AW: Private Informationsradios
Gegen die ARD und ihr Netz an Korrespondenten, Reportern und Fachjournalisten kann man, wenn überhaupt, nur mit massivem finanziellen Aufwand anstinken und nachdem die nicht eben arme F.A.Z. den Versuch aufgegeben hat, glaube ich nicht, daß sich irgendwann noch mal jemand auf dieses Wagnis einlassen wird.
Völlig richtig. Einerseits. Zum Thema FAZ-Radio hatte ich schon früher was gesagt. Die Macher waren allerdings auf dem besten Weg, sind kurz vor der Entscheidung der FAZ, sich dank der Werbekrise wieder auf das "Kerngeschäft zu konzentrieren", in der MA erstmals ausgewiesen worden. Die Frankfurter Version war grade mal ein halbes Jahr auf Sendung, bevor der Entschluss kam, in Sachsen wurden die heutigen Apollo- und BF-Frequenzen für das FAZ-Radio koordiniert und möglicherweise hätte sich in Hessen die Frequenzsituation gebessert. Also eigentlich war die Entscheidung der FAZ-Größen äußerst dumm, doch da die Führungsebene keine Radioerfahrung hatte und sowieso in diesem konservativen Laden das Radioprojekt wie auch "FAZ.net" skeptisch gesehen wurde, die Mehrheitsverhältnisse zu ungunsten des Radios verschoben wurden, wurde der Ausstieg Hals über Kopf entschieden. Nicht einmal ein Verkauf des Senders wurde angestrebt, ebenfalls äußerst dumm. Einzig die hessische Version "lebte" weiter und mutierte zum FBR und schließlich zu Main FM, was an den Beteiligungsverhältnissen von FAZ-Radio Hessen lag. Doch kaum einer vom FAZ-Radio wollte dort weiter arbeiten, es wurde schlicht zu wenig gezahlt.
Was das oben angeführte Projekt angeht: Wären, wie früher, noch journalistische Kompetenzen in den einzelnen Sendern, hielte ich dieses Projekt für grundsätzlich machbar, beispielsweise, und da würde sich die RTLisierung oder die Regiocast-Manie bezahlt machen, teilweise über UKW. Denn die Landesmedienanstalten hätten sicher gerne einzelne Frequenzen an dieses die Medienlandschaft bereichernde Projekt abgegeben, zum Beispiel die Frequenzen für Apollo oder Skyradio oder oder oder. Warum solche Möglichkeiten nicht genutzt werden/wurden? Ich halte es aus Radiomachersicht für eine vertane Chance, aus Sicht der Gewinnmargen aber wahrscheinlich für verzichtbar, wenn auch so Kasse gemacht werden kann. Die Stellung gegenüber der ARD hätte aber sicher gestärkt werden können, wirklich interessante Podcast-Angebote würden die Privatsender auch im Internetbereich nach vorne bringen. Das Outsourcing von Nachrichten, wie bei der Regiocast, würden zumindest für mich in einem anderen Licht erscheinen.
Mal eine Frage zu MDR info: Ich kann diesen Sender seit einigen Monaten nicht mehr hören. Die Jingelei geht mir ziemlich auf den Zeiger. War es schon immer so, das nach jedem Beitrag ein Jingle oder Stinger gesendet wurde? Mir kommt es so vor, das es schlimmer geworden ist.
Zum Thema Maueröffnung: Ich kenne einige, die "live" nicht begriffen haben, was Schabowski da gerade verklausuliert gesagt hatte. Er hat es ja selbst nicht begriffen. Und auch wenn ich mir das heute nochmal anhöre, würde ich nicht auf die Idee kommen, sofort zur nächsten Grenzübergangsstelle zu fahren, um auf dem Ku'damm spazieren zu gehen, sondern bestenfalls am nächsten Tag. "Sofort" hätte ich als "ab morgen" begriffen, wenn man bedenkt, wie Politiker, auch in der DDR, sich manchmal auszudrücken pflegen. Natürlich heißt "sofort" sofort, aber in dem Zusammenhang?