Wann war Radio Luxemburg am besten?

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Tom2000

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Also ich würde sagen, die beste Zeit hatte RTL die letzten Jahre vor Frank Elstners Weggang, also bis 1982:
Morgens Axel Fitzke im "Fröhlichen Wecker", mittags Jochen Pützenbacher in "RTL 12 Uhr mittags" mit dem Ü-Wagen vor Ort und den unterschiedlichsten Spielen, nachmittags ein äusserst humorvoll-frecher Rolf Röpke im Ratespiel "Die blaue Stunde" und abends ab 17.00 Uhr zwei Stunden das Infomagazin "Take Five".
Ab 19.00 Uhr dann internationale Musik in all ihren Schattierungen, darunter Pop, Rock, R&B und Country.

1983 kam mit dem neuen Programmdirektor Helmut Thoma der grosse Bruch bzw. Einheitsbrei. Es wurde zu viel gespielt, und es gab in weiten Sendestrecken keine unterschiedlichen Rubriken mehr.
Die zweistündige Sendung "Ein Tag wie kein anderer" besteht nur aus "Entweder...oder-" Fragen; es wurde jeweils eine Frage mit zwei Antworten vorgegeben.
Im "Musikduell" treten zwei Stunden lang immer zwei Titel zur Telefonabstimmung gegeneinander an; es waren 9 Runden je Sendung.
Abends wird drei Stunden ein Künstler oder eine Band mit max. 6 Titeln hintereinander gespielt. Während jedem Titel wird telefonisch die prozentuale Zustimmung ermittelt; erreicht ein Song weniger als 50%, kommt der nächste Künstler bzw. die nächste Band dran.
Schrecklich fand ich meist auch das gesungene Indikativ am Anfang der jeweiligen Sendung, das bis zu einer Minute dauerte. Hörte sich meist ziemlich billig produziert an.

Einen wesentlichen Grund für den Bruch sehe ich im Führungswechsel:
Elstner hatte einen anderen Background als Thoma. Ersterer war Moderator und Journalist und arbeitete sich zum Programmleiter hoch, Thoma hingegen eher Manager.
 
AW: Wann war Radio Luxemburg am besten?

Tom, sozusagen auf den Punkt analysiert. Sehe ich im übrigen genauso...

Viel schlimmer als Thoma war allerdings die Ebene drunter:popp und Goeke.
Elstner hatte dem Sender schon deutlich mehr Info-Anteile verordnet, die Nachrichtensendungen u.a. mit Reinhard Münchenhagen waren anders als die ARD-Nachrichten, aber keineswegs weniger anspruchsvoll - eher pointierter (da war Münchenhagen ja der Meister. Beispiel: Zwei Dinge haben diese Welt verlassen: Wolfgang Johann von Goethe vor 1xx Jahren, das SpaceShuttle vor drei Stunden...)

Rainer H.Popp und Hugo Goeke, so erzählte mir Jochen Pützenbacher mal, wollten dann aus dem "gemütlichen Familiensender" ein "hippes Programm" machen. Es wurden für jede Sendung zig Redakteure eingestellt, Producer und Regisseure. So entstanden nahezu öffentlich-rechtliche Personalstrukturen - und das in einem Sender, der in den 70ern mit 30 Leuten Millionen Mark Gewinne einfuhr.
Aufeinmal waren die Moderatoren nicht mehr "Chef" ihrer eigenen Sendung, was natürlich zu Unzufriedenheit und Demotivation führte. Thoma hatte auch schnell ein anderes Lieblingsspielzeug vor der Tür: Das Fernsehen RTL plus.

Das war in meinen Augen auch der wirkliche "Abstieg" des Senders. Man hatte einer großen Zahl von Kunden (die das alte Programm nahezu abgöttisch liebten) einfach das entsprechende Mahl von der Medien-Speisekarte gestrichen. Neben den horrenden Personalkosten kamen dann sinkende Werbe-Einnahmen dazu. Die Folge: Relaunch in RTL Radio und endgültige Umstellung auf ein austauschbares Berater-Radio - was ja mit Blick auf das derzeitige "Programm" bestätigt wird.
 
AW: Wann war Radio Luxemburg am besten?

interessant, wie du die personalpolitik hinter den kulissen beschreibst.
da sieht man mal wieder, es geht doch um die personality vor dem mikrofon. das können die von dir genannten redakteure, producer und regisseure nicht leisten.
 
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