Wie war die Filstalwelle?

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Hier geht's um einen privaten Regionalsender aus Göppingen, der seit 1988 über zwei UKW-Frequenzen auf Sendung war.​
Die Filstalwelle – anfangs nannte man sich auch noch Radio FW 1 – zeichnete sich meiner Meinung nach auch damals schon durch ein sehr breitgefächertes und vielfältiges Musikprogramm aus, das durch eine ebenso umfangreiche Regionalberichterstattung ergänzt wurde. 1994 wurde die Sendeleistung nochmals erhöht und das Programm auch weit über den Landkreis hinaus empfangbar.​
1997 dann begann leider der Abwärtstrend der Filstalwelle: Der Sender benannte sich in Antenne Filstal um, was eine Kooperation mit Antenne 1 erfordert hatte. Von da an wurde die Zahl aus Göppingen gesendeter Stunden immer weiter zurückgefahren, schließlich der Betrieb eines eigenständigen Fensters 2003 komplett eingestellt.​
Welche Erinnerungen habt Ihr an die Filstalwelle?​
 
Immer wieder schafft es hier einer, mich in Erinnerungen schwelgen zu lassen.
Die Filstalwelle konnte ich aufgrund der Topographie auch ausserhalb ihres eigentlichen Sendegebiets immer in sehr guter Qualität empfangen. Zuerst nur zeitpartagiert mit dem Bürgerradio Göppingen auf 103.0MHz, später dann auf der weitreichenden Frequenz 105.4MHz.
In Sachen Lokaljournalismus war die Filstalwelle wohl nicht führend, das bestätigte auch eine Studie zur "Programmstruktur und Informationsangebote privater Hörfunksender in Baden-Württemberg" aus dem Jahre 1990, die mir hier vorliegt. Bestechend war aber die Hörernähe, welche die Defizite im Informationsbereich wieder wettmachte. Es gab täglich eine zweistündige Flohmarktsendung (im Dialekt moderiert) und vor allem abends/nachts wunderbares Partyradio, mit Hörerspielen, bei denen nicht der Gewinn im Mittelpunkt stand und mit einer handverlesenenen Musikmischung mit viel Maxiversionen, LP-Titeln, Remixen etc.
Die Filstalwelle war quasi ein Kleinod in der schwäbischen Radioszene. Nicht immer hochprofessionell, aber dafür charmant und extrem hörernah. Den ersten Mini-Eklat gab es mit der Einstellung der Volksmusiksendung am Sonntagmorgen. Wie fast alle Lokalradios hatte auch die Filstalwelle bis in die 1990er-Jahre hinein ein tageszeitorientiertes Musikprogramm mit Spartensendungen am Abend und am Wochenende. Dazu gehörte auch die obligatorische volkstümliche Schiene am Sonntagmorgen. Nachdem diese aus dem Programm gekegelt wurde, hagelte es Proteste, ich meine, es gab sogar eine kleine Demo vorm "Funkhaus". Das Musikprogramm wurde dann (es muss so um 1993 herum gewesen sein) schon etwas angepasst und die Ecken etwas abgeschliffen, Spartenangebote reduziert. Aber es war immer noch ein musikalischer Fundus, der den heutiger Dudler weit übersteigt, auch im Tagesprogramm. Insofern denke ich gerne an die Filstalwelle zurück, und es gibt noch Macher von damals, die heute (wieder) radioaktiv sind, z.B. beim nichtkommerziellen Lokalradioprojekt Radio FIPS. http://www.radio-fips.de/
Insbesondere erinnere ich mich noch an einen Spontanbesuch bei der Filstalwelle Anfang der 90er. Nachdem mich zuerst ein grosser Hund begrüsste, wurde ich von einem Mitarbeiter burschikos und freundlich empfangen und mir wurde in aller Ausführlichkeit das Studio gezeigt und vorgeführt (dabei hatte ich mir doch nur ein Programmschema, Flyer und ein paar "Uffbäbber" erhofft). So gewinnt man Freunde als Lokalradio!
 
Ja, das ist richtig. Anfangs hatte man im Nachtprogramm nur Nonstop-Musik. Irgendwann, ich glaube, es war mit dem Frequenzwechsel auf 105.4, wollte die Filstalwelle auch eine ARI-Kennung haben, um von allen Autoradios auch im Suchlauf gefunden zu werden. Vorgabe dafür war, rund um die Uhr ein Liveprogramm on air zu haben, um im Falle des Falles Warnmeldungen durchgeben zu können. Dies löste man bei der Filstalwelle durchaus kreativ: Eine Zeit lang wurde diese Nachtschicht von einem (schwarzen, amerikanischen) DJ gestaltet, der dort grossteils auf englisch die Sendung fuhr und alle möglichen abgefahrenen Scheiben (viele Maxis und Remixe) aus dem Funk/R&B und Hiphop-Bereich spielte. Auch gab es viele phone-ins in dieser Show. Eine Verkehrsmeldung musste er glaub so gut wie nie lesen...
Es gab aber in den Anfangszeiten des Privatfunks gar nicht wenige Lokal- und Regionalradios, die einen 24h-Betrieb fuhren.
 
Ja, das kam mit dieser Übernahme. Der Großteil der Anteile wurde verkauft und es wurde fortan nur noch ein Fensterprogramm produziert. Vom alten Filstalwelle-Programm war da null komma garnixmehr übrig.
 
Interessant finde ich ja, dass die Filstalwelle (zumindest vor der Kooperation mit Antenne 1) werktags genau um 11 Uhr ein Wunschkonzert namens „Wählscheibe“ platziert hatte, quasi fast in direkter Konkurrenz zu SDR 1.
Wie auch das von 12 bis 14 Uhr ausgestrahlte Mittagsmagazin „Mikrowelle“ wurde dieses aber nur über die Geislinger Frequenz ausgestrahlt, des Göppinger Bürgerradios wegen.
 
Schon merkwürdig, dass man im Filstal Radio 7 als Bereichssender hatte, und mit Antenne Filstal einen Lokalsender, der als Rahmenprogramm einen Bereichssender übernommen hatte.
Und im Kreis Esslingen war es genau anders herum. Antenne 1 als Bereichssender, und der Lokalsender Radio 7 ES hatte Radio 7 übernommen.
 
Die genauen Hintergründe dafür kenne ich nicht.
Radio ES hatte ursprünglich bei Sendestart als einer der wenigen Lokalsender in Baden-Württemberg bereits ein Rahmenprogramm bezogen, und zwar jenes von Radio Luxemburg! Ab Sommer 1990 wurde dann das neu gestartete Rahmenprogramm von RTL Radio aus Stuttgart übernommen, welches namenlos daherkam (ähnlich wie die Mantelprogramme von BLR und NRW) und auch über die ehemaligen Bürgerradio-Frequenzen in Mühlacker und Geislingen zu hören war.
Dieses Programm existierte nur bis 1994, danach war Radio ES gezwungen, sich einen neuen Mantelanbieter zu suchen. Man dockte dann bei Radio 7 an, was dann aber konsequent durch eine Umbenennung in Radio 7 ES, Anpassung des Logos usw. geschah. Radio 7 war sicherlich froh, auf diese Weise in den Stuttgarter Raum hinein senden zu können.
Antenne 1 begann dann mit der Übernahme der Filstalwelle im Radio7-Terrain zu wildern.
Beides wurde dann von der LFK in der nächsten Lizenzierungsperiode behoben. Der Kreis Göppingen ging komplett an Antenne1 (der Name Antenne Filstal verschwand und die Frequenz ging in der Lizenz des Bereichssenders 2 auf), Radio ES wurde bereits kurz zuvor an das Stadtradio in Stuttgart verkauft und existierte nicht mehr.
So ergab es sich, dass Radio 7 gleich zwei dicht besiedelte Kreise verlor. Antenne 1 musste aber seinerseits die reichweitenstarke Frequenz 105.2 Langenbrand aufgeben, die weit in das Gebiet von R. Regenbogen hineinstrahlt.
 
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen zum Thema, Radiocat. Gerne mehr davon. :)

Man hat ja in Baden-Württemberg in den ganzen Jahren eine gewaltige Flurbereinigung betrieben. Gerade um Stuttgart rum ist es recht übersichtlich geworden.
Dass der Kreis Göppingen an Antenne 1 ging macht ja schon ziemlich deutlich, wen die LfK gerne hat. Die 105.2 aus Langenbrand hätte man ohne die Existenz von bigFM bestimmt nicht abgeben müssen. Für was man die 106.9 aus Leonberg braucht werde ich auch nicht so ganz verstehen.
Bei einem meiner Aufenthalte in Stuttgart habe ich mal den Empfang von Radio 7 ES testen wollen, aber da war in der City nichts zu machen. In Untertürkheim dagegen ging es.
Wenn ich mich richtig erinnere nannte man sich zum Schluss noch Stadtradio ES, oder?
 
Die Leonberger Frequenz hat eine interessante Geschichte: Ursprünglich war sie eine ganz normale Lokalradiofrequenz. Ganz zu Anfang wurde ja jede Frequenz einzeln ausgeschrieben. Wie die genauen Beteiligungen da aussahen, weiss ich nicht. Jedenfalls wurde auf dieser Frequenz Radio BB ausgestrahlt.
Mit dem Wechsel der Langenbrander 105.2 zu Big FM brauchte Antenne 1 aber einen Ersatz für Pforzheim. Da hatte man ja schliesslich ein Studio eingerichtet (kluger Schachzug) und so konnte dieser Raum nicht, wie eigentlich vernünftiger, Radio Regenbogen überlassen werden. Dieser Ersatz wurde dann die Frequenz 107.0. Dies hatte aber zur Bedingungen, dass die Leonberger Funzel auf 106.9 mit demselben Programm betrieben werden musste. Dies verwirklichte man dann, allerdings mit grösserer Richtstrahlung als vorher bei Radio BB. Bei Radio BB versuchte man durch eine zusätzliche Antenne am Standort Sindelfingen und späterer (dann schon bei NRJ) Leistungserhöhung diesen Verlust wieder zu kompensieren. Mittlerweile ist es zu vernachlässigen, da NRJ im Leonberger Raum auch über die 100.7 gut zu empfangen ist.
Radio BB und RTV Radio dagegen hatten hier schon leichte Lücken. Schmerzlich war vor allem die wegfallende Tunnelversorgung am Engelberg. Eine Zeitlang war dort Antenne 1 doppelt zu empfangen, bis man die 106.9 abschaltete, aber durch nichts anderes ersetzte.

Naja, Flurbereinigung. Die wurde aber nicht von oben bewirkt, sondern entstand durch die tlw. recht schlechte Marktsituation. Kleine Lokalsender im Umland einer Großstadt gegen einen alles überstrahlenden Bereichssender? Das kann einfach nicht funktionieren. Die erste Lizenzierungsphase war sozusagen die Erprobungsphase. Man wollte möglichst vielen Anbietern die Chance geben, es auszuprobieren. Einige blieben auf der Strecke, andere (aber weniger im Raum Stuttgart) mussten durch die Neuaufteilung der Lizenzgebiete fusionieren, einige wenige bekamen keine Lizenz mehr (ich denke da an Stadtradio Powerstation/Hithouse oder Studio live, die gerne weitergemacht hätten und vielleicht heute noch erfolgreich dabei wären). In der zweiten Phase, ich nenne sie mal die Konsolidierungsphase, taten sich dann weiterhin manche Lokalsender schwer gegenüber den Bereichssendern. Teilweise lag das aber auch an ihnen selbst, da ihnen die nötige Kreativität fehlte und sie zu wenig Akzente auf "lokal" setzten, sondern sich als reine Musikstationen positionierten.
In der dritten Phase ist dann ein deutlicher Schrumpfungsprozeß festzustellen. Es kam die teil-landesweite Jugendkette hinzu, die eher die etablierten Veranstalter stützte (siehe Verflechtung bei den Beteiligungen), manche Lizenzentscheidungen (insb. Karlsruhe und Böblingen) waren recht fraglich, anderswo wurden einfach Lizenzen verkauft (Esslingen, zuvor eben Göppingen, später Reutlingen). Der Markt hat sich also ziemlich bereinigt.
Hätte es von vorneherein Konkurrenten mit gleich langen Spießen gegeben (also z.B. 3-4 Programme auf gleich starken Frequenzen für die Region Stuttgart statt einem grossen Regionalsender mit 75kW und einer Handvoll Lokalsender mit Pisselfrequenzen im Umland), dann sähe es vielleicht anders aus. Vielleicht hätte es auch dann ein Funkhausmodell gegeben wie in Nürnberg, was immerhin eine grössere musikalische Vielfalt bringt als das, was wir jetzt im Ländle haben.
 
Irgendwie habe ich noch im Hinterkopf, dass man anfangs noch sechs Bereichssender plante. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen ist es aber dann zu den drei Bereichssendern gekommen. Leider kann ich aber jetzt nicht mehr sagen, wo ich das gelesen habe.

Was die Frequenzen angeht, so ist der Privatfunk in Baden-Württemberg doch gegenüber dem SWR benachteiligt. Die Bereichssender verfügen zwar über starke Grundnetzsender, jedoch oftmals keine Füllsender. Radio Regenbogen fehlen z.B. Baden-Baden, Brandenkopf, Murgtal und Hohe Möhr. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der SWR all diese Füllsender benötigt.
Radio Regenbogen hätte auf jeden Fall einen Füllsender im Hochschwarzwald nötig. In Titisee z.B. kommen die 100.4 und 101.1 ziemlich mäßig an. Zudem wird die 101.1 durch die 101.0 vom Standort Grünten gestört.
Zwar hat man mit Radio 7 in der Gegend einen gut zu empfangenden Bereichssender, aber dieser hat programmlich ja gar keine Bindung zur Region.
 
Radio Regenbogen war, so meine ich, aus wirtschaftlichen Gründen nie am Aufbau von Füllsendern interessiert. Selbst Wadlshut-Tiengen wurde nie verwirklicht, lediglich Buchen im Odenwald irgendwann. Bei Antenne 1 sah das wohl anders aus.
Was fehlt, ist der Standort Feldberg, so dass tatsächlich im Hochschwarzwald tlw. kein privater Sender durchgängig in guter Qualität zu empfangen ist. Der Standort Feldberg war tatsächlich einmal für den Privatfunk vorgesehen und auf der Frequenz 104.0 funkte auch eine gute Zeitlang (bis 1994) FR1, bis der SWF diese Frequenz für sein viertes Programm einklagte. So wurde die 104.0 dann dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zugeschoben, wie auch die 105.7 in Stuttgart, auf der eigentlich 1994 ein kommerzieller Anbieter starten sollte.
 
FR 1 sendete bis August 1994 vom Feldberg. Ich erinnere mich an einen Trailer, in dem es hieß "Radio FR 1 - weiterhin auch auf der 106.0". Kurze Zeit später war dann im Südwest 3-Text die 104.0 für S4 gelistet. Als schlechte Entschädigung bekam FR 1 die 106.6 vom Hochfirst, die, seit es die 106.5 vom Pfänder gibt, mit Interferenzen zu kämpfen hat.

Die Entscheidung um die 105.7 aus Stuttgart löste beim Privatfunk glaube ich ziemlichen Unmut aus. Der SDR bedankte sich dagegen öffentlich mit einer Plakatkampagne, die die Unterschriften der Bürger, die auf der Frequenz S2 forderte, abbildete. Solch ein Plakat habe ich im April 1997 in einer Stuttgarter U-Bahn-Station gesehen.
 
Ja, Lord Helmchen.
Dazu muss man wissen: Der SDR erhoffte sich Mitte der 80er-Jahre noch, eine landesweite Kette für ein viertes Hörfunkprogramm zu bekommen. Schon damals war geplant, die nach und nach aus der Taufe gehobenen Regionalprogramme (Kurpfalz Radio, Baden Radio, Franken Radio, R. Stuttgart, Schwaben Radio) in ein Gesamtprogramm zu integrieren. Eine Liste mit den Frequenzen wurde damals sogar im Südfunk-Heft veröffentlicht, dabei handelte es sich exakt um jene Frequenzen, die wenige Jahre später der Privatfunk bekam (Heidelberg 102.8, Mühlacker 100.7, Stuttgart 101.3...).
Ende der 80er Jahre wurde zwischen SWF und SDR ein Kooperationsvertrag ausgearbeitet, der vorsah, aus den bisherigen Kulturprogrammen SDR2 und SWF2, die bislang schon über weite Strecken ein gemeinsames Programm ausstrahlten, das neue gemeinsame Programm S2 Kultur zu formen. Desweiteren war der Start eines vierten Programmes vorgesehen, das den Mantel für die Regionalprogramme bilden sollte. Dafür standen die oben erwähnten Frequenzen freilich nicht mehr zur Verfügung. Aufgrund der offiziellen Erweiterung des Rundfunkbandes bis auf 108MHz war es aber möglich geworden, neue leistungsstarke Frequenzen oberhalb 104MHz zu koordinieren. Diese durften übergangsweise nur mit reduzierter Leistung betrieben werden aufgrund Einsprüchen wegen des Flugfunks. Mit der Zeit fielen diese aber nach und nach weg. So war der Weg frei für ein landesweites viertes Programm. Zentral war dabei für den SDR, dass er auch eine leistungsstarke Frequenz im Raum Stuttgart zur Verfügung hat. Da es hier noch keine weitere Frequenz gab, nahm er die 90.1 aus seinem eigenen Fundus und nutzte diese für das vierte Programm, das zweite Programm wurde auf die 1kW-Frequenz 87.9 abgeschoben, auf der vorher R. Stuttgart und die Gastarbeitersendungen liefen. Man war der Meinung, durch die einstrahlenden SWF-Frequenzen (Hornisgrinde 96.2 und Raichberg 91.8) wäre trotzdem eine weitestgehende Versorgung des Kulturprogrammes gegeben, man werde sich aber dafür einsetzen, diese Situation nach und nach zu verbessern. Natürlich gab es von Seiten der Kulturprogrammnutzer entsprechende Beschwerden, war doch dieses Programm im Umland von Stuttgart nun vielfach nicht mehr einwandfrei zu empfangen. Übrigens entstand auch im Raum Pforzheim eine grössere Lücke, da es auch dort zu einer Umnutzung kam. Hier wurde die 97.0 (bislang SDR3) für S4 BadenRadio hergenommen, SDR3 wanderte stattdessen auf die alte SDR2-Frequenz 89.5. Diese wurde erst mit der Fusion an den Privatfunk abgegeben.
Irgendwann 1992/93 tauchte die Frequenz 105.7 Stuttgart dann im Frequenzfundus auf. Die LfK wollte diese für ein weiteres kommerzielles Programm in Stuttgart ausschreiben. Sehr interessiert daran war vor allem RTL, das seine ganzen Bemühungen auf diese leistungsstarke Frequenz richtete und sich konsequent um keine andere mehr bewarb.
Das Ergebnis kennen mir: Der SDR klagte die Frequenz gerichtlich erfolgreich ein, startete S2 Kultur auf dieser Frequenz, RTL ging leer aus und zog sich verägrert aus Baden-Württemberg zurück. Die 87.9 wurde übrigens für einige Zeit nach Mühlacker verlagert und strahlte interimsweise dort S4 Baden Radio aus. Später wurde dann dort die Frequenz 95.7 nachkoordiniert und die 87.9 wanderte zurück an ihren alten Standort und wurde von DR Berlin (heute DR Kultur) genutzt.
 
Da ist ja einiges "rumgeschoben" worden.

Die 89.5 müsste 1999 abgeschaltet worden sein. In dem Jahr im September habe ich meine Ausbildung angetreten, und wohnte damals in Karlsruhe. Die Frequenz kam da ja ziemlich gut an, und dürfte zusammen mit der 99.9 aus Heidelberg die Versorgung von SDR 3 in Karlsruhe sichergestellt haben.
Irgendwann dann (2000?) tauchte die 89.5 mit sunshine live dann in Stuttgart auf .

Wenn ich mich richtig erinnere kam die 97.0 auch einst aus Langenbrand, bevor nach Ettlingen verlegt wurde.
Von der Berufsschule aus guckte man direkt in Richtung Wattkopf.
Ebenfalls bis 1999 kam von dort SWR1 BW mit 0,3 kW. Die wurde dann ja als 90.4 in Karlsruhe "wiedergeboren".
Die 92.9 in Langenbrand für SWR1 BW existiert trotz Fusion immer noch. Da wäre doch aber sicher auch ein Stadtsender in Pforzheim ausreichend. Das D-Radio könnte die 92.9 sicher gut gebrauchen.
 
97.0 wurde als Frequenz für Südfunk 3 nachkoordiniert am Standort Langenbrand, das ist richtig. Damals wurde ja noch im dritten Programm gesplittet zwischen Baden und Württemberg, in welchem Umfang weiss ich nicht mehr, aber die Mutter aller Regionalisierungen war das Studio Heidelberg. Das hatte natürlich vor allem damit zu tun, dass sich Nordbaden in den Stuttgarter Programmen unterrepräsentiert fühlte. (genau aus demselben Grund unterhielt der SWF auch ein Studio in Tübingen, da war es natürlich genau umgekehrt). Und wer das Gefühl der Badener seit der Vereinigung der Länder kennt, ständig nur auf Platz 2 zu stehen, der weiss, warum dies ein politisch wichtiger Schritt war. Die 97.0 sollte somit die 99.9 im südlichen Teil des Sendegebietes unterstützen.
Was SDR1 angeht, muss ich aber Lord Helmchen korrigieren. Für SDR1 installierte man in den späten 80ern einen Füllsender auf dem Badenwerk nahe des Rheins, der auf 90.3 sendete. Dieser sollte ein paar östliche Stadtteile von Karlsruhe versorgen, die topographisch abgeschattet lagen. Allerdings hatte diese Funzel gegenüber der 90.3 auf dem Donon im Norden der Vogesen nie eine Chance und brachte überhaupt nicht den gewünschten Erfolg, da gerade jene Orte in Tälern lagen, die durch ihre West-Ost-Exposition die Signale vom Donon in voller Stärke hereinliessen. Das war eine der ersten Rohrkrepierer-Funzeln, die es gab. Später wurde sie, wie richtig erwähnt, auf 90.4 korrigiert und dann auf 1kW hochgeschraubt für Klassik Radio. Mittlerweile gibt es weniger Störungen mit Donon. Es kann aber auch sein, dass dort irgendwas an den Antennen verändert wurde.
Die 92.9 ist wirklich in der Stärke für SWR1 völlig überzogen. Allerdings müsste man erst einmal eine alternative Frequenz für Pforzheim finden, denn ganz ohne sie gäbe es da schon Lücken. Der SWR würde aber dann sicher erst einmal die 92.9 selbst verwenden, und zwar für Das Ding, das überall den Drang hat, mit Big FM frequenztechnisch gleichzuziehen.
 
Die Regionalisierung in Südfunk 3 erfolgte seinerzeit in einem in zwei Regionen gesplittetes Mittagsmagazin von 13 bis 14 Uhr.
Baden: Neues auf 99,9 (aus Karlsruhe, später Heidelberg)
Württemberg: Von 1 bis 2 auf Südfunk 3; ab 1975: Südfunk regional – das Mittagsmagazin aus Stuttgart
Am Samstagmorgen fand ab dem Oktober 1972 auch eine Regionalisierung statt, von 7.40 bis 9 Uhr.
 
@Radiocat:
Vielen Dank für die ausführlichen Infos und die Richtigstellung betreffend der 90.3 von SDR 1. Dabei war ich mir sicher in einer Frequenzliste gesehen zu haben, dass die aus Ettlingen käme.

In Pforzheim gäbe es doch aber eigentlich eine Möglichkeit für einen Tausch. Das D-Radio sendet dort mit 0,5 kW auf 95.2. Diese würde dann die Gegend mit SWR1 BW versorgen können, und das D-Radio hätte damit an Terrain dazugewonnen. Die 92.9 ist, obwohl sie "nur" 5 kW hat, nicht zu unterschätzen. Im Süden von Mannheim geht sie bereits recht gut
 
Die 95.2 reicht nicht einmal zu einer Abdeckung des Pforzheimer Stadtgebietes aus, da dort tlw. noch HR2 auf 95.3 vom Hardberg sehr stark reinkommt. Daher lässt sich diese Frequenz sicher auch nicht "aufbohren".
@Redakteur: Danke. So genau wusste ich es nicht, zumal meine Erinnerungen nicht bis in die 70er zurückreichen. War die 97.0 damals schon dabei, oder wann genau wurde die für Südfunk 3 nachkoordiniert?
 
Was SDR1 angeht, muss ich aber Lord Helmchen korrigieren. Für SDR1 installierte man in den späten 80ern einen Füllsender auf dem Badenwerk nahe des Rheins, der auf 90.3 sendete. Dieser sollte ein paar östliche Stadtteile von Karlsruhe versorgen, die topographisch abgeschattet lagen. Allerdings hatte diese Funzel gegenüber der 90.3 auf dem Donon im Norden der Vogesen nie eine Chance und brachte überhaupt nicht den gewünschten Erfolg, da gerade jene Orte in Tälern lagen, die durch ihre West-Ost-Exposition die Signale vom Donon in voller Stärke hereinliessen. Das war eine der ersten Rohrkrepierer-Funzeln, die es gab. Später wurde sie, wie richtig erwähnt, auf 90.4 korrigiert und dann auf 1kW hochgeschraubt für Klassik Radio.

In dieser Broschüre des SDR, gültig für die Jahre 97/98, ist für die 90.3 von SDR 1 tatsächlich Ettlingen (Wattkopf) als Standort angegeben. Dann muss es da ja mal irgendwie eine Verlegung der 90.3 gegeben haben.
 

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Hmmm, da muss ich jetzt auch passen. Vielleicht hatte man kurze Zeit tatsächlich die 90.3 vom Wattkopf ausgestrahlt. Eher vermute ich aber, dass dies ein Fehler in der Broschüre war. Die zu versorgenden Stadtteile lagen nämlich im Westen Karlsruhes (Teile Durlachs, Grötzingen etc.) wo Heidelberg abgeschattet ist. Dort aber kommt der Wattkopf auch nicht so besonders gut hin. Das grosse Problem war aber stets der Donon (höchster Berg der Nordvogesen), von wo mit 10kW Radio France sendet. Das reduzierte die Reichweite der 90.3 auf rauschfreie wenige (Kilo)meter, so dass es in den besagten Stadtteilen wohl keine flächendeckende Verbesserung gab.
 
Ist ja auch nicht mehr so wichtig, denn die 90.3 ist ja nun Geschichte. ;)
Allerdings muss ich sagen, dass Heidelberg zumindest da wo ich in Durlach gewohnt habe besser ankam als die Hornisgrinde. Wenn man dann aber mit Zug von Durlach zum Hauptbahnhof fuhr verbesserte sich da dann ganz schnell der Empfang von der Hornisgrinde.
 
Ja, da steht wohl der Wattkopf selbst im Wege. Allerdings war Karlsruhe ja sowieso SDR-Sendegebiet. Die Stadt war seitens des SWF aber vor allem via Weinbiet und Donnersberg ebenfalls sehr gut versorgt.
 
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