Werbung für Arbeitslose

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94,3 r.s2 der Supermix sendet eine empfehlenswerte Aktion.


Job-Spots auf 94'3 r.s.2
Fast 600.000 Menschen sind in Berlin-Brandenburg zur Zeit ohne Arbeit. Auch wenn man nicht selbst betroffen ist – fast jeder kennt jemanden, der auf Jobsuche ist. Wir als Radiosender können keine Wunder vollbringen, wir können und wollen aber eines tun: Ihnen unsere Sendezeit schenken.

Registrieren Sie sich unter "Jobgesuch abgeben", wir produzieren dann Ihren persönlichen "Job-Spot", der mehrmals täglich zu hören ist.

Weitere Informationen sind hier zu finden.
http://www.rs2.de/cgi-bin/WebObjects/rs2.woa/wa/Frameset/1000057

Was ist eure Meinung dazu und wie findet ihr diese Idee?
 
AW: Werbung für Arbeitslose

Die Idee ehrt die Macher des Senders, und ich unterstelle ihnen nur die besten Motive.

Aber könnte beim Hörer nicht der Eindruck entstehen, daß dieser Sender vorzugsweise von Arbeitslosen gehört wird? Und wie werden die Werbekunden darauf reagieren?

Abgesehen davon: Wieso sollte jemand Leute aufgrund eines Radiowerbespots einstellen? Wenn Jobs frei werden, gibt es genug sinnvolle Möglichkeiten, Arbeitskräfte zu bekommen. Wenn keine Jobs frei sind hilft auch eine Werbespot nichts.
 
AW: Werbung für Arbeitslose

Hallo?

1.) Die besten Motive des Senders sind:
a) Kuschel, kuschel – wir tun etwas für Euch
b) New Business Kontakte

2.) Den Werbekunden ist es wurscht, sie hören das Programm (bzw den Aktions Slot) eh nicht

3.) Unternehmer/Innen schätzen Leute mit Eigeninitiative – im übrigen ist es für den/die Jobsucher/In (nicht Arbeitslose per se) kostenlos. Ne Annonce kostet Geld.

Und - finally - ist dies eine voll ätzende Aktion. R.s.2 macht ne kostenneutrale Promo „auf Kosten“ seiner Hörer/Innen, füllt seine website mit Content, schafft Traffic und die Veröffentlichung der „Gewinner/In“ mit Vornamen, Namen, Photo und Geburtsdatum verstösst gegen das Datenschutzgesetz. Stalkers und MLP Fritzen are welcome...

Nett gedacht aber zu kurz gesprungen, Herrschaften!
 
Arbeitslose

@BlueScorpio:
Ich finde, du hast recht. ein Radiospot ist wegen seiner Breitenwirkung für den einzelnen Bewerber wenig ideal.
@unter3
Damit schlägt der Sender aus der Krise der Menschen Profit- ich findes das nicht unbedingt verwerflich. Schließlich heißt es nicht erst seit Tsunami und Arbeitslosigkeit:
Only bad news are good news.


Ich habe bisher noch nicht in das Programm hineingehört. Vielleicht nutzt der Sender die Möglichkeit, parallel zu den Spots über das Leben in Arbeitslosigkeit zu berichten. Hier gibt viele neugierig machende Themen.

Beispiel
ALG-II Kinder erhalten zum Beispiel kein Extra-Geld für Schulbücher. Die soziale Selektionfunktion der deutschen Schule, die in den PISA-Studien schon vor Hartz IV festgestellt wurde, wurde so zum Beispiel in Niedersachsen durch die Abschaffung der Lehrmittelfreiheit weiter verstärkt.
Hierbei sollte man bedenken, dass ein zwölfjähriges ALG-II Kind im Westen genau 53 € Regelleistung erhält.
(Dieser Betrag kommt zustande, weil für das Kind die Regelleistung (207€) mit der Einnahme Kindergeld (154 €) verrechnet wird. Ab dem vierten Kind gibt es wegen des höheren Kindergeldes für ALG-II-Kinder nur noch 28€ zusätzlich.)*

Mit besten Grüßen
Padina


*Lit.: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, "Hartz IV - Menschen in Arbeit bringen", Stand Dez. 2004 - Art.Nr. 0304 -
Siehe Beispielrechnung auf Seite 158.
 
AW: Werbung für Arbeitslose

Only bad news are good news!?!

Claro, steigert Akzeptanz, Auflagen, Reichweiten...

Aber Padina, meinst Du nicht, dass viele Medien auf diese „good news“ bei der Tsunami Katastrophe verzichtet hätten? Dieses Beispiel finde ich ziemlich daneben.

Und das r.s.2 sich nun zum Anwalt der Hartz 4er aufschwingen wird, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Diess können Printmedien eh viel besser.

PS der Content unter dem link #1 wurde zischenzeitlich verändert.
 
AW: Werbung für Arbeitslose

unter3 schrieb:
Only bad news are good news!?!

Claro, steigert Akzeptanz, Auflagen, Reichweiten...

Aber Padina, meinst Du nicht, dass viele Medien auf diese „good news“ bei der Tsunami Katastrophe verzichtet hätten? Dieses Beispiel finde ich ziemlich daneben.
...

@Unter3:
Gerade das Beispiel Tsunami zeigt exemplarisch eine Grundkonflikt des Journalismusses.
=> Natürlich wünschte sich jeder Reporter in seinem Herzen, dass der Tsunami nie entstanden wäre. Gerade deshalb berichtet er über das Thema, weil er weiß, dass er mit seinem Tsunami-Bericht die Gefühle (Neugierde, Abscheu, Entsetzen, Moralische Aburteilung, Erotik, ...) von sehr vielen Hörern, Lesern oder Guckern erreicht. Dies ist seine Rolle.



unter3 schrieb:
Und das r.s.2 sich nun zum Anwalt der Hartz 4er aufschwingen wird, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Diess können Printmedien eh viel besser.

Ich stimme dir zu. Nicht weil die Printmedien es besser könnten, sondern weil ein Sender als Hartz-IV-Anwalt mit dem Gefühl Angst spielen würde.
Im Moment hat doch jeder Angst, selbst unverschuldet zum ALG-II-Empfänger und damit zum Ausschuss der Gesellschaft zu werden. Ein Bericht über das fast-"normale" Leben eines Hartz IV-Empfängers würde viele Menschen an diese ihre Angst erinnern. da der Hörer nicht gern Angst hat, wird er umschalten (oder umblättern.)
Diesen Mechanismus kennt man. Deshalb stimme ich deiner Einschätzung zu.

Mit besten Grüßen
Padina


P.S.
Die erwähnte Anrechnung des Kindergeldes als Einkommens hat auch eine interessante Implikationen. Dadurch verstösst der Gesetzgeber bewusst gegen den Gleichheitsgrundsatz und gegen den besonderen Schutz der Familie. Wahrscheinlich wird es bald zu einem Gerichtsverfahren kommen, dass zügig bis zum Bundesverfassungsgericht durchgefochten wird. Dieses wird wahrscheinlich im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes entscheiden, wonach der Staat zum Beispiel ALLEN oder KEINEM das Kindergeld zugestehen muss. Damit initiiert das Bundesverfassungsgericht die nächste politische Diskussion, in der die etablierten Parteien zur Sanierung des verfassungswidrigen Staatshaushaltes die Streichung des Kindergeldes beschlossen wird.
Interessant ist heute nur die Frage, wer aus den Parteien und Ministerien diese Strategie auf den Weg gebracht hat.
 
AW: Werbung für Arbeitslose

Wir sind also mehr oder weniger einer Meinung - Klasse!

P.S. Natürlich abgesehen davon, dass Dein P.S. nicht mehr ganz 100%ig zum Thema passt.

Was haben Parteien, die Ministerien und die nachgeordneten Behörden zur Zeit mit Visionen und Strategien zu tun? Warum gab die Arbeitsagentur/Bundesagentur für Arbeit (formerly known as Bundesanstalt für Arbeit, formerly known as Arbeitsamt) mehr als 100 Mio für einen virtuellen Arbeitsmarkt aus? Warum werden gerade 100.000 € für ein neues Logo investiert?...

Lass die Antwort stecken. Denk Dir Deinen Teil, mach Dir einen schönen Feiertag. Dies alles gehört in ein anderes Forum.

R.s.2 hat mit dem thread die gewünschte Gratis PR gehabt, die Aktion finde ich in dieser Form (5.5., 18:47) immer noch datenschutzrechtlich gesetzeswidrig und voll ätzend und basta.
 
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