Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Sind denn Schauspieler auch Prostituierte, weil sie gerne andere Identitäten annehmen, Freude am Spiel haben und gewissen Vorgaben und Wünschen eines Regisseurs folgen?

So wie ich es verstehe, möchte der Threaderöffner den Aspekt der Selbstverleugung ansprechen. Prostitution hat jedoch nicht zwingend etwas mit Selbstverleugnung zu tun.

Es ist doch eine reichlich klischeehafte Vorstellung, dass alle Prostituierten willenlose Geschöpfe sind, die sich für Geld in jeder Form erniedrigen.
Wie in allen Berufen gibt es jene, die sich aus finanziellen (und anderen) Gründen gezwungen sehen, Dinge zu tun, die ihnen eigentlich widerstreben.
Es gibt aber auch die mit Freude am Tun, die genau wissen was sie wollen (und was nicht) und klar Grenzen setzen können. Im Besten Falle so "charmant", dass sich ihr Gegenüber nicht düpiert fühlt, sondern im Gegenteil bestens angenommen.

Der Vergleich ist meiner Meinung nach inhaltlich nicht stimmig, beinhaltet eine Wertung - von Prostituierten UND den angesprochenen Radiokollegen - und ist offenbar schlicht wegen ihrer Plakativität so gewählt.

Meine Meinung: wenn ich heutzutage als Moderatorin oder Künstlerin mit Karriereambitionen neu anfangen würde, würde ich mir zu meinem persönlichen Schutz definitiv ein Pseudonym zulegen.

Kleiner launischer Nachtrag: es ist wohl nicht die Langeweile, sondern eher eine Art Dauererektion im gelben moralischen Zeigefinger zu vermuten, die immer wieder -schwupps- zu einem kleinen provokativen Erguss führt und so (oder so) zur kontinuierlichen Unterhaltung der Forumleser beiträgt. Dafür gebührt ihm Dank.
;)
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

...Kleiner launischer Nachtrag: es ist wohl nicht die Langeweile, sondern eher eine Art Dauererektion im gelben moralischen Zeigefinger zu vermuten, die immer wieder -schwupps- zu einem kleinen provokativen Erguss führt und so (oder so) zur kontinuierlichen Unterhaltung der Forumleser beiträgt. Dafür gebührt ihm Dank.
;)
Bingo! :D:wow::D
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Bitte, bitte. Gerne.
"Moralischen Zeigefinger" würde ich das nicht nennen. Kommt Euch das so vor? OK, dann nehme ich das zur Kenntnis. Es ist viel eher die Reflektion einiger Beobachtungen. Mir fallen von Zeit zu Zeit Dinge auf, über die ich nachdenke, über die ich mich auch mit anderen austausche, und ich erlaube mir gelegentlich auch, Euch an diesen Beobachtungen teilhaben zu lassen. Wenn sich daraus eine kontroverse Diskussion entwickelt, die gerne auch polarisiert, dann freut mich das.
An Themen dieser Art stelle ich nunmal einen anderen Anspruch als "Bei Radio Superhitmix haben die neue Jingles" oder "Wo ist eigentlich Karl-Heinz-Wurst von ABC 9?". Wobei das keine Wertung ist, jeder kann die Themen eröffnen, die er für wichtig hält. Blicke ich auf so manches von mir eröffnete Thema zurück und blättere darin herum, stelle ich immer wieder fest, daß ich selbst mich nach kurzer Zeit schon aus dem Thema ausklinken kann, weil sich andere sehr angeregt darüber unterhalten und sich gegenseitig mit neuen Impulsen zur Themenerhaltung versorgen. Ich erinnere nur an das Thema "Beziehungen im Sender", das bedauerlicherweise viel zu früh geschlossen wurde. Ein Quell der Freude war es, darin zu schmökern, und ich bin der Meinung, daß das hiesige Thema ebenfalls dazu taugt und auch altersbeständig ist.

@Aurelia: Selbstverständlich war mein eingänglicher Vergleich plakativ-provokativ. Nur bin ich der Meinung, daß sich von selbst versteht, daß dieser Vergleich nicht wörtlich gemeint ist. Du scheinst mir eine der wenigen zu sein, die das verstanden haben. Es geht auch nicht um die Rolle, die ein Schauspieler spielt, denn der ist nach Drehschluß wieder derselbe. Götz George haßte es nach eigenen Angaben, außerhalb der Drehs mit "Herr Schimanski" angesprochen zu werden. Verständlich. Wäre er aber jenseits des Sets auch mit der Schimanski-Jacke herumgelaufen, hätte Bier getrunken und herumgepoltert (hätte er sich also durch und durch mit der Figur des Horst Schimanski identifizert), so ginge das schon eher in die Richtung, von der ich hier spreche. Von daher glaube ich nicht, daß Schauspielerei das abdeckt, was ich anfangs meinte.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

@ aurelia: Ich denke, ob eine Prostituierte ihren Job gerne macht, hängt sehr stark damit zusammen, ob sie an der Straße steht oder in einem Bordell arbeitet und was für Kundschaft da ein und ausgeht. Aber die Meisten auf dem Straßenstrich machen das doch, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Bei Edelnutten, die von ihren Freiern auch noch mit Schampuss versorgt werden, ist die Zufriedenheit wahrscheinlich größer. Ich denke auch im Radio gibt es Straßenstricher und Edelnutten...
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Ich denke auch im Radio gibt es Straßenstricher und Edelnutten...
Bleibt die Frage, ob sich im Radio Straßenstricher zu Edelnutten entwickeln können oder ob man seiner "Kaste" stets verbunden bleibt bzw. einem ein Ruf nachhängt?
Frei nach dem Motto "Ich war jung und wollte den Job" oder ähnlich?

Fragende Grüße, Uli
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Selbstverleugnung. Schwierig.
Denn da gibt es die einen, die sich wie von Gelb bitter-treffend beschrieben voll mit dem Sender identifizieren. Ob das noch Selbstverleugnung ist, wage ich zu bezweifeln. Diese Leute scheinen tatsächlich diese Kunstfiguren zu werden. Was sollen sie da noch verleugnen.
Auf der anderen Seite gibt es die, die ebenfalls alles machen, über sich alles schreiben, was der Sender will, aber dabei sie selbst bleiben.
Setzt man beide vor "ihre" HP-Texte, ergeben sich völlig unterschiedliche Reaktionen. Die einen finden's supergeil, weil sie so total der Sender sind, die anderen widert der Text an, weil sie sich für etwas hergegeben haben, was ihnen unendlich widerstrebt.

Die Erstgenannten halte ich, dafür mag man mir jetzt genauso eins aufs Maul hauen, für unendlich blöde. Wer sich so wegschmeißt, ist entweder ein Niemand oder ein Niemand, dem für den Bereich zwischen den Ohren zu wenig Material mitgegeben wurde. Nicht ernst zu nehmen. "Aber wenn er's doch super findet, kannst Du ihn doch dafür nicht anmachen!", mag mir der eine oder andere entgegenhalten. Doch, ich kann. Ein denkendes Wesen mit einer halbwegs entwickelten Persönlichkeit muss sogar.

Die anderen sind die, die wirklich ein Problem haben, denn sie werden ihre Gründe haben, warum sie das tun, was sie so anwidert. Es dürfte ein finanzieller Grund sein. Um nicht ganz an sich und der Branche oder gar der Welt irre zu werden, kann man diesen Leuten nur raten, alles dran zu setzen, sich beruflich zu verändern.

Wenn ich oben geschrieben habe, dass ich mich natürlich ebenfalls prostituiere, dann ist das hier deshalb zu präzisieren. Jeder tut aufgrund seines persönlichen Geldbedarfs etwas, das sein Arbeitgeber/Auftraggeber von ihm verlangt. Aber er tut wohl nicht alles, wenn der Druck nicht zu groß ist. Ich jedenfalls tue es nicht. Es ist sicherlich von Vorteil, sich über die Jahre eine Position erarbeitet zu haben, die das auch ermöglicht. Halbwegs vernünftige Chefs erwarten zudem die oben beschriebene Unterwürfigkeit nicht, sondern lediglich Unterordnung. Auch dafür eigne ich mich allerdings nur bedingt. Daran, dass Einsteiger momentan nichts anderes übrig bleibt, als mit sich "den Bimbo" machen zu lassen, wie hier teilweise angedeutet, habe ich meine Zweifel. Wer sich vom ersten Tag an zum Dackel macht, wird aus dieser Position nicht mehr herauskommen oder als Chef, wenn er's dahin schaffen sollte, zum autoritären, sorry, Arschloch. Er hat ja auch nichts anderes wahrgenommen.

Kopf hoch oder Kopf in den Sand. Dazwischen gibt's nichts Lebenswertes.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Sind wir nicht alle ein bisschen.... "Nutte" -


Das Wort "Nutte" ist dabei sowohl masculin, als auch feminin und in wenigen Varianten auch als neutrum zu betrachten.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Zu #29 wilson: Ich verstehe kein hobbit. Weiß nicht, was du gemeint hast.
Zum Thema: Kann nicht mitreden. Sagen würde ich aber, daß gelb erst mal eine strenge Ausbildung absolvieren sollte. Mit allen claims und Vorgaben. Dann kann man weitersehen. Er hat zuviel Flausen im Kopf. Daß ihn ausgerechnet rv01 auch noch indirekt Recht gibt, will mir nicht ganz in den Kopf.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Sagen würde ich aber, daß gelb erst mal eine strenge Ausbildung absolvieren sollte. Mit allen claims und Vorgaben. Dann kann man weitersehen.

Der Brüller am Morgen! Das schlimme ist aber, du meinst das so, oder? :D
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Erst mal Kompliment und Dank an Gelb, dass er diesen herrlichen Faden losgetreten hat.
Zweitens bittere Enttäuschung über radiovictoriy, dass er den Fehdehandschuh nicht aufgenommen hat.
Drittens eigene Meinung: Ich hatte mal eine Kollegen Morning-Moderator, der als Freier die Urlaubsvertretungen bei verschiedenen Sendern gemacht hat, außerdem Veranstaltungen und Galas aller Art moderiert hat, zur Not auch mit dem Reportagegerät in die Fußgängerzone gezogen ist, und darüberhinaus auf einem ehemaligen Kasernengeländer kanadischer Militärs (Outing! Eingeweihte müssten nun draufkommen, wer gemeint ist) eine Disco betrieben hat.
Und dieses Multitalent sprach von sich selbst als "Radionutte". Sein geflügeltes Wort: "Zahl mich, und ich besorgs dir!"
Für mich war er einer der überzeugendsten Profis, die ich in diesem Geschäft kennengelernt habe. In meiner zweiten (und wesentlich besser funktionierenden) Karriere im Printgeschäft, habe ich mir angewöhnt, bei in Aussicht stehenden Jobs - egal welche Themen gefragt sind - mich selbst ins Spiel zu bringen als "Texthure"! Nach dem Motto: "Sag mir, über was ich Dir 20.000 Anschläge schreiben soll, und ich besorgst dir. Du musst nur anständig zahlen!"
Deswegen ist meines Erachtens die Frage, ob einer, der sich im Radio prostituiert, die ärmste, seelenloseste und charakterfreieste arme Sau ist, oder nicht vielleicht doch der gerissenste Profi unter allen, noch lange nicht beantwortet.
Ich tendiere zu letzterer Lesart!
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

der beobachter schrieb:
... Nur empfinde ich das nicht als Prostitution, sondern als halbwegs normalen Job. Es soll Leute geben, die von einem EDEKA-Markt zum nächsten tingeln und die neuesten Produkte anpreisen. Andere bauen Maschinen, die irgendjemand weit weg braucht - und in der Firmenkorrespondenz unterzeichnen beide ihre Mails "mit freundlichen Grüßen", während sie denken, "Deppenauftrag!"/"Deppenkunde!". Und nun?
...

„Deppenkunde“ und ähnlich denken wahrscheinlich wirklich viele. Ich als Radiohörer denke bei bestimmten Moderatoren auch „Deppenmoderator“, wenn es sich um eine Frau handelt bin ich in Gedanken so freundlich und denke „Deppenmoderatorin“.

Oft habe ich im Hinterkopf dann auch die Parallelen, wie Gelb sie im Eingangsbeitrag beschrieb. Das war gut formuliert und soll wahrscheinlich so ein bisschen die Selbstaufgabe, die darin steckt beschreiben.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

"Ich bin ne Nutte", hustete sie desillusioniert, und spie den Rest ihres Zigarettenstummels aus. (coole und zugleich herzzerreißende Musik setzt ein)

Und genau so Goldene-Palme-von-Cannes-verdächtig würden sich natürlich gerne auch viele Dienstschrubber im Radio (on- und off air) fühlen: die Stimmlippchen breit machen, damit der bedürftige Nebenbeihörer mal über die Formatmutti rutschen kann - aber privat ist man natürlich ganz anders. (und schon wieder kommt diese Musik)

Hm ... dabei habe ich, wenn ich mein Autoradio einschalte, komischerweise selten den Eindruck, im Rotlichtviertel zu sein. Abwaschbare Moderationen, steriles Gequatsche und enorm ungeile Stimmen. Da dürfte der durchschnittliche Zuhälter eher abschalten.

Es war zwar sicher nicht Gelbs Absicht - aber ich finde, die Threaderöffung macht den Pflichterfüller am Mikro zu viel Ehre:rolleyes:
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

kein Mensch ist, wo auch immer er/sie arbeitet, ist mit seiner Persönlichkeit ganz von dem zu trennen, was er/sie tut. Man/frau kann "funktionieren", aber dann ist es ohne Seele, steril. (und um den zweifelhaft aufgeladenen Vergleich zu bemühen auch "ziemlich mieser Sex" ) Genau das erleben bzw. hören wir tagtäglich im banalen Sprüchlein-Radio, eine gute Laune, die ein bewusster Hörer i.d.R. als Plasticity und Brave New World entlarven kann.
Daraus mag ich für die Macher anerkennen, dass sie als echte Persönlichkeit nicht so sind mehrheitlich und das freut mich für sie als Menschen. Dass jemand mit diesem "Staubsauger-Verkäufer-Bild" sein Geld verdient, dafür würde ich niemand verurteilen wollen. Problematisch empfände ich eine tatsächliche Verinnerlichung einer solchen Lebenseinstellung, da sowas gerne mal einen lustigen Crash der Psyche produzieren könnte, wenn ganz normale Minus-Aspekte tatsächlich so ausgeblendet werden. Ich bin aber sicher - die meisten können das trennen und es ist gar kein wirkliches Problem. Wer SO ist....und sowas gibt es auch außerhalb dieser Jobs.... dem empfehle ich frühzeitig einen präventiven Therapeuten.....
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

#61: Schrub. Oder schrubben. Die Studioflure z.Beispiel. Als Anfang.
@Grenzwelle: Richtig. Meinte das durchaus ernst. Ein guter Moderator muß sich in jedes Programm einfühlen. Sonst wäre er kein Profi.
Daß rv01 nichts schreibt, stinkt mir auch. Er ist ja online. Vielleicht lässt er sich dazu hinreissen? :rolleyes:
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Ne, ne, später mal.... will noch was lesen und mich ein bißchen amüsieren.
a) Muß ich nun nicht zu allem meinen Senf dazugeben (:D) (das freut einige, nicht?)
b) Ist noch nicht aller Tage Abend
c) Finde ich den Stil des Umgangs hier in den radioforen (will niemanden zitieren...), das beleidigte-Leberwurst-spielen (...) samt den üblichen Verdächtigungen im Moment recht übel.
Will da nicht noch Feuer ins Öl giessen. Nix Fehdehandschuh.... :rolleyes:
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Ein guter Moderator muß sich in jedes Programm einfühlen. Sonst wäre er kein Profi.

Falsch. Ich erlaube mir mal unverschämter Weise hier einen Aphorismus anzubringen, zu dem ich die Quelle aktuell nicht finde, weil die in einer Unmenge Videoschnipsel steckt, die ich jetzt nicht alle durchbuddeln möchte.

Man sollte mehr können, als man macht und nicht mehr machen, als man kann.

Wie überall im Leben gilt auch für einen Moderator: Auf Dauer verstellen und gute Mine zum bösen Spiel machen, macht krank! Genau wie ein Verkäufer kann ein Moderator nicht unbegrenzt seinem Publikum breit synthetisch grinsend etwas andrehen, das er (man verzeihe mir die ordinäre Aussprache, aber ich spreche ungern durch die Blume) für die letzte Scheiße hält.
Man kann nur überzeugend an den Mann bringen, wovon man auch selbst überzeugt ist. Oder würdest du dich ein paar Jahre lang bei den ersten Hörprogrammen des MDR hinhocken wollen, die besten Geburtstags- und Jubiläumswünsche von allen Verwandten und Bekannten in irgendwelche Altersheime schicken und dazu teils übelsten deutschen Schlager und Volksmusik fahren?
Der Job muss eine Strafe un die Macher reichlich schmerzfrei sein. Sie verdienen meine Bewunderung.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Das Altersheim heißt Rös'chenhof, und nicht Röschenhof!! Merkt euch das endlich mal!!!

Ja, wenn man diese Erbschleichersendung hört, kommt es einem streckenweise schon zynisch vor. Wenn man als Gegenstück dazu noch ganz vage Siegfried Loyda (+ 5.8.2008) im Ohr hat ...

Beim ORB ist das übrigens ganz geschickt abgesetzt worden: Erst von Antenne Brandenburg zum Fernsehen weggelobt (wo man auf die Weise mit altem DFF-Material billig eine Stunde vollkriegen konnte) und dort dann irgendwann eingestellt.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Ich will all den Kolleginnen und Kollegen nicht Unrecht tun, die irgendwo arbeiten, wo sie sich verbiegen (oder in innere Emigration) gehen müssen, aber mangels Alternativen nicht einfach hinschmeissen können. Es soll ja Leute geben, die müssen eine Familie ernähren oder ein Häusle abbezahlen.

Deshalb überlegt mal, ob statt der sehr polarisierenden Bezeichnung "Prostitution" vielleicht der Begriff "Söldnertum" nicht zutreffender wäre. Ich finde, das triffts bei vielen Radiojobs.
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Es gibt aber auch die mit Freude am Tun, die genau wissen was sie wollen (und was nicht) und klar Grenzen setzen können. Im Besten Falle so "charmant", dass sich ihr Gegenüber nicht düpiert fühlt, sondern im Gegenteil bestens angenommen.

Danke, Aurelia! Genau so ist es nämlich...

Und da beginnt für mich die eigentliche Professionalität! Sie hat etwas mit Respekt vor der Arbeit (jawoll!) und vor allem mit Respekt vor dem Hörer und der Hörerin zu tun. Wenn ich mich morgens lustlos, vielleicht sogar angewidert an meine Reglermaschine setze und rattere (den Blick stier aufs Honorar gerichtet) meine Claims runter, ja, dann prostituiere ich mich. Mein Job wird austauschbar. Genauso gut könnte ich morgens um halb sechs Schweinehälften durchs Schlachthaus schleppen. Oft genug hört es sich ja auf dem Sender auch so an...
Diese Berufseinstellung ist so lausig, dass es mir graut. Gutes Radio, egal welchen Formats, egal welcher "Kuturstufe", hat nichts, aber auch gar nichts mit Prostitution gemein!
Wenn ich auf einer Welle für ältere Hörer im "Großen Heiligabend-Wunschkonzert" Roy Blacks "Weihnachten bin ich zuhaus" spiele, aber laut und vernehmlich mit der symbolischen Kotztüte knistere, dann habe ich im Radio nichts zu suchen.
Wenn ich den "Morgen-Lurch" in der Moshow mache, dann habe ich verdammt noch mal in den Rotlichtsekunden auch der Morgenlurch zu sein. Mit Haut und Haar (gut, Lurche haben kaum Haare...). Oder glaubt man, der Hörer schnallt nicht, wenn der Moderatorengott nur "Radio spielt" und in Wirklichkeit am liebsten in seinem vom Sender finanzierten Wasserbett bliebe?
Die Beispiele sind austauschbar und gelten für die Präsentation aller (!) Formate.

Die Gegenbeispiele sind Moderatorinnen und Moderatoren, die noch ein paar Kilometer weiter denken als nur bis zur Studiowand. Da draußen sitzen die Kunden! Da leben die Menschen, für die wir Radio machen! Und die haben ein Anrecht darauf, ernst genommen zu werden von den "Stimmen", denen sie ihr Vertrauen schenken, denen sie, ja, großes Wort, Lebenszeit widmen. Die wollen nicht angerotzt werden, angeschleimt oder ver*rscht, indem der Mikro-Mensch ihnen Authentizität vorspielt und in Wahrheit denkt "Ihr seid doch alles Vollidioten da draußen", Hauptsache, das Konto stimmt.

Im "Großen Heiligabend-Wunschkonzert" hat der Schreiber dieser Zeilen Roy Blacks "Weihnachten bin ich zuhaus" gespielt. Der Schreiber war jung, neu am Mikrofon. Er mochte das Lied nicht, ließ sich das aber nicht anmerken, moderierte es an und grüßte die Frau, die es sich gewünscht hatte, mit ein paar netten Worten. Ein paar Wochen später kam der Brief einer alten Dame aus Nordhessen. "Sie haben mir mit dem Lied und Ihrer Ansage das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht!"
Diese Zeile hat mich elektrisiert, ja, auf den Weg gebracht, mit Herzblut Sendungen zu gestalten... Da hört jemand zu, den ich im Wohnzimmer besuche - und da will ich nicht als Bordsteinschwalbe im zu knappen Mini aufrauschen...
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Danke, Aurelia! Genau so ist es nämlich...

Und da beginnt für mich die eigentliche Professionalität! Sie hat etwas mit Respekt vor der Arbeit (jawoll!) und vor allem mit Respekt vor dem Hörer und der Hörerin zu tun. Wenn ich mich morgens lustlos, vielleicht sogar angewidert an meine Reglermaschine setze und rattere (den Blick stier aufs Honorar gerichtet) meine Claims runter, ja, dann prostituiere ich mich. Mein Job wird austauschbar. Genauso gut könnte ich morgens um halb sechs Schweinehälften durchs Schlachthaus schleppen. Oft genug hört es sich ja auf dem Sender auch so an............... da draußen sitzen die Kunden! Da leben die Menschen, für die wir Radio machen! Und die haben ein Anrecht darauf, ernst genommen zu werden von den "Stimmen", denen sie ihr Vertrauen schenken, denen sie, ja, großes Wort, Lebenszeit widmen. Die wollen nicht angerotzt werden, angeschleimt oder ver*rscht, indem der Mikro-Mensch ihnen Authentizität vorspielt und in Wahrheit denkt "Ihr seid doch alles Vollidioten da draußen"........
Bravo ! Soweit die konstruktive, positive Haltung zum Thema ! Und danke auch für die schöne Geschichte mit der alten Dame. Radio ist Leben-Abbilden und ernst nehmen im wohlwollenden Sinne und genau das sollte man/frau dort am Mikrofon auch tun. Es ist eben kein Unterschied letztlich, ob ich mit Menschen an der Theke, im Supermarkt oder am Mikrofon spreche. Und ich kenne (neue) Hörer erstmal nicht, und die kennen mich nicht.....also ist eine glaubwürdige, angemessene Umgangsform angesagt. Wie hieß es mal so schön in meiner Ausbildungszeit ? "Ihr seid bei den Leuten mit unter der Dusche, benehmt Euch entsprechend...".
Eins allerdings macht mich manchmal nachdenklich: Wie kommt es eigentlich, dass zu offenkundig verlogene Auftritte, die so auch von Sendeleitungen fest eingefordert werden, trotzdem oft "erfolgreich" sind ? Wir hätten das Problem der Selbstverleugnung ja gar nicht, wenn diese eigenartige Sprüche-Welt nicht offenkundig von vielen Hörern gutwillig akzeptiert wird..... wo ist mein Denkfehler ? Darf man sagen "die Leute wollen ver*****t werden ?" Das wäre doch auch wieder respektlos...... ?! :confused:
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Eins allerdings macht mich manchmal nachdenklich: Wie kommt es eigentlich, dass zu offenkundig verlogene Auftritte, die so auch von Sendeleitungen fest eingefordert werden, trotzdem oft "erfolgreich" sind ? Wir hätten das Problem der Selbstverleugnung ja gar nicht, wenn diese eigenartige Sprüche-Welt nicht offenkundig von vielen Hörern gutwillig akzeptiert wird..... wo ist mein Denkfehler ?

Mag es etwas mit dem Phänomen zu tun haben, dass nachwachsende Generationen nur noch vier verschiedene Geschmacksrichtungen auf der Zunge erkennen können und alles simpel und überwürzt sein muss, damit es noch schmeckt? Vielleicht gelingt ja auch die Radio-Wahrnehmung nur noch "plakativ". Die Spirale nach unten, die die Hörgewohnheiten beschreibt, könnte über die Jahre und Jahrzehnte vielleicht so ausgesehen haben:

1) Starkes Interesse, Anteilnahme, bewusstes Zuhören, intellektuelle Auseinandersetzung, auch konstruktives Reiben am Programm, gediegene Unterhaltung
.
.
2) willkommene Unterhaltung, Wahrnehmen von Unterschieden zwischen guten und schlechten Sendungen, immer noch aktive Anteilnahme am "Radiogeschehen"
.
.
3) zunehmendes Desinteresse an differenzierter Radiowahrnehmung
Radio als pures Begleitmedium und Funktionselement im Tagesablauf
Ärger über Verflachung
Suche nach Alternativen
Resignation
Akzeptieren von Radio als reinem Klangteppich
.
.
4) Nachwachsende Hörerstrukturen, die wenig sensibel für die Möglichkeiten des Mediums sind
Hör-Faulheit, sich mit Differenziertem auseinandersetzen zu wollen
Hörgewohnheiten sind gegenüber vergangenen Jahren derart verändert, dass Anspruch im Radio nur noch als störend wahrgenommen würde und zur "Flucht" führt.
.
.
5) Medium Radio hat gar keinen Stellenwert mehr.

Ich sehe uns (die wir gar nicht unschuldig an dieser Entwicklung sind) und unser Schaffen derzeit zwischen den Stufen 4 und 5.

Man möge bitte vehement widersprechen!
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Es ist einmal zu unterscheiden, ob die Prostituirte freiwillig arbeitet und das Geld selber kassiert, oder ob sie gezwungen wird.
Kein Radiomoderator wird gezwungen. Aber sie verkaufen sie doch. Vor allem in den Morningshows mit ihren aufgesetzten Humor. Wenn sie Gewinnspiele anpreisen, mit teueren Telefonnummern oder wenn sie Wetterberichte oder Verkehrsmeldungen immer mit den selben Floskeln anpreisen. Letztendlich müssen Sie aber auch bei Hören ankommen mit ihren Stil.
Im übertragenen Sinne ist zwischen einer Prostituierten und Radiomoderatoren was dran. Aber der Job einer Prostiuerten ist viel härter und ich denke, die meisten Radiomoderatoren mach dies gerne.
Sie sind priviligiert, wer hat schon ein solche Arbeit?

Gruß KaterSorgenfrei
 
AW: Prostitution vs. Radio - Wie weit darf man gehen?

Erst mal Kompliment und Dank an Gelb, dass er diesen herrlichen Faden losgetreten hat.
Zweitens bittere Enttäuschung über radiovictoriy, dass er den Fehdehandschuh nicht aufgenommen hat.
Drittens eigene Meinung: Ich hatte mal eine Kollegen Morning-Moderator, der als Freier die Urlaubsvertretungen bei verschiedenen Sendern gemacht hat, außerdem Veranstaltungen und Galas aller Art moderiert hat, zur Not auch mit dem Reportagegerät in die Fußgängerzone gezogen ist, und darüberhinaus auf einem ehemaligen Kasernengeländer kanadischer Militärs (Outing! Eingeweihte müssten nun draufkommen, wer gemeint ist) eine Disco betrieben hat.
Und dieses Multitalent sprach von sich selbst als "Radionutte". Sein geflügeltes Wort: "Zahl mich, und ich besorgs dir!"
Für mich war er einer der überzeugendsten Profis, die ich in diesem Geschäft kennengelernt habe. In meiner zweiten (und wesentlich besser funktionierenden) Karriere im Printgeschäft, habe ich mir angewöhnt, bei in Aussicht stehenden Jobs - egal welche Themen gefragt sind - mich selbst ins Spiel zu bringen als "Texthure"! Nach dem Motto: "Sag mir, über was ich Dir 20.000 Anschläge schreiben soll, und ich besorgst dir. Du musst nur anständig zahlen!"
Deswegen ist meines Erachtens die Frage, ob einer, der sich im Radio prostituiert, die ärmste, seelenloseste und charakterfreieste arme Sau ist, oder nicht vielleicht doch der gerissenste Profi unter allen, noch lange nicht beantwortet.
Ich tendiere zu letzterer Lesart!

Wer hätte gedacht, dass wir zwei mal einer Meinung sein würden. Nun ja, fast. Ich würde tatsächlich noch ein bisschen weiter gehen. Die Radiolandschaft insgesamt besteht ja nicht nur aus Radio Schnullibulli:

Ich kenne viele gute Leute, die irgendwann keinen Bock mehr hatten, sich aber umgeschaut und den Horizont erweitert haben - und die nun allesamt
etwas tun, was wenigstens so halbwegs zufrieden stellt. Wer tatsächlich voller Selbstekel ob der banalen Tätigkeit sich bei einem Sender gleich welcher Formatierung ans Mikrofon quälen muss und dort keinen Weg heraus findet - der ist für mich der größte und dümmste Verlierer der Branche.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben