Neue Studie: Werbung infiltriert verstärkt Radiobeiträge

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Hab einen sehr fragwürdigen Fall in der Richtung vergangene Woche auf Antenne Kolbenz gehört. Hätte gerne einen Mitschnitt davon hier reingestellt und deswegen nachgefragt, aber die haben keinen Webstream.

Der Moderator wies in einer Anmoderation auf den neuen Wagen von Toyota hin. (Noch okay.)
Danach gab es einen längeren Telefon-OTon vom örtlichen Toyota-Händler, der sich natürlich total begeistert vom neuen Wagen zeigte und die Vorzüge besonders gut anpries. Das war schon ein halbes Verkaufsgespräch. (Da fing ich an unruhig zu werden.)
Anschließend wies der Moderator noch auf ein Toyota-Gewinnspiel hin, das nichts mit dem Sender zu tun hatte, gab Lösungshilfen und erläuterte sogar die Teilnahmebedingungen. (Das war der Moment in dem ich mich gefragt habe ob vor der ganzen Veranstaltung eigentlich das Werbejingle gesendet wurde.)

Im Fernsehen hätte da garantiert "Dauerwerbesendung" eingeblendet werden müssen. Aber da es leider keinen Mitschnitt gibt, kann man es der LPR auch nicht zur Prüfung vorlegen...
 
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Doch, kann man sehr wohl. Einfach die LPR darauf aufmerksam machen; die können dann von dem Sender einen Rotlichtmitschnitt abfordern.
 
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man kann es aber der Landesrundfunkanstalt melden. Die können sich dann einen MItschnitt besorgen.
Auf der anderen Seite - was soll man machen als Betreiber einer kleinen Lokal-Klitsche, der es finanziell nicht gut geht? Rein menschlich kann ich nachvollziehen, dass man da schnell mal mit dem Teufel und/oder Toyota-Händlern paktiert.
 
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Es gibt ja auch genügend PR-Agenturen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Beiträge und Moderationstexte plus Einspieler zu produzieren, die in er Aufmachung exakt journalistischen Beitragsformen entsprechen.
Das Verheerende, scheint mir, ist, dass mancher Redaktionsmitarbeiter das nicht merkt. Es waren in den vergangenen Jahren zu viele.

Das heißt übrigens nicht, dass diese Agenturen ihren Job gut machen, sondern dass das Potenzial zum kritischen Denken gelegentlich sehr reduziert zu sein scheint. Was bei der Art von Auswahl und Ausbildung von Volontären, die ich in den letzten Jahren mitverfolgen durfte, allerdings auch nicht verwundert.
 
Studie: Verdeckte Werbung im Radio

Der Kress-Report meldet heute:

Einer neuen Studie der Landesmedienanstalt NRW (LfM) zufolge wird in deutschen Radiosendern immer mehr verdeckte Werbung im redaktionellen Programm ausgestrahlt. So steigt die Zahl von Audio-PR-Beiträgen, die von den Stationen unbearbeitet gesendet werden, unaufhörlich an

Ist das wirklich was Neues? Und was heißt hier "verdeckte Werbung"? So unverhohlen "offen", wie im Rundfunk Gewinnspiele, Verkehrsfunk, Wortbeiträge, Hörerreisen, Servicethemen ("Ihre Krankenkasse informiert..." etc. mit Werbung verquickt werden, kann sich doch niemand mehr ernsthaft über einen PR-Beitrag aufregen.
 
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es paßt in das, was sich so gerne, wenn leider auch schwammig, als "Zeitgeist" bezeichnen läßt. Ob "neoliberal" richtig ist, weiß ich nicht, aber es geht darum, daß gesellschaftliches Leben primär NUR noch auf Geld & Wirtschaft reduziert wird. Rundfunk war früher (gesellschafts)politisch - was nicht automatisch links heißt ! - , heute ist es ein Instrument, um Geld damit zu verdienen.
Landauf landab kämpfen zB auch freie Radios in den Gesetzen um ihre Existenzberechtigung und werden zunehmend zur "Medienkompetenz" verpflichtet, will heißen weitere Heranzüchtung von verwertbarem Nachwuchs für die Wirtschaft.
Wirtschaftskritische Positionen sind im privaten Markt quasie unmöglich, denke ich mal, und auf der anderen Seite der Skala wird angeblich "informiert".

ich erinnere mich gut an die Aussage einer Chefredaktion "das sind doch Wirtschaftsnachrichten", wenn irgendwo ein neues Einkaufszentrum Eröffnungstag hatte..... und dann derselbe Anbieter im Werbespot..... :confused:
 
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Die Meldung über ein neues Einkaufszentrum ist natürlich wichtig und hat natürlich in den Nachrichten Beachtung zu finden. Und dass eben dieses Einkaufszentrum Werbung beim gleichen Radiosender schaltet, ist auch völlig legitim, solange beides strikt voneinander getrennt wird. Abmahnenswert (oder zumindest fragwürdig) wird die Nummer erst dann, wenn in den Nachrichten werbliche Inhalte vorkommen. Aber auch hier muss unterschieden werden:

In Ordnung: "Blablabla. Das Einkaufszentrum bietet 15000 kostenlose Parkplätze und lockt seine Kunden in den ersten drei Wochen mit großen Eröffnungsrabatten und einem Gewinnspiel"

Fragwürdig: "Blablabla. Übrigens: In der neuen XY-Passage in der Musterstädter Innenstadt können Sie zur Eröffnung richtig sparen. Rabatte von bis zu 30% winken Ihnen und außerdem gibt's auch noch was zu gewinnen: Finden Sie alle Ostereier, die der XY-Hase versteckt hat und gewinnen Sie einen Einkaufsgutschein über 7,50 €, den Sie in allen Geschäften der XY-Passage einlösen können."

Sicher überspitzt formuliert, aber nur so werden die feinen Unterschiede deutlich: Die erste Variante berichtet hauptsächlich über die Eröffnung (hier mit "blablabla" symbolisiert) und weist im Schlusssatz in allgemeiner Form auf Rabatte und Gewinnspiel hin. Das sind Nachrichten, wie sie sein dürfen, das hat auch dann nichts mit Schleichwerbung zu tun, wenn diese vermeintlich werbliche Information später noch mal in anderer Form im Werbeblock zu hören ist.

In der zweiten Variante wird explizit auf die Höhe der Rabatte und auf den Modus des Gewinnspiels eingegangen. Obwohl auch hier wieder der durch "Blablabla" symbolisierte nachrichtliche Info-Anteil dabei ist, ist hier von Schleichwerbung zu sprechen.
 
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Lieber Mannis Fan,

es besteht allerdings immer noch ein erheblicher Unterschied zwischen einem Gewinnspiel, einem versponserten Verkehrsservice und einem möglicherweise erkauften redaktionellen Beitrag zu Werbezwecken (ob nun bewußt oder unbewußt). Dem Hörer kann es relativ wurscht sein, ob ihm der Stau auf der A9 von Toyota-Händler Popelberg aus Popelburg präsentiert wird. Schwierig wird es, wenn im Bereich Service-Journalismus die Unabhängigkeit der Redaktion nicht mehr transparent ist.
 
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@ Keek:
wenn im Bereich Service-Journalismus die Unabhängigkeit der Redaktion nicht mehr transparent ist.

Willst Du damit sagen, dass es derzeit noch (in der Regel) eine "Unabhängigkeit der Redaktion" gibt, und dass diese Unabhängigkeit auch noch "transparent" ist?

Wenn ja, wie äußert sich eine "transparente" Unabhängigkeit?
 
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Mit Transparenz der Unabhängigkeit meine ich, dass es für den Hörer gemeinhin schwer zu erkennen ist, ob ein Beitrag tatsächlich journalistisch unabhängig erstellt wurde, habe ich vielleicht etwas verquer formuliert. Im oben angeführten Beispiel ist das natürlich sehr offensichtlich, dass Werbung als Service verkleidet wird.

Aber selbstverständlich gibt es auch Service-Redaktionen, die sich ihre Unabhängigkeit bewahren und Beiträge unter journalistischen Gesichtspunkten erstellen. Da werden jetzt wieder ganz viele Leute Negativ-Beispiele als Gegenbeweis anführen, dennoch sollte man das nicht verallgemeinern.
 
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Also sind wir uns einig, dass
es für den Hörer gemeinhin schwer zu erkennen ist, ob ein Beitrag tatsächlich journalistisch unabhängig erstellt wurde

Insofern ist die Unabhängigkeit eben eher nicht transparent.
 
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Endlich mal gut, wenn immer mehr Beitragsplätze gestrichen werden. Dann kann auch keine Schleichwerbung laufen :D

Und wenn doch: Auch kein Beinbruch. Ist ja maximal die Länge von drei 30-Sekundenspots! :D

Außerdem könnte man dann die ganze Redaktion in den Werbevermarkter ausgliedern. Oder umgekehrt. Dann wären die Vertriebsheinis Journalisten und könnten Presserabatte einsacken, während umgedreht das Gehalt entsprechend gekürzt würde. Ideal für dringend nötige Begeisterung der Gesellschafter. Bei PSR gibt es ja bereits die "Scheinreporter". Das würde auch als Berufsbezeichnung gut passen. :D
 
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