(Privat-) Radio aus der Sicht der Marketingleute

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Würde Radio von Laien bestimmt, käme dabei unhörbarer Murks raus. Ich empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre eines Buches über Medienwirtschaft bzw. Management von Medienunternehmen.
Du nimmst also direkt an, dass Menschen die professionell mit dem Medium Radio zu tun haben, es bestimmt nicht mögen?
Von Laien habe ich nichts gesagt, die hast du ins Spiel gebracht.

Nennt sich Marktforschung, ist notwendig um das Produkt zu optimieren. Wenn dafür ein Programm nötig ist, dass keinem "wehtut", dann ist das so. Hat nichts damit zu tun, dass die Hörer das Programm produzieren.
Ich glaube an den Sinnspruch "Everybodys Darling is nobodys Darling". Am Ende gibt es ein Produkt, dass theoretisch allen gefallen müsste, das aber keiner mehr mag, weil es gleichmäßig grau ist.
 
...Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit der Bevölkerung im Radio keine musikalische Heimat mehr findet, mit der sie sich weitgehend identifizieren kann. In Zukunft wird sich Radio nur noch behaupten können, wenn es eine größere Zahl klar definierter Sparten bedient, die mit spezifischen Titeln und Neuerscheinungen einhergehen; was heute gemeinhin über den Äther kommt spottet jeder Beschreibung.

Sehe ich anders. Die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer ist mit ihrem Sender zufrieden. "Schönes bleibt" oder "Die größten Hits aller Zeiten" und "Der beste Mix" kommen auch am besten an. Und dagegen spricht nichts.

Ich habe mehrere Jahre bei Live365.com unterschiedliche Musikformate ausprobiert.
Für knapp 30 Dollar im Monat kann man da vorproduzierte Sendungen hochladen und in einer Playlist rotieren lassen oder auch Live senden.

Von psychedelic Freakbeat über Krautrock bis DDR Rock- und Popmusik habe ich alles probiert. OHNE Erfolg.

Die meisten Hörer bei Live365 haben die "Best Of Stations"
Bei Oldies, oder 80er Jahre oder die Top 40 Stations.

...was heute gemeinhin über den Äther kommt spottet jeder Beschreibung.

Musik ist Geschmacksache und auch die die Reihenfolge der Titel in der Playlist.
Ist auch immer ein Versuch den Geschmack der Hörerinnen und Hörer zu treffen und das ist nicht einfach.

Gegen 50-70 unzufriedene Radiohörer hier im Forum stehen zigtausend zufriedene Radiohörer.
Kein Sender ändert für uns Handvoll+ Freaks seine Musikrotation. Würde ich auch nicht machen.
 
Sehe ich anders. Die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer ist mit ihrem Sender zufrieden. "Schönes bleibt" oder "Die größten Hits aller Zeiten" und "Der beste Mix" kommen auch am besten an. Und dagegen spricht nichts.

Der Beweis steht leider aus. Selbst in diesem bescheidenen Forum findet sich keiner, der so was auf die Dauer gut findet. Es macht nämlich keinen Spaß, keine Alternative zu haben. Wahrscheinlich würden nicht einmal die Berater ihr selbstgebasteltetes Dudelradio hören wollen.

Ich habe mehrere Jahre bei Live365.com unterschiedliche Musikformate ausprobiert.
Für knapp 30 Dollar im Monat kann man da vorproduzierte Sendungen hochladen und in einer Playlist rotieren lassen oder auch Live senden.

Von psychedelic Freakbeat über Krautrock bis DDR Rock- und Popmusik habe ich alles probiert. OHNE Erfolg.

Krautrock? Hast du's mal mit was Hörbarem probiert? Pop- und Rock? Was meinst du damit? Musikmischungen, wie du sie aus dem deutschen Dudelradio kennst? Welche Hörerzahlen hast du dir auf Live365 denn erwartet? Kennst du überhaupt die Masse an gut aufgestellten Konkurrenzformaten?

Ein erfolgreiches Musikformat darf auf keinen Fall experimentell klingen, deswegen kommen Indie- und Garagenbands für reichweitenstarke Sender auf keinen Fall in Frage. Statt die Playlist ins Unendliche ausweiten plädiere ich abermals für Trennschärfe und fest umrissene Genreradios, denn innerhalb eines Formats muss man immer auf Stringenz, Popularität und Mischfähigkeit achten - egal ob man es nach klassischen Genre- oder nach bloßen Stiverträglichkeitskriterien sortiert.

Am mutigsten war in den USA immer das Hot-AC-Format, das reichte in den letzten Jahren von etwas kräftigerem Rock bis hin zu poppigem Hip-Hop, auf jeden Fall klang es um Längen besser als das noch am ehesten damit vergleichbare deutsche Hitradio. Der Marktanteil von "Hot AC" lag lange nur knapp über 3%, näherte sich nach Reduzierung des Rockanteils aber immer mehr der 4-Prozent-Marke. Nur wenn man echte Vielfalt zulässt, kann man die tatsächliche Akzeptanz eines Formatzuschnittes ermessen.
 
Sehe ich anders. Die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer ist mit ihrem Sender zufrieden. "Schönes bleibt" oder "Die größten Hits aller Zeiten" und "Der beste Mix" kommen auch am besten an. Und dagegen spricht nichts.

Leider ist inzwischen in der Gesellschaft eine massive De-Musikalisierung festzustellen.

Während man früher noch Hausmusik machte oder in Musikgruppen im Ort spielte, oder in Tanzbands oder auch in Rock- und Beatbands, wird heute Musik fast ausschließlich nur noch konsumiert.

Das Radio und auch das Fernsehen haben ganz gewaltigen Anteil an dieser Misere, denn sie leben letzenendes vor, daß Musik ausschließlich belanglos sein muß, um ja niemandem zu nahe zu kommen.
 
Musik gibt's wie Sand am Meer, nur muss man bei seiner Entdeckungstour einen großen Bogen ums deutsche Radio machen.

Was mich nervt: Das ZDF macht auch außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Werbezeiten unverschämt Reklame für aktuelle Hitradio-Singles.
 
...Welche Hörerzahlen hast du dir auf Live365 denn erwartet? Kennst du überhaupt die Masse an gut aufgestellten Konkurrenzformaten?...

Die Hörerstunden sind bei den Live365 Sendern ablesbar und öffentlich. Erwartet habe ich gar nichts. Das war für mich Neuland.
Die Konkurrenzformate dümpeln mit ähnlich wenigen Hörern.

Wie schon gesagt: "Best Of", "Every Top 5 Hit" und ähnliche Formate haben die meisten Hörer.

...Ein erfolgreiches Musikformat darf auf keinen Fall experimentell klingen, deswegen kommen Indie- und Garagenbands für reichweitenstarke Sender auf keinen Fall in Frage. Statt die Playlist ins Unendliche ausweiten plädiere ich abermals für Trennschärfe und fest umrissene Genreradios, denn innerhalb eines Formats muss man immer auf Stringenz, Popularität und Mischfähigkeit achten - egal ob man es nach klassischen Genre- oder nach bloßen Stiverträglichkeitskriterien sortiert....

@ricochet: Wie sieht deine Playlist aus?...
...Statt die Playlist ins Unendliche ausweiten plädiere ich abermals für Trennschärfe und fest umrissene Genreradios, denn innerhalb eines Formats muss man immer auf Stringenz, Popularität und Mischfähigkeit achten - egal ob man es nach klassischen Genre- oder nach bloßen Stiverträglichkeitskriterien sortiert....

...wenn du dabei auf Stringenz, Popularität und Mischfähigkeit achtest.

Schreib doch einfach mal eine Playlist mit 20 Titeln.
 
So sieht die Konkurrenz aus. Die Mehrzahl der Sender hat eine klare Genrezuordnung.

Best of... das Beste von was überhaupt?

Die Top Genres bei Lve365: Country, Pop, New Age... wer hätte das gedacht?

@ricochet: Wie sieht deine Playlist aus?...

Ach die kennst du noch nicht?

Schreib doch einfach mal eine Playlist mit 20 Titeln.

In der Musikabteilung findest du bedeutend längere Playlists aus meinem Arsenal.
 
...
Während man früher noch Hausmusik machte oder in Musikgruppen im Ort spielte, oder in Tanzbands oder auch in Rock- und Beatbands, wird heute Musik fast ausschließlich nur noch konsumiert....

Stimmt! :)

Dazu Otto Kappelmayer 1924:
"Der drahtlose Empfang wird in kürzester Zeit die Lieblingsbeschäftigung unserer Jugend werden, die sie wieder an das Haus zu fesseln in der Lage ist.
Als Gegenpol zur übermäßigen Kultivierung des Sports und Wandervogeltums unserer Jugend verdient sie die Beachtung aller Erzieher. Als Lehr- und Lernmittel, als lebendige Unterhaltungsquelle für unsrere Familie wird sie wesentlich zur Förderung des Zusammenhangs unserer Familie beitragen.
Wenn der große Politiker von seinem Rednerpult über den drahtlosen Sender zu Millionen Hörern sprechen kann...wenn der Prediger seine Anschauungen über Gesetz und Sitte einer Riesengemeinde gleichzeitig darlegt...wenn Beethoven und Schubert, von ernsten Künstlern interpretiert, bis in die einsamste Ferne ländlicher Abgeschiedenheit dringen, dann beginnt auch die die Staatsgedanken fördernde Einwirkung der drahtlosen Rundfunspruchtelephonie wirksam zu werden.

Den Einheitsgedanken voll wieder in den engsten Kreisen der Familien wachzurufen...das ist eines der Ziele des Deutschen Rundfunks..."
Quelle: Otto Kappelmayer - Radio im Heim
 
Dazu Otto Kappelmayer 1924:
"Der drahtlose Empfang wird in kürzester Zeit die Lieblingsbeschäftigung unserer Jugend werden, die sie wieder an das Haus zu fesseln in der Lage ist.
Als Gegenpol zur übermäßigen Kultivierung des Sports und Wandervogeltums unserer Jugend verdient sie die Beachtung aller Erzieher.
Das Schöne ist, dass die Jungend heutzutage durch mobile Rundspruchempfangsgeräte nicht mehr ans Haus gefesselt ist, sondern wieder dem Wandervogeltum frönen kann. Wohlan! :)
 
NUR von gutem Programm kann niemand Miete, Essen etc.... zahlen!

Gut ist immer relativ, aber du hast recht, man muss sich nach der Decke strecken. Bezahlt wird man ja nicht vom Hörer sondern vom Sendereigentümer, und der fragt den Hörer bestimmt nicht was er denn gerne im Radio hören möchte. Dem wird einfach vorgesetzt, was den Leuten im Hintergrund opportun erscheint und dann rauschen die Researches drüber.
 
Nein, Du hast mich falsch interpretiert. NUR von gutem Programm kann niemand Miete, Essen etc.... zahlen!
Klar, solange Du das Programm nur für Dich, also ohne "On Air" zu sein machst und somit keine Werbeeinnahmen erzielst, wirst du davon nicht leben können, das ist richtig.
Dazu gehört natürlich ein gutes Marketing. Aber SCHLECHTES Programm kann auch kein gutes Marketing ausreichend und erfolgreich verkaufen.
Ich behaupte, dass das Programm das Marketing übernehmen kann. Und selbst schlechtes Programm kann Marketing sein. Denken wir nur mal an die vielgenannte Mundpropaganda:
Welche Werbung ist die beste Werbung? - Haargenau! - Die Mundpropaganda. Solange über Dein Produkt und/oder Dich gesprochen wird, bist Du im Rennen, alles andere ist für den Ar-achhaksdoch.
Im Rückschluss übernimmt das Programm, egal wie gut oder schlecht es ist, sein eigenes Marketing.
 
AnnaLühse schrieb:
NUR von gutem Programm kann niemand Miete, Essen etc.... zahlen! Dazu gehört natürlich ein gutes Marketing. Aber SCHLECHTES Programm kann auch kein gutes Marketing ausreichend und erfolgreich verkaufen.

Ein richtig gutes Programm braucht kein Marketing, wie generell jede wirklich gute Marke kein Marketing braucht.
Mit (gutem) Marketing kann jedoch auch ein richtig mieses Programm erfolgreich sein - was ja in Deutschland zur Genüge bewiesen wird.
 
Ein richtig gutes Programm braucht kein Marketing, wie generell jede wirklich gute Marke kein Marketing braucht.
Mit (gutem) Marketing kann jedoch auch ein richtig mieses Programm erfolgreich sein - was ja in Deutschland zur Genüge bewiesen wird.
Und wie wird eine wirklich gute Marke zu einer wirklich guten Marke? Nicht von allein, das ist wohl Fakt. MARKEting braucht jede Marke. Zumindest am Anfang. Punkt.
 
Es ist ja schlimm genug, dass Privatsender auf Plakatwänden mit großen Scheinen winken müssen um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Statt das Programm auf lohnende Zielgruppen zuzuschneiden und ein stimmiges Gesamtkonzept herauszuarbeiten versucht man den Hörer mit Geld zu bestechen. Das lässt tief blicken und lässt erhebliche Zweifel an der offiziellen Statistik aufkommen.
 
Man muss ein musikalisches Konzept ausarbeiten, das eine bestimmte, abgrenzbare Bevölkerungsgruppe interessiert, die gut umworben werden kann. Die demographische Zusammensetzung kann man auch über die Titelauswahl und die Art der Neuzugänge steuern, das funktioniert bei allen Genres von R&B bis hin zur deutschen Musik. Abhängig von den Bedürfnissen des Marktes und der Konkurrenzsituation kann man sich überlegen, ob man lieber ein stilistisch determiniertes Format (z.B. ein AC-Derivat, Classic Hits, Rhythmic) oder ein reines Genreprogramm fährt. So müsste es eigentlich laufen, aber genau das wird unter dem gegenwärtigen Werberegime verhindert.
 
Naja, Werberegime hin oder her - von irgendwas muß so ein Sender ja auch finanziert werden. Und wenn er nicht in öffentlicher Hand ist, dann eben durch Werbung. Sicher würden sich mit ein bisschen Kreativität auch andere Erlösquellen finden lassen, die aber alle nur dann funktionieren, wenn eben auch genug Konsumenten / Hörer dabei sind. Anderenfalls zahlst Du drauf, weil Dich die Kosten (zumindest bei einem terrestrisch empfangbaren Sender; keinem Onlineradio) ziemlich schnell auffressen. Teufelskreis aber auch ;)
 
Wenn die Agenturen nicht mitspielen hilft alles nichts, das alte Lied. Und unabhängige Sender sind scheinbar nicht in der Lage alternative Werbe- und Verdienstmöglichkeiten aufzutun.
 
Es ist ja schlimm genug, dass Privatsender auf Plakatwänden mit großen Scheinen winken müssen um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Statt das Programm auf lohnende Zielgruppen zuzuschneiden und ein stimmiges Gesamtkonzept herauszuarbeiten versucht man den Hörer mit Geld zu bestechen. Das lässt tief blicken und lässt erhebliche Zweifel an der offiziellen Statistik aufkommen.

Bestes Beispiel mein ",Lieblingssender" Hit-Radio Antenne: Die haben sogar derart große Angst nicht aufzufallen, dass für ihre "kreative" Werbung zwei nebeneinander stehende Plakatwände benutzt werden.
 
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