UKW-Sender ohne Livestream

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Ich denke, Radio Neckarburg kann sich vermutlich auch einfach durch das "lokale Monopol" im Radiomarkt über Wasser halten.
 
Dieser Diskussionsfaden sollte in "Der Radio Neckarburg"-Thread umbenannt werden. :D

Was ich lustig finde, ist, dass einige offenbar sehr erstaunt sind, wie ein derartiges Programm überhaupt existieren kann.

Leute: In praktisch allen europäischen Ländern sind unabhängige Lokalsender, wie jener, von dem hier die Rede ist, das Normalste vom Normalen und daher überhaupt keiner besonderen Erwähnung wert!
Dass in Deutschland so etwas neben anderen Faktoren in erster Linie aufgrund einer miserablen Frequenzvergabepraxis kaum möglich ist, verdeutlicht doch nur, wie verkorxt das Rundfunksystem hierzulande ist. ;)
 
Einfach, um mir das Programm mangels Empfangbarkeit besser vorstellen zu können: Vielleicht ist ja jemand auf einem aktuellen Kenntnisstand und kann mir sagen, ob die Jingles heute immer noch so raritär klingen wie in Lord Helmchens Aufnahmen. Und es gibt (laut Wikipedia) tatsächlich nur fünfmal täglich Weltnachrichten?
 
Und für die meisten Lokal- und Regionalsender hier in Belgien ganz normal...und ich denke auch für den Rest Europas, wo es eine umfangreichere Programmvielfalt gibt.

Manche Klagen hier in Forum über die öde Musikauswahl von Programmen wie bspw. Radio 21 oder NDR 2 würden obsolet werden, wenn es mehr unabhängige Stationen wie Radio Neckarburg gäbe: Dort orientieren sich die Inhalte an den Wünschen der Hörer und nicht an Meinungen irgendwelcher Berater, die nur noch die Quote und sonst nichts im Blick haben.
Dies würde sich auch positiv auf die großen landesweiten Networks auswirken, die fast überall im Ausland besser klingen als in Deutschland.

Da stimme ich zu 100 % zu !
 
Wie kann Radio Neckarburg (sehr gut) überleben? Meines Wissens war es einer der ersten Lokalsender in BaWü, die schwarze Zahlen geschrieben haben.
Die Antwort lautet: Gerd Kieninger! Der Mann fährt gezielt low budget. Er versucht nicht, die "grossen" Sender zu kopieren, sondern fährt sein eigenes Ding. Was Vergleiche zu einem gewissen Herrn Bertelshofer in München nahe legt. Wie auch jener baut und repariert er seine technischen Einrichtungen selbst zusammen, verwendet dabei auch schon mal Technik, die gemeinhin als antiquiert gilt. Kieninger geht da sogar noch weiter: Auf sämtlichen "Schnickschnack" wie RDS oder eine moderne Homepage und alles, was nur "nice-to-have" ist, wird konsequent verzichtet. Den üblichen Formatradioregeln verwehrt man sich so hingebungsvoll, dass das Ergebnis tlw. fast schon etwas verschroben klingt. Von Ramp-Talks, Transition-Jingles und Teasing jedenfalls hat man in Mariazell am Rande des Schwarzwalds noch nichts gehört. Wer sich an "modernes" Formatradio gewöhnt hat, für den hört sich Neckarburg schon etwas sperrig an.
Ja, die Jingles sind immer noch dieselben: Die Kuckucksuhr, der Bote von der Burg und gelegentliche Einsprengsel im (ist es noch schwäbischer oder schon badischer????) Dialekt (Radio Neckarburg - klingt oifach anderschd) unterstreichen das nostalgische Feeling. Übrigens wird auch auf Soundprocessing konsequent verzichtet.

Fassen wir es mal so zusammen: Radio Neckarburg macht noch "Radio 1.0", in jeder Hinsicht!

Übrigens, eines der wenigen Bilder im Netz, auf denen Mister Neckarburg zu sehen ist:


http://www.schwarzwaelder-bote.de/media.media.cbd35f2d-8be8-45df-816a-c6d44c7354da.normalized.jpeg (zweiter von links mit Gitarre)
Auch der Chef selbst ist eben noch voll und ganz "1.0" ;)
 
Das heißt man kann sehr wohl als kleiner unabhängiger Sender überleben, wenn man auf den ganzen Schnick-Schnack verzichtet die sich die großen Sender leisten.
 
Damit verstehe ich dann auch, warum die Weltnachrichten ausgerechnet mit „Der Kurier der Neckarburg aus weiter Ferne“ betitelt sind. Weiß nicht, was ich davon halten soll.

Ob man wirklich so „Radio 1.0“ senden muss, wage ich dann doch zu bezweifeln. Ich finde, RDS und vlt. auch ein paar moderner klingende Jingles könnte man sich dann doch auch mal leisten.
Nein nein, ich verlange ja überhaupt keine Musikbetten u.Ä. Aber man könnte doch einmal den Nachrichten-Opener etwas auffrischen?

Aber die Musikauswahl scheint wirklich anzusprechen...
 
Und was lernen wir daraus? - Dreh- und Angelpunkt sind die Fragen der Lizensierung und der Frequenzvergabe!

Solche Ansätze wie Radio Neckarburg, Radio 2DAY oder Extra-Radio/Radio Euroherz haben heute, bei der marktbeherrschenden Stellung einiger Großkonzerne, keine Aussicht mehr, bei einer Frequenzausschreibung zum Zuge zu kommen. Das ist der entscheidende Unterschied zu den achtziger Jahren, als sich noch nicht die ganzen Privatfunk-Oligopole gebildet hatten.

Heute würde man Personen wie Gerd Kieninger, Peter Bertelshofer oder Gerhard Prokscha nur noch die Möglichkeit geben, Webradio, bestenfalls Veranstaltungs- oder Grundstücksfunk, zu machen.
Genau das ist der entscheidende Skandal, gegen den sich viel zu wenig Widerstand regt.
 
Wenn man sich das "Studio-Laylout" anschaut, weiss man auch, warum es keine Ramp-Talks geben KANN. :wow:
Es ist eben im wahrsten Sinne des Wortes hausbacken. Aber ein Stück weit hat Kieninger sicher recht, wenn er sich dem Mainstream widersetzt und sich fragt: "Wer sagt eigentlich, dass sich alle Radioprogramme so anhören müssen wie SWF3". (sinngemäßes Zitat aus einem Telefonat mit ihm kurz nach Sendestart, als es noch kein Internet gab und ich mir Infos über die Programmanbieter persönlich einholte - ersetze SWF3 mittlerweile freilich durch "80% aller Begleitprogramme, privat wie ÖR")
Es gibt bestimmt gerade im ländlichen Raum nicht wenige Leute, die froh sind, dass es noch ein Radioprogramm gibt, das sich etwas anders anhört.
Manche Sachen würde ich dann freilich schon etwas professionalisieren. Aber gut, man mag es kritisieren, aber letztendlich geht es wohl finanziell auf und dann gilt halt doch der Satz: "Never change a running system".

Auf Romans erstem Foto übrigens der langjährige (und einzige), überaus rührige Redakteur Martin Himmelheber, der in Schramberg auch lokalpolitisch (grün-alternativ) aktiv ist. In seinem Vorleben war er AFAIK Lehrer. Vor ein paar Jahren wurde er durch einen anderen, den mir völlig unbekannten Christoph Grenzer, ersetzt. Über die Gründe weiss ich nichts. An der programmlichen Ausrichtung hat sich jedenfalls kaum etwas geändert, insofern denke ich, dass da Kieninger seine schützende Hand drüber hält. Und das, obwohl ihm seit der zweiten Lizenzierungsphase der Laden nicht mehr alleine (bzw. zusammen mit Himmelheber) gehört, sondern auch die grossen Zeitungsverlage beteiligt sind.
 
Ich hoffe, dass RADIO NECKARBURG sich weiter behaupten kann. Zugegeben, musikalisch ist der Sender nicht unbedingt meine Kragenweite, und als ich den Sender 1998 zum ersten Mal gehört habe fand ich den schon komisch. Die großen Radiostationen in ganz Deutschland haben im Laufe der Zeit meine Meinung über diesen Sender eindeutig geändert. Ich würde reinhören, wenn ich könnte.
 
"The summer of Rebbels"-gestern Abend auf HR1.Am gestrigen Abend präsentierte HR 1 gen.Sendung;es wurden legendäre Konzerte grosser Bands vorgestellt,ua Wembley 1974"The dark side of the moon" von Pink Floyd,dazu ein hervorragender Livestream.
Gerade durch derartige Sendungen,den dazu fähigen Moderatoren,dass sämtliche Titel ausgespielt werden unterscheidet sich HR! vom sonstigen proletarischen Dudelfunk,vorallem in Thüringen.
Es ist sehr gut,dass derartige akustische Inseln exestieren,um auch dem Radio-Konsumenten zu verdeutlichen,was Radio kann,wenn man es zulässt!!o_O
 
Gibt es irgendjemand von Euch, der die Möglichkeit hätte, Radio Neckarburg mal eine oder zwei Sendungen lang mitzuschneiden und onlinezustellen? Interessieren würde mich hauptsächlich das Tagesprogramm zwischen 6 und 19 Uhr. Die Musiktitel müsste man dann halt evtl. kürzen...
 
Ja, das Konzept von Flux FM funktioniert so gut, dass Tim Renner Reißaus genommen hat... Ohne Frage: Unabhängiger und inhaltlich anspruchsvoller Privatfunk ist wünschenswert und in Berlin gibt es mit Flux FM und Radio B2 auch zwei Vertreter dieser seltenen Spezies. Bei Radio B2 (wann lassen die sich eigentlich mal in der MA ausweisen?) kann ich mir sogar vorstellen, dass das mit dem Musikkonzept sehr gut klappt, aber Flux FM kann man eigentlich nur als gescheitert betrachten. Mit 17.000 Hörern pro Stunde lässt sich kein Geld verdienen und mit Idealismus allein kann man langfristig auch nicht seine Mitarbeiter und den Sendebetrieb bezahlen, auch wenn die Gesellschafter angesichts der diesjährigen Kapitalerhöhung noch an das Konzept zu glauben scheinen.

FluxFM wäre ein ideales Konzept für ein bundesweites Programm, die Musikfarbe hat übers ganze Bundesgebiet erstreckt unzählige Fans. Leider fehlt der starke finanzielle Rückhalt im Gesellschafterkreis, so dass es mit bundesweit (abgesehen vom Webradio-Stream) zunächst nur ein Traum bliebt. Aber die rund 500 Euro im Monat für den Rhein-Main-DAB+-Muxx sollten Rübsamen, Kühn und Co. eigentlich in der Tasche haben, damit würde man sich Zugang zu einem weiteren ganz wichtigen Markt verschaffen.
 
FluxFM sollte sich definitiv einmal Gedanken über DAB+ machen, gerade wenn man sich so um die digitale Avantgarde als Zielgruppe bemüht... Ich bezweifle allerdings, dass es über DAB+ besser laufen würde, als jetzt in der Indie-Hauptstadt Berlin und bei den Ablegern in Bremen und Stuttgart. Wenn das Programm schon hier in der Hauptstadt nicht angenommen wird – und das bei einem immer weiter verflachenden radioeins – wo denn sonst!?
 
Wenn das Programm schon hier in der Hauptstadt nicht angenommen wird – und das bei einem immer weiter verflachenden radioeins – wo denn sonst!?
Hohe Quoten werden mit anspruchvollen Musikprogrammen doch eh nicht erzielt.

Vielleicht sollten einige Programmveranstalter nicht so sehr auf die Quote schielen und stattdessen lieber ihren eigenen Weg gehen: Warum wohl ist radioeins inhaltlich flacher geworden (und nicht nur radioeins, sondern im Laufe der Zeit auch unzählige andere Stationen)?
 
Internetradiofan schrieb:
Warum wohl ist radioeins inhaltlich flacher geworden

Warum man das Programm von radioeins so hat verflachen lassen im letzten Jahr ist mir nicht so klar wie dir. Schließlich kamen die steigenden Hörerzahlen gerade dadurch zustande, dass man ein – ich nenn's jetzt mal – anspruchsvolles Radioprogramm (besser trifft es wohl: gekonntes Abschöpfen des Potenzials im Berliner liberal-intellektuellen Milieu) gemacht hat. Das Konzept hat wunderbar funktioniert, obwohl mit Motor FM noch ein würdiger Konkurrent auf den Markt gestoßen ist, Hörereinbrüche gab es bis auf den einen statistischen Ausrutscher im Jahr 2010 keine. Warum also die Programmreform!? Meine einzige Vermutung wäre, dass die rbb-Oberen den Hals nicht vollkriegen und nicht einsehen können, dass ein Sender in der MA nicht ins Unendliche wachsen kann, vor allem dann nicht, wenn man dabei (wie es nun geschieht) die Stammhörerschaft langsam vergrault.
 
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