Qualität von Nachrichten: ein Fallbeispiel

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Die lokalen Nachrichten sind meist ebenso trivial und seicht. In den Weltnachrichten geht der Fokus nur auf das "was man kennt". Frankreich, USA, ein bisschen Russland. Mehr erfährt man auch hier nicht. Und nie ausführlich da es immer Häppchen sind die man möglichst leicht vorgesetzt bekommen möchte.

Applaus für dieses Statement. Spätestens bei der EU-Wahl bekommen die echten EU-Politiker genau hier ein Problem. Wer im TV mal Euronews gesehen hat, weiß wie bunt die Nachrichtenlage sein kann. Davon kommt hier aber nur sehr wenig an. Erst wenn es richtig "brennt", bekommt man mal Infos über eine Situation.

Was beschäftigt eigentlich gerade die Portugiesen? Und das gilt natürlich weltweit. Bis auf Sensationsjournalismus bekommen wir doch aus dem meisten teilen der Erde nichts mit. Und das in Zeiten der Globalisierung.:wall:

Nun oute ich mich mal als regelmäßiger Leser der Le Monde diplomatique. Den Dafur-Konflikt habe ich hier zuerst gelesen. Über Monsantos Machenschaften in Burkina Faso (genetisch veränderte Baumwolle) habe ich bisher nur hier etwas gelesen. Was in Südamerika seit einiger Zeit passiert endet in unseren Nachrichten nur beim Sozialisten Chavis. Dabei denkt ein ganzer Kontinent um.

Diese Informationen betreffen irgendwann auch uns gehen aber im alltäglichen Getöse leider nur zu schnell unter. Natürlich passt das nicht in 5 Minuten und schon gar nicht in 60 Sekunden - aber über die Stunde gesehen bleiben da viele Themen über, die mir persönlich lieber sind als Superstartittenerweiterung und andere harte Fakten aus den RTL 2 News.

Ab einer gewissen Tiefe kann auch das RAdio der Zeitung nicht mehr das Wasser reichen. ÖR-Radio, insbesondere DLF und WDR 5, informieren mich jedenfalls tiefer als jeder TV-Sender.
 
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Vorallem verstehe ich die Relation nicht. Stürzt in den USA ein Flugzeug mit 3 Insassen in den Ohioriver, gibts sofort Breaking News oder Topschlagzeilen. Finden zB in Spanien Parlamentswahlen statt, kommt mit viel Glück eine kurze Info kurz vor den Verkehrsmeldungen.

Dabei würden uns viele Länder in Europa kulturell und topographisch viel näher liegen als zB die USA. Und mein Interesse für die Welt beinhaltet auch Afrika, Asien, Australien. Klar dass der Fokus auf D liegt, aber wenn schon weltweite Korrespondenz und massenweise Journalisten, dann bitte auch überall.

ToWa, ich bin mit deinem Statment nicht einverstanden. Dies ist genau die Haltung die Schundjournalismus gesellschaftsfähig macht und somit auch dazu beiträgt, dass gerade die jüngere Generation keine Lust mehr auf Seriösität hat und auch zT nicht mehr weiß, was guter und was schlechter Journalismus bedeutet. Auch ein 16 jähriger sollte ausführlich informiert sein, was zB in der Steuerpolitik seines Landes vor sich geht.
 
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Auch ein 16 jähriger sollte ausführlich informiert sein, was zB in der Steuerpolitik seines Landes vor sich geht.

Das ist Ansichtssache. Üblicherweise interessiert es 16jährige aber nicht. Und man wird 16jährige auch nicht dazu zwingen können, sich dafür zu interessieren.

Schon gar nicht, wenn man darauf angewiesen ist, daß sie einem zuhören.
 
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Sollte der Begriff "Nachrichten" nicht besser von Infotainment stärker abgegrenzt werden, ...
Auf jeden Fall. Die Meinung vertrat ich ja bereits oben und gerade VIP-Meldungen können einen erheblichen Unterhaltungswert haben... können(!). Zu unterhalten ist aber eindeutig mein Job als Moderator und hier ist es auch meine Aufgabe zu prüfen, welche Reaktion ich dem Hörer vermutlich entlocken werde. Von einem leichten Schmunzeln über Aha-Effekte bis zum puren Entzetzen kann einen ja wirklich alles überfallen, wenn man so liest, was Promis bisweilen für Schwachsin verzapfen.
Wenn ich Nachrichten schreibe, gehe ich ja genauso vor, nur bin ich dann gezielt eben NICHT auf Unterhaltungs-, sondern Informationswert bedacht. Da finde auch schnell mal eine Meldung über einen Busunfall in Somalia wichtig, einfach um dem Hörer zu zeigen, dass es außer Bundestag und Obama-Chefsachen noch mehr auf der Welt gibt, das einfach passiert und das es abseits von diesem Einheitsbrei auch Menschen gibt, die ganz andere Sorgen als G7, G8 oder Ghastenichgesehn haben.

und überhaupt haben die Old-Schooler keinen Alleinvertretungsanspruch auf den Begriff mit ihren seriösen Vorstellungen?! :confused:
Könntest du da bitte mal näher erläutern, wie du das meinst?
Ich bin jedenfalls kein Old-Schooler. Ganz im Gegenteil: Grasgrün bin ich. Ich gebe durchaus zu, recht konservative Vorstellungen von dem zu haben, was ich erreichen will und bin trotzdem Befürworter der notwendigen Flexibilität, Nachrichten den Formaten so anzupassen, dass sie sich schlüssig in den Programmstil einpassen. Das kann aber - ich wiederhole mich - ausschließlich eine Frage der Präsentation an sich sein und keine der Inhalte (siehe Klatsch).
Im übrigen soll und muss auch der Jugendliche erfahren, was in Berlin bezüglich neuen Steuer-Unsinns passiert. Spare ich die Jugend gänzlich aus, bin ich als Jounalist mitschuldig an Politikverdrossenheit und -ignoranz und das muss ich mir nicht auf die Fahne schreiben. Es reicht zu, wenn die Politik(er) das tun. In was für einen Jargon ich die Meldung gieße, ist eine andere Frage; die Meldung ist wichtig und damit will ich die gesendet wissen.
 
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Da finde auch schnell mal eine Meldung über einen Busunfall in Somalia wichtig, einfach um dem Hörer zu zeigen, dass es außer Bundestag und Obama-Chefsachen noch mehr auf der Welt gibt, das einfach passiert und das es abseits von diesem Einheitsbrei auch Menschen gibt, die ganz andere Sorgen als G7, G8 oder Ghastenichgesehn haben.

Was bringt das dem Hörer? Ach so... nix. Aber Du hast ihm gezeigt, daß es Somalia gibt. Oh wow.

Und die Meldungen ziehst Du unter Aufsicht eines Notars so 20 Minuten vor der vollen Stunde?
 
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Dea, Du weißt, ich schätze Dich sehr, aber an dieser Stelle muß ich ToWa beipflichten. Als eigenverantwortlicher Nachrichtenredakteur wähle ich doch in erster Linie nach Nachrichtenwert und Mehrwert für die Hörer aus. Wenn Lebensmittel teurer werden, weil gerade das-und-das passiert, nehme ich diese Meldung eher rein als einen Busunfall in Somalia.
Mal Hand aufs Herz: interessiert Dich ein Busunfall in Somalia? Ich habe schon manches Mal vor Freude ins Lenkrad gebissen, weil in den sog. "Nachrichten" gerade eine Meldung kam, deren Inhalt mir aber sowas von am A* vorbeigeht, daß ein Werbespot in der selben Länge an der selben Stelle wohl mehr Informationsgehalt gehabt hätte.

Ich bin der Meinung, daß man durchaus auch nach Mehrwert abwägen will, und gerade hier haben die größeren Privaten oft die Nase vorn. Wobei ich grundsätzlich zu den Öffis tendiere, aber eine Meldung über einen umgefallenen Sack Bus in Somalia will ich selbst beim Deutschlandfunk nicht hören.
 
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Die einen informieren ihre Hörer lieber über die Entwicklung der Mobilfunktarife, gell :cool:, die anderen lenken den Blick über den Tellerrand.
 
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Mmh, ich glaube, das hat mit Tellerrand nichts zu tun. Hier wurden Beispiele genannt von "Nachrichten", die offensichtlich keine sind (Britney Spears) und aber auch keinen Nutzwert haben. Ich muß mir doch aber fragen, was ich mir selbst erzählen würde, wenn ich mir ein paar Minuten gäbe, mich über die Neuigkeiten, die es so gibt, selbst zu informieren.
Würde ich mir erzählen, daß in Somalia dies und das passiert ist oder daß in Spanien das Parlament gewählt wurde? Oder würde ich mir erzählen, daß der Solidaritätszuschlag möglicherweise abgeschafft wird?

Gleichzeitig frage ich mich, ob ich möchte, daß die Nachrichten so klingen wie die erste Seite einer Boulevardzeitung, um mal wieder den Bogen zum Anfang zu schließen. Möchte ich das? Möchte ich Schlagzeilen wie "Hier verschleudern die Geldsäcke ihre Kohle!" oder "Wir sind Papst!"? Nein, auch das nicht.

Die Auswahl der Meldungen ist sicherlich ein sehr wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Qualität, aber ich bin der Ansicht, daß ein Dreh hin zum Hörer ebenso wichtig ist wie die inhaltliche Richtigkeit ohne Wertung. Auch beim Privatfunk. Ein sehr hoher Anspruch, aber ohne fühle ich mich nicht wohl.
 
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Die einen informieren ihre Hörer lieber über die Entwicklung der Mobilfunktarife, gell :cool:, die anderen lenken den Blick über den Tellerrand.

Immer hübsch artig bleiben. Sonst kommt mal jemand auf die Idee, die Nachrichten eines Senders von den Hörern auf Akzeptanz testen zu lassen. Dann ist vielleicht ganz schnell Schluß mit Meldungen über Busunglücke in Somalia, über festgenommene Flüchtlinge in Indonesien und über ein Erdbeben in Afghanistan. Oder es ist halt Schluß mit dem netten Job in der Nachrichtenredaktion.
 
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Nette Idee! Genau das Ding für formatgeile Berater und Coaches. Da wir sowieso für jeden Hasenpups eine Statistik brauchen - warum nicht auch über die Akzeptanz von Nachrichteninhalten? Ich fürchte nur, dass war es dann endgültig für den Kampf um Information und wir lesen nur noch Käse wie Madonnas letzte Fußwaschung, das Neueste über den Filterwechsel in Jackos Sauerstoffmaske und die Jambahandybimmelcharts. Charivari scheint ja gerade eine Pionierrolle übernehmen zu wollen.
 
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Könntest du da bitte mal näher erläutern, wie du das meinst?
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Mit "Alleinvertretungsanspruch" / "Oldschooler" meinte ich eventuelles Ansinnen der Verfechter klassischen Nachrichtenaufbaus, dass alles boulevardeske inhaltlich nichts in Nachrichten zu suchen habe, sonst dürfe man es womöglich nicht "Nachrichten" nennen - also Alleinvertretung dieses Begriffs im Sinne von ""Nachrichten" sind nur, was die und die Inhalte hat"

Deine differenzierte Haltung und der Anspruch zum Thema ehrt Dich, dea! Ich bin ebenfalls der Meinung, dass jeder Sender seine Zielgruppe angemessen in der Form bedienen sollte, ohne sich allzu peinlich anzubiedern. Es ist freilich schwierig, kulturellen oder soziologischen Anspruch aufrechtzuerhalten, wenn man Hörer erreichen will, denen selbiger am A**** vorbei geht. Damit möchte ich keinesfalls eine Hörerbeschimpfung einleiten, denn es gibt da draußen genug auch einfache Menschen, die sehr wohl wissen, was Wert hat. Andererseits gibt es auch genug, die man intellektuell einfach überfordert, wenn man es z.B. sehr genau nimmt in der Darstellung.

Respekt für alle, die den Spagat zwischen Zielgruppenrelevanz, gesellschaftlichem Wert und angemessener Darstellung beherrschen. Für unseren Bereich (NRW) finde ich die Nachrichten der 1Live (WDR) Leute z.B. ganz ok.
 
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Ich fürchte nur, dass war es dann endgültig für den Kampf um Information und wir lesen nur noch Käse wie Madonnas letzte Fußwaschung, das Neueste über den Filterwechsel in Jackos Sauerstoffmaske und die Jambahandybimmelcharts.

Schlechter Troll-Versuch. Es gibt keine Zielgruppe, die sich ausschließlich für Madonna, Michael Jackson und Jamba interessiert.

Und selbst wenn: Sie verdienen die Nachrichten, für die sie sich interessieren.

Den Moralisten zu geben und zu sagen: "Aber Ihr müsst doch..." zieht nicht mehr. Man muß gar nichts. Nicht mal wissen, daß es Somalia gibt oder wo es liegt.
 
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Den Moralisten zu geben und zu sagen: "Aber Ihr müsst doch..." zieht nicht mehr. Man muß gar nichts. Nicht mal wissen, daß es Somalia gibt oder wo es liegt.
Ach ja? Interessant.... was zählt denn? Das reine ökonomische Prinzip der Hörerzahlenmaximierung in meiner Zielgruppe?
 
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Mit towa #50 diesmal vollkommen d'accord. Das Problem beginnt schon viel früher- was nehme ich überhaupt in die Nachrichten rein?
Interessiert den Hörer ein neuer Warlord in Somalia, eine neue Epidemie in Erithrea, die Wahlen in Indien, das Zugunglück in Usbekistan? (Mal abgsehen davon, daß die meisten sowieso das betreffende Land vergeblich auf der Karte suchen, die Geographiekenntnisse gerade der Deutschen sind ziemlich verheerend, nur noch übertroffen von denen der US-Bürger...).

Und wenn die Ausrichtung, passend zum on-air-design, eben boulevardesk ist, dann muß ich bei dem Sender zu den wirklich wichtigen 3-4 topnews auch noch ein-zwei aus der Berliner/Münchner Szene und der "Szene international" mit hinzu packen. Ist gar nicht so einfach, wie es aussieht.
(ich habe aber nicht gesagt, daß ich diese Art von news gut finde- oder ich scharf darauf bin, sie zu hören...).
 
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... dann muß ich bei dem Sender zu den wirklich wichtigen 3-4 topnews auch noch ein-zwei aus der Berliner/Münchner Szene und der "Szene international" mit hinzu packen.
OK. Ich schreibe...
und Du liest...
und zwar ALLES...
in 180 Sekunden, denn mehr Zeit hast du nicht!


Wäre ja noch schöner, dass wir für (Welt-) Nachrichten Zeit verschwenden.
 
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Tja, die einen suchen ein neues Avatar, die anderen die news....:D

Nochmal zur Klarstellung: Habe nicht gesagt, daß ich damit ganz persönlich zufriedengestellt wäre. Aber es gibt genug andere Ausweichmöglichkeiten, und um wirklich alles zu erfahren, schaue ich phoenix, tagesthemen, u.U. auch n-tv/n24 oder höre dlf,dlr,b5 aktuell (gut, daß es sie gibt).

Das (Nicht-) Eingehen auf Weltnachrichten wird auch von anderen Institutionen moniert. Es passiert viel mehr in der Welt, als wir glauben- und was auch irgendwie irgendwo uns betrifft.....
Festnahme Drogenbaron in Kolumbien, verlängerte Amtszeiten in Venezuela, neues Abkommen Mexico-USA usw usw.

Nur: Dann wären die news 10-12 min lang. Oder man müsste alles in 4-5 Worten abhandeln- beides ein Ding der Unmöglichkeit.

Auch wenn es mich nicht die Bohne interessiert, ob Britney das Sorgerecht wieder hat oder erneut heiratet (und ich auch finde, daß sowas nicht in die news reingehört, sondern eher als boulevardseke "Berichterstattung" im nachfolgenden Programm): Es sieht einfacher aus als es ist, aus dem allen einen maximal 3 Minuten-Nachrichten"block" zu basteln.

Nur würde ich bei solchen Sendern anregen, die "news" umzutaufen:
"Politik und Szene- das wichtigste kurz und knapp bei Charivari 95.5"

Hat nicht vorhin jemand versehentlich die Station nach Berlin verlegt?
 
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Da wurde uns als einziges Kriterium für die Nachrichtenauswahl und -gewichtung folgendes vorgegeben:"Was die 25-jährige Berlinerin wissen muss, um durch den Tag zu kommen." Noch Fragen?

in Verbindung mit

In unserer Redaktion liegt ein erdachtes "Profil" eines Hörers unseres Senders, so, wie ihn sich unser Programmchef ausgedacht hat ( bildungsfern, Bild-Zeitungsleser, katstrophengeil, DSDS und Junglecampseher, Fußballfreak, Couchpotatoe).


Tja, dann ist die Sendungs- und Nachrichtenlage doch klar:

Bundesliga - neueste Ergebnisse und Tipps zu den wichtigsten Prügelstadien der 4. und 5. Liga (30 Sek.)
Wo ist welcher Ramsch heute besonders billig - die Szenetipps. (15 Sek.)
Neueste Urteile aus deutschen Sozialgerichten (Schwerpunkt Hartz IV) - mit Download auf der Homepage des Senders. (30 Sek.)
Statt Autoverkehr gibt es Verspätungszeiten des Berliner Nahverkehr. (10 Sek.)
Statt Blitzer gibt es die längsten Wartezeiten in den Arbeitsagenturen der Berliner Regierungsbezirke / wahlweise Arge. (10 Sek.)

Und gleich (nach Werbung und die meistbeste Musik im 3-er Pack) im History-Check. Die taz wird 30 - wir klären Euch darüber auf was eine tägliche Zeitung in Papierform überhaupt ist und wo man auch heute noch so etwas bekommt. (das hat dann in Berlin Ortsbezug !) (45 Sek.)

Um halb kommt dann der Personality-Check:
1. Gerüchte um Britneys Brustweite - wir messen nach! (30 Sek. mit O-Ton des Chirurgen)
2. Obamas Hund - erste Flöhe im Fell entdeckt. (20 Sek.)

Gleich nach der Werbung und der meistbesten Musik im 3-Pack im Medizin-Check:
Wie spielt es sich mit einer falschen Niere / Liveinterview mit Mannschaftsarzt von Werder Bremen. (45 Sek.)




Aaargh - es wird so kommen - ich weiß es.....:rolleyes:
Viel Spass auf der nach unten offenen Niveauskala.
 
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Diesen Faden weiterspinnend und ihm auch was grundsätzliches zu schenken zitiere ich aus "ABC des Hörfunks" von Bernd-Peter Arnold, dem Kapitel 5Radiojournalistische Formen/Nachrichten, Seite 113:

"Die Nachrichten gehören gewiß zu dem Teil nahezu aller Hörfunkprogramme, der mit am häufigsten diskutiert und auch wissenschaftlich untersucht wird. Dabei wird eine sehr grundsätzliche Frage-wenn überhaupt-eher am Rande behandelt. Die Frage nämlich, welche Rolle den Nachrichten im Radio überhaupt zukommt:

Sollten Sie Ausdruck öffentlich-rechtlicher Informationskompetenz sein und erfüllen sie einen wesentlichen Teil des Programmauftrags? Wenn ja, dann muss sich die Frage anschließen, ob sie dieser Aufgabe wirklich noch gerecht werden, oder sind Nachrichten ein Teil der Vermarktungsstrategie privater Anbieter? Sind Nachrichten verkaufsfördend oder nur imagebildend? Sind Nachrichten nur noch ein formales Strukturelement eines Radioprogramms? Werden sie gesendet, weil Nachrichten eben "dazugehören"? Sind sie vielleicht eher Störfaktor in bestimmten Programmen, nach der Devise: Es ist besser man merkt gar nicht, dass Nachrichten laufen? Extreme Kürze, unjournalistische Themenauswahl, unterlegte Musik und Layoutspielereien sprechen hier eine beredte Sprache."

So, meine Freunde, ich Ende hier mal. :cool:

hier kann weitergelesen werden: ISBN 3-89699-261-5
Arnold schrieb das in den späten 90gern des letzten Jahrhunderts.

Ein frohes Wochenende wünscht
Ablauscher
 
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Sind Nachrichten verkaufsfördend oder nur imagebildend? Sind Nachrichten nur noch ein formales Strukturelement eines Radioprogramms?
Für Privatsender sind sie vor allem mal lästige Pflicht und Auflage der jeweiligen Landesmedienanstalt.

Der gute Herr Arndold hat in diesem Buch so einige Ansichten zusammengetragen, die ich persönlich für überholt und ewig-gestrig halte. Die Tatsache, daß er die von Gesetzes wegen bestehende Notwendigkeit für Nachrichten nicht erkannt hat, ist ein Beweis dafür. Arnold hier als Positivbeispiel aufzuführen, halte ich daher für fahrlässig.
 
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Der gute Herr Arndold hat in diesem Buch so einige Ansichten zusammengetragen, die ich persönlich für überholt und ewig-gestrig halte. Die Tatsache, daß er die von Gesetzes wegen bestehende Notwendigkeit für Nachrichten nicht erkannt hat, ist ein Beweis dafür.

Gesetze kann man ändern. Und dann:

Wenn ein Sender meint, sein Publikum würde keine Nachrichten benötigen... weg damit!

Warum nicht diese starre Fixierung auf die volle Stunde (oder 5 Minuten früher, wie manche Hirnlosen) aufheben und Informationen nur dann ins Programm einstreuen, wenn es wirklich wesentliche Informationen gibt? Das meiste Zeugs, was täglich durch den Ticker läuft, ist doch unerheblich und morgen schon wieder vergessen.
 
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towa
Wenn ein Sender meint, sein Publikum würde keine Nachrichten benötigen... weg damit!
Exakt. Lieber gar keine. Aber es wird medienrechtlich den privaten Stationen vorgeschrieben... Ich warte immer noch auf eine Station im Stil von "Caroline" (60ies, 80ies), die Musik und nur Musik ausstrahlt. (Obwohl Caroline selbst auch news hatte- und mal "gute" Musik vorausgesetzt, keine Minirotationsladungen).

ablauscher zitat des zitats...
"Werden sie gesendet, weil Nachrichten eben "dazugehören"? Sind sie vielleicht eher Störfaktor in bestimmten Programmen, nach der Devise: Es ist besser man merkt gar nicht, dass Nachrichten laufen? Extreme Kürze, unjournalistische Themenauswahl, unterlegte Musik und Layoutspielereien sprechen hier eine beredte Sprache."

towa:
Warum nicht diese starre Fixierung auf die volle Stunde (oder 5 Minuten früher, wie manche Hirnlosen) aufheben und Informationen nur dann ins Programm einstreuen, wenn es wirklich wesentliche Informationen gibt?

Auch meine Meinung, könnte durchaus mehr bringen. Nur die Beleidigung "Hirnlose" gefällt mir nicht (zielte wohl auf ffh). Dort sind news 5 Minuten vor top-of-the-hour wohlüberlegtes Kalkül. Aber das meintest Du sicherlich nicht...
Das sind sie in der Tat leider öfters....
 
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Ein Tip vorweg: Mit
Code:
QUOTE=radiovictoria01]
Text
/QUOTE]
erscheint das Zitat mit Namensnennung. Eckige Klammern am Anfang nicht vergessen. Läßt sich leichter lesen.

Ich bin auch der Meinung, daß die FFH-Nachrichten alles andere als sinnlos sind - solange man sie in Relation zu ihrem Programm und ihrer Zielgruppe sieht. FFH ist ein von der ersten Minute an sehr gut ausgerichtetes Unternehmen, das hervorragend auf den Markt reagiert. Ob man das im Einzelfall dann auch gut findet oder nicht, ist eine ganz andere Frage, die sich hier aber nicht stellt.

Es stellt sich leider auch nicht die Frage, ob Nachrichten um voll oder um fünf vor oder bei Bedarf kommen sollten. Ebensowenig läßt sich über die Gesetze streiten, die den privaten Sendern Nachrichten vorschreiben. Dieses Gesetz mit der Forderung nach Änderung zu entkräften, halte ich für naiv und realitätsfern. Es wäre personell auch nicht umsetzbar, denn um zu prüfen, ob und wann es tatsächlich "wesentliche Informationen" (wer legt das fest?) gibt, braucht man auch wieder Personal, das den ganzen Tag nichts anderes tut, als Ticker zu lesen und zu entscheiden, ob es "wesentliche Informationen" gibt und ob und wann man sie ins Programm nimmt. Ganz davon abgesehen, daß es auch in einer Sendestunde Programmplätze und bei den Hörern auch schlichtweg eine Hörgewohneheit und eine Erwartungshaltung gibt.
 
AW: Qualität von Nachrichten: ein Fallbeispiel

Das mit den Nachrichten zur vollen Stunde halte ich für sinnvoll, weil eine Art "Sendezeit-Norm" denjenigen, die nur mal ganz gezielt aktuelle Neuigkeiten hören wollen, einen verlässlichen Zeitpunkt vorgibt, an dem sie die auch auf allen Kanälen finden, ganz unabhängig von Zielgruppe, Relevanzfrage usw.

OK, wer unbedingt ausscheren will, um Individualität zu signalisieren (oder Hörer fangen, wenn bei den anderen Werbung läuft), mag das machen - aber n fester Zeitpunkt sollte es für die o.g. Hörer schon sein.

Freigabe von Sendestrecken ohne Nachrichten mag man diskutieren, da frage ich mich aber, ob UKW-Frequenzen, solange sie (noch?) knapp sind, unbedingt reinen Dudlern zur Verfügung stehen sollten. Im Netz, wo genug Platz ist, kann von mir aus Jeder - is ja auch satt vorhanden, mehr oder weniger reine Musikradios - aber bei knappen Resourcen sollte der Gehalt der Programme durchaus ein Thema sein.
 
AW: Qualität von Nachrichten: ein Fallbeispiel

Warum wird der private Radiomarkt eigentlich so oft mit dem in den USA verglichen? Hier gibt es eine ganz andere Radiogeschichte und -kultur. Und: Die Privatsender, das habe ich auch versucht Herrn Lemmer beizubringen, haben qua Lizenz den Auftrag, zur Meinungspluralität beizutragen. Meiner Meinung nach zurecht. Die Privatsender wurden nicht deshalb zugelassen, um uns einen Musikteppich zu bieten, sondern einen konkurierenden Radiomarkt zu den ÖR zu bilden. Und dann sollte doch bitte wenigstens der gemeinhin einzig verbliebene Wortblock nicht auch noch dem Automaten zum Opfer fallen dürfen. Zumal die Nachrichten ja sowieso sehr gern (billig) eingekauft werden.
 
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