Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

K6 schrieb:
Nämlich, indem es keine derartige Kampagne gab.
Doch es gab sie, die Aids-Kampagne der DDR, verbunden mit einem etwas offeneren Umgang mit der Homosexualität. Mit ein wenig Recherche mehren sich die Hinweise darauf. Man beachte mal hier die Angaben zum Jahr 1987. Das ist die einzige Stelle, wo sich die relevanten Daten kompakt auf einen Blick finden.

10.03.87, DDR-FS "Urania Extra": Sendung über AIDS und AIDS-Phobien
01.10.87 Von zentraler staatlicher Stelle wird den in allen Wohngebieten existierenden Jugendklubs der DDR die Weisung erteilt, einmal im Monat Veranstaltungen zum Thema Homosexualität durchzuführen.
30.10.87 Tagung der Koordinierungsgruppe aller kirchlichen Arbeitskreise Homosexualität der DDR in Brandenburg. Es wird ein "Zentraler Arbeitskreis AIDS" gegründet.
Nov. 87 Das Buch "Homosexualität. Herausforderung an Wissen und Toleranz" von Rainer Werner erscheint. In einem zweiten Band erscheinen Lebensberichte von Männern unter dem Titel "Männerbekanntschaften", von Christine Lambrecht

Die Angaben über die ersten "schwulen Sendungen" bei DT64 variieren. Es gibt Quellen die vom 17.11.87 sprechen. Bei Anderen, wie auch die hier angeführten, ist die Rede vom Dez. 1988. Bei der 87er Zahl würde ich aber eher von einer Sendung über Aids ausgehen wollen, weils zeitlich in die weiter oben erwähnte Bucheerscheinung reinpassen würde.

Man sollte übrigens bei der "augenscheinlichen" Öffnung der DDR im Jahre 1987 nicht vergessen, dass da Berlin seinen 750 Geburtstag hatte, was in beiden Teilen groß gefeiert wurde. Das erklärte manches.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Na wer im Jahre 2009 noch sowas wie
schreibt, lebt wohl gedanklich noch in der DDR oder in irgendeinem nichtexistenten Wunschgebilde.

Warum es wichtig ist, dass dieser Polizist bei der Stasi war, versteht man auch nur, wenn man sich für fünf Pfennig mit der Vergangenheit des westlichen Deutschlands beschäftigt hat. Soviel zum Vorwurf, die Leute im Westen hätten sich nie ernsthaft für die Befindlichkeiten der Ossis interessiert.

Ansonsten - Radiokult: Wenn du gegen die Schwarzweißmalerei anschreiben willst, bin ich auf deiner Seite, Manchmal kommt eben was nicht so rüber, wie es gemeint war.

PS; Auf Schuldiskos war alles erlaubt, Reste von Werbe- oder Verkehrsfunkjingles in den gespielten Mittschnitten nicht selten. Einziges mir bekanntes Tabu: Lindenbergs Sonderzug nach Pankow. Da war das Regime dann doch sehr nichtlinear. Dafür wäre man u.u, von der Schule geflogen.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Der Radiowaves hat bis soeben gezögert, ob er auf RBB oder MDR mitschneidet und sich dann für den MDR entschieden. Und es nicht bereut: Anmoderation durch Stefan Maelck. Seit Jahren nicht mehr gehört...

Und: interessant, wer da alles in Schnipseln zu Wort kommt. Noch interessanter: der Protokoll-Mitschnitt scheint zu existieren, eventuell von der gesamten damaligen Hasselmann-Sendung.


Nachtrag: ich hätte ja gerne noch bissl Stefan Maelck gehört. Aber dieses Gefiedel, das kurz nach dem Feture wieder einsetzte. Nee, sorry, das halte ich nicht aus. Das klingt, als hätte es meine Mutti mir zwangsverordnet. Und weg!
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Maelck moderiert bei Figaro die Journale, auch gestern Abend. Und die Moderation heute morgen wird er sich nicht hat nehmen lassen.

Ein schönes Stück war es, aber viel viel zu kurz und nicht tiefgründig genug. Aber das liegt sicher daran, dass ich halt auch Fan bin.
Mir fehlten Programmmitschnitte. Allerdings das Thema war ja auch der interne "Putsch". Was inhaltlich nicht rüber kam: Die Demo vom 4.11. in Berlin wurde vom DFF und dem Rundfunk, auf jeden Fall von DT 64 live übertragen. Wie kam es zu solchen Entscheidungen? Wie tief hatte die Öffnung sich auf das Programm ausgewirkt? Das war leider nur am Rand zu hören.
Kritik am Ablauf der DInge ab Sommer 1990 kam gar nicht vor... aber auch das war ja nicht das eigentliche Thema.
Ich bin hin und her gerissen über dieses Feature. Gut, dass es das gibt, gut wie es gemacht ist. Inhaltlich mir nicht weitgehend genug.
Interessierte sollten sich dann vielleicht doch das Buch zum Jugendradio antun.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

War sehr hörenswert. :)

Und der Seitenhieb auf unseren "Liebling", der heute bei Jump sein Unwesen treibt, war unverkennbar. Ich habe mich damals sehr gewundert, warum der erste freigewählte Intendant (trotz feinster Quoten) alsbald abgesetzt wurde.

Alles ein Politikum. Schön auch die Aussage: Ich habe mich nie so frei gefühlt, wie zu jener Zeit, weder vorher noch nachher.

Ich auch nicht... :eek:
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Von Dietmar Ringel, der dann wieder als "einfacher Redakteur" weiterarbeiten durfte.

Schuld daran war natürlich nicht Schiewack (der konnte sich ja nicht selbst einsetzen, sondern nur regulär bewerben), sondern die (bereits Kohl-rabenschwarz dominierten) politischen Gremien.

Dr. Kohls Maxime war bekanntlich die Schwächung der öffentlich-rechtlichen Medien zugunsten der kommerziellen, da passte ein reichweitenstarkes Jugendradio überhaupt nicht ins Konzept.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Sorry Wuffi, das ist weitestgehender Stuss, den du schreibst.
Erstens war die DDR-Regierung eine große Koalition.
Zweitens waren die Strukturen insgesamt überkommen und mussten neu ausgerichtet werden. Und dazu gehört auch, vom Übergang zu geordneten Verhältnissen überzugehen. D.h. vom Runden Tisch zu einer gewählten Regierung.
Und das war beim Rundfunk auch so. Und ein gewählter Intendant durch basisdemokratische Wahl war und ist nie vorgesehen und war den Umständen geschuldet. Auf welcher rechtlichen Grundlage sollte das so passieren?
Seitenhieb insofern, als dass Ringel evtl. etwas enttäuscht war. Nur: De Maiziére war auchnicht enttäuscht, wieder als Anwalt zu arbeiten und nichts mehr mit Politik zu machen. Er hatte das Amt nie angestrebt und war nur den Umständen geschuldet in dieses Amt gefallen.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Da war schon System dahinter. Es gab sicher geeignetere Bewerber als Mischko und möglicherweise hat sich auch ein Herr Ringel beworben. Seit Mischkos Intendanz ging es mit Jugendradio bergab und der Rias-Deal kam auch nicht von ungefähr.

Der wurde "von ganz oben" eingefädelt und war staatsstreichmäßig organisiert. Mit Herrn Ringel wäre die angestrebte Privatisierung von DT64 nicht machbar gewesen, mit Herrn Schiewack schon. Nur mit den massiven Hörerprotesten hatten die Alt- und Neu-Wessies nicht gerechnet.

Dass Mischko was von Privatradio versteht, ist spätestens seit 2000 nicht zu überhören...

PS:

Wikipedia schrieb:
Bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990 wurde die Allianz für Deutschland, ein Wahlbündnis aus CDU-Ost, DSU und DA, mit 48,15 Prozent der abgegebenen Stimmen Wahlsieger.

Große Koalition?
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Moin!

Ich bin heute auch rechtzeitig aufgestanden... Daß "Sigue Sigue Sputnik" auf dem Index gestanden hat, war mir neu. Denn ich hätte fast darauf gewettet, "Love Missile F1-11" auch auf DT-64 gehört zu haben. Möglicherweise ist die Band aber erst mit dem Verbot der Zeitschrift auf den Index gekommen.



Alles Verklärung, was Du hier betreibst! :wow:

Verklärung würde ich das nicht nennen, es gab damals auch vernünftige Leute in der SED.

1983 begann ich eine Lehre als "Maschinen- und Anlagenmonteur" in einem Betrieb der Wasseraufbereitungsanlagen herstellte. Im Wechsel mit der Berufsschule ging es auch auf Montage. Meine Brigade verschlug es irgendwann im Jahre 1984 nach Scheibe-Alsbach, ein kleines Dörfchen unweit der Grenze zu Bayern. Dort gibt es eine Talsperre (darum waren wir dort) und ein GST-Lager, daß einige Ossies sicher als Jugendliche kennengelernt haben.

Mein Betrieb hat nun ein kleines Haus im Dorf angemietet. Und natürlich gab es im Haus auch einen Fernseher. Oben auf dem Berg stand ein kleiner Umsetzer, der DDR 1 & 2 ins Tal strahlte. Lustigerweise zeigten aber nicht alle Antennen im Dorf in Richtung Umsetzer. Klaro: "Wir brauchen 'ne Antenne." Gesagt, getan - etwas später brachte der Baustellenleiter eine passende Antenne angeschleppt. Da ich der "Stift" war, mußte ich aufs Dach klettern...

Diese Aktion blieb nicht unbeobachtet, denn in so einem kleinen Dorf in Grenznähe gab es genug "Helfer der Volkspolizei" (so will ich sie mal nennen) - und wohl auch "Betonköpfe".

Das Ende vom Lied: Irgendwer versuchte diese Antenneninstallation an eine etwas größere Glocke zu hängen. Was dabei genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Fakt ist aber, daß kurze Zeit später ein Brief bei der SED-Betriebsparteileitung eintrudelte in dem sich darüber beschwert wurde. Da ich auf dem Dach saß, fand meine Person eine besondere Erwähnung (sinngemäß: "Der Lehrling montiert eine Westantenne").

Die ganze Nummer löste sich dann ganz schnell in Luft auf, weil eben in der SED-Betriebsparteileitung vernünftige Leute saßen. Man antwortete sinngemäß: "Alle Monteure unseres Betriebes sind politisch so gefestigt, daß sie auch westliche Massenmedien konsumieren und richtig einschätzen können. bla bla bla..."

Damit war die Sache vom Tisch.



Grüßle Westantennen-Zwerg
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

held.gif


Wuffi, der eine Blankenburger 5-Element-Yagi in seiner Dresdner Studentenbude / 8. Etage hängen hatte, um rias2 einzufangen.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Radiowaves schrieb:
Noch interessanter: der Protokoll-Mitschnitt scheint zu existieren, eventuell von der gesamten damaligen Hasselmann-Sendung.
Wahrscheinlich eher nicht. Das Ganze kommt vermutlich aus der Zeitreise-Collage von der 16. CD der "DT64-Story", wo das auch schonmal beinahe wortgleich verwurstet wurde.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Was inhaltlich nicht rüber kam: Die Demo vom 4.11. in Berlin wurde vom DFF und dem Rundfunk, auf jeden Fall von DT 64 live übertragen. Wie kam es zu solchen Entscheidungen?

Für das Fernsehen der DDR nahm der damalige Intendant, Heinrich Adameck, in Anspruch, letztendlich über die Live-Übertragung entschieden zu haben, wie er in der alten DFF-Dokumentation erklärte.

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Doch es gab sie, die Aids-Kampagne der DDR, verbunden mit einem etwas offeneren Umgang mit der Homosexualität. Mit ein wenig Recherche mehren sich die Hinweise darauf. Man beachte mal hier die Angaben zum Jahr 1987. Das ist die einzige Stelle, wo sich die relevanten Daten kompakt auf einen Blick finden.

10.03.87, DDR-FS "Urania Extra": Sendung über AIDS und AIDS-Phobien
01.10.87 Von zentraler staatlicher Stelle wird den in allen Wohngebieten existierenden Jugendklubs der DDR die Weisung erteilt, einmal im Monat Veranstaltungen zum Thema Homosexualität durchzuführen.
30.10.87 Tagung der Koordinierungsgruppe aller kirchlichen Arbeitskreise Homosexualität der DDR in Brandenburg. Es wird ein "Zentraler Arbeitskreis AIDS" gegründet.

Nun, die ersten beiden Positionen lassen sich ja durchaus in Übereinstimmung bringen. Aber kirchliche Arbeitskreise und eine von staatlichen Organen gelenkte Kampagne? Kann entweder nicht sein, oder es hat sich mit den Kirchen in der DDR auch etwas anders verhalten, als man gern glauben machen möchte. Wäre übrigens die erste Frage, ob es die „kirchlichen Arbeitskreise“ nur bei den Protestanten oder auch bei den Katholiken gab (letztere halten sich bekanntlich für die „richtige“ Kirche).

Die Angaben über die ersten "schwulen Sendungen" bei DT64 variieren. Es gibt Quellen die vom 17.11.87 sprechen. Bei Anderen, wie auch die hier angeführten, ist die Rede vom Dez. 1988.

Hast ja offensichtlich sowieso gerade die CD zur Hand: Schau doch mal schnell im Heft nach, da müßte das Datum der Sendung „Mensch Du“ zu diesem Thema stehen, deren Anfang auf der CD enthalten ist.



der Protokoll-Mitschnitt scheint zu existieren

Natürlich, sonst könnte er auch nicht auf der CD zum Bestandteil einer Collage verarbeitet sein.

Ich hielte es eben nur für wünschenswert, wenn den mal jemand in seiner Rohform zur Verfügung stellen würde, damit er für sich selbst sprechen kann und vor allem überhaupt erstmal klar ist, daß eben nicht nur der eine Satz gesagt und das Lied rangespielt wurde.

Zur Erklärung der Telefonqualität: Der Mitschnitt stammt von einer Mehrspurmaschine, die im Schaltraum stand und mit sehr geringer Bandgeschwindigkeit alle Sendeleitungen des Rundfunks der DDR aufzeichnete. Die Aufnahmen dienten einzig der Nachweisführung, was über den Sender ging. Um Aufzeichnungen zur weiteren Verwendung mußte man sich im Studio selbst kümmern, sprich eine Maschine auf Aufnahme mitlaufen lassen. Ständig wurde das natürlich nicht gemacht.

Gleicher Sachverhalt übrigens auch bei dem rettungslos verlachten Beitrag von Heinz Kohlhas beim WDR, wie er auf radiopannen.de zu bewundern ist.

Nachtrag: ich hätte ja gerne noch bissl Stefan Maelck gehört. Aber dieses Gefiedel, das kurz nach dem Feture wieder einsetzte.

Eine diesbezügliche Programmreform soll ja vor geraumer Zeit gegärt haben und wurde dann durch gezielte Indiskretion weggeputscht ...
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

K6 schrieb:
Hast ja offensichtlich sowieso gerade die CD zur Hand: Schau doch mal schnell im Heft nach, da müßte das Datum der Sendung „Mensch Du“ zu diesem Thema stehen, deren Anfang auf der CD enthalten ist.
Stimmt. Und es war der 17.11.1987, 20.35 Uhr.

Die Sendung über Homosexualität war wohl eher harmlos. Im Booklet zur CD steht, dass eine Sendung in der "Mensch du"-Reihe zur Ausländerfeindlichkeit in der DDR mehr Ärger nach sich zog. Neben formaljournalistischer Kritik mußte die damalige Redakteurin Tanja Braumann auch einige SED-Politschulungen als Strafe über sich ergehen lassen.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Radiokult schrieb:
30.10.87 Tagung der Koordinierungsgruppe aller kirchlichen Arbeitskreise Homosexualität der DDR in Brandenburg. Es wird ein "Zentraler Arbeitskreis AIDS" gegründet.

War die DDR nicht in so "Bezirke" unterteilt? Gab es da ein „Brandenburg“ in irgendeiner Form denn?
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Da war schon System dahinter. Es gab sicher geeignetere Bewerber als Mischko und möglicherweise hat sich auch ein Herr Ringel beworben. Seit Mischkos Intendanz ging es mit Jugendradio bergab und der Rias-Deal kam auch nicht von ungefähr.

Der wurde "von ganz oben" eingefädelt und war staatsstreichmäßig organisiert. Mit Herrn Ringel wäre die angestrebte Privatisierung von DT64 nicht machbar gewesen, mit Herrn Schiewack schon. Nur mit den massiven Hörerprotesten hatten die Alt- und Neu-Wessies nicht gerechnet.

Dass Mischko was von Privatradio versteht, ist spätestens seit 2000 nicht zu überhören...

PS:



Große Koalition?

Liebster Wuffi, ob es geeignetere Bewerber gab, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob zu der Zeit der Intendantenwahl die Farbenlehre eine Rolle spielte. Die RIAS-Aufschaltung glaube ich nicht, dass die auf den Mist von Mischko gewachsen ist. Dass es mit DT 64 ab seiner Wahl bergab ging, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil: Das Programm lief zur Hochform auf, auch und vor allem im Zuge des Kampfes um den Erhalt des Programms und die Überführung ins MW- und Satellitenradio. Mit dem Programm ging es erst bergab, als Sputnik die 104.4 bekam bzw. in Sa-Anh. wieder UKW geschenkt bekam.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schiewack den Erhalt von DT gebremst hat bzw. die Aufgabe hatte, alles dafür zu tun, dass das Programm nicht erhalten bleibt. Die Variante, einige Programme in private Form zu überführen, war eine mögliche, um Programme ins neue System zu retten. Genauso gab es beim DFF Überlegungen, das Programm als "Tele-O" weitersenden zu lassen, entweder öfftl.-rechtl. oder privat. Die einzigen Programme, die überlebten, waren DS-Kultur, Berliner Rundfunk (privat), auf Westseite der RIAS durch D-Radio und rs.2. Und DT 64.

Und zum Thema Große Koaltition ist bei Wikipedia folgendes zu lesen (wahrheitsgemäß):
Die Volkskammerwahl brachte eine Enttäuschung für die Sozialdemokraten. Statt wie erhofft mit einer absoluten Mehrheit zog die SPD mit 21,7 Prozent der Stimmen in das Parlament ein. Die besten Ergebnisse erreichte sie in den Bezirken Berlin (34,9 %), Potsdam (34,4 %) und Frankfurt (Oder) (31,9 %). Das weitaus schlechteste Ergebnis erzielten die Sozialdemokraten im Bezirk Dresden mit 9,7 %. Nach internen Debatten einigte man sich darauf, in Koalitionsverhandlungen mit den Wahlsiegern, der Allianz für Deutschland aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch sowie dem Bund Freier Demokraten, einzutreten.

In die Zeit der Koalitionsverhandlungen fiel die Enttarnung des Vorsitzenden Ibrahim Böhme als langjähriger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit durch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Obwohl er alle Vorwürfe dementierte, trat er am 1. April von allen seinen Parteiämtern zurück, 1992 wurde er aus der SPD ausgeschlossen. Am 8. April wurde Markus Meckel zum Interims-Vorsitzenden der SPD der DDR bestimmt, bis auf einem Sonderparteitag in Halle (Saale) am 9. Juni Wolfgang Thierse zum Vorsitzenden gewählt wurde. Auf dem gleichen Parteitag wurde auch Willy Brandt zum Ehrenvorsitzenden der SPD der DDR gewählt.

Vom 12. April bis zum 20. August 1990 war die SPD der DDR an der Regierung des Christdemokraten Lothar de Maizière mit sechs Ministern beteiligt, die bekanntesten Namen waren dabei Markus Meckel (Äußeres), Regine Hildebrandt (Soziales) und Walter Romberg (Finanzen). Reinhard Höppner wurde Vizepräsident der Volkskammer.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

War die DDR nicht in so "Bezirke" unterteilt? Gab es da ein „Brandenburg“ in irgendeiner Form denn?

Moin, Reh,

die Betonung liegt auf "kirchlich", und dort gab es die entsprechenden Landeskirchen weiter:
  • Evangelische Landeskirche Anhalts
  • Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg
  • Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebiets
  • Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs
  • Evangelische Landeskirche Greifswald
  • Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
  • Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
  • Evangelische Brüder-Unität – Distrikt Herrnhut

In Thüringen bzw. dem damaligen Bezirk Suhl gab und gibt es um Schmalkalden sogar noch eine Exklave der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Wie die Gliederung der katholischen Kirche aussah, weiß ich nicht, da der anderen Fraktion angehörend.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Danke für diese Informationen. Bei der katholischen wurden nach der Wende auf jeden Fall die Bistümer neu geographisch verteilt.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Mit dem Programm ging es erst bergab, als Sputnik die 104.4 bekam bzw. in Sa-Anh. wieder UKW geschenkt bekam.

Zunächst ging es schleichend bergab, mit jeder Programmreform, die Herr Sch. vornahm.

Dass die Mitarbeiter sich für ihren Sender einsetzten hat damit nichts zu tun. Der größte Einschnitt kam meiner Ansicht nach mit dem Umzug nach Halle, weil Frau Brasch, Herr Wagner und viele andere auf der Strecke (in Berlin/Potsdam) blieben. Dass der mdr nicht dauerhaft aus der Nalepastr. funken konnte ist mir allerdings auch klar. Auch, dass ein Massenprogramm (was DT zu Ringels Zeiten mit über 1 Mio. Hörern pro Stunde war) keine Chance auf einer Mittelwellenfrequenz hat, siehe auch Megaradio.

Hätte Sch. irgendwie Kreuz gehabt wäre er bei dem Streich unverzüglich von seinem Posten zurückgetreten. Die "Farbenlehre" hatte zu Helmuts Zeiten eine geradezu herausragende Bedeutung. Ihm waren damals alle Mittel recht, um Lafontaine zu verhindern, siehe "Es wird keinem schlechter ergehn" und meine Sig.
 
AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit

Wuffi, da bleibt mir jetzt nix zu sagen außer: Tief durchatmen.
Halten wir fest: Mit Schiewack ging es den Berg runter, er war für die RIAS-Aufschaltung verantwortlich, wollte von Anfang an aus DT einen Dudelsender machen, ist schuld daran, dass der MDR den Sender übernahm und den Umzug viele Mitarbeiter nicht mitmachten. Schließlich ist er auch noch für die Umbenennung verantwortlich, die Abschaltung von UKW, die Nischenausstrahlung über MW und Sat. Und zurückgetreten ist er nicht, weil er ein Strohmann von Mühlfenzl und damit Kohl war und den subversiven Rundfunk endlich in die "richtigen" Bahnen lenken sollte...
Helmut Kohl hatte im Frühjahr/ Sommer 1990 so großen Einfluss in die Belange der DDR, dass er sogar schon die Besetzung der FÜhrungsebene des DDR-Rundfunks mitbestimmte und eine große Koalition verhinderte.
Wäre Schiewack zurückgetreten, wäre ALLES anders gekommen.


Ohje, ich glob ich brauch n Kaffee.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben