch im Umgang mit diesen Künstlern berücksichtigen kann. Aber eine Beteiligung des MDR daran ist unter aller Kanone.
 
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radiowaves schrieb:
Ich mußte heute einen Weg in der Stadt besorgen. Ich tus ungern, weils weh tut. Ich mußte durch die Massen an Konsumenten, die da rumrennen. Dieses ganze entfremdete, ferngesteuerte, permanent an seinen Handies spielende Lady-Gaga-Volk. Einen Tag allein im Wald ziehe ich diesem Anblick, der das heutige gesellschaftliche Ideal verkörpert, jederzeit vor.
Doch. Welch' ein Kontrast zu den fremdgesteuerten willenlosen werktätigen Massen der DDR. Die sich stumpfen Blickes durch die zweitaktgetränkten diesigen kaputten Strassen bewegten.
Ich frage mal bei der ständigen Vertretung in Bonn nach, wieviel Bohnenkaffee pro Paket erlaubt ist und wann ich es spätestens aufgeben muss. Damit etwas an Weihnachten ihr verhärtetes Herz erwärmt. Darf es Dallmayer sein?
 
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@laser: Bist Du neuerdings Schweizer, oder wie kommst Du zu der ß-Allergie?
 
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Nun zu den Pressestimmen:

In einem Gespräch mit der „Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte [das Mitglied des MDR-Rundfunkrates, Thüringens CDU-Fraktionschef Mike] Mohring, der MDR befände sich strukturell „in einem erschütternden Zustand" und „das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen und entspricht schon längst nicht mehr dem mehrheitlichen Denken der von der Drei-Länder-Anstalt versorgten Bürger". (Quelle)

Schön, dass der CDU mit schlappen 20 Jahren Verspätung doch noch auffällt, was sie da angerichtet hat.
 
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