Streit um Fußball-Hörfunkrechte

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AW: Streit um Fußball-Hörfunkrechte

ich werd bekloppt und zieh aufs Land...

netter Streit über das institutionelle Organ... für mich ist das eher eine Frage der Eigen- und Fremdbetrachtung, die wie so oft miteinander nix zu tun haben muss. Dieter Bohlen bezeichnet sich auch als Musiker und ich denke, viele von euch würden ihn nicht als sochen bezeichnen... Das nur am Rande... nix für ungut... weiter so

zum Thema...

Für mich persönlich als bekennender Fussballignorant gehört diese Sportart selbstverständlich ins Pay-TV... sollen doch die Menschen, die gerne 22 erwachsene Menschen (Schiedsrichter nicht eingerechnet, liebe Erbsenzähler) sehen wollen, die nur einem Ball hinterher rennen, bitte nicht auf meine Kosten (resp. Gebühren... auch hier gibt es sicherlich juristische Unterschiede) unterhalten werden.

Als Demokrat beuge ich mich aber auch gerne der Mehrheit... wenn es denn von der Mehrheit der Gebührenzahler gutiert wird, dass hierfür die Gebühren verschwendet werden... fein... dann soll es wohl so sein, wobei ich grundsätzlich in Frage stelle, ob es hierfür eine Mehrheit gibt.

Gut... nach Auffassung der Gerichte sollen auch die (privaten) Radiosender für die Berichterstattung zahlen. Eine herrliche Idee... verschont es mich als Hörer doch vor dem langweiligen Thema "Fussball" im Radio, weil ich auf den Geiz der Geschäftsführer und Gesellschafter vertraue.

Und trotzdem... was fällt der Liga denn sonst noch an Abzocke ein? Morgen sollen wohl dann auch die Zeitungen bezahlen, um über dieses Gekicke am Wochenende schreiben zu dürfen...

Wenn ich übertreiben wollen würde, könnte man hier das Recht der Presse und die damit verbundene Freiheit und Pflicht, über Dinge zu berichten, die hinter verschlossenen Türen stattfinden (egal ob es sich jetzt um die verschlossene Tür einer illegalen Spielhölle oder die eines Fussballstadions handelt) beschnitten sehen. Und das kann ich als Journalist nicht akzeptieren.
 
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Keek schrieb:
Zumal sie unterstellt, dass die Leistung des entsprechenden Mediums erst beim Reporter beginnt. Was ist denn mit der Übertragung von Bild und/oder Ton? Nur mal als Beispiel, denn schon da beginnt deine Logik zu haken.
Eben dies unterstellt meine Argumentation gerade nicht. Ich habe doch darauf hingewiesen, daß eine Fußballübertragung auch ohne Kommentar bestens funktioniert, nicht selten sogar besser als mit dem Dummgeschätze so manches Reporters. Hier ist also durchaus eine geldwerte Leistung der Liga gegeben, die, wenn es gut läuft, durch den Kommentar aufgewertet wird. Insofern war es auch nur logisch, daß die von U87 erwähnte Klage gescheitert ist.

Eine Hörfunkübertragung eines Fußballspiels ohne Kommentar hingegen ist etwa so sinnvoll wie die Übertragung eines Pantomimefestivals. Niemand würde sich das anhören, wenn alles, was er zu hören bekommt, die Atmosphäre aus dem Stadion ist. Hier entsteht der eigentliche Wert der Übertragung tatsächlich erst durch die Leistung des Reporters.
 
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kleiner Nachtrag... / Off-Topic

Warum regt sich hier eigentlich keiner auf, dass Radiostationen für die Bemusterungen der Major-Plattenfirmen ebenfalls Unsummen ausgeben (müssen), wo doch das Spielen von Musik zum Kerngeschäft des Mediums Radio gehört und nur das Reden über die Songs...

Ihr habt recht... hat mit dem Thema nix zu tun...
 
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Makeitso schrieb:
ist etwa so sinnvoll wie die Übertragung eines Pantomimefestivals.
Okay, ackern wir es also nochmal einfach mit den Pantomimenspiel durch. Pantomimen sind in Deutschland tierisch angesagt. Jedes Wochenende zittern MIllionen Familienväter, was ihr Lieblingspantomime diesmal hinkriegt. Und weil so unglaublich viele Leute am Pantomimenspiel interessiert sind, rennen sehr viele in die Pantomimenstadien und zahlen ordentliches Eintrittsgeld, um ihren Pantomimen anzufeuern. Die besten Pantomimen sind professionell in einer federführenden GmbH organisiert und bekommen unfassbare Gagen. Dafür ist aber auch ein großes Geschäft um sie herum entstanden mit Pantomimen-Merchandising undsoweiter (klasse Vorstellung übrigens - ein weisser Kittel von Adidas für 69 € und hinten steht drauf "Marceau":D).
Weil nun diese Hammergagen nicht nur durch die Eintrittsgelder erlangt werden können, hat sich die Pantomimen GmbH gedacht: "okay, wenn das Fernsehen mit unseren tollen Pantomimen damit Programm, Quote und glückliche Zuschauer machen möchte, dann möchten wir gerne ein bisschen was dafür haben, schließlich zahlen wir die Künstler und ihr habt mit deren Treiben zwei Stunden gut gefüllt " und deshalb zahlen die Sender ordentliches Geld, weil sie ja jetzt einfach nur ihre Kameras auf die Pantomimen halten müssen und nix weiter für ein massentaugliches Programm machen müssen, ausser ein paar unnötige Reporter abzustellen, die mal was dazwischen quatschen wie "guddn abend allerseits zu Spiel, Spannung, Pantomime" oder oioioioioi, dat hätter abba bessa gekonnt, der Marcel".
Nun kommen aber auch die Radiosender und sagen: "Hoppla, Pantomimen sind klasse, das interessiert auch die Leute, die gerade im AUto unterwegs sind, und deshalb wollen wir gerne darüber berichten"
Und da sagt die professionelle Pantomimen GmbH: "Mensch, kein Problem, aber denkt dran, das wöchentliche Pantomimen-Spektakel kostet dolle Geld, und weil ihr über unser Spektakel berichtet und somit eure Hörer unterhaltet und ihnen große Freude bringt (und vielleicht ein paar Werbekunden mehr bekommt) würden wir uns sehr freuen, wenn ihr euch finanziell an unserem Spesenzettel beteiligen würdet - denn mal ehrlich: schließlich ist so'n Pantomimen-Spiel ein knallhartes Geschäft und kein Freizeit-Fussballspiel auf der grünen Wiese".
Ja, und deshalb zahlen auch Radiosender ohne Probleme, weil sie ja ohne die Anstrengung der Pantomimen (der TEUREN Pantomimen) - die man zwar im Radio nicht hört, sondern jemand darüber erzählen muss - auch einfach ihre Reporter auf eine ganz billige WIese setzen könnten. Dann wären sie nur leider nicht so authentisch dran am spannenden Pantomimen-Geschehen.

Danke, jetzt müsste es geschnackelt haben, ja?
 
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Würde Fussball ohne Berichterstattung in den Medien heute tatsächlich so bekannt/beliebt sein und diesen Stellenwert geniessen? Können die Götter in kurzen Hosen nicht nur deswegen solch unverschämten Gagen aufrufen, weil sie durch die Medien gemachte Stars sind? Sollte die DFL nicht (wie jeder andere Werbekunde auch) für die Berichterstattung im Fernsehen/Radio (als Dauerwerbesendung gekennzeichnet) eigentlich dafür bezahlen müssen?

Für mich ist das "Verkehrte Welt"
 
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Sehr lustig, Steinberg, wirklich, besonders bei
oioioioioi, dat hätter abba bessa gekonnt, der Marcel
hab' ich sehr gelacht. Allerdings ändert die Verlagerung auf ein anderes Beispiel nichts am Sachverhalt, denn wie ich schon schrieb, wäre die Übertragung des Pantomimefestivals ohne beschreibende Reportage komplett witzlos und würde selbst in einem extreeeem pantomimebegeisterten Land nur von wenigen Hardcorefans eingeschaltet. Genau wie beim Fußball also.

Stellen wir uns stattdessen doch mal folgende Situation vor:
fiktiver Radiomoderator schrieb:
Hey, Du hörst Shit FM 08/15 - bei uns hat die Stunde 67 Minuten, damit noch mehr Musik reinpaßt! Jetzt stell Dir mal ne tickende Uhr vor, dazu singt eine Frau stakkatohaft (Anm.: okay, wir alle wissen, daß die Hörer solcher Sender keine Ahnung haben, was ein Stakkato ist, aber lassen wir das mal beiseite), wie langsam doch die Zeit vergeht. Dann hört man, erst im Hintergrund und verzerrt, dann immer lauter und deutlicher, den Anfang von ABBAs "Gimme Gimme Gimme", um ungefähr 20% schneller gedreht und mit einem satten Dancebeat unterlegt. Dazu singt die Frau davon , daß sie seit Ewigkeiten auf den Anruf von jemandem wartet und jetzt total abgegesen ist und davon, daß die Zeit für diejenigen, welche warten, immer ganz langsam vergeht. Nach 3 Minuten 44 ist dann alles vorbei. Und hey, das war die neue Single von Madonna, hier bei Shit FM 08/15 - bei uns hat die Stunde 67 Minuten, damit noch mehr Musik reinpaßt!
Muß der Sender dafür Geld an die GEMA überweisen? Nach Deiner Logik schon, denn wenn die Platenfirma die Single nicht veröffentlicht hätte, hätte der Moderator auch nichts, worüber er reden kann. Ergo: Bitte zahlen!

Das ist natürlich Quatsch, genauso blödsinnig ist es aber, wenn Radiosender für die Übertragungsrechte (woran meint die DFL eigentlich "Rechte" zu haben? Am Gejohle der Zuschauer im Stadion?) von Fußballspielen zahlen sollen. Dies weitergedacht, müßten auch die Zeitungen zahlen, denn ohne die DFL-Veranstaltung "Bundesliga" hätte die hochgelobte Sportredaktion der F.A.Z. viel weniger zu berichten.

Das mag man anders sehen, wie fast alle Rechtsfragen. Meine Rechtsauffassung ist diese und offensichtlich stehe ich damit gegen die Rechtsprechung, wobei ich nicht weiß, ob dieser Punkt in der Klage des VPRT herausgestellt wird oder ob sie nur auf die Pressefreiheit pochen - im letzten Fall werden sie wohl auch in Karlsruhe gegen die Wand laufen, denn Pressefreiheit beinhaltet natürlich nicht das Recht, kommerzielle Veranstaltungen kostenfrei übertragen zu dürfen.

Wenn man aber, wie offensichtlich einige hier im Forum, eine andere Rechtsauffassung hat, dann muß man sie auch begründen, jedenfalls funktioniert das so in der Juristerei. Bislang hat mir hier aber noch niemand gesagt, welche generische geldwerte Leistung die DFL den Hörfunkstationen bietet, für die sie guten Rechtes Geld verlangen dürfte.

Labim schrieb:
Sollte die DFL nicht (wie jeder andere Werbekunde auch) für die Berichterstattung im Fernsehen/Radio (als Dauerwerbesendung gekennzeichnet) eigentlich dafür bezahlen müssen?
Auf diese Idee sind Jürgen Emig und Wilfried Mohren auch schon gekommen, allerdings nicht beim Fußball...
 
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Dein Beispiel geht leider nicht auf. Zwei Gründe:
1. wie war das noch? "Über Musik zu reden ist wie Tanzen auf Architektur"? Über Fussball zu reden ist bekanntlich eine der schönsten Nebensachen. Musik kann im Radio stattfinden, Fussball in Reinform (wie du selbst gesagt hast) eben nicht.

2. Ich denke, es ist auch eine Frage des Zeitpunkts. Madonnas Lied ist jederzeit technisch reproduzierbar. Ein Fussballspiel nicht. Es findet "hier und jetzt" statt und wenn dies ein Medium mitnehmen will und sie werden zur Kasse gebeten, dann ist das okay. Vergleich wäre es, wenn Madonna für viele Millionen Dollar ein sehr, sehr exklusives Konzert geben würde (oder sagen wir besser etwas, was keine Geräusche macht - ein unglaubliches tolles Kinderbuch der Presse vorstellen von mir aus). Und die Karten würde sehr viel Geld kosten und alle wären tierisch aufgeregt, wie wohl die Bilder in diesem Buch aussehen würden - wenn das Radio in diesem exklusiven Moment dabei sein will und dies den Hörern direkt mitteilen möchte - tja, dann darf Madonna
wohl auch die Hand aufhalten, wenn sie möchte.
 
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