Media-Analyse 2016 Radio II: Analysen, Hintergründe, Meinungen

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Gibt es eigentlich für nicht beim Radio beschäftigte irgendeine Möglichkeit den genauen Starttermin der nächsten MA Befragungswellen zu erfahren? Oder ist das ein immer festgelegter Tag (z.B. erster Montag im September)?
Die Welle läuft an, kurz nachdem die Straßen mit "Arno zahlt Deine Rechnung"-, "Wir schicken Dich in den Urlaub"-, "Zertrümmere live am Telefon Dein Badezimmer, einer von euch Vollpfosten bekommt von uns ein neues"- oder "Kohle-Parole - labere jeden Deiner Anrufer mit unserem Claim voll"-Plakaten zugekleistert ist. Ist doch klar, oder? ;)
 
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Danke! Das ist immer sehr aufschlußreich, wenn man eine Studie zur Realitätsbezogenheit der Bevölkerung bei einem bestimmten Thema zu sehen bekommt.

Seiten 44-46 sind top für sowas: die DAB-Nutzer halten DAB mehrheitlich für einen Empfangsweg, bei dem man Sendungen "auf Abruf" nutzen kann (57% glauben das, nur 7% verneinen es), während es bei UKW offenbar eher nicht geht (nur 34% glauben da, man könne Sendungen abrufen, 29% verneinen es). Real ists ja nunmal so, daß man es weder bei DAB noch bei UKW kann.

Diese Frage zeigt brillant, was hier eigentlich herausgearbeitet wird: nicht etwa die Realität, sondern das, was die Menschen dafür halten. Das ist ein himmelweiter Unterschied! Zwischen beidem liegt der Bereich von Werbung, Suggestion, Gruppenzwang, naivem (Technik-)Glaube, dummes-Zeug-weitererzählen. Kurz: der Bereich, in dem man "dumme" Menschen fängt. Steht ja auch exakt so drüber: das "Image" wurde abgefragt, nicht die Realität. Letztere hätte man auch nicht abfragen müssen, die kann man, wenn man die Systeme beide kennt, auch ohne Umfrage hinschreiben.

Und hier gibt es keine Widerrede, denn es ist keine Auslegungssache, wie es die "Klangqualität" wäre und auch kein individuelles Thema (wie es bei der Empfangsstabilität wäre).

Damit ist die Umfrage wertlos, wenn man Aussagen zur Qualität des Systems gewinnen will. Man erfährt nur, was der Durchschnittsdeutsche mal wieder "glaubt".

"Energiesparender Empfang" ist da auch so eine Schote. Gut, die Frage ist schlecht formuliert, denn ob da die gesamte Übertragungskette (mitsamt der Sender) mit rein soll oder wirklich nur der Empfang, bleibt zumindest für Menschen mit erweitertem Horizont offen. Der Durchschnittsdeutsche denkt aber vermutlich wirklich nur an den Empfang. Und da ist das Image von DAB auch wieder bedenklich neben der messtechnisch nachweisbaren Realität.

Und ehe ich mir hier in Thüringen, wo ich mich gerade aufhalte, z.B. MDR Kultur mit 88 kbps DAB antue, würde ich jederzeit auf UKW schalten. Das gleiche mit fast allen anderen Wellen. Nur DLF und DKultur wären da auf DAB für mich im Zweifelsfall besser als auf UKW. Den Privatfunk-Müll höre ich ja eh nicht, egal ob auf DAB oder auf UKW. Den macht das digitale System inhaltlich auch nicht besser.
 
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@Radiowaves
Das ist doch fast gar nichts. Vor gut einem Jahr sass ich im Zug zwei Mädels so Anfang/Mitte Zwanzig gegenüber. Da meinte die eine, iPhones seien besser, weil da ist der Strom nie alle. Ich wollte sie dann fragen, ob sie auch glaube der Storch bringe die Kinder. Aber, was soll es. Viele Menschen haben absolut aberwitzige Vorstellungen in allen Bereichen. Normalerweise gleicht sich das aus, schlimm wird es immer nur, wenn solche Menschen weitreichende Entscheidungen treffen. Meistens kommt es sowieso anders als gedacht.. Trotzdem gibt es jede Menge Experten, die den Eindruck erwecken die Zukunft könne man planen und man hätte alles fest im Griff. Plötzlich ist dann aber immer die Krise da..., aber das Gedächtnis der meisten Menschen ist halt kurz.

Marktforschung kann immer nur vorhandene Einstellungen abfragen. Sicher, durch die Fragestellung kann man Ergebnisse beeinflussen. Was auch heftig, insbesondere wenn es politische Inhalte geht, getan wird. Nur die Erhebung der Onlinenutzung hat auch gezeigt, dass die apparative Messung ziemliche Tücken hat und nicht so genau ist, wie Onliner das stets behaupten. Der Wust von Daten, der dort erzeugt wird, ist teilweise auch nur höhere Blödsinn. Es ist wie mit Landkarten, wenn du sie nicht lesen kannst, weißt du A. nicht wo du bist und B. kannst du dich immer noch hammerhart verlaufen.

So unspannend wie diese MA war es selten. Die Strategie der Radiosender bloss keine Fehler, bloss keine Experimente geht auf und die Kassen sind voll. Aber statt den Gewinn zu investieren geht er an die Gesellschafter. Ist wie bei Game of Thrones, die Gefahr, die sich im Norden (Mobile, Spotify & Co.), zusammenbraut wird nicht gesehen und wenn, total heruntergespielt. Wenn es kracht, dann heftig und dann werden die kaptialschwachen Sender schnell in eine Krise kommen, denn viel Sparpotential ist nicht mehr vorhanden.

Insofern ist für mich alles Ruhe vor dem Sturm und ich freue mich schon auf die Jammerkommentare.
 
Das hat FluxFM übrigens auf Instagram gepostet https://www.instagram.com/p/BIDPRJhgolB/

Das würde ich mal knallharte Realitätsverweigerung nennen. Grottige Musikauswahl, viele Sendungen und Nachrichten aus der Konserve, eine miese Verpackung, eine bevormundende politische Haltung (die man so auch von radioeins kennt) und vor allem eine unglaublich ätzende Attitüde, die nur die Szeneschnösel anspricht, die schon seit Jahren jedem Berliner auf den Sack gehen.
 
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Die Aussage "Marktforscher sind Verbrecher" dürfte rechtlich nicht haltbar sein, würde aber wohl vor Gericht zumindestens den Straftatsbestand einer üblen Nachrede oder Beleidung erfüllen?
 
Vor gut einem Jahr sass ich im Zug zwei Mädels so Anfang/Mitte Zwanzig gegenüber. Da meinte die eine, iPhones seien besser, weil da ist der Strom nie alle.

Und der Hausmeister (ein wirklich eher sehr schlichtes Gemüt) der Schule, die ich bis 1988 in Ostthüringen besuchte, durfte um 1987 herum mal auf Westreise, Verwandtschaft besuchen zu irgend einem hohen Anlass. Als er wieder zurück war, stand er auf dem Schulhof, um ihn eine Traube Schüler, die ihm zuhörten. Er war fasziniert vom Wessi-Wunderland. Am faszinierendsten fand er wohl die westlichen Dieselmotoren. Denn, so seine Aussage: "aus dem Auspuff vom Bus kommt nur warme Luft raus".

Das gibt es also immer und überall...

eine bevormundende politische Haltung (die man so auch von radioeins kennt)
Ich weiß bis heute nicht, wie es gehen soll, Radio ohne "politische Haltung" zu machen, ohne schlichtweg nichts zu senden. Musikauswahl ist politisch, Wort auch, relevantes Wort erst recht. Und es gilt ja auch: "Essen ist eine politische Handlung" (Wam Kat, Aktionskoch und Betreiber der "Fläming Kitchen").

Wie also kann man unpolitisch sein in einer Welt, die leider alles - sogar Naturgesetze - "politisiert", statt auch mal mit den wirklich wichtigen Kriterien heranzugehen ("ist es liebevoll?").

Mir ist ein Radioprogramm mit klarer Linie in dem, was es an Werten und Ansichten vertritt, wesentlich angenehmer als eines, das dies nicht tut. Letzteres hat doch gar keinen Einschaltgrund. Ersteres kann einen haben - oder halt auch einen "militanten" nicht-Einschaltgrund.

Wenn Flux (ich kenne das Programm aktuell nicht, da ich mit RockPop fast nichts mehr anfangen kann) eine politische Haltung hat, die nur wenige Menschen teilen, dann könnte das in der Tat Auswirkungen auf die Quote haben. Ginge aber jedem anderen Programm genauso. Letztlich ist ja sogar bewußtes Nichtnutzen von "Unterhaltungsprogrammen" eine poltische Handlung der Hörer, selbst wenn sie sich dessen nicht so bewußt sind.

Aber wo ist die Bevormundung? Ich kann aus- oder umschalten. Ich lasse mich ja auch nicht von Popwellen bedudeln, weil, würde ich dies zulassen, es wirklich eine Bevormundung wäre. Also lasse ichs nicht zu. So etwas ähnliches wie Bevormundung kann ich erst dann erkennen, wenn es kein Programm gibt, das ich als geeignet für mich und meine Ansichten einstufen kann. Dann bin ich schlichtweg benachteiligt gegenüber anderen, deren Bedürfnisse befriedigt werden. Das kann ich dann aber nur dem Gesamtsystem anlasten, nicht jedoch einzelnen Programmen, zumindest nicht denen der Privaten. Welches sollte denn verpflichtet sein, mich zu versorgen? bei den Öffis in ihrer Summe sehe ich dann aber tatsächlich eine Pflicht.
 
Ja, wenn ein Sender verliert, geschieht ihm das Recht, und wenn er gewinnt, dann liegt das natürlich nur an der Erhebungsmethode :rolleyes:
 
Erstaunlich finde ich, dass in Summe von Hörerzuwächsen insgesamt die Rede ist, in der Stuttgarter Zeitung habe ich sinngemäß die Schlagzeile "Immer mehr Radiohörer" gelesen (vorgestellt wurde das Ergebnis von Antenne 1).
Wenn Radio immer blöder wird (was keinem vernunftbegabten Wesen entgangen sein kann), gleichzeitig das Programm den Hörern immer mehr egal ist (weil sie nebenher dudeln lassen, ohne wirklich zuzuhören), und dabei aber laut MA immer mehr Menschen einschalten, dann traue ich Donald Trump auch den Wahlsieg bei der US-Präsidentenwahl zu, - und den Briten die Mehrheit bei der Brexit-Abstimmung. Wobei halt! Letzteres ist ja schon eingetreten. Alle Ereignisse der letzten Wochen und Monate fügen sich zu einem logischen Bild zusammen ...
 
Der wahre Krieg findet Online statt und der Sieger ist da Spotify.
Ein Böhmermann macht zwar noch keinen Sommer aber bei den unter 30 jährigen, die nicht mehr wissen, was redaktionelle Inhalte sind, ist die Playlist nach dem persönlichen Geschmack über Spotify tatsächlich eine Option. Diese Generation ist für das in diesem Faden diskutierte terrestrische Werbereichweitenlotto verloren. Auswege können Spenden- und Abo-Finanzierte Angebote sein.
Die Generation, die mit UKW-Radio unterschiedlichster Formen sozialisiert wurde, wird weiter hören, aber auch neue digitale Verbreitungswege nutzen, wenn die gewohnten und gewünschten Inhalte da sind (weswegen es wirtschaftlich IMHO durchaus Sinn macht, mehr Oldisender auf DAB+ zu hieven.) und die auch mit Cross-Promotion zu bewerben ohne den Fehler zu machen, irgendeinen der anderen Wege als das allein seligmachende zu preisen.

Interessant wäre ja mal zusätzlich eine konkrete Aufsplittung nach Verbreitungswegen, sprich Hörer UKW, DAB, Web.
Aber auch abhängig von der tasächlichen Verfübarkeit (DAB-hörer in MecPom z.B. kann es kaum geben) Und DVB-S und DVB-C. Das fällt meist unter den Tisch.
 
Und WDR 4 weiter im Sinkflug, wieder 4000 Hörer weniger (-0,6 %) im Gesamtbereich und noch schlimmer 22.000 weniger (-16,9 %) bei den so wichtigen 14-49-jährigen...
hr4 hat sich überhaupt nicht verändert.

Man muss schon tiefer in das Zahlenwerk eindringen um zu begreifen wohin der Hase läuft. Die ganze Programmreform hatte ja nur einen Zweck: Man wollte den Sender zumindest vorgeblich für die älteste vermarktbare Zielgruppe zurechtdesignen, nämlich die 50-59-Jährigen, und genau hier verbucht WDR4 laut MA Zuwächse: Stolze 26 Prozent in nur einem Jahr!

Gut, das MA-Datenmaterial ist sowieso abwegigster Kokolores - aber bei einer so lautstarken Lobby-Propagandaveranstaltung wie der Media-Analyse darf man wenigstens nach der hintergründigen Absicht fragen, denn an eine zufällige Entwicklung der Hörerkurve glaubt vermutlich eh keiner mehr. Es war von Anfang an klar dass WDR4 in jüngeren Altersgruppen keinen Stich machen darf, die sind in schweren Zeiten wie diesen schon für "Radio NRW" und die ebenso beraterbetreuten WDR-Dudler reserviert. Und so hat man sich - wie auch bei "Bayern 1" jahrelang zu beobachten war - auf die älteste werbekartellintern "vermittelbare" Hörergruppe verständigt.

Da kann man doch nur sagen: Mission erfüllt!
 
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Ein Böhmermann macht zwar noch keinen Sommer aber bei den unter 30 jährigen, die nicht mehr wissen, was redaktionelle Inhalte sind, ist die Playlist nach dem persönlichen Geschmack über Spotify tatsächlich eine Option.
In Berlin hat Spotify vor einigen Wochen tatsächlich groß mit Tristesse und schwarzen Löchern plakatiert. Also: elende Existenz, Rettung in Form eines Lochs zum drin-Verschwinden. Wirkte auf mich zutiefst depressiv. Ist das die Zukunft?

http://www.horizont.net/gallery/media/2526/38767-detailp.png
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http://www.horizont.net/gallery/media/2526/38764-detailp.png

(Die Sterne, die das offene Weltall suggierieren sollen, kann man beim Vorbeifahren nicht wirklich erkennen.)

Und DVB-S und DVB-C. Das fällt meist unter den Tisch.

Digitalisierungsbericht 2015:

meistgenutzte Radio-Empfangsart

UKW 73,9%
DAB 1,8%
"Kabel" (UKW? DVB-C?) 2,9%
Satellit (DVB-S) 1,8%
Internetradio 5,6%
"keine meist genutzte Empfangsmöglichkeit" 8,9%
"nutze keine Empfangsmöglichkeit" 5,1%
 
Radiowaves schrieb:
In Berlin hat Spotify vor einigen Wochen tatsächlich groß mit Tristesse und schwarzen Löchern plakatiert. Also: elende Existenz, Rettung in Form eines Lochs zum drin-Verschwinden. Wirkte auf mich zutiefst depressiv. Ist das die Zukunft?
Ob das die Zukunft ist, spielt doch gar keine Rolle. Du bist offensichtlich auf die Plakate aufmerksam geworden. Ergo: Ziel erreicht... Um Inhalte geht es doch hier schon lange nicht mehr.
 
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Der Mix der Woche ist eine seelen- und konzeptionslos zusammengestellte Playlist – das hat bei last.fm schon nie funktioniert und bei Spotify funktioniert es auch nicht.
 
In Berlin hat Spotify vor einigen Wochen tatsächlich groß mit Tristesse und schwarzen Löchern plakatiert. Also: elende Existenz, Rettung in Form eines Lochs zum drin-Verschwinden. Wirkte auf mich zutiefst depressiv...

Ich bin kein Spotify-Nutzer, aber diese Plakate treffen genau den Nerv, den ich von einem Radiosender oder einer anderen Musikquelle schon immer erwartete und auch noch immer erwarte. Nicht depressiv schwarz, kein rettender "Notausstieg" ins (negative) Ungewisse, sondern das Gegenteil: Ein positives Überangebot an "Raum und Zeit" (Klaus Fiehe lässt grüßen. ;)) in das man EIN-Steigen, auf das man sich Einlassen kann, wenn man NEU-gierig ist oder man es im Lauf der Dudeljahre geschafft hat, es zu bleiben. Im übertragenem Sinn vielleicht der EIN-schaltimpuls für Leute wie mich, für die musikalische Überraschung wichtiger ist als eine konstruierte Playlist. Die mag massentauglich funktionieren, Wow-was-ist-DAS-denn-Momente finden aber nicht statt.

Bsp. Bildsprache Plakat 2: Vorsichtiges Herantasten mit dem linken Fuß an unbekannte Oberfläche bei ausbalancierter Körperhaltung (kennt man vom Strand): Hier ich in meiner sicheren Welt, da "draußen" das große Unbekannte. Finde ich intelligent und ansprechend.

MA interessiert mich deshalb leider nicht mehr, weil ich, ähnlich wie Du, neben Infoprogrammen und ausl. Musikprogrammen nur noch einen einzigen NKL im Äther genießen kann, der hier natürlich nicht erscheint...
 
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Die Generation, die mit UKW-Radio unterschiedlichster Formen sozialisiert wurde, wird weiter hören
Ich höre die Nachrichten - und dann ist es meistens vorbei mit Radio.
Darf sich ein Sender einen solchen Ungetreuen "auch an seine Fahne heften"?
Nach einigen Jahren Umsehen und Umhören im Netz wundert mich nur noch,
was das Radio alles nicht spielt. Sonst garnichts mehr.
 
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