Media-Analyse korrekt auswerten

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AW: Media-Analyse korrekt auswerten

An eine Verschwörung bei der Media-Analyse glaube ich auch nicht. Das ist ausgekochter Blödsinn! Da wird nix absichtlich manipuliert.
Allerdings WEISS ich, dass diese Erhebung methodische und statistische Schwächen hat. Teilweise ist die Grundgesamtheit viel zu klein, um z.B. kleinere Lokalsender richtig zu repräsentieren. Die Befragungsmethode hat so ihre Nachteile, durch die eben penetrantes Geclaime und grosse Promotionaktionen belohnt werden. Durch reine Befragungen korrekte Ergebnisse zu erzielen, ist eine ganz ganz schwierige Sache. Sagt Dir einer, der Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung gelernt hat. Für ein korrektes Ergebnis, das dann auch noch Nutzungszeiten akribisch aufzeichnen will, müsste eine Messung her, keine Befragung. Ansätze dazu gab es ja schon (z.B. diese Radiouhr in der Schweiz). Wer dies jetzt bezweifelt, kann ja gerne mal den Test machen, und den nächsten Menschen, den er trifft, mal spontan fragen, was er wann am Vortag gemacht hat, wann er dabei welche Medien genutzt hat und wie lange. Und dann den Gegentest machen...mal sehen, was rauskommt....
 
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ag.ma schrieb:
Da die Stichprobe der ma Radio disproportional angelegt ist und sich nicht alle ausgewählten Personen befragen lassen, wird eine Gewichtung der Daten erforderlich, um Verzerrungen auszugleichen. Die Gewichtung der Daten erfolgt in zwei Schritten: Transformation und Redressement.

Diese "Gewichtung" besteht aus zwei Schritten: Der Transformation (einer Art Chancenzuteilung bei Mehrfachanschlüssen und Mehrpersonenhaushalten) und dem Redressment, das wahrscheinlich nicht nur bei mir Stirnrunzeln hervorrufen wird:

ag.ma schrieb:
Es lässt sich nicht genau abschätzen, wie gut die Grundgesamtheit tatsächlich abgebildet wird, da die Ausschöpfungsquote nicht bei 100% liegt. Aus diesem Grund benötigt man ein Verfahren, das ausgehend von den befragten Personen zu Aussagen auch über die nicht erreichten Personen (= Ausfälle) und damit über die Grundgesamtheit führt.

Wegen des unzureichenden Datenbestandes muss die Arbeitsgemeinschaft ihr offensichtlich fehlerbehaftetes Ausgangsmaterial anhand "statistischer Unterlagen" nachbearbeiten, um "repräsentative Aussagen" über das Nutzerverhalten der Allgemeinheit machen zu können. Es ist schwer vorstellbar, dass Daten, die nicht aussagekräftig genug sind um verwertbare Rückschlüsse auf das abgefragte Konsumverhalten ziehen zu können, im Nachhinein am Computer mit der Lebenswirklichkeit abgeglichen werden können. Was auch immer bei diesem "Redressment" simuliert, projiziert und hochgerechnet wird, bleibt wohl für immer das Betriebsgeheimnis der ag.ma.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die ag.ma ihre Methoden nicht offenlegt, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich ein Bild von der Aussagekraft der MA Radio zu machen.

Die Media-Analyse wird für die verschiedensten Werbeträger ermittelt, je nach Medium kommen naturgemäß unterschiedliche Ermittlungs- und Interpretationsverfahren zur Anwendung. Es ist wohl unumstritten, dass die Radiowerbung seit Jahren konkrete Formatprioritäten setzt, die vor allem eine sehr junge Hörergruppe (14-29) begünstigen. Für dieses Alterssegment gelten die höchsten Werbetarife, es bildet gleichsam die target audience der Werbebranche. Wie wir wissen wurden in den letzten zehn Jahren Legionen von Radiowellen bestmöglich an diese Zielgruppe angepasst, jawohl ich spreche von den zunehmend hip-hop-verseuchten Hitradios deutscher Prägung.

Gleichwohl wurden die wenigen verbliebenen Privatsender, die über Jahrzehnte hinweg ältere Zuhörer im Visier hatten, umformatiert und an den jungen Pop-Mainstream angeglichen. Dies führte bisweilen zum Umstand, dass in hart umkämpften Radiomärkten reihenweise Hitwellen mit ähnlicher musikalischer Ausrichtung demselben Hörerprofil hinterherjagten. Da, wo bereits erste Kannibalisierungserscheinungen auftraten, empfahlen die professionellen Beratungsunternehmen leichte Zielgruppen-Modifikationen, die in der Aufforderung gipfelten, das Musikprogramm ein paar Dekaden nach hinten zu verlegen. Viele Sender nutzten im Laufe der Jahre dennoch jede Gelegenheit, die Musikauswahl wieder auf Jung zu trimmen.

Eine Reihe von Schlagersendern, denen Media-Agenturen wie Beraterfirmen jegliche Rentabilität absprachen, mussten ihr Musikformat im Angesichte der von der Werbebranche verordneten Zeitenwende über Bord werfen. Unterfinanzierte öffentlich-rechtliche Anstalten, die ihre Schlagerwellen in windschnittige Werbeträger verwandeln wollten, aber mit der Bürde einer älteren Hörergemeinde geschlagen waren, landeten zwangsläufig im letzten vermarktbaren Popformat (auf der Oldieschiene).

Was hat das alles mit der Media-Analyse zu tun? Sind es nicht die Berater und Werbefachleute, die die MA unentwegt als Beleg und Argumentationshilfe für ihre ungestüme, drangvolle Verjüngungspolitik benutzen? Die beweisen, dass hip-hop- und dance-pop-orientierte Hitradios in manchen Märkten einen immensen Hörerzuspruch mit Marktanteilen weit jenseits der 50% erfahren, während sich die "Schlagerwellen" bei den Werberelevanten (14-49) knapp oberhalb der Nachweisbarkeitsgrenze bewegen?

Wie kann es sein, dass der junge Pop-Mainstream (Hitradio) in manchen Gegenden einen Gesamtmarktanteil von 60%-70% und mehr erzielt, in der sogenannten "werberelevantenten" Zielgruppe sogar von weit jenseits der 80 Prozent ?? Sind die jungen Deutschen so viel anspruchsloser und unbedarfter als der Rest der Welt oder stimmt da vielleicht etwas mit den Zahlen nicht, von der Formatpolitik der Werbewirtschaft/Beraterbranche ganz zu schweigen. Vielleicht habe ich ja wirklich einen verhängnisvollen Hang zu Verschwörungstheorien, aber irgendwo ist da der Wurm drin.

Möglicherweise interessiert sich kaum noch jemand fürs deutsche Dudelradio und die tatsächlichen Reichweiten sind weit niedriger als in der MA ausgewiesen; bei der Veranschlagung des "weitesten Hörerkreises" scheint man doch recht blauäugig vorzugehen. Möglicherweise läuft das Radio nur noch als kaum vernehmliche Geräuschkulisse, um der bedrückenden Stille des mühsamen Tagwerks zu entkommen.

Was passiert mit dem deutschen Hitradio, wenn die Webphones salonfähig geworden sind und jeder Deutsche seinen eigenen Musikgeschmack entdeckt, der vielfach noch recht zarte Blüten treibt? Ertönt dann die große Rückzugsarie?

Die USA sind schon einen Schritt weiter Dort haben die Smartphones schon einen Massenmarkt erobert und das Radiogeschäft wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Die corporate radio stations der großen Radioketten, die seit der schrankenlosen Liberalisierung im Jahre 1996 das ganze Land überwuchern, bestehen bereits zu einem Drittel aus Werbung. Diese exzessive Reklameattacke ist eine Konsequenz aus den beständig zurückgehenden Hörerzahlen und hat die fatale Nebenwirkung, noch mehr Hörer zu vertreiben, die die agressive Werbeflut einfach nicht mehr ertragen können. Dabei sind die Amerikaner ein Volk mit ausgeprägten musikalischen Vorlieben und einer traditionell vielgestaltigen Radiolandschaft. Wie leicht fällt den Deutschen wohl der Abschied vom konturlosen, auf Jung gebürsteten Hitradio Marke 08/7 ?
 
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@ ricochet

Vergessen wir doch einmal deine Altersdefinitionen und betrachten einmal Sinus-Milieus oder die meiner Meinung noch verfeinerten SIGMA-Milieus: Wo siedelst die Hörer welches Formates an? Welche Zielgruppen sind interessant? Schlagersender sind in der SIGMA-Grafik unten links angesiedelt (größte Überschneidungen mit folgenden Milieus: traditionelle Arbeiter, konsum-materialistisch, traditionell bürgerlich). Sieh dir die von dir geschmähten Soziodemografien entsprechender Programme an.

Ein Hinweis: Mein 74-jähriger Vater käme nie auf die Idee einen Schlagersender zu hören ("Bäh"), seine 28-jährige Putzfrau schon.

Ich weiß, dass das jetzt ein wenig unsachlich ist, aber so tickt der durchschnittliche Mediaplaner. Nix für ungut. ;)
 
Doch noch eine Methodendiskussion

Es freut mich, daß wir nun doch noch über konkrete Punkte diskutieren können.

Vielleicht bekommen wir ja eine Arbeitsteilung hin: Sonnig beschreibt den praktischen Teil, und ich kümmere mich um die Theorie. ;)

Wegen des unzureichenden Datenbestandes muss die Arbeitsgemeinschaft ihr offensichtlich fehlerbehaftetes Ausgangsmaterial anhand "statistischer Unterlagen" nachbearbeiten, um "repräsentative Aussagen" über das Nutzerverhalten der Allgemeinheit machen zu können. Es ist schwer vorstellbar, dass Daten, die nicht aussagekräftig genug sind um verwertbare Rückschlüsse auf das abgefragte Konsumverhalten ziehen zu können, im Nachhinein am Computer mit der Lebenswirklichkeit abgeglichen werden können. Was auch immer bei diesem "Redressment" simuliert, projiziert und hochgerechnet wird, bleibt wohl für immer das Betriebsgeheimnis der ag.ma.

Es klingt tatsächlich erst mal komisch, daß Informationen, die von Anfang an nicht vollständig sind (z B, weil man eben nicht die gesamte Bevölkerung befragen kann), quasi magisch aufgefüllt werden. Wenn es so wäre, könnte ich die Skepsis verstehen.

Ich würde es aber anders sehen: Die Information, die wir wollen, ist bereits vorhanden – nur nicht so, daß sie direkt und ohne Transformation verwendet werden kann. Aufgabe von Transformation und Redressment ist es, Information, die versteckt ist (aber durchaus vorhanden), herauszuschälen.

Ein einfaches Beispiel. Angenommen, die Bevölkerung Deutschlands besteht nur aus zwei Gruppen: Gruppe A mit 10 Millionen und Gruppe B mit 70 Millionen Menschen.

Ich mache nun eine Umfrage und stelle 1000 prinzipiell zufällig ausgewählten Menschen eine ja-nein-Frage.

300, also 30 Prozent, sagen „ja“ und 700, also 70 Prozent, sagen „nein“.

Ist es nun zulässig zu behaupten, 24 Millionen Deutsche würden auf dieselbe Frage auch „ja“ sagen und 56 Millionen Deutsche „nein“?

Oben habe ich geschrieben, die 1000 Befragten seien „prinzipiell“ zufällig ausgewählt worden. Nun weiß jeder aber, daß das nie so, wie gewünscht, klappt. Lottozahlen sind zufällig; bei Befragungen hingegen muß man immer mit Ausfällen rechnen – es ist ja keiner gezwungen zu antworten. Weiterhin wird es auch so sein, daß die Ausfallwahrscheinlichkeiten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen systematisch unterschiedlich sind. Wir notieren also bei den 1000 Befragten auch, zu welcher Gruppe A oder B der Bevölkerung sie gehören. Sagen wir, wir haben 800 von Gruppe A erwischt, aber nur 200 von Gruppe B.

Weiter im Beispiel. Die Antworten waren wie folgt verteilt:
Gruppe A: 200 „ja“, 600 „nein“ (25 Prozent „ja“)
Gruppe B: 100 „ja“, 100 „nein“ (50 Prozent „ja“)

Jetzt ist es durchaus naheliegend anzunehmen, daß die 800 Gruppe-A-Befragten repräsentativ für alle 10 Millionen Gruppe-A-Menschen sind. Ebenso die 200 Gruppe-B-Befragten für alle 70 Millionen Menschen aus Gruppe B.

Wir können also annehmen, daß 25 Prozent, also 2,5 Millionen Gruppe-A-Menschen, „ja“ sagen und ebenso 50 Prozent, also 35 Millionen Gruppe-B-Menschen.

Damit verkünden wir das Endergebnis für Deutschland: 37,5 Millionen „ja“ und 42,5 Millionen „nein“ (ca 47 % : 53 %).

Was wir hier eben an einem bewußt einfachen Beispiel durchexerziert haben, ist das Standardverfahren bei jeder Befragung. Auch bei Prognosen und Hochrechnungen für Wahlen wird exakt so verfahren. Die Rohdaten so zu nehmen, wie sie sind, und auf Deutschland hochzurechnen (in unserem Beispiel: 30 Prozent „ja“), wäre der sicherste Weg, sich mit falschen Prognosen lächerlich zu machen.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die ag.ma ihre Methoden nicht offenlegt, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich ein Bild von der Aussagekraft der MA Radio zu machen.

Das Verfahrensprinzip ist schon sehr genau offengelegt. Um die Zahlen wirklich per Hand (oder Taschenrechner) nachrechnen zu können, bräuchte man aber sämtliche Rohdaten und die genauen Transformationen.

Beide sind aber tatsächlich wohlgehütete Betriebsgeheimnisse der einzelnen Umfrageinstitute. Dieses Wissen ist ihr Kapital und wird vor allem wegen der Konkurrenzsituation nicht preisgegeben.

Der Beweggrund dieser Geheimhaltung ist also in meinen Augen nicht, Interessierten die Einschätzung der Aussagekraft unmöglich zu machen, sondern die Wahrung von wichtigen Geschäftsgeheimnissen. Daher hat bestenfalls der Besteller und Bezahler der Analysen ein Recht auf Einsicht; die Öffentlichkeit eher nicht.

Ob die Besteller und Bezahler von ihrem Recht Gebrauch machen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich an deren Stelle würde aber wenigstens neben den hochgerechneten Zahlen den geschätzten Fehler dazu wissen wollen. Es ist nämlich ein Unterschied, ob der erwartete Fehler bei, sagen wir, 50000 Hörern 2000 oder 20000 Hörer beträgt. Im ersten Fall kann ich mir meiner 50000 Hörer relativ sicher sein; im zweiten muß ich damit rechnen, daß ich in der nächsten Auswertung auch mal 70000 („Hurra! Alles richtig gemacht!“) – oder eben 30000 („Sofort alles ändern!“) als Ergebnis präsentiert bekomme.

Vielleicht kann Sonnig ja dazu mal ein bißchen aus dem Nähkästchen plaudern?
 
AW: Doch noch eine Methodendiskussion

Ein sehr interessanter Beitrag, danke. Mir war schon klar, dass in der MA Unterteilungen nach sozialen und demographischen Kriterien vorgenommen werden, aber woher wissen die MA-Veranstalter vor der Kontaktaufnahme, welcher Schicht ein Proband angehört? Eigentlich fallen diese Informationen unter den Datenschutz, oder?

Sagen wir, wir haben 800 von Gruppe A erwischt, aber nur 200 von Gruppe B.

Weiter im Beispiel. Die Antworten waren wie folgt verteilt:
Gruppe A: 200 „ja“, 600 „nein“ (25 Prozent „ja“)
Gruppe B: 100 „ja“, 100 „nein“ (50 Prozent „ja“)

Jetzt ist es durchaus naheliegend anzunehmen, daß die 800 Gruppe-A-Befragten repräsentativ für alle 10 Millionen Gruppe-A-Menschen sind. Ebenso die 200 Gruppe-B-Befragten für alle 70 Millionen Menschen aus Gruppe B.

Wir können also annehmen, daß 25 Prozent, also 2,5 Millionen Gruppe-A-Menschen, „ja“ sagen und ebenso 50 Prozent, also 35 Millionen Gruppe-B-Menschen.

Sind 200 Befragte bei einer Gruppe, die 70 Millionen Menschen umfasst, wirklich repräsentativ, wenn bei einer viel kleineren Gruppe mit 2,5 Millionen Angehörigen ganze 800 Leute befragt werden? Die Unschärfe ist doch frappant.

ag.ma schrieb:
Datum: 02.03.2011

Die Radionutzung in Deutschland wächst weiter.

Meldungen wie diese nähren Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Media-Analyse. In Zeiten wie diesen ist wohl nicht einmal der naivste Mitbürger willens, dieser Aussage Glauben zu schenken.
 
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Aufpassen! Nicht Repräsentativität mit Validität verwechseln! Die Zahl der Befragten spielt für die Repräsentativität keine Rolle.
 
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Trotzdem ist das alles etwas sonderbar. Eeine Verhältnismäßigkeit ist schon allein deswegen nicht gegeben, weil die beiden Gruppen so disproportional sind, dass eine exaktere Untergliederung von Gruppe B erforderlich wäre.

Kommt mir nur so in den Sinn: Da klingelt am Vormittag oder frühen Nachmittag das Telefon eines Festnetzinhabers und der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung geht den Fragenkatalog durch. Erreicht man auf diese Weise nicht in erster Linie "werbeirrelevante" Leute? Die jungen Leute gehen ja schaffen oder sind oft nur noch über Handys erreichbar. Wie kann man angesichts dieses Missverhältnisses überhaupt glaubwürdige Aussagen über die Reichweite eines Senders machen? Also mir ist das schleierhaft.
 
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Da klingelt am Vormittag oder frühen Nachmittag das Telefon eines Festnetzinhabers
Eher spätnachmittags und Handys werden auch angerufen. Siehe Methodenbeschreibung.

Erreicht man auf diese Weise nicht in erster Linie "werbeirrelevante" Leute?
Dann wären doch "werbeunattraktive" Programme bevorzugt, wovon du ja das Gegenteil behauptest.
 
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Eine Werbeagentur in unserer Region zweifelt schon seit langer Zeit die Glaubwürdigkeit der MA Zahlen an.
Sie haben in den letzten Wochen in meiner Region eigene Recherchen durchgeführt. Ratet mal, zu welchem Ergebnis sie gekommen sind!?!?!?!

(Es handelt sich dabei um einen Lokalradiosender der von sich behauptet, der meist gehörte Sender in der Region zu sein)
 
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@Klaus&Anne

Solltest du tatsächlich in Kreuztal wohnen, meinst du wahrscheinlich Radio Siegen und kannst aber nicht die MA meinen, sondern die E.M.A. Die ist meistens tatsächlich etwas schwammig (in der Veröffentlichung).
Sie haben in den letzten Wochen in meiner Region eigene Recherchen durchgeführt.
Das eine kleine Agentur eine kompetente Erhebung durchführt, wage ich zu bezweifeln. Allerdings: So mancher Autohändler führt vor Werbeentscheidungen eigene "Erhebungen" durch, indem er schlichweg prüft, auf welchen Sender die Autoradios von Fahrzeugen eingestellt sind, die zur Reparatur kommen. Für ihn nicht mal die schlechteste "Marktforschung".
 
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Das eine kleine Agentur eine kompetente Erhebung durchführt, wage ich zu bezweifeln..

Es ist keine kleine Agentur.

Wie du richtig sagst, es betrifft die E.M.A. Zahlen. Und diese stehen im völligen Widerspruch zu den eigenen Recherchen. Die Hörer schalten den Sender ein, um die lokalen Nachrichten zu hören. Laut den Recherchen schalten sie den Sender danach sofort wieder ab, weil die Musik und das restliche Programm (laut 85% der Befragten) unerträglich ist. Interessant, oder?
 
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Also doch keine Handys, das kann wohl keiner mehr nachvollziehen. Die E.M.A. ist das die nordrhein-westfälische Funkanalyse?
 
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Es ist keine kleine Agentur.

Sorry, aber jede Agentur unter 10 Mio. Umsatz und 100 MA ist klein und hat kaum Ressourcen, eigene Untersuchungen durchzuführen. Ich glaube kaum, dass wir hier über Grey, BBDO, Y&R oder (fast ähnliche) reden, die die E.M.A. sowieso nicht ernst nehmen. (Ja, das sage ich!) Die E.M.A. wird tatsächlich nur von den Sendern in Auftrag gegeben. Bei Mediaplanern, die auf die MA schwören, ist sie teilweise als "Putzfrauenorakel" verfehmt. Die Chance, die Anzahl der Fälle beider Untersuchungen zusammenzuführen, wurde vor guten zehn Jahren leider vergeben.
 
Weiter in den Feinheiten

Mir war schon klar, dass in der MA Unterteilungen nach sozialen und demographischen Kriterien vorgenommen werden, aber woher wissen die MA-Veranstalter vor der Kontaktaufnahme, welcher Schicht ein Proband angehört? Eigentlich fallen diese Informationen unter den Datenschutz, oder?

Vorher wissen sie es nicht, aber hinterher. Auf (Papier-)Seite 65 der schon genannten Broschüre ist aufgelistet, was nach den „modellrelevanten Fragen“ noch so erhoben wird: Fahrzeuge, Internet, Haushaltsausstattung, Reisen, Alter, Einkommen, Ausbildung, ...

Die in diesem Abschnitt gegebenen Antworten helfen, den soeben Befragten in die richtige soziale Schicht einzugruppieren.

Sind 200 Befragte bei einer Gruppe, die 70 Millionen Menschen umfasst, wirklich repräsentativ, wenn bei einer viel kleineren Gruppe mit 2,5 Millionen Angehörigen ganze 800 Leute befragt werden? Die Unschärfe ist doch frappant.

Die von mir genannten Zahlen dienten nur dazu, das Prinzip zu veranschaulichen. Aber ich will nicht verhehlen, daß das Prinzip der Representativität in der Fachwelt durchaus kontrovers diskutiert wird; hier zum Beispiel wird die Verwendung der Repräsentativität als Gütekriterium scharf kritisiert.

Aber so einfach darf man es sich natürlich auch nicht machen, zu denken, wenn man nur ein gutes Abbild im kleinen von der Grundgesamtheit hat, sind die Ergebnisse automatisch verallgemeinerbar. Das große Problem liegt nämlich darin, daß man die Güte des Abbilds gar nicht genau bestimmen kann, sondern nur vermuten (und dann behaupten).

Die Unschärfe, die Du zu recht bemängelst (200 Personen stehen „stellvertretend“ für 70 Millionen) läßt sich nicht wegdiskutieren und übersetzt sich in eine entsprechende Vergrößerung des Fehlerbalkens der hochgerechneten 35 Millionen und damit der gesamten 37,5 Millionen. (Daß der Beitrag der 2,5 Millionen weniger fehlerbehaftet ist, nützt dann auch nicht mehr viel.)

Hinzu kommen noch die Möglichkeiten, daß man sich in der Gruppenzusammensetzung für Deutschland geirrt hat und daß man die Befragten falsch zugeordnet hat.

Für all diese Fehlermöglichkeiten kann man deren Größe schätzen und ausgehend davon mit dem Computer simulieren, wie sich der Eintritt dieser Fehler auf das Endergebnis auswirkt. Daraus ergibt sich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Endergebnisse. Die veröffentlichten Werte (z B Anzahl der Hörer) sind lediglich die Werte, die die größte Wahrscheinlichkeit besitzen. Wer ernsthaft an der Wirklichkeit interessiert ist, kann sich niemals nur mit diesen Werten zufriedengeben, sondern muß immer noch die „Unschärfe“ (oft durch Fehlerbalken dargestellt) dazu kennen. Erst dann weiß man, was die behaupteten Zahlen überhaupt wert sind.

Trotzdem ist das alles etwas sonderbar. Eeine Verhältnismäßigkeit ist schon allein deswegen nicht gegeben, weil die beiden Gruppen so disproportional sind, dass eine exaktere Untergliederung von Gruppe B erforderlich wäre.

Ja, das würde man in der Praxis auch so machen. Mein Beispiel sollte nur zeigen, was passieren kann, wenn die Stichprobe mal ganz schief zur Verteilung in der Gesamtbevölkerung liegt.

Auch die Verfechter der Repräsentativität wissen, daß die echte, unverfälschte Zufallsstichprobe das anzustrebende Ideal ist. Der Streit geht darum, was man denn tun soll, wenn keine echte Zufallsziehung machbar ist. Professor von der Lippe empfiehlt dann folgendes:

"Repräsentativität von Stichproben" schrieb:
Wir sehen dabei sehr wohl das Problem, dass in vielen Fällen eine „echte“ Zufallsstichprobe nicht zu erreichen ist. Dann muss auf die Verwendung wahrscheinlichkeitstheoretisch fundierter Methoden wie der Schätz- und Testtheorie verzichtet werden. Dies ist nicht unbedingt als Nachteil anzusehen, da selbstverständlich auch die Methoden der Deskriptiven Statistik zu einer Vielzahl von relevanten Aussagen führen können. [...] Hier sollte zur Beurteilung der „Qualität“ einer Schätzung auf das Konzept des Stichprobenfehlers zurückgegriffen werden bzw. sollten Formen der Stichprobenziehung verwendet werden, die eine Verkleinerung dieses Fehlers bewirken (z.B. geschichtete Stichproben).

Sicher wäre das näher an der reinen Lehre. Ich erkenne aber auch an, daß sich Auftraggeber selten mit der Antwort „keine Aussage möglich“ zufriedengeben. Und da ist der Ansatz, die Rohdaten der Stichprobe anschließend nach der postulierten tatsächlichen Bevölkerungsverteilung zu wichten, nicht per se zu verteufeln. Man muß nur die Grenzen auch dieser Methode kennen und würdigen.
 
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In den USA macht man es anders. Arbitron untersucht jeden regionalen Radiomarkt mittels Tagebuchmethode (Diary) oder elektronischer Messung (PPM) so genau wie möglich und ermittelt Marktanteile und Reichweiten (Cumes). In Summe erhält man ein Gesamtbild der landesweiten Mediennutzung, wobei dem Marktanteil weit mehr Bedeutung zukommt als der in Deutschland unter fragwürdigen Bedingungen ermittelten Tagesreichweite.

Die beliebteste Zielgruppe ist naheliegenderweise die einkommensstarke Gruppe der 25-55-Jährigen, aber auch die 55-64-Jährigen sind noch "werberelevant" und spielen abhängig von der regionalen Altersstruktur mitunter eine eminente Rolle; der Jugendwahn der deutschen Werbe- und Beraterbranche war mir schon immer unbegreiflich. Diejenigen, die heute wirklich noch in nennenswertem Maße Radio hören sind in der Regel über 30 Jahre alt und mit geschmacksbefreiten, jugendversesssenen Hitdudlern erreicht man die Mitte der Gesellschaft nie und nimmer. Kann es etwa sein, dass sich viele Markenhersteller längst vom Berater-Radio abgewandt haben, weil sie die von ihnen anvisierten Zielgruppen in diesem Umfeld gar nicht mehr erreichen können?

Irgendwann werden die MA-hörigen Agenturen die "Tarifhoheit" über die Werbeminute verlieren, sonst geht das Radio bald ganz den Bach hinunter. In vielerlei Hinsicht scheint die MA in ihrer heutigen Form vorrangig als Propagandainstrument zu dienen.
 
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Neben den eingetragenen werden auch generierte Nummern angewählt, da man (zu Recht?) annimmt, dass die "Telefonbucheinträge" und die "Unverzeichneten" unterschiedliche Untermengen der Grundgesamtheit darstellen.
 
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Sorry, ich Holzkopf hatte das Zitat nicht 'reingebaut :((

Das ist ja interessant. Irgendwo registrieren lassen oder durch puren Zufall angerufen worden? Wenn dies so gewesen ist darf möglicherweise auch der angebliche repräsentative Querschnitt durch die Bevölkerung angezweifelt werden?
 
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E Ich weiß, dass man mit Unterstellungen vorsichtig sein soll, aber die MA-Zahlen wirken nicht nur in dieser Beziehung sehr unglaubwürdig.

....
Ich frage mich immer, warum die MA nur Reichweiten ausweist, aber keine Marktanteile. Jeder weiß, dass Sender mit großer Reichweite geringere Marktanteile aufweisen können als Konkurrenten mit bedeutend geringeren Gesamtreichweiten. Außerdem ist die Reichweitenermittlung der ag.ma mit Blick auf die im PDF beschriebenen Ermittlungsverfahren höchst suspekt.

Tja, nicht immer nur Fragen mit vorformulierten Antworten stellen. Die MA weißt Marktanteile aus. Ich schlage vor, einfach mal ein wenig recherieren.
Schön, dass Du weißt, das die MA suspekt ist. Das wissen alle ö/r Sender, die ja auch "Schlagerwellen" betreiben nicht, ebenso nicht die Privaten und erst recht nicht die werbenden Firmen, denn sowohl Kunden als auch Agenturen sind in den MA-Gremien vertreten. Tja, das sind dann wohl alles "Geisterfahrer". Sorry, Du scheinst nicht mit der MA aktiv zu arbeiten.
 
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