Also die Qualität des journalistischen / redaktionellen Personals eines Radiosenders interessiert die Landesmedienanstalten absolut nicht. Die Lizenz enthält nur den prozentualen Anteil, den das "Wort" im Programm haben muss. Es wird noch ein bisschen spezifiziert, was alles unter "Wort" fällt (Werbung bspw. nicht, Nachrichten, Beiträge ja, Moderationen nur bedingt, Beiträge dürfen teilweise wiederholt werden, Promos sind wie Werbung) Meist gibt es noch Angaben, wie oft am Tag das Programm regional auseinandergeschaltet werden muss und wo die regionalen Programmbestandteile herzustellen sind und das thematisch eine Region (meist ein Bundesland) mehrheitlich Thema der Berichterstattung sein muss. Das hängt aber vom Format ab. Die Lizenz schreibt das Format fest und so grundlegende Fragen wie 24 h Vollprogramm usw. Wer das "Wort" nun macht, der Hausmeister oder ein doppelt studierter Germanist mit Dr. ist schnurz. Solange es deutsche Hauptsätze sind, kannst Du on air bringen, was Du willst.
Zu Beginn meiner Radiozeit Mitte der 90er waren Radioredaktionen analog Zeitungsredaktionen aufgebaut, oft landeten auch ehemalige Zeitungsleute dort. Und so gab es die typischen Ressorts; Kultur, Wirtschaft, Sport, Ratgeber usw. Ein identisches CvD-System, morgendliche Redaktionskonferenzen JEDEN Tag und auch die journalistischen Stilmittel waren sehr ähnlich: Beiträge, Reportagen, Umfragen. Gut. Kollegengespräche und Telefoninterviews waren radiospezifisch, wurden aber nach den gleichen Regeln erstellt, nach denen ein Zeitungsjournalist vorgegangen wäre. Das war insgesamt ein teurer Spass, aber eben sehr professionell und die Personaldecke war göttlich. Wie es eigentlich sein muss.
Aber irgendwann kam man drauf, dass man auch ohne Hörerbeschwerden ein Thema aus der BILD akupfern konnte und es den Hörer offenbar garnicht so recht störte, wenn der Sportreporter kein Diplomjournalist war, sondern nur ein sportlich interessierter Studienabbrecher Medientechnik. Hauptsache, es klang gut. Und als man dann merkte, dass es im Radio akustisch keinerlei Auswirkungen hatte wenn man den CvD samt Nachrichtenticker einsparte, tja, da kam die Entwicklung massiv ins Rollen, die wir heute im Privatfunk bestaunen dürfen. Die Kaufleute kamen drauf, dass man das ja Alles garnicht braucht, die teure Redaktion, Hauptsache, man hält die Lizenzvorgaben ein.
Logisch war, dass ziemlich schnell die speziellen Dienstleister immer wichtiger wurden, die bspw. vorgefertigt Nachrichten anbieten, Beiträge oder Playlist für einen ganzen Monat zusammenstellen. Denn mit diesen Dienstleistern konnte man nochmals effizienter werden, und brauchte noch weniger Leute für einen lizenzkonformen Sendebetrieb.