Radio Neckarburg: Eigene UKW-Sender

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Aus der Infosat:

Radio Neckarburg: Eigene UKW-Sender

Der Ex-Monopolist Deutsche Telekom AG (T-Systems) vermietet auch UKW-Sender, andere Hörfunksender sowie Fernsehsender analog und digital. Wie INFOSAT bereits häufiger berichtete, sind die DT AG Telekom Tarife für solche Sender relativ hoch im Vergleich zu Sendermieten in anderen Länder wie Frankreich und Großbritannien. Radio Energy aus Frankreich betreibt in den Ländern, wo dies geht, seine UKW-Sender in Eigenregie. Das ist viel billiger als UKW-Sender in Deutschland bei der Telekom anzumieten.

Es ist aber so, dass aufgrund verschiedener Konstellationen der Ex-Monopolist DT AG Telekom quasi in weiten Bereichen immer noch ein Senderbetreibungsmonopol inne hält. Hier sollte die Regulierungsbehörde RegTP rasch reagieren und dafür sorgen, dass auch Programmbetreiber selbst ihre Sender aufbauen können.

Bekanntlich darb der Privatfunk und nach zwei Jahren Werbeflaute gibt es häufig leerere Kassen bei gleichzeitig höheren GEMA und GVL Kosten und auch wohl gestiegenen Senderkosten durch die Telekom. Gerd Kieninger, Chef des baden-württembergischen Radio Neckarburg, will jetzt offensichtlich den Senderstecker ziehen. Als erster deutscher Privatsender soll er jetzt den Vertrag mit der DT AG Telekom für seine vier UKW-Sendeanlagen gekündigt haben. Kieninger plant den Betrieb baldmöglichst selbst in die Hand zu nehmen. Er meint, dass dies die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in der Tat möglich machen sollte. Die Hälfte der Sendebetriebskosten will Kieninger insgesamt mindestens einsparen. Bei seinem Sender machen die Senderbetriebskosten immerhin 25 % der Gesamtkosten aus. Da in Baden-Württemberg Programmanbieter nicht gleichzeitig auch Netzeigner sein dürfen, wurde eigens die UKW-Versorgung Schwarzwald-Baar gegründet. Kieninger will Sender und Antennen bei Telefunken und Kathrein bestellen. Natürlich kann er für seine Sender die vorhanden Telekom-Masten nicht nutzen. Die Telekom verpachtet die Antennenanlagen nicht separat. Kieninger fand aber zwischenzeitlich gute Ersatzstandorte und anstelle von Fernmeldetürmen werden seine Sendungen möglicherweise bald von Windrädern und Mobilfunktürmen ausgestrahlt. Kieninger sei zu wünschen, dass er seine Pläne auch durchsetzen kann.

Auch hier lassen wieder die Themen DVB-T und DAB grüßen. Gegenüber den DAB und DVB-T Sendekosten in England sind die Mietkosten, die die Deutsche Telekom AG dafür verlangt, enorm hoch und dies führt dazu, dass sich DAB trotz mehreren hundert Millionen Euro Subventionen in der Vergangenheit nicht so recht vom Fleck bewegt hat. Auch die DVB-T Ausstrahlungen werden durch die Deutsche Telekom AG teuerer als notwendig gemacht, wie das Beispiel Großbritannien eindeutig zeigt. Die Deutsche Telekom AG sollte im eigenen Interesse ihre Tarifpolitik für Senderanlagen neu strukturieren, denn mittel- und langfristig gesehen verhindern zu hohe Mietkosten den weiteren Ausbau der terrestrischen Rundfunkversorgung.
 
Übrigens soll ab Mai der neue "Ersatz"-Sender für Rottweil zum Einsatz kommen. Innerhalb eines Jahres sollen auch die anderen Sender starten. Angeblich soll auf diesem Wege auch gleich der Empfang von Radio Neckarburg in der Region besser werden. Big FM soll auch schon Interesse gezeigt haben, von einem neuen "Schwarzwald-Baar"-Sender zu funken.
 
Gerade gehört, dass sich die Umstellung des Rottweiler Senders um ein Jahr verschiebt. Ein paar juristische Fragen sind noch offen, schliesslich passiert so was zum ersten Mal. Aber die Technik steht....
 
Von wegen erster Sender in Deutschland..
Das Uniradio Q 90.9 in Münster bspw. sendet schon seit Jahren ohne die Telekom. Es gibt aber bisher nur wenige Firmen/Anbieter, die bei der RegTP die Lizenz zum Betreiben von UKW-Sendern erhalten haben.
 
Hallo,

die Sache ist gar nicht so schwer, hat aber auch einige Haken:

Zum Betrieb wird von der RegTP die gleiche Lizenzklasse (3) benötigt, die auch zum Betrieb eigener Leitungsnetze benötigt wird (sofern sie über öffentlichen Grund gehen, was eigentlich immer der Fall ist). Somit kommen für den Betrieb viele Lizenznehmer in Frage: Arcor, Colt, KPN, Versatel, Tiscali, und und und. Es gibt dabei auch viele kleine Lizenznehmer, die nicht das ganze Bundesgebiet als Lizenz besitzen. Die Unternehmen kann man auf der Homepage der RegTP einsehen. Fast alle diese sehen im Betrieb von UKW Sendern aber keinen Geschäftszweig und lehnen Anfragen ab.
Wenn man diese Lizenz nicht besitzt und trotzdem ausschließlich UKW-Sender betreiben will, kann man diese Lizenz auch in "abgespeckter" Form erwerben. Diese Lizenz kostet in beiden Varianten in erster Linie Geld und ist auch von fachlichem Personal und Ausstattung abhängig.

Probleme macht in erster Linie die Standortsuche. Meist sind die alten Sender auf Telekomtürmen geplant, diese müssen dann, mit Hilfe der zuständigen Medienanstalten, umkoordiniert werden. Das ist sehr zeitaufwendiges und umständliches Verfahren mit internationalen Einspruchsmöglichkeiten.

Ein zweites Problem ist die Frequenzzuteilung der RegTP. Diese ist bei einer bereits betriebenen Frequenz auf die Telekom ausgestellt und ganz unabhängig von den Landesmedienanstalten. Der Fall ist juristisch noch nicht eindeutig, ob die Telekom die Frequenzzuteilung zurückgeben muß, wenn der Kunde den Auftrag für den Senderbetrieb zurückzieht. Deshalb ist es normal auch nicht möglich eine bestehende Frequenz natlos zu einem anderen Betreiber umzuziehen. Es ist wohl eine juristische Gradwanderung, die der Gesetzgeber hier hinterlassen hat.

Markus
 
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