Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

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AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Die Tatsache, dass sich VHS gegen bessere Videosysteme locker durchsetzte, DAT nunmehr völlig tot ist, die SACD vom Winde verweht und selbst die MD, einst im massiven Aufschwung, schon so vergessen ist, dass manche kaum mehr wissen, was das für ein Medium ist, hat eindeutig etwas mit Produktwahl zu tun und der Tatsache, dass mit Qualität einfach kein Geld zu verdienen ist.

Natürlich lässt sich auch mit Qualität Geld verdienen. Früher ging es doch auch. Da haben die Sender doch auch ein gute Programme produziert und mussten deswegen auch nicht am Hungertuch nagen, aber diese "Geiz ist geil" Mentalität ist natürlich fürs Radio fatal.
 
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Ich meine Arroganz in dem Sinne das sich der Konsument nicht alles antut was ihm vorgesetzt wird, auch wenn die Sender das gerne so hätte. Klar liegt es in meiner Möglichkeit auch MDR1 oder Jump zu hören (einfach empfangbar), allerdings hätte ich daran wenig Gefallen.

Ich rede auch nicht unbedingt von "weils mir gerade in den Kram passt", sondern weil ich aus Überzeugung zu Sender/Hersteller gehe/stehe. Wenn der Sender/Hersteller natürlich meint apprupt die "Rezeptur" meines bis dato geliebten Produktes ändern zu müssen (in Richtung negativ, ich weiß das das jetzt öfters subjektiv ist), dann soll er auch damit zurechtkommen das ich mir besagte Arroganz rausnehme und abschalte/wechsle.
 
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Ich rede auch nicht unbedingt von "weils mir gerade in den Kram passt", sondern weil ich aus Überzeugung zu Sender/Hersteller gehe/stehe.
Du darfst doch aber bei der Diskussion nicht allein von dir ausgehen. Der fehler wird von viel zu vielen Forenteilnehmern gemacht.
Sicher: Die meisten Diskussionen hier kommen nur deshalb zustande, weil zu recht kritische Hörer und diskussionsbereite Radiomacher (egal, wie weit sie sich zu erkennen geben), hier dankenswerter Weise eine Plattform dazu haben.
Es ist aber einfach mal nicht so, dass eine handvoll Kritiker das Gros des Publikums "da draußen" repräsentiert.
Wenn hier 500.000 User vorhanden wären, von denen wenigstens 50 % richtig aktiv mitdiskutieren, würde die Meinung eines Einzelnen jegliches Gewicht verlieren. Da die aber nicht da sind, hilft nur der Blick von sich weg nach draußen, um zu überprüfen, was läuft bzw. eben leider nicht läuft.

Was auf jeden fall läuft, sind hundertausende Hörer täglich, die null problemo mit dem Stumpfsinn haben, der auf den Frequenzen läuft, die sie einstellen. Wenn es ihnen ernsthaft auf den Senkel geht, machen sie entweder leise oder ganz aus, doch morgen dudelt bei dem selben Hörer aus dem selben Radio seine selben Tätigkeiten begleitend der selbe Sender mit der selben Kacke.
Things will always be the same.

Dass du das anders handhabst, ist vollkommen OK, aber unspektakulär.
 
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Ich denke es hängt auch vieles mit unserer schnelllebigen Zeit zusammen, keiner nimmt sich mehr die Zeit und hört sich vorsätzlich eine Radiosendung an. Warum auch, er kann ja auch seinen Ferseher einschalten...
Wenn er bestimmte Song hören möchte, nimmt er einfach seinnen Mp3 Player zur Hand. Informationen zu Songs und Bands kann er sich auch wann immer er will aus dem Netz holen. Spezialsendungen haben es also im Radio wirklich schwer, da muss man scho mehr bieten können um den Hörer wieder ans Radio zu locken...
Matthias Matuschick schafft dies z.b. mit seiner Art wie er moderiert.
 
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Stimmt, aber ich versteh grad dein Problem damit nicht?

Übrigens steht auch der "normale" Hörer zu seinem Sender, wenn er ihn gut findet. Das das nun echt Geschmackssache ist versteht sich.
 
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"weil sie einfach keiner spielt."
trifft auf Blumentopf nicht zu. Die wurden und werden recht häufig gespielt. Sie haben ja auch recht radiotaugliche Nummern, die trotzdem nicht flach sind. (Die City schläft z.B.) Kann man insofern mit den Fantastischen Vier vergleichen.

Auf Dauer setzt sich nur Qualität durch. Der "Geizistgeil"-Hype ist am Abflauen! Die Leute merken was, hoffentlich merkt ihr es nicht zu spät und denkt rechtzeitig um!
 
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Wir schreiben doch hier schon seit Jahren von der abnehmenden Qualität der Radiosender.
Meinst du dass diese Quantität statt Qualität Strategie nun endlich beim Hörer auch zur Abneigung führt?
Ich glaube da können wir noch lange warten, nämlich genau so lange wie der Hörer diese art von Prgramm akzeptiert.
 
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Auf Dauer setzt sich nur Qualität durch. Der "Geizistgeil"-Hype ist am Abflauen! Die Leute merken was...

Ist dem so ? Hier hätte ich gerne - in freudiger Erwartung ! :) - Zahlen, Statistiken, kurz gesagt : Beweise.

Und noch n Nachsatz: Was ist "Qualität" ? Es soll ja eine Reihe Menschen, vorzugsweise aus dem Bereich Wirtschaft/Marketing/Werbung, geben, die eine maximale Zahl Kunden (hier "Hörer" ) als Nachweis für Qualität verstehen. Dann gibt es am anderen Ende der Skala die Ranickis der Republik, die nur hohe kulturelle Inhalte der gängigen "Studienrats-Kultur" als Qualität anerkennen. Dazwischen gibt es last not least jede Menge andere, individuelle Kriterien. Ohne die vorherige Definition solcher Kriterien ist jede Qualitätsdebatte sinnlos.

Zur "Schuldfrage": Zuerst würde ich doch lieber mal von "Verantwortlichkeit" sprechen. Das ist neutraler, denn "Schuld" impliziert einen negativ behafteten Vorgang. Inwieweit die gängigen "Leicht-konsumierbare-Kost-Programme" negativ zu bewerten sind, liegt nun wieder an den angesetzten Messkriterien. (s.o.) Dass die reine Zahl der Hörer bei der Verantwortlichkeit eine Rolle spielt, ist logisch. In einem marktorientierten System entscheidet auch der Markt. "Systemformen" wie die EMA-Analyse natürlich auch.... ach ja - und Preise / Geldströme und wirtschaftliche Verbindungen bestimmen auch......

Das Einzige, das man der Mehrheit des Publikums "vorwerfen" könnte, ist halt eine gewisse Anspruchslosigkeit. Böse Stimmen mögen auch von "Denkfaulheit" sprechen. Ist das etwa neu ? Und vor allem: Kann man das ethisch begründet "vorwerfen" ?
 
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Das Einzige, das man der Mehrheit des Publikums "vorwerfen" könnte, ist halt eine gewisse Anspruchslosigkeit. Böse Stimmen mögen auch von "Denkfaulheit" sprechen. Ist das etwa neu ? Und vor allem: Kann man das ethisch begründet "vorwerfen" ?

Unterhaltung gab es zu allen Zeiten, aber so niveaulos wie heutzutage war es im Radio, als auch im TV, noch nie. Es erwartet ja keiner, dass die Leute nun alle DLF hören sollen, aber ein Mindestmass an Niveau und Infomation sollte schon machbar sein. Ein bisschen muss man aber auch die Hörer in Schutz nehmen. In vielen Bundesländern hat man doch eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sicherlich würde viele Hörer auch ein besseres Programm haben wollen; sie finden aber, zumindest über UKW, keins.
 
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Entschuldigt bitte, aber hier sind mir eindeutig zu viele Miesmacher unterwegs!
Rundfunk kann man aus verschiedenen Perspektiven sehen, nur so entsteht ein differenziertes Bild. Wer versucht, gleichzeitig Gourmetkoch und McDonald's Massenproduzent zu sein, muss doch scheitern!
Es gibt in der Rundfunklandschaft exzellente Handwerker, die ein Programmprodukt herstellen, das erfolgreich ist und säckeweise Geld abwirft. Aus ökonomischer Sicht - und wer bezahlt eure Gehälter??? - sind das die heutigen Radiohelden.
Aus kultureller Sicht: Wer sich wie Matuschke bemüht, Personality im Programm zu bewahren, macht auch alles richtig, denn er lebt das Medium.
Unterm Strich gilt aber für alle: Wer seinen Job liebt und mit Freude betreibt, gehört immer zu den Gewinnern.
Und jetzt zurück an die Arbeit!
 
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Wer versucht, gleichzeitig Gourmetkoch und McDonald's Massenproduzent zu sein, muss doch scheitern!

Naja, beim Radio macht es nun wenig Unterschied ob 1 Moderator für 1 Hörer arbeitet oder für 10.000 :)

Natürlich muss man das ganze so gestalten können das die 10.000 auch interessiert sind ;)
 
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Natürlich muss man das ganze so gestalten können das die 10.000 auch interessiert sind ;)

Einspruch ! Alle 10.000, die zufällig grade eingeschaltet haben, werden ganz sicher kein direktes Interesse für das aktuelle Thema haben. Wenn man das will, entwickelt man sich zur "eierlegenden usw.Sau", was das Angebot mit großer Wahrscheinlichkeit laaaaangweilig macht. Es kommt meiner Meinung nach mehr darauf an, auch für die nicht direkt inhaltlich interessierten Hörern eine Form zu finden, die wenigstens emotionale Sympathie für die Darstellung weckt. "Deine Hörer sollen dich mögen, wenn du mit Ihnen redest". Das ist etwas anderes als thematisches Interesse, aber ungemein wichtig.
 
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Die Tatsache, dass sich VHS gegen bessere Videosysteme locker durchsetzte, DAT nunmehr völlig tot ist, die SACD vom Winde verweht und selbst die MD, einst im massiven Aufschwung, schon so vergessen ist, dass manche kaum mehr wissen, was das für ein Medium ist, hat eindeutig etwas mit Produktwahl zu tun und der Tatsache, dass mit Qualität einfach kein Geld zu verdienen ist.

Applaus

Anders ist es nicht zu erklären warum so vielen Jugendlichen es reicht wenn ihre komprimierte Musik aus dem Handy quäkt!

Zu meiner Jugendzeit schleppte man wenigstens noch Ghettoblaster mit sich rum.:p
Und die Auswahl der Plattennadel wurde Anlass zu hitzigen Diskussionen. Die Hifi- High-Ender werden auch immer Älter.

Genau aus diesem Grund sehe ich keine Zukunft bei der Blue-Ray Disc - die DVD tut es doch auch.


Ich denke es hängt auch vieles mit unserer schnelllebigen Zeit zusammen, keiner nimmt sich mehr die Zeit und hört sich vorsätzlich eine Radiosendung an. Warum auch, er kann ja auch seinen Ferseher einschalten...
Where is the difference?


Die aktuelle Ausgabe der Deutschlandradiozeitschrift meint, das 60% der Entscheider sich morgens über den DLF informieren. Auch bei Politikern hat der DLF eine hohe Akzeptanz. Die interessiert gar nicht was auf den billigen Plätzen passiert - Sie sind nicht betroffen. Würden dort harte Sparmassnahmen zum Zug kommen wäre aber was los. Hier ist Qualität wichtig.

Die Hitdudler treffen eher auf die Handyquäke, die MCDonalds auf dem Tisch liegt. Die Qualität ist den meisten egal. Masse hat halt nicht Klasse.
 
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Trägt die Kundschaft Mitschuld, wenn ein Bäcker schlechte Brötchen und Brote anbietet???

Zuerst würde man NEIN sagen, doch bei genauerem hinschauen tragen sie Mitschuld, wenn ihnen die "schlechten" Brötchen nicht bewußt sind oder sie sich nicht wirklich Gedanken drüber machen und sie trotzdem und immer wieder kaufen.

Dann hat der Bäcker eigentlich keinen wirklichen Grund, etwas zu ändern und er merkt nicht mal wie schlecht er wirklich sein Handwerk versteht.

Aber Geschmack ist sehr relativ, und oft schon mit Minimalstandarts in Deutschland zu befriedigen.
 
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Ernüchternde Erkenntnis: Heute habe ich einen Hörer getroffen der das hier so beklagte Radioprogramm tatsächlich gut findet.
Einschließlich honigdicker Morgenfröhlichkeit, Telefonkasper und Tankstellennikolaus.
Mein anfängliches Entsetzen wich, als sich im Laufe des Gespräches herausstellte daß der tägliche Radiokonsum weniger als eine Stunde beträgt.

Auf Basis dieser unrepräsentativen Umfrage spreche ich den größten Teil der Hörer von jeglicher Schuld frei, Diejenigen die etwas tun weil sie etwas tun ( ganz gleich, was ) und Exemplare wie oben angeführt können nicht wissen was sie tun weil sie das Elend nicht wahrnehmen.
 
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@ starsailor: Standard, Standard bitte.... Standart wäre richtig, wenn es darum geht, ob Du auf einem oder zwei oder drei Beinen stehst....
Eine gewisse, indirekte Mitschuld haben die Hörer schon.

Zum einen kennt sich die große Masse der Hörer nicht mit Musik aus (hat Titel,Interpreten vergessen oder kann sich diese nicht merken).

Zum anderen die (wirklich) veränderten Hörgewohnheiten. Die eben (u.a.) dazu führen, daß jedesmal, wenn der Massenhörer zufälligerweise mal wieder "seinen" Sender hört, er garantiert binnen der nächsten 20 Minuten seine Gabrielle Cilmi hört...

@thegermanguy: Und da haben wir's. Für eine Stunde Zuhören reicht's...
 
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Zum anderen die (wirklich) veränderten Hörgewohnheiten. Die eben (u.a.) dazu führen, daß jedesmal, wenn der Massenhörer zufälligerweise mal wieder "seinen" Sender hört, er garantiert binnen der nächsten 20 Minuten seine Gabrielle Cilmi hört...

RV01: Zustimmung! Aber nicht nur das: Es werden unverständlicherweise immer und immer wieder die gleichen gefühlten zwanzig Klassiker aus den jeweilig vorangegangenen Jahrzehnten gespielt (hauptsächlich aus den Achtzigern). Als ließe sich ein Jahrzehnt nur auf diese Titel begrenzen. Und deswegen gehen auch die Musik-Threads, die wir hier machen, am "Normalhörer" völlig vorbei, wirklich nur was für Freaks. Es wäre wünschenswert, wenn z. B. nur ein Bruchteil aus dem Achtziger-Faden mal imi Radio gespielt würde, ich glaube aber nicht ernsthaft dran. Kann ja schon sein, daß mal was "Ausgefallenes" läuft (z. B. ist SWR1 BW ab und an bekannt dafür), aber meist geht selbst das an mir völlig vorbei, weil es eben so wenige musikalische "Überraschungen" im Radio gibt. Leider!
 
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@ RV: Wenn ich dafür arbeitete, daß meine Kundschaft sich durchschnittlich weniger als eine Stunde mit dem Produkt aus einem ganzen Arbeitstag beschäftigte, dann würde ich womöglich depressiv werden.
 
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Wenn der Bäcker weiß, dass er mit seinem Laden alleine bleibt und die zuständigen Entscheider dafür sorgen, dass er per Gesetz geschützt wird, kann ihm die Qualität seiner Brötchen relativ egal sein.
 
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Ist die Umwelt schuld an der Umweltverschmutzung? Oder verhält sich der Kausalzusammenhang zwischen Hörer und der Schuld am Dudelradio wohl doch anders?
 
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Wenn der Bäcker weiß, dass er mit seinem Laden alleine bleibt und die zuständigen Entscheider dafür sorgen, dass er per Gesetz geschützt wird, kann ihm die Qualität seiner Brötchen relativ egal sein.
Fast. Alle paar Monate treffen sich Vertreter der Bäckerinnung und Politik und halten schöne Reden, wie gesellschaftlich wichtig die gute Brötchen sind, die man bäckt. Man werde auch in Zukunft alles tun, um gute Brötchen zu backen und wolle noch besser werden. Dafür sollen die Politiker bitte gute Bedingungen schaffen. Das Aufstellen neuartiger Öfen durch innungsfremde Bäcker kann z.B. nicht im Sinne des essenden Volkes sein, da deren Produkte garantiert ungesund sind ...

Das funktioniert so lange das Volk die Politiker nicht mit den ungenießbaren Dingern aus dem Amt bombt oder sich einfach was anderes zum Essen sucht. Z.B. selber Brötchen bäckt.
 
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Welche Möglichkeiten einer Einflussnahme auf Inhalte und Konzepte eines Rundfunkprogramms hat der "gemeine" Hörer eigentlich?
Die "Nebenbeiprogramme" eines Formats unterscheiden sich nur marginal voneinander. Alternativen sind (kaum) auszumachen. Die potentiellen Hörer wurden im Laufe der Zeit dahingehend "erzogen", dass sie Blicke über den Tellerrand nicht mehr ertragen können. Das einzige Mittel für die Hörer wäre, zum Beispiel, 2009 jeden Tag als 29. April zu begehen. Nur wird das auch nicht funktionieren, da heute nur noch "Laut, lauter, am lautesten" gilt, wie bei (fast) jeder Fahrt mit dem ÖPNV feststellbar, wenn ich die schröckliche Musik ertragen muss, die der Fahrgast fünf oder sechs Reihen hinter mir seinem Hörorgan durch Ohrhörer zuführt.

Im Wikipedia-Beitrag über die Geschichte des Hörfunks findet sich unter Punkt 2.2 das Zitat eines Menschen, dessen Namen ich hier nicht schreiben werde, aus der Eröffnungsrede zur Rundfunkausstellung 1936. - Und ich will auch keine Zusammenhänge aus damaliger Zeit mit heute verstanden wissen, sondern nur das Zitat als solches, bar jeglicher Ideologie, denn die Zielsetzungen des Rundfunks damals und heute sind nicht vergleichbar! Aber so ähnlich könnte es doch auch noch heute formuliert werden.
 
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Die Erfahrung in meinem Bekanntenkreis: es wird zumeist nur das konsumiert was die Sender vorgeben, und danach entschieden: gefällt oder gefällt nicht. Es ist interessant, wie sich so etwas auch auf die nationalen Charts auswirkt: in Österreich, wo man Sender wie FM4 (Radio) oder goTV (TV) hat, erklimmen Alternative-Interpreten wie Kings of Leon oder Editors schon mal vordere Chartspositionen, während man diese in den deutschen Top 100 maximal um die Position 60 oder noch weiter dahinter findet.

Viele in meinem Bekanntenkreis wissen z.B. bei einem Pink-Titel nicht mal, dass dieser von Pink ist. Oder dass Viva la Vida von einer Band namens Coldplay stammt. Es wird nur passiv konsumiert und das Interesse an anderer, auch neuer Musik ist gleich Null. War zuletzt auf einer 0815-Geburtstagsfete bei unstudierten Leuten eingeladen. Musik kam von CD: Katy Perry, Amy Winehouse, Anastacia, Robbie Williams, James Blunt. Ich wollte es einfach nicht glauben und wahrhaben.
 
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Hier haben wir aber auch wieder ein Henne-Ei-Problem. Welcher Sender fühlt sich denn noch bemüßigt, die gespielten Titel und Interpreten ordentlich an- und/oder abzusagen? Seit vielen Jahren führe ich schon einen Kampf gegen Windmühlen, diese kleine, aber wichtige Information mitzuliefern. Das ist für mich auch Achtung vor den Künstlern - vergleichbar mit dem Abspann bei Film und Fernsehen. Und der interessierte Hörer soll eben erfahren dürfen, was er da gerade gehört hat bzw gleich hören wird. Bei BBC Radio 1 und BFBS ist das gängige Praxis. Warum soll das im deutschen Radio nicht gehen?

Ich würde also die Unkenntnis mancher Hörer auch damit in Zusammenhang bringen, daß eben oft gar nicht gesagt wird, von wem der Titel ist. Und wenn der Hörer nicht aktiv sucht, weil es ihm dann auch nicht so wichtig ist, bleibt es eben für ihn ein unbekanntes Lied, auch wenn es schon oft gehört wurde.
 
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Seit vielen Jahren führe ich schon einen Kampf gegen Windmühlen, diese kleine, aber wichtige Information mitzuliefern.
An welcher Stelle und gegen welche (personifizierte) Windmühlen?
Für einen Mikrofonarbeiter ist es äußerst müßig, jeden Titel an- oder abzumoderieren, wenn es sich nicht gerade um eine Sendung handelt, die sich speziell mit Musik befasst. Zusammen mit anderen Informationen, zum Bleistift der Mitteilung der aktuellen Uhrzeit, die man schon immer so verpacken muss, dass sie sich nicht als eintönig aufdrängt, würde konsequente Titelansage irgendwann doch zur Daherbeterei.
Ich vertrete nicht die Auffassung, dass das vor allem bei Titeln, die eng genug rotiert werden, wirklich nötig ist.
 
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