Wie alles kam und wo es hingeht – Privatradio, Formate, Musik, Deutschanteil, Zielgruppen

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
@laser558: Kannst Du in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen, warum Deiner Meinung nach der Rundfunk in Deutschland, sieht man vom D-Radio und den Info-Wellen der ARD ab, in den vergangenen 20 Jahren massiv an Qualität verloren hat; in den Niederlanden, Italien oder Spanien dagegen weitaus geringfügiger?

Eine gezielte Auflistung der einzelnen Faktoren wäre durchaus sinnvoll, um zielgerichteter und weniger abschweifend diskutieren zu können.
 
Wenn man die grossen Häuser der Plattenfirmen kennt, die Anzahl der Mitarbeiter, die Kosten für Produktion, Studios, Künstler und deren Promotion: Dann ist es geradezu widersinnig, sich auf die magere Gewinnspanne beim CD-Verkauf weniger Songs zu beschränken, oder? Irgendwann würden die mit dieser Politik Konkurs gehen...
index.php

Ach was! Dann drehe man doch einfach den Spieß um! :cool: Das wäre dann schon ein von den Sendern ganz zufälliger und freilich nicht gewollter total "plöder" Nebeneffekt, oder?

Also bitte: Massen von Hörern (eigentlich schon fast jeder, wenn man danach gezielt fragt) sind geradezu angewidert, ständig und immerfortwährend das Gleiche an Musik hören zu müssen! Also entweder wird mit dieser Musikpolitik ein bestimmtes Ziel verfolgt, oder Sender, bzw. Berater sind "plöd"! Welcher Sender spielt denn nun wirklich heute noch Deine erwähnten wöchentlichen 50, bzw. 100 Neuerscheinungen und stellt sie dem Hörer vor? Ich kenne keinen einzigen, ausser vielleicht Radio Kleinwucherhundsheim, der im Grunde eh nur für seine eigenen Mitarbeiter sendet.
 
Also bitte: Massen von Hörern (eigentlich schon fast jeder, wenn man danach gezielt fragt) sind geradezu angewidert, ständig und immerfortwährend das Gleiche an Musik hören zu müssen!
Abgesehen von der Zielgruppe mit der verdammt starken Kaufkraft:
Kinder und Jugendliche

(Hervorhebungen von mir)
 
Abgesehen von der Zielgruppe mit der verdammt starken Kaufkraft:
Kinder und Jugendliche

Gerade die würde ich da ja noch eher ausschließen, weil denen ist es im Grunde "wurscht" was läuft. Ausserdem sind sie ja nix anderes gewohnt und hören eigentlich so gut wie kaum Radio, wenn man mal genau hinsieht. Da werden eher MP3's getauscht, so nach dem Motto: "Höre das mal, das ist echt geil ..." ---> Schon landet es von einem zum anderen Handy. So wird heute Musik "aufgenommen"! Kostenlos getauscht ohne Ende ...

Kinder mit einem durchschnittlichen Taschengeld von 17 EUR im Monat werden nicht groß "einkaufen", höchstens ihre Pausenmilch, äh' Pausenwodka ... ;) ---> Und schon mal gar nicht Musik!
 
Wie Du richtig bemerkt hast:
Da werden eher MP3's getauscht, so nach dem Motto: "Höre das mal, das ist echt geil ..." ---> Schon landet es von einem zum anderen Handy. So wird heute Musik "aufgenommen"! Kostenlos getauscht ohne Ende ...

Wie es mir auch mehreren Familien bekannt ist, läuft das folgendermaßen ab:
Kind/Jugendliche(r) A kauft sich eine CD. Umgewandelt in MP3, landet die Musik schnell auf dem Handy oder MP3-Stick und wird im Umfeld getauscht.
Da sich allerdings genau abgesprochen wird wer was wann einkauft, landen generell unterschiedliche CDs in der Schul-Tausch-Rotation.
Kind/Jugendliche(r) B kauft sich ebenfalls eine CD. In MP3 umgewandelt, ist schon die doppelte Anzahl Titel im Umfeld vorhanden.

Und so steigt die Radio-Schul-Hot-Tausch-Rotation fast täglich an und es ist noch genügend Geld für den Pausen- und Feierabendwodka im Beutel.
 
Kind/Jugendliche(r) A kauft sich eine CD. Umgewandelt in MP3, ...

Sorry, das ist nicht mehr aktuell! Sie laden die Musik gleich in MP3's aus dem Internet runter und zwar völlig kostenlos! Mein Neffe mit 11 kennt "alle" Quellen, möchte ich fast behaupten! Wir sind hier nicht mehr auf dem Laufenden ...

... landet die Musik schnell auf dem Handy oder MP3-Stick und wird im Umfeld getauscht.
Da sich allerdings genau abgesprochen wird wer was wann einkauft, landen generell unterschiedliche CDs in der Schul-Tausch-Rotation.
Kind/Jugendliche(r) B kauft sich ebenfalls eine CD. In MP3 umgewandelt, ist schon die doppelte Anzahl Titel im Umfeld vorhanden.
Und so steigt die Radio-Schul-Hot-Tausch-Rotation fast täglich an und es ist noch genügend Geld für den Pausen- und Feierabendwodka im Beutel.

Mit dem Rest hast Du aber Recht. So läuft das wirklich!
 
Dass die Musikverlage die Rotationen des Dudelfunks bestimmen...da hat laser recht, das ist schlichtweg Quatsch. Im Gegenteil, früher war das noch eher so, denn die Musikredakteure, die damals noch ihre zugeteilten Sendestrecken händisch bestückten, hatten schon mal einen guten Draht zu ihren Promo-Heinis und wurden da auch schon mal indoktriniert, dies und jenes zu pushen. Das ist in den "Beraterradios" mit research-basierten Playlists nicht mehr so ohne weiteres möglich.
Trotzdem klingen viele viele Programme in Deutschland austauschbar. Das liegt aber daran, dass sie fast alle dasselbe Format fahren (AC in allen Abwandlungen) und das noch nicht einmal richtig konsequent.

Das andere angeschnittene Thema ist die Wertschätzung der Musik bei der nachwachsenden Generation. Da sieht es tlw. wirklich übel aus. Klar, wir tauschten früher auch Musik aus. Wir schnitten kostenlos im Radio mit, Kassetten wurden gegenseitig überspielt. Aber all dies kostete Zeit und Mühe. Und so ein Schulhoftape oder ein Radiomitschnitt, der wurde liebevoll archiviert und gehört, bis das Band durchgenudelt war. Akribisch wurden manchmal noch die Titel auf Länge der Kassettenhälfte geschnitten, die Modbreaks aus dem Radio rausgekillt und dann noch ein Cover in bester Schönschrift gestaltet.

Heute geht das per USB ratzfatz...schnell mal ein paar GB Mucke rübergezogen. Ist sie outdated, dann kommt neue drauf. Da wird doch überhaupt kein Archiv mehr angelegt...ich habe dies selbst bei Radionachwuchs so erlebt...denen muss man den Archivierungsgedanken erst beibringen, nicht nur in Sachen Musik. In der Facebook-Generation ist morgen schon kalter Kaffee, worüber heute die halbe Social-Network-Welt lacht.
 
Sorry, das ist nicht mehr aktuell! Sie laden die Musik gleich in MP3's aus dem Internet runter und zwar völlig kostenlos!
Ohh, na wenn Du meinst.
Brief und Siegel, dass Du Dich täuscht. Denn bei Youtube runter zu laden ist inzwischen (zumindest anscheinend in manchen Schulen) nicht mehr "stylish" genug.
Schließlich haben "der-" und "die Olle" auch noch oftmals die Hand auf allem möglichem, das es ermöglichen würde runter zu laden und manche sind sogar so vorsichtig geworden, dass sie entsprechende Sperren "einbauen" (lassen).
Ey f*ck Disch, Alta!
Weißt schon. ;)
 
Ich bemerke wiederholt, dass Radiosender gute MA-Zahlen anstreben und bei dem Bemühen darum null Rücksicht auf die Hoffnungen und Erwartungen der Plattenfirmen legen.

Diese wiederum versuchen, Radiosender zur Plattform ihrer Neuerscheinungen zu nutzen, jedenfalls in der Hoffnung, die Sender würden Hörer zu Konsumenten machen, den jeweiligen Titel aber nicht "totdudeln", was dem Verkaufsstreben gegenläufig wäre.

Nachtrag: Ist der Titel an Platz Eins der Verkaufscharts, ist den Plattenfirmen die Anzahl der Plays pro Woche relativ latte.
 
Ohh, na wenn Du meinst.
Brief und Siegel, dass Du Dich täuscht. Denn bei Youtube runter zu laden ist inzwischen (zumindest anscheinend in manchen Schulen) nicht mehr "stylish" genug.
Schließlich haben "der-" und "die Olle" auch noch oftmals die Hand auf allem möglichem, das es ermöglichen würde runter zu laden und manche sind sogar so vorsichtig geworden, dass sie entsprechende Sperren "einbauen" (lassen).

Ich denke nicht, dass ich mich da täusche. Habe es ja mit eigenen Augen gesehen, wie das heute geht. YouTube als Downloadplattform ist da auch gar nicht wirklich dabei! Mein Neffe ist da mit 11 Jahren voll im Bilde und ein Computerspezialist sondersgleichen und nicht nur der. Da gibt es Plattformen, da kriegst Du alles in bester 320er Qualität. Und wenn eine Quelle auch wieder "zugemacht" wird, ist die nächste schon wieder in den Startlöchern. Mit den entsprechenden Programmen sind auch alle "Sperren" ruckzuck ausgehebelt und wirkungslos, falls bei diesen Raubkopien überhaupt noch welche vorhanden sind. Glaub mir, das geht heute einfacher als Du denkst. Du musst nur wissen, wo! Natürlich gibt es auch noch so "brave" Leutchen wie mich, die eifrig bei Musicload kaufen, weil die paar Euro für meine "3" Lieblingshits, kann ich mir dann schon noch leisten.


Das hätte mir mal mein Junior ins Gesicht sagen sollen! Oh, oh ...
Den hätte ich (in der heutigen Zeit) mit meiner Dominiermethode selbst ..., sprich, solange hergekizelt, bis er sich selbst ein paar Spritzer in die Hose pinkelt. Dann ein nettes hochauflösendes Erinnerungsfoto geschossen und damit gedroht es bei Facebook reinzustellen. Dann wäre nämlich er die Lachnummer schlechthin! Was glaubst Du, wie der plötzlich "brav" wäre! So "erzieht" man modern! *lach* ---> Hochladen würde ich das Bild aber nicht. Die Drohung reicht ja auch aus, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Ach, ich wüsste mir da schon zu helfen, so ist das nicht.
 
Na hier sind aber ein paar Drehbuchschreiber von RTL am Werk. Das Hartz IV Programm am Nachmittag lässt grüßen. Ich warte noch auf den Dialog, dass die talentfreie Mutter gerne als Schlagersängerin Karriere machen würde. Vorzugsweise noch eine übergewichtige Dame aus den neuen Bundesländern und die Klischees wären perfekt.
Nichts für ungut, aber es liest sich so. :D
.
 
Da wird doch überhaupt kein Archiv mehr angelegt...ich habe dies selbst bei Radionachwuchs so erlebt...
Wozu auch?

Bei der heutigen Chart-Mucke lohnt sich das doch gar nicht: Alle Titel haben mehr oder weniger den gleichen langweiligen Rhythmus.

Welches von den heutigen Kiddies würde in 10 oder 20 Jahren noch eine "Bravo-Hits" oder "The Dome" aus dem Jahre 2012 hören wollen?
Was da drauf ist, ist doch zu 90% austauschbarer kommerzieller Schrott.
 
Welches von den heutigen Kiddies würde in 10 oder 20 Jahren noch eine "Bravo-Hits" oder "The Dome" aus dem Jahre 2012 hören wollen?

Viel, viel, viel zu hoch gegriffen, die Halbwertzeit ist wesentlich geringer. Schau mal bei Amazon: Bravo CD 60 (von 2010) wird bereits ab 0,01 Euro angeboten und nähert sich somit ihrem wahren Wert. :)
Gute aktuelle Musik kann man aber auch heute hören. Man muss nur Bravo-CDs, Dudelfunk und die längst überholten Media Control-Charts meiden.
 
Meine Güte, ihr redet schon wie meine WDR4-hörenden Eltern vor 30 Jahren ("Du immer mit deiner Hämmermusik"). Ab ca. 25 fängt man an, musikalisch zu altern und nur noch Sachen aus seiner Jugend gut zu finden bzw. nur Neuerscheinungen, die eben genauso klingen.

Wann lernt ihr es endlich: Aktuelle Charts-Musik ist nicht für euch alte Säcke > 30 gedacht. Diese Musik ist auch nicht besser oder schlechter als die vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren. Und genau wie vor 10, 20, 30, 40 oder auch 50 Jahren haben sich die "Alten" über die schreckliche Charts-Musik aufgeregt. Ich erinnere daran, dass auch die Beatles für Leute in eurem Alter nichts anderes als "Hottentotten-" oder "Negermusik" waren.
 
Was ich mich frage: Wie wurden früher eigentlich Stars gemacht, als es noch keine Casting-Shows à la DSDS gab? :confused:

Auf diese Frage warte ich ja schon lange. Es scheint heute irgendwie undenkbar, dass seinerzeit Künstler ohne Castingshows hervorgebracht werden konnten. Im Gegensatz zu den Castingsshows, die paradoxerweise eben keine "Stars" kreieren, haben sich früher Produzenten, Komponisten, Plattenfirmenmitarbeiter und deren Umfeld in Tanzclubs, Musikkneipen, Veranstaltungen und bei "Talentwettbewerben" umgeschaut. Es folgten Probeaufnahmen und am Ende der erhoffte Künstlervertrag, Im Prinzip also auch ein "Casting", allerdings so gut wie unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Schlagerstars wie Roland Kaiser, Marianne Rosenberg, Chris Roberts, Jürgen Marcus, Bernd Clüver, Manuela oder Peter Maffay wurden so entdeckt und "gemacht".
 
Plattenschrank schrieb:
Diese Musik ist auch nicht besser oder schlechter als die vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren.
Wenn man den Rhythmus vergleicht, lassen sich tendentiell sehr wohl Unterschiede feststellen: Es gibt heute viel weniger Variationen!
Das ist der Grund, warum das Gros der Titel inzwischen mehr oder weniger gleich klingt.

Plattenschrank schrieb:
Aktuelle Charts-Musik ist nicht für euch alte Säcke > 30 gedacht.
Da hast Du recht: Die Generation 30plus, die noch wirklich interessante und abwechslungsreiche Popmusik kennengelernt hat, kann man nicht mehr einfach mit irgendwelchen Billigproduktionen abspeisen. Die möchte Qualität, für die sie sogar bereit ist, Geld auszugeben.

Die Jugend dagegen, der man seit den neunziger Jahren nichts Anspruchsvolles mehr präsentiert hat, der kann man in Sachen Musik jeden Mist andrehen.

Plattenschrank schrieb:
bzw. nur Neuerscheinungen, die eben genauso klingen.
Selbst das würde ich nicht unterschreiben. Vergleich' mal eine Martha Reeves & The Vandellas mit einer Sharon Jones & The Dap-Kings oder eine Band wie die Commodores oder die Ohio Players mit den Haggis Horns oder dem Quantic Soul Orchestra!

Die ganzen modernen Bands, die versuchen, Funk & Soulmusik aus den späten Sechzigern bis Mitte der achtziger Jahre heute zu produzieren, schaffen es nicht mehr, das gleiche Feeling zu vermitteln, wie Stücke jener Gruppen, die damals populär waren.
Genau darum geht es doch aber bei der Musik: Gefühle zu erzeugen.
Ich bin bspw. kein Motown-Fan, aber wenn ich entsprechende Stücke höre, fühle ich mich stets genötigt, die Lautstärke zu erhöhen. Weshalb? - Weil diese Titel, die lange vor meiner Zeit herausgebracht wurden, einfach nur geil klingen! Sie schaffen es, positive Emotionen auszulösen, wozu sich die heutige Musik aufgrund ihrer Uniformität im Rhythmus schlichtweg nicht oder kaum mehr eignet.

Ich weiß, dass ich mich damit wiederhole, aber wir machen es uns m.E. zu einfach, wenn wir behaupten, die populäre Musik der vergangenen 20 Jahre besäße das gleiche qualitative Niveau wie jene Musik aus den sechziger bis achtziger Jahren und alles sei letztlich nur eine Frage des Alters.
Meiner Meinung nach ist diese Aussage unzutreffend. Es hat einen qualitativen Einbruch gegeben und der lässt sich sogar ziemlich genau zeitlich verorten: In den frühen neunziger Jahren mit dem Aufkommen der ersten kommerziellen Trashbands. Bis heute hat sich die Musik davon nicht erholt.
Genau in dieser Zeit ging es auch mit den ganzen Popwellen wie SR1, SWF3, hr3, NDR2 usw. bergab.
Es wundert vor diesem Hintergrund auch nicht, dass Radio Luxembourg - the Great 208, ausgerechnet 1992 off air gegangen ist.

count down schrieb:
Auf diese Frage warte ich ja schon lange.
Schon wieder hat jemand eine rhetorische Frage von mir beantwortet! :D
 
internetradiofan schrieb:
Kannst Du in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen, warum Deiner Meinung nach der Rundfunk in Deutschland, sieht man vom D-Radio und den Info-Wellen der ARD ab, in den vergangenen 20 Jahren massiv an Qualität verloren hat;
Nein.
:D
 
Wann lernt ihr es endlich: Aktuelle Charts-Musik ist nicht für euch alte Säcke > 30 gedacht. Diese Musik ist auch nicht besser oder schlechter als die vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren. Und genau wie vor 10, 20, 30, 40 oder auch 50 Jahren haben sich die "Alten" über die schreckliche Charts-Musik aufgeregt.

Einspruch! Die Musik vergangener Jahrzehnte war zumindest mit Blick auf deutsche Verhältnisse generationsübergreifend beliebt, überdies gab es zumindest einen Gegenpol mit völlig andersartiger musikalischer Ausrichtung (damals gab es, dem Radio sei's gedankt, sogar noch einen funktionierenden deutschsprachigen Musikmarkt). Mit Top-40-Musik erreicht man kaum noch Leute über 30, das ist ein Faktum. Deutschland hat das Problem bis auf ein paar "Chartverwerter" (es gibt ja noch nicht mal Bereichscharts für verschiedene Musikgattungen geschweige denn spezifische Verwertungsschienen im Radio) keine Alternativen mehr anzubieten, die Menschen im wichtigen Altersspektrum 25-60 anspricht, ihnen zumindest eine elementare Mindestauswahl offeriert, während die heißbegehrten Jungspünde (Anzeigenkompensation im Verlagsgeschäft) zunehmend zu anderen Medien abwandern und dem Radio ade sagen.

Von anderen Ländern könnten wir lernen, wie wir durch eine vielfältige Radiolandschaft mit unterschiedlichen Musiksschienen oder zumindest deutlich unterscheidbaren Schwerpunktprogrammen dem Musikradio wieder so etwas Ähnliches wie "Relevanz" verleihen und zugleich das Musikgeschäft beleben könnten. Aber die Wünsche der Hörer müssen sich, wie wir wissen, nicht zwangsläufig mit denen der Macher decken.

Also ein geheimes Abkommen, zwischen allen Sendern der Marke hr3/youfm und ffh/planet radio...:

Niemand hat behauptet, dass öffentlich-rechtliche Sender mit der Musikindustrie windige Geschäfte machen. Aber es ist bekannt, dass sich werbefinanzierte öffentlich-rechtliche "Hitwellen" gern von den Privatradios "inspirieren" lassen, zumal die am engsten rotierenden Sender logischerweise die Airplay-Charts dominieren. Was sich am schnellsten dreht, steht in der Airplay-Chart ganz oben, genießt die größte Aufmerksamkeit und erzielt in der Regel formidable Verkaufseffekte. Vorsicht: Von Absprachen war nicht die Rede!

Und warum werden im deutschen Radio überwiegend die Singles in engster Rotation gefahren, die im US-amerikansichen Hot-AC-Radio zu Tode promotet werden? Ich habe das einschlägige Promo-Paket sogar mit den D-Charts abgeglichen!

Wenn man die grossen Häuser der Plattenfirmen kennt, die Anzahl der Mitarbeiter, die Kosten für Produktion, Studios, Künstler und deren Promotion: Dann ist es geradezu widersinnig, sich auf die magere Gewinnspanne beim CD-Verkauf weniger Songs zu beschränken, oder? Irgendwann würden die mit dieser Politik Konkurs gehen...

Schon mal was von Querfinanzierung gehört? Die Plattendfirmen müssen Zugpferde aufbauen, um ihr üppiges Gesamtangebot aufrechtzuerhalten, und das kann sich noch immer sehen lassen (wenn der deutsche Radiohörer von dieser Vielfalt auch wenig mitbekommt).
 
Und schon wieder hat er sich eingemischt...

Mit Top-40-Musik erreicht man kaum noch Leute über 30, das ist ein Faktum.
Plattenschrank hat nichts anderes gesagt, daher ist der Einspruch Quark.
Und warum werden im deutschen Radio überwiegend die Singles in engster Rotation gefahren, die im US-amerikansichen Hot-AC-Radio zu Tode promotet werden? Ich habe das einschlägige Promo-Paket sogar mit den D-Charts abgeglichen!
Na und. Es ändert nichts an meiner Aussage. Es wird aber auch der europäische Markt abgebildet- das was in UK, Skanindavien und Benelux vertreten ist.
Ich möchte nichts mehr von dieser blödsinnigen Diskussion hören, ich habe es einfach satt!
Die deutschen Plattenfirmen und Musikverlage können durch diesen angeblich gewollten Minimaleinsatz nicht ihre Kosten decken. Und wenn sie irgendwo Einfluss hätten, würden sie wohl alles promoten, was nur geht. Punkt. Ende der Diskussion.




Anfang von part -9-: Music researches, Musikredakteure und wie alles kam...

Dass die neu gestarteten Privatsender keine Musik hatten und auf die wenigen, freien Spezialisten angewiesen waren, hatte ich bereits ausgeführt. Das war 1985-1990 der Fall.
Und dann hatte man sich mühsam ein Archiv zusammengekauft und erfasst, dann kam die CD. Zwar mit „Visitors“ 1982 gestartet, aber nicht so recht und bewusst wahrgenommen.

Jetzt also nochmal alles von vorne... und am besten gleich in den Computer eingeben. Da gab es die ersten, klapprigen Exemplare, speziell für die Musikplanung. Abschreckende Beispiele wälzten gerade mal den Plattenbestand um...
Intelligentere konnten Stundensperren, Stimmungsfilter, Tempi und Rotations-geschwindigkeiten berücksichtigen.

Der damals hochentwickelte BSS-Computer fand bei WDR und Klassik Radio Einsatz. Beim WDR aber nur deshalb, weil es den marktbeherrschenden Selektor nur gegen monatliche Leasing-Gebühr gab.

Die Zeiten, zu denen die Sender hilflos dem persönlichen Geschmack eines Musikredakteurs/-Chefs ausgeliefert waren, gingen langsam zu Ende. Es gab sie immer noch, die Herren, die mit sperrigen Bläser- und Trompetersätzen die Morningshow versüssten, nach einem schnellen uptempo-Stück ungerührt mit 6 Minuten von „I'm not in love/10cc“ den morgendlichen Verkehr zum Erlahmen brachten. Und prinzipiell alles von Gitarre Gespielte dem Syntheziser bevorzugten.
Damit ein Format zu definieren oder gar einzuhalten, war ziemlich unmöglich.

Kollegen versuchten es in Einzelgesprächen... „Hörst Du nichts...!? Mache die Augen zu, hör hin...!!“

Einen Titel mal vor seinem geistigen Auge ablaufen lassen: Würdest Du das Deiner Mutter, Deiner Oma vorspielen. Und wenn ja, zu welcher Tageszeit? Welche Aussage hat der Titel, ist er mehr melodisch oder mehr rhythmisch? Welche Emotionen erzeugt er? Und und und.
Es war nicht immer einfach.
Und führte unweigerlich zu den researches....

Verbunden mit der Frage nach dem Alter, ggf. auch Hobbies, Beruf, Bildung und Einkommen konnte man so für jedes Musikstück die bestmögliche Einsetzbarkeit herausfinden.
Im Idealfall bedeutet dies, dass das Musikformat zwar die klare Richtung vorgibt, aber welche Musik-STILE in welchem Verhältnis zueinander gemischt werden, dazu ist es eines weiteren spezielleren researches notwendig. Immer wichtig: Entscheidend ist dabei, wie es der HÖRER empfindet.
Also: Was für IHN country, was für ihn softrock, was für ihn deutscher Schlager usw. ist. Dies gilt es herauszufinden.




Dass Musikredakteure, wenn ihnen freie Hand gelassen, heute noch versagen, zeigt die Programmierung 6-7 Uhr vom gestrigen Sonntagmorgen. HR1, der Sonntagmorgenstart.
Thema: Zurücklehnen, durchatmen, angereichert mit Zitaten aus Gedichten, nachdenklich, besinnlich...relaxend. Die arme Petra Diebold...:

Denn dazu hämmerte dann Foreigner/Cold as Ice, feierten wir mit Kool&The gang/Ladies Night und Three Dog Night/Mama told me not come eine verlängerte Partynacht und mit Gotye in den morgendlichen Charthimmel...
19.08.2012 06:57 Three Dog Night Mama told me not to come 19.08.2012 06:50 Caro Emerald A night like this 19.08.2012 06:45 Eddy Grant I don't wanna dance 19.08.2012 06:42 Gerry Rafferty Don't give up on me 19.08.2012 06:36 Level 42 Lessons in love 19.08.2012 06:32 Abba Super trouper 19.08.2012 06:27 Mika Relax, take it easy 19.08.2012 06:25 Kool and the Gang Ladies night 19.08.2012 06:22 Simon and Garfunkel Cecilia 19.08.2012 06:17 Madonna Cherish 19.08.2012 06:13 Gotye feat. Kimbra Somebody that I used to know 19.08.2012 06:08 Foreigner Cold as ice 19.08.2012 06:04 Bangles If she knew what she wants



Als „basics“ schicke ich mal diese Informationen voraus:

Die Bewertungs- und Erfassungsmethoden sind vielfältig- call-outs, Musiktests wie AMT und EMT. AMT, Auditorium Music Test ist das meines Erachtens präziseste Werkzeug, call-outs dienen in der Regel nur der Nachfrage/Rückversicherung bereits getesteter Titel: Nochmal reinnehmen, nach welcher zeitlichen Pause reaktivieren, häufiger oder weniger einsetzen?

Wie die Sender an diese Musik kommen, ist auch unterschiedlich. Die Zeiten mit dem Plattenköfferchen, der externen Festplatte und dergleichen sind aber vorbei.
Manchmal brachte die Musik der Berater tatsächlich „mit“... Peter Bartsch überspielte nachts per Modem die auszutauschenden Titel direkt auf den Musikcomputer des Senders.
Und die BCI bietet mit MusicMind einen sehr umfangreichen Back-Katalog alter und neuer getesteter Titel samt deren Historie an. Zugriff mit Passwort per Internet.

Die researches führten unweigerlich auch zum sound-design. Denn Musik bewegt, erreicht die Hörer, emotionalisiert: Also Jingles, trailers.... und da gibt es inzwischen eine Menge von Spezialfirmen. Von Altanbietern wie PAMs, Top Formaat bis JamX, GrooveWorkxx, Foster Kent...
 

Anhänge

  • research test flow.avi
    947,5 KB · Aufrufe: 15
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben