Inzwischen bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich mir im Hinblick auf UKW keinerlei Besserung mehr erhoffe, denn auch dort, wo der Markt nicht ganz so abgeschottet ist wie in NRW, ist es mit der Vielfalt nicht weit her, z.B. im benachbarten Rheinland-Pfalz:
RPR1, SWR 3, die Radio-Group-Programme und inzwischen sogar RTL Radio machen von der musikalischen Ausrichtung her ein nahezu identisches Programm.
Auf SWR 1 laufen genauso wie auf WDR 4 den ganzen Tag lang dieselben abgenudelten Oldies, die jeder in- und auswendig kennt.
Big FM und Das Ding bedienen die Jugendradiosparte und sind sich ebenfalls recht ähnlich.
Die einzige halbwegs brauchbare Alternative ist Rockland Radio; - ziemlich wenig, oder?
Das Rundfunksystem in NRW ist zwar Mist, aber wenigstens können diejenigen, die dort beschäftigt sind, ihre Familien ernähren, was mit Volontärsgehältern nicht funktioniert.
Kurzum: Inhaltliche Vielfalt ist nicht mit zahlenmäßiger Vielfalt gleichzusetzen.
Ich stelle mir die Frage, inwieweit Vielfalt auf UKW überhaupt noch realisierbar ist, denn die Tendenz zum Dudelfunk gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, bspw. in Belgien.
Um inhaltliche Vielfalt zu schaffen, bedarf es komplett neuer Vermarktungsmodelle.
So etwas geht nicht mit UKW, wo ein einzelner privater Programmanbieter nicht nur gezwungen ist, die eigenen Mitarbeiter zu entlohnen, sondern auch noch einen Monopolisten für die Verbreitung bezahlen muss, der unlängst sogar noch eine Preiserhöhung angekündigt hat.
Der Kostendruck ist dabei viel zu hoch, daher stürzen sich alle Veranstalter auf die gewinnträchtigsten Formate.
In so einem System entsteht inhaltliche Vielfalt nur, wenn in den Hauptformaten nichts mehr abzugreifen ist, dann erst werden interessante Nischenformate belegt und genau da liegt die Krux.
Das ganze Elend fing mit der anglo-amerikanischen Geräuschmusik an. Seitdem geht es mit der Deutschen Musikkultur bergab. Das ist wirklich traurig...
Nicht nur mit der deutschen, sondern mit der gesamten westlichen.
Und das übrigens bereits in den frühen neunziger Jahren, noch vor der Verbreitung des Internets (insofern man YouTube und die ganzen Gratis-Downloader nicht dafür verantwortlich machen kann). Die Musikindustrie hat sich selbst ihr eigenes Grab geschaufelt. Es ist überhaupt nicht verwunderlich, wenn vor diesem Hintergrund ein Konzern wie EMI pleite geht: Wer aufhört, Qualität zu liefern, kann vielleicht noch eine kurze Zeit lang weiterbestehen, aber irgendwann ist der Ofen aus. Für den Rundfunk gilt meiner Einschätzung nach genau das gleiche.
Wenn du heute eine Sendung oder gar ein komplettes Programm musikalisch gestalten willst, ist das ein Riesenproblem, denn viele der Stücke sind auf einem derart niedrigen qualitativen Niveau, dass du sie gar nicht mehr zusammen mit Songs aus den Siebzigern und Achtzigern bringen kannst.
Bei mir ist es inzwischen so, dass wenn ich einen ansprechenden Titel aus beiden genannten Dekaden höre und auf einmal etwas Modernes läuft, dies für mich einen Umschaltfaktor darstellt. In den heutigen Charts klingen fast alle Titel gleich langweilig.
Dieses Thema sollte allerdings in einem anderen Thread näher erörtert werden.