AW: Vier ÖR-Radioprogramme reichen
Sorry, aber ich bin weder Radioprofi, noch Zeit-Redakteur.
Aber der Artikel, der in der Tat gut auf das Radio übertragbar ist und am Ende auch einen entscheidenen Satz zum Hörfunk bringt, ist klasse.
Hier die Highlights:
"...Tragischerweise verscheuchen aber ARD und ZDF vor allem mit ihrem für die breite Wirkung so wichtigen Unterhaltungsprogramm viele Zuschauer. In diesem Genre lässt sich zu wenig finden, was auf eigenständige, kreative Leistung, den Willen zum Besonderen, Ausgefallenen oder Hochstehenden schließen lässt. Oder auf eine besonders gewiefte Programmplanung. Stattdessen bieten sie Mittelmaß und Nachgeahmtes.
Wer zeigte die Serie 24? RTL2. Wo war Sex and the City zu sehen? ProSieben. Wer gab Das Wunder von Lengede in Auftrag? Sat.1. Wer erhielt in diesem Jahr den Deutschen Fernsehpreis für die beste Sportsendung? Premiere. Wer verantwortet demgegenüber die meisten Volksmusiksendungen? Die ARD-Sender...
Andererseits zeigt es, welche kreative Kraft in der Privatwirtschaft freigesetzt werden kann und im Öffentlich-Rechtlichen hierzulande nicht freigesetzt wird. Wieso die ARD vom Nachmittag bis in den Vorabend eine schlechte Kopie des privaten Fernsehens ist, erhellt ARD-Intendant Jobst Plog ungewollt, wenn er sagt, er folge einer „Doppelstrategie“.
Liebe im Marienhof, Hundefriseure in Deutschland, Nasenoperationen am Fließband.
Das Erste fürs gemeine Volk und 3sat, Arte oder Phoenix für den Rest der Kulturnation. Dabei ist das genau der falsche Weg, weil die Unterhaltungsformate nicht benutzt werden, um mehr Zuschauer in die Informations- und Kulturangebote zu locken...
Die Kultur wurde umgelegt, aus dem Fernsehbewusstsein getilgt, damit es den Audience Flow, die angenehme abendliche Dämmerung des Bewusstseins in der ARD nicht stört...
Soll man diesem Apparat die Grundversorgung weiter überlassen? Einem Apparat, der das Schlechteste aus zwei Welten vereint? Er akzeptiert Geldkoffer, Bratpfannen und Sponsoring im Programm und im Online-Auftritt wie ein privates Unternehmen. Er überlässt die redaktionelle Hoheit häufig seinen Moderatoren, die ihre Sendungen lieber in ausgelagerten Firmen produzieren. Er finanziert Sendungen immer wieder mit Zuschüssen aus der Wirtschaft. Auf der anderen Seite ist dieser Apparat so bürokratisch, dass er sogar ein Formular erfunden hat, um Formulare zu erfinden. Ganz zu schweigen von den großen Radioredaktionen, die aus wenigen hundert Liedern wählen, um 60 Prozent ihrer Zeit zu füllen. Ist das Grundversorgung?..."