Stockinger: "Wir haben ein Programm gemacht, das uns selbst gefallen hat."

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Wer es nie erlebt hat, der wird es nie vermissen, wer es nie gelernt hat, der wird es nie wissen, aber es ist so: Radio ist und kann viel mehr, als das, was uns heute unter diesem Etikett angeboten wird. Zu den Dingen, die es leider nicht mehr (oder kaum noch) gibt, gehört genreoffenes Musikentertainment. Stattdessen: Nummersicher-Hits! Wenig Aufwand, sicherer Erfolg. Ja! Aber langweilig bis zum Sterben.
 
Man kann einen Eimer nur so weit mit Wasser füllen, bis das unterste Loch erreicht ist. Dort läuft das Wasser raus. Und so wird Radio gemacht: Nur bis zum untersten Loch - bis zu dem Punkt, wo alle noch auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner eines vielfach getesteten und in Verkaufsklicks geprüften Musikgeschmacks stehen.

Nur leider ist das - gemessen an den vieldimensionalen Möglichkeiten von Rundfunk - kein echtes Radio. Das ist nur eine gut funktionierende Verkaufsplattform für Werbespots, weshalb daran auch nichts geändert wird.
Danke! Danke! Danke!
 
Der volle Eimer führt auch nicht zu größeren Hörerzahlen, oder? Man kann Radio garantiert besser machen, aber die Macher werden damit bestätigt, dass die (kleinen) Sender, die es versuchen besser zu machen, nicht erfolgreicher als die Dudler sind.

Früher musste man umständlich einen Beschwerdebrief an einen zu frechen Sender schicken, der Brief blieb dann auch unkommentiert in den meisten Fällen. Heute hat jeder Sender eine Internetpräsenz inklusive Facebook. Ist man einmal zu frech, zu überheblich, zu mutig, knallt es gleich etliche Shitstorms. Denn wer sich weit aus dem Fenster lehnt, bekommt gleich Gegenwind aus dem Netz, ungefiltert. Der vertrollte Mob wartet nur darauf, drauf zu hauen.

So bleibt man ein braver Sender, der einfach nur behauptet der Beste zu sein mit den besten Hits, den lustigsten Comedies, den optimalen MA-Zahlen, etc. Bleib unauffällig, dann lässt man dich in Ruhe. Vermutlich ist freches Programm nicht mehr zeitgemäß, leider.
 
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Das kann für ein ÖR-Programm einfach kein Maßstab sein, dabei bleibe ich!

Aber um zum Thema zu kommen:

Mir hat SWF3 auch nicht immer gefallen, auch wenn es im "Nostalgie-Faden" vielleicht manchmal so aussieht. Auch SWF3 hatte manche Programminhalte, wo ich mich gefragt habe: "Was ist das denn fürn Mist?", z. B. manche Flohmärkte (nicht alle, die meisten waren gut, aber ich denke da z. B. an Christiane Reebmann, für mich unerträglich!) sonntags morgens.

Aber sie haben wenigstens mal was gewagt, das kommt dem heutigen Radio leider völlig ab!
 
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Solange diesem Fetisch der möglichst hohen Hörerzahl nachgehechelt wird, ändert sich nichts.
Die Legitimität des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks ergibt sich nicht daraus, möglichst hohe Stundenreichweiten zu erreichen. Stundenreichweiten sind wichtig für die Privaten, weil sich hieraus die Werbepreise und deren Einnahmen ergeben. Die Legitimität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ergibt sich im Gegenteil daraus, als eigenständige und unverzichtbarer Mitspieler in der Medienlandschaft erkennbar zu sein. Ich kenne niemanden, der sagt, er zahle gerne seinen Rundfunkbeitrag, weil SWR3 so lustig ist und immer die größten Hits spielt. (Wie ich überhaupt bei SWR3-Hörer öfters erlebe, dass sie den prinzipiellen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem und privaten Rundfunk gar nicht kennen.) Aber ich kenne Leute in Berlin, die tagsüber Kiss FM oder Berliner Rundfunk oder rs2 oder Konsorten holen, aber sich ihre Infos dann am Abend kompakt im Inforadio holen oder für die die Abendschau im Fernsehen oder der Blue Moon im Radio quasi Pflichttermin ist. Diese sind meiner Erfahrung nach auch der Notwendigkeit des Rundfunkbeiträgen gegenüber offener. Durch den Flachfunk und - vordergründig - höhere Reichweiten untermauern die Öffis nicht ihre Legitimation in der Öffentlichkeit, sie zerstören sie.
 
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