Wer hat Heino in der Rotation?

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Meine Großmutter deutscher Seite hat sich selbst nach über 50 Jahren noch fürchterlich darüber aufgeregt, daß der "lauthals krakeelende Österreicher" nach nur wenigen Tagen eingebürgert wurde, mein Opa, der ebenfalls aus Österreich-Ungarn, genauer aus Lemberg stammte, dafür aber zwei Jahre brauchte. :)
Das Einbürgerungsverfahren war bis zum "Anschluß" ein unglaublich bürokratische und insbesonders teure Angelegenheit. Da meine Großeltern beide Sozialdemokraten waren, legten ihnen die Behörden 1934 natürlich zusätzlich jede Menge Steine in den Weg. Später mußten beide mehrmals unangenehme Begegnungen mit der GeStapo machen, kamen letztendlich aber glimpflich durch die Nazidiktatur.
 
Mit ein bisschen rollendem Rrrrrrr und entsprechender Ästhetik kannst Du ja in Deutschland immer noch die Bildzeitungsleser schocken. Irgendwann wird sich das aber auch mal überlebt haben...
 
Es ist schon erstaunlich, dass einem durch die Aussprache eines Buchstabens gleich eine spezielle politische Einstellung unterstellt wird.
Der Käpt'n bei den Simpsons rollt das R auch sehr stark, und der scheint politisch neutral zu sein.
 
Also wird nächste Woche Heino seinen Kollegen Reim von Platz Eins ablösen und damit zwei "Schlager"-Künstler an der Spitze der Charts stehen werden. Bin gespannt.

Es ist geschehen. Nicht nur zwei Schlagerkünstler, sondern deren drei stehen mit ihren aktuellen Alben nun an der Spitze der deutschen Verkaufs-Charts: 1. Heino, 2. Matthias Reim, 3. Andrea Berg. Welche Konsequenen zieht daraus das Schlagerradio in Deutschland? Mehr englische Oldies?
 
Das beweist doch wie entbehrlich dieses Dudelradio geworden ist und dass sich die Leute ihre Anregungen längst aus dem Netz oder aus dem Fernsehen holen. Die Erfolge von Reim und Berg gehen auf das Mobilisierungspotential der Volksmusikfeste zurück, die ihre Fans reihenweise in die Läden treiben, während die Jugend hauptsächlich digitale Einzeltracks ordert, streamt oder klaut.

Was will man von einem Radioprogramm erwarten, das auf keine Zielgruppe Rücksicht nimmt und keiner spezifischen Erwartungshaltung gerecht wird? Wer Rock liebt mag keinen Hip-Hop und umgekehrt und beide Lager schieben einen unbändigen Hass aufs Radio, wer Top-40-Dancepop verachtet muss sich mit der unentrinnbaren Oldiesammlung der Programmoptimierer herumschlagen und wer gern mehr deutsche Töne hören möchte wird für irrelevant erklärt. Was für ein Irrsinn!
 
Richtig erkannt, Stefan. Ricochet teilt unzulässigerweise zwischen den Fans von Reim/Berg und "der" Jugend, die Einzeltracks ordert. Alles Quatsch, rico; Heino ist zudem mit drei Einzeltracks in die Single-Charts eingestiegen. Ich gehe davon aus, dass diese Download-Singletracks von Jung bis Alt gekauft worden sind. Genau wie die erwähnten drei Alben.

Die Zuordnung eines Genres zu bestimmten Altersgruppen halte ich schon lange für billig. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis einige gebildete 40-Jährige, die ernsthaft überlegen, zu Heino ins Konzert zu gehen.
 
...sind die Schlagerfreaks vielleicht überwiegend nicht in der Lage, digitale Einzeltracks zu ordern, streamen oder klauen?

Den Schmähruf der potentiellen Musik- und Filmdiebe unter Urheberrechtsverletzung und der "Generation Kostenlos" sind unsere Kids erst dann los, wenn wir ins Gras gebissen haben. Diese undifferenzierten und blöden Anschuldigungen kommen in aller Regel ausgerechnet von den Leuten, die an der Supermaktkasse einen Riesenaufstand vom Zaun brechen, wenn ihnen die Butter im Sonderangebot versehentlich zum Normalpreis abgerechnet wurde.
Vielleicht sollte man unseren Nachwuchs auch einfach mal von Anfang an gerecht entlohnen und nicht bis zum 40. Lebensjahr trotz Uniabschluß als Praktikanten zu mißbrauchen.
 
Alles Quatsch, rico; Heino ist zudem mit drei Einzeltracks in die Single-Charts eingestiegen.

Ich sprach aber von Reim und Berg und da ist die Zugkraft der Samstagabendshows unbestritten, wie dir der Handel gern bestätigen wird. Woher sollen die Leute auch sonst über deutsche Neuerscheinungen bescheid wissen, in einigen Landesteilen gibt's ja nicht mal mehr "Schlagerwellen".

Ich sag's zum wiederholten Male: Dieses unselige Zeitungsradio mit seiner Berater-Entourage hat die ganze Hörfunklandschaft eingeebnet, dem Zielgruppenradio und damit jeder Hörerbindung den Todesstoß versetzt und ein massenattraktives Deutschformat, das über die Schlagergrenzen hinausgewachsen, auch bei jüngeren Leuten zum Erfolgsgaranten geworden wäre und sich immer wieder neu erfunden hätte, aus bekannten Motiven verhindert. Wo sind in der deutschen Gegenwartsmusik die Gitarren, wo das Schlagzeug, wo die klassische Bandformation? Es lohnt sich einfach nicht mehr zu investieren, weil das Radio als Verbreitungsplattform ausfällt, weshalb die Musikkultur in ganz Deutschland in erschreckendem Maße verfallen ist. Und diejenigen, die noch gehaltvolle Ware abliefern werden selbst von den verbliebenen Schlagersendern geschnitten, weil sich Oma an der etwas rüderen Gitarre stören könnte.

Viele Berater, die nicht aus der Werbebranche kommen haben ja in grauer Vorzeit bei Rocksendern gearbeitet (als es so was in Deutschland noch gab und der "Blick nach London" die Augen zum Leuchten brachte) und einen Kulturkrieg gegen den sogenannten Schlager geführt. Daher kommt auch diese ans Wahnhafte grenzende Aversion gegen jede Form von deutscher Unterhaltungsmusik, vor Oldieschnulzen und Kinderpop schrecken diese "Experten" ja nicht zurück (sofern sie auf jüngeren Wellen überhaupt noch was zu sagen haben).
 
Viele Berater, die nicht aus der Werbebranche kommen haben ja in grauer Vorzeit bei Rocksendern gearbeitet (als es so was in Deutschland noch gab und der "Blick nach London" die Augen zum Leuchten brachte) und einen Kulturkrieg gegen den sogenannten Schlager geführt. Daher kommt auch diese ans Wahnhafte grenzende Aversion gegen jede Form von deutscher Unterhaltungsmusik.

Hm? Es gibt doch auch deutschen Rock? Und damit meine ich NICHT Peter Maffay. :)
 
Hö? Grobschnitt, Neon Babies, Zoff, Kraan, Rammstein, Eroc, Toten Hosen, Lindenberg, Embryo, Wallenstein, Novalis, Westernhagen, Spliff, Stoppok, Zeltinger, Blumfeld und Heino natürlich ;)
 
Hörenswertes Interview heute morgen auf Bremen 4. Und, nebenbei, ein sehr sympathischer Auftritt von Heino.

Heine bringt seine Gelassenheit doch recht glaubhaft 'rüber. Am besten fande ich an Heino jedoch ebenfalls die Rückgabe des Bambis, nachdem Bushido einen wegen "Integration" verliehen bekam. Diesen Bambi hätten eigentlich die ganzen, rückgratlosen Linkswichser bekommen sollen, die am liebsten unsere westliche Kultur der Freiheit zugunsten einer multikulturellen Gesellschaft unter Führerschaft des Islams aufgeben möchten. Heino hingegen sollte hierfür zur Abwechlung einen Preis für Zivilcourage bekommen und nicht immer irgendwelche peinlichen Selbstdarsteller, die eine 40 Mann "starke" Demonstration der Nazipest mit 1000 linken Autonomen im Rücken verhindern.

Was mich allerdings viel mehr irritiert, ist dieses aufdringliche Musikbett während des Interviews. Ist das bei einer "Morningshow" mittlerweile auch öffeltlich rechtlicher Usus?
 
Findet bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten eine Rückbesinnung auf frühere Zeiten statt, wenn die Interpreten wieder von Funkhaus zu Funkhaus ziehen? Gestern war er wohl beim MDR in Erfurt und hat zwei Interviews gegeben (eins sollte heute in der Morgensendung gelaufen sein, das zweite kommt wohl nächste Woche in den "Musikgeschichten"), wie dem Thüringen Journal zu entnehmen war, und dieser Tage war DJ Ötzi zu Gast bei Bremen Eins.
 
SWR3 hatte es am Nachmittag auch gespielt.

Nicht nur am Nachmittag, LEIDER musste ich Heino auch schon in der "Top 3 Show" mit Kai Karsten ertragen, und warum? Er hat sich auf den vorderen Plätzen der SWR3 Hörercharts festgesaugt, beim Bennie Bär gewann er schon mehrfach als Lenkradklopfer unter anderem gegen "Wild Boys" von Duran Duran. :wall:

http://www.swr3.de/musik/charts/-/id=47420/cf=42/1ltaxmy/index.html

Das Album ist witzig, es ist ein einmaliger Brüller, genauso wie dieser dicke Wilhelm der vor Jahrzehnten Captain Sensible gecovert hat, da schiesst man sich kurz weg vor Lachen und denkt sich "Wie geil ist das denn?", aber es ist nichts, dass man ständig spielen muss, und auf der Haupt-Playliste und in den Charts von einer fast schon bundesweiten Popwelle, hat das nichts zu suchen.

Die sollen den mal ganz schnell zu SWR4 abschieben. Selbst für SWR1 ist das zu unpassend....
 
Ehrlich gesagt geht mir das mit allem was aktuell ist so. Das Problem ist einfach, dass alles bis zum Umfallen rauf und runter gespielt wird. Und "The wild boys" von Duran Duran, was ja nun längst nicht mehr neu ist, wird einem eben als lange nicht mehr gehörten Titel verkauft, obwohl der eben als Standard-80er omnipräsent ist. Und das muss auch nicht sein.
 
Der war doch Österrrrrreicherrrrr?!

Bei Heino ist immerhin die Frau Österreicherrrrrin!

Allerdings rollt die das R überhaupt nicht.

Das gerollte r ist eigentlich was schönes. Bairisch klingt in den Ohren von Ausländern wie Italienisch, Hochdeutsch hingegen wie Dänisch. Und wie Dänisch klingt brauche ich euch nicht zu erklären...
 
Bairisch klingt in den Ohren von Ausländern wie Italienisch.

Ist das so? In meinen Ohren empfinde ich doch einen ganz gewaltigen Unterschied zwischen dem und dem :)

Das Album ist witzig, es ist ein einmaliger Brüller, genauso wie dieser dicke Wilhelm der vor Jahrzehnten Captain Sensible gecovert hat, da schiesst man sich kurz weg vor Lachen und denkt sich "Wie geil ist das denn?", aber es ist nichts, dass man ständig spielen muss, und auf der Haupt-Playliste und in den Charts von einer fast schon bundesweiten Popwelle, hat das nichts zu suchen. Die sollen den mal ganz schnell zu SWR4 abschieben. Selbst für SWR1 ist das zu unpassend....

Aha, es geht schon los mit dem Überdruss. :)
Der Dicke hieß übrigens Willem und im Gegensatz zu Heino wollte er auch witzig sein und war es nicht unfreiwillig. :)
 
Ist das so? In meinen Ohren empfinde ich doch einen ganz gewaltigen Unterschied zwischen dem und dem :)

Wie will man das als Deutschsprachiger auch neutral beurteilen können?

In der Tat ist es so dass das Vokal- und Konsonantensystem des Bairischen weitgehend mit dem des Italienischen übereinstimmt. Dazu kommt, dass die norditalienischen Dialekte (Lombardisch, Piemontesisch, Venetisch-Friulanisch) galloromanischer Natur sind und dieselben Endungen aufweisen wie das Französische und Rätoromanische.

Zwischen Italienisch und Südfranzösisch - Savoyanisch, Provenzalisch (wird oft als eigenständige Sprache angesehen), Okzitanisch (Brücke zum Katalanischen) - gibt es ein Dialektkontinuum, das eine Zuordnung zu den beiden Dachsprachen vor allem in Grenznähe praktisch unmöglich macht. Die Mundarten des Aostatals passten sich in der Geschichte flexibel an die jeweilige Standardsprache - Italienisch und/oder Französisch - an, zu denen sie wie das alte Piemontesische schon fast eine Äquidistanz aufweisen. Das Standard-Italienische beruht hauptsächlich auf dem Toskanischen, das sich von den galloromanischen Mundarten stark unterscheidet.
 
Rico entpuppt sich etwa als Sprachwissenschaftler? Donnizetti! (<-- nicht wissend, aus welchen Sprachraum dieser Ausdruck größerer Bewunderung stammt ;))
 
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