Studiotechnik in den 70ern

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Das war mir ja völlig klar, nur wundert mich der Preis mit Null, wo man ja bei *bay die M15A ohne weiteres für EURO 399.- kaufen kann.

LG

Jean

Alles eine Frage des Zustandes.
Geht auch noch günstiger, allerdings nicht im freien Handel.
Was ich für meine M15A bezahlt habe darf ich nicht erzählen ;) zumal sie nur ~2600 Stunden auf der Uhr hatte und frisch eingemessen war, und in einer original Telefunken Rolltruhe steckte - die ich mangels Platz im Auto nicht mitgenommen habe, und weil ich schon eine Studiotruhe zu Hause hatte.

Aber zurück zum Thema:
der Kopfträger der M15 und M15A ist ganz simpel und ohne Werkzeug als ganzes austauschbar. Wenn man die Abdeckung mit der Klebeschiene entfernt, kommt der eigentliche Kopfträger zum Vorschein der mit zwei grossen Feingewinde-Rändelschrauben befestigt ist, die Audioverbindung erfolgt mit einem SUB-D Stecker.
So kann man die Schichtlage recht einfach drehen, oder auch die Tonköpfe tauschen. Entscheidender Vorteil ist nämlich dass die Köpfe nicht an der Maschine eingetaumelt werden müssen, das macht die Messtechnik am Messplatz.
Um mechanische Toleranz braucht man sich da keine Gedanken machen, die Kopfträger sind sowas von massiv und präzise gebaut...
 
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der Kopfträger der M15 und M15A ist ganz simpel und ohne Werkzeug als ganzes austauschbar. Wenn man die Abdeckung mit der Klebeschiene entfernt, kommt der eigentliche Kopfträger zum Vorschein der mit zwei grossen Feingewinde-Rändelschrauben befestigt ist...

Ein ähnliches System hat sich auch Uher beim Bau ihrer Variocord oder der Royal mit den auswechselbaren 2-Spur/4-Spur Tonkopfträgern zunutze gemacht.

Da ich kein Tonmeister oder Totechniker bin sondern nur Moderator, reicht mein technisches Verständnis leider nicht über das eines guten Tonbandamateurs hinaus.
Nun meine Frage :
Dreht man den Kopfträger um 180 Grad, kommt, bei gleicher Bandlaufrichtung, der Löschkopf doch hinter den Tonköpfen zu liegen. Dann müssen doch alle Köpfe einzeln versetzt werden.
An eine Bandlaufrichtung von re. nach li. kann ich mich bei der M 10 oder auch der M 15 im hr nicht erinnern

Also, lasst den Doc nicht dumm sterben... gebt Antwort :)
 
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So kann man die Schichtlage recht einfach drehen, oder auch die Tonköpfe tauschen. Entscheidender Vorteil ist nämlich dass die Köpfe nicht an der Maschine eingetaumelt werden müssen, das macht die Messtechnik am Messplatz.

Weitere Informationen hierzu gibt es in den einschlägigen Foren mit Bezug zur Tonbandtechnik.
Das ist ein immer wieder diskutiertes Thema. Hier ist auch die Kopfreihenfolge beschrieben.

Siehe z.B. hier :
http://forum2.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=5691
http://forum2.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=1346&highlight=m15a

u.s.w.

Die Frage ist nur, weshalb den Kopfträger drehen, man kann auch das Band drehen.

Beste Grüsse

Jean
 
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Na klar kann man auch das Band drehen. Aber, und das habe ich immerhin gelernt, der Sinn der deutschen Schichtlage war doch, dem Kopiereffekt "vorne raus" zu entgehen, oder ?
War dieser Kopiereffekt auch bei den PER's 525 so gravierend ?
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Vergesst nicht, dass Schneidearbeiten bei deutscher Schichtlage einfacher sind, als bei der internationalen. Man kann von oben auf die Köpfe schauen und muss das Kreuz nicht verbiegen. Das Einfädeln ist ebenfalls einfacher. Man schmeisst das Band mit einer Hand rein und muss nicht erst lange fummeln.

Der Kopiereffekt ist doch sicher bei beiden Schichtlagen der gleiche, oder? Ob nun das Trägermaterial aussen oder innen ist, kann ja nicht von Belang sein. Der Abstand der Wickellagen zueinander ist doch immer gleich....

...und natürlich hätt ich das Teil für 399,-- gekauft und mich erkundigt, wie man das Teil auf 9,5 und 19 umbauen kann. Dropouts habe ich bei meiner Revoxmühle nur sehr selten feststellen können und das auch nur bei schlechtem Bandmaterial.
 
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Nee, JKOS, auch da hab ich mich kundig gemacht :

Zitat "http://www.useddlt.com/die-spuren.html"

Mit der Deutschen Schichtlage hat es folgendes auf sich:
Wenn man ein Tonband lange Zeit lagert, kommt es zum sogenannten "Kopiereffekt" - der (laute) Inhalt einer Wicklung kopiert sich durch den eigenen Magnetismus auf die nächste Wicklung. Das führt dazu, daß man ein "pre-echo" bekommt: man hört die eigentliche Aufnahme in einer leiseren Kopie, bevor sie eigentlich einsetzen sollte. Wenn man das vermeiden will, muß man das Band "tailed-out"-lagern, also "auf Ende". Somit fällt das "pre-echo" IN die Aufnahme hinein, anstatt DAVOR - somit fällt sie nicht mehr auf. Das heißt jedoch, daß man erst das ganze Band zurückspulen muß, bevor man es abspielen kann.

Um diesen Umstand zu vermeiden, also die Bänder "auf Anfang" lagern zu können (schneller Zugriff ist im Rundfunk genauso wichtig wie lange Lagerbeständigkeit), wählte man damals noch sehr lage Zeit die sogenannte "Deutsche Schichtlage", die es erlaubte, Bänder "auf Anfang" gespult zu lagern und trotzdem keinen störenden Kopiereffekt als "pre-echo" zu haben.


-
 
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Daß die Schichtlage einen Einfluß auf den Kopiereffekt hat, gehört ins Reich der Mythen.
Es wäre ein physikalisches Phänomen, wenn der Magnetismus in der Lage wäre,
zwischen der Trägerschicht an der Quelle und am Kopierziel zu unterscheiden.
An unbearbeiteteten Bandabschnitten sind Vor- und Nachechos gleichermaßen vorhanden.
Ob und wie sie hörbar sind, ist dann eher vom Aufnahmeinhalt (z.B. Sprechpausen), aber nicht von der Schichtlage abhängig.

Es grüßt RainerK
 
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Ich kann mich an die lästigen Kopiereffekte vor 30 oder 40 Jahren noch gut erinnern... z.B. beim BASF Triple-Band ( mal von der Tatsache abgesehen, dass diese Bänder die Tonköpfe regelrecht verdreckten ), aber
...man lernt halt nie aus, Danke für die Info RainerK :)
 
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Nun mal zu etwas anderem.
Nach so vielen prosaisch vorgetragenen Technikdetails, sei mir nun ein kleiner Excurs in die "Belletristik" gestattet.

In einem anderen Forum hab ich gerade ein altes Shure Studio-Micro gesehen. Das bringt mich zum MD 421, das der hr am Diskplatz in den siebziger Jahren verwendete.
Die grossen Studios wie KC oder KD waren durchweg mit Neumännern bestückt, selbst das kleine Verkehrsfunkstudio hatte ein Neumann Micro.
Für uns junge und wilden hr 3 toptimer musste halt ein MD 421 rauschen, ääähmm sorry, reichen.

Etwa 1970 gastierte das Musical Hair im grossen Saal des Volksbildungsheims (Vorläufer der VHS) am Eschenheimer Tor in Frankfurt.
Da wurden Mitarbeiter gesucht. Ich war zunächst Kartenabreisser, dann Platzanweiser (ja, das gabs damals noch), und schliesslich sass ich am Audiomischpult (der Tontechniker des Volksbildungsheims war ausgefallen, und ich war dem Produktionsleiter als Discjockey und Tonbandamateur bekannt).
Aus heutiger Sicht gesehen war das abenteuerlich.

Man sass in einem von der Empore abgehängten Stahlgerüst, riesiges aber schnörkelloses Mischpult, Schaub-Lorenz oder Nordmende Uralttonbandgerät für Einspielungen, Hallspirale von Dynacord, das wars. Kopfhörer, HD 414, hatte ich mir von zuhause selber mitgebracht.
So, die Hauptakteure auf der Bühne benutzten allesamt verkabelte MD 421 mit schwarzem Schaumstoffschutz und mit farbigem Isolierband gekennzeichnet.
Im Scheinwerferbereich unter der Bühnendecke hingen Kondensator-Richtmicros mit Netzteil für die Chorussinger.
Im dunklen Hintergrund spielte eine polnische Band mit eigenem Equipment.
Man hatte keinerlei Verbindung zu den Akteuren oder zur Band.
Mit einer Taschenlampe verständigte ich mich mit der Band : Einmal blinken zu leise, zweimal zu laut !
Hatte man mal ein Micro nicht hochgeregelt, weil es so dunkel auf der Bühne war, fuchtelte der jeweilige Akteur mit dem 421 so lange rum, bis man es dann gesehen, und anhand der Isolierbandfarbe auch identifiziert hatte, lol.

Nach jeder Aufführung ging ich dann auf die Bühne um
1.) den Kabelsalat zu entwirren,

2.) um bei jedem 421 (natürlich ohne Zugentlastung) die Kleintuchel zu untersuchen und um gegebenenfalls die Anschlüsse neu zu verlöten. Die Akteure schmissen nämlich nach ihrem jeweiligen Songpart das 421 einfach auf den Boden. Das hätte wohl kaum ein anderes Micro ausgehalten.

und 3.) kletterte ich hoch auf die Lichtschiene um jedes Netzteil der Richtmicros einzeln auszuschalten.

Da die Fluktuation innerhalb des Ensembles sehr gross war fiel jede Menge Arbeit an. Jeden Nachmittag Probe mit Ton und Licht, anschliessend kaltes Buffet in der Garderobe, jeden Abend Vorstellung. Samstags 2x, nachmittags für die GI's in English, abends wieder Deutsch. Und das ganze fast 8 Monate lang.

Schule, ich war damals in der Unterprima, fiel halt häufig aus wegen Nebel.
Aber schee wars doch...

erinnert sich der

Flyingdoctor
 
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So, ich tauch' jetzt mal für 3-4 volle Tage ab.
Dienst ist Dienst, und naja ihr wisst schon.

Grüsse aus Frankfurt vom

Doc
 
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Hallo Doc,

irgendwo weiter oben im Verlauf dieses Threads fragtest Du nach der NAGRA T-Audio. Ich hab so'ne Kiste bei mir im Einsatz, und zwar diese Modellvariante:

nagra-t-audio.jpg


Hier nochmal in einem parallelen Thread.

Noch Fragen?

Viele Grüße,
Wolfgang
 
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Hallo aus Durban/South Africa,

wow PoTZ, hammerhart die Nagra T Audio !

D'accord, keine weiteren Fragen... oops, doch noch ne Frage : 22er oder 26er Teller ? Ist im pic im Verhältnis schwer zu beurteilen, sorry...

Danke für das tolle Bild einer einzigartigen Reportermaschine !

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AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo aus Durban/South Africa,

wow PoTZ, hammerhart die Nagra T Audio !

D'accord, keine weiteren Fragen... oops, doch noch ne Frage : 22er oder 26er Teller ? Ist im pic im Verhältnis schwer zu beurteilen, sorry...

Danke für das tolle Bild einer einzigartigen Reportermaschine !

-

Na, also 'Reportermaschine' würde ich dazu nicht sagen. Tragbar ist die Kiste nicht gerade..
Teller sind natürlich 30cm im Drchm.

Nach ZA würde ich gerne mal fliegen - viel Spaß da unten!

Viele Grüße aus dem immer noch spätsommerlich warmen Hamburg,
Wolfgang
 
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Hallo PoTZ, leider bin ich nicht auf Urlaub hier, sondern auf Arbeit... morgen gehts zurück nach FRA.

Wie wird denn die Nagra T Audio heute eingesetzt ?

-
 
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Ach immer diese blöde Arbeit - kann einem das ganze Leben vermiesen :D.
Was treibst Du denn da so?

NAGRA-T Audio? Ich weiß nicht, ob die überhaupt noch regulär eingesetzt werden. Wenngleich die ja schon jede Menge digitalen Schnickschnack feilbot damals (Schnellkopieren mit 76cm/s ging z.B. auch). Timecode usw. Originär wurde sie wohl in den mid 80s für die Filmvertonung entwickelt mit den ganzen Sync-Funktionen. War ja wohl auch per Rechner per RS232/422 steuerbar und einiges mehr. Auf jeden Fall ein eindrucksvolles Gerät. Man kann kaum glauben, wie die Schweizer das alles in das winzige Gehäuse hineingezwängt haben. Und da im Innern ist alles fein säuberlich und penibelst platzsparend angeordnet. Auch für mich als Ing. eine wahre Augenweide! Nur man benötigt für Justierarbeiten leider für jede Steckkarte (über die gesamte Gerätebreite, horizontal angeordnet) ein spezielles Extenderboard, um an die Messpunkte und Justierelemente heranzukommen. Das macht die Sache heutzutage schwierig. Improvisation ist angesagt wenn man die Karten nicht besitzt (bspw. Flachkabel mit Pfostenverbindern).

Trotz der Arbeit einen schönen Restaufenthalt und guten Rückflug!
VG, Wolfgang

P.S.: Wie ist dort die Local time? Hier ist es gerade jetzt 21:19 Uhr.
 
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Ich muss nochmal präzisieren - natürlich dreht man den Kopfträger nicht einfach so um (alleine der elektrische Anschluss würde ja nicht mehr passen), sondern man die tauscht die Kopfträger aus.
 
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Sorry, Funkminister, für die eigenartige Fragestellung... Tonbandamateur und Moderator halt nur...
Ja, jetzt ist es klar, wie das funktionierte.
Danke für die Aufklärung :)
 
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Nee, ich hab da einen Patienten mit Malaria quartana ( Erreger Plasmodium malariae ) mit ausgeprägtem nephrotischen Syndrom ausgeflogen.

Übrigens, Durban = CET... derzeit UTC +2
 
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So, liebe Freunde der analogen Technik, jetzt will ich mal zum Thema zurückkehren.

Über die professionellen Tonbandgeräte, Plattenspieler und Microphone in den siebziger Jahren wurde in diesem Thread ja schon ausgiebig diskutiert.

Bei den Mischpulten haben wir m.E. noch ein Defizit.
Ich habe zwar viele Amateur- bzw. semiprofessionelle Mischpulte in Wort und Bild präsentiert, aber hier fehlen doch noch Beiträge zu den professionellen Mischpulten, so wie sie in den sechzigern und siebzigern in den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten üblich waren.

Wer weiss da was...

fragt der Flyingdotor
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Die Hochzeit der Kassettentechnik.
Alles sehr durabel und wartungsfreundlich. Für Normalsterbliche unbezahlbar.
Hauptanbieter:
Neumann, Telefunken, TAB, Siemens

Es waren bei fast allen Sendern noch Studios in Röhrentechnik in Betrieb.
 

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