Wechsel innerhalb der ARD-Wellen vom "jungen" zum "etwas gehobeneren" Radio

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"Today's Radio sucks" - Und hier noch ein Grund warum: Die meisten AC-Sender haben eine Playlist von 500-700 Titeln, die sich alle paar Monate minimal ändert. Nach einer schwachen Woche kennt man den Sender auswendig, das einzig neue sind die dummen Sprüche der Moderatoren und die lächerlichen PR-Aktionen. Und die Werbeuterbrechungen dauern gut und gern acht Minuten. Bei den CHRs umfasst die Playlist kaum mehr als 150 Titel :D. Fast jede Stude quietschen einem Bruno Mars, Katy Perry und Nelly entgegen. Niemand mit etwas Grütze in der Birne hält das länger als eine halbe Stunde aus. Wer über 35 will sich so einen Schiet reinziehen? Aber auch die Jungen dürften bald vollzählig ins Internet abgewandert sein...

In Deutschland ist die Playlist in der Regel etwas größer, dafür gibt es keine Formatvielfalt sondern überall denselben Brei. Gerade anspruchsvolle Hörer im gehobenen Alterssegment werden aber auf Sendern wie SWR1, MDR1, hr4 oder Antenne Brandenburg ganztägig gut versorgt. Entscheidend für die Akzeptanz der Radiosender ist nicht nur die stilistische Breite und Vielfalt, sondern auch die aktuelle Information, die Serviceleisten und die Hörernähne. So ein Tagesbegleitmedium gibt es in Amerika nicht, dort findet man entweder nur Musik oder nur Wort. Einzige Ausnahme: Die "Public Radios" (NPR), die ein ausgewogenes Programm bieten, in den Quotenstatistiken aber nicht ausgewiesen werden. Wegen ihrer Informationslastigkeit dürften sie den meisten Hörern allerdings zu anstrengend sein und deshalb nur sporadisch genutzt werden.

Bleiben noch die vielen örtlichen Sender mit geringer Reichweite und großem Musikfundus, die sogar Hörerwünsche entgegennehmen und oft über 20% Marktanteil aufweisen. Aber die lukrativen Großraumfrequenzen sind immer nur mit nervtötenden Minimaldudlern belegt.
 
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Was mich immer nervt, ist, (bin nur Hörer), daß so oft herumprobiert wird. Auf einmal stellt man in der Radiolandschaft fest, daß die Menschen wohl nur noch die 80er und das Beste von Heute. Das Neueste vom Besten. Die beste aktuelle Musik...etc.etc. hören wollen. Und dennoch kommen wieder die 90er mit hinein. Obwohl man die ja nicht spielen will. Da sitzen doch Moderatoren die sich auskennen sollten. Warum machen die nicht einfach das Programm? Und, wenn man sich sowieso nicht seine Wunschlieder in einer Höreraktion wünschen darf, dann sollte man solche Aktionen auch gleich einstampfen.
Was mich ferner, bei den Radiosendern nervt, ist dieses dauernde "glückliche" moderieren. Da wird über jeden noch so stumpfsinnigen Gag gelacht, als würden sich die Moderatoren nach der Arbeit in die Notaufnahme begeben, weil sie sich wieder mal die Schenkel blutig geklopft haben.
*würg*
 
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Und, wenn man sich sowieso nicht seine Wunschlieder in einer Höreraktion wünschen darf, dann sollte man solche Aktionen auch gleich einstampfen.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Das mag für die meisten Privatsender stimmen, einfach deswegen, weil dort tatsächlich die Titelauswahl meist überschaubar ist, aber bei den ÖR-Wellen (hier genannt WDR2 Yesterday oder SWR1 Guten Abend BW) kann ich mich eigentlich nicht beschweren.

Desweiteren kann ich noch die Wunschsendung bei Bremen1 empfehlen, dort wird es genauso gehandhabt.
 
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Nur mal so aus Interesse: Wievele Titel umfasst die Playlist von Antenne Bayern oder Radio NRW schätzungsweise? Es gibt ja hier viele Leute, die das genau untersucht haben.
 
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Das nächste Problem, was ich sehe, ist, dass Musik in den Augen der jungen Menschen eher ein Verbrauchs- denn ein Kulturgut oder eine Sache, an der man hängt, ist. Dieser Faktor wird dann relevant, wenn man mal in die Zukunft blickt. Ich weiss nicht, ob ich, wenn ich mit DSDS, Eminem und Lady Gaga aufgewachsen wäre, diese Musik in ca. 30 Jahren noch einmal rauf und runter gedudelt im Radio hören möchte. Die Auffassung, was Musik für den Konsumenten bedeutet hat sich stark gewandelt. Da wird sich das Radio in Zukunft mit befassen müssen.

Ein anderer Punkt ist schon heute relevant: Es gibt geschmacklich nicht mehr "die Jugend" genauso wenig wie es "die Älteren" gibt. Die Zielgruppen sind viel fragmentierter, die Musikindustrie kann dies ausnutzen, da die Anzahl der CDs im Regal oder Downloads in einer Tabelle nicht so begrenzt vorhanden ist, wie UKW-Kanäle. Ich sehe dies bei Menschen, welche zu den 68ern gehörten oder mit den Rolling Stones und den Beatles aufgewachsen sind. Bis vor rund 10 Jahren liefen diese Titel noch regelmäßig in den verdächtigen öffentlich-rechtlichen Dudelwellen. Die von diesen Menschen als solche verspotteten "Rentnerwellen" spielten kein bis wenig englischsprachiges Liedgut und falls doch, dann nur instrumental. Heute versucht man die Menschen jenseits der 49 in eben diese Wellen zu ziehen. Das klappt aber nicht unbedingt, da die Personen, die nochmal 10 Jahre älter sind als besagte Hörer einen ganz anderen Musikgeschmack haben. Wie z.B. Schlager. Der HR hat das gut gelöst (hr1 vs. hr4). Wer sich NDR1 NDS anhört kriegt als Schlagerhörer regelmäßig das Grausen, wenn die Beatles ertönen. Der Beatles-Fan "freut" sich dann, wenn die Schlager laufen. Ergo müsste man meinen, der NDR hat eine Welle zu wenig oder veranstaltet auf mindestens einer ein falsches Programm.
 
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Die Teenie-Mucke wird nur noch für den schnellen Gebrauch produziert, läuft dann noch einige Zeit als Recurrents und wird dann endgültig eingemottet. Die defizitären Plattenmultis kreieren einige Stilikonen für die Jugend, die vom Radio auf möglichst vielen Formaten totgedudelt werden, bis möglichst niemand mehr an Lady Gaga, Katy Perry oder Kesha vorbeikommt. In Amerika läuft das Plattengeschäft hundsmiserabel, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr die Branche leidet. In Europa sind die Hörgewohnheiten anders (bzw. die Menschen leidensfähiger), da kann man den Leuten fast alles vorsetzen und man erreicht mit Kiddie-Musik, die in Amerika kein Dreißigjähriger mehr freiwillig anhören würde, sogar noch die 50-Jährigen.

Ich behaupte nicht, dass 50-Jährige noch Rihanna-Alben kaufen, aber wer die großen Privatsender hört kommt an solchen Sachen nicht vorbei. Und wie die MA-Zahlen nahelegen, werden die auch von erstaunlich vielen Älteren gehört.

Amerikanische nterpreten wie Anastacia oder "Scissor Sisters" wären ohne den europäischen Markt sogar völlig bedeutungslos, die kennt in den Staaten nämich so gut wie niemand.
 
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ricochet schrieb:
liegt in der vermeintlichen Erkenntnis der angelsächsischen Radiomacher begründet, dass fast niemand mehr bewusst Radioangebote nutzt, es sei denn bei der Formatwahl, bei der der Hörer einem bestimmten Sender den Vorzug gibt. Will er Nachrichten hören, dann entscheidet er sich für ein Wortprogramm; will er sich tagsüber berieseln lassen, so sucht er nach einer geeigneten Musikwelle; will er entspannen, bevorzugt er beruhigende Musik wie Klassik, Jazz oder "Beautiful Music". An den mäßigen Quoten der letztgenannten Angebote lesen die Programmplaner ab, dass kaum noch jemand bewusst Zeit damit verbringt, Musik mittels terrestrischem Hörfunk zu konsumieren
Das ist es. Da stimme ich zu, wenn ich die zitierten "Radiomacher" eher im nordamerikanischen Raum orte. UK hat (noch) eine grosse Vielfalt.

equalizer schrieb:
Da sitzen doch Moderatoren die sich auskennen sollten. Warum machen die nicht einfach das Programm?
Ob bloss nicht... das hat noch nie funktioniert. Irgendein Format, ob gut oder schlecht bzw. eng oder reichhaltig gefahren, muss vorgegeben sein und an das haben sich alle zu halten. Zudem haben die wenigsten Moderatoren auch wirklich Ahnung von Musik geschweige deren Verträglichkeit...

ricochet schrieb:
Trotzdem glaube ich, dass das Radio in absehbarer Zeit zu seiner alten Größe (engagierter Musikjournalismus, handverlesene Titelauswahl, längere Wortbeiträge) zurückfinden wird um nicht gänzlich in der Flut der zunehmend mobil werdenden, geschmacksspezifischen Digitalstreams unterzugehen. Dann lohnt es sich wieder das alte Dampfradio anzumachen und sich von Kennern der Materie auf interessante Neuerscheinungen oder lange vergessene Schmankerl hinweisen zu lassen oder sich von einer charmanten wie einzigartigen Musikmischung überraschen zu lassen.
handverlesen braucht es nicht zu sein (Spezialsendungen mal aussen vor): Man braucht einfach nur die alten Formatvorgaben samt Sperren und Vorgaben wie Tempi(-sprünge), mood usw wieder einzuführen und hat damit ganz automatisch eine wesentlich höhere und stimmigere Musikladung.
Ansonsten stimme ich zu: Ich sehe die Talsenke erreicht und an manchen Orten ist ein Nachdenken eingetreten. countie: Es gibt Licht am Ende des Tunnels....
Und Du lobst sogar hr1 (wie ich das auch tue, mit einigen Abstrichen!).
Über das ursprüngliche topicthema in einem nächsten posting mehr.
 
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Ansonsten stimme ich zu: Ich sehe die Talsenke erreicht und an manchen Orten ist ein Nachdenken eingetreten.

Na, hoffen wir es mal (das erwähnst Du ja öfters). Aber: Wann kommt das Handeln? Ich sags Dir: Wenn sämtliche "Berater" (zu Recht!) endlich an die frische Luft gesetzt werden!
 
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Nun, das mit den „consultants“ ist so eine Sache und auch nicht soooo eindeutig zu verdammen. Haben diese doch einst -Privatradiostart- mancherorts Aufbauarbeit geleistet, bei Leuten, die von Radio soviel Ahnung hatten wie von Teebeutelweitwurf...

Man darf bei aller (berechtigten) Kritik nicht vergessen, das im Moment sowohl ein
- Sparzwang vorherrscht und es -dankend angenommen- die Studie des
- Nebenbeimediums vorherrscht (was Einsparungen erleichtert). Geht sozusagen Hand in Hand und ergänzt sich (die lokale/regionale Werbewirtschaft liegt derzeit ziemlich am Boden und dreht jeden Cent um, das zusammen mit einem Minus bei der nationalen Vermarktung lässt gar keine andere Möglichkeit als Rationalisierung zu. Hat nichts mit Raffgier und Gewinnmaximierung zu tun, was ich hier so oft leichtfertig lese!)

Und -schon einmal gesagt- diese Entwicklung war vorhersehbar und so ist es gekommen, das die Entscheidung über Einsetzbarkeit und Verträglichkeit von Titeln in (eingekauften) researches stattfindet und und und.

EINEN Vorteil haben externe Berater, wenn sie ihren Job richtig machen: Den Blick von AUSSEN auf das zu betreuende Radio. Wenn man im System selbst arbeitet, wird man betriebsblind. Allerdings kritisiere ich, das fast überall statt eines Marktresearches (unbesetzte Marktlücken) das Schema F mit einer ppt-Folie stattfindet und das Allheil-Wundermittel eine Minimusikladung samt researched tracks ist. Und so verkauft wird, inkl. eigenerstellltem Erfolgsnachweis etcpp..

Wobei die Methodik dieser researches und die daraus abgeleitete Akzeptanz selbst schon fragwürdig ist....
ANDEUTUNGSWEISE ist ein Nachdenken bereits zu erkennen, wenn auch so Sachen wie „ein Hit aus den eighties und ein aktueller...“ dabei. Auch wenn es eher witzig ist und mit einer echten Positionierung nichts zu tun hat... aber immerhin.

Nachdenken hat begonnen, handeln dauert länger. Es gehört doch ein gewisser Mut dazu (mit vorübergehendem Einbruch der MA-Zahlen....) seinen Sender neu (und reichhaltiger) zu positionieren. Da reden dann auch Gesellschafter mit, und die sogenannte „Buchhalterriege“, die nichts weiter als ihre Zahlen im Kopf haben (sprich: die Einnahmen).
Ist aber auch ganz gut, kühle Rechner an Bord zu haben: Früher wurde an Produktionen und Bezahlung und Einsatz von Moderatoren doch einiges Geld aus dem Fenster geworfen. Und wenn ich an den Verwaltungsapparat einiger ÖR denke...

Der Umschwung wird zuerst über kleinere, mutige(re) private (!) Sender kommen. Bei den ÖR wird es eine Weile dauern, denn die haben erst vor relativ kurzer Zeit aus Nebenbeimedium reagiert. Und ein ÖR ist ein sehr schwerfälliger Tanker.... wenn man bei dem das Ruder rumwirft, dauert es einige Seemeilen, bevor man den neuen Kurs erreicht.

Aber allein aus ganz profanen wirtschaftlichen Aspekten wird es so kommen (Kurskorrektur): Wenn alle Zeitungen in einer Region eine verwechselbar ähnliche Aufmachung und nur noch die gleichen 100 Berichte und news haben.. warum sollte ich dann Zeitung A kaufen und nicht Zeitung B?

Genau das ist die -überwiegende- Situation bei fast allen Sendern, die MOR-Stationen (wie ricochet richtig bemerkte) wie hr4 mal aussen vor.

Es wäre schon sehr viel geholfen (Sofortmassnahme), wenn man den MusikPC wieder einschaltet und das mit sämtlichen Filtern, features, Sperren und Vorgaben...

Dann wäre -Station für Station- zu klären, ob man peu a peu unmerklich eine Änderung herbeiführt oder an einem Tag X Knall auf Fall auf ein neues akustisches Erscheinungsbild umschaltet...

by the way: Bei hr3 glaube ich eine gewisse Korrektur herauszuhören. Muss da aber (mal wieder) länger zuhören, um es genauer analysieren zu können. Es fiel mir beim „zappen“ aber auf.
Also abwarten und Tee trinken, und solange einen der guten Sender aus NL hören. Oder UK.
:D.
 
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Sehr gute Ansätze, rv01. Wobei man sagen muss, dass die musikalische Trennschärfe bei den Programmen des hr erfreulich hoch ist - alleine die Wellenvielfalt dieses Senders könnte für die anderen Radiomärkte Pate stehen. Wenn ich da an den BR denke - da hat nichts Hand und Fuß. Auch beim NDR und WDR gibt es teils erschreckende Überschneidungen und Angebotslücken. Das würde nicht weiter stören, wenn die privaten Anbieter für Abhilfe sorgen würden, aber daran ist bekanntlich nicht zu denken.

Eine schlimme Begleiterscheinung des dualen Systems ist die leidige Doppelversorgung. Fast jede Anstalt kopiert mit ein, zwei Popsendern die private Konkurrenz, um den Werbemarkt kräftig abschöpfen zu können. Schlechtestes Beispiel abermals: Der Bayerische Rundfunk. Mittlerweile geht man sogar an die Substanz und reduziert die Wortbeiträge auf Bayern 1 um "durchhörbarer" zu werden und den Werbewert zu steigern. Der Claim "Wir lieben Oldies" wird wohl bald durch "Die größten Hits, die besten Oldies" ersetzt. Klingt einfach massenkompatibler und schlimmer kann's eh nicht mehr kommen.

Mich wundert allerdings, dass hr 1 keinen höheren Gesamtmarktanteil ergattert. Die private Konkurrenz macht dasselbe stromlinienförmige Musikprogramm wie hr3 und musikalisch gibt's bis auf hr1 und hr4 kaum nennenswerte Alternativen. Und warum ist FFH eigentlich beliebter als hr3? Wegen der tollen Gewinnspiele, mit denen die Dümmsten bei der Stange gehalten werden?
 
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Die Scissor Sisters in einem Atemzug mit Anastacia, Lady Gaga und Rihanna zu nennen, passt aber irgendwie auch nicht. Die zeigen doch gerade, dass man richtig gut und trotzdem kommerziell erfolgreich sein kann, so leidensfähig ist der Europäer wohl dann doch nicht.
 
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Es ist nicht die Qualität der Einzelinterpreten, die ich anprangere, sondern die grausige Mischung, die die meisten Hitradios verbrechen - da prallen zum Teil Welten aufeinander, die nicht miteinander vereinbar sind. Entweder die Verantwortlichen (Musikredakteure gibt's eh kaum noch) stellen die Titel stur nach Billboard-Positionen zusammen oder der kollektive Musikgeschmack ist schon so deformiert, dass keinen mehr interessiert, was da über den Sender geht. In Frage kommt nur, was in den Billboard-Top-100 (soweit CHR/AC-relevant), UK-Charts, US-Dance- und US-Mainstream-Rock-Charts halbwegs ordentlich abgeschnitten hat. Einmal gut durchgeschüttelt und schon steht der formlose Hitmix.

Anastacia kann schon singen (auch wenn ihre Stimme etwas gewöhnungsbedürftig ist) und Rihanna macht schnörkellosen Dance-Pop. Auch Green Day ist keine schlechte Rockband, aber eben nur was für Freaks.

Dance-Pop und moderater Hip-Hop sind bis zu einem gewissen Maße verträglich (tja, sogar DJ Ötzi wäre es in diesem Zusammenhang), aber Dance-Pop und Hard-Rock - das geht gar nicht.
 
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aber Dance-Pop und Hard-Rock - das geht gar nicht.

Klar geht dies: In den Niederlanden wird das schon lange so gemacht und es funzt. siehe 3 FM NL.

Wenn du aber meinst: Das geht garnicht, im Sinne deines Musikgeschmacks, dann bitte das Obige vergessen.
 
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Es geht offenbar, weil es alle so machen und weil du nichts anderes kennst.

Aber ganz im Ernst: Erst ein Hard-Rock-Titel von Green Day, dann eine Dance-Nummer von Kesha, ein besinnlicher Grönemeyer, dann eine Ballade von Whitney Houston, eine Hip-Hop-Nummer von B.O.B., anschließend ein gemütlicher 80er von Bobby McFerrin, ein heimeliger Rock-Oldie von Rod Stewart und dann wieder ein Techno-Kracher von Taio Cruz - so sehen deutsche Hitradios aus. Einmal quer durch den Kräutergarten (schüttel).

Wenn dieses Durcheinander gehen soll, warum packt man da nicht gleich auch noch Semino Rossi und die Schürzenjäger mit rein? Hatten doch auch ihre Hits...

Titel müssen nicht unbedingt rhythmisch (außer in der Disco), aber zumindest im entferntesten stilistisch zusammenpassen. Stil aber bitte nicht mit Genre zu verwechseln.
 
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Hey, ist das wahr ? In den deutschen Hitradios läuft soetwas in der Reihenfolge ?

Ab morgen bin ich ein neur Hörer....supi.....

Nein, ich kenne dies nicht, da ich ausser WDR 5 kaum deutsche Sender höre...wer Grenznah wohnt, zu welcher Grenze auch immer...hat mehr Auswahl, jedoch nicht mehr Qualität.
 
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Vor 10 Jahren war hr3 einer meiner Lieblingssender. Aktuelle Songs gab es damals auch jede Menge im Programm. Und jetzt, wo es immer noch neue Songs bei hr3 gibt ist der Sender einfach nicht mehr erträglich für mich. Einfach deswegen, weil die neue Musik immer schlimmer wird.
 
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ricochet hat völlig Recht: Aufgabe eines jeden Musikredakteurs ist es, mit sicherem Gespür und treffsicherem Ohr die unverträglichen Sachen auszusortieren.
Wenn wir wirkjlich alles spielen, dann wäre es Kraut und Rüben wie damals im alten bundesdeutschen Dampfradio.

Und richtiger hardrock passt nun wirklich nicht zusammen mit dancepop/hiphop oder techno/trance.
Ausser es handelt sich um ein top40-Radio alter Prägung, das die jeweilige Chart widerspiegelt, in der alles enthalten ist und unweigerlich auch gespielt werden muss.
Von den jugendorientierten Wellen spielt im Moment youfm des hr ziemlich viel durcheinander, von alternative bis hiphop alles dabei und in einer Sendung... was möglicherweise mit ein Grund ist, das die Zahlen denen von planet radio hinterher hinken.

Anscheinend hat ricochet auch etwas von "musicflow" mitbekommen... sehr lobenswert. Bei top40-Radios ist es dann extrem hörbar, was nicht heisst, das andere Sender (fast durchweg) denselben Fehler machen.

Titel müssen nicht unbedingt rhythmisch (außer in der Disco), aber zumindest im entferntesten stilistisch zusammenpassen. Stil aber bitte nicht mit Genre zu verwechseln
Stimmt so nicht ganz... in mood/tempi kannst Du (bei guten Musik-PCs, sofern diese überhaupt eingeschaltet sind bzw. die entsprechenden Filter aktiviert) auch das Genre bestimmen, und dann von soft/melodisch bis rhythmisch/hard alles an "mood" sowie die Schnelligkeit des tracks bewerten (von 0 für Nights in white satin bis meinetwegen 9 bei Paranoid, individuell bewertbar).
Plus Ausschlusskritierien: Der nächstfolgende Titel darf -dancepop first- dann keinesfalls ein (schneller) hardrock-Titel sein, selbst wenn es vom Tempo hinkommt. Temposprünge aufbauend nur +/-0, +1 oder -1 bis zum nächsten break/stop-set.

Und ja, ricochet hat vollkommen richtig analysiert: Es ist auf fast allen Wellen ein ziemliches Durch- und Nach- und Hintereinander an Songs, die man so eigentlich nicht abnudeln dürfte. Bei Stationen wie youfm hört man dies vielleicht mehr als beim hr3 oder hr1, im Prinzip ist es aber überall derselbe Mischmasch.

Hey, ist das wahr ? In den deutschen Hitradios läuft so etwas in der Reihenfolge ?
Klar. Brauchst doch nur mal reinzuhören (egal wo) oder eine playlist zu studieren...

lord helmchen schrieb:
Und jetzt, wo es immer noch neue Songs bei hr3 gibt ist der Sender einfach nicht mehr erträglich für mich. Einfach deswegen, weil die neue Musik immer schlimmer wird.
Das ist aber Geschmackssache... Man kann darüber diskutieren, ob sie die "falschen" currents in die Rotation nehmen: Nur gehören currents rein. Sonst wäre morgen hr3 zu einem peppigeren hr1 mutiert...? Mich stört bei hr3 eher die Anzahl der recurrents/Oldies, die in fast der gleichen Rotationsgeschwindigkeit wie die currents laufen und damit dem ursprünglichen Formatgedanken vollkommen widersprechen.
 
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Ausser es handelt sich um ein top40-Radio alter Prägung, das die jeweilige Chart widerspiegelt, in der alles enthalten ist und unweigerlich auch gespielt werden muss.


Ja du hast recht, ich glaube die gab es bis in die späten 70er- oder frühen 80er-Jahre. Da war alles dabei von Elton John bis Tina Turner, von Queen bis Diana Ross oder Crystal Gayle. Das störte aber nicht, denn die Arrangements waren damals massentauglich und innerhalb eines gewissen Rahmens generationsübergreifend, die Melodie war ebenso wichtig wie die rhythmische Komponente und die Sparten noch nicht so stark ausgeprägt wie heutzutage. Spätestens seit dem Aufkommen jugendlicher und stark polarisierender Modeströmungen wie Heavy-Metal, Grunge, Techno, Hip-Hop oder Rap ist das genreübergreifende Mainstream-Radio ein für allemal tot. Außer im deutschen Hitradio, wobei ich mich von Tag zu Tag mehr wundere, dass so was überhaupt angenommen wird. Es sind wohl wirklich nur die Gewinnspiele, die diesen Sendern die Hörer zutreiben. Und der Mangel an brauchbaren Alternativen...

Die stimmig formatierten Wellen - SWR1, hr1, Sunshine live, hr4, NDR1 NDS - um mal die zu nennen, die ich kenne - sind leider die Ausnahme.

Übrigens: Die heutigen Top-40-Sender oder CHRs (Hauptzielgruppe 12-20) bilden nicht die Top-40-Single-Charts ab, sondern sie haben wegen ihrer engen Rotation nur starken Einfluss auf die Belegung der oberen Plätze; nicht wegen ihrer relativ geringen Gesamtreichweite - sondern nur wegen der permanenten Wiederholungen. Sie spielen in erster Linie Dance-Pop und flotte Genre-Crossovers von Usher bis Taylor Swift. Rockmusik muss rund und partytauglich sein, um von den CHRs gespielt zu werden (z.B.: "This Afternoon" von Nickelback). Natürlich läuft alles durch den Kompressor und klingt am Ende superweich.
 
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Mit der Musik ist es wie mit dem Essen.
Wir unterscheiden nach:
1. Schneigern = Essen nur und immer wieder ihre drei Lieblingsmahlzeiten
2. Vegetarier = Nur was sie essen, ist gut und gesund, alles andere ökologisch, medizinisch und ernährungswissenschaftlich zu verabscheuen
3. Allesfresser = Hauptsache viel, egal was
4. Gourmets = Feinschmecker, die sich von Nuancen und Spezialitäten begeistern lassen.

Jetzt der Vergleich zur Musik: Allesfresser sind auch nicht gleich Gourmets. Es kommt immer auf die Zubereitung und die Komposition an. In diesem Sinne: Ein gutes Musikprogramm zeichnet sich nicht dadurch aus, dass es möglichst viel und möglichst durcheinander alle Genres vermatscht, sondern durch eine kenntnisreiche Auswahl und Zusammenstellung - die dann den Leckerbissen ergibt.
Was von musikalischen Vegetariern und Schneigern zu halten ist, muss ich ja wohl nicht extra betonen.
 
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