Vorschlag für eine erfolgreiche Migration UKW -> DAB

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Hm. Spinnen wir das Rad mal weiter :
Säntis 101,5 , 105,6, .... alles weg. Gehen die Frequenzen dann zum Pfänder ?
Oder überlässt man das Feld den lokalen ....nichtgesetzeskonformenradiomachern..... ?
 
Der Artikel bringt aber auch wieder einige der typischen DAB-Lügen bzw. Halbwahrheiten mit. Allen voran die "bessere Tonqualität".

Ich habe in Brienz BE vor 2 Jahren spaßenshalber mal in das dortige DAB-Paket reingehört. Da kam im wesentlichen Diktiergerätequalität raus. Klar, man hatte noch Simulcast MP2 und AAC, aber ich gehe nicht davon aus, daß man künftig anständige Bitraten nutzen wird.

Es ist heute noch so, daß SRF 2 als Kulturwelle gerade mal 96 kbps HE-AAC hat (absolute Untergrenze für sowas) und die anderen Programme mit 64 bis 80 kbps auskommen müssen. Ein kompletter Systemwechsel auf Diktiergerätequalität?

Der 5.1-Kanal-Sound ist auch so ein Witz. Dieses abartig abgespeckte Magerbitraten-Surround kommt in Bitraten daher, die man für einigermaßen anständige Stereowiedergabe bräuchte. Das kann schon aus prinzipiellen Erwägungen nichts hochwertiges werden. Abgesehen davon haben die DAB-Mobilempfänger nichts von 5.1 - und für daheim hätte es Kabel oder Satellit, da könnte man anständig 5.1 anbieten und heute schon umfangreich nutzen. Da man es dort aber auch nicht tut, ist also davon auszugehen, daß man es auch künftig nicht ernsthaft vorhat zu tun.

Die lustigen Zusatzdaten werden ja auch genannt: CD-Covers in Briefmarkengröße - wer braucht die? Ein Mehrwert wäre, auch Tastendruck gleich die CD ordern zu können (oder den vollwertigen HQ-Download). Dazu bräuchte man wiederum Internetanbindung und kann gleich streamen statt DAB zu nutzen. Und ja, der elektronische Programmführer, der ist heute bei allen Programmen außer der Kulturwelle auch so wichtig: steht eh von 0 bis 24 Uhr nur ein Eintrag drin: Abdudel rund um die Uhr.

Nicht genannt wurde der Volkswille, UKW abzuschaffen. Sieht auch wieder so aus, als wäre der nicht vorhanden.

Nein, ich habe wirklich nichts gegen DAB. Mit einem fehlerfrei decodierenden Empfänger und mit 112 kbps HE-AAC oder idealerweise 144 kbps LC-AAC wäre das was, das über die UKW-Qualität hinauskäme. Dazu noch etliche Bedeckungen mit meinetwegen 30 Programmen überall und darunter aber bitte mehr als zwei stundenweise erträgliche könnte das eine Radiozukunft sein. Aber auch nur dann, wenn es Radio bislang nicht etabliert gäbe und also UKW ersetzt werden müsse. Das legt die Hürde noch viel höher.

Warten wir also ab, wie sich das Millionengrab entwickelt.
 
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Das Problem ist, dass die Klangqualitaet bei DAB+ 1:1 mit Uebertragungskosten verbunden ist, zumindest fuer die Privaten. Die muessen fuer jede CU, die sie in einem Paket anmieten, bezahlen. Gerade jetzt in der Uebergangsphase, in der diese Kosten nicht mal ansatzweise refinanziert werden koennen, ist die Klangqualitaet letztendlich ein Resultat dessen, die Kosten auf ein Mindestmass reduzieren zu muessen.

In Zeiten, in denen sich Leute irgendwelches schwindliges Zeugs auf Youtube in oft wirklich haarstraeubender Qualitaet antun, duerfte dies aber kaum noch jemanden wirklich stoeren. Deshalb glaube ich gar nicht, dass die Klangqualitaet wirklich etwas ist, das Leute davor abschreckt oder auch dazu animiert, DAB+ zu kaufen. Es ist wenn ueberhaupt die Programmvielfalt.

Und die ist erst seit dem Relaunch zu DAB+ ansatzweise gegeben, ebenso wie eine halbwegs vernuenftige Versorgungsqualitaet, und am allerwichtigsten: bezahlbare, ich moechte fast sagen, billige Radiogeraete, die man selbst bei Aldi und Lidl von Zeit zu Zeit nachgeworfen bekommt. Gab es alles in DAB-alt-Zeiten nicht, da konnte man sich das Zeugs nur fuer teures Geld irgendwo ueber das Internet besorgen. Kein Wunder, dass da nie was draus wurde. Insofern muss man fairerweise schon die DAB-alt-Zeit von der Zeit seit dem DAB+ Relaunch unterscheiden.

Es ist nicht so, dass sich DAB-Radios wie warme Semmeln verkaufen wuerden. Aber die Zuwaechse der letzten Jahre zeigen ja doch, dass es auch ausserhalb unseres Freak-Kreises tatsaechlich Leute zu geben scheint, die sich diese Dinger gekauft haben. Wie ich schon vor vielen vielen Jahren gesagt habe: packt das Zeug zu Aldi in den Wuehltisch, und die Leute kaufen das, egal wie gut oder schlecht DAB nun wirklich ist.

Ach so: zu den 100 Millionen UKW-Radios noch, die immer als Hinderungsgrund genannt werden: glaubt ihr im Ernst, dass UKW-Radios die grosse Ausnahme sind, bei der die Leute nicht bereit sind, altes Zeugs in noch funktionierendem Zustand wegzuwerfen? In Zeiten, wo tagtaeglich eine immense Masse an eigentlich noch funktionsfaehigem Elektroschrott entsteht? "Alte" Handys, Smartphones, Tablets, Notebooks, PCs, Roehrenfernseher, LCD-Glotzen der 1.Generation, etc etc..., alles Zeug, dessen Ersatz mal nicht eben wenig Geld kostet!

Die Leute kaufen so viele Dinge, die sie eigentlich nicht braeuchten, sie ersetzen so viele gute, funktionsfaehige Dinge durch neue, das duerfte durchaus bei UKW/DAB auch funktionieren... Ob man das gut finden muss, ist wieder eine andere Frage.
 
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Interessante Erkenntnisse sehe ich aus den beiden zur IFA erschienenen Studien. Daraus leite ich ab:

1. Das große Plus beim Radio ist und bleibt die Lokalität/Regionalität. Die Aufschaltung der regionalen Privatradios in Baden-Württemberg hat dort einen regelrechten Boom ausgelöst (Verdoppelung der Verkaufszahlen binnen einem Jahr). Es sind eben nicht die bundesweiten Spartenradios, die als Verkaufsargument für ein DAB Radio gelten. Diese sind eher ein Beiwerk. Die bundesweiten Radios werden auch im Saarland und Rheinland-Pfalz verbreitet. Hier gibt es nur 6 Prozent Digitalradios im Markt, in BaWü dagegen inzwischen 14.

2. Die Hörer haben "ihren" Sender, dem sei treu über Jahrzehnte folgen. Sie werden nicht das Programm wechseln, auch wenn es künftig digital kommt. Dafür liefern die Studien nun erstmals einen Beweis. Bayern sind Antenne Bayern treu und Hessen FFH, obwohl es dort zum Teil mehr als 30 neue Sender gibt. Noch krasser ist das im Internet. Da hat man 30000 Sender und was wird gehört? Der Regionalsender.

3. Nichts desto trotz sollte auch DAB eine Spielwiese werden für neue Formate. Vor allem im Bereich 'hybrid' ist hier doch viel möglich. Etwa ein User Genereted Radio mit Rückkanal im Internet. Wobei die wichtigste Zielgruppe 30 bis 49 zu sein scheint, hier wurden die bisher meisten DAB Radios verkauft. Eine regionale Classic Rockstation oder ein Programm mit Black, Soul, Funk für Hamburg wäre hier eine Idee, auch Sparten wie Deutsch-Rock ließen sich bestimmt besetzen.

Die Qualität ist bei DAB nicht entscheidend. Die wenigsten kaufen Geräte jenseits der 500 Euro-Klasse, ganz im Gegenteil: Mit einem 50 Euro Radio ist es völlig Wurscht, ob ein Sender mit 48 oder mit 112 Kilobit übertragen wird. Wie Andreas W richtig anmerkte, ist DAB im Moment noch teuer, wenn Sender einen UKW Simulcast finanzieren müssen. Vielleicht ergeben sich hier künftig Einsparmöglichkeiten durch den neuen Wettbewerb. Fürs erste wird jedoch UKW sogar teurer, was viele Veranstalter zusätzlich hemmt in DAB zu investieren, wenn es keine Subventionierung durch Fördermittel gibt.
 
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Die Hörer haben "ihren" Sender, dem sei treu über Jahrzehnte folgen. Sie werden nicht das Programm wechseln, auch wenn es künftig digital kommt. Dafür liefern die Studien nun erstmals einen Beweis. Bayern sind Antenne Bayern treu und Hessen FFH, obwohl es dort zum Teil mehr als 30 neue Sender gibt.

Die Studie, die besagt dass sich die Leute DAB-Radiogeräte kaufen, nur um damit weiterhin tagaus, tagein "Antenne Bayern" zu hören, möchte ich mal sehen. Nein, es läuft andersrum: Der Digitalradio-Käufer hört "Antenne Bayern" überwiegend über UKW, auf dem DAB-Empfänger gönnt er sich aber in der Regel Angebote, die nicht via UKW übertragen werden. Von den wenigen DAB-Only-Hörern, die in euren Zielgruppenfokus fallen, hören die meisten zumindest vorläufig weiterhin "Antenne Bayern" und "Bayern 3", aber seltener als zuvor. Umso wichtiger wäre es für die kommerziellen UKW-Radioanbieter digitale Spartenkanäle ins Auge zu fassen.
 
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Das Problem ist, dass die Klangqualitaet bei DAB+ 1:1 mit Uebertragungskosten verbunden ist, zumindest fuer die Privaten. Die muessen fuer jede CU, die sie in einem Paket anmieten, bezahlen.

Natürlich. Einerseits könnte man deswegen hoffen auf Besserung nach Abschluß der Investmaßnahmen und nach Abschluß des Simulcast, andererseits kann man bei DAB halt etwas, was man bei UKW nicht wirklich konnte: an der Tonqualität sparen und dabei Kosten senken. Da Geiz geil ist und das Gebot der Wirtschaftlichkeit besteht, erwarte ich nicht, daß sich irgendwann was bessern würde. Zumal dann bei vollen Paketen wieder neu investiert werden müßte, um weitere Bedeckungen aufzubauen.

In Zeiten, in denen sich Leute irgendwelches schwindliges Zeugs auf Youtube in oft wirklich haarstraeubender Qualitaet antun, duerfte dies aber kaum noch jemanden wirklich stoeren. Deshalb glaube ich gar nicht, dass die Klangqualitaet wirklich etwas ist, das Leute davor abschreckt oder auch dazu animiert, DAB+ zu kaufen. Es ist wenn ueberhaupt die Programmvielfalt.

Die frühe DAB-Geschichte zeigte beides. Zu wenige Programme fühten zu Kaufverweigerung. Zu schlechte Qualität führte in UK (stereo mit 128 kbps MP2 oder weniger) zu Aussagen wie "DAB sounds worse than FM, Freeview and AM".

Derzeit erleben wir doch, wie die Download-und Streamingangebote in Qualität zulegen. Man lädt 320er MP2 oder gleich FLAC runter, die Freaks laden HighRes in 24 Bit / 96 kHz FLAC runter und auf Außenstehende wirkt das mitunter, als wäre die Musik dabei egal, hauptsache es ist irgendwie "Highend" und "audiophil". Aber vielleicht wendet diese Klientel sich ohnehin vom Radio ab, so sie es noch nicht getan hat und es genügt, die gehobenen Wellen der ARD anständig anzubieten. Der BR tut dies mit BR Klassik, aber nicht mit Bayern 2. Der MDR tuts mit Figaro nicht, der RBB mit seinem Kulturradio auch nicht.

Es ist wenn ueberhaupt die Programmvielfalt.

Und die ist erst seit dem Relaunch zu DAB+ ansatzweise gegeben

Kommt auf die Region an, weißt Du ja selbst. Vorbildlich ist Bayern, der BR mit allen UKW-Angeboten und dazu noch BR Heimat, BR plus und PULS. Das ist Mehrwert, und zwar eine Menge Mehrwert. Dazu die Privaten mit Rockantenne (auch nicht überall auf UKW) und den Regionalsendern in ihren Regionen. Und natürlich DLF / DKultur (letzteres ist auch nicht unbedingt gut auf UKW abgedeckt) sowie D-Wissen. Über den Privatmüll im Bundesmux mag ich nix sagen, wers mag, findet da sicher noch was.

Beim MDR bekomme ich aber trotz Sputnik (= Jump 2) und MDR Klassik nichts, was ich mit Bayern 2 vergleichen könnte und damit auch gerne anhören würde. Immerhin hat man mit DAB da die Empfangslücken für MDR Info geschlossen.

In Berlin Bayern 2 oder BR Klassik im Auto ist freilich sehr nett. Hat was. ;)

billige Radiogeraete, die man selbst bei Aldi und Lidl von Zeit zu Zeit nachgeworfen bekommt.

... mit ebenso billigem Klang. Also ein Ersatz für die Henkelmänner, die sowieso öfters mal rausfliegen. Klar, im HiFi-Geschäft gibt es auch solide DAB-Geräte (oft in wertigen Mini- oder Midi-Anlagen verbaut), aber was sollte man damit groß empfangen? Wenns schlechter klint als UKW lohnt das nicht. Und wers daheim konsequent will, braucht derzeit DVB-C oder DVB-S.

glaubt ihr im Ernst, dass UKW-Radios die grosse Ausnahme sind, bei der die Leute nicht bereit sind, altes Zeugs in noch funktionierendem Zustand wegzuwerfen?

Nicht alle UKW-Radios sind separat zu betrachten. Wenn das Küchenradio meiner Eltern zicken würde, könnte ich schon über DAB-tauglichen Ersatz nachdenken, sie hätten aber außer MDR Klassik nichts davon, denn die anderen noch für sie erträglichen Programme DLF, D-Kultur, Figaro und MDR Info sind auf UKW problemlos zu haben. Eher hätte ich damit einen weiteren Standby-Parasiten ins Haus geholt, der nur mit Steckerrausziehen zur Ruhe zu bringen ist. Und wie er sich dann beim Reinstecken verhält, wäre spannend.

Was ist aber z.B. mit der Stereoanlage meiner Eltern? Das ist eine Onkyo CR-L5:

20090717-001.jpg

Deren UKW-Tuner kann ich nicht einfach rausziehen und durch DAB ersetzen. Ich muß die ganze Anlage rauswerfen und verliere damit auch CD-Player und Verstärker. Oder ich muß DAB draufstellen - sieht unmöglich aus und ist nicht mehr aus einem Guß zu bedienen. Ich habe damals länger gesucht, bis ich Geräte fand, die meine Eltern akzeptierten.

Solche Fälle gibt es nicht selten. Auch eine Freundin (mehr als halb so alt wie meine Eltern) nutzt UKW-Radio in einer recht wertigen Yamaha-Minianlage. Wäre UKW weg, wäre radio weg. Die Anlage kann auch Internetradio, aber nur bei angeschlossenem TV fürs Menü - völlig irre.

1. Das große Plus beim Radio ist und bleibt die Lokalität/Regionalität. Die Aufschaltung der regionalen Privatradios in Baden-Württemberg hat dort einen regelrechten Boom ausgelöst (Verdoppelung der Verkaufszahlen binnen einem Jahr). Es sind eben nicht die bundesweiten Spartenradios, die als Verkaufsargument für ein DAB Radio gelten.

Und gerade für die Regionalen ist DAB, so wie man es in Deutschland macht, eher ein Hemmnis. Wer zahlt als kleiner Regionaler (betrifft auch Offene Kanäle, NKLs) einen Platz in einem das ganze Bundesland versorgenden Multiplex, so attraktiv das eigentlich auch wäre? Hier muß dringend nachgebessert werden mit dem "schweizer Modell" von Lokalmuxen kleiner Leistung, die man inzwischen nachgewiesenermaßen mit einem Linux-PC und bissl spezieller Hardware hinbekommt, weit unter den Kosten eines Media-Broadcast-UKW-Lokalfunzelchens. Dazu muß man wenns nötig ist auch an die Lizensierungspolitik der LMAs, damit z.B. ein Studentenradio auf DAB kann und die freien CUs durch lokal lizensierte Anbieter von anderswoher gefüllt und bezahlt werden können.

2. Die Hörer haben "ihren" Sender, dem sei treu über Jahrzehnte folgen. Sie werden nicht das Programm wechseln, auch wenn es künftig digital kommt. Dafür liefern die Studien nun erstmals einen Beweis. Bayern sind Antenne Bayern treu und Hessen FFH, obwohl es dort zum Teil mehr als 30 neue Sender gibt. Noch krasser ist das im Internet. Da hat man 30000 Sender und was wird gehört? Der Regionalsender.

Ja, das ist mir in vielen Fällen auch aufgefallen. Das spricht aber oft auch gegen DAB, weil alles so bleibt wie gehabt, nur halt auf DAB. Ohne Kostenübernahme (siehe weiter oben, darf meiner Auffassung nach nicht aus Rundfunkgebühren erfolgen) der Simulcast- und Investphase kommt man da kaum in den Zustand "nur noch DAB und damit billiger".

Eine regionale Classic Rockstation oder ein Programm mit Black, Soul, Funk für Hamburg wäre hier eine Idee, auch Sparten wie Deutsch-Rock ließen sich bestimmt besetzen.

Sobald das Radio mit Seele sein soll kostets Geld, weil mehr dahinterstecken muß als nur eine Festplatte mit spezieller Rotation. Und damit ists privat kaum machbar.

Die Qualität ist bei DAB nicht entscheidend. Die wenigsten kaufen Geräte jenseits der 500 Euro-Klasse, ganz im Gegenteil: Mit einem 50 Euro Radio ist es völlig Wurscht, ob ein Sender mit 48 oder mit 112 Kilobit übertragen wird.

Damit hätte man konsequent auch im technischen Bereich das vollzogen, was im inhaltlichen aktisch durchgängig längst realisiert ist: Radio ist Müll. Ich behaupte: damit gräbt sich Radio weiter die Zukunft ab. Aber vielleicht ist das dann wenigstens ehrlich und konsequent.
 
Aber gerne doch:

http://www.die-medienanstalten.de/f..._IFA/IFAK_DAB__Reichweitenstudie_20150907.pdf

Seite 39. Und zur Methodik: Hier geht es um die Sender die über DAB gehört werden (und nicht über UKW). Die Welt ist leider nicht immer so, wie es die Forenmitglieder hier gerne hätten :)

Ich habe wirklich große Sympathien für deine neuen Anregungen, aber mit einer Analyse der IFAK setze ich mich inhaltlich nicht näher auseinander. In ihrer letzen Musikpositionierungsstudie, einem Gefälligkeitsgutachten für die Beraterszene, das sie offiziell für die BLM anfertigen ließ, kam diese wenig seriöse Gesellschaft zur Erkenntnis, dass Senioren genau so gern aktuellen Dance-Pop hören wie Jugendliche. Da schrillen bei mir alle Alarmglocken!

Bedenklich an dieser Aussendung sind insbesondere folgende Punkte:
  • Viele, nicht näher erläuterte Gewichtungsfaktoren, die potentiell das Endergebnis verfälschen.
  • Wenige Hinweise für die Interpretation der knalligen Excel-Diagramme, keine verständlichen Anleitungen für den Gebrauch der Analyse und ihrer Einzelbestandteile, keine brauchbaren Erläuterungen und Kommentare um Grafiken und Zahlen richtig einordnen zu können.
  • Keine Angaben zur Gesamtheit der untersuchten Einzelangebote. Wieviele Stationen wurden in die Untersuchung überhaupt einbezogen, warum fehlen werbefreie Angebote mit Ausnahme des Deutschlandradios (das die Analyse mitfinanzierte), wo findet man eine Gesamtauflistung aller abgefragten DAB-Stationen etc.
Mit solchen Publikationen tun sich die Medienanstalten keinen Gefallen, zumindest räumen sie so den Verdacht einer zu großen Nähe zu den reichweitenstärksten Privatsendern nicht aus.
 
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In diesem Faden wurde inzwischen schon einiges erörtert. Von mir dazu ein paar ergänzende Gedanken:

Bis vor einem Jahr war DAB für mich eine Totgeburt,
Bis zum Ende von DAB-alt war ich auch ein radikaler Skeptiker bezügtich DAB.
Meine Meinung dazu hat sich in dem Maße geändert, wie seitens der BLM mit Zuckerbrot und Peitsche bei der DAB+-Einführung gefördert wurde und wird.
Von den Erfahrungen sollte man einiges in bundesweite Überlegungen für die Rahmenbedingungen einbeziehen.
Übernahme der Leitungs- und Betriebskosten beim Simulcast durch die Medienanstalten (dabei mind. 1:1-Abdeckung des UKW-Sendegebietes inkl. Overspill. Notfalls muß etwa das Hamburg-Bukket auch über Sendeanlagen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen verbreitet werden) plus ...
IMHO die Grundvoraussetzung für die Akzeptanz und Erfolg ist eine mittelfristige stabile Förderung der zusätzlichen Kosten für Simulcast und die Erhöhung der Reichweite in Fläche und Programmdauer/-Umfang. Und Simulcast+Reichewnweitenerhöhung sind elemenatere Voraussetzungen für die Motivation des Umstiegs beim Hörer.
Mindetens bis zu einem zu definierenden Prozentsatz an Marktdurchdringung bei den Empfangsgeräten UND der 1:1 Versorgung des UKW-Gebietes sollte diese Förderung garantiert werden - bis sich ein Anbieter dann ohne seine Existenz infrage zu stellen frei entscheiden kann, auf welchen Teil der Hörer er verzichten will oder kann wenn die Förderung wegfällt.
Zu den Details müsste man noch streiten und es wird da sicherlich sehr sehr sehr schwierig, breite Akzeptanz für derartige Subventionen zu finden angesichts der in DAB-alt versenkten Millarden.
Deshalb ist das hier wichtig:
2. Gemeinsame Strategien zwischen ARD, Privatfunk, Gerätehersteller, Medienpolitik mit klaren Signalen an die Bevölkerung, ...
wo aber in den von mir nicht zitierten Details noch heftige Auseinandersetzungen und Klärungen notwendig wären.

3. Ganz wichtig: Keinerlei Zwänge. Weder Diskussionen über Abschaltdaten noch Koppelung von UKW-Lizenzen an verpflichtende DAB-Verbreitung.
Die bayerische Erfahrung zeigt aber, dass "Zuckerbrot und Peitsche" (Förderung und Koppelung der Lizenzen) durchaus etwas voran bringen können, wenn auch noch nicht in den Maße, wie erhofft und erwartet. Aber da ist IMHO auch die bundesweite Entwicklung bislang ein Hemmschuh.

4. Multimedia- uznd Multiplattform-Strategien: Infrastrukturförderung nicht nur für DAB-Sendeplätze, sondern auch begleitende Internetdienste (Unterprogramme, Rückkanal, Personalisierung, Apps, Social Media). Generell muß sich Radio neu erfinden. DAB ist dabei das Rückgrat, das Internet bietet die Kür.
parallele Strukturförderung für Internet usw. halte ich nicht für sinnvoll, da dort der "Markt" sich auch ohne Förderung gut entwickeln kann, das würd eher kontra-produktiv und DAB+ eher ausbremsen.
Wäre höchstens für hybrride Verknüpfungen zu On Demand/Mediatheken u.ä. sinnvoll, aber nich für die "marken-bindende" Maßnahmen von Sozalmedia/App/Personalisierungen bei Multichannel-Strategien usw. Sprich: Soweit damit die Zementierung von Monopolen gefördert wird - dann ist hier Förderung fehl am Platz!

5. Entgegenkommen der ARD: Verpflichtung, daß ab sofort keine UKW-Frequenzen mehr von bisherigen Digitalprogrammen belegt oder getauscht werden. Das geht vor allem in den Süden (BR, SWR, HR).
Eine derartige Verpflichtung sehe ich überhaupt nicht als relevant für diese Thema an. Bzw. eher im Gegenteil, die wäre förderlich für DAB+, da damit eine bestimmte Zielgruppe stärker motiviert wird, auf DAB+ zu wechseln und damit die allgemeine Akzeptanz von DAB+ steigt. Über die Sinnhaftigkeit einer Umwidmung der UKW-Kette von BR Klassik zu Puls z.B. kann man durchaus streiten. Sollte aber nicht mit Pro/Contra-DAB+-Überlegungen verknüpft werden.

Der Digitalradio-Käufer hört "Antenne Bayern" überwiegend über UKW, auf dem DAB-Empfänger gönnt er sich aber in der Regel Angebote, die nicht via UKW übertragen werden. Von den wenigen DAB-Only-Hörern, die in euren Zielgruppenfokus fallen, hören die meisten zumindest vorläufig weiterhin "Antenne Bayern" und "Bayern 3", aber seltener als zuvor. Umso wichtiger wäre es für die kommerziellen UKW-Radioanbieter digitale Spartenkanäle ins Auge zu fassen.
IMHO eine sehr subjektive Sicht der Dinge. Musst bei der Fragestellung unterscheiden: Kaufe ich mir ein DAB+ Radio oder habe ich schon eins? Im ersteren Fall werde ich auf DAB+ umsteigen, wenn dort das genutzte UKW-Programm stabiler verfügbar ist, aber u.U. auch Alternativen/Zusatzangebote, die z.B. vom (bisher) auf genutzten Programmanbieter beworben werden. Im zweiten Fall nutze ich dann unter der Gesamtmenge. Als Gewohnheitstier nutzt mancher dann das Programm, das er schon immer gehört hat, ob DAB+ oder UKW ist u.U. egal - je nach Empfangssituation ändert sich das. Ab und an werden dann mal weitere Programme genutzt. Unter dem Strich kann dann die Statistik raus kommen, dass auch auf DAB+ die gewohnten Programme haupsächlich genutzt werden. Federn lassen werden die schon müssen. Aber ohne das vollständige Simmulcast gibt es keine Akzeptanz für das neue Medium und wenn es sich trotz Verweigerung durchsetzt, werden die Verweigerer dann in der Bedeutungslosigkeit versinken. Wenn die Platzhirsche aber dabei sind, beiben die in der Übergangsphase zumindest präsent und können einen Teil der Hörer bei eigenen Alternativangeboten halten.

http://www.die-medienanstalten.de/f..._IFA/IFAK_DAB__Reichweitenstudie_20150907.pdf

Seite 39. Und zur Methodik: Hier geht es um die Sender die über DAB gehört werden (und nicht über UKW). Die Welt ist leider nicht immer so, wie es die Forenmitglieder hier gerne hätten :)
Ah, danke, das und die Folgeseiten erhellen dann doch etwas, was die Studie wirklich sagt.
Seltsam und die Diskussion total vernebelnd sind aber solche Antworten zu Fragestellungen auf S.44/55 wie z.B. "Sendungen auf Abruf nutzbar", was faktisch weder über UKW noch über DAB+ nutzbar ist, es sei denn, man hat ein hybrides, auch internettaugliches Gerät...
Meinungen/Wahrnehmen auf Grund der Umfragen und die Realität sind da halt zwei paar Schuhe...

Und die Zusatzfunktionen von DAB, also meist briefmarkengroße Texttafeln oder Fotos, die man sich auch bitte nicht auf größeren Displays anschauen sollte, weil sie dann nur noch Matsch sind, sind nett, aber weitgehend unnötig. Ein sauber gepflegtes UKW-RDS liefert auch Titel und Interpret im Radiotext (und bitte nur da!).
Sendungstitel, Beitragsthema, Autor und Hinweise zu Kontakt oder weiteren Informationsquellen zu einem gerade zufällig gehörten Beitrag bei Bayern 2 oder in dern Deutschlandradioprogrammen oder die Schlagzeilen bei B5 sind mit DLS auf DAB+ wesentlich leichter und schneller zugänglich als bei UKW-RDS und eben durchaus nützlich. Bei UKW-RDS kommt erschwerend hinzu, dass das oft nur bei 1a Empfangsqualität stabil funktioniert, sonst oft schon kleine, nicht hörbare Störungen durch benachbarte Sender oder Abschwächung des Signals die RDS-Infos zu Buchstabensalat verarbeiten und man u.U. mehrere Durchläufe warten muss, bis die Infos vollständig sind, wenn überhaupt...
Die Bildchen und weiteren DAB+-Zusatzdienste sind aber in der Tat größtenteils verzichtbar, weil von den Geräten noch selten unterstützt. Journaline/EPG wäre Nice2have, aber sicher effektiver durch internetbasierte Dienste bedient...

Mein DAB-Küchenradio steht knapp 2,7 Kilometer vom Scholzplatz (Sendeleistung 5 kW) entfernt, zum Alexanderplatz (10 kW) sind es etwas mehr als 10 Kilometer. Also in Anbetracht der Sendeleistungen eigentlich kein Problem.

Allerdings wohne ich im 1. OG und das Küchenfenster geht zwar in Richtung Alex, aber leider auf eine, wenn auch recht weiträumige, Hofanlage. Die Folge: Bewege ich mich in der Küche an die falsche Stelle, sind sämtliche Sender weg. Manchmal auch, ohne daß jemand in der Küche ist.
Das könnte vielleciht auch damit zu tun haben, dass das Gleichwellennetz auf das Gebiet, wo beide Sender etwa gleich stark einfallen, schlecht synchronisiert ist.
Oder aber die Sender kommen bei Dir zu stark an, so dass vielleicht das ganz einfahren oder drehen der Teleskop-Antenne hilft. Oder aber einen anderen Aufstellort wählen. Derartige Probleme ist man in Berlin auf UKW durchaus gewohnt, wo der Fernsehturm mit voller Breitseite hin ballert. Da haben billigere UKW-Radios ohne optimale Antene wenig Chansen Scholzplatzsender oder schwächere Alex-Sender zu empfangen (vom Postgiroamt wollen wir da gar nicht erst anfangen...).
Es gibt jedenfalls auch bei preisgünstigeren DAB+-Empfängern deutliche Qualitätsunterschiede und genauso einen Anteil an Schott-Tunern, wie wir das von UKW kennen. Hab selbst einen Hifi-Tuner mit einem DAB+-Empfänger, der mitten in München das BR-Ensemble nicht vernünftig empfangen kann. Andere Geräte haben da keine Probleme. Mal im Elektrofachmarkt Deines Vertrauens einen anderen Gerätetypen "ausleihen" und ausprobieren.
 
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Da Geiz geil ist und das Gebot der Wirtschaftlichkeit besteht, erwarte ich nicht, daß sich irgendwann was bessern würde.
Das sehe ich genauso. Wenn sich diese Magerbitraten erst mal etabliert haben, bekommt man sie nur schwer wieder los. Da muessten sich schon massiv Leute beschweren. Aber das bestaetigt eigentlich nur meine Theorie, dass vermutlich 95% der Leute mit diesem Schepperklang ueberhaupt kein Problem haben und wir beide da eher zu einer Minderheit gehoeren, die noch Wert auf Klang legt. Wie gesagt, ich erlebe es so oft, in welch haarstraeubender Qualitaet sich Leute Musik via Youtube oder anderem antun, dass ich da ueberhaupt keinerlei Hoffnungen mehr habe.

Derzeit erleben wir doch, wie die Download-und Streamingangebote in Qualität zulegen. Man lädt 320er MP2 oder gleich FLAC runter, die Freaks laden HighRes in 24 Bit / 96 kHz FLAC runter und auf Außenstehende wirkt das mitunter, als wäre die Musik dabei egal, hauptsache es ist irgendwie "Highend" und "audiophil".
Ganz ehrlich, das wirkt auf mich irgendwie befremdlich. Einerseits sich einzubilden, dass man den Unterschied zwischen CD-Qualitaet (44kHz,16Bit) und diesem High-End-Kram (96kHz,24Bit) raushoert, aber in beiden Veroffentlichungen ist dann 1:1 die gleiche plattkomprimierte, detailarme und voellig verzerrte Sosse zu hoeren. Dann doch lieber eine 192kbps MP3, aber mit ordentlich produzierter Musik drin.

Was ist aber z.B. mit der Stereoanlage meiner Eltern?
Deren UKW-Tuner kann ich nicht einfach rausziehen und durch DAB ersetzen. Ich muß die ganze Anlage rauswerfen und verliere damit auch CD-Player und Verstärker. [...] Solche Fälle gibt es nicht selten.
Freilich gibt es die. Trotz alledem gibt es heutzutage sehr viele Leute, die so ein funktionierendes und gutes Geraet ohne Zoegern komplett durch irgendeine neue Aldi-Wuehltisch-Billig-Kompaktanlage ersetzen wuerden. Und zwar NUR weil es im Prospekt entsprechend beworben wurde und weil es geil ist, dort immer wieder die neuesten Schnaeppchen zu ergattern. Ich weiss, das ist alles andere als toll, aber so ticken die Leute heute glaube ich.

Wie Andreas W richtig anmerkte, ist DAB im Moment noch teuer, wenn Sender einen UKW Simulcast finanzieren müssen.
Hmmm, kommt halt immer drauf an. Kurze Milchmaedchenrechnung:

Ein Programm wie Radio Bob betreibt in Hessen 24 Low-Power-UKW-Sender und erreicht damit einen Grossteil der Einwohner Hessens. Hessen hat knapp 6 Mio Einwohner.

Ueber den DAB-Bundesmux erreicht Radio Bob derzeit technisch gesehen indoor 60% der deutschen Haushalte (outdoor deutlich mehr). Wenn davon sagen wir mal 5% DAB-taugliche Haushalte sind, sind wir irgendwo bei 3% der 80 Mio Leute, also gut 2,5 Mio Leute.

Ich habe mir sagen lassen, dass die Kosten fuer die Teilnahme am Bundesmux aehnlich hoch sind wie der Betrieb von so einem 24-Sender-UKW-Funzelnetzwerk. Korrigiert mich, wenn ihr realistischere Zahlen habt.

So gesehen ist der Betrieb der UKW-Frequzen bei Bob zwar noch rentabler, aber ganz so viel Unterschied besteht da eigentlich gar nicht mehr, wenn man es mal rein auf die erreichbaren Leute bezieht.

Natuerlich kommt da dann noch das Prozentrechnen hinzu: wenn Bob in Hessen eine Quote von 8% hat, wirkt das deutlich besser, als wenn man bundesweit nur 0,6% hat, selbst wenn das gleich viele Leute sind, die Bob hoeren, und das gleich viel kostet.
 
Natuerlich kommt da dann noch das Prozentrechnen hinzu: wenn Bob in Hessen eine Quote von 8% hat, wirkt das deutlich besser, als wenn man bundesweit nur 0,6% hat, selbst wenn das gleich viele Leute sind, die Bob hoeren, und das gleich viel kostet.

Wie Du schon sagst, es sieht besser aus. Nicht zu vergessen der komplette Werbemarkt. Was nützt es einer Buchhandlung aus Frankfurt das die Werbung deutschlandweit gespielt wird? Wird mega teuer.

Für jedes Bundesland auch noch eine eigene Ausspielung für Regionale Werbung, Nachrichten, Verkehr, Tipps usw. das wird ganz, ganz teuer werden.
 
Für jedes Bundesland auch noch eine eigene Ausspielung für Regionale Werbung, Nachrichten, Verkehr, Tipps usw. das wird ganz, ganz teuer werden.

Viel schlimmer: es geht technisch gar nicht. Der bundesweite Kanal 5C ist ein Gleichwellennetz, er hat überall exakt die gleiche Modulation zu transportieren. Auseinanderschalten in Regionen ist schlichtweg nicht möglich.

Der Paketzwang bei DAB führt auch auf regionaler Ebene zu Problemen. In Thüringen versendet z.B. MDR Thüringen sein Programm 4 mal - wegen weniger Minuten Regio am Tag. Da gehen 3 mal 80 kbps einfach so drauf wegen nicht möglicher Regionalisierung - und fehlen allen Programmen für erträgliche Klangqualität. Gleiche Problematik ist in anderen Lokalnetzen an der Tagesordnung: Sachsen (MDR 1), Bayern (Bayern 1!), ...

Ist alles super durchdacht bei DAB. Wie bei SAP, wo böse Zungen behaupten, bei der Einführung von SAP würde das Unternehmen an die Software angepasst und nicht umgekehrt.
 
Also wieder Regionalstudios in jedem Bundesland. Jeweils eigene Moderatoren, andere Playlists usw. ... Man kann auch sagen: DAB+ schafft Arbeitsplätze! (Was ja nicht so schlecht ist ;) )
 
Regionalstudios helfen da auch nicht. Es bräuchte kleinteiligere DAB-Netze, die regionale Gepflogenheiten abbilden können. Also: selbst in Thüringen müßte man z.B. 4 Teilnetze aufbauen, die sich im "Grenzgebiet" auch noch überlappen müßten in ihrer Abdeckung. Dann könnten MDR 1 und die Regionalen, so sie irgendwann mal wollten, darin jeweils eine Regio laufen lassen - mit regionalisierten Sendestrecken oder auch nur mit regionalisierter Werbung. Diese 4 Teilnetze dürften - richtig - natürlich nicht auf dem gleichen Block stattfinden. Man würde also 4 DAB-Blöcke koordinieren müssen statt nur einem - das wird irgendwan unangenehm eng, weil es ja alle ringsum auch tun müssen mit ihren Regios.

Inwieweit eine "fuffige" automatische Übergabe zwischen den einzelnen Teilnetzen möglich wäre hin zum gleichen Programm in jeweils anderer Regionalversion, kann ich spontan nicht sagen. Entsprechende Verweise sollten hoffentlich möglich sein, immerhin gibt es auf DAB ja auch "Senderkennungen" vergleichbar dem PI-Code von UKW.

Aber an sowas ist absolut nicht zu denken. Man ist ja froh, eine Bedeckung hinzubekommen.
 
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Inwieweit eine "fuffige" automatische Übergabe zwischen den einzelnen Teilnetzen möglich wäre hin zum gleichen Programm in jeweils anderer Regionalversion, kann ich spontan nicht sagen. Entsprechende Verweise sollten hoffentlich möglich sein, immerhin gibt es auf DAB ja auch "Senderkennungen" vergleichbar dem PI-Code von UKW.
Im DAB-Standard sind ziemlich viele Moeglichkeiten gegeben, sowas zu machen, die Moeglichkeiten gehen sogar ueber die AF-Funktion von UKW weit hinaus. Ein Tuner kann sogar zwischen Programmen mit voellig unterschiedlicher Service ID umschalten, wenn das entsprechend signalisiert ist. Und es gibt unterschiedliche Kriterien, wann der Empfaenger ueberhaupt umschalten darf, die man auch noch signalisieren kann.

Insofern steht einer Abstrahlung von Regionalvarianten eines Programms in verschiedenen Regionalensembles eigentlich nichts im Wege. Meine Kenwood-Autoradio ist z.B. schon ganz gut in der Lage, einem Programm wie egoFM, das in Bayern in diversen Regionalensembles vertreten ist, zu folgen.

Allerdings funktioniert das bei einem Single-Tuner (wie z.B. bei den neueren Kenwood-Autoradios) nicht ohne einen kurzen hoerbaren Aussetzer, da das Umschalten ja eine Neusynchronisation auf einen neuen Kanal bedingt. Das geht leider nicht in unhoerbar schneller Zeit. Auf UKW sind selbst Single-Tuner heutzutage aber schon in der Lage, die Frequenzumschaltung unhoerbar schnell zu erledigen. Das sehe ich noch als Manko, aber vielleicht gibt es da kuenftig intelligente Loesungen, wie das auch bei DAB+ unhoerbar passieren kann. Die Umschaltung DAB->UKW->DAB (z.B. bei SWR1 beim Wechsel von 8D auf 9D) geschieht tatsaechlich schon jetzt unhoerbar auf meinem Autoradio.

Man muss die Regionalnetze natuerlich erst mal voll bekommen, das ist gerade jetzt in der Uebergangszeit in vielen Gegenden noch voellig utopisch.
 
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Viel schlimmer: es geht technisch gar nicht. Der bundesweite Kanal 5C ist ein Gleichwellennetz, er hat überall exakt die gleiche Modulation zu transportieren. Auseinanderschalten in Regionen ist schlichtweg nicht möglich.
Berichten im anderen Forum muss das mit der exakt gleichen Modulation nicht unbedingt sein. Ich zitiere mal Seine Majestät
Doch das geht und wurde auch schon erprobt, mit Radio Horeb während der Testbetriebphase des Senders Braunschweig. Da sendete Horeb Nullbytes am Standort Braunschweig, damit wollte man testen ab wo Hannover auf der A2 übernimmt. Sinn macht das freilich nicht, (...)
 
Oh, interessante Methode, die Abdeckung und die Übergangsregionen zu testen. Für den Regelbetrieb eines SFN taugt das aber nicht. Letztlich hatte man damit zwei unterschiedliche Netze auf dem gleichen Kanal/Block laufen, denn wenn die übertragenen Daten nicht gleich sind, dann wird die Modulation auch nicht gleich.

Man hat ohnehin schon genug damit zu tun, ein größeres SFN so zu synchronisieren, daß die Regionen mit nicht mehr konstruktiven Interferenzen, also die Regionen, in denen kein Empfang mehr möglich ist, so zu "designen", daß dort möglichst wenig Menschen leben und möglichst wenige Straßen entlangführen. Da reichen geringste Sync-Verschiebungen und es wandern "schwarze Empfangslöcher" übers Land.
 
Also für mich sieht es eher danach aus, das UKW in absehbarer Zeit nicht von DAB+ abgelösst wird. Eher wird DAB+ die Mittelwelle als 2. Empfangsweg vieler Radios ersetzten. Dann gibt es keine UKW/MW Radios mehr , sondern nur noch solche mit UKW/DAB+. Das bis vor kurzem noch angebotende deutsche MW Angebot, hat man ja mitlerweile weitgehend in DAB+ integriert.
 
Ich finde es ja gut, daß hier nun endlich auch einmal die Bedenken aufgezeigt werden, die wir auch teilen. Es mag bescheuert klingen aber UKW funktioniert halt auch bestens in Extremsituationen. Versucht einmal in einer Hamburger Boutique mit Neonröhren DAB Radio zu hören, es scheitert. Bei UKW tritt hier im Stereo Bereich ein Rauschen auf. Durch eine Umschaltung auf Mono Betrieb löst sich das Problem, der Sender ist klar zu hören. Bei Radio Hamburg haben selbst 80 Kilowatt UKW nicht ausgereicht, um überall in Hamburg-City guten Empfang zu gewährleisten, daher hatte die Medienanstalt damals noch eine City-Frequenz für den Nahbereich zugeteilt. Bei DAB ist das Problem, daß Computer in Büros oder eben die genannten Neonröhren das Digitalsignal so schwächen, daß nichts mehr hörbar ist. Aber das ist nur eines der Probleme, die der Privatfunk bei einem Technikwechsel sieht.
Ich wohne ebenfalls in Berlin - 2km entfernt vom Alex. Bei mir war der UKW-Empfang vorher ne Katastrophe. rbb inforadio wurde über UKW durch hohe Häuser, Kabellecks und alles mögliche komplett weggedrückt, kaum ein Sender kam klar herrein - auch nicht in mono. DAB+ ist -trotz reichlich Elektronik in der Wohnung- problemlos zu empfangen. Ob es qualitative Unterschiede bei den DAB+-Empfangsteilen der verschiedenen Geräte gibt, kann ich nicht beurteilen.
 
Ich glaube das Primärziel sollte ungeachtet dieser technischen Fragen zunächst sein alle Sender auf DAB-Kurs zu bringen. Das wird eine der schwersten Aufgaben, denn die wenigsten wollen DAB. Die Frage der Finanzierung steht freilich an erster Stelle, aber so wie ich mich umhöre graut es den meisten Verantwortlichen sogar davor, daß man eine Finanzierungslösung finden könnte, da man schlichtweg DAB nicht will. Die Warnzeichen - rückläufige UKW-Zahlen bei immer stärkerer digitaler Nutzung - sind halt noch lange nicht stark genug. Intern würde man am liebsten UKW noch mindestens 20 Jahre und länger halten und hofft still und heimlich, daß es bis dahin etwas anderes und besseres als DAB gibt. Das Hauptproblem sehen die meisten nach wie vor in der Bukket-Struktur bei DAB. Das Alleinstellungsmerkmal Radio Hamburg auf 103,6 und Alsterradio auf 106,8, wäre futsch, hinzu kommen neue Konkurrenten, die bei immer mehr rückläufigen Werbeeinnahmen schädlich sein könnten. Das bekommt man aus den Köpfen nicht mehr raus, und es blockiert das Thema. Für die meisten ist Radio = UKW, der Rest sind Exoten, mit denen man sich nicht großartig beschäftigen will. Dafür werden einige neue Geschäftsmodelle im Bereich Web/Mobile nun angepackt, aber auch da sehe ich eher schwarz, da vieles von Gesellschaftern blockiert wird. Insgesamt tanzt die Gattung Privates Radio doch ganz schön auf der Stelle rum.
 
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Die Neuausrichtung wird den Veranstaltern von außen aufgezwungen werden - da hilft kein Intervenieren und kein Antichambrieren. Not macht erfinderisch und beflügelt den Fortschritt.

Wenn DABplus erst mal Wurzeln geschlagen hat wird es zur zweiten Standardtechnologie, und wer einmal umgestiegen ist der kehrt unter Garantie nicht zur Ultrakurzwelle zurück. Die Gerätendustrie wird das ihrige dazu beitragen dass DAB ein durchschlagender Erfolg wird.
 
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Aufmerksamen Beobachtern dürfte übrigens nicht entgangen sein, daß die BLM Verlängerungen von UKW-Lizenzen nicht mehr an eine Zwangsverbreitung über DAB bindet. Und auch mit Hof hat man sich wieder mal nicht mit Ruhm bekleckert. Selbst in Bayern merkt man also, daß man DAB eben nicht par ordre du mufti einführen kann...
 
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