Sterben die Volksmusik- und Schlagersender aus?

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AW: Sterben die Volksmusik- und Schlagersender aus?

Zum einen: So mancher Musikredakteur hat sich den Job nicht nach seiner Ahnung (uns schon gar nicht nach seiner Neigung zum Speien) gesucht, sondern nach den derzeitigen/damaligen Berufsmöglichkeiten, Carolin. Ein professioneller Musikredakteur sollte in der Lage sein, sich in jedwede Repertoirebereiche ohne Würgreize einzuarbeiten.

Zum anderen: Ich verstehe nach wie vor überhaupt nicht, wie man im Spreeland 28 Jahre lang "West"-Sender wie RIAS und SFB inhaliert hat, um die zumeinst englischsprachigen Pophits von Australien bis Amerika zu hören, lieben oder mitzuscheiden, wie man gern nach Ungarn gefahren ist, um Konzerte von "West"-Bands auf der Bühne zu erleben und heute bei jedem englischsprachigen Titel im Radio ausruft: "Wir leben hier nicht in England und ebenso wenig in Amerika".
:kopf an die mauer hauen
 
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Makeitso schrieb:

Danke für den Link. Besonders amüsiert habe ich mich über die Aussage des ORF: Der Musikantenstadl sei weltweit die einzige Sendung die so lange existiert. (25 Jahre).

Lieber ORF - noch nie was von der ZDF-Hitparade gehört? Die gabs 32 Jahre - und es wird bereits über eine Wiedereinführung verhandelt. Jetzt bin ich ein wenig vom Thema dieses Threads abgekommen, aber den Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen.
 
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exhörer schrieb:
Das Problem ist eher, daß Volksmusik / volkstümliche Musik nicht politisch korrekt ist. Du mußt Dir nur mal die Feuilletons der einschlägigen Presse ansehen - Volksmusik-bashing wird dort als regelrechter Sport betrieben, in der Hoffnung, Sympathiepunkte beim politisch-korrekt denkenden Leser zu erheischen.

Ja,ja, die politisch Korrekten. In den politischen Reden sind ja alle für Frieden, Freiheit und eine intakte Natur. Aber wehe, man drückt diese Wünsche in einem Lied mit einfacher Melodie und deutschem Text aus... :mad:

Volksmusik als 24-Stunden-Programm wird sich wohl nur noch bundesweit lohnen. MDR1, Bayern1 und andere machens vor, was wohl in einigen Jahren beim SWR auch der Fall sein wird: Ein Melodieformat, das nur einzelne Spartensendungen für Volksmusik und Schlager bringt.
 
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radiofreund schrieb:
Ja,ja, die politisch Korrekten. In den politischen Reden sind ja alle für Frieden, Freiheit und eine intakte Natur. Aber wehe, man drückt diese Wünsche in einem Lied mit einfacher Melodie und deutschem Text aus... :mad:

Das ist es nicht: Gute Rock-, Pop-, und wasweißichnochfürnstil- Titel zeichnen sich äußerst häufig durch einfache Melodien und einfache Texte aus, die dürfen dann sehr gerne Deutsch sein (deutsche Titel = Toptester).
Stichwort: Wenig Worte für große Gefühle

Schlechte Titel, also volkstümelnde Schlager etc. zeichnet aus: viele Worte für kleine Gefühle.

Kunst kommt von Können
 
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CountDown schrieb:
Ich verstehe nach wie vor überhaupt nicht, wie man im Spreeland 28 Jahre lang "West"-Sender wie RIAS und SFB inhaliert hat, um die zumeinst englischsprachigen Pophits von Australien bis Amerika zu hören, lieben oder mitzuscheiden, wie man gern nach Ungarn gefahren ist, um Konzerte von "West"-Bands auf der Bühne zu erleben und heute bei jedem englischsprachigen Titel im Radio ausruft: "Wir leben hier nicht in England und ebenso wenig in Amerika".
Da muß ich dir dann doch ein wenig widersprechen. Sowohl Rias1 als auch SFB1 waren früher über weite Strecken doch sehr deutschsprachig orientiert.
 
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Heidi schrieb:
Das ist es nicht: Gute Rock-, Pop-, und wasweißichnochfürnstil- Titel zeichnen sich äußerst häufig durch einfache Melodien und einfache Texte aus, die dürfen dann sehr gerne Deutsch sein (deutsche Titel = Toptester).

Viele Volksmusik- und Schlagerhasser argumentieren damit, dass diese Titel eine heile Welt propagieren, die es nicht gibt. Tut mir leid, aber das finde ich schizophren. Entweder man findet heile Welt gut (auch wenn sie vielleicht nie realisierbar sein wird), dann kann man das auch in Musik packen.

Heidi schrieb:
Stichwort: Wenig Worte für große Gefühle

Schlechte Titel, also volkstümelnde Schlager etc. zeichnet aus: viele Worte für kleine Gefühle.

Das ist doch Quatsch! Volkstümelnde Schlager sind durchschnittlich auch nur 3'30 lang. Und was du mit kleinen Gefühlen meinst, ist mir ein Rätsel.
Volkstümliche Schlager pauschal als "schlechte Titel" abzustempeln, ist billigste Klischee-Phrasendrescherei und stellt dich auf die selbe Stufe mit einem 70jährigen Spießer, der amerikanische Popmusik pauschal als "Bum-Bum-Hula-Hula"-Musik abstempelt.
 
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@Count Down: Die Realität kenne ich auch. Trotzdem sind Leute besser in ihrem Job, wenn er auch Spaß macht. Und insofern wird ein Musikdirektor sicher versuchen, nicht grad Schlager zu spielen, wenn er die nicht mag. Ich meine, auch ich könnte sicher einen Schlagersender mit Musik bestücken, nur wären das dann möglicherweise nicht die Titel, die die Hörer dort erwarten, sondern Oldies. Andrea Berg, Hansi Hinterseer & Co da tu ich mir schon schwer, die Namen richtig zu schreiben. Und den Musikredakteur, der seinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht einbringt, den gibt es doch nicht. So einen Job macht man doch nicht wie schrauben bei VW am Fließband.

Aber soweit ich weiß, geht es WDR4 doch gar nicht so schlecht. Also sind die Schlagerradios ja wohl nicht generell am Ende sondern halt die schlechten Schlagerradios.
 
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radiofreund schrieb:
Volkstümelnde Schlager sind durchschnittlich auch nur 3'30 lang.
Genau Radiofreund, nur darauf kommts an, gell.


Und was du mit kleinen Gefühlen meinst, ist mir ein Rätsel.
Das denke ich mir.

Ich versuchs ma so: Nehmen wir mal einen über 40 Jahre alten Titel: La Bamba von Ritchie Valens: Ein Titel, den er aus einem mexikanischen Volkslied gemacht hat - wenig Worte, die große Gefühle beschreiben und hervorrufen. Man muß noch nicht mal Spanisch können.

Nehmen wir einen x-beliebigen Titel von den Spastelruter Katzen: Sie versuchen die Schönheit der Berge in 3:30 zu packen - sie scheitern, weil sie es nicht können und weil sich die Alpen da nicht reinquetschen lassen. ;)
 
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Tweety schrieb:
Wenn ich mir die Charts so angucke, ist dieses Pauschalurteil wohl gar nicht so falsch. :D
:wow: :wow: :wow:

Nehmen wir einen x-beliebigen Titel von den Spastelruter Katzen: Sie versuchen die Schönheit der Berge in 3:30 zu packen - sie scheitern, weil sie es nicht können und weil sich die Alpen da nicht reinquetschen lassen.
:wow: :wow: :wow:
Oh trauriges Poetenherz. Für immer dem Schicksal unterworfen, die Schönheit und die Fülle der Schöpfung nie vollständig in Worte fassen zu können. Da bleiben wir doch lieber beim Thema Beziehungsstress und Liebe, ewiges Thema der Popmusik. Das sind Gefühle! Schluchz ;)
 
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Es gibt aber durchaus Volksmusik Titel, die Gefühle bzw. Erinnerungen hervorrufen können. Ich denke da z.B. an das Kufstein-Lied. Das kennt jeder über fünfzig und handelt ja auch vom letzten Österreich-Urlaub. Dieses Lied ist quasi zeitlos und lässt Erinnerungen vom letzten Urlaub wachwerden. Auch Sierra Madre ist so ein Gänsehaut-Lied. Also kann auch die Volksmusik Gefühle "transportieren". Wichtig ist, ob man zu einem Lied einen Bezug (z.B. persönliche Erinnerung) hat, dass kann der Text (Kufstein-Lied), die Melodie (La Bamba) oder meinetwegen auch der Interpret sein. DAs gilt allerdings für Musik generell.
 
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radiofreund schrieb:
Da bleiben wir doch lieber beim Thema Beziehungsstress und Liebe, ewiges Thema der Popmusik. Das sind Gefühle! Schluchz ;)
Deswegen ist fremdsprachliche Popmusik so beliebt! Meistens versteht man auch mit guten Sprachkenntnissen nicht, was der Interpret uns sagen will. Und das ist gut so.
 
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Was mir in diesem Thread fehlt, ist die eigentlich zwingend erforderliche Unterscheidung zwischen "Volksmusik" und "Volkstümlicher Musik".

Erstere meint laut Brockhaus
nach dem Gedächtnis überlieferte Gebrauchs- und Unterhaltungsmusik des Volkes, deren Schöpfer meist unbekannt sind.
Schon der letztgenannte Aspekt unterscheidet sie von der volkstümlichen Musik, deren Schöpfer in der Regel nicht nur bekannt sind, sondern ihre alkoholgeäderten, großporigen Nasen leider auch noch ständig in irgendwelche Kameras halten.

Volksmusik im eigentlichen Sinn des Wortes findet im deutschen Radio meines Wissens überhaupt nicht mehr statt (früher gab es sowas noch häufig auf Bayern 2, ob immer noch, weiß ich nicht), volkstümliche Musik nur selten, weil die Rezipienten dieser Musik in der Regel außerhalb der werberelevanten Altersgruppe liegen.

Das müßte eigentlich nicht so sein, denn auch volkstümliche Musik kann modern sein. Bestes Beispiel ist die Musik Hubert von Goiserns, der sowohl "neue" volkstümliche Musik geschrieben, als auch zahlreiche Stücke der echten Volksmusik bearbeitet und modernisiert hat.
 
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Was mir in diesem Thread fehlt, ist die eigentlich zwingend erforderliche Unterscheidung zwischen "Volksmusik" und "Volkstümlicher Musik".

Das sind die Grenzen fließend, wo will man da die Grenze ziehen.
 
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Wenn Du meinen Beitrag gelesen hättest, wüßtest Du, wo. :rolleyes:
 
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Hubert von Goisern wird Dir an die Gurgel springen. Der isn Rocker, Alter. ;)
 
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Aus einem Interview, das ich mal mit ihm geführt habe, weiß ich, daß er, wenngleich er natürlich nicht mit dem Personal des Mutantenstadl in einen Topf geworfen werden will, seine Musik durchaus als Volksmusik versteht.
 
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@GermansicheCarolin:
Da sind wir uns einig.

@Makeitso:
Die Unterscheidung Volksmusik/volkstümlicher Schlager ist in der Tat erfolderlich. Volksmusik im eigentlichen Sinn findet noch statt bei Bayern 1 (siehe #2), volkstümliche Schlager werden zur Zeit dort nicht mehr gespielt.

@Kulti
Natürlich waren seinerzeit SFB1 und Rias1 sehr deutschsprachig orientiert. Was mich nur wundert, ist, dass bei solchen Hardcore-Schlagerfans wie @Radiospreeland (dessen Nick stark auf seine Herkunft schließen lässt) von den internationalen Pophits der 60er bis 80er Jahre, denen seinerzeit im Osten hintergefiebert wurde und die heute den Großteil von Radioprogrammen füllen, sich so gar nichts Hörenswertes, Beständiges in die Gehörgänge eingebrannt hat.
 
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Ich glaube der Spreeländer dürfte da die Ausnahme sein, Counti. :wow:
 
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Hubert von Goisern bekommt den fast einmaligen Spagat hin, Rockmusik mit volkstümlicher Musik zu verbinden. Abgesehen von den Schürzenjägern fällt mir keine weitere Gruppe ein, die so mit den beiden "Musikwelten" experimentiert. Geklugscheißt formuliert könnte man auch sagen, dass er alte, traditionelle Klänge mit modernen Elementen des Rock kombiniert. Ich habe meinen Besuch eines Goisern-Konzerts (und das nicht weil ich beruflich mußte, sondern aus freien Stücken) jedenfalls nicht bereut. Könnte so manchem Dudelgeschädigten mal ganz gut tun, ist eine echte musikalische Erfahrung! :)
 
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Volksmusik findet mittlerweile (leider) im Rundfunk nur noch auf Randplätzen bei einigen wenigen Sendern statt. Zu nennen wären da Bayern 1 (abends 19-20.00), Bayern 2 (Heimatspiegel 6-7.00), einige bayerische Lokalsender (meist sonntagmorgens oder in den Abendstunden) sowie einige der ORF-Landesprogramme in den frühen Abendstunden.
Bei SWR4 allenfalls noch Sonntagmorgens. WDR4 bringt ab und an noch Chormusik und das ein oder andere Volkslied, im Norden kenn ich mich zu wenig aus.
Das Fernsehen bringt nahezu überhaupt keine Volksmusik, dafür volksdümmliches Gedudel auf beinah allen Kanälen. Letzteres ist wenigstens im Radio gottseidank auf dem Rückmarsch, SWR4 ist da eine der letzten Bastionen, wo man noch stündlich mit irgendwelchen Spatzen aus Südtirol oder Duos aus dem Naabtal beglückt wird.
 
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