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Schellack-Platten

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Raumschiff

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Hallo,

normalerweise denkt man ja beim Begriff "Schellack-Platten" an verrauschtes, knisterndes Audio-Material in Mittelwellen-Anmutung à la "Mein kleiner grüner Kaktus" oder "Lili Marlen".

Ich habe mir schon öfter Gedanken über folgende Situation gemacht:

Wie klingt denn eine wirklich neuwertige, bisher ungespielte, quasi völlig "jungfräuliche" Schellack-Platte, wenn man sie noch dazu auf einer Studiomaschine mit astrein justiertem System und Spezialnadel abspielt? Hört sich das dann trotzdem für heutige Begriffe "schrottig" an, oder klingt eine unverschlissene, späte Schellack-Platte (z.B. eine von 1955) auf einem einwandfreien Profigerät genau so gut wie eine spätere Vinylplatte mit Mono-Mikrorille?

Vielen Dank für Infos hierzu,
RS
 
AW: Schellack-Platten

Hallo RS!

Hört sich das dann trotzdem für heutige Begriffe "schrottig" an, oder klingt eine unverschlissene, späte Schellack-Platte (z.B. eine von 1955) auf einem einwandfreien Profigerät genau so gut wie eine spätere Vinylplatte mit Mono-Mikrorille?

Deine Frage ist interessant. ;) Ich besitze keine Schellack-Platten und habe im Net auch noch keine genauen Angaben zum (geschnittenen) Frequenzgang gefunden. Aber wie du schon festgestellt hast: Am Ende der Schellack-Ära war ja eigentlich alles für einen "ordentlichen" Plattenschnitt nötige erfunden. Man konnte beim Schnitt also rein theoretisch "drücken was das Zeug hält" und meinetwegen auch bis 15kHz schneiden. (Ob letzteres überhaupt sinnvoll ist, müßte man mal ausrechnen.)

Das Problem dabei (genau wie etwas später nach der Einführung der Vinylplatte) ist aber, daß "normale" (weitverbreitete) Abtastsysteme mit derartig geschnittenen Rillen vollkommen überfordert wären. Wenn heute ein "TND 65" bis 20kHz "bringt" und eine effektive Nadelmasse (sehr wichtig für Abtastung) von 1mg hat, dann kann die Nadel sicherlich der Rillenmodulation gut folgen. Ein normaler Abtaster des Jahres 1955 scheitert sicher schon wegen der viel höheren eff. Nadelmasse. Man kann also fast davon ausgehen, daß auch die letzten Schellack-Platten "schaumgebremst" geschnitten wurden, also mit üblichem (Normal)Pegel und (künstlicher) Höhenabsenkung. Und wenn man das annimmt, dann ergibt sich automatisch ein höheres Grundgeräusch und weniger nutzbare Dynamik als bei Vinyl.



BTW: Ich habe zwar keine Schellack-Platten, dafür aber die Vinylplatte zum 70. Geburtstag der DGG (#642010) aus dem Jahre 1968. Auf der A-Seite befindet sich eine Aufnahme aus dem Jahre 1927. Diese wurde damals noch mechanisch aufgenommen und für diese Ausgabe auf Microrille umgeschnitten. Als Quelle dürfte also eine alte Schellack-Platte aus dem Archiv der DGG gedient haben. Da hör ich bei Gelegenheit doch mal genauer rein...




Grüßle Zwerg#8

PS: Ach ja, wenn TSD noch hier wäre; der wüßte sicher mehr zum Thema...
 
AW: Schellack-Platten

Ich hatte mal das Glück in einer meiner aktiven Zeit solch ein Schätzchen spielen zu dürfen. Da allerdings die Technik hierfür nicht im Studio stand, wurde die Platte bei einem Bekannten auf 19cm Studiotonband gemastert. Dafür kam ein Thorensplattenspieler mit 78 Umdrehungen und speziellem Abtastsystem zum Einsatz. Abgesehen vom Rauschen hatte die Scheibe aus den 40er Jahren einen durchaus vollen angenehmen Klang gehabt, den ich mit dem in den 50er Jahren üblichen Klang einer Vinylplatte vergleichen würde.
 
AW: Schellack-Platten

Mittlerweile konnte ich mir Aufnahmen anhören, die aus den 30ern stammen, aber 1955 „technisch verbessert“ (Zitat) und auf 25-cm-Vinyl-LP gepreßt wurden. Der Höreindruck deckt sich mit dem von Funkbude! Weiterhin nachträglich danke für Eure Kommentare hierzu.
 
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