Studioplattenspieler

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radiologe13

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Hallo,

ich bin nur Hörer, aber habe mal eine Frage zu den Plattenspielern, welche in Rundfunkstudios eingesetzt wurden/werden? Wie wurde es geschafft, die Nadel genau an den Anfang eines Titels, z.B. auf einer LP zu navigieren und dann genau vom Anfang des Titels abzuspielen?

Gruß und danke.
 
Relativ simpel : Im PFL-Modus die Cue (oder wie auch immer (modelabhängig)genannt nutzen, Stelle suchen und dann im OnAir Modus per Faderstart oder aber Starttaster abfeuern.
Also , genau wie beim Tonband
 
Ohne das Video angesehen zu haben: Studioplattenspieler laufen auf Tastendruck oder Reglerfernstart an, nicht wie Heimplattenspieler direkt beim Aufsetzen des Tonabnehmers. So kann man beim Antreffen des Titelanfangs den Plattenspieler sofort stoppen und bis knapp vor den Titelbeginn zurückfahren – entweder manuell, oder bei hochwertigen Geräten auch elektrisch im Rückwärtsgang. Beim erneuten Starten ist der Titel dann quasi sofort da.
 
Danke für die Erläuterung. Da hatten die Platten aber kein langes Leben. Erstaunlich, das bei dieser recht robusten Behandlung doch sehr wenig an Knacken über den Äther kam.

Danke.
 
Ich vermute mal, dass die nadeln mit einem Schliff versehen waren, der für beide Richtungen geeignet war? Jedenfalls ging der Rückwärtsgang ja relativ schonend vor sich - waren ja keine Scratcherkratzdeejays und - janes am Werk
 
Das war lange ein sphärischer Schliff, der später einem elliptischen mit der Zusatzbezeichnung SFL (Super Fine Line) wich. Im ARD-Hörfunk wurden und werden vorwiegend EMT-Plattenspieler genutzt.
 
Dazu möchte ich noch ergänzen:
die gängigen in (West-) Deutschland eingesetzten Plattenspieler von EMT sind mit einer Lupe über dem Tonabnehmer ausgestattet, die eine sehr genaue Positionierung am Songanfang erlaubt. Somit erspart man sich zu langes "zurückfahren" der Platte. Obendrein sind die Hochlaufzeiten sehr kurz. Ein EMT 950 benötigt am Äußeren Rand einer Langspielplatte gemessen beispielsweise nur etwa 5-6 cm (aus dem Kopf geschätzt), um auf 33 1/3 zu beschleunigen. Markierungen am Plattentellerrand erleichtern dabei das genaue Abschätzen der Distanz.
Damit bei falscher Positionierung kein aufjaulen über den Sender geht, sind die Audioausgänge stummgeschaltet, bis die exakte Drehzahl erreicht ist.
Bei Verwendung des für Flankenschrift gängigen, auf den Rest der Maschine abgestimmten Tonabnehmers TSD 15 liegt die Auflagekraft bei 2,5 g, für Hifi-Verhältnisse viel, für Discoverhältnisse wenig. Die Platten werden also recht Materialschonend abgetastet. Üblicherweise verwendet man für die Platte, wie man sie heute kennt die Abnehmerversion mit SFL-Schliff (zumindest dort, wo ich mit den Geräten arbeite).

Die Tonarmkonstruktion ist extrem aufwändig, wenn das Studio ordentlich gebaut ist stehen die Geräte ohnehin nochmals zusätzlich entkoppelt. Ein "Springen" der Platte duch vorbeilaufen oder gar Anstoßen ist nahezu unmöglich.

Es ist eine Freude, mit solchen Maschinen zu arbeiten. Einmal dran gewöhnt möchte man nie mehr ein Hifi-Gerät mit leichtem Tonarm. Was natürlich nicht geht ist Scratchen, Pitchen nur mit Zusatzmodul (je nach Modell auch mit einem Poti an der Fernbedienungsbuchse). Für letztere Zwecke greift man besser zum 1210.

EDIT: Guess kam mir mit dem Schliff zuvor.
 
Bei Verwendung des für Flankenschrift gängigen, auf den Rest der Maschine abgestimmten Tonabnehmers TSD 15 liegt die Auflagekraft bei 2,5 g, für Hifi-Verhältnisse viel, für Discoverhältnisse wenig.


Ralle, bitte nicht auch noch du! Faselfehler?

Die KRAFT wird in Newton gemessen und angegeben. Das Kilopond (kp) würde ich ja auch noch durchgehen lassen. Das Gramm ist aber eine Einheit der Masse - und die lasse ich nicht durchgehen! ;)

F = m *a (Kraft = Masse * Beschleunigung)

Hätten wir auf der Erde nicht zufällig eine Fallbeschleunigung von etwa 10 m/s², sondern von meinetwegen 15 m/s², wäre es nie zu diesem "Durcheinander" gekommen!

Peace!
 
Im Osten, sprich den Ländern des Warschauer Paktes (neuerdings auch in Ostbelgien :) ) waren die Mechlabor Plattenspieler nicht unüblich, hier zu erwähnen der SL101 und SL102. Beide auch mit Tondose TSD15 zu haben.
 
Interessant und faszinierend finde ich an den EMTs ja den Haufen Elektronik, den sie in die Kisten gepackt haben - schaut voll bestückt aus wie ein Großrechner der 80er :eek: das macht die Geräte für Hobbysammler vermutlich uninteressant, weil einfach viel zu viel drin ist das kaputt gehen kann - aus heutiger Sicht lustig für die paar Funktionen, aber die Zeiten ändern sich halt. Und ein Studio mit 2 EMTs drinnen brauchte schon ein ordentliches Fundament :oops:

Vom Klang her waren die EMTs ja nicht sooo beeindruckend - ich hatte bei irgendeiner HiFi Messe in einem Hotel mal die Gelegenheit, einen gegen die (damals) aktuellen HiFi Plattenspieler (inklusive meiner Lieblings- und Traumgeräte) zu hören - der Fokus lag eindeutig nicht am Klang (war ja auch nicht das Thema für Rundfunkübertragung), sondern auf der Bedienungssicherheit.
 
Einmal dran gewöhnt möchte man nie mehr ein Hifi-Gerät mit leichtem Tonarm.

Allerdings! :D

Interessant und faszinierend finde ich an den EMTs ja den Haufen Elektronik, den sie in die Kisten gepackt haben - schaut voll bestückt aus wie ein Großrechner der 80er :eek: das macht die Geräte für Hobbysammler vermutlich uninteressant, weil einfach viel zu viel drin ist das kaputt gehen kann - aus heutiger Sicht lustig für die paar Funktionen, aber die Zeiten ändern sich halt. Und ein Studio mit 2 EMTs drinnen brauchte schon ein ordentliches Fundament :oops:

Jetzt mal nicht übertreiben. Ordentliche Audiotechnik braucht halt Platz (Verstärker,Ausgangsübertrager etc.) und Steuerungstechnik konnte man damals halt noch nicht in einen uController packen - und gerade deswegen lässt sich die Elektronik vergleichsweise leicht reparieren. Wenn dir von einem "modernen" Gerät ein Controller abschmiert, wirst du den kaum selbst ersetzen können. Vielleicht bekommst du das Bauteil, aber nicht die Software, die drauf sein muss.

Vom Klang her waren die EMTs ja nicht sooo beeindruckend

Das kann ich aus genau diesem Grund...

EMT hatte sich eine unverfälschte Wiedergabe auf die Fahnen geschrieben.

... nicht bestätigen. Das, was ein EMT aus einer Platte (in gutem Zustand) rausholt, ist für mich absolut unschlagbar. Da kann auch jeder CD-Player einpacken.
 
Eine Besonderheit ist es zudem, dass es der EMT trotz herkömmlich angeordneten Tonarms schafft, auch den letzten LP-Titel mit geringstmöglicher Verzerrung wiederzugeben.
 
Ich habe mal gelesen, das die Geräte mit Reibrad angetrieben wurden, zumindest habe ich dies mal über einen im DDR-Rundfunk genutzten Plattenspieler gehört. Stimmt das? Ein Riemenantrieb hätte sicher auch eine zu lange Hochlaufzeit.
 
Damit bei falscher Positionierung kein aufjaulen über den Sender geht, sind die Audioausgänge stummgeschaltet, bis die exakte Drehzahl erreicht ist.

Aber nicht automatisch. Das lässt sich aktivieren oder deaktivieren - durch das Ein- beziehungsweise Aushängen eines Draht-Häkchens auf einer der Platinen.
 
Ich habe mal gelesen, das die Geräte mit Reibrad angetrieben wurden, zumindest habe ich dies mal über einen im DDR-Rundfunk genutzten Plattenspieler gehört. Stimmt das? Ein Riemenantrieb hätte sicher auch eine zu lange Hochlaufzeit.

Die alten EMT hatten einen solchen Reibradantrieb. Spätestens seit den frühen 80ern verwendet man Direkttriebler, bei denen Plattentellerachse = Motorachse ist. Das setzt aber eine Steuerung voraus, die einen ruckfreien Betrieb ermöglicht. Siehe auch Technics SL-1200MK2, die Discomaschine schlechthin. Riemenantrieb ist etwas für Wohnzimmergeräte. ;)
 
Ein weit verbreitetes Gerät mit Reibradantrieb war der EMT 930. Er ist mit einer elektromagnetisch betriebenen Bremse ausgestattet, die einen Hilfsteller auf dem weiterrotierenden Hauptteller mechanisch zum Stillstand bringt. Der Schnellstart geschieht dann durch Lösen dieser Bremse mit Schalter am Plattenspieler oder per Fernstart vom Mischpult aus.

Die späteren Modelle mit Direktantrieb sind EMT 950, 948 und 938 (Tischgerät).
 
... Ordentliche Audiotechnik braucht halt Platz (Verstärker,Ausgangsübertrager etc.) und Steuerungstechnik konnte man damals halt noch nicht in einen uController packen...
Ganz klar - drum sagte ich ja aus heutiger Sicht lustig, ging aber halt nicht anders damals. Und natürlich hast du damit...
... Wenn dir von einem "modernen" Gerät ein Controller abschmiert, wirst du den kaum selbst ersetzen können. Vielleicht bekommst du das Bauteil, aber nicht die Software, die drauf sein muss...
... völlig recht - zumindest solange es noch gelernte Techniker aus diesem Metier gibt - heute einen (noch nicht in Pension befindlichen) Fernsehtechniker zu finden, ist ja schon schwer geworden - die Ausbildung existiert de fakto ja nicht mehr. Aber das Problem besteht natürlich bei jedem retrohobby, ein Wurlitzer lässt sich ja auch nur reparieren, wenn man noch von Relaistechnik was mitbekommen hat (bin alt genug, hab ich noch am Rande) :rolleyes:


Das, was ein EMT aus einer Platte (in gutem Zustand) rausholt, ist für mich absolut unschlagbar. Da kann auch jeder CD-Player einpacken.

Naja - ich hab die HiEnd Diskussionen lange genug mitverfolgt und mitdiskutiert, dass ich das einfach mal unkommentiert stehen lasse, und das...
Eine Besonderheit ist es zudem, dass es der EMT trotz herkömmlich angeordneten Tonarms schafft, auch den letzten LP-Titel mit geringstmöglicher Verzerrung wiederzugeben.
... hat sich damals jeder auf die Fahnen geschrieben. Im Aufnahmestudio wäre das ja auch sinnvoll, im privaten Abhörambiente nicht machbar, und bei der "Kette" der Rundfunkübertragung via Äther (also vom Inhalt der Schallplatte bis zum Ton aus dem Lautsprecher des Empfängers) sowas von Wurscht :confused:


Nichtsdestotrotz hätt ich gerne so ein Monster - nebst einer Mehrspurrevox im derselben Kühlschrankgröße - faszinierende Technik :thumbsup:
 
Die KRAFT wird in Newton gemessen und angegeben. Das Kilopond (kp) würde ich ja auch noch durchgehen lassen. Das Gramm ist aber eine Einheit der Masse - und die lasse ich nicht durchgehen! ;)
Zwerg hat natürlich völlig recht, das war sehr schluderig ausgedrückt... kommt eher aus dem Umgangssprachlichen "spiel die aber bitte nicht mit Deinem zehn-Gramm-Plastikhobel ab"... wenn man ne Platte verleiht.

Um noch weitere Vorteile dieser "europakartenbestückten Schaltschränke" und deren Konstruktion hervorzuheben: Der Ausgang der EMTs liefert Studionormpegel (insofern alles richtig eingemessen ist) und kann sofort an irgendeinen Line-Eingang angeschlossen werden. Frequenzgangabweichungen z. B. durch unpassende Eingangskapazitäten gibt es nicht. Da das Signal symmetrisch ist kann man auch schmerzfrei recht lange Kabel verlegen.
Sollte dann doch mal ein Entzerrverstärker aus dem Ruder laufen kann der schnell ausgetauscht werden, wenn man über ein entsprechend sortiertes Ersatzteilesortiment verfügt. Das geht dann sogar schneller, als der andere Plattenspieler seinen Song fertiggespielt hat.

Studioplattenspieler mit Riemenantrieb gab es m. E. nie. Die paar Vorteile die der Riementrieb hat (mechanisch brauchbare Entkopplung vom Motor, Motorruckeln wird abgefangen) lassen sich alle duch mehr Aufwand auch bei einem Direkttrieb realisieren.
Bei Riementrieb sind sowieso Hochlaufzeit und Drehmoment nicht für den Studiobetrieb (oder für die Disco) geeignet. Mir graust es z. B. immer vor diesen billigen 1210er-lookalikes mit Riementrieb, die dem DJ-Neuling bei windigen Versandhäusern angepriesen werden.
 
Ich antworte mal stellvertretend für Ralle: Nein nie!


Ich kenne niemanden (außer mein eigenes Spiegelbild), der meine Platten so behandelt. wie ich das gern hätte. Wenn es also auf einer Party heißt: "Komm, leg doch mal diese alte Scheibe auf!", dann sollte das nur der "Chef" höchstpersönlich tun... ;)


Grüßle an alle Schwarzhörer...
 
Die "Tondosen" von EMT sind so verstärkt, dass beim Rückwärtsdrehen zum Auffinden des Modulationsbeginnes sich keine Nadel verbiegen kann!

Da EMT-Systeme sehr teuer sind, vertrieb man als Alternative Stanton 500 oder 680SL, welche ich selbst in meinem EMT 948 nutze.

Dazu habe ich noch TND65, TMD25 ect. für Schellackplatten und Decelith-Folien der Reichsrundfunkgesellschaft und stelle diese digitalisiert dem Deutschen Rundfunkarchiv zur Verfügung.

Rudy
 

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Das, was ein EMT aus einer Platte (in gutem Zustand) rausholt, ist für mich absolut unschlagbar. Da kann auch jeder CD-Player einpacken.




Wer noch immer der irrigen Meinung ist, die Schallplattenqualität wäre besser als die CD Qualität bzw. die Qualität der Digitaltechnik, oder ein EMT bzw. 150.000.- € Plattenspieler würde eine Schallplatte klanglich besser wiedergeben als beispielsweise ein älterer Dual Plattenspieler mit Direktantrieb oder ein Revox Tangentialplattenspieler, der lese bitte zuerst einmal folgende Artikel:


http://www.tonbandmuseum.info/m15a-prospekt-1977.html

http://www.hifimuseum.de/schallplattentechnik-1978.html

http://www.hifimuseum.de/die-audio-qualitaet.html

http://www.hifimuseum.de/hifi-wer-bestimmt-das.html

http://www.hifimuseum.de/dual-plattenspieler.html

http://www.hifimuseum.de/die-analoge-vinylqualitaet.html
 
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