AW: Streamen mit Mac
Nicecast ist auf dem Mac für's Streaming so ziemlich die beste Lösung.
Als Ausspielsoftware kann ich Dir
Radiologik empfehlen. Es ist für kleine Radiostationen (in den USA heißen die LPFM, also Low Power UKW-Stationen, das sind z. B. kleine Lokalradios, Kirchen- oder Universitätsradios usw.) und Webradios gebaut.
MegSeg bedient mehr den DJ-Bereich, ist aber - im Gegensatz zu den meisten anderen DJ-Programmen - für Radio auch geeignet.
Dementgegen ist Radiologik komplett auf die Bedürfnisse von Radiosendern ausgelegt. Es hat auf der Oberfläche nur die wichtigsten Bedienelemente (wie die "großen" Automationssysteme eben auch) und nervt nicht mit dem Geblinke und einer kunterbunten, überfrachteten Oberfläche, wie sie bei sehr vielen anderen Web-Radioprogrammen anzutreffen sind.
Dadurch kann man sich während der Sendung auf das Wesentliche konzentrieren - die Sendung und deren Inhalte nämlich.
Sehr schön bei Radiologik ist auch, dass man die Etiketten des Mac OS (für Nicht-Macianer: die Möglichkeit, Dateien farblich zu kennzeichen und jeder Farbe eine Bedeutung zuzuweisen) für die Kennzeichnung von MP3-Dateien verwenden kann und diese Kennzeichnung in Radiologik angezeigt wird. So kann man z. B. Jingles blau, Musikbetten grün, Drop-Ins gelb usw. kennzeichnen. Das erhöht die Übersicht.
Beide Programme haben eine Scheduling-Funktion. MegaSeg hat diese im Programm engebaut, und verwendet eine eigene Bibliothek oder kann die iTunes-Bibliothek verwenden.
Bei Radiologik ist der Scheduler ein eigenständiges Programm, das in der Basisversion im Preis enthalten ist. Als Datenbank verwendet es iTunes und dessen intelligente Wiedergabelisten, mit denen sich eine sehr schöne, geschmeidige und abwechslungsreiche Automation aufbauen lässt. Hierzu hat es einige sehr sinnvolle Funktionen und Regeln, deren Funktionieren allerdings voraussetzt, dass man seine Metadaten in den MP3-Dateien einigermaßen gut gepflegt hat.
Weiter kann der der Scheulder in der "großen Version" (advanced, kostenpflichtig) mit Werbeblöcken umgehen, Automator-Scripts ausführen (z. B. Nachrichten, Podcasts oder Beiträge von Servern herunterladen und für den Playout vorbereiten usw.).
Eine für den vollkommen automatisierten Betrieb praktische Funktion ist, vorbereitete Moderations-Takes mit Liedern zu verknüpfen. Die Verknüpfung kann auf "Artist - Titel"- oder "Artist"-Basis hergestellt werden. So kannst Du z. B. mehrere Moderationen zu Madonna aufnehmen und unter einem bestimmten Namen, in dem "Madonna" oder "Madonna - Hag Up" vorkommen muss, abspeichern. Der Scheduler kann Dir - jenachdem, was Du ihm vorgibst - zu jedem Madonna-Song einen solchen Take als An- oder als Abmoderation in die Automation setzen, bzw. bei Titelangabe nur auf den passenden Titel.
Was für Dich aber vermutlich auch sehr wichtig ist: die Verwendung als Live-Assist (für den Live-Moderationsbetrieb). Das geht wunderbar und auch dafür ist Radiologik ausgelegt. Du kannst Dir z. B. auch Playlisten per Hand zusammenstellen und abspeichern und für die Live-Sendung wieder hochholen, Du kannst die Tastaturkommandos für den Playerstart und -stop und verschiedene andere Funktionen selbst definieren, Du kannst mehrere Cart-Walls zusammenstellen usw.
Für den Sendebetrieb kannst Du Dir die MP3-Dateien mit Rampzeit und Overlapzeit (also den Zeitpunkt, wo Radiologik im Auto-Betrieb das nächste Playlist-Element spielen soll) setzen. Mit der Voice-Over-Funktion kannst Du z. B. Drop-Ins genau in den Ramp einpassen. Beispiel: der Drop-In ist 10 Sekunden lang, der Ramp 8 Sekunden. Dann startet Radiologik den Dorp-In und sobald der 2 Sekunden gelaufen ist startet es den Song und zwar etwas heruntergeblendet (Herunterblendstärke kannst Du beliebig einstellen). Somit endet der Drop genau am Rampende und dann blendet Radiologik den Song auf volle Lautstärke.
Für das Ausspielen kannst Du Dir für jeden Palyer einen eigenen Fader auf dem Mischpult einstellen, wenn Deine Soundkarte (oder das Audiointerface) mehrkanalfähig ist. Alternativ kannst Du alle drei Player über einen Mischpultkanal ausspielen. Anhand von Schaltern über den Playern kannst Du diese schnell während der Sendung einem bestimmten Kanal zuordnen.
Weiter kannst Du Dir verschiedene Voreinstellungs-Setups abspeichern, so dass Du z. B. im Live-Assist-Betrieb mit kurzen Blendzeiten arbeitest, im Automationsbetrieb mit längeren usw.
Auch ein Stunden-Backtimer ist da, so dass Du immer weißt, wieviele Mintuen und Sekunden Du bis zur vollen Stunde hast und viele kleine Nützlichkeiten mehr gibt es, z. B. dass Du Audiodateien der verschiedensten Formate (MP3, AIF, MP4 usw.) per drag and drop aus iTunes oder aus dem Finder in das Programm ziehen kannst und keine Umweg über die Datenbank gehen brauchst.
Für den Webradio-Betrieb ist Radiologik dazu ausgelegt, Titel und Interpret an Nicecast zu übergeben, so dass eine Titelanzeige auf der Webseite möglich ist. Du kannst aber bestimmte Dinge von der Anzeige ausnehmen lassen, z. B. Jingles oder Drop-Ins, indem Du diese in eine Ausschlussliste einträgst. Das hat den Vorteil, dass nur die laufenden Songs, aber nicht die Jingles, Beiträge, Werbespots usw. mit Namen auf der Webseite erscheinen.
Auch der Preis ist sicherlich ein Faktor: MegaSeg kostet 249 $ (das sind nach heutigem Kurs ca. 183 €) und Radiologik kostet 128 $ (das sind nach heutigem Krus ca. 94 €).
Es gäbe noch einige Dinge mehr zu sagen, aber mir ist mein langes Geschreibsel jetzt schon peinlich. Eigentlich wollte ich einen kurzen Dreizeiler schreiben, aber dann sind die Pferde mit mir durchgegangen.
Ich kenne Radiologik seit seinen ersten Beta-Versionen im Februar 2007 und habe mich im Lauf der Zeit echt in das Programm "verliebt". Den Entwickler habe ich seit damals mit jeder Menge Mails "beglückt" und viele meiner Vorschläge haben Eingang in das Programm gefunden, das übrigens auch deutsch mit Dir spricht.
Seit April 2008 bin ich mit Radiologik regelmäßig auf UKW live auf Sendung und hatte noch nie Probleme.
Vielleicht möchtest Du das Programm und den Scheduler vor dem Ausprobieren (es gibt kostenlose Demos) mal anschauen. Der Entwickler hat einige Videos auf seine Seite gestellt (allerdings mit englischen Erklärungen):
http://radiologik.com/
So, jetzt hoffe ich, dass Du Dir ein Bild machen konntest.