Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Juli: Ich bin erstens nicht der Überzeugung, dass "unsichere Faktoren" nicht auf den Sender gehören und Interviews auch live auf den Sender gehen können. Zweitens finde ich den Begriff "gemeiner Hörer" herablassend. Reicht nicht "Hörer"? Die Wertschätzung des umworbenen Hörers beginnt meines Erachtens schon in einem solchen Forum.

Wenn man nichts live machen will, dann kann man sich auch gleich auf Podcasts verlegen. Und schon hat es sich mit dem klassischen Radio erledigt. Insofern könnte man die Frage, wer denn Interviews noch live führt, auch so beantworten: Wer richtiges Radio macht.

Ansonsten ist mir der „gemeine Hörer“ auch unangenehm aufgefallen.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Also wenn ihr den Begriff "gemeiner Hörer" nicht einordnen könnt, ist das eurer ganz persönliches Problem. Ich habe jedenfalls nichts Abwertendes damit ausdrücken wollen - dafür ist der Begriff ja auch nicht gedacht.
Und wenn ihr glaubt, dass Radio nur dann richtig oder vernünftig ist, wenn man alles und jeden live sendet, dann habt ihr also auch nur Platten, die ihr abspielt, oder?
Ich hab übrigens nicht gesagt, dass ich NIE Live-Interviews mache. Es ist aber bei den Sendern bei denen ich arbeite nicht üblich (nicht gewünscht) Interviews live zu führen. Was hat der Hörer davon wenn er mit einem Haufen Gestöpsel umgehen muss oder für das Thema unnütze Aussagen? Das macht das Hören viel zu anstrengend, wie ich finde. Lieber informiere ich den Hörer vernünftig und verzichte auf mein Räuspern im Oton. Ich rede von Interviewpartnern, die, wie gesagt, nicht geübt sind im Umgang mit Medien.
Ob man das nun dazu sagt, dass das Interview vorher aufgezeichnet wurde, oder eben nicht ist eine ganz andere Frage. Da bin ich ja aufgeschlossen.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Wie gesagt, ob live oder nicht, ist relativ, relativ!, egal. So lange das Interview on Air auch der führt, der es tatsächlich geführt hat.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Ob man das nun dazu sagt, dass das Interview vorher aufgezeichnet wurde, oder eben nicht ist eine ganz andere Frage. Da bin ich ja aufgeschlossen.

Vielleicht so: xx:xx Uhr, Mustersender mit der Mustersendung. Neue Betrachtungen im Musterskandal bla bla bla, heute Morgen sprachen wir mit Mustergast...

Wobei man natürlich auch sagen kann "mein Kollege soundso", sollte man das Interview nicht selbst geführt haben. Und baut man noch ein "in der Hitradio Morningshow" ein ist doch gleich auch ein "tolles" Teasing :rolleyes:
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Ich würde das tun, aber sag das mal meinem Programmchef ;)

Also ich kann dem das gerne sagen, allerdings würde er mich wohl zuerst verständnislos ansehen und mich dann mehr oder weniger galant zur Tür begleiten ;). Vielleicht bist Du beim falschen Sender (absolut nicht böse gemint!) :)
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

....streiten hier - ganz allgemein - nicht wieder die zwei bekannten Grundhaltungen, die man vielleicht mit "klassisch" und "modern" benennen könnte ?
Die eine Seite möchte ein perfektes, glattes Produkt verkaufen, das vor allen Dingen "schönen Schein" besitzt, die andere sucht "das echte Leben mit allen Ecken und Kanten".....
Wohl eine kulturelle Frage, die weit über Radio an sich hinausreicht.

Richtig doof wird das freilich in DEM Moment, wenn beim Versuch glatter Fassade die Wahrheit durchscheint (eben wenn zB ein Fake-Interview auffällt, u das geht verdammt schnell.... ) . Das kriegt dann den Beigeschmack schlechten Handwerks und "viel gewollt und weniger gekonnt".

Vielleicht hat die Realität den Vorteil, daß man sie nicht bunt verpacken muß, um zu wirken..... ;)
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

....streiten hier - ganz allgemein - nicht wieder die zwei bekannten Grundhaltungen, die man vielleicht mit "klassisch" und "modern" benennen könnte ?

Kann sein. Meinst du mit "modern" die Parallelwelt, in der sich so mancher Privatradio-Akteur inkl. der Chefs befinden? Hauptsache es ist gut verpackt, der Inhalt ist nicht so wichtig?
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

ja genau. Es muß zwar nicht Privatfunk sein, kommt da statistisch aber noch am meisten vor.....
Man kann an Hörer eben mit dem ratio-Hirn-Anspruch herantreten, oder die Emotionen zuerst bedienen. Ich will das jetzt mal bewußt wertfrei sehen, obwohl ich selbst - sehr subjektiv - das erstere bevorzuge ( Emotionen sollten dann vor allen Dingen "echt" sein und nicht manipulativ gelenkt oder künstlich verstärkt)

Diese zwei Gruppen haben sich hier schon durch sehr viele threads gezogen und es führt halt immer wieder zum gleich begründeten Grundsatzstreit, weil jede Fraktion ihre Sichtweise für die bessere hält.

Ne absolute Wahrheit KANN es da wohl kaum geben und muß es auch nicht....

Wer den schönen Schein halt will, und solche Menschen gibts genug, soll eben bedient werden oder selbst daran mitmachen.... ich kanns ja ausschalten oder gar nicht erst anmachen...:cool:
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Von mir aus soll es schöne-Schein-Sender geben. Aber sie sollen nicht lügen.
Oder, auf Zeitschriften bezogen: Sind die, die dem Hörer vorgaukeln, der Moderator hätte das Interview geführt, vergleichbar mit Zeitschriften wie "Das goldene Blatt"?
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

werde mich hüten, einer speziellen Zeitschrift, die ich zudem nie lese, irgendetwas zu unterstellen.
Ich kann mir wohl vorstellen, daß Boulevardjournalismus tendenziell geneigt ist, die Realität des Lebens seiner Promis auch in Formen zu gießen, die - nach Meinung der Blattmacher - von den anvisierten Lesern so besser angenommen wird. Wo dann der Begriff der "Lüge" beginnt....... wie is´n das mit mancher großen Schlagzeile in mancher Yello-Press ?

will heißen, dieses Prinzip des "kundenorientierten Fake" mit vorrausgesetzter Erwartungshaltung kommt bestimmt bei allen Medien vor. Unterstellen würde ich das aber nie pauschal.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

....streiten hier - ganz allgemein - nicht wieder die zwei bekannten Grundhaltungen, die man vielleicht mit "klassisch" und "modern" benennen könnte ?
Natürlich tun sie das. Nur würde ich es nicht so sehen wollen, daß die Modernen und Zeitgemäßen emotional, die Ewiggestrigen und Unbelehrbaren hingegen rational sind. Andersherum wird schon eher ein Schuh daraus ...
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Genau betrachtet schließt das "klassisch" das "modern" nicht aus. Oder ist es unmodern, die Realität und Wahrhaftigkeit wiederzugeben?
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Mal ehrlich: Macht das nicht jeder Sender so?! (zumindest die Großen)

Ich meine, von den Otto-Normal-Hörern merkt das doch sowieso niemand und der Inhalt des Interviews bleibt ja letztendlich der selbe.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Ich meine, von den Otto-Normal-Hörern merkt das doch sowieso niemand und der Inhalt des Interviews bleibt ja letztendlich der selbe.

Nee, weil die Themen der Interviews, wenn es denn bei einschlägigen Sendern überhaupt Interviews gibt, doch sehr variieren.

Und die Realität und Wahrhaftigkeit abbilden - macht leider nicht jeder Sender so, zumindest im Verhältnis zum restlichen Firlefanz, den bestimmte Sender so verbreiten, sieht man mal von den Nachrichtensendungen ab.
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Kann sein. Meinst du mit "modern" die Parallelwelt, in der sich so mancher Privatradio-Akteur inkl. der Chefs befinden? Hauptsache es ist gut verpackt, der Inhalt ist nicht so wichtig?

Keine Ahnung ob das ein galanter Vorwurf sein sollte oder nicht, aber wenn ja: ich arbeite weder beim Privatradio, noch habe ich behauptet der Inhalt wäre nicht so wichtig wie die Verpackung.

Stürzt euch lieber auf DS, der hat "Otto-Normal-Hörer" gesagt!!
;)
Sry DS, die reagieren hier empfindlich wenn man gemein zu Hörern ist. :D
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Nachdem ich heute erfahren musste, dass bei Fußballübertragungen auf Premiere, Arena, DSF und Co. die Moderatoren häufig gar nicht mehr im Stadion, sondern im Studio vor dem Bildschirm sitzen und kommentieren, wundert mich gar nichts mehr....
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Wenn das Interview interessant ist, spricht einiges dafür, es mehrfach am Tag zu wiederholen.
Welche Technik dabei angewandt wird, ob also der Moderator ein Interview angkündigt, das so in der Morningshow gelaufen ist, oder das "mein Kollege sowieso..." geführt hat, oder "das wir vor der Sendung aufgezeichnet haben", ist alles egal.
Wenn der Moderator aber sich selbst mit seinen Fragen in das fertige und bereits einmal gesendete Interview hineinschneidet und so tut, als führe er das Interview gerade live selbst, dann - großes Wort - betrügt er den Hörer. Und er betrügt sogar, ohne sich zu schämen, denn er muss ja damit rechnen, dass ein paar Hörer das Interview schon am Morgen gehört haben, ihn also bei diesem Betrug ertappen.

Leider haben viele Moderatoren und erst recht viele Programmchefs- und Berater bei solchen Fragen überhaupt kein Unrechtsbewusstsein mehr. Im Gegenteil, sie halten Hörerbetrug für professionell, sei es mittels gefakter Interviews, mittels gefakter Wunschkonzerte, mittels gefakter Gewinnspiele... Die Liste ist lang. Überprüft euch und euren Sender mal selbst.

Schlimm ist schon, dass solche Betrügereien an der Tagesordnung sind. Noch schlimmer finde ich, dass sich keiner darum schert, dass sie allgemein akzeptiert sind und dass man als unprofessioneller Traumtänzer hingestellt wird, wenn man dagegen protestiert. Siehe weiter unten ziemlich sicher folgende Antwortpostings!
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

es ist sicher keine Traumtänzerei, diese Praxis doof zu finden. In meiner Ausbildung - is auch schon was her, als Quereinsteiger so vor rund 15 Jahren - haben wir noch Ethik-Diskussionen über Journalismus geführt und so etwas soll es ja auch heute noch in seriösen Kreisen geben.....
Wenn eine andere (modernere ? ) Haltung Hörer als direkt in Geld umzurechnenden Wirtschaftsfaktor betrachtet, den es nur als Menge -egal wie - zu maximieren gilt, dann mag man über solche Kritik lächeln.
Ich habe allerdíngs doch den Optimismus, zu glauben, daß Menschen irgendwann merken, wenn sie als Stimm oder Zahlvieh nur noch benutzt werden sollen. In der Politik merkt man das als sinkende Wahlbeteiligung und auf Radio übertragen dürften irgendwann auch sinkende Hörerzahlen Sender bestrafen, die allzu offensichtlich ihre Hörer besch..... ** :eek:
zu optimistsich ?
Dann halt so : wenn es Leute gibt, die sich besch...** lassen WOLLEN.... . Auch darauf hat in der Demokratie jeder ein Recht. Wer die tolle bunte Lügenwelt unbedingt haben will..... das echte Leben holt diese Leute irgendwann auch ein ! :)
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Leider haben viele Moderatoren und erst recht viele Programmchefs- und Berater bei solchen Fragen überhaupt kein Unrechtsbewusstsein mehr. Im Gegenteil, sie halten Hörerbetrug für professionell, sei es mittels gefakter Interviews, mittels gefakter Wunschkonzerte, mittels gefakter Gewinnspiele... Die Liste ist lang. Überprüft euch und euren Sender mal selbst.

Schlimm ist schon, dass solche Betrügereien an der Tagesordnung sind. Noch schlimmer finde ich, dass sich keiner darum schert, dass sie allgemein akzeptiert sind ...

Punktlandung. Du beschreibst eine traurige Tatsache.
Entsprechend leidet bereits das Image der Gattung Radio.
Und wenn man die aktuelle Diskussion unter dem Gesichtspunkt Glaubwürdigkeit rund um das Web 2.0 und den so genannten Bürgerjournalismus verfolgt, dann spätestens müßte einem jeden dämmern, dass "Glaubwürdigkeit" immer mehr zu einem entscheidenden Sympathiefaktor wird. Sympathie für mein Radio wirkt sich bekanntlich positiv auf die Quote aus...
Na dann!

Gruss

moonlight
 
AW: Voicetracking - die totale Veräppelung der Hörer?

Vor ein paar Jahren musste ich mir kopfschüttelnd bei meiner Ex-Firma anhören

"Es bescheissen doch alle, also machen wir es auch" :rolleyes:

Das war, als ich erfahren musste, dass Preise von Verlosungen gar nicht existierten bzw. direkt an Mitarbeiter gingen...
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben