AW: ÖR hechelt den Privaten hinterher...
count down schrieb:
Ich verkenne zum einen nicht, dass Quote für die ÖR-Wellen gemacht werden soll, um einerseits möglichst hohe Werbeeinkünfte zu erzielen und anderseits die Daseinsberechtigung zu festigen
Letzterer Punkt fällt mir in den vergangenen Jahren zunehmend auf: selbst werbefreie Programme müssen zunehmend nach der Quote schauen, auf unterer Ebene eher angstvoll und mitunter sogar in einer Art freiwilliger Selbstzensur, auf höherer Ebene eher drohend, gerne auch unausgesprochen-drohend. Die Angst, bei zu niedriger Quote Konsequenzen befürchten zu müssen, gestaltet zunehmend bei den ÖR das Programm, so wirkt es zumindest auf mich.
Klar, Radio darf nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden, aber wer legt z.B. fest, wie "erfolgreich" (im Sinne von viel Zählvieh) ein Programm denn sein muß, um eine Existenzberechtigung zu haben? Der Intendant? Die Hörfunkdirektion? Der Rundfunkrat? Der Wellenchef wird es wohl kaum sein.
Genau diese Frage bleibt immer im Dunkeln, dabei ist sie im Falle von ÖR-Programmen durchaus von gesellschaftlicher Bedeutung, geht es doch im Unterschied zu privaten Anbietern um mehr als nur um Quote: es ist auch ein gesellschaftlicher Auftrag zu erfüllen, nicht nur ein Auftrag der Gesellschafter.
count down schrieb:
mich beschleicht aber zum anderen immer mehr das Gefühl, dass auch schlechte Ergebnisse der MA für die öffentlich-rechtlichen Häuser durchaus unproblematisch sind: erföffnen Sie diesen doch die Möglichkeit im Falle des nicht mehr zu vertretenden Absturzes Konsequenzen für die betroffene Welle zu ziehen
Ich teile diesen Eindruck und gehe sogar noch weiter: gezielte Umstrukturierungen auf bestehenden erfolgreichen Wellen, um bei (hoffentlich) eingebrochenen Quoten dann das Produkt entsorgen zu können, halte ich für durchaus denkbar. Also: der neue Wellenchef als Abwickler - ob wissentlich oder nicht, sei dahingestellt. Gerade im Berliner Raum kommt mir der Verdacht bei 88acht - ohne Not kippt man doch nicht ein dermaßen erfolgreiches und fest eingeführtes Programm. Niemand, den ich beim RBB bislang gefragt habe, konnte mir eine plausible Erklärung für die Umstrukturierung geben. Überall ratlose Gesichter. Die Version vom perspektivischen Zusammengehen mit Radio Eins halte ich zwar für grausam, aber denkbar - in Zeiten des panischen Sparens am einen Ende, während am anderen das Geld mit Händen zum Fenster rausgeschmissen wird, traue ich dem RBB inzwischen alles zu. Allerdings geht das ganze - falls diese Vermutung real sein sollte - bislang nicht auf: 88acht bleibt auch mit dem neuen Format weitgehend stabil. Also mal abwarten, was passiert, wenn Herr Barckhausen in den Ruhestand geht.