AW: Wie viel Potential hat das DABplus-Bouquet?
Hier kurz die Vorstellung der DAB+ Sender
Solange es Programmveranstalter und Werber es nicht schaffen, eine breitere musikalische Vielfalt auf die Beine zu stellen, Stil- und Geschmacksrichtungen besser voneinander abzugrenzen und sich von der jeder Vernunft trotzenden Jugendfixiertheit zu verabschieden, werden sie nur wenige für DAB begeistern; bei den 25-65-Jährigen sitzt die dicke Knete, die Teenies sind als Zielgruppe nur innerhalb bestimmter Spartenangebote lukrativ.
Schwer verdauliche Hörbücher, masseninkompatible Indie-Musik und New-Age-Jazz werden kaum jemanden zur Umrüstung veranlassen. Journalistische Formate mit hohem Wortanteil sind bestimmt gut verkäuflich, kosten aber Geld, langatmige Literaturlesungen sind für den Nebenbeihörer aber völlig uninteressant, das werden die Betreiber schon noch früh genug merken. Es wird noch eine Menge passieren müssen, ehe bei den Media-Agenturen endlich der Groschen fällt. Aber scheinbar läuft DAB vorläufig nur zu Evaluierungszwecken ohne große Profiterwartungen, so gesehen...
Würde man mir sagen, dass im Rhein-Main-Gebiet künftig 20 Genre-Radios terrestrisch verfügbar sind, würde ich mir so ein Ding zulegen. Ansonsten belasse ich es beim Internet.
Es gibt ohnehin nur zwei kombinierbare Varianten, um künftig mit Radio Geld verdienen zu können - einerseits, indem man
fest umrissene musikalische Zielgruppen bedient (Lady Gaga, Bon Jovi und Phil Collins in einem Programm empfinden über 90% der Hörer als mentale Folter) und andererseits,
indem man dem Informationsmonopol der ARD mit qualitativ hochwertigen Angeboten begegnet. Dazu ist es unumgänglich, dass sich die eigenbrötlerischen, sinnlos rivalisierenden Privatsender zu einem mehrstufigen (externen) Syndikat zusammenschließen und ganztägig werthaltige Beiträge (unter anderem mit starker regionaler Schlagseite) gemeinsam herstellen und verwerten. Das hieße, die ARD mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Billigfunk mit Einheitspop quer durch alle Wellen wird in Zukunft nicht mehr gefragt sein. In diesem Zusammenhang wird man auch über Anbietergemeinschaften und Fusionen reden müssen.