Motor FM kommt nicht mehr nach Wismar und Stralsund?!

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AW: Motor FM kommt nicht mehr nach Wismar und Stralsund?!

Warum wird diese Musik bei radioeins gespielt? Wegen den phänomenalen Hörerzahlen! Quote! Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist aber für alle da, und hat die gesamte Bandbreite der Gesellschaft abzudecken und anzusprechen.

Was für ein haarsträubender Quark. Als ob es nur radioeins gäbe . Im Grossraum Berlin existieren noch mindestens 4 weitere öffentlich rechtliche Radioprogramme
mit Populärmusik von denen einige sogar auch noch einen gehobenen Informationsanspruch bedienen. Man könnte die Kritik eventuell nachvollziehen wenn es denn vor radioeins ein etabliertes privates Programm mit ähnlicher Musikausrichtung gegeben hätte. Aber wir erinnern uns gern daran, das es bis es die ersten messbaren Hörerzahlen bei radioeins gab auch erstmal gut 4 Jahre ins Land gehen mussten und die 100000 erst seit 3 Jahren geknackt wurde. Und ob die Hörerzahlen von radioeins nur auf die Musik zurückzuführen sind steht auch noch auf einem ganz anderen Blatt.
Es ist schade das es Motor scheinbar nicht gelingt genug Akzeptanz zu finden aber es war schon immer so wer als zweiter kommt für den bleiben nur die Krumen es sei den er bietet etwas wirklich neues aber darauf warte ich bei Motor bisher leider vergebens.
 
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Übrigens waren die Frequenzen mal als Lokalsender-frequenzen für ein Lokalprogramm mit lokalem Schwerpunkt ausgeschrieben. Ich hab mich immer gefragt, wie die Motor-Leute 1. da dran gekommen sind und 2. wie die das hätten stemmen wollen - gerade bei einem so engen Markt wie dem in MV.

Indem man einen Redakteur und einen Praktikanten nimmt, die für beide Städte lokale Infos und V-Tipps recherchieren und sendefertig aufbereiten. Dann wird das Originalprogramm genommen und 1x in der Stunde für 1 min in Stralsund und Wismar das Programm lokalisiert. Das macht man morgens und nachmittags je vier Mal und die Medienanstalt MV wäre glücklich gewesen, weil die Vorgaben (im groben) erfüllt sind. Ich hoffe, dass sich in Stralsund wieder die Lokalfunker bewerben, die damals gescheitert sind.
 
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Klassik radio hat ja auch bisher überlebt, wieso sollte es bei Motor FM nicht funktionieren?

Klassik-Radio hat ja auch im Lauf der Jahre massig UKW-Frequenzen eingesammelt und ist mit diesen auch in vielen Metropolen am Start. Für den Erfolg sind bei denen nicht die Hörerzahlen in einer Stadt relevant (da stehen sie hier und da regional auch nicht übermässig gut da), sondern die Gesamtquote für ganz Deutschland.

Mit einer Senderkette wie der von Klassik-Radio hätte Motor-FM zweifellos auch keine großen Probleme zu dauerhaftem wirtschaftlichem Erfolg zu kommen. Entscheidend ist dabei auch, daß die Mehrzahl der Klassik-Radio-Sender Leistungsschwach und somit preisgünstig im Betrieb, aber andererseits in Ballungsgebieten gelegen sind, wo sie dennoch eine relativ hohe Reichweite generieren können.

Es ist wirklich traurig, daß die Landesmedienanstalten (und ich muß mich jetzt wirklich mal so ausdrücken) bei Ausschreibungen für nationalen Rundfunk immer nur dem Klassik-Radio Frequenzen in den AAAAllerwertesten geschoben haben, wohl weil sie das für was "Hochkulturelles" gehalten haben, was den regionalen Platzhirschen nicht schaden kann. Darüber hinaus liess man andere ambitionierte Spartenprojekte, wie z.B. Wilantis oder Truck-Radio einfach verrecken.

Eigentlich müßte sich Motor FM glücklich schätzen, daß sie tatsächlich bereits mehlmals Frequenzen außerhalb Berlin/Brandenburg zugesprochen bekommen haben. In anbetracht der Lage in Deutschland ist das schon fast wie ein Sechser im Lotto (auch wenn es nicht unbedingt so viel Geld bringt). Allerdings sendet ausser der Stuttgarter-Frequenz bislang leider nichts. Auch die zweite BaWü-Frequenz in Baden-Baden ging nie in Betrieb. Das wird sich bei weiteren Ausschreibungen natürlich nicht gerade positiv auf eventuelle Bewerbungen von Motor-FM auswirken. Dabei sind es gerade Frequenzen ausserhalb des Radio Eins Sendegebiets die Motor-FM weiterbringen könnten. Es gibt doch so unendlich viele Gebiete in Deutschland, wo die Radiolandschaft so unendlich arm daherkommt.

Insofern ist es für mich auch unverständlich, daß z.B. in Stuttgart, wo es keinen mit Radio 1 vergleichbaren Konkurrenten gibt, noch nicht einmal die Quoten für Motor-FM ermittelt werden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß sie dort bereits mehr als ein Drittel ihrer gesamten Hörerschaft haben. Diese einfach unter den Tisch fallen zu lassen ist schlichtweg dumm.

Ziel müsste ein nationales Programm sein, möglichst ohne regionale Unterschiede, die nur zusätzliches Geld verschlingen, mit möglichst vielen leistungsschwachen Frequenzen in Großstädten. Um an diese zu kommen muß man eben erst mal auch mit kleineren Brötchen vorlieb nehmen und man darf sich dann auch nicht zieren, die einzelnen Quoten zu messen und aufzuaddieren, wie das das Klassik-Radio macht.

Das Klassik-Radio zeigt, daß Spartenradio mit nationalen Funzel-Ketten wirtschaftlich machbar ist. Leider ist man dabei stark vom Wohlwollen der Landesmedienanstalten abhängig. Dieses Wohlwollen hat Motor-FM in den letzten Jahren tatsächlich in ein paar Ecken Deutschlands erlangen können, aber sie sind leider dabei es sich langfristig wieder zu verspielen.
 
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Auch in Stuttgart ist die Motor FM-Frequenz neu ausgeschrieben worden, die LfK will wieder ein Alternative-Programm, das dann auch landesweit im Kabel verbreitet werden kann.


Stuttgart-Münster 97,2 MHz 1 kW
(Bisher genutzt von Motor FM)
Mit dieser Frequenz werden insgesamt rund 405.000 Einwohner technisch erreicht.
Für Stuttgart steht eine freie analoge terrestrische Übertragungskapazität (UKW) sowie ein analoger landesweiter Kabelkanal im Standardbereich II für die Zuweisung an einen privaten kommerziellen Hörfunkveranstalter zur Verbreitung eines alternativen Hörfunkprogramms mit Schwerpunkt auf Alternative-Musik (insbes. Independent, Alternative-Rock, Elektronik) und formatgerechtem Wortprogramm, welches die musikalische Szene abbildet, zur Verfügung. Anträge auf Zuweisung für alle Übertragungskapazitäten (Einzelbzw. Teilanträge sind nicht möglich) können ab sofort unter dem Aktenzeichen H2.1.4 bei der LFK eingereicht werden.
 
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Wäre die denn nicht sowieso mal wieder fällig?

Wer außer Motor FM könnte und wollte denn sonst dort senden?

Klingt für mich auf den ersten Blick nach einer Formalie!
 
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@Max Power: Die Motor FM-Frequenz war bisher nie ausgeschrieben worden, sondern funkte im Rahmen einer Erprobungslizenz. Zuerst war hier Chartradio zu hören, später Motor FM. Fraglich ist, ob Motor FM sich überhaupt an einer Neuausschreibung beteiligt bzw. weiter Interesse an Stuttgart hat.
 
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Ach so, das wußte ich gar nicht, danke. Aber soviele Alternativ-Anbieter gibts ja (noch) nicht? Wird Motor denn in Stuttgart in der MA erfasst und falls ja, wie schneiden sie dort ab?
 
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Das habt ihr aber echt schön zerpflückt! :wow:

Wo hat er dieses Halbwissen erworben?

Ich war dieses Jahr oft genug gezwungen, radioeins anzuhören. Ansonsten reicht auch ein einfacher Blick in die Playlist.

Hembsen-FM schrieb:
In Schlußfolgerung zu Deinem Post dürfen die ÖRas also nur das senden, was keinem Privatem Sender Hörer abgräbt? Oder wie oder was? Übrigens gibt es RadioEins länger als MotorFM, von wegen "Kopie" und so.

Dass radioeins Motor FM kopiert, davon war in meinen Beiträgen nie die Rede. Ansonsten: Öffentlich-rechtliche Sender sollten gemäß ihres Auftrags senden, wie oben schon erläutert. Schnittmengen bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern wird es immer geben, aber öffentlich-rechtlicher Sender sind nicht dazu da, bestimmte Zielgruppen zu bedienen, sondern die Öffentlichkeit.

studix schrieb:
Diese Titel dürften doch allesamt bei Radio Berlin möglich sein. Warum sollten sie nun auch bei RadioEins laufen?

Gut, meinetwegen kann sich radioeins auch ein Beispiel an BBC Radio 1 nehmen, da ist das Musikprogramm nochmal einen Tick vielfältiger.

Parallelen mit dem Sparprogramm von Motor FM kann auch ich nicht wirklich erkennen. Wo übrigens schon die BBC mit ins Boot geholt wurde: die veranstalten mit 6 Music auch ein sehr ausgefallenes Musikprogramm, das trotz ausschließlich digitaler Verbreitung bei den Reichweitenmessungen gut abschneidet. XFM in London kann trotzdem weiterexistieren.

Mit der Argumentation schneidest du dir gerade ins eigene Fleisch. 6 Music wird von der BBC meines Wissens Ende 2011 aufgegeben, um den Markt für kommerzielle Anbieter zu räumen. Ich zitiere: "The BBC says 6 Music "competes head-on for a commercially valuable audience" and would damage the commercial stations if it tried to attract more listeners." (Artikel hier in voller Länge). Die BBC hat in diesem und auch in vielen anderen Fällen erkannt, dass man hier den kommerziellen Anbietern die Hörerschaft wegnimmt. Statt immer mehr Zielgruppenangebote auf den Markt zu schmeißen, hat man sich stattdessen dazu entschieden, sich auf den eigentlichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu konzentrieren.

Diese Sachen gehören, nein, müssen in ein ernstzunehmendes Popradio! Der Weg von Gladys Knight zu AF zeigt übrigens sehr schön die bewunderswerte Bandbreite Popmusik, die RadioEins bietet. Jede ARD-Anstalt sollte sowas bieten! Die probieren es nur erst gar nicht und rennen lieber den Platzhirschen nach.

Arcade Fire sollte definitiv in ein ernstzunehmendes ARD-Popradio aufgenommen werden, keine Frage. Ich kritisiere nicht, dass Arcade Fire gespielt werden, sondern, dass das Programm von radioeins nicht ausgewogen ist. Und da helfen auch die zwei Pop-Ausrutscher pro Stunde nicht.
Bei The Clash wäre ich mir weniger sicher, meines Wissens hatten die in Deutschland damals keine Chart-Erfolge bis auf "Should I Stay Or Should I Go". Die Media Control-Datenbank gibt jedenfalls nichts her. Warum in der Tagesprogramm-Rotation eines vermeintlichen Popsenders 30 Jahre alte Songs wie "Rock The Casbah" gespielt werden müssen, die in Deutschland schon damals nicht erfolgreich waren, ist mir ein Rätsel. Bei einem Indie-Spartenprogramm wie radioeins oder Motor FM kann das aber problemlos auch im Tagesprogramm laufen.

Das Klassik-Radio zeigt, daß Spartenradio mit nationalen Funzel-Ketten wirtschaftlich machbar ist. Leider ist man dabei stark vom Wohlwollen der Landesmedienanstalten abhängig.

Ich möchte mir aber nicht vorstellen, wie Motor FM klingen würde, wenn sie sich ein Beispiel an Klassik Radio nähmen. Klassik Radio spielt im Grunde die "Klassik-Hits" und Filmmusik, also im Grunde Formatradio für klassische Musik. Hinzukommen bei Klassik Radio auch noch die nervtötenden "Das geheime Wort"-Telefonspielchen. Der Laden ist eine Aktiengesellschaft und wird halt aufs Fürchterlichste auf Rendite ausgequetscht, weil man mit diesen einzelnen UKW-Funzeln und dem alten Publikum (55 % der Hörer sind über 60 Jahre alt) eben auch nicht allzu viel anstellen kann.

Max Power schrieb:
Wird Motor denn in Stuttgart in der MA erfasst und falls ja, wie schneiden sie dort ab?

Motor FM in Stuttgart wird nicht ausgewiesen. Da das Berliner Motor FM in Baden-Württemberg 0 Hörer pro Stunde hat, ist es auch nicht wahrscheinlich, dass die Stuttgarter Hörer dem Berliner Sender zugewiesen werden.
 
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@TS2010:

Dass BBC Radio 1 vielfältiger als rbb radioeins wäre möchte ich ins Reich der Fabeln verweisen. Auf BBC Radio 1 läuft viel zu viel Chartsmucke, kann man auch schwer vergleichen, BBC Radio 1 wendet sich an die jungen Briten, radioeins an die "Erwachsenen" Berliner, generell werden da schonmal 2 völlig unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, also wenn dann mußte Fritz mit BBC R1 vergleichen!
 
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TS2010 erstellt seine Playlisten also immer noch nach den Verkaufschartsplatzierungen. Ach Du meine Güte. Das hat man tatsächlich mal in der Anfangszeit bei manchen Privatradios gemacht.
Motor FM gibt die Stuttgarter 97.2 zurück? Schade. War für mich neben Horads und in Ansätzen SWR1 das einzig hörbare Programm dort. Das Problem ist die Reichweite der Frequenz. Man könnte ja mal mit der 101.3 tauschen, über die seit Jahren nur akustische Umweltverseuchung läuft. Oder mit der AFN-Frequenz, die ob des grausigen Klangs keine Sau mehr interessiert. Den Todesstoß hat man der Motor-Funzel mit Inbetriebnahme der 97.3 in Tübingen gegeben. Damit ist die ohnehin bescheidene Reichweite nochmal zusammengeschrumpft.
Wenn ich die Ausschreibung anschaue, ist das wohl aber eher eine fristgemässe Sache. Insofern könnte Motor FM also weiter lizenziert werden.
Interessant ist folgender Passus:
"V. Hinweise
1. Klarstellend wird darauf hingewiesen, dass für die Zuweisung nur Hörfunkangebote
in Betracht kommen, die inhaltlich weder lokal, regional noch überregional bzw. landesweit
ausgerichtet sind. In Betracht kommen vielmehr nur Hörfunkangebote, die entweder
bereits in anderen Bundesländern verbreitet werden und in Baden-Württemberg
weiterverbreitet werden sollen, oder Hörfunkangebote, die inhaltlich nicht nur auf Baden-
Württemberg ausgerichtet sind. Dies schließt es jedoch nicht aus, dass Inhalte aus
oder mit Bezug zu Baden-Württemberg in dem Hörfunkangebot enthalten sind und
über die Landesgrenzen hinaus verbreitet werden."

Ich übersetze mal von Beamtensprech in Normaldeutsch:
Damit eins mal klar ist: Wir wollen keine Konkurrenz. Weitere attraktive Radioprogramme vor Ort soll es nicht geben. Die Frequenzen gehen nur an Abdudelstationen beliebiger Art, die sich nicht für Stuttgart und die Region interessieren und die nicht in den hiesigen Werbemarkt eingreifen.
Auch der Versuch ist strafbar! Achtung: Wie setzen Wasserwerfer und Tränengas ein!!! So macht man das in Stuttgart...
 
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Wüsste jetzt nicht, wo radioeins ausgewogener werden müsste, wenn andererseits Rock The Casbah da nichts verloren haben soll. Was sollen die denn noch senden, was fehlt da?
 
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Dass BBC Radio 1 vielfältiger als rbb radioeins wäre möchte ich ins Reich der Fabeln verweisen.

Selbstredend ist die Musikauswahl bei BBC Radio 1 vielfältiger als bei radioeins. Bei BBC Radio 1 liefen in den letzten zwei Stunden u. a. Usher, Kasabian, The Saturdays, Tinie Tempah, Duck Sauce, Muse, Bruno Mars, Pixie Lott, Middle Class Rut, Rihanna, Swedish House Mafia, Alex Gaudino, Kelly Rowland, DJ Fresh, Alexis Jordan. Auf eine solche Mischung kommt radioeins nie im Leben.

Kann man auch schwer vergleichen, BBC Radio 1 wendet sich an die jungen Briten, radioeins an die "Erwachsenen" Berliner, generell werden da schonmal 2 völlig unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, also wenn dann mußte Fritz mit BBC R1 vergleichen!

Eben darum habe ich ja zuerst auch BBC Radio 2 als Referenz für radioeins als Radio für Erwachsene angegeben. Da wurde mir ja schon weiter oben entgegengeschmettert, dass es dafür schon Radio Berlin gäbe. Wenn ich mich nicht täusche, hat man aber auch schon beim rbb festgestellt, dass man hier in Berlin einen Überschuss an "Landeswellen" hat mit Radio Berlin und radioeins. Da bleibt man am Ende dann ohnehin nur noch ein "Radio für Erwachsene" in Berlin übrig, wenn die Entwicklung der GEZ-Einnahmen so weitergeht. Spätestens dann muss sich radioeins auch wieder für den Rest der Öffentlichkeit öffnen.

TS2010 erstellt seine Playlisten also immer noch nach den Verkaufschartsplatzierungen.

Nö. Aber das, was hier von manchem als Popmusik bezeichnet wird, sollte wenigstens auch in Deutschland tatsächlich einen gewissen Grad an Popularität erreicht haben. Und da mir ja hier erklärt wird, dass radioeins ein Popsender sei, orientiere ich mich dann auch daran. The Clash haben bei einem Rock- oder Indiesender natürlich ihre Berechtigung, da sollte der Absatz oder der kommerzielle Erfolg bei der Musikauswahl keine Rolle spielen.
 
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Okay, was die Musikrichtungen angeht mag das stimmen, aber was die Anzahl der rotierenden Titel angeht ist BBC R1 doch deutlich enger gestrickt!
 
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Mit der Argumentation schneidest du dir gerade ins eigene Fleisch. 6 Music wird von der BBC meines Wissens Ende 2011 aufgegeben, um den Markt für kommerzielle Anbieter zu räumen. Ich zitiere: "The BBC says 6 Music "competes head-on for a commercially valuable audience" and would damage the commercial stations if it tried to attract more listeners." (Artikel hier in voller Länge). Die BBC hat in diesem und auch in vielen anderen Fällen erkannt, dass man hier den kommerziellen Anbietern die Hörerschaft wegnimmt. Statt immer mehr Zielgruppenangebote auf den Markt zu schmeißen, hat man sich stattdessen dazu entschieden, sich auf den eigentlichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu konzentrieren.
Falsch! Gerade dies wurde im Juli dieses Jahres revidiert. BBC 6 Music wurde ein Alleinstellungsmerkmal zugesprochen:
We agree that BBC Radio needs to take its market impact seriously but that of 6 Music
is currently minimal and likely to remain so

In our review of this service earlier this year we concluded that it was both well-liked by
its listeners, was highly distinctive and made an important contribution to the public
purposes.
http://www.bbc.co.uk/bbctrust/asset...arch/strategic_review/interim_conclusions.txt
 
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Nö. Aber das, was hier von manchem als Popmusik bezeichnet wird, sollte wenigstens auch in Deutschland tatsächlich einen gewissen Grad an Popularität erreicht haben. Und da mir ja hier erklärt wird, dass radioeins ein Popsender sei, orientiere ich mich dann auch daran. The Clash haben bei einem Rock- oder Indiesender natürlich ihre Berechtigung, da sollte der Absatz oder der kommerzielle Erfolg bei der Musikauswahl keine Rolle spielen.

Pop ist mit anderen Worten, was die Massen kaufen?
 
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Um nochmal aufs Hauptthema – namentlich Motor FM – zurückzukommen: Ich finde es schade, dass so ein Sender wie Motor FM in Berlin nicht funktioniert. Aus publizistischer Sicht stellen die als kleiner Privatsender ein fantastisches Programm auf die Beine. Obwohl ich sicherlich kein Fan von Gitarrenmusik bin, schalte ich morgens sehr gerne Motor FM ein, weil dort Wortbeiträge nicht als Zwangsprogramm zwischen Verkehr und Wetter gesehen werden, das man senden muss, weil einen die Medienanstalt dazu verdonnert hat. Stattdessen werden dort politische und kulturelle Themen unkonventionell aufbereitet, mit einem deutlich linken Standpunkt, der mir zwar nur selten in den Kram passt, den ich aber bewundernswert finde, weil private Medien in Deutschland meiner Ansicht ohnehin viel zu selten noch ein Standpunkt vertreten. Nachmittags hat man das Programm ja inzwischen auch ausgebaut und bekommt dort guten Musik- und Kulturjournalismus präsentiert, sofern man sich für die alternative Szene interessiert. Mir fällt kein anderer privater Radiosender in Deutschland ein, der so etwas leistet.

Ich würde behaupten, dass es hier in Berlin definitiv einen Markt gibt für ein Indie-Spartenprogramm mit hohem Wortanteil. Mein Bekanntenkreis besteht überwiegend aus Indie-Fans, die sich aber weiterhin an radioeins als Stammsender festklammern. Wenn ich frage, was bei Motor FM fehlt, kriege ich meist nur ein Schulternzucken als Antwort, denn eigentlich wird das Programm soweit als gut bis sehr gut eingeschätzt.

Was ich mich frage: Woran liegt es nun eigentlich, dass Motor FM so dermaßen scheitert? Da radioeins als Grund ja hier im Forum nicht akzeptiert wird, muss es wohl aus eurer Sicht an anderen Dingen liegen. Etwas, was dringend im Programm von Motor FM geändert werden müsste, wären die zum Teil unmoderierten Strecken am Vormittag und Mittag, und auch "Voicetracking" hinterlässt selbst für den unwissenden Hörer das Gefühl, dass der Sender irgendwie unbelebt ist. Andere Maßnahmen, die mir einfallen würden, wären die typischen Formatradio-Kniffe: Das heißt, penetrante On Air-Promotion für den eigenen Sender und für die Musik, die Motor FM spielt oder ein Sounddesign, das über dieses eher minimalistische Grundpaket hinausgeht. Oder man versucht zumindest im Morgenprogramm, sich mehr am Mainstream zu orientieren und auf die Durchhörbarkeit zu achten, ohne die Kernhörerschaft zu vergraulen, also bspw. nur Indie- und Elektropop spielen (Muse, La Roux, Little Boots, Mando Diao, Gossip, Peaches, um mal so die Grundrichtung anzudeuten). Andererseits: Das wären halt alles Maßnahmen, die zu Motor FM eigentlich auch nicht passen würden, und gerade diese "Anti-Formatradio-Haltung" ist doch angeblich einer der Vorzüge dieses Senders. Und dennoch: Die Hörer bleiben dem Sender scheinbar fern, was mich ganz fürchterlich verwirrt.
 
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Da sieht man mal wieder den Unterschied zwischen dem amerikanischen und deutschen Musikgeschmack. "Rock the Casbah" hört man da auf Sendern die "das Beste der 80er" im Programm haben. Aber auch "Police and thieves" ist dort im Radio bekannt. "Rock the Casbah" hab ich in Deutschland nur auf Radio 21 und WDR 2 gehört. Ist aber auch schon etwas her.
 
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Okay, was die Musikrichtungen angeht mag das stimmen, aber was die Anzahl der rotierenden Titel angeht ist BBC R1 doch deutlich enger gestrickt!

Das kann durchaus sein, und die Rotation kann auch meinetwegen wesentlich weiter sein, aber was die Vielfalt an Musikrichtungen angeht, finde ich die BBC-Sender vorbildlich. :)

We agree that BBC Radio needs to take its market impact seriously but that of 6 Music is currently minimal and likely to remain so

Der BBC Trust argumentiert lustigerweise, dass man 6 Music halten sollte, weil die Hörerzahlen inzwischen von 600 000 auf 1 Million gestiegen seien. Nach dieser Reichweite würde sich jeder private Spartensender die Finger lecken. Weiter wird in dem Bericht festgestellt, dass man mit 6 Music in den Mainstream abzurutschen drohe. Die Idee, 6 Music aufzulösen und die Inhalte bei Radio 1 und 2 unterzubringen, scheint mir auch noch nicht völlig vom Tisch zu sein. Nur möchte der BBC Trust dafür vom Executive Board, das die Schließung vorgeschlagen hat, anscheinend erst einmal ein überarbeitetes Konzept für das gesamte Hörfunkangebot sehen, bevor das geschehen wird.
 
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Was ich mich frage: Woran liegt es nun eigentlich, dass Motor FM so dermaßen scheitert? Da radioeins als Grund ja hier im Forum nicht akzeptiert wird, muss es wohl aus eurer Sicht an anderen Dingen liegen.

Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Motor ist großartig, die Musik sagt mir über weite Strecken sogar eher zu als das stilistisch sehr breite Tagesprogramm von radioeins, Motor hat da viel mehr Übereinstimmungen mit meinem individuellen Geschmack. Trotzdem bin ich vom rbb nicht wegzubekommen, und zwar wegen der deutlich höheren Infokompetenz, die die als ARD-Anstalt nunmal haben.
 
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Mit der Argumentation schneidest du dir gerade ins eigene Fleisch. 6 Music wird von der BBC meines Wissens Ende 2011 aufgegeben, um den Markt für kommerzielle Anbieter zu räumen. Ich zitiere: "The BBC says 6 Music "competes head-on for a commercially valuable audience" and would damage the commercial stations if it tried to attract more listeners." (Artikel hier in voller Länge). Die BBC hat in diesem und auch in vielen anderen Fällen erkannt, dass man hier den kommerziellen Anbietern die Hörerschaft wegnimmt. Statt immer mehr Zielgruppenangebote auf den Markt zu schmeißen, hat man sich stattdessen dazu entschieden, sich auf den eigentlichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu konzentrieren.

Das Thema mit der Schließung ist schon lange vom Tisch, ausgelöst durch eine sehr intensive "Save 6Music"-Kampagne, die der BBC und dem BBC-Trust über mehrere Monate das Alleinstellungsmerkmal erläutert haben dürfte. Es hat in London sogar eine Demo für den Erhalt des Senders gegeben (wann gab es sowas übrigens zuletzt in Deutschland?)

http://www.guardian.co.uk/media/2010/jul/05/bbc-6-music-saved

Zum Thema der kommerziellen Ausrichtung zitiert der Guardian den BBC-Trust folgendermaßen:

It said 6 Music was encouraging the take-up of digital radio among listeners, describing it as a "highly distinctive" service that represents "value for money" and is "well liked" by its audience.

The BBC Trust said there had been "significant public support for the service" and that 78% of nearly 50,000 online responses to a consultation on the BBC's future focused on 6 Music. The trust also received more than 25,000 emails and nearly 250 letters about the station, "the great majority" of which opposed the closure plan.

It said BBC managers should be increasing 6 Music's average audience of around 600,000 weekly listeners rather than shutting the station down.

The trust also said 6 Music does not represent a threat to commercial competitors. "Throughout the period of our consultation we have received no evidence from the commercial radio sector to suggest that 6 Music represents any kind of threat either now or in the future, so long as it remains true to its distinctive remit."

Und den Vergleich zwischen Radio One und Radio Eins hast Du nicht wirklich ernst gemeint, oder?
 
AW: Motor FM kommt nicht mehr nach Wismar und Stralsund?!

Da wir schon so schön Off-Topicen: heute ist mir wieder eine alte Sendestunde DT 64 von 1991 in die Hände gefallen (hatte ich noch auf DAT-Kassette), und da kann man wirklich sagen: Das ist heute Radio Eins-Musik: Rolling Stones ("Sympathy for the Devil"), Van Morrisson (Ganz groß: "In the Days before Rock'n Roll"), Renft ("Ich bin nicht der Sandmann"), Joy Division ("Transmission"), The Alarm ("Rain in Summertime"), Madness ("Our House"), Keimzeit ("Irrenhaus"), U2 ("In God's Country"). Alles auch schon beim RBB gehört, dazu noch die Moderation von Marion Brasch, sehr schön.

Und um auf Motor FM zurück zukommen: Wie erwähnt hat der Sender wie alle anspruchsvollen Sender in Deutschland das Problem sich über den "Wer zeigt am meisten Nackte Haut"-Contest MA rechtfertigen zu müssen. Das Problem hier ist, dass die etwas intellektuellere Zielgruppe solche Umfragen am Telefon schon mal kategorisch ablehnt (wenn man sie überhaupt zur Telefon-Zeit erreicht) und die Dame am anderen Ende nett abwürgt (mache ich hier nicht anders...hihi) und damit freilich ein mögliches Ende des Senders mit verantwortet ohne es vielleicht zu wissen. Der Sender hat eine große Fangruppe, aber halt nicht für die MA-Umfrage, und davon hängt nun mal wirtschaftlicher Er- oder Misserfolg ab.
 
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Und dann wie schon erwähnt die Tatsache, daß nur Festnetzanschlüße erreicht werden, in Zeiten von Mobilfunk und Social Networks einfach nicht zeitgemäß und überholt und soweit ich weiß wird auch nur gefragt welcher Sender gehört wird und wann dieser gehört wird, aber nicht ob man mit diesem Sender zufrieden ist oder warum man diesen hört.

Motor FM hat im Übrigen ein ganz grausiges Soundprocessing, zumindestens in Berlin auf der 100,6 und der Stream klingt ja genauso, mich nervt es und dann höre ich mir die Songs welche sich eben mit Motor überschneiden lieber auf radioeins oder Fritz an!
 
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Es muss doch möglich sein, ein Nischenprodukt ohne MA-Zahlen vermarkten zu können!
 
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Man sollte einfach bestimmte Frequenzen nach bestimmten Formaten ausschreiben und die Preise dann nach den MA-Zahlen anpassen, dann hätten die Programme nicht mehr diesen Quotendruck!
 
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Die Erhebungsmethoden bei der MA können nicht der ausschlaggebende Grund sein, jedenfalls nicht bei solch deprimierenden Zahlen. Jugendsender müssten über ähnliche Probleme klagen, denn deren Zielgruppe ist auch mobil und mit 18, 19, 20 Jahren raus aus dem Elternhaus. Und ist die Zielgruppe von radioeins nicht auch superintellektuell und gewieft, so dass sie bei Anrufen der Marktforschungsunternehmen sofort wieder auflegt? Trotzdem ist radioeins die Nr. 2 in Berlin in der werberelevanten Zielgruppe.

Ich würde in meiner Naivität auch mal unterstellen, dass eine bestimmte Zahl an 20-29-Jährigen mit Hochschulreife abgefragt werden müssen, um die Repräsentativität der Studie zu gewährleisten. Da hatten die Institute sicherlich auch ein paar Studenten aus Berlin am Wickel. Ansonsten kann man auch immer noch die Hörer darum bitten, bei Anrufen von Marktforschungsunternehmen nicht gleich aufzulegen, sondern sich für die Umfrage Zeit zu nehmen (was nebenbei gesagt für mich auch den Erfolg von Spreeradio erklärt, die das schon seit geraumer Zeit solche Aufrufe im Programm haben; bei Kiss FM gibt's neuerdings auch solche Aufrufe... und ich dachte eigentlich, dass auf solche Maschen nicht (mehr) zurückgegriffen wird).

Es muss doch möglich sein, ein Nischenprodukt ohne MA-Zahlen vermarkten zu können!

Das wäre sicherlich möglich, wenn man als Radiosender eine eigene repräsentative Studie über die Hörerschaft in Auftrag gibt. Dann muss man sich angesichts des finanziellen Aufwands aber auch vorher sicher sein, dass die Hörerschaft erstens attraktiv ist für die Werbeindustrie und zweitens im Werbezeitenverkauf gegenüber der Konkurrenz ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.
 
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