Radio-Nachrichten: Ist ihre Zeit abgelaufen?

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Nicht irgendwo im Rundfunkstaatsvertrag? Ohne das jetzt genau zu wissen (wer liest schon ein solches Vertragsmonstrum zur Gänze) habe ich das jetzt mal vorausgesetzt, bin ich da jetzt etwa in die Falle getappt?
 
Wie wollt ihr denn einen "Grundversorgungsauftrag" definieren, wenn nicht eine Grundversorgung mit Informationen über das Geschehen in Deutschland und der Welt darin enthalten ist?
Oder umgekehrt: Glaubt jemand im Ernst, ÖR käme damit durch, wenn es hieße, Informationen gehörten nicht mehr zur Grundversorgung?
 
Nein. Sonst würde die ARD nicht z.B. Millionen und Abermillionen auf den Tisch legen, um wenigstens Olympia (Winter und Sommer) sowie Fußball- WM und EM zeigen zu können. Diese Großereignisse gehören zum selbstdefinierten Grundversorgungsauftrag, und daran kommt man nicht vorbei.
 
@westsound + Inselkobi

beide Antworten sind polemisch.
Klar kann ich die Pervertierung des Grundversorgungsgedankens anhand einer maßlos überteuerten Sportberichterstattung aufzeigen;
ebenso kann ich die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit anprangern.
Aber das entbindet mich nicht von der Aufgabe, die Kernfrage zu beantworten: Ist Information über das politische, kulturelle, wirtschaftliche und sportliche Geschehen (Deutschlands und der Welt) Bestandteil des Grundversorgungsauftrages, ja oder nein.
Wenn jemand mit "nein" antwortet, dann ist das gleichzusetzen mit einer Generalabsage an das öffentlich-rechtliche System. Oder was sollte Grundversorgung dann noch sein? Grundversorgung mit Gedudel? Mit Hitparaden? Mit Gewinnspielen? Mit endlos in die Länge gezogenen Wetteransagen?
 
Im Fernsehen mit Kochshows, der Hitparade und Hitlerdokus und im Radio Wettgeeifer mit den Privatfunkern um die Hörergunst.
Du hast es also richtig erkannt:
Grundversorgung mit Gedudel? Mit Hitparaden? Mit Gewinnspielen? Mit endlos in die Länge gezogenen Wetteransagen?
Es fehlen nur noch die Flitzerblitzer, denn die Staumelder gibt's ja, nebst den Grillpartys und Einladungen zum Eisessen, schon seit Jahren.
 
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Schade, dass hier so viel juristisch und so wenig handwerklich diskutiert wird.

Unabhängig davon, ob man Nachrichten machen muss, wäre es doch denkbar, einfach GUTE Nachrichten zu machen, und das heißt ja zunächst nur: verständliches, informatives Radio zu aktuellen Themen. Und eben vielleicht in neuer Form.

Die Beispiele aus den USA (überwiegend von NPR) könnten doch durchaus Anregung sein. Viele davon sind alles andere als oberflächlich. Im Gegenteil: sie versuchen abstraktes konkret zu erzählen. In handfeste Beispiele zu übersetzen. Das Leben zur Grundlage von Nachrichten zu machen.

Das ist nicht per se niveaulos. Das ist einfach anders und entspricht oft dem, was moderne Verständlichkeitsforschung längst herausgefunden hat: dass Konkretes besser hängen bleibt als Abstraktes.

Und natürlich sind radiophon gestaltete Stücke mit Geräuschen, O-Ton, Musik attraktiver fürs Ohr - was spricht also dagegen, sie auch in den Nachrichten einzusetzen?

Kurzum: welche anderen, modernen Zugänge, Formen, Erzählweisen gibt's denn? Was könnte, sollte, müsste man mal....? Gibt es wirklich nur ein: "weiter so wie bisher" oder "weg damit"? Halte das für zu kurz gedacht.
 
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Ich wiederhole: Macht erst einmal die Nachrichten richtig, dann erübrigt sich das Suchen nach "neuen Formen".
Und zweitens: Nicht die Zeit der Radio-Nachrichten ist abgelaufen, viel eher ist die Zeit des Radios insgesamt abgelaufen. Was es aber noch retten könnte, das wären handwerklich solide, gut gemachte Nachrichten. Daran mangelt es zunehmend.
 
Eigentlich läßt sich zu dem eingangs diskutierten Artikel nur eine Gegenfrage stellen: Die immer gleichen Nachrichten nerven, aber die immer gleiche Musik nicht? Das sollte der Profi mal erklären.
 
Nochmal zur Schwiesau-Diskussion: Sein Projekt finde ich hochinteressant. Unter anderem auch deswegen, weil Schwiesau ebenso die klassische Form der Nachrichten-"Herstellung" beherrscht und unterrichtet (meist mit Ines Bose zusammen bei der ARD-ZDF-Medienakademie). Einem solchen Journalisten nehme ich auch ab, wenn er über das Medium spekuliert und seinen Blick in eine mögliche Zukunft richtet. Schwiesau ist unter anderem das Großprojekt "Nachrichtenarche" zu verdanken, bei dem jeweils an einem bestimmten Stichtag im Jahr die Manuskripte der Nachrichten der großen Sender gesammelt und zur aktuellen bzw. zukünftigen Auswertung in einer "Arche" bereit gehalten werden. Eine Auswertung erfolgt allerdings nicht nur im inhaltlichen Sinn, sondern auch unter der Fragestelltung, wie sich Nachrichten im Lauf der Jahre und Jahrzehnte verändern.
Wenn allerdings eine pseudojournalisitsche Knallcharge meint, ohne eigenes klassisches Fundament über Nachrichtenformen wild drauf los spekulieren zu können und das dann noch für das kommende Nonplusultra hält (Leadsatz hinten, vorne Mitschnitt des ersten Schreis eines neugeborenen Pandabären), dann... (Onkel hyperventiliert und kippt vom Stuhl...)
 
Meine vollste Zustimmung zu Beitrag #94. Meiner Meinung nach sollten sich die Radiomacher aber auch einmal über die etwas gezieltere Einsetzung von O-Tönen in den Nachrichten Gedanken machen. Es muss doch nicht sein, dass ich in fünf Minuten zwischen einem Hauptpräsentator und vier oder fünf Korrespondenten hin- und hergehetzt werde.
Ich habe ja überhaupt nichts dagegen, wenn man in den Lokalnachrichten den Polizeisprecher zum Unfallhergang oder den Bürgermeister zu irgendeiner kommunalpolitischen Angelegenheit zu Wort kommen lässt. Aber wer jetzt wieder was zur Edathy-Affäre gesagt hat, das kann anstatt dem Hauptstadtkorrespondent doch auch der Nachrichtensprecher verlesen. Es würde viele Nachrichtensendungen meiner Ansicht nach etwas entspannen, würde hierauf etwas mehr Rücksicht gelegt.

Und natürlich sind radiophon gestaltete Stücke mit Geräuschen, O-Ton, Musik attraktiver fürs Ohr - was spricht also dagegen, sie auch in den Nachrichten einzusetzen?
Die gehören meiner Meinung nach als längere Wortbeiträge ins laufende Programm und sind dort sehr schön anzuhören, wenn gut gemacht! Aber müssen Nachrichten wirklich ebenfalls so kunstvoll aufgeladen werden? Ist ihre Aufgabe nicht eher die nüchterne Information?

die regelmäßige Aufzählung der Autobahnen und Bundesstraßen (besser bekannt unter "Verkehrsservice")
finde ich hingegen gar nicht so überflüssig, sofern der Verkehrsfunk verständlich und informativ dargeboten werden und nicht nur als Kompetenzvorgaukelei des Radiosenders dienen sollen (wo die Flitzer-Blitzer wieder ins Spiel kämen!).
 
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müssen Nachrichten wirklich ebenfalls so kunstvoll aufgeladen werden? Ist ihre Aufgabe nicht eher die nüchterne Information?

Das genau ist die Frage!
Und die hat es in sich: Denn was bringt uns das ganze nachrichtlich schlanke Knäckebrot pur, wenn die Hörer lieber dick Belag drauf haben?

Geht es nicht in erster Linie darum, Nachrichten gut hörbar und verständlich rüberzubringen? So eben, dass sie den Hörer schmecken und sich nicht am schön gestalteten Häppchen-Nachrichtenbüffet nebenan bedienen? Und gehört zur guten Hörbarkeit nicht auch ein gewisser Gestaltungswille?

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Viele der Beispiele, die transom.org hier aufgelistet hat, sind doch alles andere als schlecht gemachte Nachrichten.

Die Nachrichtenminute zum Beispiel, die erklärt, was genau es bedeutet, wenn Unternehmen wieder mehr einkaufen:
http://transom.org/wp/wp-content/uploads/2012/06/Zoe-Chace-Factory-Orders-spot.mp3

Oder der Einspieler, der das Problem "Gefahren für Fußgänger" mit O-Tönen und Musik plastisch macht.
http://transom.org/wp/wp-content/uploads/2012/06/Phyllis-Fletcher-Pedestrian-Rage-spot.mp3
Ist er nicht ein deutlich interessanterer Hinhörer als ein Nullachtfünfzehn-Zehnzeilen-Aufsager von der Pressekonferenz?

Auch der Einspieler, der erklärt, welche Auswirkungen ein Ölunfall auf die Shrimp-Preise hat:
http://transom.org/wp/wp-content/uploads/2012/06/Gregory-Warner-Shrimp-Prices.mp3
Er liefert so viel Info. Er ist packend. Warum nicht auch in de Nachrichten?

Ich jedenfalls habe nicht den Eindruck, dass all die Macher von NPR und den anderen amerikanischen Hörfunkern, die transom.org vorstellt,
pseudojournalisitsche Knallcharge[n]
sind, nur weil sie sich möglicherweise mal trauen, eine Nachrichte mit dem
Schrei(...) eines neugeborenen Pandabären
zu beginnen.

Oder anders ausgedrückt:
Ich habe den Eindruck, niemand hier hat sich die Beispiele angehört. Oder haltet Ihr die wirklich alle für absolute DONTs?
 
Nachdem ich Anfang Januar einen Termin in den USA hatte und doch überrascht war dass es fast keinen kommerziellen Sender mehr gab der Nachrichten sendete (damals gab es ja noch AP News etc.), frage ich mich eher: Brauchen wir überhaupt noch Nachrichten? Oder besser: Wäre es nicht besser Nachrichten auf einen Subchannel (z.B. Internet) auszulagern? In den USA haben die großen Networks solche Subchannel, entweder noch auf Mittelwelle oder auch schon im Netz.
 
Gegenstromanlage schrieb:
Brauchen wir überhaupt noch Nachrichten? Oder besser: Wäre es nicht besser Nachrichten auf einen Subchannel (z.B. Internet) auszulagern?

Solche Nachrichten, wie wir sie derzeit haben, brauchen wir perspektivisch nicht, weil da in der Tat das Internet mehr leistet. Darum ist es ja gerade so wichtig, dass Radionachrichten zurückkehren zum Kern ihrer Aufgabe (die lautet nämlich nicht, zu unterhalten und das Wegzappen zu verhindern, möglichst kurz zu sein und möglichst nichts zu kosten).
 
Mein Fazit: Mich reißen alle der drei Testsendungen nicht sonderlich vom Hocker. Es kennzeichnen sich alle durch einen gewissen Plauderstil, obschon nur bei Testsendung 1 als Idee dahinter geschrieben steht:
Einfache Sprache. Alltäglich. Weg vom Behördendeutsch.

Aber der Reihe nach. Nehmen wir mal die einzelnen Grundsätze auseinander, die sich hinter den entstandenen Nachrichtenformaten verbergen bzw. verbergen sollen (nachzulesen alles unter dem Link einen Beitrag weiter oben):

Testsendung 1:

Nachrichten als Setzbaukasten – kleinteilig, mit verschiedenen Formen, modular.
Kann man machen, beim Kollegengespräch zur neuen Internet-Betrugsmasche übertreibt man diese Idee meiner Meinung nach allerdings deutlich. In einem anständigen Radiointerview tauchen nur einen Satz umfassende Antworten lediglich dann auf, wenn entweder der Fragende nur geschlossene oder anderweitig dumme Fragen stellt oder der Befragte einen schlechten Tag hat und daher mürrisch und lustlos rüberkommt. Wirkt hier nicht authentisch, sondern eher gekünstelt und neu zusammengeflickt als aus einem Guss.

Vorbild u.a.: Die 5W von NowThisNews.
Wird schon so sein, ich habe mir das Vorbild jetzt noch nicht zu Gemüte geführt.

Einzelne Elemente sollen auch in sozialen Netzwerken teilbar sein.
Wirklich nur einzelne Elemente? Ich habe beim Anhören eine Art Omnipräsenz der sozialen Netzwerke empfunden. Und wenn nicht Facebook oder Twitter, dann wird eben auf die eigene Internetseite hingewiesen. Dies schwächt im Übrigen wieder den Internet-Betrugsbeitrag, da nach der ganzen Vorgeschichte der Hörer nicht erfährt, wie er sich vor dieser Masche erfolgreich schützen kann.

Einzelne Elemente sollen auch anderswo im Programm wieder einsetzbar sein.
An den Nachrichten lässt sich dies selbstverständlich nicht festmachen. Diese Grundsatzidee bedeutet für mich hingegen nicht, dass im Einstieg dieselben O-Töne verwendet werden, die auch später noch einmal in den Meldungen auftauchen. Politiker/innen reden doch viel, wenn der Tag lang ist. An O-Ton-Mangel leiden wir hier doch ganz gewiss nicht!

Einfache Sprache. Alltäglich. Weg vom Behördendeutsch.
Abgesehen davon, dass ich Plauder- oder Quasselnachrichten überhaupt nicht ausstehen kann und stattdessen Meldungen in "Behördendeutsch" (wenn man das wirklich so nennen kann) bevorzuge, stellt sich mir folgende Frage: Was soll an dieser Idee denn bitte so grundlegend neu und zukunftsträchtig sein? Vorwiegend bei Privatprogrammen finden sich Nachrichten solcher Art nämlich von Aachen bis Frankfurt/Oder und von Garmisch bis Flenzburg.

Weg vom offiziellen Blickwinkel. So persönlich wie möglich. Mit Menschen als Protagonisten.
Wenn man dabei darauf achtet, dass der eigentliche Informationswert nicht verloren geht, kann man das tun.

Motto: MenschenTöneAtmosphäre
Gerade das mit der Atmosphäre ist mir in der letzten Meldung aufgestoßen. Hierbei geht es mir in erster Linie jetzt gar nicht um den Nachrichtenwert des Seminars in Magdeburg, sondern um die Aufbereitung. Wenn ich Nachrichten anhöre, möchte ich dabei "informiert" und nicht "unterhalten" werden. Die generelle Idee hinter diesem Klangexperiment ist schon gelungen. Aber so etwas brauche jedenfalls ich nicht in einer Nachrichtensendung, das gehört als Illustration ins laufende Programm. Oder sollen solche Maßnahmen etwa der nächste Einfall rat- und hoffnungsloser Programmverantwortlicher sein, die Angst haben, dass ihre Hörer nach 1.30 Minuten Wort wegschalten?

Testsendung 2:

Nachrichten für Leute, die die eigentlichen News schon kennen (via Smartphone+Netz)
Interessanter Gedanke. Aber rechtfertigt dies den relativ ausführlichen Selfie-Bericht am Schluss?

Die Sendung muss über die einfachen Fakten hinausgehen – mit Sound, Klang, weiterführenden Fragen.
Von Klang und Sound merke ich hier nicht sehr viel, aber das ist so auch gut! In vorliegendem Beispiel macht auch die Hörerinteraktion mal Sinn. Aber wieder meine Frage: Kommt eine Hörerfrage mit Name, Wohnort etc. wirklich in die Nachrichtensendung? Ferner bewerte ich negativ, dass im Rentenbericht nur schnell auf die Internetseite des Senders hingewiesen wurde anstatt direkt über den Äther entsprechende Informationen zu schicken.


Nachrichten, die betreffen.
Betrifft mich eine neue Weltkarte mit gut 36.000 Selbstporträts? Und obgleich mich der Ukraine-Konflikt jetzt vielleicht nicht direkt betrifft, darf ich ihn doch dennoch nicht außer Acht lassen!

„Wir wollen den Hörer aus seiner Beiläufigkeit reißen.“
Ein hoch gestecktes Ziel, wie ich finde! Aber warum denn bitte nicht?

„News zum Mitmachen“: Der Hörer soll die Chance auf Interaktion haben.
Dieser Gedanke kam gut rüber, der Informationswert wurde aber dennoch erhalten.

Die Nachrichten sollen auch unterhalten.
Nicht so ganz meine Meinung. Aber wenigstens weiß ich nun, aus welchen Beweggründen es die Selfie-Weltkarte in das Nachrichtenformat geschafft hat.

Testsendung 3:

Mehr Gespräch in den Nachrichten.
Wie? Noch mehr Gespräch?!
Sehr positiv möchte ich hier jedoch das Kollegengespräch zum Rententhema hervorheben: Hier schafft es der Redakteur bzw. Experte wirklich, viel Information rüberzubringen und nicht so viel Wind um wenig Inhalt zu machen.

Nicht nur Themen „melden“, die den klassischen Nachrichtenwerten entsprechen
Hiermit ist vermutlich die relativ groß aufgezogene Beckenbauer-Äußerung gemeint. Dass man den Rest deshalb (bis auf die Rentengeschichte) jedoch in Kurznachrichten packen muss, halte ich für unangemessen. Lasst Euch stattdessen doch einfach etwas mehr Zeit für Eure Nachrichtensendung!

Mindestens ein Streitthema – eines, das auch in der Redaktion umstritten ist.
Auch ein interessanter Gedanke, wurde wiederum mit der Beckenbauer-WM-Geschichte ja auch sinnvoll eingebracht.

Metaebene mitkommunizieren: Warum machen wir was wir machen?
Dies habe ich bis auf die Beschreibung des Redaktionsdisputs zur Beckenbauer-Äußerung nicht sosehr wahrgenommen. Allerdings habe ich auch keine Ahnung, wie man das ansonsten am besten vermitteln sollte.

„Wir-Nachrichten“ nah am Hörer.
Diese Grundidee ist begrüßenswert, umgesetzt sehe ich sie vor allem wieder durch das Rentengespräch. Es stellt sich nun jedoch die Frage, ob es wirklich ausreichend ist, die Nachrichtensendung neben einem Block an Kurzmeldungen an zwei Grundthemen festzumachen. Dies fände ich ausbaufähig!

Abschließend:

Müssen wir die Nachrichten wirklich neu erfinden? Würden wir es hierdurch wirklich schaffen, jene Hörer, die bei Nachrichten im Hörfunk momentan weghören oder gar -schalten für dieses Informationsformat zu begeistern? Und würden wir, hätten wir dies dann einmal erreicht, nicht vielleicht auch all jene Fans der klassischen Sprechernachrichten (inkl. mich) vergraulen, die ruhig vorgetragene, kompetente und hintergründig aufbereitete Meldungen Klangeffekten, ständigen Facebook-Aufrufen und einem Hin- und Hergeschupse zwischen O-Tönen und Kurzeinspielungen von Korrespondenten, Reportern etc. im Plauderton vorziehen?
 
Das Ganze mutet schon merkwürdig an. Selbstverständlich bergen diese Tests auch viel Richtiges. Übrigens auch viele Binsenweisheiten des Nachrichtenhanderks. "Kein Behördendeutsch" Holla, was ist denn daran neu? "Einfache, klare Sprache" Was für eine Innovation!Metaebene kommunizieren! Schon immer war es Aufgabe eines Nachrichtenredakteurs, die Relevanz seiner Nachrichten aufzuzeigen. Hier wird also keineswegs das Rad neu erfunden.
Wenn ich aber sehe, wie aus den Nachrichten Programmoptimierungselemente werden sollen - möglichst multifunktional einsetzbar, auch in den Netzwerken und mit Animation zum "Mitmachen", dann muss ich sagen, hier sind Hampelmänner dabei, den Nachrichten ihren letzten Kern an Relevanz auch noch wegzunehmen.
Die Eingangsfrage dieses Threads lautete: Nachrichten - ist ihre Zeit abgelaufen? Sie läuft insofern immer mehr ab, als dass für echte Nachrichten immer weniger Zeit in den Programmen zur Verfügung steht. Früher mal sechs bis sieben Minuten, dann unter fünf, heute unter drei. Und komplette Nachrichtenstunden gibt es schon lange nicht mehr.
Gebt den Nachrichten erste einmal wieder mehr Zeit, dann lösen sich viele Akzeptanz- und Relevanzprobleme von alleine.
 
"Weiter Radio-Nachrichten?" - Klares "JA!": "Kinder und Tiere gehen immer!" - Privatfunker haben mit: "News, Sport und Wetter!" eine Bank. ÖR passt sich den Privaten an, versucht einen Spagat zwischen Grundversorgung, Volksverdummung und Kommerz. Nach der Umwidmung der GEZ-Zwangs-Gebühr zur Zwangs-Haushaltsabgabe ist die Abzocke noch dreister. Auch wenn das BVerfG und die KEF diese Abzocke legitimieren. Das Gebührenprivileg der ÖR bröckelt. Was fehlt, ist eine klare Definition des ö.-r. Programmauftrags: "Grundversorgung!". ...
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"Wir werden hören!" - "So, wie es ist, kann es nicht bleiben!"
 
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