Neuer Bitter Lemmer: "Öffi-Heuschrecken"

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Vielleicht hätte Lemmer, bevor er sich daran macht, den Skandal auszurufen einfach mal recherchieren sollen. Statt erst zu skandalisieren und danach um Hilfe und Details zu bitten (mal abgesehen von unsachlichen Verquickungen und unpassenden Übertreibungen).
Hintergrund bei den meisten Sendern für die grob skizzierte (und bestimmt auch kritisierenswerte) Praxis, durch Zeitverträge oder Beschränkung der Arbeitszeit für Freie, die Zahl der Festangestellten gering zu halten ist nämlich eine Einklagungswelle, die es vor vielen Jahren gab und als deren Ergebnis noch heute eine eigentlich nicht benötigte Anzahl von ehemaligen Freien sich immer noch fett grinsend in ihrer unbegrenzten quasi-Verbeamtung die Eier schaukeln und ihren Lohn kassieren, für eine Arbeit, die keiner braucht.
Dass dieses gesetzliche Schlupfloch übermäßig ausgenutzt wurde und letztlich durch die beschriebenen Mechanismen gestopft wurde, kann also auch als Schutz des Gemeingutes gesehen werden, die eingetriebenen Gebühren möglichst nicht übermäßig an schmarotzende Ex-Freie auszugeben.
Heuschreckentum zu unterstellen wirkt da aber eher lächerlich. Vielleicht sollte Lemmer zum Focus gehen. Die können ähnlich gut journalistisch arbeiten.
 
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kann also auch als Schutz des Gemeingutes gesehen werden, die eingetriebenen Gebühren möglichst nicht übermäßig an schmarotzende Ex-Freie auszugeben.

Lieber Steinberg, freie Mitarbeiter schmarotzen in der Regel nicht. Im Gegensatz zu ... . Wenn überhaupt.
Fakt ist doch: Der öffentlich-rechtl., quasi staatl. und quasi steuerfinanzierte Rundfunk nutzt Gesetzgeberlücken aus, um tausende Mitarbeiter sozial und beruflich im Ungewissen zu lassen. Und es sollte aus sozialer Sicht gesehen vielleicht nicht ausgerechnet der öffentlich-rechtl. Rundfunk sein. Es kann nicht sein, dass jemand, wenn er gute Arbeit leistet, eine Zwangspause einlegen muss, nur damit er auch ja nicht in die Situation kommt, in eine Festanstellung übernommen zu werden. Vereinfacht gesagt wird der fleißige und i.d.R. gut arbeitende, weil lange dabei seiende, für seine guten Leistungen irgendwann bestraft. Wenn er nicht so clever ist, noch irgendwo anders Honorare einstreichen zu können. Und ich finde, das kann im Ursprung nicht im Sinne der quasi Arbeitnehmer sein.
Abgesehen davon, das der freie Mitarbeiter sich in der Hauptsache damit beschäftigt, anzurecherchieren und Redaktionen Beiträge schmackhaft zu machen, um sich anschließend mit besonders pingeligen Chefs vom Dienst in Sachen Abnahme beharken zu müssen.
 
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Interessante Diskussion - nur den Begriff "Heuschrecken" im Sinne von Müntefering würde ich eher auf die privaten Sender anwenden. Meine Erfahrungen waren und sind sowohl bei ÖRs als auch bei Privaten ziemlich ambivalent. Um es mal auf deutsch zu sagen: Arschlöcher gibt es überall.
 
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U87 schrieb:
Um es mal auf deutsch zu sagen: Arschlöcher gibt es überall.
In der Tat!

Und deswegen ist Herr Lemmers Artikel ein "Fall für die Tonne". Wenn man Dich aus dem Laden raushaben will, kriegt man Dich auch aus dem Laden. Da kannst Du 3 Anwälte und 2 Gewerkschaftssekretäre an Deiner Seite haben.

Die andere Sichtweise ist: Kein Arbeitgeber dieser Welt kickt Mitarbeiter, wenn sie ihren Job gut machen. Wieso sind die nach 10 Jahren von "Abschiebung" bedrohten oder mit Prognosen gegängelten Mitarbeiter noch nicht fest angestellt? Wenn sie doch ach-so-gut sind? Tipp: Auch beim WDR und beim NDR gibt es Stellenausschreibungen. Hat nicht geklappt? Oh... War da jemand vielleicht doch nicht so gut...?

Wer im Medienbereich arbeitet - egal wo - sollte eines bedenken: Menschen mit dem Wunsch nach Familiengründung, Häuslebau und einer gesicherten Existenz eigenen sich dafür nicht.
 
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ToWa schrieb:
Menschen mit dem Wunsch nach Familiengründung, Häuslebau und einer gesicherten Existenz eigenen sich dafür nicht.

Na ja, ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht! Da gibt es genügend Gegenbeispiele in meinem Bekanntenkreis. Aber, zieht es nicht auch gerade solche lonely wolves (beiderlei Geschlechts) eher in diese Berufe? Beziehungsweise Männer, bei denen ein treusorgendes Heimchen am Herd steht? Sicher, Frauen mit Kinder - und Familienwunsch haben es nach meiner Beobachtung schwer, aber auch da kenne ich beeindruckende Beispiele, die das alles unter einen Hut kriegen.
 
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Befähigung und Bewertung der eigenen Redaktionsleitung, selbst der Programmdirektion haben überhaupt keinen Einfluss darauf, ob Du einen Anschlussvertrag bekommst. Wenn dieser Anschlussvertrag zu einem Anspruch auf eine Festanstellung führen würde, bist Du draußen, weil die meisten Anstalten keine neuen Stellen mehr schaffen. (Nachdem sie so lange es noch ging kräftig Verträge verteilt haben)

Inzwischen werden nur noch frei werdende Stellen neu ausgeschrieben - wenn Du Glück hast. Manchmal werden nämlich auch die befristet.

Nur ist der Trend zu befristeten Arbeitsverhältnissen keineswegs neu und nicht auf die Medienbranche beschränkt. Das ist nun mal so. Warum sollten öffentlich-rechtliche Sender davon ausgenommen bleiben? Gehört zu deren Programmauftrag etwa, sich um Beschäftigungsverhältnisse für die Tausenden in Medienberufe drängenden Hochschulabgänger zu kümmern?

Alles sechs Jahre mal was neues zu machen wäre ja auch nicht schlecht, wenn man ab 40 Jahren nicht plötzlich ganz aus dem Karussell geschmissen würde. Darum halte ich auch die Tätigkeit als Freier mit mehreren Standbeinen für attraktiver als die des Job-Hoppers von einem 2-Jahres-Vertrag zum nächsten.
 
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Sachsenradio2 schrieb:
Lieber Steinberg, freie Mitarbeiter schmarotzen in der Regel nicht.
Hab ich auch nie gesagt... Ich rede von EX-Freien, die die Posten besetzen. Was soll denn ein Sender machen, wenn er mehr Angestellte hat, als notwendig? Hast du ne Lösung?
 
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Grenzwelle schrieb:
In normalen Unternehmen werden in solchen Fällen betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen.
Entschuldigung, ich meinte nicht Angestellte, sondern Quasi-Beamte. Und selbst wenn die von dir vorgeschlagenen Kündigungen ausgesprochen werden würden, ... na, das gäb' aber ein tolles Geschrei hier. Und Lemmer würde wieder ne knallharte Comedy schreiben.
 
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Nun gut, dann müsste dieser Quasi-Beamtenstatus fallen und schon könnte man Leute zu den fairen Bedingungen, die sonst überall üblich sind, anstellen.
 
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dann kennst du die Bedingungen, die sonst überall üblich sind, nur sehr schlecht.
Die sind alles andere als fair, und zwar völlig egal, welche Betriebsgrundlage ein Sender hat.
 
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Sorry, das war wohl ein Missverständnis Steinberg. Ich meinte die ganz allgemeinen Regeln, die für jegliche Anstellung gelten:

1. Du machst einen Job der gebraucht wird UND du machst ihn hinreichend gut -> Du bist drin.

2. Du machst einen Job, der nicht (mehr) gebraucht wird ODER du machst ihn zu schlecht. -> Du bist raus.

So funktioniert das eigentlich überall, außer im öffentlichen Dienst und anderen behördenähnlichen Organisationen.

Du implizierst, dass es bei Radiosendern anders ist. Das mag im Einzelfall so sein, ich kann es schlecht beurteilen.
 
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Grenzwelle schrieb:
1. Du machst einen Job der gebraucht wird UND du machst ihn hinreichend gut -> Du bist drin.

2. Du machst einen Job, der nicht (mehr) gebraucht wird ODER du machst ihn zu schlecht. -> Du bist raus.

So funktioniert das eigentlich überall, außer im öffentlichen Dienst und anderen behördenähnlichen Organisationen.
Das ist doch auch nicht wahr. Es ist doch völliger Nonsens zu glauben, eine absolute Null und Flasche würde sich irgendwo halten können. Auch im öffentlichen Dienst nicht. Wer nichts kann, der kommt doch erst gar nicht in den "Genuß" eine quasi-unkündbaren Stelle. Zumal solche "Bewertungen" immer nur von Außerhalb kommen.

Ich kann auch von Kollegen im Funk sagen: "Wieso hat dieser Hohlkopf eine Redakteursstelle und ich nicht? Ich bin doch viel besser als er!" Aber das ist eine subjektive Bewertung, dazu noch mit Neid angereichert.
 
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Es ist doch völliger Nonsens zu glauben, eine absolute Null und Flasche würde sich irgendwo halten können. Auch im öffentlichen Dienst nicht. Wer nichts kann, der kommt doch erst gar nicht in den "Genuß" eine quasi-unkündbaren Stelle. Zumal solche "Bewertungen" immer nur von Außerhalb kommen.
Ich glaube das nicht nur, sondern ich habe es gesehen. Mehrfach. Hatte das zweifelhafte Vergnügen, über viele Monate auch von innen zu gucken.
 
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Hier stimme ich Grenzwelle ausnahmslos zu. Und das betrifft nicht nur den Medienbereich Radio. Man könnte es auch Klüngel nennen. Der ist heute wichtiger und schlimmer als je zuvor.
 
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Die freien NDR-Mitarbeiter haben jetzt ihre eigene Interessenvertretung gegründet.
Ziel: Abschaffung der Befristungsregelung.
Besucht unsere Website (mit Forum) und macht mit.
http://www.freie-im-norden.de

Gruß Lara
 
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