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@ Format B:\

neben Deinen Kriterien:

wahr, knapp und klar.

(also sagen wir mal, die Kriterien wären sogar schon gegeben bei der Anlieferung der Meldung)

also was ist nach diesen Kriterien entscheidend für Dich/für Deinen Hörer?

Was machste dann damit?

Ich meine , was verbirgt sich konkret hinter Deiner Formulierung „stündlich...Gespür“

Was muss ein Hörer stündlich wissen und was nicht?
 
Liebe Postit,

das ist eine gute Frage, die ich Dir nicht mit einer einfachen Aufzählung beantworten möchte. Wer das schafft, her damit.
Wie schon weiter oben geschrieben, hängt schon mal das Gesamtimage der Nachrichten vom Format ab, z.B. in den Fragen der Regionalität/Lokalität oder auch des Boulevardesken. Da mögen Kritiker ihr Köpfchen schütteln, aber es soll Leute geben, die Veronas kleinen Blubb nun mal spannender finden, als Bundespräsident Rau. Als allgemeine Größen werden aber gern angegeben: Politik, Kriminalität, Umwelt, große Sportereignisse und darüber hinaus alles, wovon Du vermuten könntest, dass es Deinen gewählten, dem Format zu Grunde liegenden Hörer interessiert/betrifft. Da ist es schon mal schwierig, Deine eigenen Interessen von denen der Hörer zu abstrahieren. Aber wir bilden bekanntlich mit unseren Nachrichten ohnehin nur einen Ausriß der Wirklichkeit ab, die Frage ist nur, welchen.
Zur Aufmachung (da lasse ich mich von praktischen Erfahrungen leiten): Knackiger, prägnanter, nicht zu langer Leadsatz (Einige sagen: nicht mehr als 18 Wörter), einfacher Satzbau (sonst verlierst Du den Hörer und Dich selbst), immer auf die Anbindung der Sätze achten. Zeit ist in den modernen Formaten eh Mangel, wenn da doch mal welche ist, dann unbedingt in die Tiefe, nicht in die Breite. Fünf Meldungen, in denen Du noch eine Erköärung beifügen kannst sind besser, als sieben kurze. Denn in der Breite besteht die Gefahr des Vergessens einer kompletten Meldung, in der Tiefe die einzelner Fakten. Niemals vergessen, dass der Hörer (womöglich nur mit einem halben Ohr) zuhört und die gedruckte Meldung nicht vor sich liegen hat.
Nicht zu vergessen sei da die Dramaturgie - aber ich bin leider kein Sprechtrainer. Nur soviel habe ich selbst schon festgestellt: die bestgeschriebenen Nachrichten sind wirkungslos, wenn der Sprecher nicht präsentieren kann.
ABER: Es ist sehr schwierig, alles umzusetzen. Die Praxis weicht mitunter erheblich von der Theorie ab. Wie eben überall.

@ beobachter:

Sorry, aber ich bleibe dabei. Sofern sich nicht der 11. September wiederholt, geht Sendesicherheit eindeutig vor. Es mag begnadete Sprecher geben, die können mit einem Auge die Nachrichten präsentieren, mit dem anderen Auge die Agentur/den Monitor verfolgen und gedanklich an der Meldung schreiben - in den meisten Fällen entsteht auch bei erfahrenen Sprechern nur eine Hektik, bei der man sich nach Aufwand und Nutzen fragen muss. Was bringt es dem Hörer, wenn dem Sprecher Fehler in der Nachrichtenzusammenstellung in den berühmten ruhigen fünf Minuten vor den News nicht merkt, weil er sie nicht hat? Wenn er sich dauernd verhaspelt und irgendwas zusammenstammelt? Wenn Zusammenhänge fehlen? Wenn vielleicht kein rettender O-Ton da ist, bei dem Du schnell den Zettel lesen kannst, den Dir Dein Assi reinreicht und Du allen erzählt, dass Du Mutti anrufen sollst? Wenn Töne falsch abgefahren werden? Bei einem konfus zusammengestammelten Nachrichtenblock geht der Wert der Aktualität verloren, weil der Hörer Dir schlimmstenfalls nicht mehr folgen kann. Sage ich aus Erfahrung. Was bestimmte Extremsituationen angeht, da gelten all die einstudierten Handlungsmuster ohnehin nicht mehr. Da wird immer eine gewisse Aufregung da sein, die dann aber in der Gewichtung der News wieder aufgewogen wird. Jede Woche will ich das meinem Hörer aber nicht antun.


@ ray:

Die meisten Meldungen musst Du über einen gewissen Zeitraum ohnehin stündlich erzählen, da wir ja alle von engen Hörfenstern ausgehen und demzufolge ein großer Teil Deines Publikums von Block zu Block differenziert. Also gilt hier die Faustregel: Die wichtigsten Meldungen kannst Du mindestens über eine halbe Schicht ziehen. Ggflls bleibt ja noch der Dreh.
 
Original geschrieben von radiohexe Da mögen Kritiker ihr Köpfchen schütteln, aber es soll Leute geben, die Veronas kleinen Blubb nun mal spannender finden, als Bundespräsident Rau.
Tja, und offenbar haben viele von uns aufgegeben, den Leuten klar zu machen, dass es Wichtigeres gibt als den Blubb. Das ist eben der Übergang vom Radio zur Playstation. Natürlich kann man Alles unter dem Mäntelchen der Zielgruppenorientierung verbergen - aber dann möge man sich bitte nicht mehr als Journalist bezeichnen.
Die Kernfrage für mich ist: Wird noch zwischen Nachrichten und Nicht-Nachrichten differenziert? Und darin steckt gleichzeitig meine persönliche Antwort auf Ray´s Frage.
 
Tja, lieber Kollege aus Berlin, da liegt die Krux der verschiedenen Betrachtungsweisen. Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass ich irgendjemandem, noch dazu einem mündigen Hörer, zwingen muss, das als wichtig zu empfinden, was ich als wichtig empfinde. Da mögen einige Kollegen eingeschnappt von Nachrichten und Nicht-Nachrichten sprechen, die Unterscheidung liegt aber in Hard News und Soft News. Und in der Regel besteht ein Nachrichtenblock auch nicht bloß aus Veronas kleinem Blubb. Die Mischung machts.
 
Original geschrieben von radiohexe
Sorry, aber ich bleibe dabei. Sofern sich nicht der 11. September wiederholt, geht Sendesicherheit eindeutig vor. Es mag begnadete Sprecher geben, die können mit einem Auge die Nachrichten präsentieren, mit dem anderen Auge die Agentur/den Monitor verfolgen und gedanklich an der Meldung schreiben - in den meisten Fällen entsteht auch bei erfahrenen Sprechern nur eine Hektik, bei der man sich nach Aufwand und Nutzen fragen muss. Was bringt es dem Hörer, wenn dem Sprecher Fehler in der Nachrichtenzusammenstellung in den berühmten ruhigen fünf Minuten vor den News nicht merkt, weil er sie nicht hat? Wenn er sich dauernd verhaspelt und irgendwas zusammenstammelt? Wenn Zusammenhänge fehlen? Wenn vielleicht kein rettender O-Ton da ist, bei dem Du schnell den Zettel lesen kannst, den Dir Dein Assi reinreicht und Du allen erzählt, dass Du Mutti anrufen sollst? Wenn Töne falsch abgefahren werden? Bei einem konfus zusammengestammelten Nachrichtenblock geht der Wert der Aktualität verloren, weil der Hörer Dir schlimmstenfalls nicht mehr folgen kann. Sage ich aus Erfahrung. Was bestimmte Extremsituationen angeht, da gelten all die einstudierten Handlungsmuster ohnehin nicht mehr. Da wird immer eine gewisse Aufregung da sein, die dann aber in der Gewichtung der News wieder aufgewogen wird. Jede Woche will ich das meinem Hörer aber nicht antun.

Nun, liebe Hexe, ist es wirklich so einfach? Ist live und aktuell wirklich unbedingt das Gegenteil von Sendesicherheit? Muss man zwingend "begnadet" sein, um zu sehen, wenn auf dem Monitor eine Eilmeldung aufgeht und schnell die Überschrift zu erfassen, um zu sehen, ob sich das lohnt, noch schnell mit rein zu nehmen?
In den Fällen, für die ich das wichtig finde, braucht es auch nicht unbedingt allzu viele Zusammenhänge. Wenn ich nachher um fünf vor zwölf auf Sendung bin, und um vier vor kommt die Meldung, dass der Papst tot ist, dann hab ich sie drin, und die aufzeichnenden Kollegen eben nicht. Von solcher Art Eilmeldungen rede ich hier: mit einem Satz ist das wesentliche gesagt, und das kann ich dann auch spontan mit rein nehmen. Und zwar (das mag jetzt überheblich klingen, aber ich trau's mir zu) ohne die "Sendsicherheit" übermäßig zu gefährden.
 
Liebe Hexe, Du zwingst Deinen Hörer so oder so - denn schließlich musst Du die Meldungen auswählen. Und natürlich kannst Du ihm dadurch eben auch vermitteln, dass Verona genauso wichtig ist wie George W. Das ist dann zwar in höchstem Maße unjournalistisch - aber wen juckt´s?:mad: Und genau so wie Kinder mittlerweile denken, Kühe seien lila, genau so werden wir es doch gemeinsam hinbekommen, den Menschen dauerhaft klar zu machen, dass irgendwelche Popsternchen mindestens den gleichen Stellenwert haben wie der Außenminister.
 
Lieber Berlinreporter, Nachrichten sind immer subjektiv, da wir nur einen Abriß der ohnehin von uns angenommen Wirklichkeit bieten können. Der eine legt den Schwerpunkt mehr auf Wirtschaft, der andere auf Politik. Veronas Blubb ist ja nirgendwo an eins gelaufen. Und wie wichtig George ist, das ist auch eine Frage der Betrachtung. Wenn die Deutschen die Medienpluralität nicht kennen/nicht nutzen/nicht nutzen wollen, dann bitte. Das Stichwort "Kompetenz im Umgang mit Medien" lässt interessante Diskussionen zu.
Ich erhebe jedenfalls nicht den Anspruch darauf, dass mein Hörer das Programm, an dem ich mitwirke, als einziges hört und sich die Lektüre der Zeitung/die Fernsehnachrichten schenken darf. Schon die Lektüre der in der Regel völlig anders aufgemachten Tageszeitung sollte den Kindern (und ihre Eltern) weismachen, dass Kühe keinesfalls lila sind. Und wenn sie es noch glauben, dann ist das nichts, was ich mir auf die Brust hefte. Denn Du kannst die Leute auch nicht dazu zwingen, Deinen Nachrichten zuzuhören, wenn sie der Meinung sind, dass George unwichtig ist. Das ist der Umkehrschluss Deiner Überlegung.
 
Wie so oft drehen wir uns um die Frage: Was war zuerst - Huhn oder Ei? Und hier sind wir offensichtlich unterschiedlicher Meinung. Ich denke, dass die Menschen Verona für wichtig halten, weil sie in Nachrichten auftaucht - Dein Standpunkt ist, dass Verona in Nachrichten auftaucht, weil die Menschen sie für wichtig halten.

Wir werden uns da auch kaum gegenseitig überzeugen können. Ich glaube nach wie vor, dass die Medien die Meinungsbildung der Hörer/Leser/Zuschauer nachhaltig beeinflussen und sich dieser Verantwortung stellen sollten. Die Behauptung, ein Thema werde zu einer Nachricht, weil "man ja darüber spricht" halte ich für eine Flucht vor eben dieser Verantwortung.

Die Werbung schafft es doch auch täglich, den Menschen klar zu machen, was für diese "wirklich" wichtig ist. Deiner Argumentation nach wäre sie dann die einzige Institution, die gezielt versucht, die Meinungsbildung zu beeinflussen.

Und ich bin sicher, dass die Hörer von einem Nachrichtenmenschen geradezu erwarten, dass sie von dessen Kompetenzvorsprung profitieren in ihrer Meinungsbildung. Deshalb sind sie noch lange nicht unmündig, denn wie Du richtig bemerkst, können sie ja unter unzähligen Quellen auswählen. Aber jede einzelne dieser Quellen hat eben in meinen Augen eine gesellschatliche Verantwortung.
 
Ich denke, auf diesen unterschiedlichen Grundlagen ist unsere Meinung gar nicht soo unterschiedlich. Wir definieren nur "gesellschaftliche Verantwortung" ein wenig unterschiedlich. Natürlich ist mir klar, dass Frau Feldbusch ein klassischer Fall des Agenda Setting ist. Es herrscht aber auch die Auffassung, dass es für viele Menschen schon immer interessant war, was gewisse Personen der Prominenz/der oberen Schicht tun und lassen. Der entscheidende Punkt ist eben nur, dass niemand dem hilflos ausgeliefert ist, was wir so treiben, erzählen, von uns geben. Und wenn man alle Medien betrachtet, dann ist niemand an den Dudelsender gebunden. Wenn also nicht ein gewisses Grundbedürfnis an der Show-Glitzer-Welt bestünde, dann wäre Agenda Setting weit weniger wirkungsvoll.
Erkläre mir doch bitte nur fix, wie Du Kompetenzvorsprung meinst: Das Wissen aus verschiedenen Quellen oder als intelektuelle Fähigkeit?
 
OS Radio und Hmaburg 90,3

Mir persönlich gafallen die Nachrichten Bei 0S Radio ein lokal Sender in Osnabrück und die Nachrichten bei Hamburg 90,3 und Bremen Eins.
Die Nachrichten sind sehr übersichtlich und deutlcih gemacht und gut zu verstehen. Bei OS Radio kann man die Nachrichten auch im Internet abhören, hier die Adresse www.os-raadio.de macht euch selbst einen Eindruck davon.
 
Original geschrieben von radiohexe Erkläre mir doch bitte nur fix, wie Du Kompetenzvorsprung meinst: Das Wissen aus verschiedenen Quellen oder als intelektuelle Fähigkeit?
Im Idealfall beides. Zunächst verschafft natürlich die Zugriffsmöglichkeit auf verschiedene Quellen einen Vorsprung - ebenso wie die ständige Beschäftigung mit einem Thema, also die Kenntnis der gesamten Entwicklung z.B. einer politischen Diskussion. Kommen dann noch intellektuelle Fähigkeiten hinzu, dann kann der Newsmensch vielleicht sogar übergeordnete Zusammenhänge herstellen und dem "Opfer" vermitteln. Und dann ist es, wenn ich mal die rein Medium bezogenen Anforderungen außer Acht lasse, ein "guter" Newsmensch.
 
Dann sind wir uns ja doch mal einig. Kleiner Unterschied: für mich ist jemand der das kann (noch dazu in 45 Sekunden) ein begnadeter Newsmensch - wenn dazu kommt, dass er sich und sein Wissen nicht anbiedern muss. Gute kenne ich viele, aber niemanden, der nach diesen Kriterien arbeitet. Ich danke Dir für diese unterhaltsame und fortbildende Freitag-Nachmittag-Konversation und möchte Dich nur noch kurz darauf hinweisen, dass ICH heute Feiertag habe..... :p :p :p
 
Liebe Hexe,
vielen deiner Argumente kann ich bestens folgen, sie leuchten mir ein und trotzdem habe ich da so meine Fragen und Zweifel.

Aktualität/Qualität.
Natürlich ist es eine Optimalqualifikation, während des Live-Lesens noch den Ticker im Auge zu haben und im Kopf Meldungen umzuformulieren. Hat nicht jeder, muss auch nicht. Aber wenn eine Eilmeldung mich dazu bringt, nicht mehr sauber live lesen zu können, dann gehöre ich nicht vor's Mikrofon, weder live noch aufgezeichnet. Ich habe auch nicht die Pflicht, während meiner Nachrichten den Ticker zu verfolgen. Das sollen andere machen in der Minute vorher und 1:30 während der Nachrichten. Die müssen dann aber schnell sein können. Es macht auch nichts, wenn da einer während des Lesens reinkommen sollte, um mir die fertig formulierte Eilmeldung reinzureichen. Damit muss ich umgehen können und wenn der Hörer die Tür hört, dann sage ich ihm, dass mir soeben folgende Eilmeldung reingereicht wird. Da bleibt die Qualität hoch.

Blubb oder Präsident? Küblböck oder Merz?
Mag sein, dass die Hörer sich mehr für Blubb und Böck interessieren, aber der Weg, die entscheidende Frage nach der Wichtigkeit von Nachrichten zu beantworten, geht mMn über die Frage, ob es den Hörer betrifft. "Hat das aktuelle Merz-Papier Chancen durchgesetzt zu werden und was bringt das dem Steuerzahler?" Mag eine grausam trockene Materie sein, aber sie betrifft - auch wenn der Hörer es nicht sofort checkt. Denn es ist sein Geld, seine verhasste Steuererklärung, seine Zeit sie auszufüllen. Dann ist es meine Journalistenpflicht, dem Hörer die Auswirkungen dafür klarzumachen, zu übersetzen. So, dass er merkt, es betrifft ihn. Blubb mag ihn interessieren, aber es betrifft ihn nicht. (Kann man mal als Rausläufer machen, um dem Boulevard zu seinem "Recht" zu verhelfen.)
Dazu braucht man aber eben Informationen/Quellen, die Fähigkeit sie zu gewichten, inhaltlich miteinander zu verbinden und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen für die News oder Interviews, die dann zerschnibbelt als O-Ton in meinen Nachrichten laufen.
Was Hörer emotional unterhält und was sie betrifft, ist unterschiedlich. Nachrichten haben vor allem Letzteres zu bedienen, das Gesamtprogramm muss/sollte beides bedienen.
db
 
Original geschrieben von der beobachter
Aber wenn eine Eilmeldung mich dazu bringt, nicht mehr sauber live lesen zu können, dann gehöre ich nicht vor's Mikrofon, weder live noch aufgezeichnet.

Beobachter, wie Recht du doch hast!
Schönes Wochenende allerseits!
 
@ db

Zu 1.: Nach Deiner Definition hätten die meisten Sprecher nichts vor dem Mikro verloren. Ich denke schon, dass die meisten - der "Durchschnitt" wenn Du es so willst - Ruhe und Konzentration brauchen und ich kann daran nichts schlechtes finden. Wir müssen uns noch darauf festlegen, was nun eine Unterbrechung rechtfertigt, und was nicht. Ich denke, bei Meldungen à la 11. September ist es völlig klar: Da ist es sch***egal, ob der Sprecher das stammelt oder souverän präsentiert. Ein Minister-Rücktritt auf Bundesebene oder in Deinem Bundesland - meinetwegen (obwohl das in der Regel nicht überraschend kommt, wenn Deine Kollegen in den Studios/die Agenturkollegen ihre guten Kontakte bemühen. PK beginnen auch selten zwei Minuten vor den Nachrichten.) Da überwiegt der Nachrichtenwert. Aber beim weit enfernten Flugzeugabsturz? Da geht der Wert beim Gestammele verloren. Wirklich, mir ist das selten passiert, dass etwas gerechtfertigt war und ich stehe in direkter, fantastisch funktionierender Absprache mit meinem CvD/meinen Assis, wenn ich Zweifel habe. Demnach bleibe ich dabei: Manchmal ist es wirklich besser, Nachrichten kurz vorher aufzuzeichnen. Ein Weltuntergang ist es jedenfalls nicht.

Zu 2.: Ich applaudiere. Das ist genau das, was ich sagen wollte, was mir aber nicht gelang - wenn wir betonen, dass Merz und Verona, von weiteren Meldungen getrennt, in einem Nachrichtenblock vorkommen können. Es wäre ein Mißverständnis, sollte jemand verstanden haben, dass ich Merz zugunsten der Spinattante aus dem Block nehmen würde. Da ist die Relevanz klar. Ich würde aber bei weitem nicht negieren wollen, dass Verona bei entsprechendem Format und entsprechender Nachrichtenlage in den Nachrichten auftauchen kann. Dabei müssen wir unterscheiden in unmittelbare und mittelbare Betroffenheit. Letztere ergibt sich auch aus Interesse an einem Thema. Wenn das nun auf einen großen Teil Deines Hörers, auf den Du das Programm zuschneidest, zutrifft, dann hast Du Grund, es nicht ganz herauszunehmen - auch wenn niemand dem kleinen Blubb je den Hintern abwischen darf/muss. Außerdem sind die Grenzen zwischen Nachrichtenblock und Unterhaltung sehr fließend geworden.
 
Um nochmal auf die Grundfrage (nach den besten Nachrichten) zurück zu kommen:

Ich finde, die besten Nachrichten macht immer noch der Deutschlandfunk bzw. das Deutschlandradio (natürlich stets live präsentiert)

Viele mögen die Infohäppchen bei den Privatradios ja als Nachrichten empfinden - für mich ist das eher eine ausgedehnte Form von Schlagzeilen-Überblick. Diese sollten sich nicht z.Bsp. "Deutschland, Berlin und Weltnachrichten" nennen, wenn sie gerade mal 90 Sekunden dauern.

Aber ich bin ja auch schon 40 und der altmodischen Ansicht, dass im Radio nur Leute mit entsprechender (Aus-)Bildung arbeiten sollten. Erst recht, wenn sie auch "onair" zu hören sind.
 
Original geschrieben von U87
Aber ich bin ja auch schon 40 und der altmodischen Ansicht, dass im Radio nur Leute mit entsprechender (Aus-)Bildung arbeiten sollten. Erst recht, wenn sie auch "onair" zu hören sind. [/B]

Dass Bildung keinem News-Menschen schadet, sondern ganz im Gegenteil, darüber brauchen wir uns wohl nicht zu unterhalten. Aber wer definiert denn das bitte? Und ist es nicht so, dass für Redakteure und Sprecher etwa beim DLF dann doch andere Kriterien zu gelten haben als bei einem durchformatierten Privatradio? Nicht insofern, dass man da irgendwie dümmer sein sollte, aber doch insofern als auch die Nachrichten Teil des (formatierten) Gesamtprodukts zu sein haben und die Präsentation deshalb eine gewichtigere Rolle zu spielen hat als sie das in den ö-r Info-Programmen mit der "Ich-bin-so-was-von-distanziert"-Schlips-und-Kragen-Spreche. Oder seht ihr das anders?
 
@der beobachter:

Warum stellst Du Dein Fachwissen hier kostenlos zur Verfügung?
Ich hab auch schon ewig überlegt, in diesen Thread zu posten - aber wir sollten das Know-How nur gegen Geld hergeben.
 
Mir ist gerade noch ein Argument in der "Aktualitätsdebatte" eingefallen. Abgesehen davon, dass der größte Teil der Hörer nicht zwischen den Blöcken hin- und herzappt oder das Zapping erst betreibt, wenn er "Grundfakt" schon rausgeblasen wurde, ist die Ausgangsposition der Sender unterschiedlich, weil sie verschiedene Agenturen haben. So kommt die dpa-Meldung vielleicht vier vorm nächsten Block, die afp-Meldung zwei Minuten danach. Damit relativiert sich das wieder.
 
Ja, Hexe, da kommen wir uns doch schon näher.
Natürlich braucht der Newssprecher/-redakteur Ruhe und Konzentration vor seinen 1,5-Solominuten. Die muss er sich ggf. erkämpfen, und natürlich darf nicht jeder Hampelmann reinkommen und sagen: "Der Ministerpräsident von Togo ist zurücktreten, sollen wir das gleich reinnehmen?" Aber es darf einen Newsredakteur eben auch nicht aus der Ruhe bringen, wenn mal, der seeehr seltene Fall eintritt - da gebe ich dir völlig recht -, dass etwas Topaktuelles kommt und umgehend gemeldet werden muss. Im Zweifel würde ich auch dafür plädieren, die News wie geplant durchzuziehen und nach dem ersten Titel mit ner "aktuellen Sondermeldung" o.ä. ins laufende Programm zu gehen. Mein Chef sagt da immer: Keine Meldung ist so wichtig, dass sie nicht nich einen Titel warten könnte, um sauber formuliert und präsentiert zu werden. Recht hat er.
Dennoch: Wer aktuell arbeitet, muss eben auch in der Lage sein, unter extremem Zeitdruck gute Arbeit abzuliefern, Ruhe und Überblick zu bewahren - und sich von so etwas nicht vom sauberen Sprechen abbringen zu lassen.
Natürlich ist Aufzeichnen kein Weltuntergang. Ich starte aber von einer anderen Position: Radio wird live gemacht. Nur wenn nicht anders zu machen, wird auf Aufzeichnung ausgewichen. Wann aber soll das sein? Wann setzt die Notwendigkeit zur Aufzeichnung ein?

HeinzSchenk, vielleicht hast du Recht, Fachwissen sollte verkauft werden. Aber ist das schon fachwissen? Nicht eher Basiswissen des Radiomachens? Aber wir können ja eine "Infoagentur" aufmachen und unser Wissen für phatt Schotter raushauen! :)

Heute habe ich übrigens Feiertag, dear Hexe, bin ja auch ein Altelfländer :D. Und habe trotzdem reichlich zu tun. Was interessiert in unserem Geschäft schon ein Feiertag?
db
 
Das Geschmuse ist ja schon fast nicht auszuhalten. :p
Habe keinen Feiertag - aber dennoch frei. Tja, Baby, jedem wie er's verdient......
 
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