Reform bei WDR3

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Makeitso

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Aus der heutigen "Welt am Sonntag":
WDR 3 geht auf die Suche nach jungen Hörern
Der Kölner Sender will in seinen Programmen der Kultur mehr Raum geben. Reform ab dem 1. Januar
Köln - Die Lage ist bedrohlich. Seit mehr als zehn Jahren geht die Zahl der Radiohörer, die im Wirrwarr der Frequenzen gezielt WDR 3, HR 2, SWR 2 oder einen anderen Kultursender suchen, kontinuierlich zurück. Und die Hörer, die bei der Stange bleiben, sind in der Mehrzahl weit über 50 Jahre alt. Man muss kein Anhänger des Jugendwahns sein, um aus dieser Entwicklung die Schlussfolgerung zu ziehen. Gewinnen die Kulturradios keine neuen, jüngeren Zuhörer, senden sie eines Tages unter Ausschluss der Öffentlichkeit.


In den Radiohäusern wurde die Gefahr erkannt. WDR 3 baute bereits 2001 sein Abendprogramm um und installierte eine tägliche Sendestrecke für junge Formen des Kulturradios, "WDR 3 open". Ab Januar 2004 wird der Sender 3 nun auch sein Tagesprogramm für Neues öffnen. Wichtigste Änderung: Die Sendedauer der Kulturstrecken "Mosaik" und "Resonanzen" verlängert sich von zwei auf insgesamt sechs Live-Stunden werktäglich. Statt vieler kleiner Sendungen also zwei große Magazine, denen frisch gecastete Moderatoren ein unverwechselbares Profil geben sollen.


Die Steilvorlage für diese Entscheidung lieferte die Medienforschung: Variieren die thematischen Schwerpunkte und die Art der Präsentation zu stark, kommt es von Sendung zu Sendung zu einem Austausch der Hörerschaft. Das soll in Zukunft vermieden werden. Damit auch neue Zuhörer hinzukommen, wird sich das musikalische Spektrum nachmittags hin zu Jazz, Weltmusik und anderen Genres öffnen. Entscheidende Kriterien seien Anspruch und Qualität - "und die sind nicht auf den Bereich der Klassik beschränkt", findet WDR-3-Programmchef Karl Karst. Auf eine Dauerberieselung mit den neuesten Katastrophen aus Casting-Shows und Single-Charts wird verständlicherweise weiterhin verzichtet. Eine frohe Botschaft für alle, denen der Sound von Sendern wie WDR 2 längst zu seicht geworden ist, die aber andererseits nicht nur Klassik hören wollen.


Vielen ab 30 geht das so, und genau diese Generation möchte Karst für WDR 3 gewinnen. Und noch etwas liegt ihm am Herzen: die Kulturpolitik. Ihr soll in "Resonanzen" und im neu geschaffenen "Kulturpolitischen Forum" mehr Raum gegeben werden. Das Ziel: "Den Schwerpunkt der Diskussion von rein finanzpolitischen auf mehr inhaltliche Fragen der Kulturfunktion zu verlagern. Das tut Not." An der finanziellen Problematik kommt allerdings auch Karl Karst nicht vorbei. Zwar ist WDR 3 das finanziell stärkste deutsche Kulturradio mit einem der größten Musikbudgets der Welt, doch der Etat stagniert seit Jahren. Kürzungen würden vor allem das Engagement in NRW gefährden. Marcus Bäcker
 
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