Radioüberangebot in Deutschland?

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AW: Radioüberangebot in Deutschland?

Sehen wir es mal unternehmerisch: Jeder hat in Deutschland die Möglichkeit, eine Boutique, einen Buchladen, eine Computerfirma etc. aufzumachen. Der Markt regelt, wer überlebt und wer wieder dicht machen muss. Aber alle haben im Prinzip die gleiche Chance.

Im Rundfunk sieht es anders aus. Da haben manche die fetten Frequenzen, oder gleich mehrere Frequenzen, andere nur Hungerleiderfrequenzen, mit denen sie nie auf einen grünen Zweig kommen.

Und die mit den besten Frequenzen sind gleichzeitig auch die, die immer neue Programme, Programmbedürfnisse und damit weitere Frequenzbelegungen generieren. Hier starten die Wettbewerbsteilnehmer mit gravierenden Wettbewerbsunterschieden, meines Erachtens müsste hier der Hebel angesetzt werden, um ind er hiesigen Rundfunklandschaft mal kräftig auszumisten.
 
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Ja, z.B. Antenne Bayern. In jedem Loch müssen die neue Frequenzen aufmachen. Anstelle diese anderweitig zu vergeben.
 
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- mal ehrlich - wer kauft sich schon einen Tonträger, wenn er/sie die Musik jeden Tag im Radio vorgesetzt bekommt?

Ich - und zwar fast nur, was nicht im Radio läuft..... z.B. ... :rolleyes: ..... aber mal zum eigentlichen Thema:

Mehr "Qualität" bei weniger Angebot ? Zuerst ne Frage: Was ist denn "Qualität" ? .... bitte nicht verwechseln mit kulturellem oder intellektuellem Anspruch.
Wenn ein Breitwand-Dudelsender den Nebenbei-Laufenlassen-Hörer in großer Anzahl erreicht, ist auch das Beweis für Qualitätsarbeit, weil das gesteckte Ziel erfolgreich erreicht wird, und offenkundig gibt es den entsprechenden Hörern auch etwas, sonst nutzten sie diesen Dudelkanal nicht.

Und beim Reduzieren des Angebotes stellt sich mir die Frage, wer denn bitteschön verzichtet und wer darüber bestimmt. Unser duales Rundfunksystem erweist sich bei jedweder Inhaltsdiskussion als klassische eben nicht Eier legende Wollmilchsau, weil widersprüchliche Interessen und Zielsetzungen in einem Pott kochen:
Die Öffis sehen sich als Verteidiger des Kultur oder Bildungsauftrages, müssen sich aber gleichzeitig in Gestalt einer Quote rechtfertigen, weil sonst der gemeine Gebührenzahler aufschreit, ihn interessiere dieser Studienratsfunk nicht die Bohne und dafür möge er keine Zwangsabgabe leisten. Durch zusätzliche private Angebote, die dem Volk nach allen Marketingregeln brav füttern, wonach es verlangt, jedenfalls statistisch mehrheitlich, steigt dieser Druck noch. Egal, welchen Kurs ein Öffi also anschlägt, es kann nicht passen.
Die Privaten stehen klar unter dem direkten Druck der Quote, weil die Werbegelder direkt danach berechnet werden, also eine Systemfrage. Die Nischen sind von den Öffis besetzt, da klaut man keine werberelevanten Hörerzahlen.
Mir würden die Öffis alleine reichen, ergänzt durch die Möglichkeit, ein paar Frequenzen für kulturell ausgerichtete Nicht-Kommerzielle Angebote in jedem Bundesland freizuhalten, damit Nischen aus der Bevölkerung heraus angestossen werden können. Das freilich unter professioneller Führung, was das Handwerkliche angeht.
Die wirtschaftliche Gewinnerzielungsabsicht mit Massenmedien (Radio/Fernsehn) halte ich für eine gesellschaftliche nicht zielführende Idee, da ginge es für meinen Geschmack ganz ohne, aber wie gesagt, das ist eine individuelle Position. Rundfunk ist für mich Kulturgut im weitesten Sinne (auch Subkultur..;) ), nicht Wirtschaftsgut; da gehört er nicht hin.....
 
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@Funkgeist: Deiner sachlich-fundierten Analyse kann ich nur hunderprozentig beipflichten!

Allerdings kommst du meines Erachtens zu einem falschen Schluß, denn wenn der Erfolg der Privaten auf dem von dir zu Recht definierten Qualitätskriterium (Reichweite) beruht, wäre es ja ein negieren dieser Qualität, würde man deinem Ansatz folgen und nur die öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogramme sowie einige nicht-kommerzielle Anbieter zulassen. Immerhin würde man mit einem Abschaffen dieser (kommerziellen) Privaten ca. 50 % aller deutschen Radiohörer dadurch unterstellen, sie hätten keinen Qualitätsanspruch.

Außerdem: Die Landesmedienanstalten als Zulassungs- und Aufsichtsorgane sind der einzige Komplex in Deutschland, der z. B. Inhaltsvorgaben (z. B. Wortanteile) macht, während es bei den öffentlich-rechtlichen Programmen solches nicht stattfindet.

Und: Dass es keine (Zielgruppen-) Nischen mehr gibt, weil diese schon von den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen besetzt sind, muß doch die Frage herausfordern, ob das deren Job ist? Meiner Meinung nach nicht, aber die Öffentlich-Rechtlichen haben sich aus falsch verstandenem Wettbewerbsgedanken heraus analog der Privaten (die das auf Grund ihres Geschäftsmodelles aber auch müssen) auf die breite und werberelevante Zielgruppe der 14-49jährigen gestürzt und niemand hat sie aufgehalten. Dabei hätten die öffentlich-rechtlichen Anstalten dies gar nicht tun müssen, da sie eine absolut bombensichere Gebührenfinanzierugn haben - sie wollten halt damit a) den Markterfolg für die Privaten so weit als möglich erschweren und b) neben den Gebühren weitere Millionen einnehmen.

So lange sich an dieser Grundhaltung, an die sich auch die Politik und schon gar kein Rundfunkrat wagt, wird sich also an der von dir korrekt beschriebenen Situation nichts ändern.
 
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Ich kenne kein anderes Land, wo es so wenig Sender gibt wie in Deutschland.

Gerne schaue ich nach Italien, wo es alle 0,2 MHz-Schritte einen neuen Sender gibt....
 
AW: Radioüberangebot in Deutschland?

Gerne schaue ich nach Italien, wo es alle 0,2 MHz-Schritte einen neuen Sender gibt....

Schon, aber da ist auch nicht alles Gold was glänzt. War selber gerade 2 Wochen in Norditalien unterwegs und war von der Radiolandschaft wenig begeistert. Viele Stationen dort dudeln auch nur vor sich hin. Teilweise nur Nonstop-Musik unterbrochen nur von Werbung und 90-Sekunden-Nachrichten, wovon noch die Hälfte Sportmeldungen sind. Dazu bei fast jeder Station nach jedem 2. Lied ein Werbeblock mit den ewig gleichen Spots. Dazu bei einigen Sendern Morgenshows dass sich einem die Fussnägel kräuseln. Dagegen ist jede deutsche Morningshow ein hochwertiges Kulturgut. Also ich möchte nicht mit Italien tauschen wollen. DAs einzige was besser ist, ist die Musikauswahl, aber ansonsten ist das teilweise wirklich ne Zumuntung was einem da zu Gehör gebracht wird. Nein Danke.
 
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naja ich hab ja auch nur gesagt, dass es da so viele Sender gibt, mögen tu ich die auch nicht das ist wahr ;)

Wobei 4 Sender kann man meiner Meinung nach hören (zumindest Raum Verona wo ich immer mal bin):
DEEJAY
RTL 102,5
VIVA FM
Number 1


und italienisch kann ich sowieso nicht ;)
 
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@CoolHead: Hast ja Recht.... ich beschrieb bewußt "meine" Ideallösung als subjektive Vorstellung. In der Realität wird es unmöglich sein, den Privatfunk "abzuschaffen", weil ich mir bei kühnstem Idealismus nicht vorstellen kann, dass etwas abgeschafft wird, an dem sich Geld verdienen läßt, wenn das Produkt auch noch von vielen Menschen akzeptiert wird.....
Dass 50% der Bevölkerung keinen "Qualitätsanspruch" haben, könnte ich locker unterschreiben, wenn denn Qualität als "geistige oder kulturelle Erbauung" definiert ist. So definiert ist die Zahl sicher noch höher..... aber nicht zufällig habe ich die Definition von "Qualität" offen gehalten und auch von der Zielsetzung abhängig gemacht. Dieses Wort beinhaltet immer Sprengstoff, weil die Kulturvertreter eine Art Alleinvertretungsanspruch diesbezüglich propagieren, während die Macher der "leichten Muse":D.... ihr Handwerk auch mit dem Begriff versehen möchten. Da muß ich spontan an Reich-Ranicki und den Fernsehpreis denken.....
Was die Aufgabe der Öffis angeht: Ich möchte den Intendanten sehen, der sein Programm von Mainstream-Leichtkost befreit und dann bei entsprechend geringeren Zuschauer/Hörerzahlen sich hinstellt und sagt : "Das wolltet Ihr doch so!" Das würde nämlich, ich sagte es, ganz sicher medienpolitisch nicht akzeptiert auf Dauer. Alle erreichen zu wollen oder möglichst viele und Anspruch vermitteln, dürfte sich immer beißen. Wenn ich dann in einem Teil des Systems vom Anspruch befreie, im anderen aber nicht, gibt es den bestehenden Dauerkonflikt zwangsläufig.
Nein, "zurück" kann man jetzt nicht, befürchte ich. Wie wäre denn der Vorschlag, alle privatwirtschaftlichen Anbieter nur auf ebenso finanzierte Träger/Satelliten zu lassen, während ein öffentlich-rechtliches System kostenlos auf ganz anderen Trägern läuft ?
 
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Ich wäre auch für nen Kahlschlag inklusive Zerobase :)
Da im Prinzip doch den meisten Menschen elf gut entfangbare Radiosender reichen, fände ich ein System wie in GB nicht schlecht:
Alle Sender im Bereich .... senden ... deutschlandweit.
87,6-89,5 DLF
89,6-91,5 DKultur
91,6-93,5 ARD-Oldies
93,6-95,5 ARD-Klassik
95,6-97,5 ARD-rock,pop,dance
97,6-99,5 ARD-regional
________________________ (die Raster werden ab 100 MHz kleiner, weil dort die Großsender dichter aneinander sind)
99,6-101,0 Q-Music Deutschland (privat)
101,1-102,5 HipHop& R'n'B (privat)
102,6-104,0 Rock (privat)
104,1-105,6 Dance (privat)
105,7-107,9 lokale Privatsender/NKLs/Uniradios

Bei Doppelversorgungen wie 87,6 und 88,7 HH würden dann die schwächere Frequenz abgeschaltet, bzw. verlagert.

Einziges Problem an der Sache ist dann natürlich, dass dies viele, viele Arbeitsplätze kosten würde, wenn es auf einmal nur noch 10 große Stationen in Deutschland gibt.

Technisch würde es in Gebieten eng, die momentan nicht doppelt und dreifach in Ortssenderquali versorgt werden, z.B. Ostfriesland oder der Bayr. Wald, weil Aurich oder der Brotjacklriegel nicht über 10 Highpowerfrequenzen verfügen. Die entsprechenden Lücken müsste man dann mit Füllsendern im jeweiligen Bereich füllen.
 
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Durch zusätzliche private Angebote, die dem Volk nach allen Marketingregeln brav füttern, wonach es verlangt, jedenfalls statistisch mehrheitlich, steigt dieser Druck noch.
Wer sagt denn, dass populäre Angebote immer so aussehen (bzw. sich anhören) müssen, wie das, was aus den privaten Hitradiozentralen gesendet wird?
 
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Seid froh über das was Ihr habt. Was für eine sinnlose Idee, unsere ganzen Radiosender abzuschalten- vllt ist ja dann auch euer Lieblingssender dabei ? ;)
 
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Ich wäre auch für nen Kahlschlag inklusive Zerobase
Eine Zerobase wäre in der Tat sinnvoll, aber wer sagt denn, dass es nach einer Zerobase nur noch deutschlandweite Programme geben kann? Im Gegenteil, das wäre ziemlich unwahrscheinlich, die Kulturhoheit liegt immer noch bei den Ländern. Aber 12 Sender pro Standort, das wäre sicherlich "drin". Wenn davon zwei als nationale Kette koordinieren würde (für die Deutschlandradios) und die anderen für die Landesprogramme, hätte jeder was davon und die Rechte der Länder blieben auch gewahrt. In Kombination damit könnte man bei den Privatsendern grundsätzlich nur noch Einzelfrequenzen, keine Ketten mehr ausschreiben; würde man dann bei der Lizenzvergabe auch noch ein bisschen auf Vielfalt der Lizenznehmer und der lizensierten Programme achten und den Sendern, je nach Größe, Programmauflagen machen, stünde der deutschen UKW-Herrlichkeit fast nichts mehr im Wege. könnte, hätte, würde.

Aber natürlich setzt dieses Modell die Prämisse voraus, dass eine Vielzahl von Programmen zu einer Vielfalt und Qualität führt. Diese wurde vom Threadbeginner ja in Frage gestellt.
 
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Wer sagt denn, dass populäre Angebote immer so aussehen (bzw. sich anhören) müssen, wie das, was aus den privaten Hitradiozentralen gesendet wird?
Nein, müssen sie nicht zwangsläufig. Ich wäre sicher neugierig auf andere Angebote, die in der Anfangszeit der Privaten sogar mal existierten - die frühen ffn in Niedersachsen hatten z.B. echt coole Programme. Was dann folgte, ist bekannt und ich bin arg gespannt auf einen Gesellschaftern verantwortlichen Programmchef, der ein abweichendes Konzept riskieren würde..... ob die meßbaren Ergebnisse damit wirklich genauso wären wie mit den Dudel-easy-Modellen ? Schön wär´s ja..... Konjunktiv, befürchte ich..... oder?
 
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@Funkgeist:

Das von dir angeführte Beispiel mit dem frühen ffn in Niedersachsen ist meines Erachtens ein Paradebeispiel dafür, dass sich öffentlich-rechtliche Programme und private Programme gegenseitig bedingen und jede Diskussion über Inhalte (oder einen Qualitätsbegriff) ins Leere läuft, wenn nicht beide Seiten einbezogen werden.

ffn startete frisch, frech und unbekümmert gegen einen verknöcherten, trockenen und langweiligen NDR, so dass alleine schon das "anders sein" von ffn der USP war (und für gute Reichweite sorgte) und man konnte sich daher noch Dinge erlauben, die heutzutage jeden Programmdirektor den Kopf kosten würden. Tendenziell hat ffn, kurz gesagt, für Einschaltimpulse gesorgt.

Der NDR hat sich aber, wie alle öffentlich-rechtlichen Programme, die Instrumente der Privaten zu eigen gemacht (Verpackungen, Teasing, Stundenuhren, Opener etc. etc.) und mit N-Joy ein Programm aufgelegt, das inhaltsleerer und stupider war als jedes Privatprogramm (Anm.: auch wenn es werbefrei war uns ist, band es Hörer und verringerte somit die Reichweitenchancen von ffn); insofern war der USP von ffn obsolet und ffn mußte (wie alle Privaten) andere Parameter anlegen, um weiterhin erfolgreich zu sein; das Ergebnis war noch mehr Research und die Ansage, nicht mehr Einschaltimpulse zu schaffen, sondern Abschaltfaktoren zu minimieren und das tut man dadurch, dass man die größtmöglichen Schnittmengen bedient, musikalisch, im Wording, in der Verpackung, in der Positionierung und das Ergebnis (da N-Joy überalle ist) sind die Mainstream-AC-Formate der Privaten.
 
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Si - kann ich nachvollziehen, aber was tun ? Den ÖRs Schranken auferlegen, weil die ja durch Gebührengelder abgesichert sind und ein "Risikoprogramm" daher besser "verkraften" ? Den Privaten die Kreativität und den ÖRs die kulturelle Pflicht ? Alles von den Landesmedienanstalten gesteuert und überwacht ?
Es bleibt eben schwierig, wenn beide Formen miteinander konkurrieren. Wie machen das eigentlich die Briten, da soll das doch toll klappen nebeneinander.... :confused:
 
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Wie machen das eigentlich die Briten, da soll das doch toll klappen nebeneinander.... :confused:
Auch im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland gibt es regelmäßg Qualitätsdebatten zur BBC. Wenn man sich durch die Foren klickt liest man regelmäßig, dass das Kulturradio BBC Radio 3 so glattgebügelt worden sei, Radio 1 und Radio 2 sowieso halbe Privatsender seien (und der Musikjournalismus ins nicht über UKW empfangbare BBC 6 Music ausgelagert worden sei), oder dass im Fernsehen BBC One und BBC Two auch nur noch nach Quote programmiert würden, und die anspruchsvollen Sendungen in die Digitalprogramme BBC Three und BBC Four ausgelagert worden seien.

Also alles wie bei uns. ;)
 
AW: Radioüberangebot in Deutschland?

Auch im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland gibt es regelmäßg Qualitätsdebatten zur BBC. Wenn man sich durch die Foren klickt liest man regelmäßig, dass [...] Radio 1 und Radio 2 sowieso halbe Privatsender seien (und der Musikjournalismus ins nicht über UKW empfangbare BBC 6 Music ausgelagert worden sei) [...]

Also alles wie bei uns. ;)
Also ich wäre froh um einen Jugend-Sender (ÖR oder Privat), der eine ähnlice Auswahl in der Musik hätte wie BBC R1. Und BBC R2 ist sicher mit keinem deutschen Pop-Dudler der ARD vergleichbar, einzig WDR2 kommt da in die Richtung was die Menge an Wortbeiträgen angeht (oder?).
Und wenn wir in Deutschland ein gescheites DAB Ensamble hätten hieße das wohl auch nicht, dass wir ein Programm von der ARD im Format von BBC 6 Music bekämen. Wäre aber ne echt feine Sache.

Greetz,
++J++
 
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Bevor jetzt wieder alles relativiert wird...

Hört euch einfach mal RNE 3, den staatlichen Popsender in Spanien, an. Auch dort gibt es genügend private Popdulder, aber wenn man davon genug hat genügt einfach ein Klick auf RNE und man ist in einer komplett anderen Radiowelt. So hat man die Auswahl - und keine Pseudowahl mit SWR3 bei uns. Auch lohnt sich Cadena SER, ein Privatsender, der fast nur Wortprogramm sendet. Das sich die Privaten in der ganzen Welt kaum unterscheiden, ist akzeptiert, aber bei den ÖR gibt es in vielen Ländern schon noch deutliche Unterschiede. Hört euch mal an was Couleur 3 sendet, auch was z.T. die BBC sendet, ode Rete Tre. Davon ist SWR3 meilenweit entfernt....

Und selbst bei Couleur 3 schreibt Wikipedia: "... Der Wortanteil, der weitgehend französischsprachig ist, steigt in satirischen und eher literarisch angelegten Hörspiel-Sendungen auf bis ca. ein Drittel, ist sonst aber für französischsprachige Verhältnisse mit ca. ein Viertel eher gering. Das Programm ist frei von Werbung."

Dagegen steht bei SWR 3 völlig zurecht: "... Kritiker bemängeln, dass diverse Elemente aus dem SWR3-Programm eher dem Privatradio als einem aus Gebührengeldern finanzierten öffentlich-rechtlichen Programm zuzurechnen seien. Dazu zählen sie u. a. die regelmäßige Verlosung von Fernreisen mit exzessiver Bewerbung im Programm bei laufender Nennung des Sponsoren, die zunehmende Benutzung von Slogans wie "Der beste Musikmix" oder "Der beste Wetterservice" und die Existenz einer im Tagesprogramm engen Musik-Rotation."

Und zum Thema RNE steht das auch zurecht: "... Die Hörgewohnheiten vieler Spanier unterscheiden sich allerdings grundlegend von denen der deutschen Hörer. Wie in Frankreich unterscheidet man vor allem zwischen Musik-Sendern und Sendern mit hohem Wortanteil, den so genannten "Generalistenradios" (radios generalistas oder cadenas generalistas).

Mit dem deutschen Begriff "Vollprogramm" ist dieser Begriff nur unzureichend übersetzt. Ein Großteil des Programms besteht aus Talk- beziehungsweise Anruf-Sendungen. Nachrichten, Hintergrundberichte und Interviews nehmen ebenfalls breiten Raum ein. Für deutsche Hörgewohngeiten mag das mitunter trocken klingen. Tatsache ist aber, dass radios generalistas noch immer die meistgehörten Programme sind."
 
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Mich interessiert es, ob das Radiohören über das Internet den deutschen Sendern Hörer abgenommen hat? Viele hier im Forum schreiben über ausländische Sender, oftmals lese ich die BBC in dem Zusammenhang.

Da mittlerweile der Großteil der deutschen Haushalte über Internet verfügt, müssten doch davon ein messbarer Teil das Radio über Stream hören. Folglich sollten bei den MA die Hörerzahlen nach unten gehen, da immer mehr Hörer durch das Internet "abwandern", oder sehe ich das falsch?

Wir sollten hier auch bedenken, dass wir in diesem Forum sehr kritische Radiohörer sind, die sich auch intensiv mit dem Medium befassen. Das machen die meisten in unserem Land nicht, denen reicht ein Dudelsender aus, wenn jede Stunde Regionalnachrichten gesendet werden und hin und wieder ein schönes Liedchen. Beim Autofahren als Beifahrer erlebe ich auch oft das "umherzappen" zwischen den Sendern, da gibt es nicht einen Lieblingssender, sondern auch mal 4 gleichzeitig.

Interessant wäre in Deutschland eine Quotenmessung wie es die Schweiz macht (Radiowatch). Das deutsche Fernsehen lässt sich auf www.qoutenmeter.de analysieren.

Bedenken sollte man in diesem Thread auch, dass einige hier mit Radiomachen ihr Geld verdienen und eine Streichung von deutschen Radiosendern schlichtweg deren Job kosten würde. Oder würde die BBC und RNE diese aufnehmen?

Na dann, muchas gracias! :D
 
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Keine Ahnung ob es dazu verlässliche Zahlen gibt, aber der Kampf Internetradio vs. UKW/Digital ist natürlich ein ungleicher. Die Qualität des Webradios ist bei vielen Sendern immmernoch ein Problem, dazu die eingeschränkte Verfügbarkeit nur am PC oder an sehr teuren Standaloneradios... Zudem haben es die Radiomacher der Neuzeit geschafft, dass Radio zum "Begleitmedium" im Auto als Hintergrunddudler verkommen zu lassen und nicht erkannt, welches Potenzial gut gemachtes Radio auch heute noch hätte. Daheim nutzt kaum mehr einer das Radio.

Dazu kommen die Sprachbarrieren der ausländischen Sender und der formatierte Geschmack. Im Endeffekt nutzen die meisten das Webradio nur als Ersatz im Büro für die Hintergrunddudelei, die bereits auf dem Weg zur Arbeit im Auto lief, und nicht für die vielfältigen Möglichkeiten. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das betrifft auch uns, die eben aus Gewohnheit genau das Gegenteil der Masse machen und aus Prinzip kein Antenne 1 anschalten.

Wegen Jobs. Private Radiosender sind doch mit Sicherheit keine Jobmaschinen, oder? Aus Kostengründen fahren die wohl extrem schlank, mit viel Technik, keiner nennenswerten Redaktion und unkommentiertes Nachtprogramm. Es wird wohl eher ein Schuh daraus, dass die ÖR im Zuge der Quotenkonkurrenz Stellen abbauen mussten und ähnliche Mechanismen einführen mußten. Ja, auch beim von Gebührengeldern überschütteten SWR sind Sparmaßnahmen im Folge des Wettbewerbes sicht- und hörbar.
 
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@Funkgeist:

In GB gibt´s die BBC, die allerdings werbefrei ist, sowie kommerzielle Töchter der BBC, die allerdings völlig autonom (auch im Werbemarkt) agieren.....will heißen, die gewerblichen Programme der BBC werden nicht über verdeckte Quersubventionen abgesichert, sondern sie sind finanziell völlig auf sich allein gestellt und stehen daher in einem fairen Wettbewerb mit den Privaten.

Außerdem hat sich die BBC, von der Politik dazu animiert, öffentlich ziemlich konkrete Selbstverpflichtungen auferlegt, über deren Einhaltung die BBC (über die Ofcom) alle 2 Jahre berichten muß. Damit wird sichergestellt, dass die gebührenfinanzierte BBC auch ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt. Zusätzlich ist zu beachten, dass die BBC als nationale Anstalt nicht zersplittert ist wie der Rundfunk in Deutschland und somit deutlich weniger Programme veranstaltet (und finanzieren muß) wie z. B. die ARD, die insgesamt 63 (!!!) Hörfunkprogramm veranstaltet.

Fazit: Klare Regelungen über Auftrag und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie die öffentliche Kontrolle über die Einhaltung, Abschaffung der Werbung bei den öffentlich-rechtlichen Programmen sowie Abbau der Doppel-, Dreifach- und Vierfachversorgung an UKW-Frequenzen der ARD zu Gunsten (neuer) privater Anbieter und schon sind wir in Deutschland einen Riesenschritt weiter....
 
AW: Radioüberangebot in Deutschland?

Zusätzlich ist zu beachten, dass die BBC als nationale Anstalt nicht zersplittert ist wie der Rundfunk in Deutschland und somit deutlich weniger Programme veranstaltet (und finanzieren muß) wie z. B. die ARD, die insgesamt 63 (!!!) Hörfunkprogramm veranstaltet.
Stimmt, die BBC kommt als Einzelanstalt lediglich auf 62 Radioprogramme. :rolleyes:

Da kann die ARD mit ihren 63 Programmen, verteilt auf 10 Anstalten, natürlich nicht mithalten.
 
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Fazit: Klare Regelungen über Auftrag und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie die öffentliche Kontrolle über die Einhaltung, Abschaffung der Werbung bei den öffentlich-rechtlichen Programmen sowie Abbau der Doppel-, Dreifach- und Vierfachversorgung an UKW-Frequenzen der ARD zu Gunsten (neuer) privater Anbieter und schon sind wir in Deutschland einen Riesenschritt weiter....

Mit Sicherheit nicht, denn wie gehabt würde auf dieser Frequenzen auch nur das gesendet werden, was sich schon auf dutzenden anderer Frequenzen empfangen läßt.
 
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Dass man einige Sender stilllegen könnte, finde ich auch (auch wenn es darauf ankommt, welche es sein sollen...). Aber die Qualität der übrigen würde m.E. dadurch nicht besser. Vielleicht wäre dennoch die Zufriedenheit mit dem Angebot größer, denn zum einen sind die Erwartungen an drei Sender nicht so hoch wie an dreißig und zum anderen hätten interessante Nischensendungen, die jetzt in der Masse der vermeintlichen Vielfalt nicht wahrgenommen werden, eine größere Chance, gehört und geliebt zu werden. Mein daraus folgender, minimalistischer Vorschlag: Zwei öffentlich-rechtliche Sender (ein Wortsender, ein Musiksender), ein kommerzieller Privatsender und ein nicht-kommerzielles Lokalradio.
 
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