Werbeverbot ARD

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@ Hutzel

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Vor etwa fünf Jahren wurde mal die Zahl von 2 Mark mehr pro Monat diskutiert, die nötig wären, um den öffentlich-rechtlichen den Ausfall der Werbegelder zu kompensieren. Wenn diese Zahl stimmen sollte, dann wäre die Finanzierung nicht das Problem.

Hutzel, überlege mal wie sich die öffentlich-rechtliche Arbeit verändern würde, wenn der Quotendruck nicht nur auf dem Papier, sondern auch aus den Köpfen verschwinden würde. Das wäre eine völlig neue Chance Zielgruppen anzusprechen, die jetzt gar nicht bedient werden oder sehr unzufrieden sind, denkt die Jasemine (ob das dann mit dem Auftrag vereinbar ist, wäre Definitionssache).
 
Danke Jasemine, Kompliment zurück.
Nun ja, diese Zeit gab es ja mal, als die ÖRs noch Allheinherrscher waren. Das Programm war aber nicht besser damals, ich erinnere mich noch mit Schrecken daran! Konkurrenz ist schon richtig und wichtig, und womit definiert sie sich, wenn nicht durch das Rezipientenverhalten? Aber die Resonanz allein durch Zahlen zu messen, das ist fatal. Millionen Fliegen können schließlich nicht irren, wenn sie Sch... fressen sagt man über die Bild-Leser. Quote sollte man nicht mit Akzeptanz verwechseln. Das Schlimme an diesem Nivellieren auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ist, dass man damit den Menschen niemals gerecht wird. Man reduziert sie auf einen imaginären Konsens, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Jeden Tag kaufen Millionen Menschen in aller Welt bei Ikea ein, trotzdem sieht jede Wohnung völlig anders aus. Mit sind diese ganzen Research- und Umfrage-Aktionen mehr als suspekt.
Ohne Qutendruck hätte der ÖR die einmalige Chance all die frustierten, genervten Dudelfunkhörer und Dumpf-TV-Gucker zurückzuholen. Aber dazu gehören Mut und Visionen und die sind, mit Verlaub, bei den Beamtenköpfen in den "Anstalten" nicht gerade ausgeprägt.
 
Nur zwei Gedanken!

Was nützt die vorbildliche Ausbildung, wenn die Absolventen im Anschluss Claims herbeten, 1:30-Null-Informationsschnipsel erstellen und aus den aktuellen Singlecharts eine 100er Musikrotation basteln dürfen???

Gute Bezahlung? Wir reden doch hier nicht über Selbstzweck. Die Arbeiter in einer serbischen Landminenmanufaktur wurden vielleicht auch gut entlohnt, das resultierende Produkt muss ich deshalb trotzdem nicht loben.
 
@ Hutzel:
Natürlich könnte man gründlich einsparen, das wird ja auch gemacht, es geht aber langsam voran. Man kann nicht Strukturen, die seit Jahrzehnten bestehen, von heute auf Morgen radikal umwerfen.
Andere, die keine 5,5 Milliarden Euros pro Jahr sicher haben, tun das auch, weil sie es müssen, um zu ÜBERLEBEN. Zudem "bestehen" die Strukturen nicht seit Jahrzehnten, vieles davon wurde in den letzten 15 Jahren erst und extra neu geschaffen, um den aufkommenden Privaten möglichst viele Frequenzen und Programmansätze zu versperren. Das aber ist nicht Aufgabe der Öffis. Über 60 öffentlich-rechtliche Radiosender in Deutschland - es kann mir doch niemand erzählen, daß die für die Grundversorgung nötig sind...
Warum muss eine Zeitung Werbung machen? Weil sie ohne Werbung so teuer wäre, dass kein Mensch sie kaufen würde.
Aber keine Zeitung kann sich zu überwiegenden Teilen aus Gebühren finanzieren, die unabhängig davon sind, ob die Leser sich für das Produkt überhaupt interessieren - obwohl auch sie einen wichtigen Beitrag (mittlerweile vermutlich sogar einen wichtigeren) zur Meinungsvielfalt leisten.

Letztlich ärgert mich, neben der Selbstverständlichkeit, in der immer mehr und mehr gefordert wird, die offensichtliche Blindheit gegenüber den Zuständen im Land. Überall wird eingespart, Anbieter müssen Preise senken und Rabatte geben, um überhaupt noch verkaufen zu können, und die Öffis wollen mal eben rund 500 Millionen Euro pro Jahr ZUSÄTZLICH kassieren. Leute, die so etwas fordern und vertreten, sollten mal vor die Tür gehen und nachschauen, wie das Leben außerhalb der Anstalten aussieht.

@ all:

Leider hat sich so gar niemand zu dem von Radiostart geposteten Artikel über die GEZ geäußert. Ist das kein Thema?
 
Makeitso:

1. 100% Zustimmung.

2. Das GEZ-Thema ist ein ganz anderes und gehört meiner Meinung nach nicht in diese Diskussion. Ob die Öffis ihre Gebühren nun über die dubiose GEZ oder auf anderem Wege (Kopfsteuer, wie auch immer) bekommen, hat mit der hier gestellten Frage nichts zu tun.
 
@grenzwelle "Ausbildung"
das ist vielleicht in den Pop-Wellen, die den Privaten nacheifern so, aber zum Glück gibts ja beim ÖR noch andere Formate, die etwas mehr abverlangen. Fragt sich, wie lange noch?

"Bezahlung"
Das ist doch ein Todschlagargument. Verweigerst du auch den Soli, weil du die Ossis nicht leiden kannst? Ich würde auch lieber keine Steuern zahlen, die dann in den Rüstungsetat fließen.

@makeitso

Wer hat denn den ganzen Hype angezettelt? Wer hat zuerst Abermillionen für Film- und Übertragungsrechte gezahlt? Wer hat die größe Pleite in der europäischen Firmengeschichte hingelegt und so hunderte von Medienschaffenden auf die Straße gesetzt? "Der Herr hats gegegen, der Herr hats genommen" war der zynische Kommentar von Herrn Kirch dazu. Der ÖR mag verstaubt, orentierungslos, verschwenderisch, überbesetzt und zum Teil auch nicht mehr zeitgemäß sein. Aber immer noch besser als dieses Haifischbecken. Du tust grade so, als seien die Gebühren dazu da, die Spesenkonten der Progammchefs oder deren Dienstwagen zu finanzieren. In meiner Zeit bei den Privaten erinnere ich, dass die PDs und GFs nach einer erfolgreichen MA erst mal einen neuen Daimler bestellt haben.
 
@ Hutzel:

Ich weiß ja nicht, von welchem "Hype" Du sprichst, den da einer angezettelt hat, ich jedenfalls habe einen solchen nirgends erwähnt.

Aber da Du die horrenden Kosten für Film- und Übertragungsrechte (die mit Radio aber irgendwie relativ wenig zu tun haben) erwähnst: Wer, bitteschön, zwingt denn die Öffis, da mitzuziehen? Eher niemand, und so handhaben sie es ja auch: Die ARD zum Beispiel hat sich von der Ausstrahlung auch nur halbwegs attraktiver, also nicht bereits -zigmal wiederholter Kinofilme doch schon längst verabschiedet und das ZDF bringt bestenfalls am Montagabend noch einigermaßen sehenswerte Streifen. Stattdessen Eigenproduktionen zuhauf, weil die billiger sind - was man ihnen nicht selten auch ansieht, bzw. dem Drehbuch anmerkt. In Sachen Filmkosten haben sich die Öffis also vom teuren Markt emanzipiert.

Bleiben die Übertragungsrechte für Sport, der, wie wir wissen, im Öffi-TV gleichbedeutend mit Fußball ist. Auch da hat niemand die ARD gezwungen, SAT.1 und RTL zu überbieten, die hätten sich bestimmt gefreut, die Liga für deutlich weniger Geld zu übertragen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie die Kosten auch wieder reinbekommen müssen, anders, als die ARD, die im Zweifel nach höheren Gebühren schreit (und diese bislang ja auch stets bekommen hat).

Du tust grade so, als seien die Gebühren dazu da, die Spesenkonten der Progammchefs oder deren Dienstwagen zu finanzieren. In meiner Zeit bei den Privaten erinnere ich, dass die PDs und GFs nach einer erfolgreichen MA erst mal einen neuen Daimler bestellt haben.
Und das ist auch ihr gutes Recht, das ihnen bestenfalls die Gesellschafter absprechen können, um deren Geld es letztlich geht. Die Dienstwagen bei den Öffis werden aus Zwangsgebühren bezahlt, die Jeder entrichten muß, der ein Empfangsgerät besitzt, gleich, ob er das, was dabei an Programm rüberkommt, überhaupt nutzen will. Insofern kann sich der GF von RTL meinetwegen einen Maybach mit Diamanten an den vergoldeten Türgrifen und Monogrammprofil in den mundgeblasenen Reifen bestellen, denn der wird nicht von meinem Geld bezahlt. Pleitgens S-Klasse schon, ebenso, wie die von mir bereits erwähnten über 60 Radioprogramme, zu denen Du Dich jedoch leider nicht geäußert hast.
 
@Hutzel

"Der ÖR mag verstaubt, orentierungslos, verschwenderisch, überbesetzt und zum Teil auch nicht mehr zeitgemäß sein. Aber immer noch besser als dieses Haifischbecken"

Ach, die Mehrheit der Bevölkerung darf für einen kommerziellen Arbeitgeber schuften, also im Haifischbecken.
Den Damen und Herren der elektronischen Medien ist das nicht zuzumuten. Ihnen soll eine Sonderwurst gebraten werden, indem sie in "Anstalts-" Watte gepackt werden.

Lächerlich!
 
\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/ off topic \/\/\/\/\/\/\/\/\/\/

Hallo Makeitso,

du schreibst:
Insofern kann sich der GF von RTL meinetwegen einen Maybach mit Diamanten an den vergoldeten Türgrifen und Monogrammprofil in den mundgeblasenen Reifen bestellen, denn der wird nicht von meinem Geld bezahlt. Pleitgens S-Klasse schon...

Dazu zwei subjektive Anmerkungen von mir.
1.) Du bezahlst die werbefinanzierten Medien durch jedes von Dir bezahlte Produkt/Dienstleistung eines dort werbenden Werbetreibenden. Somit finanzierst Du auch die Dienstwagen von Herrn Zeiler, Herrn Mahr usw.

2.) Gute Führungskräfte haben gute Arbeitsbedingungen verdient. Deshalb wäre die Forderung, dass Intendanten deutlich schlechtete Besoldungs- und Bonuskonditionen genießen sollten als ihre Kollegen im Privatfunk genauso kurzgedacht, wie die (aus meiner ganz persönlichen Sicht) populistische Forderung Politiker sollten noch weniger Geld verdienen. Denn das würde noch mehr gute Leute in die freie Wirschaft treiben.

Nice things cost money und gute high potentials auch, denkt bei sich die Jasemine.

PS: Bevor es Missverständnisse gibt: Ich freue mich nicht darüber, dass es ist, wie es ist. Ich stelle es nur ganz subjektiv fest.

/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\ off topic /\/\/\/\/\/\/\/\/\/\
 
''Du bezahlst die werbefinanzierten Medien durch jedes von Dir bezahlte Produkt/Dienstleistung eines dort werbenden Werbetreibenden. Somit finanzierst Du auch die Dienstwagen von Herrn Zeiler, Herrn Mahr usw.''

Ja, aber jeder Bundesbürger hat die freie Auswahl, ob und welche beworbenen Produkte er konsumiert. Daher ist Jasemines Vergleich erst dann zulässig, wenn die Rundfunkgebühren auf freiwilliger Basis für die jeweils genutzten Programmangebote entrichtet werden.
 
@Jasemine schrieb weiter oben:
Wenn die öffentlich-rechtlichen keine Werbung, Sponsoring und andere Nonspotwerbung mehr machen dürfen, dann wird es langfristig auch nicht mehr haltbar sein, Formate anzubieten, die als Werbeumfeld ausgelegt sind.

Schön wär's ja.
Wenn meine Rundfunkgebühren der Mitteldeutsche Rundfunk bekäme, würde ich vielleicht ein Werbeverbot ganz verlockend finden, aber nur, wenn dann auch tatsächlich dessen Massenverdummungswellen durch etwas ersetzt werden würden, das dem ö.-r. Auftrag gerecht würde, aber das ist illusiorisch, denn Werbefreiheit hindert diesen MDR nicht daran, ein "werbefreies" Programm namens Sputnik zu veranstalten, das sich wie ein kommerzielles Programm anhört.

@All

Ich bin durchaus dafür, die Werbung im ö.-r. Radio beizubehalten und sogar auf ausnahmslos allen Wellen zu erlauben, allerdings mit folgender einschneidenden Restriktion:

Der zeitliche Anteil der Werbung darf 10% des claimfreien und nicht werbungsbezogenen WORT-Anteils des betreffenden Programmes nicht übersteigen.

Die Forderung würde ich gerne auch an das kommerzielle Privatradio stellen.
Das Niveau der Programme würde exponentiell steigen, die Akzeptanz und damit auch Wahrnehmung und Erfolg der Werbung würde steigen und auch die Werbepreise...
 
@ Jasemine:

Zu der Frage, ob ich über die im Produktpreis enthaltenen Werbekosten den Maibach von Zeiler mitbezahle, siehe erstens @ Grenzwelle. Zweitens ist diese Argumentation eine typisch öffentlich-rechtliche, denn damit wird von ÖR-Seite immer wieder gern behauptet, die Privaten seien ja gar nicht kostenlos. Ich finde das, mit Verlaub, an den Haaren herbeigezogen.

Ich fordere hier auch gar nicht, daß die Intendanten mit dem Fahrrad in die Anstalt radeln sollen. Aber wer in einer Spitzenposition aus Mitteln der Allgemeinheit bezahlt wird, seien es Gebühren oder Steuern, muß sich damit abfinden, daß er weniger bekommt, als einer, der in der privaten Wirtschaft tätig ist.

Man stelle sich nur vor, es würde vorgeschlagen, der Bundeskanzler solle genausoviel verdienen, wie der Chef der Deutschen Bank - eine Forderung, für die man (wenn auch nicht gerade beim derzeitigen Kanzler) durchaus plausible Argumente ins Feld führen kann. Die Hölle wäre los in diesem Land und das letztlich nicht zu Unrecht. Insofern wird Pleitgen auch künftig auf den Maybach verzichten müssen - und das ist gut so!
 
Fein, fein.

Ich schenk mir jetzt die Gegenargumente von wegen, es wird ziemlich schwer auf alle Produkte und Dienstleistungen zu verzichten, die in irgendeiner Form werben. Du hast Deine Meinung, ich meine und es ist nett, das wir uns die offen sagen können.

Aber eine Sache ist interessant: bis vor kurzem war alles was ich gesagt habe, die typische Privatfunkargumentation. Jetzt ist es die typische öffentlich-rechtliche Diskussion. Ich könnte auch sagen, dass die Frage, ob hohe Bezüge von Personen in Spitzenpositionen gerechtfertig ist, eine typisch deutsche Diskussion ist. Aber wäre das ein Argument?

Sag mir also Deine Meinung (dafür danke ich Dir und ich freue mich auf mehr), aber spar an der Wertung meiner Argumente. Das bringt die Diskussion nicht voran, findet die Jasemine. Und das kannst Du ansonsten ziemlich gut.
 
Man muss aufpassen, dass man nicht in eine typisch deutsche Neiddiskussion hineinläuft, klar.

Aber es ist dennoch ein himmelweiter Unterschied zwischen Werbung für frei wählbare Produkte und Dienstleistungen und einem Angebot, dass sich aus einer obligatorischen Gebühr finanziert.

Man muss hierbei ins Feld führen, wie alt unser jetziges Rundfunkgebührenmodell ist. Meines Wissens stammt es aus den 20er Jahren, also der Pionierzeit des Radios.

Es ist schon grotesk, wenn man sich ansieht, welche gigantische Medienmaschine mit Milliardenetat im Jahre 2003 immer noch auf diesem Modell basiert. Es passt einfach nicht mehr in die Zeit, aus zwei Gründen:

1. Die Medien SIND kommerzialisiert, auch die öffentlich-rechtlichen. Das ist Tatsache. Wer's nicht glaubt, sehe sich nur 15 Minuten 'Wetten, dass' an.

2. Es gibt technische Voraussetzungen, jedes Programm und jede sogar einzelne Sendung, wenn's sein muss, jede Sendeminute dem Empfänger zu adressieren und dafür mit ihm abzurechnen.

Das Gebührenmodell in der deutschen Form wird zunehmend zur Groteske und irgendwann sterben. Durch die noch vorhandene Dominanz von UKW im Hörfunkbereich hat das Radio hier allenfalls noch eine längere Gnadenfrist als das TV. Die Groteske im TV-Bereich wird sich beim nächsten internationalen Fußball-Event offenbaren, wenn ARD und ZDF nicht wissen, wie sie ihre Sendungen unverschlüsselt zum Zuschauer bringen sollen.
 
Es gibt durchaus ein großes Optimierungspotential. An welchen Stellen das ansetzen könnte habe ich bereits erläutert. Das System ist jedoch so komplex, dass pauschale Rasenmäher-Konzepte niemals allen Beteiligten gerecht werden können. Es ist wie bei der Gesundheitsreform. Es geht um sehr viel Geld und in den Medien um noch mehr Macht. Wer wem was im Zuge einer zukünftigen Veränderung für Pfründe abtrotzen kann, mag die Chaostheorie voraussagen, aber nicht die Jasemine.
 
@ Jasemine:

Ich habe hier niemals die Argumente von Irgendjemandem als "typische Privatfunkargumentation" bezeichnet; schon deshalb nicht, weil ich auch aus diesem Bereich komme. Was die Sache mit den Werbekosten betrifft, habe ich mich mißverständlich ausgedrückt, aber in der Tat ist das für mich ein ÖR-Argument, weil es eben von dort immer wieder angeführt wird.

Im übrigen habe ich nicht den Eindruck, daß Produkte billiger würden, wenn keiner mehr bei den Privaten würbe. Vermutlich, um mal einen Ausflug in die Markttheorie zu unternehmen, würden sie sogar teurer, weil die Unternehmen wegen des geringeren Bekanntheitsgrades und des fehlenden Kaufanreizes der Werbung weniger verkaufen würden. Die Erfahrung aber lehrt, daß erst Massenproduktion Produkte billig macht.
 
Gewiß Makeitso.

Aber unser beider (gemessen am Thema dieses Threads nicht ganz zentraler) Streitpunkt war ja nicht, ob Produkte billiger werden, sondern ob man mit einem Produkt die Werbung für dieses Produkt und damit die werbefinanzierten Medien und damit deren Dienstwagen finanziert. Es grüßt die Jasemine.
 
Heute äußert sich die Frankfurter Rundschau wie folgt zum Thema:
Viele Privatradios senden Notrufsignale
Anbieter leiden unter der Werbeflaute und der Konkurrenz der ARD-Sender / Klage über "Marktverstopfung"
Die Nervosität bei den privaten Hörfunkanbietern wächst. Die Werbeeinnahmen der Sender schrumpfen. Reformen sollen die Wende bringen, doch nicht in allen Forderungen sind sich die Privaten einig.
VON GUIDO SCHNEIDER

Frankfurt a. M. · 25. November · "In aller Stille hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Zahl seiner Hörfunksender in den vergangenen Jahren stark vermehrt und eine gebührenfinanzierte Marktverstopfungspolitik betrieben", schimpft Ulrich Gathmann, Geschäftsführer der im Radiogeschäft engagierten Oldenburger Nordwest-Zeitung. Die Gebührenfunker der ARD hätten zudem Popwellen wie SWR 3 oder NDR 2 "entwortet", so der Manager. "Das führt dazu, dass diese Programme den Privatradios zum Verwechseln ähnlich werden." Mit der Folge, dass die öffentlich-rechtlichen Rivalen langfristig die Oberhand gewännen.

Kein Wunder, dass die privaten Hörfunkanbieter besonders aufmerksam die Diskussion über Rundfunkgebühren und Strukturreformen für die Anstalten verfolgen. Denn anders als im Fernsehen dürfen die ARD-Radios zur besten Sendezeit am Morgen und am späten Nachmittag ohne Einschränkungen Spots ausstrahlen. Hinzu kommt, dass sie pro Tag deutlich länger werben können - beim Hessischen und beim Bayerischen Rundfunk sind es beispielsweise bis zu 128 Minuten pro Tag - als die öffentlich-rechtlichen TV-Sender, denen täglich nur 20 Minuten vor 20 Uhr zur Verfügung stehen.

Zudem erreichen die ARD-Radios in der Summe mehr Hörer als die Privaten. Ein Trend, der sich durch die Werbeflaute verstärkt hat. Sie hat die Privaten hart getroffen und zu Einsparungen auch beim Programm gezwungen. Schalteten 2001 noch täglich 32,4 Millionen Menschen eine Welle aus dem ARD-Verbund ein, werden es dieses Jahr rund 33 Millionen sein. Gleichzeitig sinkt der Hörerzuspruch beim Privatradio: von 28,6 auf etwa 28 Millionen.

Die Netto-Werbeeinnahmen der ARD-Radios schrumpften 2002 nur um fünf Prozent auf rund 182 Millionen Euro. Die private Konkurrenz büßte 15 Prozent ein, musste sich mit 413 Millionen Euro bescheiden. In den ersten zehn Monaten 2003 erzielten die Privaten einen Brutto-Werbeumsatz von 525 Millionen Euro (minus 1,2 Prozent). Bei den ARD-Wellen mit Werbung waren es bei dieser Kennziffer Verluste von 2,6 Prozent auf 219 Millionen. Die Zahlen berücksichtigen allerdings nicht die Rabatte und die kostenlosen Spots. Und die Privaten, die zu 90 Prozent am Tropf der Werbung hängen, müssen in der Regel erheblich stärkere Nachlässe gewähren.

Die Nervosität im Lager der Kommerzsender steigt. Viele Manager fühlen sich der Übermacht der ARD schutzlos ausgeliefert. "Dieser ruinöse Wettbewerb ist ein ordnungspolitischer Skandal erster Güte und auf Dauer für einen einzelnen Privatsender nicht durchzuhalten", wettert Gathmann.

Dabei ist aber zu bedenken, dass die ARD stets auch populäre Programme anbieten muss, wenn sie die Legitimation für die Rundfunkgebühren nicht verlieren will. Ferner pochen die ARD-Verantwortlichen darauf, dass sie mit ihren Programmen maßgeblich zur Meinungsvielfalt beitrügen.

Die Kritik der Privaten findet dennoch in den Regierungskreisen einiger Bundesländer Gehör. Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen wollen die Zahl der ARD-Radioprogramme von 61 auf 45 verringern. Damit würde das Angebot auf den Stand von 1991 gestutzt. Doch dagegen wehrt sich nicht nur die ARD, auch einige Ministerpräsidenten sind nicht bereit, derart radikale Einschnitte mitzutragen.

Eine andere Forderung spaltet das Lager der Privaten. Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) will ARD und ZDF seit Jahren jegliche Werbung verbieten lassen. Viele Privatradio-Chefs unterstützen die Forderung nicht und verweisen auf die Wünsche von Werbekunden und Agenturen. Sie begrüßen die Werbeangebote der ARD-Radios, weil sie nur mit ihnen ausreichend Werbedruck in den Regionen aufbauen können. Bei einem Verbot würden Werbegelder fürs Radio versiegen, prophezeit David Linn, Geschäftsführer der Wiesbadener Agentur Aegis Media. Gäbe es nämlich nur noch Werbung im Privatradio, würde das Medium insgesamt in den meisten Bundesländern nicht mehr genügend Menschen erreichen.
 
Dank enem Bericht der heutigen Welt wissen wir jetzt, warum die Gebühren erhöht werden müssen: Damit Radio Bremen überleben kann.

Wenn das kein Argument ist...
 
Jetzt wird aber sowas von gespart bei der ARD (aus der heutigen "Welt"):
Die ARD und das Sparen: Strategiegruppe soll Vorschläge machen

Der Druck, den die Sparvorschläge der drei Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen auf die öffentlich-rechtlichen Sender ausgeübt haben, zeigt eine erste Wirkung. Auf ihrer Intendantensitzung in Stuttgart haben gestern die Chefs der neun ARD-Anstalten eine "Strategiegruppe" ins Leben gerufen, die eigene Sparvorschläge entwickeln soll, damit die Rundfunkgebühren nicht weiter steigen. Besetzt ist sie mit der größtmöglichen Kompetenz: Die ARD-Intendanten selbst sollen strategisch ans Werk gehen - unter Vorsitz ihres Vorsitzenden Jobst Plog vom NDR.


Was wie eine Offensive aussieht, ist allerdings in Wahrheit durch erheblichen Druck auch hinter den Kulissen zu Stande gekommen. Bei ihrem letzten Treffen in München waren die Ministerpräsidenten übereingekommen, dass bis zum 25. März nächsten Jahres von ihrer Rundfunkkommission ein Sparpaket für ARD und ZDF zu schnüren sei. Wie schön wäre es da, signalisierte man den Sendern, wenn die Vorschläge nicht von den Länderchefs verordnet werden müssten, sondern aus den Anstalten selber kämen. So machen sich nun die Intendanten auf die Suche nach einer "struturellen Reform". Man sei entschlossen, die Autonomie des freiheitlichen Rundfunks zu verteidigen, sagt Jobst Plog vollmundig. Die Rundfunkverfassung sei immerhin "geschriebenes Richterrecht".


Tatsächlich ist es verfassungsrechtlich nicht unproblematisch, die Diskussion über Sendeauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit der Debatte über Gebührenerhöhungen zu verknüpfen. So warten die Rundfunkreferenten der Länder nun auf Vorschläge vor ARD, ZDF und Deutschlandradio, um sie zusammen mit Berechnungen der Gebührenkommission KEF den Länderchefs im Frühjahr zu präsentieren.


Nicht alle freilich sind glücklich mit der Eile des Verfahrens. So will Thüringen dem Vernehmen nach heute einen anderen Vorschlag in die Diskussion bringen. Wie geplant soll danach die Gebühr von derzeit 16,15 Euro am 1. Januar 2005 um 1,09 Euro steigen, allerdings nicht für vier, sondern nur für zwei Jahren. Über eine Strukturreform könne man dann ganz in Ruhe diskutieren. Thüringen bangt wohl um seinen Erfurter Kinderkanal, der beim ZDF in Mainz billiger zu produzieren wäre. chs
 
Hallo!

Ich bin der Meinung, dass die öffentlich-rechtlichen Sender dazu gezwungen werden sollten, keine Werbung mehr auszustrahlen. Der Grund: Eines geht nur. Werbung oder Gebühren? Die richten auch zunehmend ihre Programme nach den Interessen der Werbewirtschaft, kassieren aber zu über 90 Prozent Rundfunkgebühren. Wo ist denn das noch gerecht? Die Leute sollen zahlen und bekommen nichts geboten. Das ist ja der Betrug. Stichwort: Absetzung der ZDF-Hitparade!!!
 
Ausgerechnet die abgesetzte ZDF-Hitparade als Argument gegen Werbung bei der ARD (und dem ZDF) herhalten zu lassen, finde ich ziemlich abstrus.
 
Vielleicht sehe ich es mal aus einem anderen Blickwinkel :
Angenommen, NDR2, WDR2, HR3, JUMP und so weiter würden werbefrei. Was würde passieren, wenn man sich vor Augen hält, dass viele Hörer die Werbung als Ärgernis empfinden, ja sogar als Abschaltfaktor ? Richtig - sie wandern vom Privatfunk rüber zu den öffentlich-rechtlichen, die ja jetzt schon sehr privat klingen. Damit verschieben sich die Quoten für die MA, die Werbepreise der Privatsender müssen gesenkt werden - die Programme werden weiter ausgedünnt, weniger Einnahmen. Und so weiter.
Vielleicht sehe ich es richtig, wenn ich behaupte, dass die Einführung von werbefreien öffentlich-rechtlichen Popmusiksendern zum Tode des Privatfunks führen könnte.
 
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